Our Second Forever: Unser zweites Für Immer - Nancy Salchow - E-Book
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Our Second Forever: Unser zweites Für Immer E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Als Abby aus der Großstadt in ihr kleines Heimatstädtchen am Meer zurückkehrt, will sie vor allem ihren verhassten Job bei einer Plattenfirma hinter sich lassen. Dass sie nach ihrer Rückkehr direkt in die Arme ihres steinreichen Ex-Verlobten Mark stolpert, bringt sie dabei völlig aus dem Konzept. Denn genau wegen ihm hat sie damals das Weite gesucht. Warum ist er überhaupt wieder hier? War er nicht inzwischen ebenfalls weggezogen? Und warum tut das Wiedersehen mit ihm nach all den Jahren noch immer genauso weh wie damals, als er ihr das Herz brach? Abby wehrt sich mit aller Macht dagegen, Mark erneut mit Haut und Haaren zu verfallen. Dabei ahnt sie nichts von den wahren Gründen für ihre damalige Trennung – und dass diese Gründe nicht nur für Mark, sondern auch für Abby noch immer sehr gefährlich werden können.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Worte an meine Leser

Danksagung

Impressum

Nancy Salchow

Our Second Forever

Unser zweites Für Immer

________________

Roman

Über das Buch

Wie groß muss eine Liebe sein, um eine zweite Chance zu verdienen?

Als Abby aus der Großstadt in ihr kleines Heimatstädtchen am Meer zurückkehrt, will sie vor allem ihren verhassten Job bei einer Plattenfirma hinter sich lassen. Dass sie nach ihrer Rückkehr direkt in die Arme ihres steinreichen Ex-Verlobten Mark stolpert, bringt sie dabei völlig aus dem Konzept. Denn genau wegen ihm hat sie damals das Weite gesucht.

Warum ist er überhaupt wieder hier? War er nicht inzwischen ebenfalls weggezogen? Und warum tut das Wiedersehen mit ihm nach all den Jahren noch immer genauso weh wie damals, als er ihr das Herz brach?

Abby wehrt sich mit aller Macht dagegen, Mark erneut mit Haut und Haaren zu verfallen. Dabei ahnt sie nichts von den wahren Gründen für ihre damalige Trennung – und dass diese Gründe nicht nur für Mark, sondern auch für Abby noch immer sehr gefährlich werden können.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Widmung

Ich widme dieses Buch all denen, die im Leben bereit für zweite Chancen sind – oder zumindest hoffen, es irgendwann zu sein.

Manchmal hoffen wir selbst darauf, eine zweite Chance zu bekommen, um alte Fehler wiedergutzumachen. Und manchmal sind wir diejenigen, die jemand anderem eine zweite Chance ermöglichen können.

Wenn wir dazu bereit sind.

Bist du denn bereit?

Vielleicht kann dir dieses Buch dabei helfen …

Viel Freude beim Lesen wünscht dir

Nancy

Prolog

Mark

Sie steht so nah vor mir, dass ich nur die Hand auszustrecken bräuchte, um sie zu berühren. Doch ich stehe regungslos hinter ihr und schiebe die Hände in meine Manteltaschen, während ich sie schweigend betrachte.

Der Steg wird fast komplett vom Schilf verschluckt, nur das vordere Stück ragt hinaus aufs Wasser. Und genau dort steht Abby und schaut aufs Meer, als würde sie dort die Antworten finden, die sie selbst nie finden konnte.

»Du bist noch immer genauso schön wie damals«, sage ich leise.

»Hör auf damit, Mark«, antwortet sie, ohne sich zu mir umzudrehen. »Willst du mich verwirren?«

»Tut mir leid. Das war dumm von mir. Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, immer das zu sagen, was ich denke. Und zwar sofort. Damit mir nie wieder dieselben Fehler passieren wie früher.«

»Fehler?« Nun dreht sie sich doch zu mir um und schaut mich mit gequältem Lächeln an. »War das mit uns auch ein Fehler?«

»Nein.« Ich trete einen Schritt näher an sie heran. »Ich habe in meinem Leben viel Scheiße gebaut und auch einiges falsch gemacht. Aber du und ich, das war eines der wenigen Dinge, die auf ganzer Linie richtig waren. Zumindest solange bis …« Ich verstumme.

»Bis du mir mein Herz gebrochen hast, wolltest du sagen?« Sie legt den Kopf schräg und schaut mich erwartungsvoll an.

Stumm senke ich den Blick.

