Ohne Blei auf meinen Flügeln - Katharina Xxx - E-Book

Ohne Blei auf meinen Flügeln E-Book

Katharina Xxx

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Beschreibung

Weil Mobbing zu stoppen ist und Jahrelange Qualen vermeidbar sind, beschreibe ich, als hilfreiche Stütze für alle Betroffenen, in diesem Buch meinen persönlichen Weg aus der Mobbing-Opferrolle. Sechs wichtige Schritte sind in große Themenkapitel aufgeteilt und veranschaulichen den bildlichen Wandel meiner Seele von einer bleischweren Feder in farbenfrohe Flügel. Zudem gebe ich Einblicke in meine Beratungsarbeit und Vorträge. Dort beantworte ich viele wichtige Fragen zum Thema Mobbing, kläre über die Strukturen und echten Ursachen auf und zeige Lösungswege auf.

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Weil Mobbing zu stoppen ist und jahrelange Qualen vermeidbar sind!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort:

Eine friedliche Gewitterfront

SCHLUSS MIT VERDRÄNGUNG UND VERHARMLOSUNG

Barfuß im Sturm

SCHLUSS MIT DER SCHAM

Mein erstes Radiointerview

Wirklich nur Spaß!

Kalt erwischt

Wieder Opfer!??

Aussortiert

HILFE SUCHEN UND ANNEHMEN

Fremdes Gefühl

Mehr als nur Lampenfieber

BEREIT MIR SELBST ZU VERZEIHEN

Wer auch immer

Meine Wege

ZUR AUSSPRACHE UND VERSÖHNUNG BEREIT

Erste Begegnung

Zweite Begebenheit

Dritte Begebenheit

Vierte Begebenheit

Augen AUF und durch

Frei

ICH KANN UND DARF GUTES DARAUS MACHEN

Ich

Kleine Orientierungshilfe:

Wie viel und wo gemobbt wird

Die Definition und Struktur von Mobbing

Die Alarmsignale eines Mobbingopfers

Ursachen, scheinbare und echte Erklärungen

Wie man Mobbing verhindern kann

Die Lehrkräfte

Die Elterngemeinschaft

Die Schulgemeinschaft

Mein Rat an Eltern, wenn:

das eigene Kind gemobbt wird?

Verletzte Mutterseele

das eigene Kind Mitläufer ist

Ängstlicher Held

das eigene Kind ein anderes mobbt

Für ALLE Eltern

Das hätte ich mir gewünscht

Die Ruhe nach dem Sturm

Anhang Kapitel aus dem Buch: Wie Blei, auf einen Flügeln

Ein Tag Schullandheim als Mama

Verschwunden

Im Schwimmunterricht

Schachmatt?!

Unsichtbarer Begleiter!

Der Fratzenmob

Die Gewitterfront

Stumm- schreiende Zeugen

Vorwort:

Seit der Veröffentlichung meines ersten Buches, „Wie Blei, auf meinen Flügeln- Erinnerungsblitze aus der Mobbinghölle“, werden mir oft folgende Fragen gestellt:

„Wie ging deine Geschichte nach der Schule weiter? Wurdest du in einem neuen Umfeld wieder gemobbt? Wann und wie hast du es geschafft, aus der Opferrolle herauszukommen? Was hättest du dir damals gewünscht, was hätte dir geholfen?“

Daraufhin berichte ich gerne von meinen Erfahrungen nach der Schulzeit. Doch mir wird von Mal zu Mal bewusster, wie unzureichend diese kurzen Statements sind und die Antworten erweisen sich teilweise als so komplex, dass ich sie für mich selbst erst mal ganz klar definieren muss. Damit meine Erfahrungen anderen helfen können, reifte der Entschluss, meinen endgültigen Weg aus der Mobbing-Opferrolle in diesem neuen Buch aufzuzeigen.

Um die Wichtigkeit jedes einzelnen Schrittes hervorzuheben, habe ich meinen Weg in sechs große Themenkapitel eingeteilt.

Sicherlich ist nicht jeder einzelne meiner Schritte eins zu eins auf alle Mobbingopfer zu übertragen, doch ich bin überzeugt, die Darlegung meiner Reise aus diesem staubigen, kalten, dunklen Eck zu einer neuen Persönlichkeit wird andere Mobbingopfer unterstützen. Sie schafft neue Hoffnung, neuen Mut und neue Zuversicht. Hoffnung und Glauben, dass es auch für sie einen Weg aus dieser Hölle gibt, Mut sich auf die eigne Reise zu machen und Zuversicht weiterzumachen, auch wenn der Weg manchmal schwierig zu erkennen, anzunehmen und zu gehen ist.

