Paradise of Lust - Lily Newman - E-Book
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Paradise of Lust E-Book

Lily Newman

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Beschreibung

Wenn du es wagst, deine verbotensten Träume zu leben: Der erotisch-sinnliche Roman »Paradise of Lust« von Lily Newman als eBook bei dotbooks. Eine Frau, gefangen in einer Vorzeige-Ehe und dem perfekten Familienglück: Schon lange hat sie das Gefühl, dass ihr dieses Leben des schönen Scheins allmählich die Luft abschnürt. Was ist mit ihren geheimsten Sehnsüchten und dem Verlangen nach MEHR? Die Antwort darauf begreift sie erst, als sie plötzlich IHM begegnet – einem geheimnisvollen Fremden, dem sie alles anvertrauen kann, was sie sich in ihren dunkelsten Fantasien ausgemalt hat. Doch schon bald muss sie sich fragen, welchen Preis sie bereit ist, für ihre neugewonnene Freiheit zu zahlen: Kann sie es wirklich wagen, sich diesem Mann anzuvertrauen, der ihr Herz mit jedem Lächeln, jedem glühenden Blick so gefährlich aus dem Takt bringt? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der erotische Liebesroman »Paradise of Lust« von Lily Newman – so herausfordernd sinnlich wie »365 Tage«, so provokativ emanzipatorisch wie Katja Lewina. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 491

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Über dieses Buch:

Eine Frau, gefangen in einer Vorzeige-Ehe und dem perfekten Familienglück: Schon lange hat sie das Gefühl, dass ihr dieses Leben des schönen Scheins allmählich die Luft abschnürt. Was ist mit ihren geheimsten Sehnsüchten und dem Verlangen nach MEHR? Die Antwort darauf begreift sie erst, als sie plötzlich IHM begegnet – einem geheimnisvollen Fremden, dem sie alles anvertrauen kann, was sie sich in ihren dunkelsten Fantasien ausgemalt hat. Doch schon bald muss sie sich fragen, welchen Preis sie bereit ist, für ihre neugewonnene Freiheit zu zahlen: Kann sie es wirklich wagen, sich diesem Mann anzuvertrauen, der ihr Herz mit jedem Lächeln, jedem glühenden Blick so gefährlich aus dem Takt bringt?

Über die Autorin:

Lily Newman, geboren in Norddeutschland, lebt in zweiter Ehe in einer modernen Patchworkfamilie, nachdem sie sich von gesellschaftlichen Konventionen losgesagt hat. Als Freigeist ermutigt sie vor allem die Frauen in ihrem Umfeld, ihre sinnliche Seite zu erkunden und auszuleben, voller Stolz und Zügellosigkeit. Ihr Roman »Paradise of Lust« ist inspiriert davon, wie sie durch selbst gewählte Fesseln und Unterwürfigkeit ihren eigenen Weg in die Freiheit fand. 

***

eBook-Neuausgabe April 2022

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel »Entfesselt – Von einer, die wagte, ihre Lust zu leben« bei Cupido.

Copyright © der Originalausgabe 2017 Cupido Books / Karin Struckmann, Köln

Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-98690-170-7

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Lily Newman

Paradise of Lust

Roman

dotbooks.

Vorwort der Autorin

Diese Zeilen entstehen, bevor ich mit der eigentlichen Geschichte beginne. Sie stimmen mich ein, führen mich in dieses neue Fahrwasser, endlich das zu Papier zu bringen, was mich schon so lange beschäftigt, was meinen Alltag bestimmt. Ich bin nun innerlich so rastlos, dass ich mir endlich ein Herz fasse, mit dem Schreiben anzufangen. Mein Leben bewegt sich, nachhaltig, und ich möchte nicht verlieren, was da gerade geschieht, möchte es konservieren, kanalisieren, um wieder zu mir selbst zu finden, um irgendwann zur Ruhe kommen zu können.

Wahre Liebe ist Bestimmung. Sie fällt vom Himmel und man kann nichts dagegen tun, aber man sollte viel dafür tun, sonst entgleitet sie einem wieder.

Ich möchte keine Neuauflage von Shades of Grey oder der Crossfire-Serie schreiben und auch keine langweilige Lebensbeichte einer in die Midlife-Crisis gekommenen Mutter verfassen. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn bei dem, was ich erzählen möchte, handelt es sich irgendwie genau um eine Mischung aus beidem. Aber ich möchte es so darstellen, dass es jeden, der es liest, dazu motiviert, auszubrechen aus dem Sumpf von Konventionen und nicht in den gesellschaftlichen Dos und Don’ts und dem typisch moralischen »Das geht doch aber nicht« und »Das darfst du aber nicht« stecken zu bleiben bis zur Selbstaufgabe. Jeder hat das Recht, sein persönliches Glück zu finden, ich meine das echte, das, welches man nur selbst erkennen kann, wenn man tief in sich hineinhört, nicht das gesellschaftlich mustergültige, und es dann leben zu dürfen, ohne von anderen dafür verachtet und verurteilt zu werden. Es ist ein steiniger Weg dahin, aber er lohnt sich.

Nein, ich kann mir noch nicht genau vorstellen, wie ich all die erotischen und pornografischen Elemente zu Papier bringe, ohne dabei selbst zu erröten, aber ich möchte es probieren.

Ich möchte versuchen, Sie mitzunehmen auf diese Reise weg vom bürgerlichen weißen Gartenzaun zu dem, was dahinter liegt, verborgen und versteckt, verheimlicht und verleugnet, vergraben und fast schon vergessen. Auf den Weg, der am Ende die Angst vor Fehlern, die Furcht vor gesellschaftlicher Geringschätzung und Ablehnung hinter sich lässt und in echter gelebter Freiheit und Schrankenlosigkeit mündet, und der auch von der Verdrängung der eigenen sexuellen Neigungen und des natürlichen sexuellen Triebes hinführt zu kompletter, auch sexuell gelebter Freiheit. Ich bin ehrlich gesagt selbst gespannt, was dabei herauskommen wird.

Ein Hindernis fühle ich noch, bevor ich anfange: Ich kann Sie nicht siezen, wenn wir gemeinsam auf diese intime Reise gehen. In der Sauna duzt man sich schließlich auch. Also werde ich in einen Modus wechseln, der das Du ermöglicht. Nachdem wir ein Gläschen miteinander tranken, spürte ich, dass Sie interessiert sind an diesem unkonventionellen Abenteuer. Vielleicht um im Stillen die ganz persönliche Wahrheit für Ihr Leben zu finden und darüber nachzudenken, was Sie brauchen, um Ballast abzuschütteln, der Sie daran hindert, Freiheit und Glück zu spüren? Was fehlt Ihnen zum Glücklichsein? Was treibt Ihnen die Tränen in die Augen, weil es Ihren innersten Nerv trifft, tiefste unbefriedigte Bedürfnisse freilegt, innigste Sehnsüchte schmerzhaft aufflammen lässt? Was passiert, wenn Sie die vielen Schichten aufbrechen, die Gesellschaft, Umfeld und Erziehung im Laufe Ihres Lebens auf Ihr Innerstes gelegt haben, und Ihr ureigenes Wesen zum Vorschein kommt? Was ist das für ein Wesen, das sich da in Ihnen versteckt, das hinter Ihrem weißen Gartenzaun wohnt und nur wenig bis gar kein Tageslicht sieht? Würde es am Tageslicht und an einem kräftigen Atemzug Freiheit zerbrechen? Warum Sie zu diesem Buch greifen, bleibt Ihr Geheimnis. Nach einem Gläschen sind wir auf jeden Fall beim Du. Vertraut, intim, passend für das, was jetzt kommen wird.

Aber wo beginne ich am besten? Im Alltag, am besten im Alltag. Ab heute, kurz vor einem meiner Geburtstage, die der Statistik nach wahrscheinlich ungefähr die Mitte meines Lebens markieren – ich wüsste zu gerne, wessen Gene ich da nun genau geerbt habe –, teile ich ein paar Erkenntnisse, Reflexionen und Fantasien meines Alltags mit Ihnen, Entschuldigung, mit dir. Das mit dem Du ist gar nicht so einfach, wenn man sich nur auf ein Glas kennt. Und Fragen? Stell sie mir einfach, sobald sie dir in den Sinn kommen. Es gibt auf jede Frage eine Antwort, eine authentische Antwort, wenn man fernab von Verstand, Klischee und gesellschaftlichen Konventionen sein Herz dazu befragt, seine Intuition zu Wort kommen lässt.

Diese Erzählung ist instinktiv, intensiv, schonungslos, voller Leben, abrupt, überraschend, explizit, voller Ecken und Kanten, unvorhergesehen, unkonventionell, frech. Wie das Leben, wenn wir uns trauen, es ohne Wenn und Aber zuzulassen.

Niemand kann von dir erwarten, dass du heute schon weißt, was du morgen fühlen wirst.

