Parker stöbert den "Fuchs" auf - Günter Dönges - E-Book

Parker stöbert den "Fuchs" auf E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Darf ich Sie bitten, mir in mein Büro zu folgen?« Der Unbekannte, der Agatha Simpson respektlos auf die Schulter tippte, zählte schätzungsweise fünfundvierzig Jahre und machte einen ausgesprochen smarten Eindruck. Die reiche Witwe, die gerade in Begleitung ihres Butlers durch die Schmuckabteilung von »Wellwoods Warenhaus« bummelte, reagierte sofort. »Finger weg, junger Mann!« fuhr sie den elegant gekleideten Schönling an. »Sonst muß ich Ihnen Manieren beibringen.« »An Ihrer Stelle würde ich jedes Aufsehen vermeiden«, gab ihr Gegenüber ungerührt zurück und zückte ein Plastikkärtchen, das ihn als Warenhausdetektiv auswies. Hämisch grinsend deutete er auf ein Stück Bernsteinkette, das unübersehbar aus Myladys Jackentasche schaute. »Das ist doch die Höhe!« fauchte die passionierte Detektivin. »Ausgerechnet mir einen Ladendiebstahl anhängen zu wollen! Als ob eine Lady Simpson das nötig hätte!« »Einzelheiten können wir in meinem Büro besprechen«, drängte der Detektiv. Schon bildete sich einen Traube neugieriger Kunden ... »Ich bestehe darauf, sofort den Geschäftsführer zu sprechen, damit ich mich wegen dieses dreisten Übergriffs beschweren kann«, grollte die ältere Dame. Angesichts der wachsenden Zahl von Schaulustigen zog sie es dann aber doch vor, dem Detektiv wütend zu folgen.

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Der exzellente Butler Parker – 16 –

Parker stöbert den "Fuchs" auf

Günter Dönges

»Darf ich Sie bitten, mir in mein Büro zu folgen?« Der Unbekannte, der Agatha Simpson respektlos auf die Schulter tippte, zählte schätzungsweise fünfundvierzig Jahre und machte einen ausgesprochen smarten Eindruck. Die reiche Witwe, die gerade in Begleitung ihres Butlers durch die Schmuckabteilung von »Wellwoods Warenhaus« bummelte, reagierte sofort. »Finger weg, junger Mann!« fuhr sie den elegant gekleideten Schönling an. »Sonst muß ich Ihnen Manieren beibringen.«

»An Ihrer Stelle würde ich jedes Aufsehen vermeiden«, gab ihr Gegenüber ungerührt zurück und zückte ein Plastikkärtchen, das ihn als Warenhausdetektiv auswies. Hämisch grinsend deutete er auf ein Stück Bernsteinkette, das unübersehbar aus Myladys Jackentasche schaute.

»Das ist doch die Höhe!« fauchte die passionierte Detektivin. »Ausgerechnet mir einen Ladendiebstahl anhängen zu wollen! Als ob eine Lady Simpson das nötig hätte!«

»Einzelheiten können wir in meinem Büro besprechen«, drängte der Detektiv. Schon bildete sich einen Traube neugieriger Kunden ...

»Ich bestehe darauf, sofort den Geschäftsführer zu sprechen, damit ich mich wegen dieses dreisten Übergriffs beschweren kann«, grollte die ältere Dame. Angesichts der wachsenden Zahl von Schaulustigen zog sie es dann aber doch vor, dem Detektiv wütend zu folgen. Josuah Parker begleitete seine Herrin – in würdevoller Haltung und mit undurchdringlicher Miene.

»Wir können die Sache bereinigen, ohne die Polizei einzuschalten«, bot der Smarte an, nachdem man in einem bescheiden eingerichteten Büro Platz genommen hatte. »Sie geben den gestohlenen Schmuck heraus, unterschreiben eine Schuldanerkenntnis und zahlen eine Bearbeitungsgebühr von hundert Pfund ...«

»Hundert Pfund?« unterbrach Lady Agatha und stimmte ein Hohngelächter an. »Keinen Penny werde ich zahlen. Schließlich waren Sie es ja, der mir die Kette heimlich in die Tasche gestopft hat.«

»Unerhört!« entrüstete sich nun der Detektiv. »Sie wollen im Ernst behaupten, daß ich ...«

