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Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Mylady hatte eine Bekannte in Brighton besucht und befand sich auf der Rückfahrt nach London. Parker benutzte eine spärlich befahrene Seitenstraße, um dem starken Rückreiseverkehr in die Hauptstadt zu entgehen. Stocksteif und aufrecht, als habe er den vielzitierten Ladestock verschluckt, saß er am mächtigen Lenkrad seines Privatwagens und nahm mit bemerkenswerter Geschwindigkeit souverän die Kurven. Plötzlich wurde es auf der schmalen Strecke lebendig. Das Dröhnen schwerer Motoren war zu hören und schwoll zu einem wahren Crescendo an. Olivgrüne Lastwagen kamen aus einer Biegung hinter Parkers Privatwagen, und der Butler sah sich genötigt, reaktionsschnell an den Straßenrand zu steuern. »Das ist doch die Höhe!« empörte sich Lady Agatha im Fond und forderte ihren Butler auf, den Militärkonvoi zu verfolgen. »Ich spüre deutlich einen klaren Anschlag auf mich. Die Unterwelt hat sich eine neue Methode ausgedacht, um mich lahmzulegen. Beeilen Sie sich, damit wir die Lümmel zur Strecke bringen. Geben Sie Gas, Mister Parker!« »Mylady müssen gewisse Leute außerordentlich stören, daß man zu einem derart aufwendigen und massiven Mittel greift«, ließ sich Parker vernehmen. »Ich bin eben einfach zu gefährlich, und das weiß die Unterwelt«, erklärte Lady Agatha munter. »Man weiß, daß ich früher oder später jeden zur Strecke bringe, und deshalb will man mich beseitigen. Meine Gegner wissen, wozu ich fähig bin!« »Myladys Ruf ist wie Donnerhall in der Unterwelt«, erwiderte Parker schmeichelhaft.
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Seitenzahl: 130
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Mylady hatte eine Bekannte in Brighton besucht und befand sich auf der Rückfahrt nach London. Parker benutzte eine spärlich befahrene Seitenstraße, um dem starken Rückreiseverkehr in die Hauptstadt zu entgehen. Stocksteif und aufrecht, als habe er den vielzitierten Ladestock verschluckt, saß er am mächtigen Lenkrad seines Privatwagens und nahm mit bemerkenswerter Geschwindigkeit souverän die Kurven.
Plötzlich wurde es auf der schmalen Strecke lebendig. Das Dröhnen schwerer Motoren war zu hören und schwoll zu einem wahren Crescendo an. Olivgrüne Lastwagen kamen aus einer Biegung hinter Parkers Privatwagen, und der Butler sah sich genötigt, reaktionsschnell an den Straßenrand zu steuern.
»Das ist doch die Höhe!« empörte sich Lady Agatha im Fond und forderte ihren Butler auf, den Militärkonvoi zu verfolgen. »Ich spüre deutlich einen klaren Anschlag auf mich. Die Unterwelt hat sich eine neue Methode ausgedacht, um mich lahmzulegen. Beeilen Sie sich, damit wir die Lümmel zur Strecke bringen. Geben Sie Gas, Mister Parker!«
»Mylady müssen gewisse Leute außerordentlich stören, daß man zu einem derart aufwendigen und massiven Mittel greift«, ließ sich Parker vernehmen.
»Ich bin eben einfach zu gefährlich, und das weiß die Unterwelt«, erklärte Lady Agatha munter. »Man weiß, daß ich früher oder später jeden zur Strecke bringe, und deshalb will man mich beseitigen. Meine Gegner wissen, wozu ich fähig bin!«
»Myladys Ruf ist wie Donnerhall in der Unterwelt«, erwiderte Parker schmeichelhaft.
»Das haben Sie sehr hübsch gesagt, Mister Parker, das muß ich mir unbedingt merken. Aber es trifft genau den Kern der Sache«, gab sie zufrieden zurück.
Parker steuerte seinen Privatwagen durch eine weitere, sehr scharfe Kurve und trat plötzlich auf die Bremse, Mylady, die sich etwas vorgebeugt hatte, wurde gegen die Vordersitze gepreßt und verlor ihre eigenwillige Hutschöpfung, die bei oberflächlicher Betrachtung an eine Kreuzung zwischen Kochtopf und Napfkuchen erinnerte und erst auf den zweiten Blick als Kopfbedeckung auszumachen war.
»Was soll das, Mister Parker, wollen sie mich neuerdings auch umbringen?«
»Meine bescheidene Wenigkeit hofft, Mylady nicht allzusehr inkommodiert zu haben, aber dort am Straßenrand hält einer der Militärlastwagen. Man scheint von einer Reifenpanne überrascht worden zu sein. Sicher möchte sich Mylady mit den Insassen ein wenig austauschen«, bemerkte Parker höflich.
