Parker räumt die "Blüten" ab - Günter Dönges - E-Book

Parker räumt die "Blüten" ab E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Die Ruhe und Gelassenheit der Lady Agatha Simpson wirkte auf Josuah Parker geradezu alarmierend. Sie stand an der Kasse eines Supermarktes und hatte zur Kenntnis nehmen müssen, daß ihre Fünf-Pfund-Banknote falsch war. Die Kassiererin hielt den Geldschein anklagend hoch und zeigte einen roten Kopf vor Eifer. Frauen und Männer in der Kundenschlange hinter Lady Agatha sparten nicht mit anzüglichen Kommentaren. »Wiederholen Sie das, Kindchen, was Sie gerade gesagt haben«, verlangte die ältere Dame fast freundlich. »Sie unterstellen mir also, ich hätte mit Falschgeld bezahlen wollen?« »Und ob das Falschgeld ist«, antwortete die Kassiererin aggressiv. »So etwas fühlt man doch, oder? Das ist bereits der vierte Schein heute. Zwei davon hab' ich angenommen, aber jetzt weiß ich Bescheid.« »Sie halten mich demnach für eine Betrügerin?« Fernes Grollen war in der Stimme der Agatha Simpson zu vernehmen. Sie reckte sich in ihrer ganzen Größe auf und erinnerte an eine Heroine aus längst vergangener Zeit. Lady Agatha hatte das sechzigste Lebensjahr überschritten, war groß und durchaus stattlich. Sie trug ein weites Tweed-Kostüm, bequeme, ausgetretene Schuhe und einen Hut, der zu ironischen Kommentaren herausforderte. Er erinnerte an einen mißglückten Napfkuchen, den man mit diversen Früchten des Feldes garniert hatte. »Wenn Sie erlauben?« Butler Parker, der hinter Mylady stand, schaltete sich ein.

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Leseprobe: Parker rührt die Knacker durch

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Diesen Titel gibt es nur als E-Book.

Der exzellente Butler Parker – 26 –

Parker räumt die "Blüten" ab

Verbrecherjagd mit Stil

Günter Dönges

Die Ruhe und Gelassenheit der Lady Agatha Simpson wirkte auf Josuah Parker geradezu alarmierend.

Sie stand an der Kasse eines Supermarktes und hatte zur Kenntnis nehmen müssen, daß ihre Fünf-Pfund-Banknote falsch war. Die Kassiererin hielt den Geldschein anklagend hoch und zeigte einen roten Kopf vor Eifer. Frauen und Männer in der Kundenschlange hinter Lady Agatha sparten nicht mit anzüglichen Kommentaren.

»Wiederholen Sie das, Kindchen, was Sie gerade gesagt haben«, verlangte die ältere Dame fast freundlich. »Sie unterstellen mir also, ich hätte mit Falschgeld bezahlen wollen?«

»Und ob das Falschgeld ist«, antwortete die Kassiererin aggressiv. »So etwas fühlt man doch, oder? Das ist bereits der vierte Schein heute. Zwei davon hab’ ich angenommen, aber jetzt weiß ich Bescheid.«

»Sie halten mich demnach für eine Betrügerin?«

Fernes Grollen war in der Stimme der Agatha Simpson zu vernehmen. Sie reckte sich in ihrer ganzen Größe auf und erinnerte an eine Heroine aus längst vergangener Zeit.

Lady Agatha hatte das sechzigste Lebensjahr überschritten, war groß und durchaus stattlich. Sie trug ein weites Tweed-Kostüm, bequeme, ausgetretene Schuhe und einen Hut, der zu ironischen Kommentaren herausforderte. Er erinnerte an einen mißglückten Napfkuchen, den man mit diversen Früchten des Feldes garniert hatte.

»Wenn Sie erlauben?« Butler Parker, der hinter Mylady stand, schaltete sich ein. Er strahlte alles beherrschende Autorität aus und war, was sein Aussehen betraf, das Urbild des britischen Butlers.

Parker, eine alterslos wirkende Erscheinung, langte wie selbstverständlich mit seinen schwarz behandschuhten Händen nach der Banknote und ließ sie zwischen seinen prüfenden Fingern rascheln.

Bevor er jedoch ein Urteil fällen konnte, erschien der Manager des Supermarkts an der Kasse und gab sich militant. Er forderte Lady Simpson in scharfem Ton auf, ihm zu folgen.

