One crazy Week - Claire Kingsley - E-Book

One crazy Week E-Book

Claire Kingsley

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Beschreibung

Es bedeutete nichts, wirklich …

Nur, weil ich allein in einer Bar sitze lasse ich mich nicht von jedem dahergelaufenen Typen anquatschen. Auch wenn er absolut heiß aussieht. In seinem schicken Anzug und mit seinem umwerfenden Lächeln. So erstaunt wie er ist, scheint er nicht oft einen Korb zu bekommen. Kein Wunder, stellt sich doch heraus, dass er Jackson Bennett ist – Milliardär, charmant, gutaussehend und ein absoluter Playboy. Was Jackson Bennett will, das bekommt er auch. Und er macht mir ein Angebot, das mehr als verlockend klingt: Eine Woche nur wir zwei. Keine Bedingungen. Keine Erwartungen. Nur ein paar verrückte Tage, wie ich sie wohl nie wieder erleben werde.

Mal ehrlich – was soll schon passieren? Unsere beiden Welten sind so verschieden, da ist Verlieben komplett ausgeschlossen …

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Über das Buch

Es bedeutete nichts, wirklich …

Nur, weil ich allein in einer Bar sitze lasse ich mich nicht von jedem dahergelaufenen Typen anquatschen. Auch wenn er absolut heiß aussieht. In seinem schicken Anzug und mit seinem umwerfenden Lächeln. So erstaunt wie er ist, scheint er nicht oft einen Korb zu bekommen.

Kein Wunder, stellt sich doch heraus, dass er Jackson Bennett ist – Milliardär, charmant, gutaussehend und ein absoluter Playboy. Was Jackson Bennett will, das bekommt er auch. Und er macht mir ein Angebot, das mehr als verlockend klingt:

Eine Woche nur wir zwei. Keine Bedingungen. Keine Erwartungen. Nur ein paar verrückte Tage, wie ich sie wohl nie wieder erleben werde.

Mal ehrlich – was soll schon passieren? Unsere beiden Welten sind so verschieden, da ist Verlieben komplett ausgeschlossen …

Über Claire Kingsley

Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen.

Sie kann sich ein Leben ohne Kaffee, ihren Kindle und all den Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen, nicht mehr vorstellen. Sie lebt  im pazifischen Nordwesten der USA mit ihrem Mann und ihren drei Kindern.

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Claire Kingsley

One Crazy Week

Übersetzt von Kerstin Fricke aus dem amerikanischen Englisch

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1: Melissa

Kapitel 2: Jackson

Kapitel 3: Melissa

Kapitel 4: Jackson

Kapitel 5: Melissa

Kapitel 6: Melissa

Kapitel 7: Melissa

Kapitel 8: Jackson

Kapitel 9: Melissa

Kapitel 10: Jackson

Kapitel 11: Melissa

Kapitel 12: Melissa

Kapitel 13: Jackson

Kapitel 14: Melissa

Kapitel 15: Jackson

Kapitel 16: Melissa

Kapitel 17: Jackson

Kapitel 18: Jackson

Kapitel 19: Melissa

Kapitel 20: Melissa

Kapitel 21: Jackson

Kapitel 22: Jackson

Kapitel 23: Melissa

Kapitel 24: Melissa

Kapitel 25: Jackson

Kapitel 26: Melissa

Kapitel 27: Jackson

Kapitel 28: Melissa

Epilog: Melissa

Nachwort

Impressum

Kapitel 1 Melissa

Ich schiebe den Einkaufswagen zwischen den Regalen hindurch und werfe Marker, Karteikarten und Kugelschreiber hinein. Alles Sachen für die Schule – was für ein heißer Scheiß. Der kleine Supermarkt an der Ecke hat unerklärlicherweise bereits im Frühsommer Schulmaterial im Angebot, und ich möchte für das kommende Schuljahr vorsorgen.

Während meines Referendariats erklärte mir meine Betreuerin, dass ich mir einen Beruf ausgesucht hätte, der alles von mir beanspruchte: Intellekt, Herz und Geldbeutel. Damit hatte sie recht. Aber ich plane vier oder fünf größere Einkäufe im Jahr ein, achte auf Sonderangebote und sorge so dafür, dass meine Schützlinge immer einen Stift und einen Radiergummi zur Verfügung haben.

Obwohl mein Handy keinen Laut von sich gegeben hat, hole ich es aus der Tasche und werfe einen Blick auf das Display. Das ist eine blöde Angewohnheit, denn ich mache das vor allem aus Langeweile. Jetzt, da die unglaubliche Erleichterung, die mit dem Ende des Schuljahrs einhergeht, größtenteils verflogen ist – nach dem letzten Schultag habe ich im Grunde genommen drei Tage lang nur gefeiert –, bin ich die meiste Zeit irgendwie zappelig.

Es ist wie damals als Einzelkind und nur mit meinem Dad, als die langen Sommertage vor mir lagen und nichts als Langeweile und unendliche Möglichkeiten versprachen.

Heute wünsche ich mir allerdings weniger Langeweile und mehr Möglichkeiten.

Da summt mein Handy tatsächlich – es ist eine Nachricht von meiner besten Freundin Nicole. Lächelnd lese ich sie. Obwohl sie frisch verlobt ist, sehen wir uns jetzt häufiger, seitdem sie zurück nach Jetty Beach und mit ihrem Verlobten zusammengezogen ist. Es ist sehr schön, dass sie wieder in der Nähe wohnt und wir jederzeit etwas essen oder trinken gehen können.

Da heute Freitag ist, hatte ich ihr vorhin eine Nachricht geschickt und sie gefragt, ob wir uns später treffen können. Ich habe keine große Lust, schon wieder einen Freitagabend mit Netflix auf der Couch zu verbringen.

Tut mir leid, Mel. Ich hab heute keine Zeit. Wir sind zum Essen bei den Jacobsens.