»In der Tat, junger Mann«, bekräftigte Mylady. »Deshalb will ich jetzt unverzüglich den Geschäftsführer sprechen. Wird’s bald? Meine Zeit ist kostbar.«

»Wenn Sie derart uneinsichtig sind, bleibt mir keine Wahl«, entgegnete der Mann. »Ich werde den Geschäftsführer hinzuziehen und anschließend die Polizei einschalten.«

Kopfschüttelnd griff er zum Telefonhörer. »Mister Wellwood? Hier ist Pool. Wäre es Ihnen möglich, für einen Augenblick herüberzukommen?«

Kaufhauschef Fred Wellwood war noch ein junger Mann. Parker schätzte ihn auf höchstens fünfunddreißig. Er war sportlich-salopp gekleidet. Die blaßblauen Augen im gebräunten Gesicht blickten offen und freundlich.

»Ich habe diese Dame auf frischer Tat ertappt, als sie eine Bernsteinkette in ihrer Jackentasche verschwinden ließ, Mister Wellwood«, trug Detektiv Pool seine Anklage vor.

»Unverschämtheit!« fuhr die resolute Lady dazwischen. »Der dreiste Lümmel hat mir die Kette eigenhändig in die Tasche geschmuggelt! Als ob eine Lady Simpson es nötig hätte, eine Bernsteinkette zu stehlen, der man schon von weitem ansieht, daß sie nicht mal echt ist.«

»Lady Simpson?« wiederholte Wellwood überrascht. »Sie sind Lady Simpson, die berühmte Privatdetektivin?«

»So ist es«, bestätigte Agatha Simpson geschmeichelt.

»Das läßt den bedauerlichen Zwischenfall natürlich in einem anderen. Licht erscheinen«, lenkte Wellwood ein. »Könnte es nicht sein, daß Sie sich geirrt haben, Mister Pool? Jeder Mensch macht mal einen Fehler.«

»Ausgeschlossen, Mister Wellwood«, beharrte der Detektiv. »Ich habe genau gesehen ...«

»Unsinn!« fuhr Mylady ihm über den Mund. »Gar nichts haben Sie gesehen, junger Mann. Dafür habe ich eindeutig bemerkt, wie Sie mir dieses läppische Kettchen in die Tasche geschoben haben.«

»Haben Sie denn einen Zeugen, der Ihre Darstellung bestätigen kann, Mister Pool?« erkundigte sich Wellwood.

»Natürlich nicht«, brummte der Detektiv.

»Aber ich habe einen Zeugen, Mister Smellgood«, triumphierte Agatha Simpson. »Mister Parker wird Ihnen bezeugen, daß sich alles so zugetragen hat, wie ich es Ihnen dargestellt habe.«

»Nicht mal im Traum würde es meiner bescheidenen Wenigkeit einfallen, Myladys Schilderung zu widersprechen«, versicherte Parker durchaus wahrheitsgemäß.

Pools Gesicht nahm allmählich die Farbe einer vollreifen Tomate an. Nervös tupfte er sich mit einem weißen Spitzentuch die Schweißperlen von der Stirn.

»Ihr Eifer in allen Ehren, Mister Pool«, wies Wellwood ihn ebenso höflich wie bestimmt zurück. »In diesem Fall haben sie aber mit Sicherheit den Falschen erwischt.«

»Oh, mein Kreislauf!« wimmerte Agatha Simpson plötzlich mit schwacher Stimme. »Die Aufregung war Gift für meine sensible Natur.«

»Um Himmel willen, Mylady«, rief Wellwood besorgt. »Soll ich einen Krankenwagen bestellen?«

»Nein, nein«, wehrte die Detektivin mit einer müden Handbewegung ab. »Nur einen Schluck zu trinken. Dann geht es gleich wieder besser.«

»Ich lasse Ihnen ein Glas Wasser bringen, Mylady«, bot der Kaufhauschef an.

»Nein, kein Wasser!« stöhnte die ältere Dame und rang entsetzt die Hände. »Das macht alles noch schlimmer.«

»Mylady pflegt ihren Kreislauf mit alkoholhaltigen Stärkungsmitteln französischer Provenienz zu therapieren, falls die Anmerkung erlaubt ist«, setzte Parker Wellwood ins Bild.

»Ach so«, lächelte der Chef. »In meinem Büro habe ich einen hervorragenden Kognak, Mylady. Schaffen Sie die paar Schritte, oder soll ich ihn herbringen lassen?«

»Es wird schon gehen«. Lady Agatha erhob sich schnaufend.

