Parker pflückt das "Kleeblatt" ab - Günter Dönges - E-Book

Parker pflückt das "Kleeblatt" ab E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha war fassungslos. Die ältere Dame, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte, blickte auf den jungen Mann, der vor einem Glücksspielautomaten stand und kassierte. Während der Wandapparat melodische Klingelzeichen produzierte, rasselten die Münzen in fast ununterbrochener Folge in die breite Mulde, die sich bereits gefüllt hatte. Die ersten Geldstücke purzelten bereits zu Boden und rollten auf die kleinen Teetische zu. Eine dieser Münzen schien es auf Lady Agatha Simpson abgesehen zu haben, ein wenig eiernd dazu, aber dennoch zielstrebig. Die betreffende Münze steuerte Myladys linken Fuß an, und die passionierte Detektivin registrierte die Annäherung mit Wohlgefallen. Als das kleine Geldstück jedoch eine leichte Kurve beschrieb und abdrehen wollte, handelte Agatha Simpson blitzschnell. Ihr Fuß zuckte vor und legte sich schwer auf die Münze ... »Was sage ich zu dem Glück dieses jungen Burschen, Mister Parker?« wollte sie dann von ihrem Butler wissen. Sie beugte sich zu ihrem Schuh hinunter und schien den Strumpf in der Höhe des Fußgelenkes richten zu wollen, tatsächlich aber griff sie blitzschnell nach der Münze und richtete sich dann wieder auf. »Mit einiger Geschicklichkeit dürfte man Automaten überlisten können, Mylady«, lautete Parkers Antwort. Er war ein etwas über mittelgroßer, fast schlanker Mann, der alterslos zu sein schien. Parker hatte das glatte, ausdruckslose Gesicht eines hochherrschaftlichen Butlers und zeichnete sich durch erstklassige Umgangsformen aus. »Sobald er den Apparat geräumt hat, werde auch ich mein Glück versuchen«, kündigte die ältere Dame an. Sie war zwar eine immens vermögende Frau, doch sie nutzte jede sich bietende Gelegenheit, ihr Konto noch zusätzlich aufzubessern. »Der Platz am Spielautomaten dürfte innerhalb der kommenden Minute frei werden, Mylady«, prophezeite Parker.

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Der exzellente Butler Parker – 17 –

Parker pflückt das "Kleeblatt" ab

Günter Dönges

Lady Agatha war fassungslos.

Die ältere Dame, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte, blickte auf den jungen Mann, der vor einem Glücksspielautomaten stand und kassierte. Während der Wandapparat melodische Klingelzeichen produzierte, rasselten die Münzen in fast ununterbrochener Folge in die breite Mulde, die sich bereits gefüllt hatte.

Die ersten Geldstücke purzelten bereits zu Boden und rollten auf die kleinen Teetische zu. Eine dieser Münzen schien es auf Lady Agatha Simpson abgesehen zu haben, ein wenig eiernd dazu, aber dennoch zielstrebig.

Die betreffende Münze steuerte Myladys linken Fuß an, und die passionierte Detektivin registrierte die Annäherung mit Wohlgefallen. Als das kleine Geldstück jedoch eine leichte Kurve beschrieb und abdrehen wollte, handelte Agatha Simpson blitzschnell. Ihr Fuß zuckte vor und legte sich schwer auf die Münze ...

»Was sage ich zu dem Glück dieses jungen Burschen, Mister Parker?« wollte sie dann von ihrem Butler wissen. Sie beugte sich zu ihrem Schuh hinunter und schien den Strumpf in der Höhe des Fußgelenkes richten zu wollen, tatsächlich aber griff sie blitzschnell nach der Münze und richtete sich dann wieder auf.

»Mit einiger Geschicklichkeit dürfte man Automaten überlisten können, Mylady«, lautete Parkers Antwort. Er war ein etwas über mittelgroßer, fast schlanker Mann, der alterslos zu sein schien. Parker hatte das glatte, ausdruckslose Gesicht eines hochherrschaftlichen Butlers und zeichnete sich durch erstklassige Umgangsformen aus.

»Sobald er den Apparat geräumt hat, werde auch ich mein Glück versuchen«, kündigte die ältere Dame an. Sie war zwar eine immens vermögende Frau, doch sie nutzte jede sich bietende Gelegenheit, ihr Konto noch zusätzlich aufzubessern.