»Du hättest mir einfach nur zuhören müssen, Abby. Ich hätte dir alles erklären können.«

»Ich war nicht stark genug für deine Erklärungen, Mark.« Sie dreht sich wieder zum Wasser um. »Und überhaupt, was hätte es geändert?«

»Vielleicht alles«, antworte ich mit fester Stimme, während ich von hinten die Hand auf ihre Schulter lege.

Eine Weile schweigen wir. Ein Schweigen, von dem ich nicht wirklich weiß, was es zu bedeuten hat.

»Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben«, sage ich schließlich.

Wie vom Blitz getroffen dreht sie sich wieder um und sieht mich wütend.

»Warum tust du das, Mark?« Eine tiefe Falte schiebt sich zwischen ihre Augen. »Warum sagst du solche Dinge? Nach all den Jahren?«

»Weil es die Wahrheit ist, verdammt noch mal.«

Kapitel 1

Abby

Es ist dieselbe Strecke, die ich früher so oft mit dem Rad gefahren bin. Vorbei an dem kleinen Laubwäldchen, weiter entlang an den endlos wirkenden Feldern, an deren Rand sich die Birken sanft im Septemberwind wiegen, während bereits von hier aus die Ostsee als bläulicher Streifen über dem Horizont schimmert.

Doch an diesem Morgen sitze ich nicht wie damals auf meinem klapprigen Fahrrad, um eine Freundin zu besuchen, sondern in meinem Auto, in das ich vor zwei Stunden gestiegen bin, um die Großstadt ein für alle Mal hinter mir zu lassen und in meine kleine Heimatstadt am Meer zurückzukehren.

Wie sehr mir Fleesenow gefehlt hat, merke ich mit jedem Kilometer, den ich mich dem Ortsschild nähere.

Ganze drei Jahre ist es her, dass ich zum letzten Mal hier war. Drei Jahre, in denen ich mich regelrecht vor meiner Heimat versteckt habe und selbst meinen Vater immer nur dann gesehen habe, wenn er mich in Hamburg besucht hat – und mir dabei jedes Mal anhören durfte, was für ein riesiger Fehler es gewesen sei, Fleesenow zu verlassen. Während ich mit einem Kofferraum voller Klamotten und einem Herzen voll unerfüllter Träume hinter dem Lenkrad meines Wagens sitze, sehe ich sein wissendes Grinsen bereits vor mir. Dass ich eines Tages wiederkommen würde, weil sich meine Wurzeln nun mal nicht leugnen lassen, predigt er mir nämlich schon seit meinem Wegzug.

Doch so sehr ich mich auch auf Fleesenow freue, es schwingt auch etwas Wehmut mit, weil mir die Großstadt kein Glück gebracht hat. Dass Jamie nur ein Übergangs-Mann sein würde, hätte mir von Anfang an klar sein müssen. Nach dem Scheitern meiner Verlobung mit Mark habe ich mich zu sehr nach Ablenkung gesehnt – und plötzlich war da Jamie mit seiner Band in diesem Live-Club.

Niemals hätte ich gedacht, dass dieser harmlose Flirt zu etwas Ernstem werden könnte, geschweige denn, dass ebendieser Flirt mir einen Job als »Mädchen für alles« in der Plattenfirma verschaffen würde, in der er mit seiner Band unter Vertrag stand.

Damals war es wie ein Wink von oben für mich, der mich kurz nach meiner geplatzten Hochzeit von der Kleinstadt ins große Hamburg führen sollte. Ich zögerte nicht lang, sowohl meine Wohnung in Fleesenow als auch meinen Job im Reisebüro hinzuschmeißen, nur um einfach alles, was mich an Mark erinnerte, hinter mir zu lassen.

Mark.

Schon wieder kommt mir sein Name in den Sinn.

Wie unfair es von mir war, Jamie die große Liebe vorzuspielen, obwohl es nach der Trennung von Mark viel zu früh war, um mich auf einen neuen Mann einzulassen, wird mir jetzt umso bewusster.

Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht nur Jamie, sondern auch mir selbst etwas vorgemacht habe. Es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass ich ihn nicht wirklich liebe, und dass diese Liebe auch nicht mit der Zeit gekommen wäre, nur weil man jemanden »besonders süß und aufregend findet«.

Und nun sitze ich hier hinter meinem Lenkrad und denke an unseren freundschaftlichen Abschiedskuss am frühen Morgen, als lägen hinter uns nicht drei gemeinsame Jahre, sondern nur ein paar Tage.