»Worauf Sie sich verlassen können, Mister Parker. Ich werde diesen Burschen mal ordentlich Bescheid sagen!«
Mylady stieß, ehe ihr Parker beim Aussteigen behilflich sein konnte, die Fondtür auf und wälzte ihre walkürenhafte Gestalt auf das olivgrüne Fahrzeug zu.
Am rechten, hinteren Zwillingsreifen standen mehrere uniformierte Männer, die sich wie auf Kommando umwandten, um Mylady entgegenzusehen.
Als sie nur noch zwei oder drei Schritte entfernt war, löste sich ein schlanker, hochgewachsener Mann aus der Gruppe und trat mit federnden Schritten auf die ältere Dame zu.
*
Er blieb vor Lady Agatha stehen und legte die ausgestreckte Rechte grüßend an den Mützenrand, der übrigens eine silberne Borte trug und ihn als Offizier auswies.
»Ich muß mich sehr wundern über Ihre Manieren im Straßenverkehr, junger Mann«, grollte die Lady und faßte ihn scharf ins Auge, »seit wann versucht die Armee, harmlose Steuerzahler mit ihren Lastwagen umzubringen?«
»Pardon, Madam, dies ist ein sehr eiliger Transport, und wir sind bereits etwas spät dran. Falls wir Sie behindert haben sollten, darf ich Sie in aller Form um Entschuldigung bitten.«
»Hm.« Lady Agatha schnaufte enttäuscht und wandte sich hilfesuchend nach Parker um, der hinter ihr Aufstellung genommen hatte. Sie ärgerte sich ein wenig über das perfekte Verhalten des Offiziers, das ihr keinerlei Anlaß zu einer kleinen Auseinandersetzung bot.
»Sie hatten bedauerlicherweise eine Panne?« erkundigte sich Parker gemessen.
»Allerdings, und bedauerlich ist genau das richtige Wort«, lächelte der Offizier. »Wie gesagt, wir sind schon etwas spät dran und müssen unsere Einheit vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Entschuldigen sie mich!« Er legte erneut die Hand grüßend an die Mütze und wandte sich mit zackiger Kehrtwendung zu seinem Fahrzeug.
»Man hofft, daß Sie nicht die Orientierung verloren haben, Colonel«, bemerkte Parker höflich.
Der Colonel fuhr bei dieser Bemerkung auf dem Absatz herum und starrte Parker aus zusammengekniffenen Augen an. »Was wollen Sie damit sagen, Mann?« knurrte er, während er den Butler von oben bis unten musterte. Sein Ton war jetzt längst nicht mehr so höflich und verbindlich wie vorher; aus seiner Stimme drang sogar deutlich eine gewisse Schärfe.
»Sie haben offensichtlich Raketen geladen«, fuhr Parker fort und deutete mit der Schirmspitze zum LKW hinüber, dessen Ladefläche mit einer gefleckten Plane bedeckt war. Unter der zeichneten sich allerdings eher deutlich die Umrisse eines solchen Projektils ab. Außerdem schaute die nadelförmige Raketenspitze unter der Plane hervor und ragte sogar etwas über die Ladefläche hinaus.
»Das ist ja wohl deutlich zu sehen. Worauf wollen Sie hinaus?«
Der Offizier trat näher auf Parker zu und blieb dicht vor ihm stehen. »Sie kommen mir etwas seltsam vor, Mann, ich frage mich, ob Sie sich wirklich nur zufällig hier aufhalten oder ob mehr dahintersteckt. Ich überlege ernsthaft, Sie festnehmen zu lassen, um Sie im nächsten Ort der Polizei zu übergeben.«
Lady Agatha starrte den Colonel empört an und schob sich angriffslustig näher.
»Sie wissen offenbar nicht, mit wem Sie es zu tun haben, Sie Lümmel, aber das mache ich Ihnen gern klar.«
Der Offizier sah die ältere Dame verdutzt an, stutzte einen Augenblick und brach dann in schallendes Gelächter aus. Das hätte er besser nicht getan.
Mylady sah ihn freudig bewegt an. Dann hob sie ihren rechten Fuß und ... trat gegen das Knie des Colonels. Der schrie vor Überraschung und Schmerz auf und hielt sich die lädierte Stelle. Diese Gelegenheit nutzte die Lady, um eine ihrer gefürchteten Ohrfeigen an den Mann zu bringen.