Teil 1Gestern – Und wie daraus das Heute wurde

Kapitel 1

Heute

Ich habe drei Kinder zu Hause, zwei Jungen und ein Mädchen. Nach dem letzten Kind erlaube ich mir mehr Elternzeit als bisher, denn meine Kinder haben das verdient, und mein Mann auch. Mein Alltag sieht also so aus, wie es sich für eine sich in Elternzeit befindliche Dreifachmami gehört, ohne dass ich da jetzt näher ins Detail gehen will. Wir leben in einem schönen, großen Appartement, sogar mit eigenem Garten, und mein Mann ist fürsorglich und sympathisch, die Kinder quietschfidel und gesund. Er möchte seine Kinder und mich glücklich machen. Arbeitet viel, verdient gut. Versucht dennoch sein Möglichstes, um uns häufig sehen zu können. Die Dienstreisen halten sich zum Glück in Grenzen. Alles gut, oder? Bürgerliches Glück wie im Bilderbuch, keine Frage. Haken dran. Bei so einem Leben muss ich einfach glücklich sein. »Und wie ist es jetzt in Wirklichkeit?«, fragst du mich.

Das war die Version unter Ausschluss der SMS an Ihn von heute Morgen. Wer ist Er, und was stand darin? Ich weiß nicht, ob ich das hier einfach so schreiben kann, denn es steckt eine gewisse Rohheit in den Worten. Ich bin inzwischen so weit, dass mir diese Worte in bestimmten Situationen leicht über die Lippen gehen. Aber bist du bereit dazu? Wagen wir es doch einfach! Hier ist der Text der ersten SMS, eine von täglich durchschnittlich 150-250 SMS, die ich heute früh an Ihn abschickte:

»Ich sehe gut aus so frisch durchgefxxxx und tiefenentspannt ☺. Fand gerade keine anderen, feineren Worte für diese Tatsache ;-).«

Seine Antwort:

»Das ist eines der schönsten Komplimente, das du mir je gemacht hast.«

Schockiert? Verstehe ich, denn auch ich habe sehr lange gebraucht, um überhaupt fähig zu sein, derartige Worte zu formulieren. Schriftlich geht es besser als mündlich, aber einen kurzen Ruck muss ich mir dennoch jedes Mal geben. In Wirklichkeit habe ich das »schlimme« Wort nicht ge-x-t. Ge-x-t kann ich es zu Anfang dieses Buches aber besser ertragen – und du vielleicht auch.

Als ich die Kinder heute vom Gitarrenunterricht abholte, dachte ich spontan: Mit jedem Schritt spüre ich mein anderes, sinnliches Leben, während ich hier meinem bürgerlichen Trott folge, denn die Innenseiten meiner Schenkel nehme ich heute deutlich wahr. Es tut nicht weh, sondern ist Muskelkater, von gestern. Ich empfinde körperliche Erschöpfung, aber auch unendliches Glück, inneren Frieden, eine sehr tiefe Ausgeglichenheit. Ich spüre meinen Körper, spüre das Leben in ihm, spüre, dass ich mich innerlich frei fühle.

Inzwischen lasse ich diese Gedanken und Gefühle und auch diese Worte, die aus mir herauswollen, zu, ohne Angst, wenn ich mich sicher fühle. Und es gibt dieses sich sicher fühlen jetzt in meinem Leben, sich sicher fühlen, man selbst sein zu dürfen, und zwar ohne Einschränkung. Zwar flammt es derzeit nur hin und wieder mal auf, aber es gibt diesen Zustand immerhin inzwischen in meinem realen Leben und nicht nur in Traum und Fantasie. Natürlich reibe ich das nicht jedem unter die Nase, aber ich verstecke mich auch nicht mehr quasi gänzlich, sondern genieße es, wenn mein innerstes Wesen aufflammen und an die Oberfläche kommen darf. Dann strahle ich, sagt Er, und dann fügt Er hinzu, dass dies Sein höchstes Glück sei, mich so erleben zu dürfen. Ich wehre mich innerlich nicht mehr gegen das, was in mir steckt. Ohne Ihn wäre ich niemals so weit gekommen. Erst Er ermöglicht es mir, meinen Durst nach Gefühl und Berührung zu stillen, durch Ihn entdecke ich mein Wesen, genieße meine Nacktheit vollends und meinen Hunger nach Extremen und nach unverblümter Direktheit. Er zeigt mir, wie wundervoll es ist, ganz Frau sein zu dürfen und mit der ausgeprägten Weiblichkeit in meinem Wesen zu betören, zu kokettieren und auch zu wärmen und zu trösten. Er fördert all diese Facetten, lässt mich als Frau und nicht nur als Mensch oder sich fortpflanzendes Neutrum durchs Leben gehen, zumindest, wenn ich in Seinem Bann stehen darf, wenn wir uns begegnen dürfen.

Aber wer ist Er? Gib mir noch einen Moment ...

Und was war jetzt gestern? Gestern haben wir uns gesehen. Das passiert alle paar Wochen, in der Regel für wenige Stunden. Mehr geht nicht derzeit. Gestern war einer dieser Tage, an denen wir uns ohne Hemmungen spüren durften. Uns ohne Tabus treiben lassen konnten, navigiert nur von der süßen Versuchung unserer sich anziehenden Körper. Ich sagte gestern zu Ihm, dass ich keine Grenze zwischen meinem Körper und Seinem spüren würde, wenn Er mich umarmt. Dann sind wir eins, und das ist magisch. Ich spüre, dass uns beiden hier ein sehr seltenes Glück zuteilwird. Wir haben stundenlang unendlich viel Hautkontakt genossen und unsere Batterien wieder aufgeladen für unseren jeweiligen quasi platonischen Gartenzaun-Alltag.

Ich möchte nun zunächst erzählen, was vor dem Heute geschah, wie es dazu kam, dass ich »zum Stift« gegriffen habe, um all dies festzuhalten, voller Herzklopfen ob meiner Ahnung, dass sich hier mein Leben gerade nachhaltig in eine andere Richtung bewegt. Diesen Erinnerungen bis zum heutigen Tag, die bisher nur in meinem Kopf und meinem Herzen leben, möchte ich den Anfang des Buches widmen. Ab jetzt hingegen bewahre ich Aufzeichnungen auf und notiere Gedanken, halte Gefühle und Erinnerungen fest, um damit dann später die Geschehnisse ab dem heutigen Tag niederzuschreiben, denn auch ich weiß heute noch nicht, wo die Reise schlussendlich hingehen und wo sie enden wird.

Kapitel 2

Vor ein paar Jahren

Du fragst: Wie hat dein Leben vor ein paar Jahren ausgesehen, als du nur deine eine Welt hattest? Nur dieses eine Leben hinter dem weißen Gartenzaun?

Das ist eine berechtigte Frage. Ich erinnere mich gut daran, denn dieses Leben war Stoff für endlose Stunden texten und reden und reflektieren gemeinsam mit Ihm. Aber in diese Thematik möchte ich erst später tiefer hineingehen. Hier zunächst einmal nur der Rahmen, das Offensichtliche.

Mein Mann, die Kinder und ich sind auf dem Papier eine echte Bilderbuchfamilie, ein Traum für viele. Ich musste einfach glücklich sein und redete mir das auch immer wieder sehr erfolgreich ein. Es war in meiner Situation einfach gesellschaftlich korrekt, zufrieden zu sein mit allem, was ich hatte. Und doch fehlt jedem irgendetwas, das ist doch normal und nicht der Rede wert. Das geht doch allen so.

Vor ein paar Jahren versuchte ich zum dritten Mal schwanger zu werden, hatte fünf Fehlgeburten seit der Geburt unseres zweiten Kindes, alle, zum Glück, in einem sehr frühen Stadium. Nahm dabei ein paar Kilo ab, was guttat, denn ich hatte seit den Schwangerschaften gefühlt unzählige Kilos zu viel auf den Rippen und fühlte mich aufgrund dessen alles andere als wohl in meiner Haut. Ich ging in meiner Arbeit und in meinem täglichen Stress auf, trug Verantwortung im Job und für das Wohlergehen der Familie. Alles in allem hielt ich mich gut über Wasser. Anerkennung schöpfte ich aus dem Beruf. Es blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken und irgendetwas gab es immer zu planen oder wirbelte unseren Alltag durcheinander: Kinder, Nachmittagsgestaltung, Organisation der Familie, die Projekte in der Firma, Freunde, Fehlgeburten, schwanger werden, Finanzielles, Urlaubsplanung, Krankheiten ... Reflexionszeit kannte ich nicht. Die Erfüllung meines Wunsches nach einem dritten Kind hatte ich schon beinah aufgegeben, wir lebten einfach ohne Verhütung, und ohne dass ich mir da noch große Hoffnungen gemacht hätte.

Und das Eheleben?

