Parker spielt mit Todesengeln - Günter Dönges - E-Book

Parker spielt mit Todesengeln E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Steven Longless, sonst kalt und beherrscht, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, war in Erregung geraten. Der straffe Fünfziger mit dem eisgrauen Haar und den wasserblauen Augen, sog nervös an seiner Zigarre und schwieg einen kleinen Moment. Man sah ihm deutlich an, daß es in ihm arbeitete. Anwalt Mike Rander und Butler Parker saßen ihm gegenüber. Sie hatten sich schweigend die Vorgeschichte angehört und schwiegen auch jetzt, als es fast peinlich still in dem großen, elegant eingerichteten Büro geworden war. "Ich brachte die junge Dame also zum Auto", berichtete Longless weiter, "sie war sehr nett, etwas hilflos und genau die richtige Mischung, um meine Hilfsbereitschaft auf Touren zu bringen ... Schön, wir setzten uns in meinen Wagen, und sie nannte mir ihre Adresse. Glauben Sie mir, meine Herren, ich kam nicht einen einzigen Moment auf den Gedanken, daß sie vielleicht ein Abenteuer suchte. Ja, und dann passierte es. Mir wurde plötzlich schlecht... Ich hielt den Wagen irgendwo am Straßenrand an und verlor das Bewußtsein! "Jetzt geht es um jede Einzelheit", schaltete Mike Rander sich ein. "Als ich wieder erwachte, befand ich mich in der Hölle! "Könnten Sie das möglicherweise näher definieren, Sir? " erkundigte Josuah Parker sich. Stocksteif, ohne die geringste Nachlässigkeit, saß er auf der Kante des Sessels und hörte zu. "Ich ... ich möchte am liebsten nicht mehr daran denken", berichtete Steven Longless weiter, "Sie können sich nicht vorstellen, wie grauenhaft das alles war! "Was, bitte, war so grauenhaft, Sir? " Parker sah den Inhaber der elektronischen Gerätefabrik prüfend an.

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Butler Parker – 164 –

Parker spielt mit Todesengeln

Günter Dönges

Steven Longless, sonst kalt und beherrscht, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, war in Erregung geraten. Der straffe Fünfziger mit dem eisgrauen Haar und den wasserblauen Augen, sog nervös an seiner Zigarre und schwieg einen kleinen Moment. Man sah ihm deutlich an, daß es in ihm arbeitete.

Anwalt Mike Rander und Butler Parker saßen ihm gegenüber. Sie hatten sich schweigend die Vorgeschichte angehört und schwiegen auch jetzt, als es fast peinlich still in dem großen, elegant eingerichteten Büro geworden war.

„Ich brachte die junge Dame also zum Auto“, berichtete Longless weiter, „sie war sehr nett, etwas hilflos und genau die richtige Mischung, um meine Hilfsbereitschaft auf Touren zu bringen ... Schön, wir setzten uns in meinen Wagen, und sie nannte mir ihre Adresse. Glauben Sie mir, meine Herren, ich kam nicht einen einzigen Moment auf den Gedanken, daß sie vielleicht ein Abenteuer suchte. Ja, und dann passierte es. Mir wurde plötzlich schlecht... Ich hielt den Wagen irgendwo am Straßenrand an und verlor das Bewußtsein!“

„Jetzt geht es um jede Einzelheit“, schaltete Mike Rander sich ein.

„Als ich wieder erwachte, befand ich mich in der Hölle!“

„Könnten Sie das möglicherweise näher definieren, Sir?“ erkundigte Josuah Parker sich. Stocksteif, ohne die geringste Nachlässigkeit, saß er auf der Kante des Sessels und hörte zu.

„Ich ... ich möchte am liebsten nicht mehr daran denken“, berichtete Steven Longless weiter, „Sie können sich nicht vorstellen, wie grauenhaft das alles war!“

„Was, bitte, war so grauenhaft, Sir?“ Parker sah den Inhaber der elektronischen Gerätefabrik prüfend an.