Auch allgemeine Fragen wie: „Ab welchem Zeitpunkt spricht man von Mobbing? Was sind die Gründe für Mobbing? Woran erkennt man, ob ein Mensch gemobbt wird? Wie kann man ihm und allen Beteiligten dann helfen? Kann man Mobbing verhindern?“, werden mir häufig gestellt. Diese beantworte ich im letzten der sechs großen Themenkapitel, gebe gleichzeitig Einblicke in meine heutige Arbeit und meine individuell gestalteten Vorträge für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Lehrkräfte und Eltern.

Zwischen all diesen Antworten und meiner persönlichen Wegbeschreibung finden sich immer wieder Gedichte oder Parabeln, die meine Gedanken und Emotionen in kleinen Bildergeschichten schildern. Diese veranschaulichen die Wandlung meiner Seele von der bleischweren Feder in farbenfrohe Flügel.

Ich hoffe, sie finden in diesem Buch das, was sie suchen und freue mich ihnen dieses Mal mit gutem Gewissen viel Spaß beim Lesen wünschen zu können.

Herzliche Grüße, Katharina

Eine friedliche Gewitterfront

Ein glutroter Himmel verkündigt das Ende dieses heißen Tages.

Erst betrachte ich dieses Wolkenschauspiel bei der Abschiedsfeier der Grundschulzeit meines Sohnes auf dem Pausenhof, dann im Garten einer Mutter seines Klassenkameraden, die mir in den letzten vier Jahren eine gute Freundin geworden ist. Wir zerreden Stunde um Stunde und lassen uns weder von der Dämmerung noch vom immer häufiger aufflackernden Wetter-leuchten stören.

Als ich endlich in mein Bett sinke hat sich der neue Tag längst nahtlos an den vorigen gefügt und ich schließe todmüde die Augen. Wenige Sekunden darauf aber öffne ich sie wieder, denn genau wie vor über vier Jahren finde ich erneut keinen Schlaf.

Diesmal jedoch sind es keine grausamen Erinnerungsblitze aus der Mobbinghölle, die mich wachhalten. Nein diesmal wirbeln meine Gedanken um mein erstes Buch. Vor wenigen Tagen habe ich es zur Veröffentlichung freigegeben und es müsste längst zum Kauf erhältlich sein. Dies ist aber nicht der Fall, obwohl mir die freundliche Frau am Telefon vor ein paar Stunden versprochen hat, dass ich die entsprechende Bestätigung heute noch per Mail bekäme.

Dieses „Heute“ war Gestern - und ich warte immer noch. , denke ich und spüre, wie mich die zügellose Ungeduld rasend macht. Gleichzeitig quillt mein Herzen vor unbändiger Freude über:

Ich habe es geschafft! Ich habe es wirklich wahr gemacht! ICH!

Dann zaubern mir die klappernden Rollläden vor den geöffneten Fenstern und ein Blitz, der den Raum erleuchtet, ein Lächeln ins Gesicht. Der Donner scheint mit einem Schlag die stickige Schwüle zu verjagen und der pfeifende Wind singt, von den trommelnden Regentropfen begleitet, ein Lied für mich. Meine Gedanken tanzen fröhlich zu dieser Melodie von Frieden, Freude und Freiheit. Ich atme tief ein und spüre die frische Luft in jede Zelle meines Körpers strömen. Die mahnende Stimme, die mich auf den nächsten Tag hinweist, bringt mich ebenfalls zum Lächeln. Denn ich weiß: Ich habe noch nie zuvor so gerne auf den Schlaf gewartet, wie heute Nacht.

Nach wenigen Stunden reißt mich der Wecker aus dem traumlosen Dämmerzustand. Ohne wirklich wach zu sein stehe ich auf und schwanke durch den Raum. Ich werfe einen Blick auf mein Handy und erkenne verschwommen eine neue Mail. Mein Herz klopft viel zu laut und schnell, während ich sie öffne und als ich sie lese erinnere ich mich an meinen letzten Gedanken vor dem Einschlafen: Ich wusste doch, dass es an dem Tag gewittert,- an dem mein Buch erscheint…

Noch immer im Halbschlaf, aber überglücklich kämpfe ich mich die Treppe zu den Kinderzimmern hinunter.