Da war unsere angenehme, gelebte, vertraute, unaufgeregte Routine. Küsse, Umarmungen und Zärtlichkeiten blieben im Alltag oft Nebensache, gingen unter, rutschten durch in all dem Trubel, der Erschöpfung, der Angespanntheit ob der vielen Aufgaben und der Verantwortung, die gerade ich mir selbst zuschrieb und mich dadurch auch selbst stresste. Mir fiel es damals nicht besonders auf, wie sehr es mir an Gefühl und Berührung in unserer Ehe fehlte, wie sehr ich es brauchte, wie sehr es mich ausfüllen und ins Gleichgewicht bringen würde, genau dies öfter zu bekommen. Ich kam im Alltag recht gut zurecht damit, diese Bedürfnislücke zu übersehen. Intim waren wir dann und wann einmal, allerdings auch manchmal wochenlang nicht. Dann rechnete ich im Kopf zurück und versuchte, mich an das letzte Mal zu erinnern, nicht immer mit Erfolg, stupste mich dann selbst an und ging meiner ehelichen Pflicht nach. Es blieb bei kurzen Intermezzi, für die eine Schulpause, leider oft auch eine kleine, gereicht hätte, inklusive Abgang mit der Unterhose oder, wenn vorhanden, einem Handtuch zwischen den Beinen um Flecken im Bett oder auf dem Sofa vorzubeugen, Richtung Badezimmer.

Während der fruchtbaren Tage versuchten wir es durchaus öfter, aber das Schema blieb vorhersehbar. Es war halt ausreichend, um unsere Kinder zu zeugen, ausreichend, um das Gefühl zu haben: In unserem Gartenzaun-Alltag gibt es Sex. Wir hatten dieses Thema als ganz normales Ehepaar scheinbar gut im Griff. Da ich mich diesbezüglich aber auch nie mit anderen austauschte, musste hier mein inneres Gefühl ausreichen, um diesen Tatbestand zu beurteilen. Jedes Mal, wenn wir es wieder getan hatten, dachte ich im Stillen: eigentlich schön, könnten wir öfter und vielleicht auch länger machen. Das blieb dann allerdings auf der Strecke. Es gab eben Wichtigeres. Und ich hatte Sorge, dass mein Mann meinen sexuellen Trieb unangemessen finden könnte. Die Initiative lag am Ende meist bei mir, wenn ich ankam, ließ er sich gerne darauf ein, wenn nicht, dann eben nicht, auch nicht tragisch. Er hätte sich niemals aufgedrängt, hätte an einer eventuellen Zurückweisung zu knabbern gehabt. Wie wenig kompatibel wir in dieser Hinsicht waren, wurde mir erst langsam bewusst.

Zusammengefasst würde ich meinen Mann als einen sehr guten Vater und angenehmen Ehemann bezeichnen, und als Paar nahmen wir unseren gemeinsamen Erziehungsauftrag beherzt wahr. Die Kinderbetreuung an sich lag dabei eher bei mir, denn sein Arbeitsalltag erlaubte es ihm unter der Woche nicht, häufig anwesend zu sein.

Wenn ein gemeinsamer Feierabend allein zu Hause auf dem Programm stand, weil die Kinder irgendwo anders übernachteten, verbrachten wir diesen oft mit Fernsehen oder Gesellschaftsspielen. Ansonsten werkelte jeder so für sich herum. Ich war es meist, die versuchte, etwas Gemeinsames zu initiieren. Er fühlte sich allerdings auch wohl, wenn er mich einfach nur in seiner Nähe wusste, egal, ob ich mit Wäsche, Lesen, Korrespondenz, Telefonieren oder Duschen beschäftigt war.

Ausgeglichen war ich allerdings wirklich nicht. So viele meiner ureigenen Bedürfnisse, die ja wegen der Kinder sowieso schon zurückgestellt worden waren, blieben unerfüllt, wurden gar nicht adressiert. Eigentlich ein Fass ohne Boden, aber es blieb überhaupt keine Zeit, sich diesem Thema anzunehmen. Deshalb habe ich das damals auch noch nicht verstanden. Immer wieder kam Verzweiflung hoch und bittere Tränen, weil ich bemerkte, dass ich nicht in meiner Mitte war und oft gereizt oder traurig oder irgendwie angepiekt. Ich fuhr zu schnell aus der Haut, auch mit den Kindern, was regelmäßig in Schreiattacken endete. Mich hier selbst zu disziplinieren und zu kontrollieren, schien unmöglich. Ich wusste, dass ich eigentlich glücklich sein müsste, konnte dieses Gefühl aber tief in meinem Inneren nicht oder nur sehr temporär wahrnehmen. Immer wieder ließ ich meine Umwelt meine Unzufriedenheit und Gereiztheit spüren und konnte es nicht verhindern, dass dann und wann ein Klaps auf der Wange landete, nicht kräftig, aber mich störte daran, dass ich in diesen Momenten die Kontrolle verlor, mich nicht mehr im Griff hatte. Mich ärgerte, dass ich es nicht mit Worten geregelt bekam. Ich hatte schlimme Hautausschläge und weinte jeden Tag, weil ich mich überfordert fühlte. Meine Batterien waren dauerhaft leer. Ich war komplett aus dem Gleichgewicht. Von außen sah man mir das allerdings nicht an, da ich es in der Öffentlichkeit immer irgendwie schaffte, ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Die Fassade stand und die gereizte Haut wurde so gut wie möglich überschminkt. Die Haut als Spiegel der Seele, vorher hatte ich geglaubt, dass ich nicht anfällig dafür sein würde, dass ich mein Innerstes überlisten könnte, aber ich musste einsehen, dass ich meine Psyche nicht mehr kontrollieren konnte. Das Unterbewusstsein schlug durch und ich konnte es nicht verhindern.

Ich bekam damals weder genügend Anerkennung für meinen Job zu Hause noch wurde ich als weibliches Wesen wahrgenommen. Dabei war ich eigentlich sowohl äußerlich als auch tief in meinem Inneren die pure Weiblichkeit in menschliche Form gegossen und schrie förmlich danach, begehrt zu werden, berührt zu werden und danach, meiner Lust nach tabulosem Sex, Nacktheit und unkonventioneller Leidenschaft nachgehen zu dürfen. In meinem Leben genügte allerdings der gute Mensch, die gute Mutter, die gute Angestellte, aber die Frau? Die sprach keiner an, die war für mein Umfeld nicht wichtig, die lag irgendwo in mir vergraben und niemand buddelte sie aus. Und mir war sie, glaube ich, irgendwie unheimlich und schickte sich auch nicht so recht, gerade in dem gut bürgerlichen Umfeld, in dem wir uns bewegten, weshalb ich es dabei beließ. Mein Mann liebte mich sehr, zumindest das, was ich von mir zeigte. Er wollte mein Glück, und das wollte er wirklich, aber ich durfte den weißen Gartenzaun nicht öffnen. Nur beim Tanzen, beim Tanzen ließ ich mich nicht einsperren. Ich tanzte mit Leidenschaft. Allein, zu zweit, stundenlang, nächtelang. Da war ich in meiner Mitte, ich selbst, frei und ungezwungen, voller Leidenschaft, Weiblichkeit und Erotik. Da wurde ich angesprochen, gelobt, da legte ich einen Bann der Faszination auf meine Zuschauer.

In regelmäßigen Abständen flippte ich aus und konfrontierte meinen Mann mit meinem Gefühl, dass mit unserer Beziehung etwas im Argen läge. Nach einem Krisengespräch ging es dann wieder eine Zeit lang gut und jeder gab sich mehr Mühe, auf den anderen zuzugehen, aber im Alltagstrott war man spätestens nach einem Monat wieder beim alten eingespielten Schema. Und ich beruhigte mich selbst damit, dass es doch normal war, wenn eine Mutter nicht all ihre Bedürfnisse befriedigt wissen konnte nach so vielen Jahren Ehe, das ging doch allen so. Die meisten akzeptierten es einfach. Ihnen wurde auch keine verlockende, perfekte Alternative geboten. Aber wenn man sich außerhalb der Partnerschaft authentischer verhielt als darin, wenn man eher außerhalb als innerhalb der Ehe spürte, dass man doch eine Mitte hatte, dann sollten die Alarmglocken anfangen zu klingeln, und zwar laut und schrill.

Es fällt mir schwer, unseren eingespielten Alltag detaillierter zu beschreiben. Das alles ist dafür auch schon zu weit weg und es ist zu viel passiert seitdem. Auch mein Leiden intensiver zu beschreiben, gestaltet sich im Rückblick als mühsam. Ich kann dieses Gefühl von damals nur schwer in seiner Intensität reproduzieren. Bis auf die täglichen Aufregungen und Unternehmungen ist so ein Alltag wahrscheinlich auch einfach schlicht und routiniert. Alle Energie konzentriert sich auf die Familie. Und wenn wir das vernünftig hinbekamen, waren wir schon gut.

Kapitel 3

Studienzeit

»Zurück zu Ihm: »Seit wann gibt es Ihn in deinem Leben?«, fragst du mich.

