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Lisa und Mark sind frisch verliebt. Umso glücklicher sind sie, als sie ihre gemeinsame Vorliebe für BDSM herausfinden. Das Dumme ist nur: Sie sind beide passiv. Doch Lisa hat eine Idee …
Langsam drückte er die Tür auf und schloss sie hinter sich. In der Wohnung war es still. Von Lisa war nichts zu sehen. Die schrägstehende Sonne fiel durch das große Dachfenster. Er zog seine Schuhe aus, stellte sie neben die Tür und ging in den großen Wohnbereich. Auch hier war niemand. War sie vielleicht noch schnell im Bad verschwunden? Er trat an dem Bücherregal vorbei und stockte.
Auf dem ersten Blick hatte er die reglose Gestalt gar nicht erkannt.
Lisa stand nackt in der Ecke des Raumes, das Gesicht zur Wand. Die Hände hatte sie im Nacken verschränkt und den Rücken durchgedrückt, die Beine gespreizt. Sie rührte sich nicht, obwohl sie ihn hatte kommen hören müssen. Er hatte den Eindruck, dass sie schon eine ganze Weile so dastand.
»Schau dir das genau an!«, sagte eine weibliche Stimme.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Mark sah Lisa zum ersten Mal in einem Straßencafé in der Kaiserstaße. Zuerst hatte er sie kaum beachtet und sie schien auch keinen gesteigerten Wert darauf zu legen. Sofort, nachdem sie am Tisch gegenüber Platz genommen hatte, hatte sie ein dickes Buch aus ihrem Rucksack gezogen und es aufgeschlagen. Ein Mensch, so sagte ihr ruhiges Umblättern, der sich vollkommen selbst genügte. Aus reiner Neugierde streifte sein Blick über das Buch und entdeckte den Namen Strugatzki auf dem Buchrücken. Erfreut beugte sich Mark unauffällig vor, um den Titel des Buches lesen zu können, als sie aufschaute. Er tat so, als hätte er sich nur zu dem Zuckerstreuer vorgebeugt, und sah sich gezwungen, seinen süßen Milchkaffee noch etwas mehr zu süßen.
Mark rührte eine Weile in seiner Tasse, um sich zu beschäftigen. Auf dem zweiten Blick war die junge Frau wirklich schön. Ihm gefiel es, dass sie einen ausgebeulten schwarzen Kapuzenpullover trug, ohne sich darum zu kümmern, ob sie auf Männer attraktiv wirkte, oder nicht.
Er beobachtete sie über den Rand seiner Tasse hinweg. Sie las konzentriert und schien sich von dem Trubel um sie herum nicht ablenken zu lassen. Ihre Augen, sehr schöne Augen, wie er bemerkt hatte, blieben in den Seiten vertieft.
Mark spürte den Wunsch, sie näher kennenzulernen, aber er war kein Mann, der mit anderen schnell ins Gespräch kam. Dabei war er kein ungeselliger Mensch. Er saß gerne mit Freunden zusammen und redete bis in die Nacht. Nur mit Fremden tat er sich schwer.
Plötzlich sah sie auf und blickte ihn direkt an. In Gedanken versunken hatte er gar nicht gemerkt, dass er sie immer noch musterte. Erschrocken verschluckte er sich an seinem Milchkaffee. Sie lachte leise auf, ein warmherziges, ehrliches Lachen, und schien ihm nicht böse zu sein.