Mist. So viel dazu.

Schon okay. Wir hören uns später.

Als ich gerade an der Kasse stehe, trifft die nächste Nachricht von ihr ein.

Ich mache jetzt Feierabend. Kaffee?

Zu einem Kaffee sage ich nie Nein.

Klar. Wir treffen uns im Old Town.

Ich fahre mit meinem alten Ford-Pick-up zu dem Straßenabschnitt, den wir großzügig als Innenstadt bezeichnen, und finde sogar einen Parkplatz, was mich wundert. Es ist Freitagnachmittag und mitten in der Hochsaison, daher sind gute Parkplätze meist heiß begehrt. Auf den baumgesäumten Gehwegen herrscht reger Betrieb und viele Menschen haben Einkaufstaschen in der Hand oder essen Eis. Eine kühle Brise weht vom Wasser herüber. Ich bin nicht nah genug, um den Strand sehen zu können, aber man weiß auch so sofort, dass man sich direkt an der Küste befindet. Die eine Hälfte der Geschäfte verkauft Drachen, die andere Strandbedarf und maritime Deko-Artikel. Entlang der Straße befinden sich viele Restaurants – alles von meinem Lieblingscafé, dem Old Town Café, bis hin zu einem guten Imbiss, wo man hervorragende Fish and Chips bekommt.

Nicole hat vor einigen Wochen einen neuen Job in der Stadt angetreten, und ihr Büro liegt ganz in der Nähe. Sie kommt mir bereits auf dem Gehweg entgegen, und ich warte vor dem Café auf sie.

Ihr fällt das blonde Haar auf die Schultern, das nur von der auf den Kopf geschobenen Sonnenbrille gebändigt wird, und sie trägt eine hübsche cremefarbene Bluse, eine helle Hose und niedliche hellblaue Absatzschuhe, die ihre sorgfältig lackierten Fußnägel zeigen. Nicole sieht stets professionell und ordentlich aus. Ich blicke auf meine Jeans und das schlichte schwarze T-Shirt herab. An den Füßen trage ich Flipflops. Aber das stört mich nicht weiter, schließlich muss ich ja niemanden beeindrucken und habe obendrein Ferien.

»Hey.« Sie schenkt mir ihr strahlendes Lächeln. Ich finde es wunderbar, dass sie so glücklich ist. Dass ihr Verlobter beinahe alles vermasselt hätte, ist inzwischen so gut wie vergessen.

Wir umarmen uns und betreten das Café. Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben haben, setzen wir uns an einen Fenstertisch mit Blick auf die Straße.

»Und, was treibst du so?«, erkundige ich mich.

»Ach, du weißt schon, Hochzeitsvorbereitungen und Arbeit«, antwortet sie. »Das Übliche. Und du?«

»Ich habe Schulbedarf gekauft«, erwiderte ich leicht sarkastisch.

»Wie aufregend«, meint sie.

»Wohl eher nicht.« In letzter Zeit gibt es in meinem Leben überhaupt nichts Aufregendes mehr.

»Hast du jemanden kennengelernt?«, fragt sie.

»Einen Mann meinst du?«, kontere ich. »Leider nicht. Mein gesellschaftliches Leben besteht aus dir, Ryan, seinen Brüdern – die zwar sehr nett, aber nicht mein Typ sind – und … na ja, das war es auch schon. Ich treffe mich mit euch.«

Nicole lacht auf, während die Kellnerin unseren Kaffee bringt. »Du solltest wirklich öfter ausgehen.«

»Nicht jeder fällt die Liebe ihres Lebens, auf einem Parkplatz, vor die Füße«, erkläre ich. So ist Nicole Ryan begegnet. »Und ja, vielleicht sollte ich heute Abend ausgehen und mich betrinken. Es ist ja nicht so, als hätte ich etwas Besseres zu tun.«

»Hör auf zu jammern, Melissa.«

»Ich jammere nicht.«

»Doch, das tust du. Was ist denn mit diesen Dating Webseiten? Du solltest dir dort ein Profil anlegen. Ich helfe dir gern dabei.«

Ich stöhne auf. »Großer Gott, schlag doch nicht so was vor. Ich bin nicht scharf drauf, online einen Mann kennenzulernen. Ist das dein Ernst?«

»Wieso nicht?«, meint sie. »Es ist ja nicht so, als würdest du in Danny’s Tavern einen finden.«

»Vielleicht ja doch.«

Sie beäugt mich skeptisch. »Na, darauf würde ich mich lieber nicht verlassen.«

»Was ist denn überhaupt falsch daran, Single zu sein?«, will ich wissen.

»Nichts«, antwortet sie. »Aber du beschwerst dich ja ständig darüber, dass dein Leben so langweilig ist.«

»Da hast du recht«, gebe ich nach. »Ich hab einfach schlechte Laune. Wenn Ferien sind, werde ich immer unruhig. Am besten suche ich mir ein neues Hobby.«

»Das ist eine gute Idee«, stimmt sie mir zu.

»Was für ein Hobby könnte ich mir zulegen?«, frage ich sie lachend. »Das Trinken von Scotch zählt nicht, oder?«

Nicole fällt in mein Lachen mit ein. Ihr Handy gibt ein Geräusch von sich, das an ein Windspiel erinnert, und sie wirft einen Blick aufs Display. »Augenblick.« Sie tippt darauf herum. »Ich sage Ryan eben Bescheid, dass ich rechtzeitig zu Hause sein werde, damit wir zusammen zum Essen bei seinen Eltern fahren können.«

Ich blicke aus dem Fenster und beobachte die vorbeigehenden Passanten. Ein älteres Paar schlendert Arm in Arm den Gehweg entlang. Sie tragen beide Partnerlook und sehen sehr glücklich aus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein Paar unter einem Baum. Das Mädchen blickt zu dem Jungen hinauf, und er senkte den Kopf, um sie zu küssen.

