Parker schockiert die Schausteller - Günter Dönges - E-Book

Parker schockiert die Schausteller E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Wie eine Rakete auf der Startrampe schoß der schwere Eisenbolzen in der Führungsschiene nach oben und prallte gegen das Anschlagblech. Bunte Glühlampen blinkten. Bravorufe ertönten. Lässig lehnte Lady Agatha den Vorschlaghammer gegen das grell bemalte Schild mit der Aufschrift »Haut den Lukas!« Huldvoll lächelnd nahm sie den Beifall der Menge entgegen und setzte mit Butler Parker den Bummel über den Festplatz fort. Zu dem Kirmesbesuch hatte sich Agatha Simpson spontan entschlossen, als Parker durch das festlich geschmückte Städtchen Turnhill fuhr. »Nur hereinspaziert!« rief gerade der Mann neben dem Kassenhäuschen der Geisterbahn. »Hier lernt der stärkste Mann das Fürchten! Hier fällt jede Frau in Ohnmacht! Das müssen Sie erlebt haben! Nur zwei Shilling!« Unschlüssig blieb die ältere Dame an den Stufen zum Eingang stehen. »Na, was ist, junge Frau?« stichelte der Ausrufer, dem Myladys Zögern nicht entgangen war. »Haben Sie Angst bekommen?« »Eine Lady Simpson kennt keine Angst, merken Sie sich das!« belehrte Agatha Simpson ihn. »Einen ängstlichen Eindruck machen Sie wirklich nicht«, räumte der Mann ein.

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Butler Parker – 235 –

Parker schockiert die Schausteller

Günter Dönges

Wie eine Rakete auf der Startrampe schoß der schwere Eisenbolzen in der Führungsschiene nach oben und prallte gegen das Anschlagblech. Bunte Glühlampen blinkten. Bravorufe ertönten.

Lässig lehnte Lady Agatha den Vorschlaghammer gegen das grell bemalte Schild mit der Aufschrift »Haut den Lukas!« Huldvoll lächelnd nahm sie den Beifall der Menge entgegen und setzte mit Butler Parker den Bummel über den Festplatz fort.

Zu dem Kirmesbesuch hatte sich Agatha Simpson spontan entschlossen, als Parker durch das festlich geschmückte Städtchen Turnhill fuhr.

»Nur hereinspaziert!« rief gerade der Mann neben dem Kassenhäuschen der Geisterbahn. »Hier lernt der stärkste Mann das Fürchten! Hier fällt jede Frau in Ohnmacht! Das müssen Sie erlebt haben! Nur zwei Shilling!«

Unschlüssig blieb die ältere Dame an den Stufen zum Eingang stehen. »Na, was ist, junge Frau?« stichelte der Ausrufer, dem Myladys Zögern nicht entgangen war. »Haben Sie Angst bekommen?«

»Eine Lady Simpson kennt keine Angst, merken Sie sich das!« belehrte Agatha Simpson ihn.

»Einen ängstlichen Eindruck machen Sie wirklich nicht«, räumte der Mann ein. »Aber warum fahren Sie dann nicht mit?«

»Das hat völlig andere Ursachen«, gab Mylady Auskunft. »Was mich abhält, sind lediglich Ihre unverschämten Eintrittspreise.«

»Unverschämt?«

»Jawohl, unverschämt!« behauptete die ältere Dame. »Ein Shilling wäre mehr als genug!«

»Wenn es nach Gewicht ging, müßten Sie mindestens vier bezahlen«, erwiderte der Mann wütend. Er hatte keine Ahnung, wie empfindlich die Lady auf Beleidigungen reagierte.

Ehe er seine Unhöflichkeit bereuen konnte, ließ ihn ein Schmerz an seiner Wange aufjaulen. Mylady hatte die Schmähung postwendend beantwortet: mit einer ihrer berüchtigten Ohrfeigen.