»Der Platz am Spielautomaten dürfte innerhalb der kommenden Minute frei werden, Mylady«, prophezeite Parker. Er beobachtete bereits diskret die beiden handfest aussehenden Männer, die um den Tresen der Cafeteria kamen und zu dem jungen Mann liefen, der damit beschäftigt war, seinen nicht unbeträchtlichen Gewinn einzusammeln.

Daß die beiden Kerle nicht gerade die Absicht hatten, ihm dabei behilflich zu sein, war deutlich auszumachen. Sie schwangen dicke Kabelenden und gedachten damit auf den Gewinner einzudreschen.

»Mit Myladys Erlaubnis.« Parker erhob sich, lüftete kurz die schwarze Melone und schritt dann ohne Hast und durchaus gemessen auf den jungen Mann zu, der noch immer nichts gemerkt zu haben schien.

»Rück das Geld raus«, forderte einer der beiden Handfesten.

Der junge Mann fuhr herum, zuckte zusammen und duckte sich unwillkürlich.

»Wieso?« fragte er dann in einer Mischung aus Angst und Aggression. »Ich hab’ ganz regulär gewonnen.«

»Leg das Zeug auf den Tisch«, fuhr ihn der zweite an. »Du hast am Apparat ’rumgefummelt, haben wir ganz klar gesehen.«

»Sie erlauben eine kleine, aber durchaus wichtige Korrektur?« schaltete Josuah Parker sich höflich ein.

»Halt die Klappe«, brüllte der erste Handfeste umgehend und maß den Butler mit einem warnenden Blick. »Hau ab und misch dich nicht ein!«

»Ihre Manieren bedürfen einer dringenden Überprüfung«, stellte Josuah Parker fest. »Meine bescheidene Wenigkeit möchte noch mal wiederholen, daß der junge Mann völlig regulär spielte.«

»Verschwinde, sonst setzt es was«, wurde der zweite Mann giftig. »Hier is’ falsch gespielt worden. Mein Partner und ich haben das genau gesehen.«

»Hab’ ich auch«, erklärte der junge Mann, der kaum zwanzig Jahre alt sein mochte.

»Leg das Geld auf den Tisch und verschwinde. Und laß dich hier nie wieder blicken«, herrschte der erste Handfeste ihn an und hob das Kabelende zum Schlag. Als er dann durchziehen wollte, erlebte er eine mehr als peinliche Überraschung. Butler Parker setzte die Spitze seines altväterlich gebundenen Regenschirmes nachdrücklich auf den rechten Fuß des Rabauken, durchbohrte das Oberleder und sorgte auf diese Art für eine Sensibilisierung der Nerven. Sie reagierten spontan und meldeten der zuständigen Gehirnpartie einen aufdringlichen Schmerz.

Worauf der Mann gedehnt aufschrie und das Gummikabel erst mal wegwarf. Er hob den getroffenen Fuß und tanzte auf dem noch intakten Bein. Dabei zeigte sich, daß sein Talent an Improvisationsfähigkeit erhebliche Wünsche offen ließ.

Sein Partner zeigte totale Verblüffung. Er konnte sich die plötzliche Tanzeinlage offenbar nicht erklären, blickte den Butler an und vergaß darüber, seinerseits zum Schlag auszuholen. Als er es dann mit einiger Verspätung tun wollte, schaffte er es nicht mehr. Mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes hakte Parker hinter das Ellbogengelenk des Mannes und hielt den Arm fest.

»Meine bescheidene Wenigkeit geht davon aus, daß Sie die Dinge nicht unnötig eskalieren lassen wollen«, meinte Parker gemessen und durchaus höflich. »Der Umgang mit den Gästen der Cafeteria ist beklagenswert, wenn man sich ein solches Urteil erlauben darf.«

Der eigentliche Betreiber des an sich hübschen Lokals wollte einschreiten, zumal der junge Glücksspieler nach wie vor dabei war, die Münzen einzusammeln. Der Lokalinhaber rechnete sich eine gute Chance aus, Parker in den Rücken fallen zu können.

Dabei geriet der Leichtsinnige in Lady Agathas Nähe.

*

Die ältere Dame war groß, durchaus als füllig zu bezeichnen und erinnerte, was ihre Gestik betraf, an eine Bühnen-Heroine vergangener Tage. Der kleine, perlenbestickte Pompadour, der an Lederschnüren an ihrem linken Handgelenk hing, paßte zu ihr. Mylady trug ein zu weites Tweed-Kostüm und einen Hut, dessen Besatz, was die Blumenvielfalt anging, an eine kleine Öko-Nische erinnerte.