Ich seufze leise. Eigentlich bin ich nicht besonders romantisch veranlagt, aber ich hatte seit einem Jahr keine Verabredung mehr und vermisse es sehr, geküsst zu werden.

Auch die anderen Dinge fehlen mir. Sehr sogar.

»Vielleicht sollte ich Cody fragen, ob er jemanden kennt, der Single ist«, schlägt Nicole vor.

Cody ist der ältere Bruder ihres Verlobten. »Ich weiß nicht. Das wäre irgendwie schräg«, sage ich.

»Er ist Arzt«, meint sie. »Bestimmt ist er mit einigen heißen Ärzten befreundet.«

»Die vermutlich alle verheiratet sind.«

Nicole verdreht die Augen. »Okay, wenn du meine Hilfe nicht willst …«

»Entschuldige«, murmele ich zerknirscht. »Achte einfach nicht weiter auf mich. Ich werde jeden Sommer so hibbelig. Das Leben ist einfach immer … gleich. Ich arbeite mir das ganze Schuljahr den Buckel krumm, was völlig in Ordnung ist. Aber dann wird es Sommer, und schon sind die Ferien auch schon wieder vorbei. Die Arbeit geht von vorn los, und ein weiteres Jahr ist rum, kaum dass man sich versieht. Eines Tages werde ich aufwachen und feststellen, dass ich fünfzig bin und überhaupt nichts erlebt habe.«

»Du brauchst dringend mal wieder Sex«, folgert Nicole.

»Allerdings.« Ich genieße es sehr, dass ich mich mit ihr so offen unterhalten kann. »Jemand muss mir den ganzen Mist mal aus dem Kopf vögeln, aber ich wüsste nicht, wie das in absehbarer Zeit passieren könnte.«

Nicole lacht auf und lässt sich durch meine Worte nicht aus der Fassung bringen. Wir sind seit unserer Kindheit befreundet, daher ist sie das gewohnt. »Entweder das oder du schaffst dir fünf Katzen an und stellst dich darauf ein, als verrückte alte Katzendame zu enden.«

»Da sind die Katzen vermutlich wahrscheinlicher«, stelle ich fest, was mir einen missmutigen Blick von Nicole einbringt. »Okay, okay. Ich höre ja schon auf, Trübsal zu blasen. Mal sehen, vielleicht sehe ich mir diese Onlinegeschichte mal genauer an. Ich halte es zwar trotzdem für eine bescheuerte Idee, aber ich kann es ja mal ausprobieren.«

»Wirklich?« Ihre Miene hellt sich auf. »Wenn es dir nicht gefällt, kannst du dein Profil ja einfach wieder löschen.«

»Zur Erheiterung taugt es bestimmt trotzdem«, überlege ich laut.

* * *

Später an diesem Abend mache ich es mir mit einem leckeren Gericht vom Chinarestaurant und meinem Laptop auf dem Sofa gemütlich. Ich bereue schon jetzt, Nicole versprochen zu haben, mir ein Profil bei einer Dating-Seite anzulegen. Aber mir ist auch klar, dass sie mich morgen anrufen und darüber ausfragen wird. Außerdem: Was habe ich groß zu verlieren?

Ich entscheide mich spontan für eine Seite und trage meine Daten ein. Auf dem Profilbild, das ich hochlade, ist mein Gesicht kaum zu erkennen. In den sozialen Medien bin ich ohnehin nicht vertreten – es kommt mir irgendwie komisch vor, wenn ich meine persönlichen Informationen im Internet eingeben soll. Aber hier kann ich mich vielleicht vage genug halten, um es mal auszuprobieren und hinterher notfalls alles wieder zu löschen. Da ich meinen Nachnamen nicht eingeben muss, bleibe ich relativ anonym.

Aber beim Erstellen meines Profils fällt es mir schwer, einige der Fragen zu beantworten. Interessen? Gut, ich bin Lehrerin, aber das ist mein Job. Es ist ja nicht so, als würde es mir großen Spaß machen, in meiner Freizeit Mathearbeiten von Fünftklässlern zu korrigieren. Das Trinken möchte ich lieber gar nicht erst erwähnen – es könnte einen falschen Eindruck erwecken, auch wenn ich einen guten Drink durchaus zu schätzen weiß. Ich gebe einige belanglose Hobbys wie Lesen, am Strand spazieren gehen und Filme ein. Dann drücke ich die Eingabetaste und soll mich vergewissern, dass alles korrekt ist. Meiner Ansicht nach wirkt der ganze Kram eher albern, aber ich bestätige trotzdem.

Ich schalte eine Realityshow ein und widme mich auf der Couch meinem Essen. Die Sonne geht langsam unter, und von draußen höre ich das Kreischen der Möwen. Ein Blick auf meinen Laptop zeigt mir, dass das kleine Benachrichtigungssymbol der Dating-Seite leuchtet, das ich neugierig anklicke.

Drei Nachrichten an mein neues Profil. Das ist ja interessant. Ich öffne die erste.

Hey, du bist echt wunderschön. Ist das wirklich ein Foto von dir? Schickst du mir noch mehr? Ich muss wissen, ob das wirklich du bist. Bist du fett?

Ich lache so laut, dass ich schnauben und mein Essen wegstellen muss, damit es nicht auf dem Boden landet. Ist das zu fassen? Ich klicke das Profil des Kerls an. Sein Benutzername lautet godsgifttowomen69. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Ich vermute, dass es sich um einen Fake handelt. Auf seinem Profilbild ist ein stämmiger Mann in den Dreißigern zu sehen, der eine dicke Brille trägt und verlegen in die Kamera lächelt. Das ist derart klischeehaft, dass es einfach nicht echt sein kann. Ich lösche seine Nachricht und sehe mir die nächste an.

Hi. Ich glaube, wir haben viel gemeinsam. Hast du Lust auf Spaß? Schick mir Nummer. Ich melde mich.

