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Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker sah die Katastrophe kommen, doch er hatte keine Möglichkeit, dem Schicksal in die Arme zu greifen. Tatenlos mußte er zusehen, wie seine Herrin sich in akute Gefahr begab. Sie näherte sich energisch einem der vielen Messestände der Kunstausstellung und steuerte zielsicher einen zierlichen und eleganten Queen-Anne-Sessel an, dessen Sitzfläche mit Brokat bezogen war. Das nicht gerade billige Original war von Mylady dazu ausersehen worden, ihre Fülle aufzunehmen. Agatha Simpson nickte den beiden Repräsentanten der Antiquitätenfirma wohlwollend zu und ließ sich dann auf dem Sessel nieder. Sie hätte es besser nicht getan. Lady Simpson war eine majestätische Erscheinung, die das 60. Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte. Sie war groß, bewegte sich mit dem Gehabe einer Regentin und wies beeindruckende Proportionen auf. Durch Myladys Schwung fühlte sich der Sessel veranlaßt, einen tiefen Seufzer auszustoßen. Zwei Verkäufer, die das teure Möbel bedauerten, gaben noch einige höfliche Warnrufe von sich – doch es war schon zu spät. Die vorderen Beine des Sessels, reich verziert mit Muschel-Ornamenten, waren der jähen Belastung nicht gewachsen und knickten ein. Dann löste sich die linke Armstütze und brach seitlich weg. Mylady geriet in eine Schieflage, die man nur als gefährlich bezeichnen konnte. Agatha Simpson stieß einen spitzen Schrei aus, der die Ausstellungshalle erfüllte und erste Anzeichen einer allgemeinen Panik auslöste. Myladys Fülle senkte sich, doch geistesgegenwärtig stützte die ältere Dame sich auf der geöffneten Schreibfläche eines sogenannten Bureau-Kabinetts auf. Dieser nicht weniger elegante und zierliche Sekretär mit Spiegelaufsatz war der jähen Belastung ebenfalls nicht gewachsen. Er brach stillos in sich zusammen und ließ bei dieser Gelegenheit deutlich erkennen, aus welchen Einzelteilen er mal zusammengesetzt worden war. Damit war die Demontage dieses kleinen Messe-Standes allerdings noch keineswegs beendet. Mylady rollte über einen teuren Seidenteppich auf ein dreibeiniges Tee-Tischchen zu und knickte dessen Beine ohne jede Schwierigkeit ein.
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Seitenzahl: 124
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Josuah Parker sah die Katastrophe kommen, doch er hatte keine Möglichkeit, dem Schicksal in die Arme zu greifen. Tatenlos mußte er zusehen, wie seine Herrin sich in akute Gefahr begab. Sie näherte sich energisch einem der vielen Messestände der Kunstausstellung und steuerte zielsicher einen zierlichen und eleganten Queen-Anne-Sessel an, dessen Sitzfläche mit Brokat bezogen war.
Das nicht gerade billige Original war von Mylady dazu ausersehen worden, ihre Fülle aufzunehmen. Agatha Simpson nickte den beiden Repräsentanten der Antiquitätenfirma wohlwollend zu und ließ sich dann auf dem Sessel nieder.
Sie hätte es besser nicht getan.
Lady Simpson war eine majestätische Erscheinung, die das 60. Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte. Sie war groß, bewegte sich mit dem Gehabe einer Regentin und wies beeindruckende Proportionen auf.
Durch Myladys Schwung fühlte sich der Sessel veranlaßt, einen tiefen Seufzer auszustoßen. Zwei Verkäufer, die das teure Möbel bedauerten, gaben noch einige höfliche Warnrufe von sich – doch es war schon zu spät.
Die vorderen Beine des Sessels, reich verziert mit Muschel-Ornamenten, waren der jähen Belastung nicht gewachsen und knickten ein. Dann löste sich die linke Armstütze und brach seitlich weg. Mylady geriet in eine Schieflage, die man nur als gefährlich bezeichnen konnte.
Agatha Simpson stieß einen spitzen Schrei aus, der die Ausstellungshalle erfüllte und erste Anzeichen einer allgemeinen Panik auslöste. Myladys Fülle senkte sich, doch geistesgegenwärtig stützte die ältere Dame sich auf der geöffneten Schreibfläche eines sogenannten Bureau-Kabinetts auf.
Dieser nicht weniger elegante und zierliche Sekretär mit Spiegelaufsatz war der jähen Belastung ebenfalls nicht gewachsen. Er brach stillos in sich zusammen und ließ bei dieser Gelegenheit deutlich erkennen, aus welchen Einzelteilen er mal zusammengesetzt worden war.