»Falls Sie nicht freiwillig mitkommen, werde ich Gewalt anwenden«, schloß er seine Aufforderung. »Mit schrägen Vögeln kenne ich mich aus.«

»Tun Sie sich keinen Zwang an«, meinte Agatha Simpson und brachte ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung. Sie wartete darauf, den sogenannten Glücksbringer darin aktivieren zu können. Bei ihm handelte es sich um das Hufeisen eines Brauereipferdes, wie Eingeweihte und bisher Betroffene wußten.

»Vielleicht sollten Mylady der Bitte nachkommen«, schlug Josuah Parker vor.

»Ich will mit Gewalt abgeführt werden«, verlangte die passionierte Detektivin und blitzte den Manager an, der unwillkürlich zusammenzuckte.

»Das ... Das können Sie haben.« Der Leichtsinnige, der um die Kassenbox herumgekommen war, griff nach Myladys linkem Oberarm und ... handelte sich eine Ohrfeige ein, die vernichtend wirkte. Der schlanke, noch relativ junge Mann flog zurück und landete in einem Konservenstapel, der kunstvoll aufgeschichtet worden war. Die hübsche und nicht gerade kleine Pyramide brach in sich zusammen und begrub den Liegenden.

»So, Mister Parker, jetzt dürfen Sie mich in das Büro dieses Lümmels bringen«, schlug Agatha Simpson vor. Sie blickte die Kunden an, die sich ein wenig scheu zusammendrückten und auf jeden Kommentar verzichteten. Butler Parker lüftete die schwarze Melone und dirigierte seine Herrin nach hinten in den Supermarkt.

Der Manager des Hauses war inzwischen dabei, sich aus den Trümmern der Pyramide zu arbeiten. Er machte einen angeschlagenen Eindruck. Von seiner Militanz war nichts mehr zu sehen oder zu hören.

»Eine Unverschämtheit, mir Betrug unterstellen zu wollen«, entrüstete sich die ältere Dame. »Ich habe große Lust, dem Lümmel eine zweite Ohrfeige zu verabreichen, Mister Parker.«

»Ein durchaus verständlicher Wunsch, Mylady, zumal es an der gebotenen Höflichkeit des Mannes fehlte.«

»Ist die Banknote tatsächlich falsch?« wollte sie wissen. Sie hatte den Geldschein in Parkers Hand entdeckt.

»Es hat in der Tat den Anschein, Mylady.«

»Dann tauschen Sie ihn gegen eine echte Banknote um«, verlangte Agatha Simpson umgehend.

»Das ist bereits geschehen, Mylady«, erwiderte Josuah Parker würdevoll. »Man wird dem Manager des Supermarkts eine Lektion in Sachen Umgangston beibringen müssen.«

»Und ich werde selbstverständlich auf seelische Grausamkeit klagen«, machte sie energisch deutlich. »Über die Höhe des Schmerzensgeldes werde ich mir noch Gedanken machen, Mister Parker.«

*

»Dieser Lümmel brach förmlich in sich zusammen«, freute sich Lady Agatha ungeniert und schadenfroh. Sie befand sich in ihrem altehrwürdigen Haus in Shepherd’s Market und nahm den Nachmittags-Tee. Sie hatte ihren beiden Gästen ausgiebig berichtet, was sich im Supermarkt zugetragen hatte. In Mike Rander und Kathy Porter hatte sie mehr als aufmerksame Zuhörer.

»Sie wollen wirklich klagen, Mylady?« erkundigte sich Rander. Er glich, was sein Aussehen betraf, einem bekannten James-Bond-Darsteller, war Anwalt und verwaltete neben seiner Praxis das immense Vermögen der Dame.

Ihm zur Seite stand Kathy Porter, die immer noch offiziell die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha war. Kathy, um die dreißig, war eine attraktive Schönheit, die ein Hauch von Exotik umgab. Sie hatte mandelförmig geschnittene Augen und betonte Wangenknochen. Man sah es ihr nicht an, daß sie Meisterin in den Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung war.

»Der Manager bot Mylady einen Warengutschein an, Sir«, beantwortete Parker die Frage des Anwalts.