Da Mylady begeistert dem Bogen- und Golfsport frönte, waren ihre Muskeln keineswegs unterentwickelt. Entsprechend fiel die Wucht ihrer Maulschelle aus.
Der Colonel wurde von dem Schlag leicht angehoben und segelte förmlich über den staubigen Straßenbelag auf seinen LKW zu, wo er von seinen Soldaten mit ausgebreiteten Armen empfangen wurde.
»Man darf sich nicht alles bieten lassen im Leben, Mister Parker«, dozierte Lady Agatha, »schon gar nicht von aufgeblasenen Militärs, die unsere mühsam erarbeiteten Steuergroschen mit vollen Händen zum Fenster hinauswerfen.«
»Man scheint über Myladys unmißverständliche Meinungsäußerung ein wenig ungehalten zu sein«, bemerkte Parker höflich »und die Absicht zu haben, gegen Mylady mehr oder weniger massiv vorzugehen.«
»Diese Lümmel werden hier und heute ihr Waterloo erleben, Mister Parker«, verkündete Lady Agatha munter. »Ich zeige den Burschen mal, was ’ne Harke ist.«
»Die Herren dürften schon jetzt zu bedauern sein«, wußte Parker im voraus. »Gegen Mylady gibt es nicht den Hauch einer Chance, wenn meine Wenigkeit diese Feststellung treffen darf.«
»Sie sagen es, Mister Parker«, gab Mylady zurück und schwang unternehmungslustig ihren Pompadour.
*
»Und, wie ging die Schlacht aus?« erkundigte sich Mike Rander interessiert am Abend in der großen Wohnhalle in Myladys Fachwerkhaus in Shepherd’s Market.
»Ich siegte natürlich. Was denn sonst, mein lieber Junge?« freute sich die Lady und nahm einen Schluck Cognac. »Allerdings, eines muß ich schon sagen: sollten diese Waschlappen jemals in die Verlegenheit kommen, das Empire zu verteidigen … armes old England, kann ich da nur sagen!« Sie seufzte tief und schüttelte bekümmert den Kopf.
»Sie waren mit der Qualität unserer Vaterlands Verteidiger nicht zufrieden, Mylady?« hakte Kathy Porter lächelnd nach. Sie war die Gesellschafterin und Sekretärin und fast schon so etwas wie Agatha Simpsons Tochter.
Kathy Porter war groß, schlank, hatte dunkelbraunes Haar mit reizvollem Roteinschlag und strahlte einen gewissen exotischen Reiz aus, wozu die hochangesetzten Backenknochen und die etwas schräg geschnittenen Augen beitrugen. Lady Agatha träumte davon, Kathy mit Mike Rander, der als ihr Anwalt und Vermögens Verwalter tätig war, für immer zusammenzubringen und tat alles um dieses Ziel zu erreichen.
»Diese Burschen hatten absolut keinen Mumm in den Knochen«, entrüstete sich die Lady. »Sogar Mister Parker gelang es, zwei oder drei von ihnen niederzuschlagen.«
»Donnerwetter, Sie machen sich, Parker«, spöttelte Mike Rander, der natürlich sehr wohl wußte, daß es Parker war, der bei der Lösung der Probleme der eigentliche ›Macher‹ war.
»Man bedankt sich für das freundliche Kompliment, Sir«, gab Parker, der vor einigen Jahren Mike Rander in den USA gedient und dort gemeinsam mit ihm diverse Kriminalfälle gelöst hatte, höflich zurück.
»Mylady konnten zwecks Einvernahme Gefangene machen?« erkundigte sich Kathy Porter, indem sie bewußt den militärischen Jargon gebrauchte.
»Leider nicht, mein Kind. Und daran ist Mister Parker schuld.« Lady Agatha sah ihren Butler vorwurfsvoll an und ließ sich zur Stärkung ihres Kreislaufs das Cognacglas neu füllen.
»Was hat er denn wieder angestellt?« konnte sich Mike Rander nicht verkneifen zu fragen.
»Mister Parker hat sich wieder mal einen taktischen Fehler geleistet und versäumt, uns gegen die übrigen Konvoifahrzeuge abzuschirmen. Dadurch gelang es den Subjekten, meine Gefangenen zu befreien und mit diesen zu entkommen. Ich bin darüber verärgert. Besonders den Colonel hätte ich gern intensiv verhört. Ich bin sicher, daß ich dabei einige interessante Dinge erfahren hätte.«
»Könnte man Details hören?« bat Kathy und s h Josuah Parker lächelnd an.