Der Betreiber der Cafeteria konnte es sich einfach nicht vorstellen, daß von dieser Frau Gefahr ausging. Er passierte Agatha Simpson und schwang dabei eine mittelgroße Milchkanne aus Aluminium. Er hatte die Absicht, diese Kanne auf Parkers Hinterkopf abzustellen.

Mylady schaltete sich prompt ein.

Aus dem Handgelenk brachte sie ihren Handbeutel in Schwung und klatschte ihn gegen die Brust des heranpirschenden Mannes. Der sogenannte Glücksbringer, der sich im Pompadour befand, tat seine Wirkung.

Es handelte sich dabei um ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte. Dieser Glücksbringer wirkte geradezu vernichtend.

Der Getroffene wurde zurückgeschleudert und fiel gegen den Tresen, um dann haltlos an ihm hinunter auf den Boden zu rutschen. Als er ihn erreicht hatte, schielte der Mann sowohl zur Decke als auch Richtung Eingang.

»Sie sind einfach zu leichtsinnig, Mister Parker«, tadelte Lady Agatha anschließend ihren Butler. »Um ein Haar hätte er ihnen den Schädel eingeschlagen.«

»Meine Wenigkeit war so frei, Mylady, den Herrn im Spiegel zu beobachten«, erklärte der Butler.

»Nun ja, wie auch immer.« Sie räusperte sich explosionsartig. »Sobald dieses verkommene Subjekt wieder zu sich gekommen ist, werde ich ein paar Fragen zu stellen haben.«

»Man scheint dem Glück der Spieler nicht sonderlich wohlgesonnen zu sein, Mylady.«

Der junge Mann, der seine Ausbeute inzwischen in den Taschen seines Jeansanzuges verstaut hatte, grinste ein wenig, blickte auf die Betroffenen und wollte sich schleunigst empfehlen. Parker setzte jedoch erneut den Bambusgriff seines Schirmes ein. Er legte ihn um den Hals des jungen Spielers und hielt ihn fest.

»Sie schulden Mylady eine Aufklärung«, sagte der Butler. »Nach Lage der Dinge dürften Sie hier nicht gerade völlig unbekannt sein.«

»Wieso?« Der junge Mann zeigte Angst. »Lassen Sie mich gehen, bevor die wieder hochkommen.«

»Sie spielen berufsmäßig?« erkundigte sich Parker.

»Wie... Wie kommen Sie denn darauf?«

»Meine Wenigkeit beobachtete Sie am Apparat. Sie gingen recht professionell vor und betätigten die Rollenbremsen geradezu artistisch«, erklärte der Butler.

»Sie sind fast so gut wie ich«, warf die ältere Dame ein.

»Ich hab’ völlig regulär gespielt«, verteidigte sich der junge Mann, »und ich hab’ eben gewonnen.«

»Sie waren schon einige Male hier in dieser Cafeteria?« hakte Josuah Parker nach.

»Drei- oder viermal«, laute die Antwort. »Dabei hab’ ich nicht immer so gewonnen wie heute. Kann ich jetzt endlich gehen?«

»Mögen Sie Ihr Glück nicht übermäßig strapazieren«, entgegnete der Butler und gab den Hals des jungen Mannes frei, der tief durchatmete und dann eiligst in Richtung Ausgang spurtete. Nach wenigen Augenblicken war er verschwunden.

Die beiden Kabelenden-Schwinger kamen langsam wieder zu sich, was Parker betraf. Sie hatten bisher völlig verdutzt zugehört, wobei der Tanzende sich ein wenig beruhigt hatte. Sie hätten sich liebend gern auf Parker gestürzt, doch sie fühlten sich nicht ganz sicher. Der Betreiber der Cafeteria schielte inzwischen nicht mehr. Er hatte die Augen geschlossen und stöhnte verhalten.

»Sie waren überraschend schnell zur Stelle, meine Herren«, schickte der Butler voraus. »Kann man davon ausgehen, daß Sie auf den Spieler gewartet haben?«

»Der da hatte uns angerufen«, sagte der Mann, dessen Fuß noch leicht schmerzte. Er zeigte auf den Lokal-Betreiber am Fuß des Tresens.