„Mama!“, schrillt die Stimme meiner Tochter durch die Luft „Gell, heute ist das letzte Sommerfest im Kindi für mich?!“ „Jaaa…“, antworte ich mit einem tiefen Gähnen. „Zieh dich schnell an, damit wir nicht zu spät kommen.“ „Und zählst du mit mir nachher wieder die Tage?“ Vollkommen planlos starre ich meine kleine Zahnlückenprinzessin an: „Welche Tage denn Mäuschen?“ „Na wie lange es noch dauert, bis ich in die Schule darf natürlich!!!“ sagt sie mit einem vorfreudigen Strahlen in den Augen.

“Ja, mein Schatz, nachher. Ich muss nur erst richtig wach werden.“, sage ich lachend, streichle ihr nachdenklich über den Kopf und staune über zwei große Wenden in meinem Leben: Während mein Großer seinem Schulbeginn vor vier Jahren immer mit gemischten Gefühlen entgegen sah, weil sich die unausgesprochen-en Erinnerungen meiner Seele in seiner spiegelten, kennt meine Kleine heute kein Fünkchen Zögern.

Während ich in meiner Schulzeit die Tage gezählt habe, wann meine Hölle endlich zu Ende ist, zähle ich heute mit meiner Tochter die Tage, bis zu ihrer langer-sehnten Einschulung.

1. SCHLUSS MIT VERDRÄNGUNG UND VERHARMLOSUNG

Meine ersten Schritte aus der Opferrolle beginnen mit der offenen, ehrlichen und schonungslosen Auseinandersetzung mit meiner Schulzeit und dem Entschluss, diese aufzuschreiben. Dieser mehrjährige Prozess gestattet mir erstmalig die Erkenntnis, nicht zu recht so behandelt worden zu sein.

(Die schwerwiegenden Folgen dieser falschen „die haben ja recht, mich so zu behandeln“ Überzeugung auf meiner Seele und die letztendliche Befreiung schildere ich unter Punkt 4 „Bereit mir selbst zu verzeihen“.) Nur langsam lernte ich, sowohl den Schmerz über meinen eigenen Irrglauben, als auch die Erleichterung, dass dies alles nicht stimmt, gleichermaßen anzunehmen.

Eines Tags stolpere ich beim Schreiben beispielsweise in meinen Gedanken reflexartig über jene Überzeugung, die seit Schulbeginn meine gesamte Tatkraft im Keim zu ersticken scheint: Das kannst du nicht! Das schaffst Du nie! Du hast doch noch nie etwas geschafft!

„Das stimmt doch nicht!“, wiederspreche ich mir laut in den leeren Raum und beginne, diese alte, düstere Überzeugung im tiefsten Winkel meines Inneren ans Licht zu fischen.

Es ist wahr, nach dem Schulabschluss hatte ich mehrere Anläufe für verschiedene Ausbildungen gemacht. Jeder Weg schien vernünftig und passend für mich, aber keiner führte zum augenscheinlichen Ziel.

Trotz dieses vorerst entmutigenden Zugeständnisses betrachte ich meinen Lebensweg genauer und suche nach Begebenheiten, die diese Überzeugung entkräften. Die Gegenargumente zersprengen diesen Bleigürtelsatz regelrecht: Ich kann so einiges. Ich habe zum Beispiel trotz allem meinen Schulabschluss ganz passabel gemacht.

Auch meinen Führerschein habe ich auf Anhieb bestanden- ich kenne viele Leute, die mussten diese Prüfungen mehrmals wiederholen… Ich habe nach über zehn Jahren wieder begonnen, auf meinem Instrument zu spielen, regle den Haushalt, die kümmere mich um die Kinder und lerne nebenher noch eine neue Sprache...

Ich schaue auf all die emotionalen und rationalen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte und stelle fest, dass immer, wenn ich etwas aus tiefstem Herzen schaffen wollte, es auch geschafft habe. Und nur, wenn ich etwas eigentlich gar nicht machen wollte, bin ich scheinbar gescheitert! , denke ich und erkenne: Genau das macht mich ja gleich in doppelter Hinsicht stark!

Dieser erste Lichtblick gibt mir Mut und Kraft, den Weg zu meinem verborgenen „Ich“ weiterzugehen, auch wenn er lang und schwierig ist. Ich muss meine Komfortzone verlassen und aus meiner erlernten, vertrauten und maßgeschneiderten Rolle aussteigen.