»Gern, Miß Porter. Wie Mylady bereits ausführte, hatte Mylady die sechsköpfige Besatzung des bewußten LKWs bereits überwältigt. Leider wurde dieses Fahrzeug von den bereits vorausgefahrenen Konvoimitgliedern vermißt, und man schickte einen leichten Schützenpanzer zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Man erdreistete sich dabei, Mylady mittels einer solide wirkenden Panzerkanone zu bedrohen und die gefangenen Militärs zu befreien.«
»Man muß sich das mal vorstellen, man hetzte gleich einen Panzer auf mich«, schnaubte Lady Agatha. »Das zeigt wieder mal sehr deutlich, welchen Respekt man mir entgegenbringt. Man wäre natürlich nie auf die Idee gekommen, Mister Parker auf diese Weise zu bedrohen.«
»Man kennt Mylady und fürchtet, mit Verlaub, ihre Reaktion«, wußte Josuah Parker, ohne eine Miene zu verziehen.
»Wie verhinderte man, daß Sie die Verfolgung aufnahmen?« erkundigte sich Mike Rander.
»Leider zerschnitt man sämtliche Reifen meines bescheidenen Fahrzeugs und beraubte es außerdem einiger notwendiger Teile, deren Ersatz eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. In der Zwischenzeit hatte der Konvoi reichlich Gelegenheit, unterzutauchen.«
»Ist ja wirklich seltsam«, fand Kathy Porter, »aber warum das alles? Worum geht es denn hier überhaupt, Mylady?«
»Das ist doch wohl sonnenklar, Kindchen. Wir haben es hier mit einem hochbrisanten Fall zu tun, was ich natürlich sofort erkannte, als mich die Lastwagen auf diese unanständige Art überholten und schnitten. Natürlich mußte ich Mister Parker erstmal lang und breit erklären, worum es ging. Sie wissen ja, er hat einfach nicht die Nase für solche Dinge.«
»Sehr interessant, Mylady. Und um was geht es nun, bitte schön?« hakte Mike Rander grinsend nach. Er wußte natürlich, daß die Lady den Ball gleich Parker zuspielen würde, was sie auch prompt tat.
»Mister Parker, zeigen Sie den Kindern, daß Sie aufgepaßt haben und erklären Sie ihnen meine Theorie!« forderte sie ihn auf und beschäftigte sich intensiv mit ihrem Glas.
»Mylady erkannten sofort, daß mit diesem Konvoi etwas nicht stimmte«, begann Parker gemessen. »Mylady haben eben einfach ein untrügliches Gespür für solche Dinge.«
»Reden Sie nicht lange herum, Mister Parker, die Fakten bitte!« forderte die Hausherrin, die genauso gespannt war wie Kathy Porter und Mike Rander.
»Falls Mylady lieber selbst berichten wollen?« fragte Parker höflich. »Immerhin ist es Mylady zu verdanken, daß ...«
»Papperlapapp, Mister Parker, zieren Sie sich nicht länger und erzählen Sie! Sie brauchen keine Angst zu haben. Falls Sie an irgendeiner Stelle nicht weiterkommen, helfe ich Ihnen natürlich.«
»Wofür meine Wenigkeit sich schon im voraus herzlich bedankt, Mylady.«
Parker verneigte sich leicht in Richtung seiner Herrin und setzte seinen Bericht fort.
»Mylady fiel sofort auf, daß sich der Raketentransport keineswegs zu einem der durchaus bekannten Standorte bewegte, sondern im Gegenteil davon weg. Der nächste derartige Stützpunkt liegt etwa hundert Meilen weiter südwärts, Richtung Küste, genau entgegengesetzt also. Der Konvoi kam statt dessen aus dieser Richtung und bewegte sich mit hoher und in Anbetracht der Ladung gefährlicher Geschwindigkeit davon weg, was Myladys Aufmerksamkeit sofort erregte.«
Die passionierte Detektivin nickte geschmeichelt und bewunderte sich wieder mal selbst. Sie glaubte Parker und war felsenfest davon überzeugt, daß es so und nicht anders stattgefunden hatte.
Kathy Porter und Mike Rander, die die ältere Dame verstohlen aus den Augenwinkeln beobachteten, konnten sich einen kleinen Heiterkeitsausbruch nicht verkneifen und wandten sich beinahe gleichzeitig ab.
Josuah Parker setzte seinen Bericht fort. »Als das letzte Fahrzeug des Konvois wegen einer Panne halten mußte, beschloß Mylady sofort, der Sache auf den Grund zu gehen und den verantwortlichen Offizier einem scharfen Verhör zu unterziehen. Dieser reagierte auf die harmlose Frage, ob man nicht möglicherweise die Orientierung verloren hätte, sehr ungehalten und bestätigte so Myladys Verdacht, es mit einem heuen Fall zu tun zu haben.«
»Woraufhin sich die kleine Privatschlacht mit dem bekannten Ausgang anbahnte«, fügte Mike Rander hinzu.
