Parker schießt den Drachen ab - Günter Dönges - E-Book

Parker schießt den Drachen ab E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Butler Parker wußte sofort mit letzter Sicherheit, daß schlimme Dinge auf ihn zukommen würden. Lady Agatha stand neben dem hochbeinigen Monstrum und blickte ausgesprochen verklärt zum blauen Nachmittagshimmel empor. Sie beobachtete zwei Segelflugzeuge, die sich wie Riesenvögel elegant umkreisten und dabei sichtlich an Höhe gewannen. Sie wurden begleitet von Möwen, die sich lärmend an diesem Spiel beteiligten. »Ist das nicht traumhaft schön, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson und wandte sich an ihren Butler. »Man kann dem Schauspiel durchaus einen gewissen Reiz abgewinnen«, gab Parker gemessen zurück. »Darf meine Wenigkeit übrigens daran erinnern, daß Mylady gegen achtzehn Uhr in Girvan erwartet werden?« »Drängen Sie mich nicht, Mister Parker«, verwahrte sie sich leicht gereizt. »Sie ahnen ja nicht, welche Erinnerungen in mir aufsteigen.« »Mylady werden von den Herren der Whisky-Brennerei erwartet«, machte der Butler klar. »Ich weiß, Mister Parker.« Ein versonnenes Lächeln umspielte ihren energischen Mund. »Lang ist es her, als auch ich mal durch die Lüfte schwebte...« »Wie belieben Mylady zu meinen?« Parkers Höflichkeit war nicht zu übertreffen. Sie paßte zu seinem Erscheinungsbild.

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Butler Parker – 228 –

Parker schießt den Drachen ab

Günter Dönges

Butler Parker wußte sofort mit letzter Sicherheit, daß schlimme Dinge auf ihn zukommen würden.

Lady Agatha stand neben dem hochbeinigen Monstrum und blickte ausgesprochen verklärt zum blauen Nachmittagshimmel empor. Sie beobachtete zwei Segelflugzeuge, die sich wie Riesenvögel elegant umkreisten und dabei sichtlich an Höhe gewannen. Sie wurden begleitet von Möwen, die sich lärmend an diesem Spiel beteiligten.

»Ist das nicht traumhaft schön, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson und wandte sich an ihren Butler.

»Man kann dem Schauspiel durchaus einen gewissen Reiz abgewinnen«, gab Parker gemessen zurück. »Darf meine Wenigkeit übrigens daran erinnern, daß Mylady gegen achtzehn Uhr in Girvan erwartet werden?«

»Drängen Sie mich nicht, Mister Parker«, verwahrte sie sich leicht gereizt. »Sie ahnen ja nicht, welche Erinnerungen in mir aufsteigen.«

»Mylady werden von den Herren der Whisky-Brennerei erwartet«, machte der Butler klar.

»Ich weiß, Mister Parker.« Ein versonnenes Lächeln umspielte ihren energischen Mund. »Lang ist es her, als auch ich mal durch die Lüfte schwebte...«

»Wie belieben Mylady zu meinen?« Parkers Höflichkeit war nicht zu übertreffen. Sie paßte zu seinem Erscheinungsbild. Er war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers.

»In meiner Jugend habe auch ich Segelflugsport betrieben«, behauptete die ältere Dame ungeniert. »Es war eine wunderschöne Zeit und ich glaube, daß ich recht begabt war.«

»Mylady erzählten andeutungsweise bei anderer Gelegenheit davon.« Josuah Parker wollte sie unbedingt von diesem Thema abbringen. Er kannte ihre spontanen Reaktionen. Wenn Sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch und zwar mit allen Konsequenzen.

»Ich bin noch immer eine leidenschaftliche Fliegerin«, machte sie klar.

»Dem kann und muß meine Wenigkeit unbedingt beipflichten«, entgegnete Parker gemessen. Er dachte mit heimlichem Schaudern an einige Gelegenheiten, die sich tief in sein Gedächtnis eingegraben hatten.

»Erinnern Sie mich daran, Mister Parker, daß ich den Flugplatz hier in der Nähe besuchen werde«, meinte sie und riß sich zu Parkers Erleichterung vom Anblick der beiden Segelflugzeuge los. Sie schob ihre majestätische Fülle in Parkers Privatwagen zurück, und der Butler beeilte sich, am Steuer Platz zu nehmen.