»Er erfrechte sich, mir einen Gutschein im Wert von fünfzig Pfund anzubieten«, entrüstete sich die Hausherrin. »Dazu ist das letzte Wort mit Sicherheit noch nicht gesprochen, mein Junge. Ich denke, Sie sollten bereits eine Klage vorbereiten.«

»Aber die bewußte Fünf-Pfund-Note war falsch?« vergewisserte sich Kathy Porter amüsiert.

»Eindeutig, Miß Porter«, räumte Josuah Parker ein. »Der Geldschein wurde Mylady bei einer Gelegenheit, über die man noch nachdenken sollte, untergeschoben.«

»Und dabei muß man mich absichtlich abgelenkt haben«, verteidigte sich die ältere Dame vehement. »Normalerweise wäre mir doch so etwas nie passiert. Man wollte mich natürlich bewußt schädigen.«

»Wo könnte man Ihnen denn die Banknote untergeschoben haben, Mylady?« fragte der Anwalt.

»Was weiß ich, mein Junge.« Sie winkte verärgert ab. »Ich werde darüber intensiv nachdenken. Aber das kommt davon, wenn Mister Parker sich im Gedränge des Warenhauses zur Seite schieben läßt und... Moment, jetzt weiß ich genau, wann es passiert ist.«

»Sie spannen uns auf die Folter«, bekannte Mike Rander und tauschte einen amüsierten Blick mit Kathy Porter.

»Es war in der City«, erinnerte sich die ältere Dame jetzt intensiv und schloß für einen Moment die Augen. »Wie gesagt, Mister Parker hatte sich abdrängen lassen, als ich in der Feinkost-Abteilung einen neuen Hummer-Salat probierte. Dabei wurde ich von einem Mann angesprochen, der Kleingeld brauchte. Ihm habe ich fünf Ein-Pfund-Noten gegeben und dafür diese Blüte bekommen. Mister Parker, diesen Mann gilt es zu finden!«

»Hatte er eine Erklärung für diesen Umtausch, Mylady?« setzte Mike Rander weiter nach.

»Er brauchte Kleingeld für den Parkplatz.« Sie wirkte sehr verärgert.

»Und höflich, Mylady, wie Sie es nun mal sind, wollten Sie diesem Mann natürlich aus der Klemme helfen.«

»Richtig, mein Junge.« Sie entspannte sich und nickte ihm wohlwollend zu. »Höflichkeit ist eine meiner Tugenden, wie Sie ja wissen.«

»Mylady würden diesen Geldwechsler wiedererkennen?« schaltete Parker sich ein.

»Unbedingt.« Sie nickte nachdrücklich. »Er war mittelgroß, schlank, etwa vierzig Jahre alt... Er kann natürlich auch wesentlich kleiner und jünger gewesen sein, ich will mich da nicht festlegen, aber er trug auf jeden Fall einen Schnurrbart. Oder vielleicht doch nicht? Nun, wie auch immer, sollte er meinen Weg noch mal kreuzen, weiß ich sofort, daß er es ist.«

»Es geht eben nichts über ein gutes Personengedächtnis«, stellte Mike Rander fest. Er hütete sich, Kathy Porter anzusehen, um nicht lachen zu müssen.

»Dieser Bursche wird Ihnen mit Sicherheit aus dem Weg gehen«, prophezeite der Anwalt.

»Müßte man nicht die Polizei wegen dieser Blüte verständigen?« fragte Kathy Porter.

»Ausgeschlossen, Kindchen«, gab Lady Simpson sofort zurück. »Mister Parker schlug das bereits vor. Und da kann ich doch nur den Kopf schütteln. Ginge ich zur Polizei, würde man die Banknote sofort zurückbehalten und aus dem Verkehr ziehen.«

»Was haben Sie denn mit der Blüte vor?« erkundigte sich Rander. Er ahnte die Antwort bereits im vorhinein.

»Ich werde sie selbstverständlich wieder ausgeben«, sagte Agatha Simpson mit Nachdruck. »Den Verlust von fünf Pfund kann ich mir nicht leisten.«

»Als Anwalt muß ich Sie darauf hinweisen, Mylady, daß Sie ...«

»Papperlapapp, mein Junge.« Sie winkte heftig ab. »Was Sie hier gehört haben, fällt unter Ihre Schweigepflicht. Mister Parker, sorgen Sie dafür, daß die ominöse Note wieder unter’s Volk gebracht wird. Ihnen wird schon etwas einfallen. Ich kann mein Geld nicht zum Fenster hinauswerfen. Fünf Pfund wollen erst mal mühsam verdient werden!«

»Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Parker, der wirklich durch nichts zu erschüttern war, deutete eine höfliche Verbeugung an.