Wir lernten uns während unserer Studienzeit kennen, hatten eine Affäre. Ich war ungebunden damals, Er hatte seit Kurzem eine Freundin. Ich spürte von Anfang an, dass uns etwas Besonderes verband, ein unbestimmtes Gefühl tief in meinem Unterbewusstsein. Aber verbalisier das mal mit gut zwanzig. Allerdings ahnte ich nicht im Geringsten, wie besonders unsere Liaison war. Ich fiel Ihm damals auf, weil ich anders war als die anderen, die Ihn anbaggerten. Ich war selbstsicherer im Auftreten, verspielter und dabei ernster. In Ihm schrie alles: »Haben wollen«, »Erlegen wollen«. Als ich dann mit einem anderen Studenten fest zusammenkam, löste ich unsere Affäre auf. Hätte Er mir ein Zeichen gegeben, hätten wir es wahrscheinlich miteinander versucht, aber von Seiner Seite aus kam nichts. Ich widmete mich fortan ganz meiner neuen Beziehung, wir blieben Freunde, die irgendwie mehr verband, aber eben nur irgendwie.

Ich brachte nach Beendigung unseres Intermezzos meine kurze, intensive Zeit mit Ihm zu Papier, um all meine aufgestauten Gefühle zu kanalisieren, also auch damals schon, was mich heute schmunzeln lässt. Ich musste es in Worte fassen, um es selbst begreifen zu können. Es waren die Gedanken und Gefühle einer Studentin, die kurzzeitig das Paradies kennenlernen durfte, die Ewigkeit spürte, ohne dass sie mit diesen Begriffen damals schon etwas hätte anfangen können, geschweige denn, dass sie überhaupt in ihren Gedanken hätten konkret werden können.

Jetzt schweifen mein Gedanken ab zu den Anfängen mit Ihm, in die Studienzeit. Ich habe Lust, dir davon zu erzählen, weil es so leidenschaftlich und intensiv gewesen ist damals.

Er beschrieb unsere erste Begegnung vor Kurzem prägnant und knapp in einer SMS:

»Du bist schon immer auf allen drei Ebenen gewesen: Herz, Schoß und Seele. Ich erinnere mich noch sehr genau an den ersten Gedanken, den ich bei deinem Anblick empfunden habe: So ein Mädchen gibt’s doch normalerweise gar nicht – die muss ich unter allen Umständen haben, das ist genau meins!!!! Ich kann dir nicht sagen und es ist für mich nicht rational erklärbar, warum bei mir die Hormone einschießen, wenn ich vor dir stehe. Das ist bereits bei unserem ersten Treffen so gewesen und hat nie aufgehört. Du saßest auf meinem Schoß, und ich wusste, dass du genau da hingehörst, und es fühlte sich richtig und vollkommen an. Irgendwie wusste ich seit dem ersten Moment, dass das jetzt für immer sein würde.«

Unser erstes Treffen war ein Urknall, dessen Auswirkung wir nun erst langsam begriffen, nach all den Jahren. So viel Anziehung füreinander hatte er freigesetzt in uns, unwiderruflich. Aber wir waren damals einfach zu unreif, jung und auch zu unschuldig und unwissend, das alles von unserem Unterbewusstsein, unserem Instinkt, in eine kognitive Ebene zu schieben, wo wir es hätten begreifen, diskutieren und aufklären können.

Nun bin ich derart froh darüber, dass ich einiges von dem damals Erlebten noch zu Studienzeiten niedergeschrieben und aufgehoben habe, unbeholfen, aber ehrlich, denn so konnte ich in den Zeilen von damals stöbern und die Essenz unseres Glücks und unserer wilden Liebe, der Affäre, die wir damals erlebten, genießen und hier aufs Neue verewigen. Ungefiltert. Unverändert. Ursprünglich. Wer hätte das damals gedacht? Dass ich das alles noch einmal herausholen würde in einem größeren Kontext, in diesem unser Leben komplett umkrempelnden Kontext? Schon damals kam es mir seltsam vor, »zum Stift« zu greifen und unsere Beziehung in Worten festzuhalten für die Ewigkeit. Ich schrieb meine Zeilen im Alter von zwanzig Jahren, aus einem inneren Antrieb heraus, ohne dass ich damals wirklich verstand, warum ich mir diese Mühe machte. Ich tat es einfach, es wollte aus mir heraus, ich folgte meinem Instinkt. Unsere fiktiven Namen waren Jan und Meike.

Kapitel 4

Jan und Meike: Befreundet mit Ausrutscher – Gedanken und Gefühle einer Studentin (Auszug)

In der Zeit vor unserer ersten gemeinsamen Nacht telefonierten wir häufig und erzählten uns Geschichten aus unserem Leben, von vergangenen Liebschaften, Dingen, auf die wir stolz waren, und auch von Dingen, die uns weniger mit Stolz erfüllten. Es sprudelte einfach so aus uns heraus. Stundenlang sprachen wir miteinander und vergaßen darüber jedes Mal die Zeit. Er half mir auch beim Lernen für mein Studium, fragte mich ab, erklärte mir juristische Fallstricke. Ich fühlte mich komplett geborgen in Seiner Nähe. Er strahlte etwas aus, das mir inneren Frieden gab, von Anfang an.

Eigentlich hätte ich intensiv für meine Klausuren lernen müssen, aber es fiel mir den ganzen Tag über schwer, mich zu konzentrieren. Letztendlich rief ich Jan an, um mich ein bisschen abzulenken. Ihm war es ähnlich ergangen.

»Hallo Jan, ich bin’s, Meike.«

»Hallo Meike! Wie geht’s?«

»Ich hab’ heute überhaupt keine Lust zum Lernen. So schlecht konnte ich mich schon lange nicht mehr konzentrieren. Diese blöden Thesen und Sätze wollen einfach nicht in meinen Kopf hinein. Da habe ich mir gedacht, dass ich dich ein wenig nerven könnte, um mich abzulenken!«

»Tja, Meike, mit dem Nerven hast du schlechte Karten. Es tut richtig gut, mit dir zu reden. Ich kämpfe heute auch den ganzen Tag schon mit meiner Konzentration. Da sitzt man über irgendwelchen Konstrukten, nach denen später sowieso niemand mehr fragt.«

Wir redeten noch ein wenig weiter, und dann erinnerte ich mich an meine neulich verpasste Chance, einen anregenden und interessanten Abend mit ihm zu verleben. Das wollte ich nachholen, also nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach Jan darauf an: »Sag mal, was hältst du davon, wenn wir uns heute Abend treffen und zusammen Video schauen? Da gibt es doch einen Film, den du dir sowieso grad ausgeliehen hast und den du mir noch zeigen wolltest. Neulich hatte das ja nicht mehr geklappt.«

»Field of Dreams – ja, das stimmt. Eigentlich hast du recht, aber ich glaube, das wäre nicht so vernünftig, weil es dann sicher spät wird und ich morgen früh aufstehen muss.«

»Mensch, Jan, tu doch nicht so scheinheilig.« Auf der anderen Seite der Leitung war es lange still. Mein Herz klopfte. Ich fragte mich ernsthaft, ob er es hören konnte. Nach einigem Zögern bekam ich dann doch eine Antwort, kurz und knapp, Jungs eben: »Abgemacht. Ich bin um neun bei dir mit Film und Videorekorder. Wenn ich mich recht erinnere, hast du keinen, oder?«

»Nein, gut gemerkt. Geht in Ordnung. Ich freue mich schon.«

Irgendetwas tat gerade einen Sprung in mir. Ich war einfach happy, dass ich mich getraut hatte. Mit Jan Zeit zu verbringen, war immer sehr reizvoll und anregend und fühlte sich wie eine Belohnung an. Wir konnten so wunderbar über alles reden. Das hatte ich noch nie zuvor erlebt. Ganz ohne Hemmungen, wenn man beispielsweise aus der Vergangenheit berichtete von Dingen, die moralisch nicht einwandfrei waren und auf seelische Abgründe blicken ließen, wie etwa, als ich ihm beichtete, dass ich einmal unbeabsichtigt ein Käsemesser in einem Supermarkt hatte mitgehen lassen, weil es in einer Falte des Einkaufskorbes gesteckt und ich es dann aber nicht zurückgebracht hatte. Oder als ich ihm offenbarte, dass ich hin und wieder gerne mit meiner Wirkung auf Männer spielte, zaghaft, aber mit Erfolg: Barkeeper, DJ und so weiter. Er hörte mir zu und bestätigte hinterher, dass wir Frauen wahnsinnig viel Macht über die Männerwelt hatten. Für mich war es sehr interessant, noch mehr über meinen Einfluss und meine Reize aus männlicher Sicht zu erfahren. Immerhin war ich bisher mehr so durchs Leben geschliddert, ohne wirklich zu wissen, was ich unter Umständen hervorrief, welche Knöpfe ich drückte ...