Großer Gott. Ich klicke das Profil an. Der Mann hat einen rasierten Schädel und ein Tattoo im Gesicht, direkt unter einem Auge. Bei seinem Gesichtsausdruck frage ich mich unwillkürlich, ob er jemanden ermordet hat. Er sieht aus wie ein Serienkiller, und sein irrer Blick jagt mir Angst ein. Auch diese Nachricht wandert in den Papierkorb.

Als ich die dritte öffne, kreische ich auf und klappe sofort den Laptop zu. Der Typ hat mir ein Foto von seinem Penis geschickt. Seinem gottverdammten Schwanz! Erschaudernd schiebe ich den Laptop von mir weg.

Vom Online-Dating habe ich eindeutig jetzt schon die Nase voll.

Ich beende mein Abendessen und räume die Reste weg. Da ich keine Lust habe, den ganzen Abend allein zu Hause rumzusitzen, schnappe ich mir meine Handtasche, schlüpfe in meine Flipflops und verlasse die Wohnung. Zu Danny’s Tavern kann ich zu Fuß gehen, es ist nur ein paar Straßen weiter. Selbst ein wenig glamouröser Freitagabend ist besser, als sich auf dem Sofa einsam zu fühlen – wieder einmal.

Außerdem muss ich unbedingt von meinem Laptop weg. Ich will ihn auf keinen Fall wieder aufklappen. Dieses Bild werde ich ohnehin nicht so schnell vergessen.

Kapitel 2 Jackson

Ich stehe auf dem Balkon meines Hotel-Penthouses und blicke auf das Wasser hinaus. Diese Stadt bietet mir zwar nicht die Art von Unterbringung, die ich gewohnt bin, doch so schlimm ist mein Zimmer nun auch wieder nicht. Die Aussicht ist großartig, wenngleich die Möbel eher langweilig sind. Ich sehe mir mit einem Glas in der Hand an, wie die Sonne im Pazifik , der sich unendlich vor mir ausbreitet, untergeht Daran lässt sich nichts aussetzen, allerdings bereue ich es, allein hergekommen zu sein. In dem großen Zimmer ist es einfach zu ruhig und zu leer.

Eigentlich hätte ich schon am Nachmittag wieder abreisen sollen. Ich hatte mich nur den Tag über hier aufhalten wollen, um mich kurz mit den Besitzern der Kunstgalerie zu treffen und die Einzelheiten des Verkaufs zu besprechen. Aus irgendeinem Grund habe ich vor einiger Zeit beschlossen, die Sunset Art Gallery in Jetty Beach zu übernehmen. Als Kind habe ich hier mal einen Sommer verbracht, der zu den wenigen schönen Erinnerungen aus meiner Kindheit gehört. Daher gefällt mir der Gedanke, in die Stadt zu investieren und zu ihrer Verschönerung beizutragen. Ich hätte gar nicht persönlich herkommen müssen, aber ich mag diesen schrulligen kleinen Ort. Und verdammt, es ist Freitag, da kann ja auch keiner im Büro etwas dagegen haben, wenn ich mal nicht vor Ort bin. Mir die Meeresbrise um die Ohren wehen zu lassen, schien eine gute Idee zu sein.

Aber gegen 21 Uhr wird mir richtig langweilig. Ich lasse mir meine Optionen durch den Kopf gehen: nach Hause fahren, was jedoch nicht sehr reizvoll ist, da ich mich nicht von einem Fahrer habe herbringen lassen; in meinem Hotelzimmer zu bleiben und allein weiterzutrinken, was sich absolut erbärmlich anhört; oder ausgehen und herausfinden, was die Menschen in diesem verschlafenen Städtchen an einem Freitagabend so treiben.

Nicht viele Möglichkeiten, wie ich feststellen muss.

Ich nehme ein mittelmäßiges Abendessen im Hotelrestaurant zu mir. Allein, was allerdings gar nicht so schlimm ist wie befürchtet. Die halbwegs attraktive Kellnerin bleibt länger an meinem Tisch stehen, so dass wir ein bisschen plaudern können, aber sie kann mir auch keine Tipps für das Nachtleben geben. Ich schlendere ein wenig durch die Innenstadt herum, in der jedoch bereits alles geschlossen hat. Als ich schon aufgeben will, fallen mir auf einmal Lichter ins Auge. Eine Bar, und sie hat geöffnet! Allerdings wirkt sie recht trostlos. Davor stehen mehrere Autos, im Fenster hängt ein Neonschild, die dunklen Holzwände und die Tür scheinen miteinander zu verschmelzen. Normalerweise frequentiere ich andere Etablissements.

Aber was soll’s.

Ich drücke die Tür auf. Im Inneren sieht es gar nicht so schlimm aus. Besonders gut zwar auch nicht, aber es handelt sich immerhin nicht um die widerliche Absteige, die ich erwartet habe. Es ist einer der wenigen Orte in der Stadt, die nicht so aussehen, als hätte man den Inhalt eines Antiquitätengeschäfts darin aufgestellt. Das Licht ist gedämpft, und eine lange Bar nimmt den größten Teil der hinteren Wand ein. Auf einer Seite des Raums spielen ein paar Leute Billard und Dart. Der Großteil der kleinen Tische auf der anderen Seite des Raums ist besetzt. Hier ist deutlich mehr los, als ich anhand der wenigen Autos vor der Tür erwartet hatte; vermutlich sind die meisten Gäste zu Fuß hergekommen.

Nachdem ich an der Bar Platz genommen habe, werfe ich einen kurzen Blick auf die Getränkekarte. Aber da der Barkeeper nirgendwo zu sehen ist, hole ich mein Handy hervor, um die Wartezeit zu überbrücken.