*

Butler Parker und Mike Rander waren am frühen Abend gemeinsam unterwegs.

Sie hatten gerade das hochbeinige Monstrum verlassen, wie Parkers Privatwagen spöttisch-respektvoll von Eingeweihten genannt wurde.

Bei diesem Gefährt handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das schon recht betagt aussah und sich nach der beschaulichen Ruhe auf einem Schrottplatz zu sehnen schien. Tatsächlich war der Wagen aber quasi eine Trickkiste auf Rädern, die nach Parkers eigenwilligen Vorstellungen umgebaut und nun zu einer Art Vielzweckwaffe geworden war.

Das Ziel des kurzen, gemeinsamen Spaziergangs war eine Pfandleihe im Stadtteil Soho. Als Parker und Mike Rander das relativ kleine Ladenlokal betraten, geriet der Mann hinter dem Tresen in gelinde Panik. Dieser Mann war mittelgroß, hatte einen Bauch und ausgesprochene Kinderaugen, die so etwas wie die reine Unschuld signalisierten.

»Man wünscht einen möglicherweise angenehmen Abend, Mister Bercett«, grüßte Parker und lüftete höflich die schwarze Melone. »Darf man Sie mit Mister Rander bekannt machen?«

»Natürlich«, antwortete Paul Bercett, wie er mit vollem Namen hieß. »Immer zu Diensten, Mister Parker. Was kann ich für Sie tun?«

»Mister Rander sucht eine kleine Brosche, Mister Bercett«, erläuterte Josuah Parker und deutete auf eine Vitrine, die mit relativ billigem Schmuck reich besetzt war. »Vielleicht dieses ovale Schmuckstück, Mister Rander?«

»Reicht völlig«, meinte der Anwalt, der einen desinteressierten Eindruck machte und sich gelangweilt in dem kleinen Laden umschaute.

Die Kunden Paul Bercetts hatten nicht gerade Kostbarkeiten hierher getragen. Vorherrschend waren Massenartikel der Elektroindustrie. Es gab viele Toaster, dann Küchenmaschinen, Kofferradios und tragbare Fernsehgeräte. In einer Ecke hingen Pelzmäntel, deren Herkunft unzweideutig vom Kaninchen stammte. Die Uhren und der Schmuck in der Vitrine waren Dutzendware.

»Diese Brosche kostet zwei Pfund«, sagte Bercett inzwischen. Er hatte sie aus der Vitrine geholt und genierte sich fast, den Preis zu nennen.

»Wäre dies genehm, Sir?« wollte Parker von Rander wissen.

»Wie Sie meinen, Parker«, näselte Mike Rander bewußt und gab sich noch unbeteiligter.

»Zwei Pfund«, bestätigte Parker und reichte dem Pfandleiher eine Fünf-Pfund-Banknote.

»Billiger kann ich’s wirklich nicht machen«, entschuldigte sich Paul Bercett. Er nahm die Banknote entgegen und prüfte sie automatisch mit den Fingerkuppen. Dann stutzte er für den Hauch eines Augenblicks. Seine großen Kinderaugen nahmen einen leicht starren Ausdruck an. Er wandte sich der einfachen Kasse zu und hatte sich bereits wieder voll unter Kontrolle.

»Zwei Pfund«, wiederholte er und reichte Parker drei Ein-Pfund-Noten zurück. Mit der linken Hand schob er die falsche Banknote, die Parker ihm gereicht hatte, unter den Stapel anderer Geldscheine. Dem Butler entging dies natürlich keineswegs, doch er sagte nichts.

»Haben Sie sonst noch Wünsche?« erkundigte sich Bercett.

»Nein, vielen Dank«, versicherte Parker dem Pfandleiher und reichte die unscheinbare Brosche an Rander weiter. Der ließ sie in der rechten Tasche seines Blazer verschwinden und schien sie im gleichen Moment schon wieder vergessen zu haben.