Damit war die Demontage dieses kleinen Messe-Standes allerdings noch keineswegs beendet.
Mylady rollte über einen teuren Seidenteppich auf ein dreibeiniges Tee-Tischchen zu und knickte dessen Beine ohne jede Schwierigkeit ein. Die Platte kippte hoch, überschlug sich in der Luft und landete krachend und splitternd in einem Standspiegel.
Butler Parker war tief beeindruckt.
Es zeigte sich wieder mal, daß Mylady keine Halbheiten kannte. Wenn sie etwas tat, kannte sie keine Kompromisse. Der Butler beeilte sich, zum Messe-Stand zu kommen. Die beiden Verkäufer waren bereits damit beschäftigt, Mylady hochzuziehen, was ihnen sichtlich einige Schwierigkeiten bereitete. Mylady war schließlich kein Leichtgewicht. Zudem war sie eindeutig verärgert. Sie belegte die beiden Aussteller mit Ausdrücken, die man nicht gerade als ladylike bezeichnen konnte.
»Wie können Sie es wagen, dieses wurmstichige Mobiliar aufzustellen?« meinte sie dann, als sie endlich wieder auf ihren stämmigen Beinen stand. »Warum haben Sie mich nicht gewarnt? Wollten Sie mich umbringen? Ich hätte mir zumindest ein Hüftgelenk anbrechen können ...«
Die beiden konventionell gekleideten Männer nahmen die Anwürfe der Lady Agatha so gut wie nicht zur Kenntnis. Sie blickten auf die diversen Trümmer und schnappten nach Luft, Parker sah deutlich, daß ihre Augen feucht geworden waren« Einer der beiden Aussteller und Verkäufer bückte sich und hob ein geschwungenes Stuhlbein hoch. Dann entrang sich seiner Kehle ein trockenes Schluchzen.
»Guter Gott«, murmelte er, nachdem er sich ein wenig gefaßt hatte, »das ist eine Katastrophe..«
»Richtig«, fauchte Lady Simpson den Mann an, »und zwar für Sie, damit wir uns gleich recht verstehen! Ich hätte umkommen können.«
»Darf man sich höflich nach Myladys Befinden erkundigen?« fragte der Butler die ältere Dame. Er war ein alterslos wirkender. Mann und das Urbild des hochherrschaftlichen englischen Butlers.
Parker trug über seinem schwarzen Zweireiher einen korrekt sitzenden Covercoat, eine Melone und einen altväterlich gebundenen Regenschirm.
»Hoffentlich haben Sie mitbekommen, daß man mich fast umbringen wollte, Mister Parker«, erwiderte Agatha Simpson und griff nach ihrem perlenbestickten Pompadour, der ihr aus der Hand geglitten war. Sie blickte die beiden Aussteller kampflustig an.
»Sie haben sich auf das Hinweisschild gesetzt, Madam«, verteidigte sich einer der beiden Männer. »Darauf stand, daß man den Sessel nicht berühren soll.«
»Sie werden für den Schaden aufkommen«, fügte der zweite Aussteller leichtsinnigerweise hinzu. »Und er ist nicht unerheblich. Diese beiden Stücke sind ... waren sehr teuer.«
»Drei Stücke, wenn dieser Hinweis erlaubt ist«, warf Josuah Parker in seiner höflichen Art ein. »Es handelte sich um Originale, wenn diese Frage erlaubt ist?«
»Selbstverständlich«, lautete die Antwort des ersten Ausstellers. »Einzelstücke, die nie wieder zu bekommen sind.«
»Plumpe Fälschungen«, grollte die passionierte Detektivin. »Ich sah das auf den ersten Blick.«
Bevor die beiden Aussteller sich näher dazu äußern konnten, erschien ein geschmeidig wirkender Mann, der etwa vierzig Jahre alt sein mochte. Er war etwas über mittelgroß, trug einen dunkelgrauen Maßanzug und hob beschwichtigend die Hände. Die goldschwere Rolex an seinem linken Handgelenk war nicht zu übersehen.
Und auch nicht die feinen Umrisse einer Schulterhalfter, die eindeutig gefüllt war.
*
»Es gab also Ärger?« fragte Mike Rander. Er und Kathy Porter hatten sich zum Lunch in Myladys Haus in Shepherd’s Market eingefunden. Mike Rander glich, was Aussehen, Alter und Statur betraf, einem bekannten James-Bond-Darsteller und verwaltete als Anwalt das immense Vermögen der älteren Dame.