Warum mir die Frau ein Stück weiter auffällt, kann ich selbst nicht sagen. Als ich aufblicke, nehme ich sie plötzlich wahr. Sie hat das dunkle Haar zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt, und unter ihrem engen schwarzen T-Shirt zeichnen sich perfekt gerundete Brüste ab. Ihre Skinny-Jeans schmiegen sich an ihren wohlgeformten Hintern, und sie trägt Flipflops. Vor ihr stehen mehrere leere Shotgläser. Als sie sich zu mir umdreht, kann ich ihre vollen Lippen und großen dunklen Augen sehen. Sie hat eine niedliche kleine Nase und ich muss lächeln, als sie sich mit der Zunge über die Unterlippe fährt. Endlich habe ich in dieser Stadt etwas Interessantes entdeckt.

Ich will sie gerade ansprechen, als der Barkeeper plötzlich vor mir steht. Der Mann passt perfekt in dieses Ambiente. Ungepflegter Bart, hochgerollte Hemdsärmel und würde er mit einem Geschirrhandtuch ein Glas abtrocknen, wäre das Bild perfekt.

»Was kann ich Ihnen bringen?«, fragt er.

»Einen Highland Park Thirty«, bestelle ich.

Der Barkeeper beäugt mich irritiert. »Okay.«

»Warte, Danny. Er will keinen Highland Park Thirty.«

Ich sehe die Frau an der Bar verwundert an. Was bildet sie sich ein? »Nicht?«

Sie schürzt die schönen Lippen und schüttelt den Kopf. »Nein. Nur, weil etwas verdammt teuer ist, muss es nicht automatisch besser sein.«

»Was möchte ich denn dann trinken?«, frage ich fasziniert. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mir das letzte Mal jemand widersprochen hat. Mal abgesehen von Tammi. Meine Assistentin ist manchmal zu ehrlich, aber das ist einer der Gründe dafür, dass unsere Arbeitsbeziehung so gut funktioniert. Mit mir kommt nicht jeder gut klar.

Die Frau mustert mich von Kopf bis Fuß. Es gefällt mir, wie der Blick ihrer braunen Augen über meinen Körper wandert, als würde sie mich vor ihrem inneren Auge ausziehen. Frauen machen das ständig mit mir, aber bei dieser hier … An der Art, wie sie mich ansieht, ist irgendetwas anders, und ich kann nicht leugnen, dass mich das erregt.

»Glenlivet«, entscheidet sie. »Aber hol jetzt ja nicht den zwölfjährigen raus, Danny. Gib ihm den Einundzwanziger.« Sie sieht mich wieder an. »Wenn Sie schon Geld ausgeben wollen, dann sollte es die Sache auch wert sein.«

»Ich bin gespannt«, erwidere ich. »Machen Sie zwei draus.«

Sie schenkt mir ein Lächeln und schüttelt den Kopf. »Nein, danke. Ich habe alles, was ich brauche.«

Das klingt in meinen Ohren nach einer Herausforderung.

»Ich bestehe darauf«, sage ich. »Und ich lasse kein Nein gelten.«

»Einen Einundzwanziger?«, hakt sie nach. »Wie Sie meinen. Schenk uns was ein, Danny.«

»Auf Eis«, füge ich hinzu.

»Oh nein!« Sie verdreht die Augen, was mich auf die Palme bringt. »Man trinkt diesen wunderbaren Scotch nicht auf Eis.«

Okay, so langsam werde ich sauer. »Und wieso nicht?«

»Eis zerstört den Geschmack«, erklärt sie, setzt sich aufrechter hin und rutscht mit ihrem entzückenden Po auf dem Barhocker herum. »Einen guten Scotch trinkt man nur mit einem Spritzer Wasser. Am besten einem schottischen Mineralwasser wie Highland Spring, aber da wir in Danny’s Tavern sind, tut es auch ein Schuss Leitungswasser.«

Ich starre sie mit offenem Mund an, während Danny uns beiden ein Glas vom einundzwanzig Jahre alten Glenlivet einschenkt und einen Schuss Leitungswasser dazu gießt. Während sie einen Schluck trinkt, starre ich in mein Glas. Diese Frau will mir allen Ernstes erzählen, wie ich meinen Scotch zu trinken habe?

Für wen hält sie sich? Und warum macht mich das irgendwie an?

Ich nippe an meinem Glas und rechne schon damit, dass ich es gleich wieder abstellen und ihr die Meinung sagen muss. Der Scotch gleitet seidenweich meine Kehle herunter. Wow. Der ist gut. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.

Sie trinkt noch etwas und wirft mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Ihre Lippen umspielt ein leichtes Schmunzeln.

Oh nein. So leicht kommt sie mir nicht davon.

Ich nehme mein Glas, stehe auf und setze mich neben sie. »Jackson Bennett«, stelle ich mich vor und reiche ihr die Hand.

Sie schüttelt sie und ihr Handschlag ist fest, doch ihre Hand fühlt sich weich, fast schon zart an. Diese Frau mit ihren Kurven und Kanten scheint der reinste Widerspruch zu sein.

»Melissa Simon«, sagt sie. »Danke für den Drink, Jackson.«

»Es ist mir ein Vergnügen, Melissa.« Wenn Sie wollen, kann ich auch für Ihr Vergnügen sorgen.

»Was führt Sie nach Jetty Beach?«, erkundigt sich Melissa. »Denn ich weiß, dass Sie nicht von hier sind.«

»Ich bin geschäftlich in der Stadt.«

»Das ist eine sehr unpräzise Antwort«, stellt sie fest. »Was für Geschäfte machen Sie denn?«

Moment mal, weiß sie etwa nicht, wer ich bin? »Ich bin in der Entwicklungs- und Investmentbranche und arbeite an vielen verschiedenen Projekten«, erläutere ich. »Ich bin wegen eines Geschäftsabschlusses in der Stadt, der der erste von mehreren sein könnte.«

»Klingt faszinierend«, sagt sie.