Diese Wandlung meiner Seele fühlt sich manchmal an wie … Barfuß im Sturm…

Barfuß im Sturm

Wie ein schwarzer Teppich liegt das offene Meer vor mir. Ich stolpere barfuß über die scharfkantigen Steine. Nur das energische Rauschen der Wellen verrät den Kampf der Giganten. Die Gischt spritzt mir ins Gesicht und verteilt den salzigen Staub auf meinen Lippen.

Ein Blitz leuchtet auf.

Er offenbart mir für eine Millisekunde den vom Wasser zernagten Weg. Meine blutenden Füße zeugen vom gescheiterten Versuch, den zerfressenen Kratern auszuweichen, in deren Pfützen sich all meine Tränen, Ängste und Zweifel tausendfach spiegeln.

Auf der einen Seite des schmalen Pfades stellt sein greller Lichtschein die aufgewühlte Wasseroberfläche in der Tiefe bloß.

Auf der anderen Seite erheben sich bewachsene Felsgestalten, deren Sträucher mir bedrohlich entgegen wuchern.

Dann herrscht wieder Dunkelheit.

Wie schon so oft, scheint mir mein Ziel zu weit entfernt, der Weg zu schmal und ich viel zu klein. Ich will ja! Ich will weiter gehen, will kämpfen, will alle Widrigkeiten überwinden und über mich selbst hinaus wachsen! Aber dieser giftige Strudel aus Selbstzweifeln, Versagensängsten und unaufhörlich wachsender Hoffnungslosigkeit zieht mich gnadenlos in die Tiefe. Wut kocht in mir hoch. Doch bevor ich diese Flamme für mich nutzen kann, kriecht Trauer meinen Körper empor, löscht sie mit einem lauten Zischen und bahnt sich den Weg aus meinen Augen.

Ich bin bereit aufzugeben, mein Bündel niederzulegen, mich in der Erde zu vergraben oder besser noch in den kalten Fluten zu versinken. Resigniert gleitet mein Körper auf die spitzen Steine. Der kühle Wind umweht meine pochenden Füße. Er lindert die Schmerzen und bringt mir die Erinnerung an den warmen, weichen Sand wieder, auf dem ich zu Beginn dieses Weges lief.

Als ich losging war es noch hell, die Sonne schien auf meine Haut und unzählige weiße Schaumkronen tanzten friedlich auf dem türkis blau-silbernen Wasser.

Immer wieder hielt ich inne, genoss die paradiesische Aussicht und das ferne Rufen der Möwen.

Irgendwann verließ der Pfad den feinen Sandstrand und führte mich in schwindelerregende Höhen.

Den kleinen, runden Löchern auf den großen, warmen

Steinen wich ich mit prüfendem Blick tänzelnd aus.

Ab und zu fragte ich mich, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Aber dann kamen mir fröhliche Menschen entgegen, die mich mit einem Lächeln grüßten. In ihren Augen sah ich, dass sie schon gefunden hatten, was ich noch suchte. Also ging ich weiter. Von der Sehnsucht angefeuert schwebte ich über den immer unbequemer werdenden Weg, meinem Wunsch, meinem Traum, meinem Ziel entgegen.

An den Füßen der Leute sah ich unterschiedlichstes Schuhwerk, von dem keines seinem Träger einen sicheren Gang auf diesem Geröll verlieh. So verrückt wie ich, barfuß zu gehen, war jedoch keiner. Hätte ich angesichts dessen ahnen müssen, dass mir diese wagemutige Entscheidung nun zum Verhängnis wird? Nun, da die Sonne hinter mir längst versunken ist, der Sturm tobt und die Vögel über meinem Kopf ungeduldig auf meinen Kadaver warten?

In diesen Gedanken versunken schaue ich auf den gespenstischen Teppich hinaus, dessen Anblick mir ein Schaudern über den Körper jagt.

Da sehe ich ein einsames Licht flackernd vorüberziehen.

Ganz langsam kämpft es sich, Welle für Welle schaukelnd voran und wirft eine tröstende Erkenntnis als Rettungsanker zu mir herüber.