Wie sollte ich mich heute Abend bloß verhalten? So ganz ohne Provokation würde Jan nicht davonkommen, das wusste ich und entdeckte beim Blick in den Spiegel ein Schmunzeln in meinen Mundwinkeln. Und da er Frauen ja sehr gut kannte (O-Ton Jan), müsste er eigentlich darüberstehen. Irgendwie würde ich ihn testen und ich hatte es im Gefühl, dass es ein sehr interessanter Abend werden würde. Was man allein mit verbalen Spielen und den dazu passenden Blicken alles anstellen konnte, dessen war man sich oft gar nicht bewusst. Ich übte noch und hatte schon gemerkt, dass Jan nicht gerade unempfänglich für solche Dinge war. Eines war klar: Es musste mein neues Parfum sein. Neulich hatte er nämlich offenbart, dass er es sehr verführerisch und sinnlich fände. So etwas wird bei mir sofort abgespeichert, genauso wie ich von anderen Leuten erwarte, dass sie meine Leidenschaft für Martini im Gedächtnis behalten, sofern ich ihnen auch nur irgendetwas bedeute. Außerdem wusste ich, dass er sehr auf figurbetonte Kleidung stand. Also holte ich meinen schwarzen, langärmeligen Body heraus und zog meine schwarze Replay-Jeans an. Ich gefiel mir selbst im Spiegel. Ganz wenig Make-up um die Natürlichkeit zu bewahren, und schon war ich für dieses Spiel gewappnet. Durch Jan hatte ich meine Spielleidenschaft erst richtig entdecken können, da mir durch seine Worte erst bewusst wurde, dass ich prädestiniert dafür war, dem männlichen Geschlecht den Kopf zu verdrehen.

Ich hoffte die ganze Zeit über, der Film würde noch nicht aufhören, weil ich Angst hatte, dass der Abend damit hätte enden können. Wir sahen ihn uns auf Englisch an und Jan erklärte mir alles, wenn ich etwas nicht verstand. Also fragte ich zum Ende hin ständig nach, weil ich angeblich etwas nicht kapierte, und Jan spulte immer häufiger zurück, damit ich auch alles ganz genau mitbekam. Dadurch gewann ich Zeit.

Irgendwann war der Film dann doch vorbei. Es war inzwischen schon 23.30 Uhr, eine wunderbare Zeit, um sich zu verabschieden und friedlich schlafen zu gehen. Aber uns war beiden klar, dass der Abend noch nicht beendet war. So fingen wir einmal mehr an, über Gott und die Welt zu reden. Ich vergaß die Zeit und sie war auch vollends unwichtig geworden. Es herrschte eine »Die Uhren stehen still«-Stimmung zwischen uns.

»Hunger habe ich jetzt. Hast du irgendetwas zu essen da?«

»Blutorangen könnte ich dir anbieten.« Bevor er antworten konnte, war ich schon aufgestanden und holte drei Orangen und ein Blatt Küchenpapier aus der Küche. Ich ertappte ihn dabei, wie sein Blick mir folgte und weder an meinen Haaren noch an meinen Füßen, sondern irgendwo dazwischen hängen blieb. Ich fing an, die erste Orange zu schälen. Unterdessen unterhielten wir uns weiter über alles Mögliche: Uni, Männer, Frauen ... Brav gab ich Jan die Hälfte der Frucht ab. Ich merkte, dass auch ich jetzt veritablen Hunger verspürte.

»Noch eine?«, fragte er mich. Ich nickte nur, weil ich den Mund noch voll hatte. Jetzt schälte er die Frucht. Er stand auf und kam mit Honig wieder. Ich erinnerte mich, dass ich ihn auf dem Küchentisch hatte stehenlassen. Was sollte das bloß werden? Er tauchte eine Blutorangenspalte in den Honig und führte sie dann zu meinem Mund. Ich glaube, ich habe ihn ein bisschen skeptisch und unsicher angeguckt, spielte aber mit und öffnete den Mund. Das nächste Mal zögerte er leicht, sodass ich die Orange nicht so schnell schnappen konnte. Dann drehte ich den Spieß um und fütterte ihn. Orange Nummer zwei und drei bahnten sich auf diese Weise ihren Weg in unsere hungrigen Mägen. Er erklärte mir, dass bei ihm zu Hause immer alles gesüßt worden war und er deshalb »sauer« allein nicht gut vertragen würde. Ich hielt das für eine Ausrede. Nach der Orangenaktion legten wir uns nebeneinander hin – allerdings, ohne uns zu berühren. In meinem Kopf schwirrte nur ein Gedanke: Was würde wohl passieren? Die Orangen hatten etwas in mir geweckt, was eigentlich gar nicht hätte ans Licht kommen sollen. Ich fühlte mich beschwingt und wunderbar angeregt von unserer Fütteraktion, versuchte aber unter massiver Anstrengung, dieses Gefühl wegzudrücken, es wieder zurück in die »Das geht doch aber nicht«-Schublade zu stecken. Dachte dabei an meinen anfänglichen Übermut, ihn provozieren zu wollen, als ich dabei war, mich für den Abend fertig zu machen. Jetzt hatte er den Spieß umgedreht, so ehrlich musste ich mir selbst gegenüber sein, und das verunsicherte mich. Also schnell zurück in die Schublade damit. Immerhin hatte Jan eine Freundin und ich gerade überhaupt kein Interesse an einem Freund. Auf Deutsch gesagt hatte ich die Schnauze voll von aufdringlichen Jungs, die sich sonst was einbildeten. Ich hatte die Schnauze voll von komplizierten Beziehungen, Verpflichtungen, Eifersucht und Missverständnissen. Hatte mich kürzlich an all dem sehr verbrannt und wollte einfach nur leben, genießen und ich selbst sein, ohne mich für einen Jungen verbiegen zu müssen. Jan wusste das. Wir hatten lange darüber geredet. Es stand außer Frage, dass wir je eine sexuelle Beziehung miteinander eingehen würden. Wir waren uns einig. Deshalb verunsicherte mich sein Spieltrieb und auch mein eigener, den ich gerade in mir entdeckte und der mir sagte, dass ich Jan doch eigentlich auch ein bisschen provozieren könnte. Zunächst kam ich aber nicht dazu und eigentlich wollte ich das ja auch gar nicht. Wir fingen an, uns über Selbstbefriedigung zu unterhalten.

»Befriedigst du dich selbst?«

»Na, hör mal. Ich bin auch nur ein Mann. Wir werden mit erotischen Fantasien geboren, glaube ich, wenn ich mich so umhöre bei meinen Kumpels.« Ich lachte. Es war ein ehrliches, warmes Lachen, das mich ihm näherbrachte.

»Woran denkst du dabei?«

»Ich stelle mir eine erotische Situation mit einer wahnsinnig sinnlichen Frau vor.«

»Deine Freundin?«

»Nicht immer. Wie ist das denn bei dir?«

»Ach ... also ... ich erforsche meinen Körper auch gerne selbst. Man kann so viel über seine eigene Erregung und Lust lernen. Ich finde das sehr interessant. Selbst einzuschätzen, wie weit man gehen kann, wann es zu spät ist, wann man an dem Punkt angelangt ist, wo man weiß, dass es gleich so weit sein wird.«

»Und wie machst du das?«

»Das würdest du wohl gerne wissen?!«

»Ich bin Forscher und Entdecker, weißt du? Und es gibt nun mal nichts Interessanteres als den weiblichen Körper mit seinen Geheimnissen und den unerforschten Regionen – unerschöpflich!« Jetzt kribbelte da was in mir. Er sagte das so frech und gleichzeitig so liebevoll, dass ich mir für einen kurzen Moment wünschte, er würde meinen Körper zu seinem Lebensprojekt machen. Aber ich wischte diesen Gedanken sofort wieder weg und vergrub ihn, ganz tief.

»Ich glaube, ich habe da eine ganz komische Methode entwickelt: auf dem Bauch mit einem Handtuch. Das ist übrigens gut für die Pomuskeln.«

»Auf dem Bauch?«

»Ja, das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Irgendwann, als ich noch ziemlich jung gewesen bin, so ungefähr mit dreizehn, hatte ich ab und zu mal ein Handtuch im Bett liegen und fing damit an, auf dem Bauch liegend, meinen Kitzler damit zu stimulieren, also mich daran zu reiben. Natürlich wusste ich damals noch nicht, was ein Orgasmus ist. Ich merkte nur, dass es da einen »unheimlichen« Punkt gab, an dem sich etwas änderte – der Punkt, an dem man weiß, dass es gleich passiert. An diesem Punkt habe ich zuerst immer aufgehört. Erst circa zwei Jahre später habe ich es einmal »gewagt«, weiter zu gehen. Daraufhin bemerkte ich, dass nach diesem ersten unheimlichen Punkt noch ein weiterer kam. An diesem angelangt, konnte ich dann plötzlich unendlich lange weitermachen, ohne dass noch mehr passierte. Weitere zwei Jahre später kam mir dann die endgültige Erleuchtung. Das musste ich mir alles selbst erarbeiten, denn meine Mutter war nicht offen für diese Art von Gesprächen. Ich war, inzwischen siebzehn Jahre alt, mit meinem damaligen Freund in den Urlaub gefahren. An einem Abend lag ich auf dem Bauch im Bett, und er hatte sich auf mich gelegt. Miteinander schlafen wollten wir gar nicht. Im Endeffekt lag ich auf seinen Händen. Ich fing an, mich zu bewegen, meine Hüfte kreisen zu lassen, und als ich über den ersten Punkt hinweg geraten war, durch meine Bewegung und mein Reiben an seinen Händen, und an dem zweiten Punkt angelangt war, ging mir sehr langsam ein Licht auf. Wir analysierten es gemeinsam. Ich hatte also schon jahrelang Orgasmen gehabt, ohne es zu wissen.« Ich schluckte. »Vielen Leuten habe ich diese Geschichte noch nicht erzählt und schon gar nicht so ausführlich. Ist mir jetzt irgendwie peinlich.« Ich glaube, ich wurde rot, aber es gab ja zum Glück nur gedimmtes Licht im Zimmer.