Wie großartig Jamie mit meiner Entscheidung umgegangen ist, zurück nach Fleesenow zu gehen. Unfassbar, wie lieb dieser Kerl ist! Dass ich bereits ein halbes Jahr mit diesem Gedanken gespielt habe – und zwar ziemlich genau, seitdem ich erfahren habe, dass mein Ex Mark nicht mehr in Fleesenow lebt –, habe ich dabei für mich behalten. Aber es war auch nicht nötig, etwas zu sagen. Jamie hat ohnehin die ganze Zeit über gespürt, dass ich unglücklich in der Großstadt bin und auch meinen Job in der Plattenfirma nie sonderlich gemocht habe, sondern immer nur zurück ans Meer wollte. Das hat er mir zumindest gestanden, als ich ihm vor Kurzem von meinen Umzugsplänen erzählt habe. Und er war nicht mal böse. Vielleicht weil er selbst gespürt hat, dass wir eigentlich immer eher gute Freunde und keine Liebenden waren.

Da ist es endlich, das Ortsschild von Fleesenow.

Werde ich gerade ernsthaft nervös? Fast wie vor einem Date. Einem Date mit meiner eigenen Vergangenheit.

Wieder muss ich an Mark denken. Und wieder schleicht sich die Frage in meinen Kopf, warum er Fleesenow vor einem halben Jahr verlassen hat. Früher hat er immer gesagt, dass er seine Firma – eine Plattform für alleinstehende Väter und Mütter, die er mit einem Freund ins Leben gerufen hat und die mittlerweile unfassbare zweieinhalb Millionen Mitglieder hat – von überall aus führen kann. Zumal er selbst ja nur noch wenig mit den Aufgaben des Unternehmens zu tun hat und das meiste an seine Angestellten delegiert.

Hör auf, an ihn zu denken! Er ist fort, das ist alles, was zählt. Und nur deshalb bist du auch wieder hier. Hier, wo du hingehörst.

Instinktiv werde ich langsamer als nötig, als ich die Ortschaft durchquere.

Da vorn ist ja das alte Sportlerheim und der Bolzplatz. Und gleich daneben der Bäckersladen von Familie Jonas. Ein Stückchen weiter geht es runter zum Hafen, wo Pete sein Steg-Restaurant hat und Hanjo seinen Obst- und Gemüseladen. Links und rechts von der Hauptstraße führen schmale Straßen in Wohnviertel hinein, die schon seit vielen Jahrzehnten den Urkern der Stadt ausmachen. Ein paar Meter weiter kommt auch schon die Promenade, die oberhalb des Strandes entlangführt und mit all den bunten Ständen, Bänken und Souvenirshops die perfekte Postkartenidylle bildet.

Ich lasse das Fenster ein Stückchen herunter und atme die salzige Meeresluft ein, die zu Beginn des Herbstes besonders intensiv ist.

Unweigerlich stiehlt sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

Zuhause.

Ja, endlich bin ich wieder hier.

Kapitel 2

Mark

Ich stelle den Kragen meines schwarzen Mantels hoch, als ich Petes Steg-Restaurant verlasse. Der Wind bläst hier auf dem Steg, direkt am Meer, besonders stark. Aber ich liebe den salzigen Geschmack auf der Zunge, in meiner Nase und in meinen Poren. Das alles ist Heimat – und selbst sechs Monate nach meiner Rückkehr bin ich noch immer dankbar für die Entscheidung, wieder herzukommen. Selbst die Tatsache, dass meine Eltern schon eine Weile nicht mehr hier wohnen, weil sie lieber in der Nähe meiner Schwester und ihrer Zwillinge leben wollten, so fühlt es sich hier noch immer wie Heimat an. Genau wie früher. Und vermutlich wird sich das niemals ändern.

Ich wische mir den Milchschaum von der Oberlippe und schiebe die Hände in meine Manteltaschen, während ich am Wasser entlang zu dem kleinen Holzpfad gehe, der durch das Schilf führt. Von hier aus ist es der kürzeste Weg zu dem Strandhaus, das ich erst kürzlich gekauft habe und das der Hauptgrund war, warum ich wieder in Fleesenow gelandet bin. Hätte ich nicht zufällig erfahren, dass es zum Verkauf steht, würde ich vermutlich immer noch in Schwerin leben. Eine schöne Stadt, zweifellos. Aber viel zu groß im Vergleich zu unserem beschaulichen Fleesenow. Und außerdem war es ohnehin ziemlich albern von mir zu glauben, dass ich nach Schwerin ziehen müsste, nur weil wir die Büroräume für unser Unternehmen dort angesiedelt haben. Und überhaupt: War mein Umzug nach Schwerin nicht letztendlich nur eine Flucht?