Dabei half ihm Kathy Porter, die als Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha fungierte. Sie war langbeinig, schlank und hatte kastanienbraunes Haar mit einem leichten Rotstich. Ihre ein wenig schräg geschnittenen Augen und die betonten Wangenknochen verliehen ihr ein etwas exotisches Aussehen.
»Es gab leider keinen Ärger, mein Junge«, beantwortete Agatha Simpson die Frage des Anwalts. »Mister Parker betätigte sich wieder mal als schlechter Verhandlungsführer.«
»Sie sorgten für eine gütliche Einigung, Parker?« fragte Mike Rander salopp. Er hatte in früheren Jahren sehr eng mit Parker zusammengearbeitet. In den USA hatte man gemeinsam eine Reihe von Abenteuern erlebt.
»Mister Richard Dexter verzichtete in der Tat auf Ansprüche jeder Art, Sir«, ließ Parker sich vernehmen. »Mylady hingegen kam zu dem Schluß, daß man keineswegs die Absicht hatte, Mylady nach dem Leben zu trachten.«
»Es lebe der Vergleich«, meinte Rander. »Aber das sage ich als Anwalt nur hier im privaten Kreis.«
»Die drei Möbelstücke waren wirklich Fälschungen, Mylady?« erkundigte sich Kathy Porter interessiert.
»Ich habe keine Ahnung, Kindchen«, erwiderte Lady Agatha wegwerfend.« Mir ging es nur darum, diese Lümmel zu bluffen.«
»Der geschlossene Vergleich, Miß Porter, läßt allerdings die Vermutung zu, daß es sich um Fälschungen handelte«, warf Josuah Parker ein. »Meine Wenigkeit war so frei, sich die Preise der drei Stücke anzusehen. Sie stellten einen Gesamtwert von neunzehntausend Pfund dar.«
»Wie war das? Neunzehntausend Pfund?« Mike Rander lächelte ungläubig.
»In der Tat, Sir«, bestätigte der Butler, »allein das Bureau-Kabinett war mit sechzehntausend Pfund ausgezeichnet.«
»Ein verdammt großzügiger Aussteller«, sagte der Anwalt.
»Der dazu erstaunlicherweise noch der Besitzer einer Schußwaffe war.«
»Schußwaffe, Mister Parker? Und das erfahre ich erst jetzt?« Agatha Simpsons Stimme war wie ein Gewittergrollen, das sich aus der Ferne deutlich ankündigte.
»Mylady waren und sind sicher daran interessiert, aus taktischen Gründen Ahnungslosigkeit vorzutäuschen.«
»Das ist richtig, Mister Parker, aber ich werde dieser Sache natürlich umgehend nachgehen.« Sie lächelte versonnen. »Ich spüre, daß da wieder ein neuer Kriminalfall auf mich zukommen wird.«
»Auf diesen Kunstmessen werden doch immer wieder Fälschungen angeboten«, wiegelte Mike Rander vorsichtig ab.
»In diesem Fall könnte man noch nicht mal beweisen, daß es sich um Fälschungen handelte«, machte Kathy Porter deutlich. »Falls es überhaupt welche waren, oder?«
»Nun, Mister Parker, was habe ich dazu zu sagen?« wollte Lady Agatha umgehend von ihrem Butler wissen.
»Mylady werden noch im Lauf des restlichen Tages erfahren, wohin man die diversen Bruchstücke der erwähnten drei Möbel verbringen wird«, lautete Parkers Antwort. »Mister Pickett wurde von meiner Wenigkeit gebeten, sich um die Firma des Mister Richard Dexter zu kümmern.«
»Sehr hübsch«, meinte die ältere Dame, »zwar etwas umständlich, aber immerhin, Mister Parker. Ich bin zwar mehr für den direkten Weg, aber ich will nicht kritisieren. So etwas liegt mir nicht, wie Sie ja wissen.«
»In der Tat, Mylady.« Parkers glattes Gesicht zeigte keine Regung.
»Sobald ich weiß, wohin man dieses Gerümpel gebracht hat, Mister Parker, werde ich den Fälschungen auf den Grund gehen«, kündigte sie anschließend an. »Wer es wagt, eine Lady Simpson täuschen zu wollen, muß mit Unannehmlichkeiten rechnen.«
*
Butler Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, wie sein Privatwagen von Eingeweihten genannt würde. Dabei handelte es sich um ein ehemaliges Taxi schon sehr alter Bauart, das sowohl Spott als auch Mitleid auslöste. Tatsächlich aber war dieser Wagen nichts anderes als eine Trickkiste auf Rädern.