Im Weggang bedachte sie den Kaufhausdetektiv noch mit einem triumphierenden Blick. In den Augen des Mannes glomm der Haß ...

*

»Geht es Ihnen jetzt besser, Mylady?« erkundigte sich Wellwood.

»Es kommt so langsam wieder«, entgegnete die Detektivin und schob ihm das Glas zum Nachfüllen hin. »Etwas besser ist es schon, Mister Sellgood.«

»Verzeihung, Mylady. Wellwood«, korrigierte der Warenhausbesitzer.

»Was meinten Sie, junger Mann?« fragte die ältere Dame irritiert.

»Mein Name lautet Wellwood, Mylady«, wurde der Hausherr deutlicher.

»Richtig, Smellgood«, nickte Lady Agatha und hob ihr Glas zum drittenmal. »Sagte ich das nicht?«

»Möglicherweise habe ich mich nicht deutlich genug vorgestellt, Mylady«, nahm Wellwood die Schuld auf sich und überreichte seine Karte.

»Wie auch immer«, schaffte Agatha Simpson die Sache mit einem verbindlichen Lächeln aus der Welt. »Namen sind Schall und Rauch, mein Lieber.«

»Man ist überrascht, diesen Satz aus dem Mund einer Angehörigen des britischen Hochadels zu vernehmen, Mylady«, sagte Wellwood und schenkte unaufgefordert nach, was die ältere Dame mit deutlichem Wohlwollen quittierte. »Aber Sie sind eben eine ungewöhnliche Frau.«

»Eigenlob liegt mir natürlich fern, Mister Smellgood«, antwortete Agatha Simpson geschmeichelt. »Aber Sie haben wirklich den Kern der Sache getroffen. Ihre Auffassungsgabe ist beachtlich.«

»Danke für das Kompliment, Mylady«, sagte Wellwood. »Im übrigen möchte ich es aber nicht versäumen, mich noch mal bei Ihnen für Mister Pools pflichtwidrigen Übereifer zu entschuldigen.«

»Der Mann kann von Glück reden, daß ich nicht nachtragend bin«, behauptete die passionierte Detektivin.

»Es hätte nicht vorkommen dürfen«, erklärte Wellwood. »Obwohl ich verstehe, daß der Mann nervös ist.«

»Darf man möglicherweise um Aufklärung darüber bitten, wie Sie diese Äußerung verstanden wissen möchten, Mister Wellwood?« schaltete Parker sich in das Gespräch ein.

»Bei der letzten Inventur vor zwei Tagen sind geradezu unglaubliche Fehlbestände herausgekommen«, erläuterte der Kaufhausbesitzer.

»Fehlbestände?« wiederholte die Detektivin gedehnt.

»Die Ladendiebstähle müssen in beängstigendem Maß zugenommen haben, wenn die Zahlen stimmen«, fuhr Wellwood fort. »Und das ist ausgerechnet in der Zeit passiert, seit Archibald Pool hier arbeitet.«

»Daß der Bursche zum Detektiv ein Talent hat wie eine Kuh zum Fliegen, hätte ich Ihnen sofort sagen können, Mister Sellgood«, verkündete Lady Agatha überlegen. »Hätten Sie eine Detektivin von Format eingeschaltet – mich zum Beispiel...«

»Ich hätte es nicht gewagt, Sie darum zu bitten, Mylady«, gestand der Warenhausgewaltige. »Aber das Haus Wellwood würde sich außerordentlich geehrt fühlen.«

»Honorar ist selbstverständlich nur bei Erfolg fällig, Mister Sellgood«, wurde die ältere Dame geschäftlich.

»Nur bei Erfolg?« wiederholte Wellwood beeindruckt.

»Natürlich habe ich immer Erfolg«, lächelte Lady Agatha selbstzufrieden.

»Die Höhe spielt keine Rolle«, versicherte Fred Wellwood leichtsinnigerweise. »Ich muß die Sache in den Griff bekommen, wenn ich nicht in naher Zukunft den Laden schließen will. Die Verluste gehen schon in die Hunderttausende.«

»Eine wirklich beträchtliche Summe, wenn die Anmerkung gestattet ist«, ließ Parker sich vernehmen.

