Perry Rhodan 147: Amoklauf der Maschinen - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 147: Amoklauf der Maschinen E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sechs Männer der Erde - inmmitten des Krieges der Maschinen Man schreibt das Jahr 2214 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen. Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden. Die meisten Völker der Milchstraße wissen bereits, daß es besser ist, Terraner zu Freunden zu haben, anstatt zu Feinden. Auch die Posbis, die positronisch-biologischen Robotwesen, die noch vor kurzem alles Leben in der Milchstraße blindwütig angriffen, halten jetzt Frieden. Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß nach der Abschaltung des Haßrelais das den Terranern freundlich gesonnene Zentralplasma die Macht auf der Hundertsonnenwelt übernehmen konnte. Trotzdem bleiben die Männer der Solaren Flotte wachsam. Sie trauen dem Frieden nicht und setzen ihre Erkundungsflüge in den Interkosmos fort, um die Situation bei den Posbis eingehend zu studieren. Im Zuge dieser Erkundungsunternehmen macht ein Späherschiff eine bestürzende Entdeckung: Der AMOKLAUF DER MASCHINEN beginnt!

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Nr. 147

Amoklauf der Maschinen

Sechs Männer der Erde – inmitten des Kriegs der Maschinen ...

von WILLIAM VOLTZ

Man schreibt das Jahr 2214 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen.

Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden.

Die meisten Völker der Milchstraße wissen bereits, dass es besser ist, Terraner zu Freunden zu haben, anstatt zu Feinden. Auch die Posbis, die positronisch-biologischen Robotwesen, die noch vor kurzem alles Leben in der Milchstraße blindwütig angriffen, halten jetzt Frieden.

Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass nach der Abschaltung des Hassrelais das den Terranern freundlich gesonnene Zentralplasma die Macht auf der Hundertsonnenwelt übernehmen konnte.

Trotzdem bleiben die Männer der Solaren Flotte wachsam. Sie trauen dem Frieden nicht und setzen ihre Erkundungsflüge in den Interkosmos fort, um die Situation bei den Posbis eingehend zu studieren.

Die Hauptpersonen des Romans

Ellis Kedrick – Spezialist für Himmelfahrtsunternehmen.

John Marshall, Ras Tschubai, Tama Yokida, Van Moders, Dr. Bryant und Dr. Riesenhaft – Drei Mutanten und drei Wissenschaftler erleiden Schiffbruch.

Gucky – Der Mausbiber ärgert sich, dass ihm ein großes Abenteuer entgangen ist.

Emiondi – Ein Graf, der sich für Dampfmaschinen interessiert.

Sakori – Konstrukteur und Blumenfreund.

Perry Rhodan – Der Solare Administrator wird bereits sehnsüchtig erwartet.

1.

Als Major Semajin den Befehl zum Aussteigen gab, konnte Kedrick das Gesicht seines Vorgesetzten auf dem blankpolierten Armaturenbrett wie in einem Spiegel sehen. Die leichte Wölbung der Schalttafel zog Semajins Stirn in die Breite, was ihm den Ausdruck bäuerlicher Gemütlichkeit verlieh. Kedrick sah ganz deutlich, wie der Major seinen Mund bewegte.

»Sir«, sagte Kedrick gedehnt. Seine hellblauen Augen, die in der indirekten Beleuchtung der Kommandozentrale wie Perlmuttknöpfe leuchteten, blickten auf Semajin.

Alexander Semajin richtete sich unwillkürlich auf, als Kedrick ihn ausdruckslos anschaute. Einige Sekunden starrten die beiden Männer sich gegenseitig an, als wollten sie abschätzen, was in den Gedanken des anderen vorging.

»Sir«, sagte Kedrick noch einmal und stieß sich mit einer federnden Bewegung von der Kontrolltafel ab. »Auf diesem Planeten ist eine atomare Hölle losgebrochen.«

Semajin lächelte und entblößte eine Reihe unregelmäßig gearbeiteter Kunstzähne, wie sie im Teman-System bevorzugt wurden. Kedrick wusste nicht, ob Semajin aus dem Teman-System stammte, oder ob diese Zähne nur eine Marotte des Kommandanten waren.

In diesem Augenblick war ihm das auch gleichgültig.