„Ich... ich stand in einer Art Brunnenschacht“, sagte Longless stockend, „bis zum oberen Rand waren es wenigstens vier Meter. Unter mir bestimmt noch einmal vier Meter... Und dann diese Schlangen. Sie zuckten und krochen übereinander. Es müssen Hunderte von diesen Biestern gewesen sein. Und sie warteten darauf, daß ich ’runterstürzte. Sie müssen mich irgendwie gespürt haben. Es ... es war fürchterlich!“ „Wo, Sir, standen Sie genau?“ Parker blieb gemessen und vollkommen ruhig. Er sah zu, wie Longless sich mit zitternden Händen den Schweiß von der Stirn wischte.

„Ich... ich stand auf einer Art Trittband ... Es war nicht breiter als zwanzig Zentimeter. Es lief rund um die Mitte des Schachtes. Ein falscher Tritt, eine falsche Bewegung — und ich wäre mit Sicherheit abgestürzt!“

Longless war nicht mehr in der Lage, ruhig sitzen zu bleiben. Er stand auf und wanderte vor der breiten, großen Fensterfront wie ein unruhiges Tier auf und ab.

„Darf ich unterstellen, daß der Schacht beleuchtet wurde?“ stellte der Butler seine nächste Frage.

„Nur der untere Teil“, gab Longless schwer atmend zurück, „nur der untere Teil, in dem diese verdammten Schlangen herumzuckten. Ich ... ich darf nicht daran denken ... ich glaubte, verrückt zu werden.“

„Wie lange hielten Sie sich auf dem bewußten und bereits erwähnten Trittband auf, Sir?“

„Ich weiß es nicht. Ich hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Ich preßte mich mit dem Rücken gegen die Wand und starrte nach unten. Mir wurde schlecht, ich hatte einen höllischen Durst, aber ich wagte es nicht, mich zu bewegen!“ Longless wurde erneut von der Erinnerung überwältigt. Er stierte geistesabwesend zu Boden, als sehe er plötzlich wieder den unteren Teil des Brunnenschachtes.

„Und dann sahen Sie die Todesengel“, warf Mike Rander ein, „können Sie uns diese Wesen genau beschreiben?“

„Natürlich... ich sehe sie ja noch vor mir, sie waren groß, schlank, sie trugen fast durchsichtige Gewänder. Irgendwelche Nylonhemden, die bis zu den Fußknöcheln reichten. Und diese fürchterlichen Masken!“

„Masken?“ echote der Butler interessiert.

„Masken“, bestätigte Longless und nickte nachdrücklich.

„Sind Sie möglicherweise in der inneren Verfassung, sich über diese Masken näher auslassen zu können, Sir?“

„Lassen Sie es mich versuchen“, gab Longless zurück, „lassen Sie es mich versuchen!“

Er tupfte sich mit dem Ziertaschentuch erneute Schweißtropfen von der Stirn und atmete einige Male tief durch.

„Diese Engel trugen alle Masken“, begann er dann langsam, „es waren Masken von strenger Schönheit, sehr ebenmäßig geschnitten, schön und grausam zugleich, wenn Sie verstehen, was ich meine ... Ich war vor Jahren in Italien, in einem der vielen Museen. Dort habe ich solche Todesengel gesehen. Bilder von einer grausamen Faszination!“

Die Erzählung hatte Longless erschöpft. Er ließ sich zurück in den Sessel fallen und schaute wieder zu Boden.

„Können Sie sich darauf besinnen, Sir, um wie viele Todesengel es sich handelte und wo sie sich auf hielten?“ „Wie bitte? Ach so ... Nun, diese Todesengel ... drei von ihnen sah ich. Sie standen oben am Rande des Schachtes und starrten wortlos auf mich herunter.“

„Erschöpfte sich darin bereits die Arbeit der besagten Engel?“

Mike Rander mußte trotz der Situation heimlich in sich hineinlachen. Er fand, daß sein Butler sich wieder einmal ungewöhnlich barock und umständlich ausdrückte. Doch das gehörte halt zu seinem Butler.

„Nein, diese Todesengel verschwanden wieder ... und waren plötzlich erneut da... und dann... dann hob sich der Boden, auf dem diese verdammten Schlangen herumkrochen!“

„Wie war das?“ erkundigte sich Mike Rander überrascht.

„Der Boden, auf dem die Schlangen krochen, hob sich“, wiederholte Longless noch einmal, „es war fürchterlich, die Schlangen kamen immer höher ... langsam zwar, aber man konnte es dennoch deutlich sehen. Ich glaube... ich habe geschrien wie ein kleines Kind!“

Longless brauchte erneut eine kleine Pause, um Kraft zu schöpfen. Dann aber redete er ununterbrochen, als habe er nun keine Hemmungen mehr, über seine Erlebnisse zu sprechen.