»Ich werde Sie selbstverständlich zu einem Rundflug mitnehmen, Mister Parker«, kündigte sie an. Sie hatte das Thema Fliegerei noch nicht vergessen.

»Mylady sind zu gütig.« Parkers glattes Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Er war ein Mann, der sich stets unter Kontrolle hatte.

»Dieses lautlose Gleiten«, schwärmte sie weiter, während Parker anfuhr, »ein unvergeßliches Erlebnis.«

»Mylady im Kampf mit den Elementen«, sagte Josuah Parker.

»Womit?« Sie blickte streng zu ihm hinüber und nickte dann. »Kein schlechter Vergleich, Mister Parker. Man braucht natürlich viel Fingerspitzengefühl, um sich behaupten zu können. Besser ist es natürlich, wenn einem das Fliegen quasi im Blut liegt. Man braucht eine angeborene Sensibilität, Mister Parker.«

»Die Mylady immer wieder unter Beweis zu stellen geruhen.«

»Sorgen Sie diskret dafür, daß die Verhandlung mit der Brennerei schnell beendet wird«, sagte sie und wechselte zu Parkers Erleichterung nun doch das Thema. »Ich denke, daß ich mich beteiligen werde. Whisky wird schließlich immer getrunken.«

Sie war eine immens vermögende Frau, seit vielen Jahren Witwe und verfügte über einen ausgeprägten Geschäftssinn. Man hatte ihr vor Wochen die noch auszuhandelnde Beteiligung an einer alten, renomierten Brennerei angeboten. Nun war sie in den Southern Uplands von Schottland unterwegs, um sich diesen Betrieb genau anzusehen. Aus Gründen der Entspannung hatte Lady Agatha auf einen Flug verzichtet. Man war seit zwei Tagen per Wagen unterwegs, doch in Agatha Simpson kam inzwischen schon wieder die Langeweile auf. Sie brauchte überraschende Abwechslungen, obwohl sie das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte.

»Was ist das?« fragte sie plötzlich hoffnungsfroh und richtete sich auf.

»Man könnte den Eindruck gewinnen, Mylady, daß es sich um die Schußfolge aus einem Maschinengewehr handelt«, gab Parker zurück, »auch der Motor eines Flugapparates ist eindeutig nicht zu überhören.«

»Das klingt aber recht gut«, freute sie sich. »Halten Sie an, Mister Parker! Da scheint sich etwas zu tun ...«

Über einen fast kahlen Hügel rannte eine Gestalt in Richtung Straße. Wenig später hüpfte förmlich ein Doppeldecker in rasantem Tiefflug über dieses Gestrüpp und spuckte Feuer. Die Geschoßeinschläge lagen dicht hinter der flüchtenden Gestalt, die sich mit wildem Hechtsprung in einen Graben rettete.

*

»Das ist doch unerhört«, rief die passionierte Detektivin. Dann duckte sie sich unwillkürlich, als die wendige Sportmaschine mit dem Sternmotor sich näherte und dicht über Parkers Wagen davonschoß.

»Man dürfte eine Art Menschenjagd betreiben«, sagte Parker, als der Lärm verebbte. Er hielt scharf am Straßengraben und suchte nach der Gestalt, die sich im letzten Moment gerade noch vor den Geschossen gerettet hatte.

»Ich hoffe, dieses Subjekt kehrt noch mal zurück, Mister Parker«, sagte Lady Agatha. Ihr nicht gerade unterentwickelter Busen wogte vor Empörung.

»Man könnte dann durchaus Mylady unter Beschuß nehmen«, warnte der Butler, der die Gestalt nicht ausmachen konnte. Der Straßengraben war förmlich zugewuchert. Hohes Gras, Sträucher und kleine Büsche füllten ihn aus und schufen eine ideale Tarnung.

»Ich werde solch einen Angriff abwehren, Mister Parker«, machte die ältere Dame deutlich. »Lassen Sie sich dazu etwas einfallen.«

Parker stieg aus dem Wagen und ging nach hinten in Richtung Kofferraum. Er wollte seine schwarze Reisetasche holen und sich nach einem geeigneten Mittel zur Abwehr umsehen. Doch in diesem Moment war die Maschine erneut zu hören. Sie hüpfte wieder knapp über einen der vielen Hügel und nahm Kurs auf das hochbeinige Monstrum. Der Doppeldecker bot einen unheimlichen Anblick. Parker konnte deutlich die beiden luftgekühlten Maschinengewehre erkennen.