»Sie sind der einzige Mann an Bord, der Erfahrung auf dem Gebiet der Kybernetik hat, Ellis«, sagte Semajin zu Kedrick. »Deshalb müssen Sie aussteigen.«

Ellis Kedrick nickte stumm und wandte sich von Semajin ab. Der Bildschirm, den er jetzt ansah, blieb dunkel. Doch Kedrick wusste, dass das menschliche Auge sehr leicht getäuscht werden konnte. Hier, im interkosmischen Leerraum, herrschten besondere Gesetze. Es war beinahe unglaublich, dass nur wenige hundert Meilen von ihnen entfernt ein Planet existieren sollte, auf dem sich in diesem Augenblick ein unverständliches Geschehen abspielte.

Die unbestechlichen Kontroll- und Ortungsgeräte der UPSALA bewiesen jedoch, dass das menschliche Auge unzulänglich war wenn es galt, einen Körper zu erkennen, der kein eigenes Licht abstrahlte, oder die Helligkeit eines anderen Körpers reflektierte.

Die Geräte der UPSALA zeigten, dass sich der moderne Kreuzer der Städteklasse dem Dunkelplaneten Frago näherte.

Plötzlich huschte ein greller Lichtblitz über den Bildschirm, und Kedrick fuhr unwillkürlich zusammen.

Semajin sagte trocken: »Das war eine mittelschwere Energiebombe.«

Kedrick deutete auf die Mattscheibe.

»Ich habe gerade daran gedacht, was geschehen wäre, wenn ich jetzt dort auf diesem Platz gestanden hätte, wo die Explosion erfolgt ist«, sagte er mit schwachem Lächeln. »Die Energie hätte sicherlich ausgereicht um mich vollkommen aufzulösen, selbst wenn ich den besten Schutzanzug getragen hätte, den wir an Bord zur Verfügung haben.«

»Es sieht fast so aus, als wollten die Roboter ihren eigenen Planeten vernichten«, bemerkte Pyhahn, der Erste Offizier der UPSALA. Er stand von seinem Platz auf und trat neben Semajin.

»Es ist ein harter Brocken für Ellis, Sir«, sagte er vorsichtig.

Kedrick hob abwehrend seine Arme. »Nur kein falsches Mitleid, Leutnant«, bat er freundlich. »Schließlich bin ich für solche Aufgaben da.« Auf seinem Gesicht erschien ein wehmütiger Ausdruck. »Als ich jung war«, sagte er versonnen, »erledigten wir solche Angelegenheiten ohne zu zögern. Es verging praktisch kein Tag, an dem nicht einer von unserer Spezialtruppe einen Auftrag durchführte, der noch viel schwieriger als dieser hier war.«

In Pyhahns Kichern dröhnte Semajins Stimme. »Hören Sie auf damit, Ellis. Jeder weiß, was Sie bisher geleistet haben, aber die gegenwärtige Arbeit ist immer die wichtigste.«

»Ja, Sir«, stimmte Kedrick zu.

Pyhahn beobachtete den Spezialisten von der Seite als wollte er herausfinden, was dieser Kedrick wirklich wert war. Als Ellis Kedrick an Bord gekommen war, hatte die Besatzung begonnen, Gerüchte über ihn in Umlauf zu setzen. Es hieß, er sei einer der Männer der berühmten Spezialtruppe »58«, die nur in besonderen Fällen zum Einsatz kam. Doch das war unwahrscheinlich, denn Kedricks militärischer Rang war so bescheiden, dass auch ein Kadett riskieren konnte, ohne Ehrenbezeugung an ihm vorüberzugehen. Kedrick selbst hatte nichts getan, um das Rätsel seiner Vergangenheit zu lösen. Und Semajin, der Kommandant, der es eigentlich hätte wissen müssen, weigerte sich, nähere Auskünfte zu geben. Er sprach von Kedrick stets nur als von dem »Spezialisten«, der zur besonderen Verwendung an Bord der UPSALA gekommen war.

Semajin räusperte sich durchdringend und fuhr mit kratziger Stimme zu sprechen fort. »Es gibt allen Grund für uns anzunehmen, dass auf Frago ein Krieg ausgebrochen ist. Dieser Krieg wird erstaunlicherweise von den Posbis untereinander geführt.« Ein weiterer Blitz auf dem Bildschirm schien seine Worte unterstreichen zu wollen. »Noch sind wir nicht vollkommen sicher. Um Infrarotaufnahmen zu machen, müssen wir näher an den Planeten heran. Sie, Ellis, werden aussteigen, um aus direkter Nähe wichtige Beobachtungen durchzuführen.«

Kedrick stellte die lapidare Frage: »Wie lauten Ihre Anweisungen, Sir?«

Der Leutnant war grenzenlos enttäuscht. Wer einen Major nach den natürlichsten Vorgängen fragen musste, konnte einfach kein besonderer Mann sein. Pyhahn blickte Kedrick vorsichtig an. Er sah einen stämmigen, durchschnittlich großen Mann mit flacher Nase und vorspringendem Kinn. Kedricks Haut war dunkelbraun, sie bildete einen Kontrast zu seinen blauen Augen. Sosehr Pyhahn sich bemühte, etwas Auffälliges an dem Spezialisten zu erkennen – er hatte keinen Erfolg. Kedrick wirkte noch nicht einmal besonders entschlossen oder intelligent. Er war in allem durchschnittlich. Und Pyhahn mochte keine durchschnittlichen Menschen.