Parker hatte bei der technischen Umrüstung des Wagens sehr viel Phantasie eingesetzt. Wahrscheinlich hätte James Bond ihn um dieses Gefährt beneidet.
Es war inzwischen später Nachmittag geworden. Horace Pickett hatte sich vor einer halben Stunde gemeldet und Parker eine Adresse mitgeteilt. Die Möbeltrümmer, die Mylady in der Kunstmesse zurückgelassen hatte, waren von Angestellten der Firma des Richard Dexter nach Bayswater geschafft worden.
»Dort habe ich es also mit dem Antiquitätengeschäft dieses Mannes zu tun, wie?« fragte Agatha Simpson, die im Fond des Wagens saß und ihre Fülle auf dem Rücksitz ausbreitete.
»Nicht direkt, Mylady«, korrigierte Parker in seiner höflichen Art, »das eigentliche Antiquitätengeschäft befindet sich in Mayfair. Miß Porter und Mister Rander dürften inzwischen dort sein und als Kunden auftreten.«
»Das meinte ich ja gerade«, gab die ältere Dame leicht gereizt zurück. »Sie sollten besser hinhören, Mister Parker.«
»In Bayswater befindet sich offenbar das Möbelgeschäft der Firma Dexter«, redete Parker ungerührt weiter. »Mister Pickett ist bereits damit beschäftigt, erste Erkundigungen über den Besitzer der Firma einzuholen.«
»Der gute Pickett.« Sie lehnte sich zurück und lächelte versonnen, »Ich sollte ihn irgendwann wieder mal zum Tee einladen, Mister Parker. Erinnern Sie mich daran.«
»Mister Pickett ist eine ungemein wertvolle Hilfe«, entgegnete der Butler. Er kannte den ehemaligen Eigentumsverteiler schon seit vielen Jahren. Horace Pickett war seinerzeit ein Taschendieb gewesen, hatte sich aber grundsätzlich nur mit Brieftaschen solcher Personen beschäftigt, die einen finanziellen Verlust verschmerzen konnten.
In arge Schwierigkeiten geraten, hatte Parker ihm das Leben gerettet und ihn so auf den Pfad der Tugend zurückgeführt. Horace Pickett stand nun längst auf der richtigen Seite des Gesetzes und nutzte seine vielschichtigen Verbindungen, um für Lady Simpson und den Butler zu arbeiten.
Dieser bemerkenswerte Mann war eine auch äußerlich gute Erscheinung. Groß, sich straff haltend, erinnerte er an einen pensionierten Offizier. Pickett, der einen Trenchcoat und einen Traveller-Hut trug, erwartete das Duo aus Shepherd’s Market vor einem Pub.
Parker hielt kurz, und Pickett stieg nach vorn auf den Beifahrersitz. Er begrüßte Lady Agatha, die überraschend freundlich lächelte und ihm zunickte.
»Ich hoffe, Sie waren einigermaßen erfolgreich, mein lieber Pickett«, sagte sie. »Ich denke, ich bin da einem neuen Kriminalfall auf der Spur, auch wenn Mister Parker dies einfach nicht glauben will.«
»Richard Dexter hat vor etwa zwei Jahren das Geschäft seines Vaters übernommen«, berichtete Pickett, ohne auf die Bemerkung Agatha Simpsons einzugehen. »Richard Dexter hat im Holzhandel gearbeitet und war bis vor zwei Jahren Manager in einer Firma für Fertigbau.«
»Er hat doch hoffentlich diverse Vorstrafen«, warf Lady Agatha ein. Die Trennscheibe zwischen den Vordersitzen und dem Fond des Wagens war versenkt. Die Detektivin war überdeutlich gut zu verstehen.
»Soweit bin ich noch nicht, Mylady«, gab Horace Pickett zurück. »Meine Freunde und Bekannten sind noch dabei, weitere Hinweise auf ihn zu sammeln.«
»Die Möbelteile befinden sich zur Zeit in einem Store?« fragte der Butler.
»In einer alten Tischlerei, gar nicht weit von hier«, sagte Pickett.« Ein Bekannter von mir konnte von einem benachbarten Haus aus sehen, daß da Möbelteile ausgeladen wurden. Der Wagen fuhr dann wieder weg. Meiner Ansicht nach dürften wenigstens zwei Personen in der Tischlerei sein.«
»Die ich überrumpeln werde«, kündigte die ältere Dame kampflustig an.