Diesmal wurde nicht geschossen.

Der Pilot streckte einen Arm aus dem Cockpit und winkte fast lässig nach unten. Der lange Shawl um seinen Hals flatterte. Dann legte sich der Doppeldecker in eine Steilkurve und verschwand wenige Augenblicke später in einer Art Messerflug zwischen zwei Hügeln.

Parker öffnete den Kofferraum und brauchte in seiner Reisetasche aus abgewetztem Leder nicht lange nach einem passenden Mittel zu suchen, um einen etwaigen Angriff abzuwehren. Er entschied sich für eine völlig reguläre Leuchtpistole und einige Patronen, die sich in einem Kästchen aus Metall befanden.

»Wo ist der Mann, der erschossen werden sollte?« fragte die ältere Dame. Sie war inzwischen ausgestiegen und blickte ergebnislos in den Straßengraben.

»Man scheint das sprichwörtliche Weite gesucht zu haben, Mylady«, gab Parker höflich zurück. »Der oder die Verfolgte möchte wahrscheinlich jeden Kontakt vermeiden.«

»Sehr eigenartig. Da rettet man einem Menschen das Leben und erntet nichts als Undank«, grollte Lady Agatha. »Die Manieren der Menschen werden immer schlechter, Mister Parker.«

»Tut mir leid, Madam«, war in diesem Augenblick eine Stimme zu vernehmen. Mylady und Parker wandten sich um und sahen sich einem Mann gegenüber, der Jeans und einen Parka trug. Leider richtete er dazu noch einen Revolver auf Mylady und Parker. Der Mann stand im hüfthohen Gras des Straßengrabens.

»Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen, mein Bester«, antwortete Mylady leutselig. »Sie stehen ab sofort unter meinem Schutz.«

»Fein«, gab der Parkaträger zurück und lächelte flüchtig, »dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, daß ich mir Ihren Wagen mal kurz ausleihe, nicht wahr?«

»Sie haben die Absicht, Mylady des Wagens zu berauben?« erkundigte sich der Butler.

»Nur für ’ne knappe halbe Stunde«, lautete die Antwort. »Sie bekommen das kostbare Stück unbeschädigt zurück.«

»Sie wollen mich in dieser Wildnis aussetzen?« fragte Agatha Simpson gereizt.

»Wildnis dürfte leicht übertrieben sein«, gab der sportlich aussehende Mann zurück und wurde nervös. Er erwartete sicher die Rückkehr des Doppeldeckers. »Bis Girvan werden Sie’s bestimmt schaffen. Kommen Sie, machen Sie keine Schwierigkeiten!«

»Sie werden es nicht wagen, auf eine völlig wehrlose Frau zu schießen ...«

»Lassen Sie’s nicht darauf ankommen«, warnte der Mann, der von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde. »An die Seite, schnell!«

»Man sollte dem dringenden Wunsch des Herrn Rechnung tragen«, schaltete Josuah Parker sich ein.

»Steckt der Schlüssel im Zündschloß?« wollte der Parkaträger wissen.

»Sie brauchen sich nur zu bedienen.« Parker deutete eine Verbeugung an. Erstaunlicherweise war die Leuchtpistole in seinen Händen nicht zu sehen.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich der Mann erneut und stieg in den Wagen. Er ließ den Motor an, kuppelte ein und fuhr schnell davon in Richtung Girvan.

»Und so etwas lassen Sie sich gefallen, Mister Parker?« empörte sich Agatha Simpson und maß den Butler mit vernichtendem Blick.

»Der gewaltsame Ausleiher des Wagens, Mylady, wird mit Sicherheit nicht weit kommen«, versprach Josuah Parker. »Er dürfte das kleine Geheimnis des Zündschlosses wohl kaum kennen.«

*

Josuah Parker befand sich allein auf der Landstraße nach Girvan.

Der Verkehr auf ihr war gleich Null. Mylady und er hatten bei Ballantrea die Durchgangsstraße verlassen und den kleinen Umweg genommen, um die Schönheiten der Landschaft genießen zu können.