„Der Boden kam also höher“, erzählte er hastig, „ich hörte das verdammte Zischeln der Schlangen. Und sah dann wieder die Todesengel. Und einer dieser Engel fragte mich, wieviel mir mein Leben wert sei. Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe, verstehen Sie, aber ich war bereit, dafür jede Summe zu zahlen. Und dann hatte ich plötzlich eines von meinen Scheckformularen in der Hand. Ich schrieb die Summe darauf, die mir plötzlich in den Sinn kam. Die Schlangen kamen nämlich näher, verstehen Sie? Sie waren nur noch knapp einen Meter unter mir und diese verdammten Biester richteten sich schon auf, um nach meinen Beinen zu schnappen!“

„Sie schrieben, wenn ich mich recht erinnere, einen Scheck in Höhe von fünfzigtausend Dollar aus, ja?“ Parker ah Longless aufmerksam an.

„So muß es gewesen sein. Denn später, als ich meine monatliche Bankkontenabrechnung erhielt, war dieser Betrag ausgewiesen.“

„Zahlbar an eine gewisse Miß June Smith“, warf Mike Rander ein, „ein Allerweltsname, der natürlich nichts besagt. Der Scheck war noch am selben Tag der Ausstellung abgehoben und kassiert worden!“

„Ich glaube, ich hätte sogar einen Scheck über das Doppelte oder Dreifache ausgestellt“, erklärte Longless und kämpfte erneut gegen seine Schweißtropfen an. „Sie ahnen ja nicht, was ich durchgemacht habe. Es war die Hölle!“

„Aus der Sie, Sir, wo erwachten?“

„Ich kam in einer alten Kiesgrube am Rande der Stadt wieder zu mir“, schloß Longless seinen Bericht, „mein Wagen stand nicht weit von mir, er war völlig unversehrt. Ich fuhr also zurück nach Hause und erhielt dort dann diesen geheimnisvollen Anruf!“

„Die Todesengel meldeten sich, ja?“ Parker wirkte kühl und gelassen. Der Bericht seines Gegenübers schien ihn überhaupt nicht erregt zu haben. Ganz im Gegensatz übrigens zu seinem jungen Herrn, der sich innerhalb der letzten halben Stunde zu einem Kettenraucher entwickelt hatte.

„Richtig ... Diese Todesengel meldeten sich. Im Grunde war es ja nur einer. Und dieser Todesengel warnte mich, mich an die Polizei zu wenden!“

„Was wurde Ihnen für den Fall angedroht, daß Sie es dennoch tun würden, Sir?“

„Die Schlangen“, keuchte Longless, „diese Schlangen. Sie würden mich dann erwischen ... früher oder später!“

*

„Nun?“ fragte Mike Rander, als er zusammen mit seinem Butler im Lift des Hochhauses stand und hinunterfuhr. „Klingt ziemlich unwahrscheinlich, diese ganze Geschichte, oder?“

„Sie glauben, Sir, daß Mister Longless das ist, was man normalerweise einen Lügner nennt?“

„Keine Ahnung, ich will mich nicht festlegen, Parker. Aber sagen Sie selbst, was Sie davon halten.“

„Mister Longless muß ein ungewöhnlich beeindruckendes Erlebnis hinter sich gebracht haben. Seine Erregung war auf keinen Fall gespielt, wenn ich höflichst darauf verweisen darf!“

„Schön, aber seine Geschichte von dieser Schlangengrube und von den Todesengeln erinnert doch an einen Horrorfilm!“

„In der Tat, Sir!“

„Sie klingt einfach unglaubwürdig. Wer baut schon solche Gruben, wer streift sich schon Masken über und tritt als Todesengel auf? Nein, ich bleibe skeptisch.“

„Sir, wenn ich wiederholen darf, fragten Sie gerade nach gewissen Leuten, die Ihrer Ansicht nach Schlangengruben und Todesengelmasken auf keinen Fall verwenden. Wenn ich darauf antworten darf, würde ich schlicht und einfach sagen, solche Leute, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, die an fünfzigtausend Dollar interessiert sind!“