So oder so: Mit gerade mal 27 Jahren habe ich meine Wurzeln hier ganz bewusst gelegt. Dort, wo sie immer schon waren, auch wenn ich mir zwischenzeitlich etwas anderes eingeredet habe, nur, um vor der Vergangenheit zu fliehen.

Als ich den Holzpfad erreiche, muss ich schon wieder an die Nachricht denken, die mich eben während meines Milchkaffees bei Pete erreicht hat.

Daria, meine Cousine und gleichzeitig eine der größten Tratschtanten Fleesenows, hielt es für unabdinglich, mir ihre neueste Beobachtung umgehend mitzuteilen:

Sag mal, kann es sein, dass Abby wieder in der Stadt ist? Ich glaube, ich habe sie vorhin beim Tanken gesehen.

In diesem Fall ist es jedoch ausnahmsweise eine Information, die mich nicht nur interessiert, sondern auch irgendwie völlig aus der Fassung bringt.

Abby.

Seit damals habe ich sie nicht mehr gesehen. Soweit ich weiß, hat ihr Vater sie immer nur in Hamburg besucht, aber Fleesenow scheint sie seit damals konsequent zu meiden. Eine Tatsache, die mir schon oft genug Magenschmerzen bereitet hat.

Und jetzt soll sie wirklich hier sein?

Ja, Daria könnte sich auch geirrt haben, aber allein die Möglichkeit, dass sie recht haben könnte, bringt mich völlig durcheinander.

Der Wind bläst kräftig an diesem Morgen und der Weg zurück zu meinem Haus scheint endlos. Selbst die liebgewonnene Routine, morgens meinen Kaffee bei Pete zu trinken, fühlt sich plötzlich leer und bedeutungslos an.

Abby ist wieder da. Und mein Puls rast allein beim Gedanken daran.

Kapitel 3

Abby

Mein Herz füllt sich mit Wärme, als ich das Grundstück meines Elternhauses befahre.

Der geschlängelte Sandweg, der über den etwas zu hohen, aber gerade deshalb so schönen Rasen direkt zum Eingang führt. Zwei Stockwerke mit weißem Spitzdach und Holz-Fassade in Himmelblau. Weiße Fensterrahmen und die alte Hollywoodschaukel vor dem Haus. Das alles scheint wie ein Polaroid aus meiner Vergangenheit – und doch ist es die Gegenwart. Noch immer. Fast so, als wäre ich keinen einzigen Tag weggewesen.

Ich lasse meinen Wagen inmitten des Rasens stehen und steige aus. Aus einem Gefühl von Wehmut heraus bleibe ich kurz stehen und betrachte das Haus mit den Augen eines Kindes. Wie viele glückliche Jahre haben Papa und ich hier zusammen verbracht. Und all die tollen Freundinnennachmittage oder Übernachtungspartys, die wir hier veranstaltet haben. Oder die unzähligen Camping-Nächte unter der großen Kastanie unweit der Terrasse.

Auch Mama kommt mir in den Sinn.

Sieben Jahre alt war ich, als sie ausgerechnet bei einem ihrer Rettungseinsätze – sie war Rettungsschwimmerin – ums Leben kam. Eine Verkettung tragischer Umstände, die mir noch heute Schmerzen bereiten, wenn ich daran zurückdenke.

Doch mit einem tiefen Atemzug, den ich im Laufe der letzten Jahre regelrecht trainiert habe, um die Erinnerungen erträglicher zu machen, lege ich den Fokus wieder auf die schönen Bilder meiner Kindheit.

Und auf Papa, der stets sein Bestes gab, auch wenn er schon immer anders als andere Väter war. Aber gerade das machte ihn schon damals so besonders und sorgte dafür, dass ich nicht selten von meinen Freundinnen um ihn beneidet wurde.

Wie aufs Stichwort wandert mein Blick zur offenen Garage, wo ich von hier aus das Hinterrad seines Motorrads sehen kann. Und da entdecke ich auch zwei Fußsohlen von abgetragenen Schuhen, die darauf hindeuten, dass er auf den Knien hockt und wieder mal an seiner Maschine schraubt.

Unweigerlich muss ich grinsen. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Als ich langsam die Garage betrete, läuft in Papas altem Kofferradio »Sweet Sixteen« von Billy Idol. Es steht auf einem der Wandregale zwischen Farbdosen und Werkzeugkisten.