»Und warum durfte ich es erfahren?«

»Weil die Geschichte ein sehr interessantes Thema anschneidet, über das man nur mit sehr interessanten Leuten reden kann.«

Ich wagte jetzt das erste Mal seit Langem einen Blick zur Uhr: 4.30 Uhr zeigte sie an. Das konnte doch gar nicht sein! Ich sagte allerdings nichts, hatte noch keine Lust, allein zu sein. Es lag einfach eine zu schöne Stimmung in der Luft, um diesen Abend jetzt zu beenden. Es fühlte sich für mich an, als hätte er gerade erst begonnen. Weil mein Kopf allerdings immer schwerer wurde, ließ ich ihn auf seinen Unterarm fallen und wusste instinktiv, ich hatte das Richtige getan. Mir schwindelte, und das ist kein Spruch. Es war unsere erste bewusste Berührung. Es fühlte sich so gut an, auf diesem muskulösen Arm zu liegen, wie zu Hause. Es war alles so vertraut, und trotzdem gab es da noch Distanz zwischen uns. Jan zog seinen Arm nicht zurück. Wir sagten beide nichts, lagen nur da. Ich wollte da ewig liegen. Wollte nichts ändern. Wollte nicht weg, wollte nur spüren, was er mir da gerade unwissentlich schenkte: eine Intensität in der bloßen Berührung seiner Haut, die mich umhaute.

Noch ganz in Gedanken versunken, spürte ich Jans Hand über meine gleiten, ganz sanft und sehr vorsichtig. Seine Finger strichen über meine Haut. Innerlich bemerkte ich, wie mein Körper zitterte. Es klingt komisch, aber obwohl ich irgendwie darauf hingearbeitet hatte: Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Es war, als ob bei unserer Berührung Funken gesprungen wären. Das legte mich vollkommen lahm. Was sollte ich jetzt tun? Für einen Moment fühlte ich mich überfordert. Meine Gedanken mussten sich erst wieder sammeln. Ich genoss die Liebkosung seiner Hand und sog sie in mich auf, wie ein ausgetrockneter, nach Wasser dürstender Schwamm. Eine innere Stimme sagte mir, dass das Spiel nun begann. Ich war beschwingt, aufgeregt und von meinen aufkeimenden Gefühlen komplett durcheinander, aber bereit. Jetzt berührte auch ich seine Hand. Wir streichelten uns gegenseitig. Jeder Kontakt unserer Finger ließ die Situation erotischer und vertrauter werden. Wir brachten beide kein Wort über die Lippen. Nur meine CD mit romantischer Musik à la Kuschelrock lief im Hintergrund und durchbrach die Stille. Ich strich mit meiner Hand über Jans Gesicht. Auch er genoss meine Berührungen, das spürte ich deutlich, legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Dadurch, dass seine Hände nun ruhten, konnte ich mich etwas beruhigen. Meine Finger erforschten seine Gesichtszüge. Schließlich gelangten sie zu seinen Mundwinkeln. Als ich seine Lippen berührte, öffnete er sie leicht und ließ meine Finger in seinen Mund gleiten. Ich spielte mit seiner Zunge, zog meine Finger weg, er schnappte danach, ich zögerte und berührte seine Lippen dann wieder. Es war ein schönes erotisches Spiel, das nach »mehr« verlangte. Er tat es mir gleich. Seine Finger waren so zärtlich. Und mit seiner ersten erneuten Berührung meiner Haut war da wieder dieses »ohnmächtige« Gefühl. Es war unbeschreiblich aufregend. Dann begann er damit, mein Ohr zu streicheln. Das hätte er nicht tun dürfen, denn mein Ohr war eine extrem empfindliche Stelle, dessen Berührung gerade zu Beginn, wenn noch alle Spannung in der Luft lag, intensivste Gefühle in mir auslösen konnte. In diesem Moment der Berührung schaltete sich mein Verstand wie von selbst ab, vollends, Schicht im Schacht, keine Chance. Ich ließ mich einfach fallen und gab es auf, mich vor seinen Streicheleinheiten zu sträuben. Sie waren viel zu schön, um darauf zu verzichten. Warum auch vernünftig sein, wenn das »Verbotene« doch so anregend sein konnte und sich so richtig anfühlte? Die Intensität seiner Berührung machte mich machtlos und planlos.

Das Spiel mit den Fingern genügte mir nicht. Langsam näherten sich meine Lippen seinem Ohr an. Ohne es zu berühren, hauchte ich Luft hinein. Jans Atem wurde lauter, was meine Vorgehensweise nur bestätigte. Also fuhr ich damit fort. Meine Zähne knabberten an seinem Ohrläppchen. Ganz vorsichtig nahm ich es in den Mund und ließ meine Zunge damit spielen. Dann umschloss ich sein Ohr zur Gänze mit meinem Mund und erforschte es bis ins Detail mit meiner Zunge. Ganz tief ließ ich sie in ständiger Bewegung weiter sinken.

Um wieder zur Besinnung zu kommen, unterbrach mich Jan und drückte sich fest an mich. Wir waren uns nah wie nie zuvor. Er strich an meinem Rücken entlang. Sein Gefühl überwältigte mich. Es waren ganz leichte Liebkosungen, die bei mir eine Gänsehaut auslösten. Ich zerfloss förmlich durch diese Zärtlichkeiten seiner Hände. Mein Herz fing an, immer heftiger zu schlagen. Ich wagte es kaum, zu atmen.

»Legst du dich auf den Bauch?«

Ohne Widerworte oder Fragen tat ich wie geheißen. Jetzt verwöhnte er meinen Rücken, meinen Po und meine Beine mit zärtlichen Berührungen, die ich in solcher Weise noch nie zuvor erhalten hatte. Es lag Unvernunft und Verrücktheit in der Luft, Irrsinn irgendwie.

»Du hast wunderschöne Beine.«

»Du kannst sie doch gar nicht sehen.«

»Der Anblick reicht mir schon aus, um eine vage Ahnung davon zu bekommen, was sich unter dieser Jeans verbergen könnte.« Seine Blicke ruhten auf meinem Körper. Ein wohliger Schauer durchfuhr mich und aus meinen Händen wich das Blut. Sie waren plötzlich wie eingeschlafen. Mein Körper reagierte auf diese Weise auf seine Worte. Ich glaube, wenn es ein Gefühl von »mein Herz rutscht mir in die Hose« gab, dann hatte ich das jetzt. Ich ließ es einen Moment auf mich wirken.

Das Spiel musste ja weitergehen. Einknicken war was für Anfänger. Deshalb warf ich ein, dass mir schrecklich warm wäre und ich das nur ändern könnte, indem ich mir die Jeans auszog. »Meinst du nicht, dass es zu gefährlich ist, wenn du so ganz ohne Jeans daliegen würdest?«

»Dich werden doch wohl nackte Frauenbeine nicht aus der Fassung bringen, oder? Ich glaube auf jeden Fall nicht, dass du zu der Sorte Männer gehörst, die in ihrem bisherigen Leben, was den Anblick von nackter Haut angeht, sehr enthaltsam gewesen sind.«

»Ich weiß noch nicht so genau, ob mich das so kaltlässt. Ich bin mir auch nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt noch über der ganzen Situation stehen will.« Seine Ehrlichkeit überraschte mich und ließ mein Herz noch tiefer in meine Hose rutschen, die ich gerade im Begriff war auszuziehen.

Aber ich fing mich. Neckisch und mit sicherem Blick, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich den in diesem Moment hergezaubert hatte, blickte ich ihn an. Als ich meine Jeans ausgezogen hatte, legte ich mich wieder auf den Bauch. Ich fühlte Triumph. So schnell würde er mich nicht aus der Fassung bringen, zumindest nicht sichtbar. Dass es in mir schon lange brodelte und ich dem Untergang bereits geweiht war, konnte er zum Glück nicht erkennen.