„Nun ja, berauschend viel Geld ist das aber nicht, Parker.“

„In einem einzigen Fall gewiß nicht, Sir, aber man könnte mit höheren Summen rechnen, falls diese Todesengel fleißig sind!“

„Sie glauben doch nicht etwa an eine Serie?“

„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Sir!“

„Das wäre allerdings eine tolle Geschichte!“

„Denken Sie ferner, Sir, an die Drohungen, die von den Todesengeln per Telefon für den Fall ausgesprochen wurden, daß Mister Longless über seine Erlebnisse spricht!“

„Sie rechnen also schon jetzt mit einigen Geschädigten, die nur nicht den Mut haben, sich an die Behörden zu wenden?“

„In der Tat, Sir!“

„Warum brachte Longless dann diesen Mut auf?“

„Darüber wird noch zu reden sein, Sir! Wenn ich jetzt bitten darf!“

Der Lift hatte die Halle des Hochhauses erreicht. Nachdem die Tür automatisch aufglitt, trat der Butler zur Seite, um seinem jungen Herrn den Vortritt zu lassen.

Mike Rander betrat die Halle und wollte mit schnellen Schritten hinüber zum Ausgang gehen. Doch er kam nicht weit.

Josuah Parkers Universal-Regenschirm schoß plötzlich vor. Der bleigefütterte Bambusgriff legte sich um den linken Oberarm des Anwalts. Dann ein harter und jäher Ruck... und Mike Rander wurde mit erstaunlicher Kraft zur Seite gerissen.

Was übrigens sein Glück war und sich in der Folgezeit als ausgesprochen lebensverlängernd auswirkte.

Während Mike Rander noch halb in der Luft hing und durch Parkers Kraft bewegt wurde, ratterte eine Maschinenpistole, die rücksichtsloserweise nicht einmal schallgedämpft war, was Josuah Parker als ausgesprochen lärmbelästigend empfand, wozu er sich aber im Moment und in Anbetracht der Lage noch nicht zu äußern vermochte.

Die Geschosse sägten eine schräge Linie in den Verputz der Halle und ließen Kalk-, Stein- und Sandsplitter durch die Luft wirbeln. Glas barst scheppernd und klirrend auseinander. Eine Ausstellungsvitrine löste sich zusätzlich in ihre Einzelbestandteile auf.

Butler Parker hatte sich bereits vergeblich nach einer besseren Deckungsmöglichkeit für seinen jungen Herrn umgesehen. Zu seinem Bedauern war nichts vorhanden, was seinen Vorstellungen entsprach. Im Moment blieb nur der Lift, um möglichst schnell mit ihm die Halle zu verlassen. Doch es war lebensgefährlich, ihn anzulaufen, zumal die Maschinenpistole ausgesprochen hartnäckig feuerte.

Parker wußte sich jedoch wieder einmal zu helfen.

Er griff in eine seiner vielen Westentaschen und zupfte einen harmlos aussehenden Kugelschreiber hervor, den er zu Boden fallen ließ und dann mit dem Absatz seines linken Schuhs sehr nachdrücklich zertrat.

Die Wirkung war frappierend.

Augenblicklich wirbelten dichte, undurchdringliche Nebelwolken hoch und nahmen jede Sicht.

Auch Mike Rander, der leicht verblüfft war, zumal er mit diesem Überraschungseffekt nicht gerechnet hatte.

„Ich bedaure, daß gewisse Umstände mich zu diesem etwas jähen Schritt veranlaßt haben“, erklärte Parker, während er Mike Rander in den Lift führte, der im dichten Nebel nur noch zu erahnen war, „ich hoffe, Sir, Sie werden mein Benehmen früher oder später entschuldigen und vielleicht auch zu würdigen wissen.“

Rander tapste in den Lift hinein, dessen Türen sich schlossen. Dann rauschte der Lift im Eiltempo nach oben und entkam so gerade noch in letzter Sekunde einer Geschoßgarbe, die nun wirkungslos in der geschlossenen Außentür steckenblieb.