Dies stellte sich jetzt plötzlich als Fehler heraus. Weit und breit war kein Haus zu sehen, von Menschen ganz zu schweigen. Und nur hier in dieser Abgeschiedenheit war es wohl möglich gewesen, einen Menschen mit einem Doppeldecker zu jagen.

Agatha Simpson war schmollend zurückgeblieben und wartete auf Ersatz, für den Parker nun sorgen wollte. Er wußte, daß er gut und gern sechs bis acht Meilen vor sich hatte.

Er glaubte allerdings nicht, daß er die ganze Strecke zu Fuß zurücklegen mußte. Er setzte auf das kleine Geheimnis des Zündschlosses. Nicht umsonst nannten Eingeweihte das ehemalige und recht betagt aussehende Londoner Taxi eine Trickkkiste auf Rädern.

Hatte man mit dem Zündschlüssel nämlich den Motor in Gang gesetzt, mußte man den Schlüssel nachdrücklich unter Überwindung einer Sperre noch mal eindrücken, wenn man nicht außer Gefecht gesetzt werden wollte. Versäumte man dies, traten nach einigen Minuten weiße Schwaden im Wageninneren aus, die den Eindruck eines Schwelbrandes hervorriefen und zusätzlich noch die Atemorgane nachhaltig reizten. Wagendiebe hielten in solchen Fällen erfahrungsgemäß an und stiegen mehr als hastig aus, um sich in Sicherheit zu bringen.

Parker näherte sich einer Biegung und wußte wenige Augenblicke später, daß sein hochbeiniges Monstrum, wie der Wagen auch spöttisch genannt wurde, nicht weit sein konnte. Er hatte Spuren der Schwaden gerochen, wich seitlich aus, um nicht belästigt zu werden, erklomm eine Böschung und pirschte dann an seinen Wagen heran, der am Straßenrand stand. Die Fahrertür war weit geöffnet.

Aus dem Inneren zogen noch immer leichte Schwaden ab. Die ungewöhnliche Diebstahlsicherung hatte wieder mal funktioniert, und der Wagenbenutzer konnte nicht weit sein. Er hatte mit Sicherheit unter Konditionsschwierigkeiten zu leiden.

Er lag neben einem Strauch und hustete sich die Seele aus dem Leib. Der Mann bekam überhaupt nicht mit, daß Parker sich näherte. Der Butler hielt jetzt die geladene Leuchtpistole in der rechten Hand, bot sonst aber das Bild vornehmer Zurückhaltung, die man bei einem hochherrschaftlichen Butler einfach voraussetzte.

Über dem angewinkelten linken Unterarm hing ein altväterlich gebundener Regenschirm. Man sah Parker den kleinen Fußmarsch überhaupt nicht an. Er schien gerade ein Haus in der City von London verlassen zu haben.

Der Hustende hatte seinen Revolver mitgebracht und neben sich ins Gras geworfen. Parker nahm die Waffe auf und hüstelte dann diskret, um Aufmerksamkeit zu finden, doch der Mann zeigte keine Reaktion. Er war sehr mit sich selbst beschäftigt.

»Sie sollten langsam und tief durchatmen«, schlug Parker vor. »Der quälende Hustenreiz wird sich dann ein wenig geben.«

Der Mann fuhr herum, griff nach seiner Waffe und natürlich ins Leere, federte dann erstaunlich geschmeidig hoch und wollte Parker attackieren.

Parker drückte ihm die Spitze seines Regenschirmes auf den Solarplexus und veranlaßte ihn auf seine Art, zuerst mal eine tiefe Verbeugung zu machen. Dann stöhnte der Mann, fiel zurück ins Gras und hustete wieder.

»Sie sollten die Geduld meiner Wenigkeit nicht weiterhin unnötig strapazieren«, schlug Josuah Parker vor. »Darf man sich nun nach dem Grund Ihres recht ungewöhnlichen Betragens erkundigen?«

»Mann, hauen Sie ab, verschwinden Sie, bevor ich mich auch noch mit Ihnen befasse«, keuchte der Mann. »Sie spielen mit Ihrem Leben!«

»Muß man Ihren Worten entnehmen, daß Sie den Wagen aus reiner Rücksichtnahme stahlen?« wollte Parker wissen.