Mein lautloses Weinen weicht einem leisen Summen, denn ich begreife mit jeder Faser meines Seins, was meine geschundenen Füße bezeugen: Ich erkenne die Macht des unstillbaren Willens und der unerschütterlichen Geduld: „Mit Hilfe jedes einzelnen Tropfens der unzähligen Wellen trägt das Meer Schicht für Schicht von den Felsen ab, bis sich die einzelnen Steinbrocken ächzend ergeben. Aber auch diese Steine zermahlt es unbeirrbar weiter, bis endlich weicher Sand die Wege ebnet.“

Mein Herz atmet durch.

Ganz langsam erwacht neuer Mut, neues Selbstvertrauen und neue Hoffnung in mir und richtet meinen Körper wieder auf, während meine müden Augen den ersten Schimmer der aufgehenden Sonne am Horizont erahnen.

Ich gehe meinen Weg aus der Opferhölle also weiter. Ich gehe weiter, weil ich sie nach all diesen Jahrzehnten endlich verlassen will, weil ich jedem anderen Mobbingopfer helfen möchte und weil mir verschiedenste Situationen, wie z.B. „Ein Tag Schullandheim als Mama,“ (W.B.-a.m.F. Seite 148 oder hier im Anhang unter 1. ) zeigten: Nicht die bewussten Erinnerungsblitze, sondern die unbewusst erlernten und programmierten Gefühle in mir und meine damit verknüpften Reaktion-en sind die großen Hürden, welche ich zu überwinden lernen muss.

Beim Aufschreiben jedes einzelnen Bildes dieser 11 Jahre Mobbinghölle durchlebe ich dieselbe Angst, Trau-er, Wut, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Schuld und Scham von damals noch einmal. Dies lässt mich immer wieder zweifeln und den Weg so unüberwindbar schwer er-scheinenaber ich weiß, es gibt keinen anderen.

Und ich weiß, um mir meiner selbst bewusst zu werden, meine Schwächen zu akzeptieren und meine Stärken zu finden, muss den Weg weiter gehen.

Die Veröffentlichung meiner Geschichte und das Selbsteingeständnis, ein Opfer gewesen zu sein, ermöglicht es mir, die Scham als erstes dieser vielen negativen und lähmenden Gefühle Schritt für Schritt abzulegen.

2.SCHLUSS MIT DER SCHAM

So unlogisch es auch klingt, sich als Opfer dafür zu schämen, ein Opfer zu sein, so logischer wird es doch, wenn ich dieses Gefühl bei mir genauer betrachte und meine dahinter liegenden Ängste entlarve.

Da versteckt sich die Angst, von allen angestarrt zu werden, weil sie wissen, was mir damals angetan wurde bzw. was ich mir habe antun lassen.

Die Angst, denselben Urteilspruch über mich zu hören und somit wieder zum Opfer zu werden.

Die Angst, dass mir wieder keiner glaubt und dass mir so alt bekannte Sätze wie: „…Und was hast du denn gemacht?...Irgendetwas muss ja an ihren Anschuldigungen dran sein,… schließlich bist du allein und die sind viele und die Mehrheit kann sich ja nicht irren! ...“ wieder um die Ohren fliegen.

Die Angst, wieder die alleinige Schuld zu bekommen oder dieselbe Verharmlosung und Ignoranz zu erleben.

Die Angst, mein eigenes Versagen, meine Schwäche und Hilflosigkeit zu-zugeben und durch diese Offenlegung meiner Schwachstellen und Verletzbarkeit für je-den alten oder neuen Angreifer, erneut zur perfekten Mobbing-Zielscheibe zu werden.

Diesen Ängsten stellten sich aber seit Beginn des Schreibens zunehmend andere Erfahrungen entgegen. Denn immer, wenn ich mich mit anderen Menschen unterhalte und wir auf das Thema Mobbing zu sprechen kommen, erzählen sie mir von ihren Erfahrungen und Gefühlen. Ich erkenne, wie ähnlich unsere Erfahrungen sind und wie sehr ich ihnen helfe, indem auch ich mich öffne. Am verblüffendsten in diesen Situationen aber ist für mich, dass meistens meine Gegenüber auf dieses Thema zu sprechen kommen. Fast so, als könnten sie mir durch den Kopf direkt in die Seele schauen. So baut sich immer wieder ein kleines Stück Scham ab.

Ein großes Stück fällt von meiner Seele, als ich die erste Leseprobe von W.B.a.m.F. ins Internet stelle und bereits wenige Tag später die Anfrage vom Bayrischen Rundfunk für mein erstes Radiointerview bekomme.

Mein erstes Radiointerview