»Man erlaubt sich, Ihnen auch weiterhin einen erfreulichen Umsatz zu wünschen«, sagte Parker und lüftete die schwarze Melone. »Es ist immer wieder ein Gewinn, Sie zu sehen, Mister Bercett.«

»Tatsächlich?« Der Pfandleiher schien verlegen. Er geleitete seine Kunden an die Tür, öffnete sie und wartete, bis Parker und Rander im hochbeinigen Wagen des Butlers Platz genommen hatten. Dann ging er zurück in seine Pfandleihe und blieb hinter dem Glaseinsatz der Tür stehen. Er wollte sich vergewissern, ob seine beiden Besucher auch tatsächlich wegfuhren.

*

»Ihn hat ja fast der Schlag gerührt, als er die Blüte spürte«, meinte der Anwalt. Er saß vorn auf dem Beifahrersitz des Wagens und lächelte amüsiert.

»Mister Bercett dürfte sich momentan in einem Zwiespalt der Gefühle befinden, Sir«, gab Josuah Parker zurück. Er hatte sein Gefährt in eine nahe Seitenstraße gebracht und hielt. Parker schaltete das Bordradio ein und ging auf eine Frequenz, die erst durch das Eindrücken des Knopfes für den Suchlauf aktiviert wurde.

»Er fragt sich wahrscheinlich, wieso und warum Sie ihm diese Blüte angeboten haben«, sagte Rander. »Er muß doch davon ausgehen, daß Sie sie erkannt hatten.«

»Diese Frage wird Mister Bercett in der Tat beschäftigen«, pflichtete der Butler ihm umgehend bei. »Es ist damit zu rechnen, daß er wohl bald ein Telefongespräch führen wird.«

»Falls er Ihre Wanze nicht entdeckt hat, Parker.«

»Wenn dies der Fall sein sollte, Sir, wird er einen Anruf tätigen müssen, um auf das geplante Spiel einzugehen, daß er meiner Wenigkeit dann unterstellen muß.«

»Klingt ziemlich kompliziert, Parker.« Rander lachte leise. »Aber Sie schätzen ja die Umwege.«

»Die in der Regel recht schnell zum Ziel führen, Sir.« Parker deutete ein Kopfnicken an. »Mister Bercett weiß längst, daß ihm die falsche Banknote absichtlich zugespielt wurde. Er weiß ferner, daß meine Wenigkeit mit Sicherheit davon ausgeht, daß er die sogenannte Blüte erkannt hat. Also wird er eine Reaktion zeigen müssen.«

»Warum hat er Ihnen nicht schlicht und einfach gesagt, daß mit einer Blüte gezahlt werden sollte? Er hätte doch protestieren können.«

»In diesem Fall, Sir, hätte meine Wenigkeit darauf bestanden, die Polizei zu Rate zu ziehen, ein Vorgang, auf den Mister Bercett sich freiwillig niemals einlassen würde.«

»Was treibt dieser Knabe denn eigentlich so?« Noch war aus dem Lautsprecher des Bordradios nichts zu vernehmen.

»Mister Bercett ist ein in der Szene bekannter und durchaus geschätzter Hehler«, beantwortete Parker die Frage sachkundig wie immer. »Falls die Polizei in seinem Laden erscheint, würde dies wie ein Lauffeuer die Runde machen und sich durchaus als geschäftsschädigend auswirken.«

Mike Rander wollte gerade antworten, als plötzlich Paul Bercetts Stimme aus dem Lautsprecher des Wagenradios drang.

»Mister Parker... Hallo, Mister Parker, hören Sie mich? Würden Sie noch mal zurückkommen? Ich glaube, ich habe Ihnen zuviel berechnet. Ich möchte das sofort in Ordnung bringen.«

»Donnerwetter, Parker.« Rander staunte sichtlich.

»Mister Bercett mußte die bewußte Wanze finden, Sir«, erklärte Josuah Parker. »Meine Wenigkeit sorgte dafür, daß sie nicht übersehen werden konnte. Mister Bercett scheint einen Entschluß gefaßt zu haben.«

»Er dürfte sich in einer miesen Lage befinden, wie?«

»Mister Bercett weiß jetzt, daß er zumindest einige Hinweise liefern muß, Sir.«

Parker umrundete mit seinem hochbeinigen Monstrum einen fast quadratisch angelegten Wohnblock und erreichte danach wieder die Pfandleihe. Bercett stand hinter der verglasten Tür und öffnete sie umgehend, als seine beiden Kunden erschienen.

»Sie bringen mich in des Teufels Küche«, schnaufte der Pfandleiher. »Warum haben Sie mir Daumenschrauben angesetzt, Mister Parker?«