»Gehen Sie doch endlich, bevor die hier aufkreuzen«, meinte der Mann hüstelnd und eindringlich. »Noch haben Sie vielleicht ’ne Chance.«

»Sie rechnen mit dem erneuten Erscheinen des Doppeldeckers?«

»Das auch.« Der Mann stand langsam auf. »Aber die Kerle haben auch Hunde und ... Hören Sie doch! Da sind sie bereits! Verschwinden Sie!«

»Ein fröhliches Gebell«, stellte Josuah Parker fest, wandte sich langsam um und entdeckte jenseits der schmalen Landstraße auf einer sanften Anhöhe drei Jäger mit Hunden, die noch angeleint waren.

Die Männer hielten ihre Jagdwaffen in Händen und eröffneten ohne jede Vorwarnung das Feuer.

*

Dieses Feuer lag gefährlich gut.

Die ersten Geschosse schlugen bereits dicht neben Parker und dem immer noch Hüstelnden ein.

»Es wäre vielleicht ratsam, hinter dem Strauchwerk in Deckung zu gehen«, sagte Parker in einem Ton, als täte sich gar nichts. »Dabei sollten Sie allerdings tunlichst am Boden bleiben.«

Während er diese Empfehlung aussprach hatte er die Leuchtpistole gehoben und visierte die Jäger an, die inzwischen die Straße erreicht hatten. Sie hielten ihre Tiere noch immer an den Leinen, um ungestört schießen zu können. Parker visierte kurz die Jagdgruppe an und schoß dann seinerseits.

Die Leuchtpatrone jagte im Tiefflug hinüber zur Fahrbahn und zerplatzte vor dem Straßengraben. Ein wahrer Feuerregen spritzte nach allen Seiten und zwang die drei Männer in Deckung. Die Hunde heulten verwirrt. Rauchschwaden breiteten sich aus.

»Mann, wer sind Sie?« rief der Mann, der sich in Deckung gebracht hatte. Vor lauter Verblüffung vergaß er seinen Reizhusten.

»Parker mein Name, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor.

»Schleppen Sie immer ’ne Leuchtpistole herum?«

»Ein Butler der Lady Simpson sollte stets gerüstet sein«, lautete Parkers Antwort. Er hatte nachgeladen und war gespannt, wie die Jäger sich nur verhalten würden.

Nun, sie zogen sich zurück ...

Die Hunde hatten sich losgerissen und gaben Fersengeld. Sie rannten bereits hügelwärts und waren bald dar auf verschwunden. Die Jäger folgten ihnen nicht gerade langsam. Um ihr Tempo ein wenig zu erhöhen, bedachte der Butler sie mit einer zweiten Leuchtpatrone.

Sie platzte dicht hinter ihnen auf dem felsigen Untergrund und sorgte für eine farbenreiche Illumination. Es dauerte nur noch wenige Minuten, bis die Jagdgesellschaft verschwunden war.

»Falls Sie Wert darauf legen, könnte man Sie mit nach Girvan nehmen«, rief Parker dem Mann hinter dem Strauchwerk zu. »Sie würden sich einen längeren Fußmarsch ersparen.«

Keine Antwort erfolgte.

Parker schritt um den Strauch herum und ... entdeckte den Parkaträger, der bereits weit weg war. Er lief über das heideähnliche Gelände den Hang hinunter und hielt auf ein kleines Waldstück zu.

Josuah Parker unterstellte ihm gute Gründe für sein Benehmen, schritt hinauf zur Landstraße und inspizierte seinen Wagen. Die Schwaden hatten sich inzwischen verzogen. Parker öffnete die beiden vorderen Seitenfenster, wendete in einer Auffahrt zu einer Weide und fuhr dann zu jener Stelle zurück, wo er seine Herrin zurückgelassen hatte.

Sie kam ihm bereits entgegen.

Der perlenbestickte Pompadour an ihrem linken Handgelenk schwang an den langen Lederriemen munter hin und her. Die eigenwillige Hutschöpfung auf ihrem Kopf war ein wenig verrutscht.

»Das hat ja endlos gedauert«, grollte sie, als Parker hielt. »Ich habe Schüsse gehört, Mister Parker. Hatten Sie wieder mal Schwierigkeiten?«

»Nur andeutungsweise, Mylady«, antwortete der Butler. »Die allgemeine Lage kann man inzwischen als bereinigt bezeichnen.«

Sie nahm im Fond des Wagens Platz.