»Und was machen Sie beruflich, Melissa Simon?«

»Ich bin Lehrerin«, antwortet sie. »Fünfte Klasse.«

Das wird ja immer besser. Sie ist Lehrerin? Eine verdammt heiße, muss ich gestehen. »Arbeiten Sie hier in der Stadt?«

»Ja. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Was ist mit Ihnen? Woher kommen Sie?«

»Ich bin in Chicago geboren, lebe heute allerdings in Seattle. In Queen Anne.«

Sie lächelt, wirkt jedoch nicht besonders beeindruckt. Das wäre sie jedoch, wenn sie die Aussicht kennen würde. Ich versuche es mit einem anderen Ansatz. »Woher wissen Sie so viel über Scotch?«

Ihr Lächeln verändert sich und wirkt herzlicher. »Von meinem Daddy. Sein kleines Mädchen sollte keinen Scotch auf Eis trinken. Er hat mich anständig erzogen.«

»Womit verdient Ihr Daddy seinen Lebensunterhalt?«

»Er ist Fischer«, erwidert sie,

»Das erklärt, warum Sie Scotch ohne Eis trinken und ein Mundwerk wie ein Seemann haben.« Ich kann nicht anders und male mir dabei aus, wie sie diese kecken Lippen um meinen Schwanz legt.

»Ein Mundwerk wie ein Fischer«, korrigiert sie mich. »Tut mir leid, wenn ich zu direkt war. Meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten lassen in der schulfreien Zeit etwas zu wünschen übrig.« Sie hebt ihr Glas. »Und der Alkohol macht die Sache nicht besser.«

»Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sage ich. »Was für Fische?«

»Wie bitte?«

»Was für Fische fängt Ihr Daddy bei seiner Arbeit als Fischer?«

Die Menschen fragen sich oft, warum ich so erfolgreich bin, dabei ist der Grund dafür ganz einfach: Alles hängt davon ab, wie gut man andere Menschen einschätzen kann. Melissas Augen strahlen, sobald sie von ihrem Dad spricht. Ihr persönliche Fragen zu stellen, die sie gern beantwortet, ist eine vielversprechende Taktik.

»Im Winter Krabben, im Sommer Kohlenfisch und Heilbutt per Langleine. Er geht auch Lachsangeln, wenn Saison ist, aber vor allem, um unsere Kühltruhe zu füllen. Und er räuchert ihn. Oh Mann, sein Räucherfisch ist einfach himmlisch.«

»Finden Sie? Ich bin kein großer Fan davon«, behaupte ich. Das ist allerdings gelogen, denn ich esse wahnsinnig gern Räucherfisch. Aber ich möchte sehen, wie sie reagiert.

Sie beäugt mich kritisch. »Oh, Captain, Sie haben noch viel zu lernen.«

»Vielleicht könnten Sie es mir ja beibringen.«

Sie lacht ein bisschen, kann jedoch nicht verbergen, dass ihr mein Vorschlag gefällt. Ich wende den Blick nicht von ihr ab und versuche gar nicht erst, mein Starren zu verbergen.

»Was ist?«, will sie wissen.

»Ich habe mich gerade gefragt, wie ich das große Glück haben konnte, Sie heute Abend hier zu treffen, noch dazu allein.«

Sie zieht die Augenbrauen zusammen und wirkt … amüsiert. »Offenbar hatte ich an einem Freitagabend Langeweile.«

»Haben Sie denn niemanden, der Sie ausführen kann?«, erkundige ich mich.

»Falls Sie wissen wollen, ob ich einen Freund habe, lautet die Antwort Nein«, erwidert sie. »Aber freuen Sie sich bloß nicht zu früh.«

Ich beuge mich näher zu ihr hinüber. Mehrere Haarsträhnen sind aus ihrem Dutt herausgerutscht und es macht auf mich nicht den Anschein, als wäre sie geschminkt. Sie ist völlig anders als die Frauen, mit denen ich normalerweise ausgehe, die stets perfekt manikürt und frisiert sind und peinlich genau auf ihr Aussehen und ihre Kleidung achten. Die Frauen, mit denen ich Zeit verbringe, sind wunderschön, aber diese Frau hier scheint von innen heraus zu leuchten. Sie strahlt den Sexappeal nur so aus und ich habe den Eindruck, als hätte sie nicht die geringste Ahnung, wie heiß sie ist.

»Du kommst nachher mit mir ins Hotel«, erkläre ich selbstsicher. Wenn ich etwas will, dann kriege ich es auch. Und im Augenblick will ich Melissa Simon.

Sie dreht sich zu mir um und zieht die Augenbrauen hoch. »Ach ja?«

»Auf jeden Fall.«

Dann stürzt sie den restlichen Scotch herunter. »Normalerweise sind die Männer nicht so direkt. Wollen Sie nicht erst ein bisschen Spannung aufbauen?«

»Eigentlich nicht«, gestehe ich. »Ich vergeude nur ungern Zeit.«

Sie steht von ihrem Barhocker auf und hängt sich ihre kleine Handtasche um. »Da muss ich Sie leider enttäuschen, Jackson Bennett, aber ich werde nicht mit Ihnen in Ihr Hotel gehen.«

Oh nein, sie wird mir keine Abfuhr erteilen. Ich berühre sie sanft am Arm, da sie bereits in der Defensive ist. Nun muss ich sie überreden. Ihre Haut fühlt sich unter meinen Fingerspitzen einfach herrlich an, und ich begehre sie nur noch mehr.

»Doch, das wirst du«, sage ich.

Sie sieht mir furchtlos in die Augen. »Danke für den Drink, Captain.« Nach diesen Worten dreht sie sich um und geht hinaus, während ich ihr nur mit offenem Mund hinterhersehen kann.