»Diese kleine Lektion hat Ihnen hoffentlich gezeigt, daß man eine Lady Simpson nicht ungestraft beleidigt«, fauchte sie. Der völlig verdatterte Mann rieb wimmernd seine feuerrote Wange. »Damit ist der Fall für mich aber noch nicht erledigt. Wenn Sie noch einen Funken Anstand besitzen, händigen Sie mir auf der Stelle eine kostenlose Ehrenkarte aus.«

»Okay, okay«, stöhnte der Mann. »Fahren Sie, so oft Sie wollen!«

»Dann will ich ihr flegelhaftes Benehmen ausnahmsweise verzeihen«, verkündete Mylady großzügig und steuerte eins der Wägelchen an, in denen die Besucher durch das düstere Gruselkabinett kutschiert wurden. »Mister Parker, Sie dürfen mir beim Einsteigen behilflich sein.«

Es kostete den Butler einige Mühe, bis er seine Herrin so auf der Sitzbank plaziert hatte, daß für ihn selbst auch noch eine bescheidene Ecke übrigblieb. Mit einem Ruck setzte sich das Wägelchen in Bewegung und wurde unter Rattern und Quietschen von einer Kette auf eine kleine Rampe hinaufgezogen. Dann rollte es in freiem Gefälle auf schmalen Schienen in die rabenschwarze Gespensterwelt.

Ferner Glockenschlag war zu hören, dann ein unheimliches Jammern und Stöhnen, helles Rasseln von Ketten. Nicht mal Parkers scharfe Nachtvogelaugen vermochten, die Dunkelheit zu durchdringen.

»Wenn das alles ist«, meinte Agatha Simpson gerade enttäuscht, als dicht neben ihr ein gellender Schrei erscholl. Im selben Moment tauchte ein weiß leuchtendes Skelett aus der Finsternis. Schauerliches Gelächter ertönte, während der Knochenmann die Arme ausbreitete. In seinen Augenhöhlen zuckten bläuliche Lichter.

Instinktiv hob die ältere Dame mit einer abwehrenden Geste die Hände, als der Wagen direkt auf das Skelett zuratterte, doch plötzlich schwenkte das Fahrzeug nach rechts, und der Spuk war verschwunden.

Dafür wurde jetzt in blutig-rotem Licht ein von Staub und Spinnweben bedeckter Sarg sichtbar. Unter gräßlichem Knarren und Quietschen hob sich der Deckel ein Stück. Aus dem schwarzen Spalt schob sich eine wächserne Hand, die den Vorbeifahrenden zuzuwinken schien.

»Wie geschmacklos!« stellte Agatha Simpson indigniert fest. »Und wie langweilig! Wo sind denn nun die Gespenster?«

»Hier!« knurrte eine Männerstimme. Im selben Moment blitzte eine Taschenlampe auf. Geblendet mußten Lady Agatha und Josuah Parker im grellen Licht die Augen schließen.

Eine Hand griff nach Myladys Pompadour. Gleichzeitig verspürte der Butler einen dumpfen Schlag.

Der Angreifer hatte gut gezielt und Parkers Kopf getroffen. Er hatte allerdings nicht mit der stählernen Panzerung gerechnet, die den Bowler des Butlers zu einem wirkungsvollen Schutzhelm machte.

Auch der zweite Unbekannte, der es auf Myladys Handbeutel abgesehen hatte, stieß auf unerwarteten Widerstand. Die ältere Dame riß derart heftig an den Tragriemen, daß der Räuber fast unter die Räder des Wägelchens geriet und prompt seine Beute losließ. Das Licht verlöschte, und der Wagen rollte weiter, als wäre nichts geschehen.

