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Die Hauptdarsteller – er Oben und sie Unten – auf der Bühne als in den Strukturen des Oben und Unten gefangen, kommunizieren im Spiel der Kräfte mit- und gegeneinander. Unten strebt nach oben. Oben hält sich an den Konventionen (Drehbuch) fest und geht unter, sobald zwischen den Zeilen zu gegebener Zeit Untens Erkenntnis aufscheint. Unten aber verliert auf ihre Weise. Die Bühnenbauer zurren die Strukturen fest und beenden (eben zu gegebener Zeit) das Spiel. Und wir - die Zuschauer und Konsumenten -, die das Unternehmen finanzieren, werden – wie die durch die Texte stolpernden Hauptdarsteller – zu Störfaktoren der Arbeit, sobald das Budget verbraucht ist. Meine Texte, so stelle ich nun selbst nach Jahren erstaunt fest, sind Liebeserklärungen an das Leben; in der Hoffnung, es möge durch unsere Liebe seine adäquate Gestalt finden – in einer toleranten und von Zwängen befreiten menschlichen Gesellschaft, die gleichsam der gesamten Natur, deren Teil wir Menschen nur sind, ihren angemessenen Raum für Entwicklung bzw. Lebendigkeit zubilligt.
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Seitenzahl: 17
Theaterstück
in sieben Akten
für sieben Rollen und Publikum
mit Auf- und Abbau
von
Stefan Frings
die mir das Leben schenkten
und mich das Laufen lehrten
für Janine,
die mich zu leben
und das große Trotzdem lehrte
für Almut und Paula.
Sie geben mir die Struktur
auf dem Rücken dieses Büchleins
Handwerker bzw. Bühnenbauer:
Josip (Aufbau, pausierend; Abbau, verkündet das Ende)
Enni (Aufbau, Gerüstbau; Abbau, entfernt die Tücher)
Leo (Aufbau, Bodenleger; Abbau, ermahnt zum Papieraufheben, hilft in den Mantel)
Tommi (Aufbau, Kulissentacker; Abbau, rückt die Stühle zurecht)
Alex (Aufbau, trägt die Boxen; Ende, saugt Staub)
Hauptdarsteller:
Oben - männliche Stimme (von oben vom Gerüst her durch die Lautsprecher)
Unten - Darstellerin (auf der Bühne)
Schwarzes Tuch in Falten über den Boden gelegt, so dick, daß unhörbar leise gegangen werden kann. Graues Tuch als Hintergrund, in Falten gelegt, könnte eine Felswand darstellen. „Oben“ steht auf einem Gerüst, nur die Beine und Füße sind sichtbar. „Oben“ spricht vom Blatt lesend seinen Text. Auch „Unten“ hat ihren Text zur Stelle - lose Blätter, die auf dem Boden liegen; sie geht zu ihnen hin und schaut darin nach, wenn sie es braucht (auch wenn sie es nicht braucht). Sie ist fast ständig in Bewegung. Kleidung schwarz oder weiß.
Die Darsteller der Rahmenhandlung (Auf- und Abbau) in Clownmasken und Arbeitsanzügen. Sie - als vermeintlich wichtigere Personen (Bühnenarbeiter) - machen sich zum Narren (wie wir, als Arbeitende, im richtigen Leben). Die Hauptdarsteller (vermeintlich nur dem Spiel sich hingebend, nicht dem Ernst der Arbeit untergeordnet) sind karg auszustatten; hier tritt der Mensch in den Vordergrund - nur im „Spiel“.
Statt Eintrittskarten werden Clownsnasen an die Zuschauer ausgegeben, die sie bei der Eintrittskontrolle aufsetzen und so sich zum Narren machen. Sie sind die Konsumenten der Arbeitsprodukte (wie im richtigen Leben, nach der Arbeit, wo wir als König Kunde uns in unsere Arbeitgeber verwandeln); die Realität ist verrückter als das Theater; es gibt kein richtiges Leben im falschen (Adorno).
Inhaltsverzeichnis
Oben und Unten