Kapitel 3 Melissa

Ich trete aus der Tür, und mein Herz schlägt so schnell, dass ich kaum noch atmen kann. Was ist da eben passiert? In der einen Minute saß ich noch jämmerlich und allein an der Bar und versuchte, den Armleuchter zu ignorieren, der am Tisch hinter mir, erst mich und dann jede andere, vorbeikommende Frau anbaggerte.

Und dann kam der heißeste Mann, der mir in meinem ganzen Leben je über den Weg gelaufen ist, in diese jämmerliche Kneipe. Die Art von Mann, den man an Orten wie Jetty Beach und eigentlich auch sonst nirgendwo begegnet. Hätte ich ihn vorher in Augenschein genommen, bevor ich den Mund aufgemacht habe, wäre mir vermutlich kein Wort über die Lippen gekommen. Dann hätte er seinen albernen überteuerten Scotch bestellt und wäre wieder verschwunden, während ich ihm wie eine sabbernde Idiotin hinterhergeblickt hätte.

Aber ich habe mit ihm gesprochen, noch dazu wie eine Verrückte. Ich habe ihm vorgeschrieben, was er trinken sollte, und wie er den Drink zu genießen hat. Selbstverständlich hatte ich damit recht, aber darum geht es nicht. Er hat mich angesehen, als wäre ich nicht ganz bei Trost.

Und sich dann neben mich gesetzt.

Ich gehe schnell weiter und entferne mich von Danny’s Tavern. Falls er mir folgen sollte, kann ich für nichts garantieren. Meine Wohnung liegt nur einen kurzen Fußweg entfernt, und ich bin froh, dass ich nicht den Wagen genommen habe. Mir dreht sich der Kopf, dabei habe ich gar nicht so viel getrunken. Ich weiß nicht, wie das überhaupt möglich ist, aber er roch sogar noch besser, als er aussah. Seine Kleidung saß perfekt und spannte sich an genau den richtigen Stellen. An allen richtigen Stelen. Breite Schultern, kräftige Arme, und ich weiß ganz genau, dass er unter seinem Oberhemd ein Sixpack versteckt.

Mir ist noch kein Mann begegnet, der mich auf den ersten Blick derart angezogen hat.

Das Wortgefecht und der Flirt haben großen Spaß gemacht. Bis er mir einfach so ins Gesicht gesagt hat, dass ich mit ihm zurück ins Hotel gehen würde. Das hat mich stutzig gemacht. Allerdings war ich nicht beleidigt und seine direkte Art hat mir sogar gefallen. Obwohl es unfassbar dreist von ihm war und mir das eigentlich absolut nicht gefallen dürfte. Trotzdem bin ich ziemlich in Versuchung geraten.

Ich bin gegangen, weil ich zu große Angst bekommen habe.

Als er die Worte ausgesprochen hat, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als genau das zu tun, was er verlangt hat. Da war plötzlich so ein Gefühl in mir - ein brennendes Verlangen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich alles vor mir: Wie ich mit ihm zu seinem Wagen gehe, mich von ihm in sein Hotel fahren lasse, ihn auf sein Zimmer begleite und eine Nacht lang großartigen Sex mit diesem Prachtexemplar von Mann habe.

Wahrscheinlich wird sich mir so eine Chance nie wieder bieten. Unter normalen Umständen bin ich strikt dagegen, beim ersten Treffen sofort mit einem Mann ins Bett zu gehen (lassen wir die wenigen One-Night-Stands während der Collegezeit dabei mal außer Acht). Ich mag guten Sex ebenso wie jeder Mensch, und, verdammt noch mal, es ist viel zu lange her, aber einfach mit einem Fremden ins Bett zu steigen, ist dann doch eine Nummer zu heftig für mich.

Allerdings war ich bei Jackson Bennett drauf und dran gewesen, genau das zu tun. Großer Gott, wie gern hätte ich es getan.

Und als er meinen Arm berührt hat … Ich weiß gar nicht genau, was das war, aber es fühlte sich an, als würde ich dahinschmelzen.

Ich schlinge die Arme um meinen Oberkörper, da mich die kühle Nachtluft frösteln lässt. Die Erinnerung an ihn ist wirklich sexy und ich muss mir eingestehen, dass mein Höschen ziemlich feucht ist und ich es zu Hause dringend wechseln muss. Heute Nacht muss mein kleiner batteriebetriebener Freund zum Einsatz kommen. Ich bin so aufgedreht, dass ich vermutlich ohnehin keinen Schlaf finden werde.

Einige Autos fahren an mir vorbei, und ich zucke jedes Mal zusammen. Ist er es? Wenn ich ihm erneut gegenüberstehe und er mich mit seinen unfassbaren blauen Augen ansieht, werde ich ihn kein weiteres Mal abweisen können.

Als ich zu Hause ankomme, bin ich schon fast davon überzeugt, mir das Ganze nur eingebildet zu haben. Ein solcher Mann kann sich unmöglich in Danny’s Tavern aufgehalten haben. Und selbst wenn, hätte er mich niemals angesprochen. Sollte es tatsächlich so weit gekommen sein, ist es schlichtweg unvorstellbar, dass er mich mit ins Hotel nehmen wollte.

Nein, das kann unmöglich passiert sein.

Ich betrete meine Wohnung, werfe mein Handy auf die Couch und gehe direkt ins Bett. Eigentlich wollte ich noch duschen, aber ein leichter Hauch seines Aftershaves scheint noch an mir zu haften. Es ist nicht passiert – Jackson Bennett existiert überhaupt nicht –, aber ein bisschen von ihm träumen kann ich ja.

* * *

Als ich am nächsten Morgen aufstehe, fühle ich mich wieder wie sonst auch. Nachdem ich letzte Nacht noch selbst Hand angelegt hatte, konnte ich sehr gut schlafen und ich versuche, nicht darüber nachzudenken, dass ich die ganze Nacht von einem geheimnisvollen Mann mit durchdringenden blauen Augen geträumt habe. Die Sache ist vorbei, und ich habe die Gelegenheit nicht genutzt. Zurück zur Normalität.