»Merkwürdigerweise scheinen sich die Ladendiebe im letzten halben Jahr auf Dinge spezialisiert zu haben, die kein Mensch unbemerkt wegtragen kann«, fuhr Wellwood fort. »Auf Waschmaschinen, Herde, Kühlschränke.«

»Möglicherweise dürfte es für diesen Umstand eine Erklärung geben«, wandte der Butler ein.

»Selbstverständlich gibt es eine Erklärung«, schob Agatha Simpson sich wieder in den Vordergrund. »Mister Parker, erläutern Sie Mister Smellgood, was ich damit meine.«

»Falls man sich nicht gründlich täuscht, gehen Mylady von der Annahme aus, daß es sich um einen Fall von organisiertem Bandendiebstahl handelt«, kam Parker der Aufforderung nach.

»Richtig, eine skrupellose Bande«, bekräftigte die ältere Dame. »In solchen Dingen ist mein Instinkt untrüglich.«

»Auch eine Bande kann Gegenstände dieser Größenordnung nicht ungesehen aus den Verkaufsräumen schaffen«, wandte Wellwood ein. »Und eingebrochen wurde bei uns seit Jahren nicht.«

»Müßte man unter Umständen auch in Erwägung ziehen, daß das Diebesgut gar nicht aus den Verkaufsräumen entwendet wurde, Mister Wellwood?« hakte der Butler nach.

»Sie meinen, aus dem Lager?« tippte der Hausherr, und Parker nickte.

»Dann können es doch nur Einbrecher gewesen sein, die nach Geschäftsschluß kamen«, hielt Wellwood entgegen. »Und wir haben einen absolut zuverlässigen Nachtwächter, dem bestimmt etwas aufgefallen wäre.«

»Gegebenenfalls wäre noch eine weitere Möglichkeit zu erwägen, Mister Wellwood«, sagte Parker.

»Das liegt doch auf der Hand – jedenfalls, wenn man meine Erfahrung hat«, schaltete Mylady sich wieder ein. »Mister Parker, erläutern Sie Mister Sellgood, an welche Möglichkeit ich dabei denke.«

»Mylady dürften in Betracht ziehen, daß die Diebe auf Ihren Gehaltslisten stehen, Mister Wellwood«, teilte der Butler seine Vermutung mit.

»Ich weiß nicht, ich weiß nicht«, zweifelte der Kaufhausbesitzer. »Mein Personal hat sich eigentlich nie etwas zuschulden kommen lassen. Abgesehen von zwei Lagerarbeitern, die Pool ganz zu Anfang seiner Tätigkeit beim Stehlen erwischt hat. Aber die habe ich natürlich sofort entlassen.«

»Eine Mitteilung, die man keineswegs unbeachtet lassen sollte, Mister Wellwood«, merkte Parker an.

»Ich glaube kaum, daß meine Informationen Ihnen viel weiterhelfen können«, entgegnete der Hausherr. »Sie müssen schon selbst wissen, wie Sie vorgehen. Und wenn Sie meinen, mein Personal überprüfen zu müssen, haben Sie natürlich auch da freie Hand. Nur möchte ich Sie bitten, so diskret wie möglich vorzugehen.«

»Sie können völlig unbesorgt sein, junger Mann«, versicherte Agatha Simpson mit treuherzigem Augenaufschlag. »Diskretion ist meine Spezialität.«

»Dann will ich noch Mister Pool darüber informieren, daß Sie sich bereit gefunden haben, die Ermittlungen zu übernehmen, Mylady«, sagte Wellwood. »Anschließend entschuldigen Sie mich bitte. Wir haben noch Abteilungsleiterkonferenz, und die Herren erwarten mich.«

Zwei Minuten später war Archibald Pool, von Wellwoods Sekretärin herbeizitiert, zur Stelle.

»Ich wollte Sie nur davon in Kenntnis setzten, Pool«, sagte der Chef, »daß Lady Simpson und Mister Parker sich freundlicherweise bereit erklärt haben, die Ursache unserer unglaublichen Verluste aufzudecken.«

In Pools Gesicht zuckte es.

»Von Ihnen erwarte ich«, fuhr Wellwood fort, »daß Sie sich kooperativ verhalten und das Team nach Kräften bei seiner Arbeit unterstützen. Verstanden, Pool?«

»Okay, Mister Wellwood«, gab der Detektiv düster zurück.

»Dann können Sie jetzt gehen, Pool«, beschied der Chef seinen Angestellten.