»Das geht aber entschieden zu weit«, grollte Agatha Simpson, während heulende Gespenster in wehenden Gewändern durch die Dunkelheit segelten. »Natürlich werde ich den Inhaber zur Rechenschaft ziehen.«

»Darbietungen dieser Art dürften wohl kaum zum üblichen Angebot einer Geisterbahn gehören, falls man sich die Anmerkung erlauben darf«, gab Parker ihr recht. »Die Frage ist allerdings, ob es sich um einen gezielten Angriff handelte, oder ob Mylady nur zufällig überfallen wurden.«

»Natürlich war das ein gezielter Angriff, Mister Parker«, entgegnete die passionierte Detektivin wütend. »Dafür kann nur der unverschämte Kerl verantwortlich sein, der mich eben in so unflätiger Weise beleidigt hat.«

*

»Na, hat Ihnen die Fahrt gefallen?« wollte der Geisterbahnbesitzer wissen, als der Wagen mit Lady Agatha und Butler Parker wieder ans Tageslicht rollte. Doch das Grinsen, das er bei dieser Frage aufgesetzt hatte, erstarb augenblicklich, als er Myladys grimmige Miene erblickte.

»Leider sieht man sich gezwungen, Sie davon zu unterrichten, daß Mylady soeben Ziel eines Raubüberfalls wurde«, gab Parker in sachlichem Ton Auskunft.

»Nein!« rief der Mann entsetzt aus. »Das ist nicht wahr! Sie wollen mich auf den Arm nehmen ...«

»Ein solches Bestreben liegt meiner Wenigkeit durchaus fern, falls der Hinweis gestattet ist«, entgegnete der Butler. »Tatsache ist, daß Unbekannte versucht haben, Mylady während der Fahrt die Handtasche zu entreißen und meine Wenigkeit durch einen Schlag auf den Kopf zu betäuben.«

»Haben Sie die Kerle wenigstens erkannt?« wollte der Geisterbahnbesitzer wissen. Er war blaß geworden. Seine Stimme zitterte.

»Die Sichtverhältnisse waren nicht gerade dazu angetan, eine exakte Personenbeschreibung zu ermöglichen«, erklärte Parker. »Deshalb dürfte sich auch eine Verfolgung der Täter, die inzwischen vermutlich das Weite gesucht haben, erübrigen.«

»Jetzt spielen Sie nur nicht den Ahnungslosen«, keifte Lady Simpson dazwischen. Sie war immer noch damit beschäftigt, sich aus dem engen Gefährt zu zwängen. Das Grollen in ihrer Stimme kündigte Unheil an.

»Sie wollen mir doch nicht etwa unterstellen ...?« fragte der aus allen Wolken gefallene Geisterbahnbesitzer.

»Niemand anderer als Sie kann für diesen dreisten Überfall verantwortlich sein«, gab die Detektivin barsch zurück. »Das liegt doch auf der Hand.«

Die Menschen, die sich vor dem Eingang zur Geisterbahn drängten, horchten auf und schoben sich neugierig näher. Wie ein Lauffeuer machte das Wort »Überfall« die Runde. Die Schlange vor der Kasse löste sich auf.

»Bitte, Mylady«, flehte der Geisterbahnbesitzer. »Nicht hier. Wenn Sie so freundlich wären, mir in meinen Wohnwagen zu folgen, können wir über alles reden.«

»Ich wüßte nicht, was es in diesem Fall noch zu reden geben sollte«, entgegnete die ältere Dame kühl. Mit Parkers Hilfe hatte sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen und baute sich in drohender Haltung vor dem »Nach diesem Schreck haben Sie einen Schluck zu trinken? Das würde meinem Kreislauf guttun.«

»Selbstverständlich!« versicherte der Geisterbahnbesitzer eilfertig. »Nach diesem Schreck haben sie wirklich ein Gläschen verdient.«

Schon schüttelten einige aus der Menge drohend die Fäuste. »Ganove! Betrüger!« schrien sie dem vor Nervosität schwitzenden Mann zu.

Mit vor Angst eingezogenem Kopf bahnte er sich einen Weg durch die wütenden Menschen und steuerte seinen Wohnwagen an, der am Rand des Festplatzes stand. Lady Agatha und der Butler folgten ihm auf dem Fuß.