»Mister Parker, lassen Sie sich dazu etwas einfallen.«
»Um was geht es eigentlich?« fragte Pickett. »Die Tischlerei macht einen völlig sauberen Eindruck.«
»Nichts als Tarnung, mein lieber Pickett«, wußte die Detektivin bereits im vorhinein. »Hier geht es um einen Kriminalfall, der noch Schlagzeilen machen wird. Ist es nicht so, Mister Parker?«
»Man sollte auch solch eine Möglichkeit nicht ausschließen, Mylady«, entgegnete der Butler in gewohnter Höflichkeit. »Das Leben ist voller Überraschungen, wie man zu sagen pflegt.«
*
Lady Agatha stand vor einer dicken Bohlentür und machte sich bemerkbar. Mit ihrer wirklich nicht kleinen Faust pochte sie sehr nachdrücklich gegen das Holz und nickte zufrieden, als ein Dröhnen zu vernehmen war. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Tür spaltbreit geöffnet wurde.
Das Gesicht eines etwa dreißigjährigen Mannes war zu sehen.
»Verdammt, was ist denn?« fragte er barsch.
»Ich will sofort Mister Miller sprechen«, gab Lady Agatha zurück. »Und kommen Sie mir jetzt nur nicht mit der Ausrede, er sei wieder nicht da.«
»Hier gibt es keinen Mister Miller«, erklärte der Mann erstaunt.
»Natürlich gibt es ihn hier«, widersprach die ältere Dame und legte ihre majestätische Fülle vehement gegen das Türblatt. Sie schaffte es mit Leichtigkeit, den Mann katapultartig in die Schreinerei zurückzudrücken. Sie schmetterte die Tür auf und blickte sich zu Parker um, der höflich abwartend seitlich neben der Tür stand.
»Sehen Sie, Mister Parker, so macht man das«, meinte sie und lächelte triumphierend. »Mit Höflichkeit allein kommt man im Leben nicht weiter und macht sich...«
Sie hatte den jungen Mann an der Tür unterschätzt.
Er hatte sich wieder versammelt und hielt eine Art Dachlatte in der rechten Hand. Damit drang er auf Lady Agatha ein und hatte eindeutig die feste Absicht, sie damit zu attackieren.
Womit Josuah Parker selbstverständlich nicht einverstanden war.
Er benutzte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm als Degen und stach blitzschnell zu. Er traf mit der Spitze die Armbeuge des Angreifers, der einen spitzen Schrei ausstieß und dann die Dachlatte zu Boden gehen ließ.
»Ihre Manieren lassen Wünsche offen«, tadelte Parker gemessen. »Sie sehen sich schließlich einer Dame gegenüber, der man Respekt zu zollen hat«
Der Mann wich zurück, rieb sich die schmerzende Stelle und blickte ein wenig hilflos zur Seite. Dort erschien ein zweiter junger Mann, der eindeutig nicht über die geistige Beweglichkeit verfügte, die Lage zu überblicken. Er hörte das Stöhnen seines Partners, sah vor sich zwei nicht gerade taufrischjunge Besucher und verschätzte sich ebenfalls.
»Was läuft denn hier?« brüllte er gereizt.
»Könnten Sie möglicherweise bestätigen, daß es sich um den Lagerraum der Firma Richard Dexter handelt?« erkundigte sich der Butler und lüftete die schwarze Melone.
»Wer... Wer, zum Teufel, sind Sie?« wollte der Mann wissen. Er mochte einige Jahre älter sein als der Stöhnende, »Sie haben die Ehre und den Vorzug, Lady Simpson einige Fragen beantworten zu dürfen«, gab der Butler zurück.
»Schmeiß sie ’raus«, verlangte der Getroffene mit gepreßter Stimme und versuchte, seinen Arm anzuheben, was allerdings mißlang.
»Sie lagern hier Antiquitäten?« fragte Parker. Er schien nichts gehört zu haben.
»Da liegt ja dieser billige Plunder«, dröhnte plötzlich Myladys sonore Stimme. Sie setzte ihre Fülle in Bewegung und marschierte auf eine Segeltuchplane zu, die man auf dem Zementboden ausgebreitet hatte. Auf dieser Plane lagen tatsächlich die Bruchstücke jener Möbel, die sie aus dem Lot gebracht hatten.
»Stop, keinen Schritt weiter«, drohte der zweite Mann wütend und verstellte leichtsinnigerweise Mylady den Weg. Sie hatte ihren perlenbestickten Pompadour bereits in Schwingungen versetzt und legte den kleinen Handbeutel auf die Brust des Mannes.
Das Resultat war frappierend.