Archibald Pool verneigte sich kurz, setzte ein etwas verkniffen wirkendes Lächeln auf und verließ den Raum.

»Wann werden Sie mit Ihren Ermittlungen beginnen, Mylady?« wollte Wellwood wissen, während man sich erhob.

»Ich denke morgen, Mister Smellgood«, gab die Detektivin zur Antwort. »Heute abend muß ich erst mal mein taktisches Konzept ausarbeiten. Danach geht dann alles sehr schnell.«

»Ich hoffe, Sie behalten recht, Mylady«, sagte der Kaufhausbesitzer. »Würden Sie es übrigens für sinnvoll halten, wenn ich die Herren Abteilungsleiter über Ihren Einsatz informiere?«

»Davon sollte man nach Möglichkeit absehen, Sir«, antwortete der Butler an Myladys Stelle. »Schon im Interesse der Diskretion, falls der Hinweis gestattet ist.«

Während Agatha Simpson hocherhobenen Hauptes durch die Verkaufsabteilungen dem Ausgang zustrebte, hielt Parker vergeblich nach Detektiv Archibald Pool Ausschau. Vermutlich befand er sich in seinem Büro und spülte den Ärger mit einem Schnaps hinunter.

»Falls man sich nicht gründlich täuscht, dürften Mylady seit heute nachmittag einen Feind mehr haben«, äußerte der Butler, als er sein hochbeiniges Monstrum aus dem Parkhaus auf die Straße lenkte.

»Sie meinen diesen erbärmlichen Burschen, der die Dreistigkeit besitzt, sich Detektiv zu nennen?« vergewisserte sich die ältere Dame.

»Mylady sagen es.«

»Um so besser, Mister Parker«, reagierte Agatha Simpson gut gelaunt. »Viel Feinde, viel Ehr!«

*

Gelassen steuerte Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum durch den dichten Feierabendverkehr der Londoner City in Richtung Shepherd’s Market. Das schwarze, eckige Gefährt hatte lange als Taxi gedient, ehe der Butler es erwarb und nach seinen Vorstellungen umbauen ließ. Seitdem sprachen Freund und Feind respektvoll von einer »Trickkiste auf Rädern«.

»Noch ahnt die Bande nicht, daß ich ihr auf der Spur bin«, frohlockte Agatha Simpson, die es sich in den weichen Polstern im Fond bequem gemacht hatte. »Aber ich werde die feigen Kerle schon aus ihren Schlupflöchern jagen.«

»Diese Mühe dürfte sich erübrigen, falls meine bescheidene Wenigkeit sich nicht gründlich täuscht, Mylady«, meldete Parker über die Sprechanlage nach hinten.

»Wie soll ich das verstehen?«

»Mylady dürften davon ausgehen, daß man bereits auf Mylady aufmerksam geworden ist.«

»Wollen Sie damit sagen, daß ich verfolgt werde, Mister Parker?«

»Nichts anderes gedachte man mitzuteilen, Mylady.«

»Das überrascht mich keineswegs, Mister Parker. Der blaue Volvo fiel mir schon vor einer Weile auf.«

»Meine Wenigkeit bedauert zutiefst, im Moment keinen blauen Volvo ausmachen zu können, Mylady. Dagegen möchte man Myladys Aufmerksamkeit gern auf einen grünen Daimler lenken...«

»So groß ist der Unterschied nicht, Mister Parker«, wischte Lady Agatha den Einwand souverän beiseite. »Vier Räder haben alle Autos.«

»Eine Feststellung, der kaum zu widersprechen sein dürfte, Mylady«, räumte der Butler ein. »Darf man im übrigen höflich um Auskunft bitten, wie Mylady mit dem Verfolger zu verfahren gedenken?«

»Ich werde die Lümmel stellen und ihnen erst mal Manieren beibringen«, entschied die resolute Dame. »Über die Details dürfen Sie sich Gedanken machen, Mister Parker. Darum kann ich mich bei der Last meiner Verantwortung nicht auch noch kümmern. Aber machen sie sich darauf gefaßt, daß Sie es mit einem eiskalten Killerkommando zu tun haben, Mister Parker«, warnte sie.

»Zweifellos haben die Gangster erkannt, wie gefährlich ich bin. Deshalb wollen Sie mich natürlich bei nächster Gelegenheit kaltmachen.«