»Das kann kein Zufall gewesen sein«, begann der Mann, nachdem er seinen Gästen Plätze angeboten und eine halbvolle Whiskyflasche aus dem Wandschrank geholt hatte. »Da hat es jemand darauf abgesehen, mich fertigzumachen.«

»Sie fertigzumachen?« fragte Agatha Simpson entrüstet. »Sie scheinen zu vergessen, daß ich es war, die überfallen wurde. Nur meiner energischen Gegenwehr ist es zu verdanken, daß die Täter unverrichteter Dinge fliehen mußten.«

»Das ist richtig«, bestätigte der Geisterbahnbesitzer, der sich als Stan Owens vorstellte. »Sie waren das zufällige Opfer, Mylady. Aber in Wirklichkeit war der Anschlag gegen mich gerichtet. Irgend jemand will meine Kundschaft verschrecken und mich in den Ruin treiben.«

»Das ist doch dummes Geschwätz!« fuhr Lady Agatha ihm über den Mund. »Sie wollen nur von sich ablenken. Aber da sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Solche Manöver durchschaue ich sofort.«

»Sie haben ja noch Glück gehabt, Mylady«, wandte Owens ein. »Letzte Woche, als wir in Stepford gastierten, passierte es zweimal, daß Kunden während der Fahrt mit stinkendem Altöl übergossen wurden. Ich habe den Schaden natürlich sofort ersetzt, aber die Anschläge sprachen sich schnell herum, und für des Rest des Wochenendes konnte ich mein Geschäft zumachen.«

»Die Neigung, sich Ihrer Geisterbahn anzuvertrauen, dürfte auch nach dem heutigen Zwischenfall nicht sehr groß sein, Mister Owens«, schaltete Parker sich in das Gespräch ein. »Darf man sich denn erkundigen, ob Sie einen konkreten Verdacht hegen, wer für diese geschäftsschädigenden Anschläge verantwortlich sein könnte?«

»Keine Ahnung«, meinte Owens. »Am besten würde ich sofort die Polizei einschalten.«

»Unsinn!« kommentierte Agatha Simpson, die inzwischen das dritte Glas geleert hatte.

»Unsinn?« fragte Owens irritiert. »Was wollen sie damit sagen, Mylady?«

»Daß es Unsinn wäre, die Polizei einzuschalten«, gab Agatha Simpson zurück. »Dieser Fall erfordert Fingerspitzengefühl, über das nur eine Detektivin meines Formats verfügt! Sie sollten sich glücklich schätzen, daß ich bereit bin, die Ermittlungen zu übernehmen.«

»Sie sind Detektivin?« vergewisserte sich Owens. Er machte ein ungläubiges Gesicht.

»In der Kriminalgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts wird der Name Simpson einen hervorragenden Platz einnehmen«, verkündete Agatha Simpson selbstbewußt. Bescheidenheit war nun mal eine Tugend, die sie nur an ihren Mitmenschen schätzte.

»Nichts liegt meiner bescheidenen Wenigkeit ferner, als Myladys Feststellungen anzuzweifeln«, versicherte Parker, als der Geisterbahnbesitzer ihn mit fragendem Blick von der Seite ansah.

»Dann sind Sie vermutlich von Clint engagiert worden?« tippte Owens. »Oder halten Sie sich zufällig hier auf?«

»Ich kam zufällig vorbei, aber ich spürte sofort, daß hier etwas nicht stimmt«, behauptete die Detektivin. »Mein kriminalistischer Instinkt ist nicht zu übertreffen.«

»Darf man Sie um nähere Informationen über die genannte Person namens Clint ersuchen, Mister Owens?« ließ der Butler sich vernehmen.

»Clint Gatwick betreibt das nostalgische Kettenkarussell, das Sie vielleicht beim Gang über den Platz bemerkt haben«, gab Owens Auskunft. »Darüberhinaus ist er aber so etwas wie unser Manager. Er sucht die Gastspielorte aus und macht die Verträge mit den Städten, in denen wir auftreten.«

»Demnach sollte man davon ausgehen, daß Mister Gatwick über die Anschläge informiert ist, die Ihr Geschäft ruinieren sollen?« vergewisserte sich Parker.

»Natürlich«, bestätigte Owens. »Wir haben uns schon mehr als einmal die Köpfe darüber heißgeredet, wer hinter diesen Gemeinheiten stecken könnte. Schließlich bin ich nicht der einzige, der betroffen ist.«

»Nicht der einzige?« fragte Agatha Simpson überrascht.