»Das sieht wunderbar aus. Der feste Po und diese muskulösen Beine …« Wieder so ein Taubheitsanfall in meinen Händen. Krass. Wie machte er das nur? Ich war vollkommen machtlos, kämpfte aber um das letzte Fünkchen Verstand, das es noch in mir gab. Versuchte, aus diesem Funken wieder eine Flamme zu machen, aber jede Berührung und jedes Wort von ihm waren wie ein Sturm, der die Flamme, für die ich kämpfte, wieder nur auf ein Fünkchen reduzierte.

»Über die Beine haben wir ja neulich beim Joggen schon gesprochen. Und der Po, das ist eine Geschichte für sich. Ich weiß noch nicht einmal, ob es daran liegt, aber es wäre zumindest eine Erklärung.«

»Na, da bin ich aber mal gespannt.«

»Na ja, eigentlich kennst du sie schon: Es könnte an der Selbstbefriedigung liegen. Bei meiner Technik werden die Pomuskeln ganz schön angestrengt. Es ist ja ein kontinuierliches Kreisen der Hüften, das nur von den Pomuskeln initiiert wird.«

»Dann musst du aber extrem viel Spaß daran haben, bei dem Resultat.« Jan und ich schmunzelten. Vielleicht wurde ich sogar wieder ein bisschen rot. Seine Finger strichen jetzt über meine nackten Beine. »Du hast ja eine kleine Gänsehaut.« Wenn er wüsste, dass die Gänsehaut nur die Vulkanspitze dessen war, was in mir brodelte und mir die Sinne raubte.

»Das ist nicht das erste Mal heute Abend. Irgendwie bin ich total überfordert. Das ist alles zu viel für mich. Man könnte es ja schon fast als Überfall bezeichnen.«

»Dann ist es aber ein Überfall, an dem du mindestens genauso beteiligt bist wie ich. Aber denk ja nicht, dass ich jetzt aufhören werde. Du wirst doch wohl nicht die Kontrolle verlieren, oder?« Sein Blick war fordernd und gütig zugleich. Hatte ich mir vorhin nicht gewünscht, er würde sich meinen Körper für seine Forschungszwecke aussuchen? Nun war ich mir nicht mehr sicher, wohin das führen würde und wie ich mit meinen Emotionen umgehen sollte.

»Keine Angst, das passiert nicht so schnell.« In diesem Moment berührte er schmunzelnd die Innenseiten meiner Oberschenkel. Wenn er gewusst hätte, wie kurz ich davor war, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren ...

Er strich an meinen Oberschenkeln entlang, bis er meinen Po erreichte. In mir loderte es. Seine Finger waren sanft zu meiner Haut, wissend, die Hände eines Kundigen, der die Berührung weiblicher Haut genoss. Er verwöhnte mich mit seinen Streicheleinheiten. Ich driftete mit geschlossenen Augen ab, befand mich irgendwo im schwerelosen Raum, ohne Zeit, ohne Hast, im Gefühl. Zwischen meinen Schenkeln wurde es langsam, aber sicher feucht. Schnell drehte ich mich um, richtete mich auf und gab Jan einen Kuss auf die Wange. Ihn auf den Mund zu küssen, hätte ich nie gewagt. Um ein bisschen von mir abzulenken, fing ich an, die Knöpfe von seinem Hemd aufzumachen. Ich sah ihm tief in die Augen, spürte dabei aber die Nässe und Hitze meines Schoßes. Ich musste mich abkühlen. Den Ausdruck »erhitzt sein«, fand ich immer altmodisch und albern, aber genau das war ich, erhitzt, in Geist und Schoß.

Jans Oberkörper war einfach fantastisch: so muskulös, durchtrainiert, mit breiten Schultern und sehr gut definiert. Jan legte sich auf den Rücken, sodass ich mich an ihn kuscheln konnte. Er sah mir an, dass ich seinen Anblick genoss. Ich legte mich zu ihm, meine Wangen berührten seinen Oberkörper, der sich warm und kräftig anfühlte. Wieder dieses Zuhause-Gefühl. Er umschloss mich mit diesen Armen, für deren Umarmung ich jetzt schon hätte sterben können. Wieder dieses taube Gefühl in den Händen. Es lag viel Zärtlichkeit im Raum. Nichts auf der Welt konnte uns jetzt stören. Er machte mich schwach, nun wusste ich, wie sich diese Klischees anfühlten. Ich erlag ihnen allen heute Nacht: »Herz in der Hose«, »erhitzt« und nun auch noch »schwach«. Oh Mann, was tat er da mit mir? Sanft streichelte ich seinen Bauch, schmiegte mich dabei immer fester an seine Brust. Hier wollte ich sterben, aber bitte nicht sofort.

Langsam wanderten meine Finger tiefer, hin zu seiner Jeans. Revanche für seine Berührung der Innenseiten meiner Schenkel. Ich strich über den Stoff und dann hinunter zu seinen Knien. Um auch an die Waden zu gelangen, richtete ich mich auf. Ich setzte mich im Schneidersitz neben Jan, der seine Augen geschlossen hatte, und berührte jeden Zentimeter seiner Beine. Dann wanderten meine Finger wieder höher. Immer wieder fuhr ich über den Stoff seiner Jeans, seine empfindlichste Stelle sparte ich allerdings aus, die, wie der Rest seines Körpers, wohlproportioniert wirkte. Ich hatte Lust, ihn da zu berühren, aber darauf musste er noch warten. Seine Härte zeichnete sich bereits deutlich ab. Innerlich triumphierte ich erneut.

Schließlich tasteten sich meine Finger dann irgendwann doch ganz langsam und zärtlich weiter und umschlossen die Stelle, die wahrscheinlich schon vor Verlangen loderte. Ich hatte seine Härte gerne in meinen Händen, drückte, liebkoste und küsste sie durch den Stoff seiner Jeans hindurch. Es erregte mich und ich ließ mir bei meinen Liebkosungen viel Zeit. Jan wurde immer ungeduldiger und öffnete selbst die Knöpfe seiner Jeans.

»Du hast es aber eilig, deine Hose loszuwerden.«

»Denk jetzt nichts Falsches. Sie ist mir lediglich zu eng.«

»Na, woher das wohl kommen mag ...« Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Seine Erregung war nicht zu übersehen. Schnell bemerkte ich, dass Jan feste Bewegungen sehr mochte und konzentrierte mich darauf. Ich freute mich, ihn zugleich genießen und zappeln zu sehen. Dann bewegte er seine Hand und strich damit über meine Beine. Seine Finger liebkosten in Form einer neuen Zärtlichkeitsattacke meine Innenseiten so lange, bis ich mich hinlegen musste, weil mich das Gefühl und das in mir aufsteigende Verlangen einfach überwältigten. Langsam näherte er sich meinem Unterleib, der sehnsüchtig auf eine Berührung von ihm hoffte. Aber nun ließ er mich warten. Ich spürte meine Nässe deutlich. Sie war ausgeprägter und hitziger, als ich es bisher von mir kannte. Jan hatte die Knöpfe meines Bodys entdeckt. Als er versuchte, sie zu öffnen und mich dabei automatisch berührte, durchzuckte es meinen ganzen Körper. Ich war wie elektrisiert und voller Spannung.

»Wie war das mit der Kontrolle? Ich will dir doch bloß deinen Body ausziehen, um dich ganz betrachten zu können. Dabei brauchst du doch nicht so zusammenzuzucken.« Ein komisches Gefühl überkam mich. Jetzt lag ich vollkommen nackt vor ihm und spürte wieder und anhaltend seine Blicke auf mir ruhen. Ihm gefiel, was er sah und er konnte seine Hände nun nicht mehr von mir lassen, strich über meinen Körper, sanft und gefühlvoll. Ich wollte mehr. Jan spürte die Leidenschaft und meine aufkeimende Weiblichkeit, die ich bisher nur zaghaft ausgedrückt hatte, die nun hinauswollte, die ich nicht mehr zurückhalten wollte und auch nicht mehr konnte. Sie war noch etwas unbeholfen, aber expressiv, sie erregte ihn, sie traf ihn unerwartet. Er gab mir mehr und mein Körper neigte sich ihm mit jeder seiner Berührungen entgegen.

Er streichelte meine Brüste, deren Brustwarzen sich vor Erregung aufgerichtet hatten. Ich versuchte, Jan davon zu überzeugen, dass es an der (nicht vorhandenen) Kälte lag. Bei diesen Berührungen spürte ich, wie sehr ich mich die ganze Zeit über danach gesehnt und was ich während der letzten Wochen vermisst hatte. Ich hätte dies aber niemals in Worte fassen können, musste es erst am eigenen Körper erleben, um die unerfüllte Sehnsucht der letzten Wochen zu verstehen. Ich schämte mich meiner Nacktheit nun überhaupt nicht mehr, sondern genoss sie in vollen Zügen. Ich war schon immer gerne nackt gewesen und nun fühlte ich mich wohl in seiner Gegenwart auf diesem Terrain. Jan küsste meine Brüste. Seine Berührungen waren sanft, aber die eines Kenners, sie waren voller Genuss, sie waren verehrend und voller Respekt, sie schmeichelten mir. Nie zuvor war ich so berührt worden, nie zuvor hatte mich jemand auf diese Weise erforscht, nicht nur meinen Körper, sondern auch mich, tief in meinem Innersten. In seinen Händen war ich geborgen und erregt zugleich, ich ließ mich fallen, er war da. Kümmerte sich. Spürte, wie gut mir seine Zärtlichkeiten taten. Meinen Verstand konnte ich jetzt endgültig vergessen. Er liebkoste meine Brüste mit seinen Fingern, mit seinem Mund und seinem heißen Atem. Bei jeder intensiven Bewegung bäumte sich mein Körper auf, ihm entgegen.

