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Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,8, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Lehrstuhl für NDL), Veranstaltung: Proseminar Der Neue Mensch - Utopie, Ideologie, Fiktion, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit jeher haben Menschen nach anderen, neuen Daseinsformen gesucht. Immer wieder wurden Konzepte und Visionen eines ,Neuen Menschen′ entworfen, die das gegenwärtige Leben verändern und in eine höher entwickelte Phase bringen sollten. Die Suche der Menschen nach Erlösung aus den und ihr Streben nach Überwindung der gegebenen Lebensverhältnisse scheint ein Phänomen zu sein, das nicht von Religions- und Kulturzugehörigkeit abhängt, sondern als anthropologische Konstituente bezeichnet werden kann. Dem ,Neuen Menschen′ als einer zentralen Denkfigur kam besonders im Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zu. Der heroische Mensch war die Hoffnungsvision, auf dem sich ein ,Drittes Reich′ gründen sollte. So verkündete die nationalsozialistische Literatur einen ,Neuen Menschen′ auf nationaler Basis. Hanns Johst, ein aus dem literarischen Expressionismus stammender Autor, veröffentlichte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sein Drama Schlageter, mit dem er sich offen zum Nationalsozialismus bekannte1. Schon fünf Jahre zuvor hatte Johst in seinem programmatischen Bekenntniswerk ,,Ich glaube!" den Zustand der Gesellschaft beschrieben, der ihm die Forderung nach einem ,Neuen Menschen′ als dringend notwendig erscheinen ließ: ,,Der Mensch als treibende Idee hat abgewirtschaftet. Die Mechanik der menschlichen Weltbestimmung treibt die innere Triebkraft der Seelen nicht mehr zu Ekstasen und Erhebungen über Menschenmacht hinaus." (Johst 1928, S. 30). In dieser Arbeit soll nun versucht werden, das Bild des ,Neuen Menschen′, wie Hanns Johst es in Schlageter entwirft, darzustellen und somit die Ideologie der Nationalsozialisten, denen die Titelfigur des Stückes als ,,[...] der erste politische Soldat des neuen Reiches" galt, der ,,[...] mit seinem Opfergang das Signal für den Freiheitsmarsch in die Zukunft"2 gebe, zu umreißen.
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Otto-Friedrich-Universität Bamberg Neuere deutsche Literaturwissenschaft Proseminar II: „Der Neue Mensch“ - Utopie, Ideologie, Fiktion
Wintersemester 1997/98
„NS-Idole“
Hanns Johsts SchauspielSchlageter
und die Wiederbelebung
Daniela Schröder
Diplom-Germanistik/Schwerpunkt Journalistik Nebenfach Anglistik 4. Fachsemester
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Seit jeher haben Menschen nach anderen, neuen Daseinsformen gesucht. Immer wieder wurden Konzepte und Visionen eines ,Neuen Menschen’ entworfen, die das gegenwärtige Leben verändern und in eine höher entwickelte Phase bringen sollten. Die Suche der Menschen nach E rlösung aus den und ihr Streben nach Überwindung der gegebenen Lebensverhältnisse scheint ein Phänomen zu sein, das nicht von Religions- und Kulturzugehörigkeit abhängt, sondern als anthropologische Konstituente bezeichnet werden kann.
Dem ,Neuen Menschen’ als einer zentralen Denkfigur kam besonders im Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zu. Der heroische Mensch war die Hoffnungsvision, auf dem sich ein ,Drittes Reich’ gründen sollte. So verkündete die nationalsozialistische Literatur einen ,Neuen Menschen’ auf nationaler Basis.
Hanns Johst, ein aus dem literarischen Expressionismus stammender Autor, veröffentlichte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sein DramaSchlageter,mit dem er sich offen zum Nationalsozialismus bekannte1. Schon fünf Jahre zuvor hatte Johst in seinem programmatischen Bekenntniswerk „Ich glaube!“ den Zustand der Gesellschaft beschrieben, der ihm die Forderung nach einem ,Neuen Menschen’ als dringend notwendig erscheinen ließ: „Der Mensch als treibende Idee hat abgewirtschaftet. Die Mechanik der menschlichen Weltbestimmung treibt die innere Triebkraft der Seelen nicht mehr zu Ekstasen und Erhebungen über Menschenmacht hinaus.“ (Johst 1928, S. 30).