Mein Handy klingelt, und ich greife danach, lasse mich auf die Couch fallen und lege die Beine hoch. Ich muss unbedingt den Klingelton ändern. So langsam geht er mir auf die Nerven.

Es ist Nicole.

»Hey, Nic. Was gibt’s?«

»Hey, hast du meine E-Mail bekommen?«

»Ähm«, murmele ich und klappe den Laptop auf, wobei ich die Augen zukneife, damit ich das Penisfoto nicht noch einmal sehen muss. Ich schließe die Dating-Website schnell und rufe meine E-Mails ab. »Hab sie eben erst gesehen.«

»Okay, kein Problem«, erwidert sie. »Ich habe dir nur ein paar Vorschläge für Brautjungfernkleider geschickt.«

Brautjungfernkleider. Großartig. Ich fühle mich zwar geschmeichelt, dass sie mich gebeten hat, ihre Brautjungfer zu sein, aber schicke Kleider sind eigentlich gar nicht meins. Außerdem soll die Hochzeit doch erst nächstes Jahr stattfinden, oder? »Cool, ich sehe sie mir mal an. Aber du weißt schon, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe? Sag mir einfach, was ich anziehen soll, dann mache ich das.«

Nicole lacht mir ins Ohr. »Auch gut, aber ich möchte, dass es dir gefällt. Oder du dich wenigstens darin wohlfühlst. Jedenfalls glaube ich, dass du in allen Kleidern, die ich dir geschickt habe, umwerfend aussehen würdest.«

»Wenn du meinst.«

»Und, was hast du gestern Abend noch gemacht?«, erkundigt sie sich.

»Ich habe mir ein Profil auf einer Dating-Seite erstellt«, antworte ich.

»Super«, lobt sie mich. »Hast du schon Nachrichten bekommen?«

»Ja, drei. Ein verklemmter Typ wollte wissen, ob ich fett bin, und ein Serienkiller hat mir geschrieben.«

»Red keinen Quatsch, das war bestimmt kein echter Serienkiller«, widerspricht sie mir.

»Er sieht aber wie einer aus. Und er hat ein Tattoo im Gesicht, Nic.«

»Bäh«, meint sie. »Aber du sagtest, es wären drei gewesen. Was ist mit der dritten?«

Ich fange schon an zu lachen, bevor ich es ausgesprochen habe. »Er hat mir ein Penisfoto geschickt.«

»Ein was?«

»Ein Foto von seinem Penis.«

»Nein.«

»Doch«, versichere ich ihr.

»Wow«, murmelt sie. »Das ist ja grässlich. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dir das vorgeschlagen habe.«

»Es war echt nicht schön, aber du kannst ja nichts dafür. Manche Männer sollten besser keinen Kontakt zu anderen Menschen haben. Ich bin dann noch auf ein paar Drinks ins Danny’s gegangen.« Ich halte inne. Soll ich es ihr erzählen? Ach, warum nicht? »Ein heißer Typ hat mir einen ausgegeben.«

»Hui.« Nicoles Stimme wird ganz quietschig. »Erzähl mir mehr.«

»Ach, da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Der Mann kam rein und wollte einen unfassbar teuren Scotch bestellen. Da hab ich mich, dumm, wie ich nun mal bin, eingemischt und gesagt, dass er den nicht bestellen soll.«

»Ja, das klingt ganz nach dir«, stimmt sie mir zu.

»Tja, er hat mich angesehen, als ob ich den Verstand verloren hätte, aber da war mir ohnehin schon alles egal. Ich sagte ihm, was er stattdessen bestellen soll, und er hat mir einen ausgegeben.«

»Und …?«

»Nichts und«, gebe ich zu. »Wir haben uns kurz unterhalten, und dann bin ich gegangen.«

»Hast du dir nicht mal seine Nummer besorgt? Oder ihm deine gegeben?«

»Nein.« Was ich jetzt sehr bereue.

»Na, das ist blöd«, sagt sie.

»Da hast du recht. Ich muss nämlich gestehen, dass er verdammt gut aussah.«

»Wieso bist du dann gegangen?«

»Er hat mir direkt in die Augen gesehen und gesagt: ›Du kommst nachher mit mir ins Hotel.‹ Und da musste ich ihm doch das Gegenteil beweisen.« Außerdem musste ich unbedingt verschwinden, bevor ich seinem Charme erlag.

»Wow, schlagfertig.«

»Ja, nicht wahr?« Und weitaus erregender, als ich zugeben würde. »Na ja, er war jedenfalls unterhaltsam und der Scotch schmeckte gut.«

»Hat Mr Teurer Scotch auch einen Namen?«, erkundigt sie sich.

»Ja.« Ich versuche, mich daran zu erinnern. »Jack. Nein, Jackson. War es Benson? Nein, Jackson Benson hört sich falsch an.«

»Jackson Bennett?«, fragt Nicole.

»Hey, gut geraten«, sage ich. »Das ist es. Jackson Bennett.«

Nicole schweigt.

»Nicole?«

»Hast du mir eben erzählt, Jackson Bennett hätte dir gestern Abend im Danny’s einen ausgegeben?«, hakt sie nach.

»Ja …«

»Bist du sicher, dass er es wirklich war?«

»Hä?« Ich komme nicht mehr mit.

»War es Jackson Bennett?«

»Den Namen hat er mir genannt. Sollte ich ihn etwa irgendwoher kennen?«

»Du hast ernsthaft noch nie von Jackson Bennett gehört?«, fragt sie.

»Äh, nein. Wieso?«

»Das kannst echt nur du bringen, Melissa«, sagt Nicole. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir den Mann beschreiben soll. Google ihn am besten.«

Stöhnend tippe ich seinen Namen ein. Eine halbe Sekunde später sehe ich die Ergebnisse vor mir. »Ach herrje.«

»Siehst du?«