»Du hast schöne Brüste. Diese Form ist einfach perfekt.«

Ein »Danke« brachte ich in diesem Moment nicht mehr über die Lippen. Seine Finger glitten abwärts. Wie sehr sehnte ich mich nach dieser einen Berührung, auf die ich schon so lange hatte verzichten müssen, die ich vielleicht bisher noch nie wirklich intensiv und bewusst wahrgenommen hatte, wenn ich das mit dem, was hier gerade passierte, verglich. Wie intensiv würde sich diese eine Liebkosung erst anfühlen, wenn ich schon bei seinem Vorspiel förmlich zerfloss. Mir waren jetzt jegliche Moral und jeglicher Anstand egal. Zu einem Spiel gehörten schließlich immer zwei, die sich beide über ihren Einsatz bewusst sein mussten. Ich hatte ja letztendlich zurzeit keine Verpflichtungen und konnte tun und lassen, was ich wollte.

Als er mit seinen Fingern endlich über meine Kitzler strich, sanft und zunächst nur andeutungsweise, ihn nur wie hingehaucht berührte, hatte ich das Gefühl, innerlich zu explodieren. Ich wurde immer feuchter und konnte es kaum abwarten, von ihm weiter erregt zu werden. Ihm machte es sichtlich Spaß, mich zu verführen. »Vertrau mir«, flüsterte er mir ins Ohr.

»Ich überlebe das nicht. Es ist so ein wahnsinnig intensives Gefühl, dass ...« Ich konnte nicht weiterreden, da er mich jetzt so heftig erregte, dass es mir die Sprache verschlug. Seine Finger rutschten langsam tiefer. Immer näher kam der von mir schon so lange ersehnte Augenblick. Ich wollte ihn in mir spüren. Meine zuvor noch nie in dieser Heftigkeit da gewesene Nässe sprach Bände und auch bei ihm zeichnete sich deutlich seine Erregung ab. Ob er schon einmal in den Genuss einer derart hitzigen Nässe gekommen war? Nur von ihm allein und seinem Tun hervorgerufen? Es gefiel ihm sichtlich.

Seine Finger bereiteten sich vor und dann, als er endlich mit seinen Fingern in mich eindrang, spürte ich heiße Flutwellen in mir aufsteigen. Mein ganzer Körper zuckte vor Erregung. Ich hatte die Kontrolle verloren. Jede Sekunde dachte ich, es könnte keine Steigerung mehr erreicht werden, aber es gab sie doch. Er ließ seine Finger in meiner komplett nassen Scheide hin und her schnellen, er erforschte jeden Winkel und war dabei mal fordernd, mal forsch, aber dann auch wieder feinfühlig und zärtlich und hörte erst auf, als ich keuchte: »Bitte, lass mir eine Pause, ich kann nicht mehr.«

»Habe ich etwas falsch gemacht?«

»Nein, überhaupt nicht. Ich hatte nur gerade das Gefühl, dass ich diese intensiven Berührungen nicht überleben würde.« Schon lange war ich nicht mehr so erregt und von wunderschönen Zärtlichkeiten verwöhnt worden, wenn überhaupt jemals zuvor. Ich spürte das Verlangen in mir aufsteigen, ihn zu verwöhnen. Ohne meinen Blick von Jan zu wenden, befreite ich ihn von seinem Slip, der von seiner eigenen Erregung geradezu durchnässt war. Vorfreude nannte er es. Ich sah ihn zum ersten Mal nackt vor mir liegen. Er hatte wirklich einen schönen Körper und eine nicht zu übersehende Vorfreude, die sich stolz emporstreckte. Ich begann damit, ihn am Bauch zu streicheln. Mit immer größer werdenden Kreisen steigerte ich seine Erregung, vermied es allerdings, zum Zentrum seiner Lust vorzudringen. Aus seiner Spitze sickerte hitzige Männlichkeit. Mir wurde bewusst, welche Macht ich momentan über ihn, über seine Gefühle und seinen Gemütszustand hatte. Ich entschloss mich dazu, seine Begierde schnell zu steigern. Ich küsste seine Brust und merkte dabei, dass er hier sehr empfindlich reagierte. Ich spielte mit seiner Brustwarze, neckte und liebkoste sie mit der Zunge. Jan kämpfte noch mit seinem Verstand, den ich schon lange verloren hatte. Er konnte diesen Kampf allerdings gar nicht gewinnen, da sich meine Lippen langsam abwärts bewegten. Zärtlich küssten sie sein Becken und die Innenseiten seiner Oberschenkel. Dann, etwas später, näherten sie sich seinem erregten Glied und berührten es ganz sanft und zärtlich. Ich fing an, es zu lecken, vom Schaft bis zur Spitze und ihm seine immer wieder sickernd austretende Vorfreude keck und spielerisch abzunehmen.

»Du bist verrückt, du bist einfach verrückt.« Diese Worte gaben mir die notwendige Sicherheit, um weiterzumachen und meine Berührungen und Liebkosungen zu intensivieren. Immer schneller wurden meine Bewegungen und immer öfter spürte er die warme, feuchte Höhle meines Mundes. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Ich verließ mich darauf, dass er Stopp sagen würde, wenn es zu heikel wurde und konzentrierte mich ganz auf meine Tätigkeit.

»Hör bitte auf!« Jan fiel es schwer, diese Worte über seine Lippen zu bringen, aber ich rechnete es ihm hoch an und ließ sofort von ihm ab. »Danke, ich hatte darauf vertraut, dass du mir rechtzeitig Bescheid sagen würdest.«

»Das ist doch selbstverständlich. Ich bin ja schließlich gut erzogen.« Er versuchte sich souverän zu geben bei diesen Worten, aber ich spürte, dass er innerlich mit sich gekämpft hatte, um sein »Hör bitte auf« formulieren zu können. Ich sah ihm an, dass er gerne in meinem Mund gekommen wäre. Wir blickten uns lange an. Unsere Nasen berührten sich leicht. Unsere Lippen waren einander jetzt so nah, fast schon zu nah. Trotzdem konnten sie sich noch viel weiter annähern. Wir dachten wahrscheinlich beide das Gleiche und rückten noch weiter zusammen. Als sich unsere Lippen berührten, bekam ich aufs Neue eine Gänsehaut und dieses Taubheitsgefühl, jetzt aber nicht nur in den Händen, sondern auch von den Knien abwärts. Gut, dass ich mich nicht in stehender Postition befand, denn ich wäre zusammengesackt. Damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. Küssen war doch tabu. Wir küssten uns sehr zaghaft und vorsichtig. Dieser Kuss hatte eine so tiefe Bedeutung. Er führte uns endgültig zusammen. Die anfängliche Vorsicht verflog schnell. Unsere Berührungen wurden leidenschaftlicher und intensiver. Unsere Lippen öffneten sich. War dies wirklich unser erster Kuss? Es kam mir gar nicht so vor. Auch unsere Körper waren sich ganz nah. Ich spürte seine warme Haut und wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Aber wollte ich überhaupt mit ihm schlafen? Wollte er es denn? Ich ließ es einfach auf mich zukommen. Zum Nachdenken war es jetzt sowieso zu spät.

Nach diesem Kuss lagen wir uns lange in den Armen und genossen die unbeschreibliche Nähe zwischen uns.

»Meike, ich würde jetzt gerne mit dir schlafen, aber ich glaube, es wäre zu riskant.«

»Mach dir da mal keine Sorgen. Ich nehme die Pille.«

»Trotzdem möchte ich nicht ohne Kondom mit dir schlafen. Und weil ich natürlich nicht ahnen konnte, wie dieser Abend enden würde, habe ich keines dabei. Vielleicht bin ich da übervorsichtig, aber sich gegenseitig gegebenenfalls mit irgendwas anzustecken, wovon man selbst vielleicht noch keine Ahnung hat – nein danke!«

»Wie dumm, auf so eine Situation sollte Mann immer vorbereitet sein.« Ich sah ihn verschmitzt an und zwinkerte. Noch ein Triumph, denn dass er nicht darauf vorbereitet gewesen war, hieß, dass ich ihn nun vollends um seinen Verstand gebracht hatte und auch ihm jegliche Moral und jeglicher Anstand egal waren.

»Ich hielt es einfach für ausgeschlossen.«