»Sie wußten, weshalb man Sie alarmierte?«

»Das Miststück da eben hat schon viermal den Apparat geplündert«, lautete die Antwort. »Diesmal wollten wir ihn schnappen.«

Er hatte seinen Satz noch nicht ganz beendet, als er alles auf eine Karte setzte und nach Parker treten wollte. Es handelte sich um einen gemeinen Tritt, zu dem er ansetzte, doch Josuah Parker war wesentlich schneller.

Parker verpaßte ihm die Wölbung seiner schwarzen Melone, worauf der Mann seine Orientierung verlor. Seine Nase legte sich ein wenig quer, Tränen schossen in seine Augen. Der Angreifer setzte sich auf einen der kleinen Tische und empfing noch zusätzlich eine Ohrfeige der älteren Dame.

Da Mylady zwar mit Lust, aber ohne Erfolg Golf spielte, war ihre Muskulatur dennoch gut ausgebildet. Der Getroffene segelte von der Tischplatte in Richtung Boden, absolvierte hier einen nicht vollends geglückten Salto und blieb dann regungslos liegen.

»Was für eine Bedienung«, beschwerte sich Lady Agatha und blickte den anderen Mann an, der sofort den Kopf schützte und sich langsam zurückzog. Als er den Tresen erreichte, wandte er sich um und verschwand mehr als hastig durch eine schmale Hintertür.

»Ich gehe, mein Kreislauf ist in sich zusammengebrochen«, vermutete Agatha Simpson und deutete zum Tresen. »Ich denke, ich brauche jetzt einen ordentlichen Brandy, Mister Parker.«

»Umgehend, Mylady«, versprach der Butler. »Sind Mylady darüber hinaus noch an dem Inhaber des Lokals interessiert?«

»Natürlich nicht«, antwortete sie. »Was bringt das schon, Mister Parker? Das hier ist kein Fall für mich, das steht fest.«

»Wie Mylady zu meinen geruhen«, gab Parker zurück.

»Auf der anderen Seite hätten Sie sich den Namen und die Adresse dieses jungen Mannes geben sollen«, tadelte sie. »Ich hätte mich gern mal mit ihm unterhalten. Er scheint da einige Tricks zu kennen, die ich bisher übersehen haben muß.«

»Mister Pickett wird sicher nur zu gern einen entsprechenden Kenner benennen«, sagte der Butler. »Er dürfte mit einer Autorität auf diesem Gebiet aufwarten können, Mylady.«

*

Horace Pickett erwartete seine Gäste in einem Pub im Osten der Stadt. Er war um die sechzig, groß, schlank und erinnerte, was sein Aussehen anging, an einen ehemaligen Offizier. Pickett war vor Jahren mal als Taschendieb tätig gewesen, hatte die Fronten aber längst gewechselt und stand nun auf der Seite des Gesetzes, genauer gesagt, auf Parkers Seite.

Der Butler hatte ihm seinerzeit das Leben gerettet, als Pickett in die Tasche eines Mafioso langte, wobei es zu Komplikationen gekommen war. Pickett arbeitete nun für Mylady und Parker und war ein Meister der diskreten Observation. Seine Kontakte zur Unterwelt waren nach wie vor gut. Er pflegte sie und konnte Parker immer wieder zur Hand gehen.

Pickett stellte einen gewissen Lionel Harding vor, einen kleinen, unauffälligen Mann von etwa vierzig Jahren, der über hellwache Augen verfügte. Man setzte sich in eine Nische des einfachen Pub, und Parker berichtete von dem Zwischenfall in der Cafeteria. Dabei entging ihm keineswegs, daß Lionel Harding etwas lächelte.

»Mylady interessieren sich selbstverständlich nur aus grundsätzlichen Erwägungen für die Technik dieses sogenannten Gewinnspiels«, schloß Parker seine Hinweise. »Mylady wünschen zu erfahren, ob man durch Geschicklichkeit oder Intuition solche Automaten im übertragenen Sinn zu überlisten vermag.«

»Weder, noch, Mister Parker«, meldete Lionel Harding sich umgehend zu Wort und winkte ab. »Das bilden die Spieler sich nur ein. Die können so oft auf die Walzenbremsen drücken, wie sie wollen, erreichen tun sie damit überhaupt nichts.«

»Unsinn, junger Mann«, schnaubte Lady Agatha. »Ich selbst habe allein durch Geschicklichkeit ganz hübsche Sümmchen aus diesen Apparaten herausgeholt.«