Für einen kurzen Moment betrachte ich ihn schräg von der Seite, wie er neben seinem Motorrad sitzt und konzentriert wie ein Wissenschaftler daran herumschraubt, während er den Text von »Sweet Sixteen« wie immer völlig falsch mitsingt.

In seinen zerschlissenen Jeans, dem weißen Stones-T-Shirt und dem schmutzigen Tuch, das in seiner Hosentasche steckt, ist es derselbe Anblick, den ich auch aus meiner Kindheit und Jugend kenne: Papa beim Schrauben und Basteln. Nur dass das dunkelblonde Haar mittlerweile raspelkurz ist und er sich einen Zehn-Tage-Bart hat stehen lassen, der ihn seltsamerweise nicht älter, sondern viel jünger als 49 erscheinen lässt. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ein Lennard Tanner niemals alt wird. Er ist einfach immer der »große Junge«, wie meine Oma immer sagt.

Erst als ich einen Schritt nähertrete, bemerkt er mich endlich. Mit großen Augen wirft er den Schraubenschlüssel zur Seite.

»Abby-Maus!«, ruft er fassungslos und springt auf.

Er zieht mich in seine Arme, als wäre ich die Erscheinung aus einem Traum, die er festhalten muss, bevor sie wieder verschwindet.

»Na, wenn das keine Überraschung ist«, jubelt er, die Arme noch immer fest um mich. »Warum hast du denn nicht angerufen?«

»Wie du schon sagst: Stichwort Überraschung. Sonst wäre es ja keine gewesen, oder?« Ich löse mich aus seiner Umarmung und nehme seine Hände. »Und wie es aussieht, ist sie mir gelungen.«

»Das kann man wohl sagen. Ich fasse es einfach nicht.« Er legt die Hände an meine Wangen und kneift hinein. »Du bist wirklich hier. Wie lange bleibst du? Doch wohl hoffentlich über Nacht, oder?«

Ich grinse und schweige, während ich darüber nachdenke, wie ich ihm am besten von meinem Plan erzähle. Wenn man überhaupt von einem Plan reden kann, denn so kopflos, wie ich hergekommen bin, kann man das Ganze wohl eher Instinkt nennen. Oder Heimweh.

»Tja, um ehrlich zu sein ...« Ich streiche mir eine Strähne aus der Stirn.

»Um ehrlich zu sein?« Nun ist er derjenige, der meine Hände nimmt und mich erwartungsvoll anschaut.

»Na ja, um ehrlich zu sein will ich nicht nur eine Nacht hier schlafen, sondern …« Ich drehe mich zu meinem Wagen um. »Ich habe meine Zelte in Hamburg abgebrochen, weißt du?«

Papa tritt einen Schritt zurück. »Nicht dein Ernst!«

»Ja jaaaa, ich weiß«, seufze ich, »du hast immer gesagt, dass ich es irgendwann bereuen würde, aus Fleesenow weggezogen zu sein. Und jaaa, du hattest recht.« Ich rolle mit den Augen. »Zufrieden?«

»Ob ich zufrieden bin?« Er zieht mich erneut in seine Arme. »Ich könnte nicht glücklicher sein, Abby-Mäuschen.«

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Abby-Mäuschen. Das ist einfach typisch Paps.

»Dann ist also Schluss mit Jamie?«, fragt er, als er sich wieder von mir löst.

»Scheint so.« Ich zucke mit den Schultern. »Eigentlich waren wir am Ende sowieso nur noch gute Freunde. Es hat nur niemand von uns wirklich beim Namen genannt.«

»Verstehe.«

Er verzieht die Mundwinkel. Ich weiß genau, dass er in diesem Moment an Mark und unsere geplatzte Verlobung denkt. Genauso, wie ich weiß, wie sehr er damals selbst darunter gelitten hat, allein weil ich darunter gelitten habe. Aber er tut mir den Gefallen, seinen Namen nicht zu erwähnen.

»Und dein Job bei der Plattenfirma?«, hakt er nach.

»Ach, hör bloß auf mit denen.« Ich mache eine flüchtige Handbewegung. »Die haben mich von Anfang an nur ausgenutzt. Ich habe mich von dem Glamour blenden lassen, dass da ständig prominente Musiker zu sehen waren, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich eigentlich viel zu wenig Geld dafür verdiene, rund um die Uhr verfügbar sein zu müssen.« Ich räuspere mich. »Es ist gut, dass ich da weg bin.«

»Das ist mein Mädchen.

---ENDE DER LESEPROBE---