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Diese Kriminalgeschichte ist dem Band "Zwölf mal Polt. Kriminalgeschichten" entnommen, der ebenfalls als E-Book erhältlich ist. Der ertrunkene Japaner in der Kellergasse, gut gezielte Schüsse im Weinkeller und ein Kater auf Abwegen: Nach fünf Polt-Krimis erzählt Alfred Komarek in seinem Band "Zwölf mal Polt. Kriminalgeschichten" nun zwölf neue Geschichten rund um den Weinviertler Kult-Gendarmen. Er spannt dabei einen weiten Bogen von Simon Polts prägenden ersten Tagen im Gendarmeriedienst bis zu seinem späteren Leben als Ermittler im Ruhestand, Ehemann und Vater. Mit seinem unnachahmlichen Gespür für Landschaft und Leute des Weinviertels erzählt Alfred Komarek von den Dörfern und Kellergassen des Wiesbachtals und erlaubt seinen Leserinnen und Lesern neue Begegnungen mit Polt und den liebgewonnenen Menschen um ihn herum: mit der allwissenden Gemischtwarenhändlerin Habesam und dem Winzer Höllenbauer, mit Karin Walter, der Frau an Polts Seite - und natürlich mit seinem Kater Czernohorsky.
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Seitenzahl: 19
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Alfred Komarek
Nutznießer
Eine Kriminalgeschichte
Die Geschichte spielt im niederösterreichischen Weinviertel. Ortschaften und Menschen im Wiesbachtal stammen aus der Welt der Phantasie, und alles ist nur insofern wirklich, als es wirklich sein könnte. Für fachliche Unterstützung und viele gute Ideen bedanke ich mich bei Herrn Franz Enzmann, seines Zeichens Polizist und Journalist. Ganz besonders danke ich Michael Forcher, dem Verleger der ersten Stunde, für die kongeniale Arbeit an meinen Manuskripten.
Polt war sehr guter Dinge an diesem grauen, nasskalten Tag im Herbst. Die Feier zum vierten Geburtstag der Zwillinge war im Kindergarten geradezu fulminant über die Bühne gegangen. Die Mütter hatten Torten mitgebracht, allesamt mit üppigen Cremeschichten versehen und sehr bunt dekoriert. Ein Teil dieser Süßspeisen war in den kleinen Mägen gelandet, der Rest fand äußerlich Anwendung, häufig in Kombination mit süßem Saft. Trotz allen Überflusses hatte es auch tränenreiche und lautstark ausgetragene Verteilungskämpfe gegeben, wenn es um das Vorrecht ging, Verzierungen abzulösen und anzuknabbern oder Kerzenhalter abzuschlecken.
Karin bewegte sich den ganzen Nachmittag über heiter und gelassen durchs kindliche Chaos, und der stetig anschwellende, zunehmend schrille Geräuschpegel war offenbar Musik in ihren Ohren. So nebenbei munterte sie zu lustigen Gruppenspielen auf und verschwand auch einmal mit einem Kind im Klo, dessen Gesicht eine deutlich olivgrüne Färbung aufwies. Simon Polt bewunderte seine Frau, verfolgte das Geschehen geduldig und achtete vor allem darauf, dass Anna und Peter ihren Spaß hatten. Als dann alles vorbei war, half er Karin den Kindergarten einigermaßen in Ordnung zu bringen und ihn von klebrigen Stoffen aller Art zu säubern. Wenig später lagen die Zwillinge friedlich schlummernd im Bett. Die beiden erschöpften Eltern öffneten eine Flasche Wein, fanden einander tapfer, lieb, aber auch sehr begehrenswert, ein Umstand, der den angeblich erholsamen Schlaf vor Mitternacht nicht recht zulassen wollte.
Wie auch immer: am nächsten Morgen war Montag, und Polt wurde um sechs Uhr früh von Frau Habesam erwartet.
Auf die Minute pünktlich traf er ein. Dennoch blickte ihm seine Arbeitgeberin ausnehmend missgünstig entgegen.
„Ist was, Frau Aloisia?“
„Was soll schon sein! Da hab ich einen mordstrumm Grant, einen ganz giftigen Zorn, und dann kommt dieser Mensch auch noch pünktlich ins Gschäft. Kannst du mir sagen, Simon, mit wem ich jetzt schimpfen soll?“