»In der Tat, Sir. Mylady meint außerdem, daß ein solcher Transport niemals auf einer derart schmalen und gefährlichen Straße stattgefunden hätte, sondern auf einem der ausgebauten Motorways. Außerdem hätte man sicher nicht darauf verzichtet, den Konvoi durch Militärpolizei oder Angehörige der normalen Polizei flankieren zu lassen, um einerseits den Transport, dann aber auch harmlose Verkehrsteilnehmer zu schützen.«
»Genauso ist es, Mister Parker, Sie haben das recht hübsch vorgetragen. Jetzt brauchen sie nur noch mal die Schlußfolgerung zu wiederholen, die ich Ihnen gegenüber bereits zog.«
»Wie Mylady zu wünschen belieben, Mylady zogen daraus den naheliegenden Schluß, daß es sich hierbei um einen irregulären Transport handelte, der sich mit der illegalen Verlagerung von Armee-Eigentum befaßte.«
»Mit anderen Worten, Sie... ich meine natürlich, Mylady glaubt, daß hier schlicht ein paar Raketen aus einem Armeedepot geklaut wurden«, machte Mike Rander deutlich.
»Selbstverständlich, so und nicht anders ist es!«
Agatha Simpson war mit ihren durch Parker gezogenen Rückschlüssen mehr als zufrieden und sah sich in ihrer Rolle als größte lebende Kriminalistin bestätigt.
»Nicht zu glauben! Meinen sie wirklich, daß so etwas überhaupt möglich ist?« zweifelte Kathy Porter.
»Es war diesmal möglich, aber jetzt, wo ich mich einschalte, nicht mehr, Kindchen. Bevor die Gangster erneut zuschlagen können, habe ich sie schon gefaßt und den Behörden ausgeliefert. Mister Parker, veranlassen Sie alles Nötige, die unwichtigen Details überlasse ich dann gern Ihnen!«
*
»Ich komme nicht ganz zufällig vorbei«, erklärte Chief-Superintendent McWarden am nächsten Morgen, als ihn Parker in die große Wohnhalle führte, wo Lady Agatha beim Frühstück saß.
McWarden war ein untersetzter und kompakt gebauter Mann, Mitte Fünfzig, der mit seinen Basedow-Augen und dem meistens grimmig wirkenden Gesichtsausdruck an eine leicht gereizte Bulldogge erinnerte. Er leitete im Yard ein Sonderdezernat zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens und war dem Innenministerium direkt unterstellt.
Er galt als Freund des Hauses, auch wenn es bei seinen Besuchen stets zu Wortgefechten zwischen ihm und der Hausherrin kam. Aber er nahm gern Lady Agathas Sticheleien in Kauf, da er deren unkonventionelle Art, vor allem aber Parkers Fähigkeiten im Umgang mit Kriminellen, ungemein schätzte.
»Fällt es Ihnen nicht auch auf, Mister Parker, daß sich Mister McWarden stets zu einer bestimmten Zeit hier einfindet? Man könnte fast meinen, er wollte sich das Frühstück erschnorren, weil er sich als Beamter keins leisten kann!« bemerkte die Hausherrin spitz, während sie unwillkürlich schneller kaute.
»Und diesmal bringe ich sogar noch jemand mit«, freute sich der Yard-Gewaltige und deutete auf einen hageren, grauhaarigen Mann mit verkniffen wirkenden Gesichtszügen, der sich bei dieser Ankündigung linkisch verbeugte und Lady Agatha zunickte.
»Sie schrecken wirklich vor nichts zurück, um einer alten Frau den Appetit zu verderben«, beklagte sich die Hausherrin und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Mylady liebt Diät, deshalb dieses spartanische Frühstück«, erläuterte McWarden seinem Begleiter spöttisch, während er den üppig gedeckten Tisch musterte.
»Ach, tatsächlich?« staunte der Grauhaarige sichtlich verwirrt. Er wußte nicht recht, ob McWarden seine Bemerkung ernst meinte oder ihn auf den Arm nehmen wollte.
Myladys Frühstückstisch sah aus, als wäre er für eine Großfamilie gedeckt. Es gab diverse Brotsorten, Platten mit Käse und Wurst, eine Silberschüssel mit gebackenen Nierchen, eine Wärmeplatte mit Bratwürsten, einen Holzteller mit schottischem Räucherlachs sowie einige Behältnisse mit Butter, Marmelade und Honig.