„Ganz schönes Feuerwerk“, meinte der junge Anwalt und nickte seinem Butler zu, „wem mögen wir diesen Überfall zu verdanken haben?“

„Ich gebe mich gewissen Vermutungen hin, Sir, möchte sie aber noch nicht laut werden lassen, wenn Sie erlauben!“

„Sagen Sie schon, daß Sie an die Todesengel glauben“, antwortete Mike Rander, „eben kam mir dieser Gedanke. Ob sie Steven Longless beobachtet und belauert haben?“

„Ich fürchte, Sir ...!“

„Wir müssen Longless auf jeden Fall warnen“, gab Mike Rander hastig zurück, „vielleicht haben diese komischen Todesengel damit gerechnet, daß er redet!“

Mike Rander und sein Butler hatten inzwischen das Stockwerk erreicht, in dem Steven Longless’ Büro lagen. Die beiden äußerlich so ungleich aussehenden Männer beeilten sich, Longless zu erreichen. Mike Rander stürmte über den langen Korridor, während Parker wesentlich gemessener folgte.

Als sie das Vorzimmer erreicht hatten, merkten sie gleich, daß irgend etwas nicht stimmte. Aus dem angrenzenden Büro, dessen Tür geöffnet war, hörte man keuchendes, verzweifeltes Atmen.

„Longless!“ Rander eilte in das Büro seines Klienten hinein, der ihn um Hilfe gebeten hatte. Er sah auf den ersten Blick, daß Longless im Sterben lag.

Er lag in verkrümmter Haltung vor seinem schweren Schreibtisch und wand sich im Todeskrampf. In seinen Mundwinkeln standen ganze Trauben von dichten Speichelbläschen.

Er riß weit die Augen auf, als Mike Rander sich, über ihn beugte.

„Die... die Schlangen!“ stöhnte er dann mit bereits versagender Stimme, „die Schlangen ... die Todesengel... die Todesengel... Sie kommen... sie kommen immer näher. Nein...!“

*

Sie waren das, was Parker attraktiv und langbeinig genannt hätte. Sie waren groß, schlank und verfügten dennoch über all jene Formen, die die Mehrzahl der Männerwelt schätzt. Sie mochten etwa knapp über zwanzig Jahre alt sein und verfügten über eine Ausstrahlung, die einen Geigerzähler in Bewegung gesetzt hätte. So hätte Mike Rander sich wahrscheinlich ausgedrückt.

Diese beiden jungen attraktiven Damen trugen einfache Sommerkleidchen, die ärmellos waren. Es waren Kleider, wie man sie in den großen Warenhäusern für ein paar Dollar von der Stange kaufen kann. Sie wirkten darin wie in teuren Roben der Haute Couture.

Ihre Gesichter schienen irgendwie genormt zu sein. Sie waren schmal, oval und wiesen ein Ebenmaß in Form und Make-up auf, das an die Dutzendschönheiten der Filmleinwand erinnerte.

Diese beiden jungen Damen standen hinter einem parkenden Buick und sahen zum Portal des Hochhauses hinüber, wo sich gerade ein cremefarbener Ford in Bewegung setzte.

Aus diesem Ford heraus war mittels einer Maschinenpistole Dauerfeuer geschossen worden. Die beiden jungen Damen sahen die beiden Insassen in diesem Ford. Es waren noch junge Männer, ebenfalls groß und schlank. Sie trugen Gesichtsmasken und preschten gerade in diesem Moment an dem Buick der beiden Frauen vorbei. Mit quietschenden Pneus rauschten sie um die nächste Straßenecke und waren dann blitzschnell verschwunden.

„Was meinst du, Judy?“ fragte die junge Dame, deren Haar aschblond war, „ob sie es geschafft haben?“ „Ausgeschlossen. Sie fingen viel zu früh an“, gab die Hellblonde zurück. „Wir sollten nun auch losfahren, Eileen. Ich traue diesem Parker nicht über den Weg!“

Sie nickten sich lächelnd zu, stiegen in den Buick und folgten in langsamer Fahrt dem Ford, der natürlich längst nicht mehr zu sehen war.

„Die Polizei!“ meinte Eileen auf lachend, als das auf und ab schwellende Geräusch einer Sirene zu hören war, „sie wird in jedem Fall zu spät kommen, Longless lebt längst nicht mehr!“ „Es ärgert mich, daß wir Parker nicht erwischt haben“, gab Judy, die junge Dame mit dem hellblonden Haar, zurück, „wir sollten nicht lange warten, bis wir es erneut versuchen!“