»Der Streich, den sie Luke Miller von der Süßwarenbude gespielt haben, war ja noch harmlos«, berichtete Owens. »Erst als empörte Käufer reklamierten, merkte er, daß ihm jemand unbemerkt Salz statt Zucker in den Bottich geschüttet hatte, in dem er die Wiener Mandeln brennt.«

»Pfui Teufel!« kommentierte Lady Agatha. »An dem Stand hätte ich nie wieder etwas gekauft.«

»Das ist es wohl, was die Unbekannten bezwecken«, nickte Owens. »Zwei Tage später entdeckte Harry Lindner dann während einer Routinekontrolle, daß mehrere Schrauben an der Aufhängung seiner Schiffschaukel gelockert waren. Und schließlich öffneten Unbekannte heimlich die Käfiggitter von Ben Wellingmoores Wanderzoo. Zum Glück war sein Puma so vollgefressen, daß er keine Lust zu einem Spaziergang verspürte. Trotzdem brach auf dem überfüllten Platz eine Panik aus. Wir mußten noch am selben Tag abbauen und weiterziehen.«

*

»Herein!« rief Owens, als es an der Tür des Wohnwagens klopfte. Ein baumlanger Kerl in einem Jeansanzug schob sich in den Raum. Kritisch musterte er Lady Simpson und ihren Butler, bevor er nähertrat.

»Clint«, begrüßte ihn der Geisterbahnbesitzer. »Gut, daß du kommst.«

»Ich habe es schon gehört«, kam Clint Gatwick gleich zur Sache. »Diese verdammten Ganoven denken sich immer neue Tricks aus. Wenn das so weitergeht, können wir unseren Jahrmarkt bald einmotten. Eben saßen schon zwei Journalisten bei mir, die von der Sache Wind bekommen hatten. Zum Glück konnte ich ihnen eine harmlose Erklärung auftischen. Das fehlte gerade, daß die Zeitungen einsteigen und uns noch die letzten Kunden vergraulen.«

»Vielleicht haben wir diesmal mehr Glück und kriegen die Burschen zu fassen«, entgegnete Owens. »Bei ihrem Überfall hatten die Ganoven nämlich das Pech, ausgerechnet an eine Detektivin zu geraten.«

»Eine Detektivin?« fragte Gatwick ungläubig. Sein Blick fiel auf Lady Agatha. »Sie sind Detektivin?«

»Ich habe mich spontan bereit erklärt, in diesem Fall die Ermittlungen zu übernehmen«, bestätigte die ältere Dame und genoß den letzten Whisky in einem Zug. »Die Angelegenheit ist wirklich zu delikat, um sie der Polizei anzuvertrauen.«

»Eigentlich keine schlechte Lösung«, stimmte Gatwick zu. »Ich habe mich bisher auch gescheut, die Polizei einzuschalten, weil ich jedes Aufsehen vermeiden wollte. Das schadet nur unserem Geschäft.«

»Für einen jungen Mann sind Sie überraschend einsichtig«, lobte Agatha Simpson. »Sie werden es nicht bereuen, eine Detektivin meines Ranges eingeschaltet zu haben. Mein taktisches Konzept steht bereits. Wann ich Ihnen die Täter präsentieren werde, ist nur noch eine Frage der Zeit.«

»Hoffentlich dauert es nicht zu lange«, meinte Gatwick und rieb sich eine Prise Schnupftabak unter die Nase. »Die ständigen Zwischenfälle sprechen sich allmählich herum. Als ich gestern mit dem Bürgermeister von Oakhill über einen Vertrag verhandelte, mußte ich mir schon mißtrauische Fragen anhören.«

»Alle Umstände dieses Falles deuten darauf hin, daß der Drahtzieher der Anschläge Sie geschäftlich ruinieren will, Mister Patwick«, schloß die Lady messerscharf.

»Gatwick«, verbesserte ihr Gegenüber.