»Weil Sie nach dem Gewinnplan gerade dran waren, Mylady«, redete Lionel Harding weiter. »Alle modernen Glücksspielautomaten werden von Computer-Chips gesteuert.«

»Unglaublich«, entrüstete sich die ältere Dame. »Es hat also keinen Sinn, junger Mann, wenn ich eine Stop-Taste drücke?«

»Völlig sinnlos, Mylady«, redete Lionel Harding weiter. »Ob sie drücken oder nicht, die Spiele sind im voraus programmiert und auch die Gewinne. Ich weiß genau, daß diese Chips auf Millionen von Spielen vorausberechnet sind.«

»Eine ausgemachte Frechheit«, grollte die Detektivin. »Man macht mir also etwas vor, wenn ich vor solch einem Apparat stehe, wie?«

»Im Grund schon, Mylady«, bestätigte Lionel Harding. »Selbst der Zufall, an den ja viele Spieler glauben, selbst der ist ausgeschaltet.«

»Demnach hat man also mit einer Art Pseudo-Zufall zu rechnen«, warf Josuah Parker ein. »Der Spieler vor solch einem Glücksspielautomaten weiß ja nicht, wann der Rechner ihm einen Gewinn zukommen läßt, nicht wahr?«

»Das ist genau richtig, Mister Parker«, erklärte Lionel Harding. »Der junge Mann, von dem Sie da erzählt haben, war eben an der Reihe, als er kassierte. Als er spielte, gab der Computer den Gewinn frei.«

»Meine Wenigkeit sollte vielleicht erwähnen, Mister Harding, daß er laut der Aussage der Männer in der Cafeteria bereits mehrfach glücklich gewann. Sollte auch dies nur ein Zufall gewesen sein?«

»Kurz hintereinander?« wollte Lionel Harding wissen.

»Eine genaue Zeitangabe wurde nicht gemacht, Mister Harding. Der junge Mann dürfte jedoch eine Art Berufsspieler sein, wie den Äußerungen entnommen werden konnte.«

»Dann hat der Bursche mit einem Trick gearbeitet«, erwiderte Harding, »aber ich sage Ihnen offen, daß ich den noch nicht kenne. Ich weiß aber von Spezialisten, die sich an das Programm dieser Chips ’rangemacht haben.«

»Könnten Sie sich etwas deutlicher ausdrücken, Mister Harding?« bat der Butler.

»Ich habe da einige Gerüchte aufgeschnappt«, redete Harding weiter. »Man soll diese Chips berechnen können. Wie das klappt, weiß ich noch nicht, aber mich interessiert das natürlich.«

»Programme, die auf Chips gespeichert sind, lassen sich selbstverständlich be- und ausrechnen«, sagte Josuah Parker. »Dazu bedarf es eines Computers und der Geduld, wenn es meiner Wenigkeit gestattet ist, dies so auszudrücken.«

»Sie sollten sich damit befassen, Mister Parker«, meinte die ältere Dame. »So schwer kann das doch nicht sein, oder?«

»Meine Wenigkeit wird sich bemühen, Mylady.«

»Ich hab’ da noch was für Sie«, warf Lionel Harding ein. »Ich habe so am Rand mitbekommen, daß da ein paar Großaufsteller ziemlich sauer sein sollen, weil man ihre Automaten leerräumt.«

»Handelt es sich um reguläre Aufsteller, Mister Harding?« wollte der Butler wissen.

»Bestimmt nicht«, entgegnete Lionel Harding. »Ich hab’ läuten gehört, daß das Kleeblatt seine Automaten abschirmen läßt. Und zwar mit Schlagringen und Messern.«

*

Mylady war natürlich nicht aufzuhalten.

Sie hatte darauf bestanden, eine Spielhalle aufzusuchen, und Butler Parker war diesem Wunsch nachgekommen. Er geleitete seine Herrin in solch einen Salon, der in Soho seine Kunden anlockte.

Das Innere hatte man recht lieblos gestaltet. In langen Reihen hingen die Automaten an den beiden Längswänden. In der Mitte des Salons gab es gegeneinander versetzte Nischen, in denen die Spieler sogar die Möglichkeit hatten, simultan an drei oder vier Automaten ihr Glück zu versuchen. Selbstverständlich waren diese Nischen dennoch einzusehen. Über den Boxen waren Deckenspiegel angebracht, über die man von der Kasse aus in die Nischen sehen konnte.