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Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (NDL-Lehrstuhl), Veranstaltung: Hauptseminar 'Leserbilder in der Gegenwartsliteratur', Sprache: Deutsch, Abstract: Als eines der Leitthemen in der deutschen Nachkriegsliteratur sticht die faschistische Vergangenheit Deutschlands hervor. [...] Schon die Tatsache, dass darüber in einem solchen Ausmass geschrieben wird, dass diese Bücher von einem Millionenpublikum im In- und Ausland gelesen werden, zeugt von der Aktualität des Themas, von dem Einfluss, den die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands auf die heutige Generation ausübt. Die Frage nach der Schuld belegt, wie sehr die Deutschen noch mitten in ihr stecken, wie stark sie sich über ihre Vergangenheit definieren. Im Laufe der Jahrzehnte setzte die Literatur an verschiedensten Aspekten des Themas Schuldfrage und Vergangenheitsbewältigung an. Direkt nach dem Krieg, Ende der 40er Jahre, erschienen viele Landser-Romane, die Soldatentum und Kriegführung glorifizierten. Im scharfen Kontrast dazu schilderten Überlebende des Holocaust das schreckliche Geschehen im Nationalsozialismus. In den 50er und 60er Jahren wurde die faschistische Vergangenheit Deutschlands literarisch kaum thematisiert. Die beiden grossen ,,Ws" - Wiederaufbau und Wirtschaftswunder - beschäftigten die Nation zu sehr, um über die jüngste Geschichte nachdenken zu wollen. ,,Auf zu neuen Ufern!" hiess das Motto; die Schrecken der Nazizeit - und in vielen Fällen auch der eigene Anteil daran - sollten den Aufbau eines neuen Lebens nicht belasten. In den 60er bis 80ern erschien viel wissenschaftliche Literatur über den Holocaust selbst. Anfang der 80er Jahre schliesslich begannen sich die nachgeborenen Generationen mit der Schuld der Älteren auseinanderzusetzen. In Väter-Biografien wurde oft schonungslos mit dem Verhalten der Elterngeneration - sei es als Täter oder als Mitläufer - während des Krieges abgerechnet. Bernhard Schlinks ,,Der Vorleser", der sich mit dem Umgang der zweiten Generation mit der Schuld der älteren Generation beschäftigt, lenkt den Blick auf eine neue Perspektive. Er behandelt die Frage, wie die Generation des Autors, geboren in den Kriegsjahren, und die Generation danach mit dem Holocaust und der Partizipation ihrer Rollenvorbilder darin umgehen können, welchen Einfluss die Schuld der Eltern und Grosseltern auf ihr eigenes Leben hat. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, dieses ,,Wie" zu definieren, sowie die Art und Möglichkeit der Vergangenheitsbewältigung, wie sie in ,,Der Vorleser" exemplifiziert wird, aufzuzeigen.
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