›Und doch‹, dachte Pyhahn verwirrt, ›wird dieser Kedrick das Schiff verlassen, um sein Leben auf Frago einzusetzen.‹

Pyhahn hörte ungeduldig zu, wie Semajin dem Spezialisten weitere Befehle gab. Für den Leutnant war das mehr oder weniger Routine.

Inzwischen näherte sich der Kreuzer weiter dem Dunkelplaneten der Posbis. Die UPSALA war speziell für Fernflüge ausgerüstet worden. Major Semajin, der Kommandant, hatte seinen Einsatzbefehl von Atlan erhalten, der als Oberbefehlshaber der Abschirmflotte fungierte. Während Perry Rhodan die Vorgänge auf Taphors Planet klärte, hatte der arkonidische Admiral die Erkundungsflüge in den leeren Raum zwischen den Milchstraßen wiederaufnehmen lassen.

Als Pyhahn seine Aufmerksamkeit wieder Semajins Worten zuwandte, sagte der Kommandant der UPSALA gerade: »Es ist besser, wenn Sie einen Begleiter bei sich haben, Ellis.«

Kedrick blickte drein, als könnte er nicht glauben, dass es außer ihm noch einen an Bord gab, der den Mut hatte, auf Frago zu landen. In Pyhahn stieg leichter Zorn über diese offensichtliche Arroganz auf.

»Das ist eine gute Idee, Sir«, hörte er sich sagen, während Kedricks blaue Augen sich auf ihn richteten. »Ich werde Kedrick begleiten, wenn Sie es gestatten.«

Es war Semajin anzusehen, dass ihm der Vorschlag nicht gefiel, aber er äußerte seine wahre Meinung nicht. Er fragte Kedrick: »Was halten Sie davon, Ellis?«

»Na gut«, brummte Kedrick. »Ich werde Sie mitnehmen, Leutnant.«

So, wie er das ausdrückte, konnte Pyhahn glauben, dass er für den Spezialisten eine Belastung bedeutete. Die UPSALA war jetzt so dicht an den Dunkelplaneten herangekommen, dass die schweren Explosionen deutlich auf dem Bildschirm zu sehen waren. Für die Beobachter im Kommandoraum des Kreuzers sah das so aus, als würden die Flammenpilze mitten in der Unendlichkeit des Nichts entstehen, denn Frago selbst war nicht zu sehen.

An einer Stelle hatte sich ein glühender Punkt gebildet, der sich langsam ausdehnte. Dabei handelte es sich um einen Kernbrand. Die Posbis waren dabei, einen ihrer eigenen Hauptplaneten zu zerstören.

An Bord der UPSALA war keiner der Männer über die Vorgänge auf Taphors Planet informiert, so dass es ihnen unheimlich erscheinen musste, dass die Roboter sich gegenseitig vernichteten. Nachdem Perry Rhodan und Atlan die Hassschaltung auf Organisches unschädlich gemacht hatten, war der Zorn der Posbis gegen mechanische Wesen umgeschlagen. Offensichtlich lagen Plasma und die Robotgehirne in einer heftigen Auseinandersetzung. Beide konnten nur einen Teil der Roboter lenken, so dass sich die Posbis in zwei Lager aufgespalten hatten, die nun einen rücksichtslosen Krieg gegeneinander führten. Dabei standen die noch vom Plasma beherrschten Posbis auf der Seite der Terraner.

Semajin deutete auf den Bildschirm. »Ich weiß nicht, ob wir uns darüber freuen sollen«, sinnierte er. »Da vernichten sich einige unserer Gegner gegenseitig, trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl.«

»Seien Sie froh, dass Sie meine Gefühle nicht kennen«, meinte Kedrick.

Semajin stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. »Machen Sie alles für die Infrarotaufnahmen bereit, Kontner«, befahl er einem der Techniker. »Wir werden bald nahe genug an Frago herangekommen sein.«

Die nächsten Minuten vergingen in hektischer Betriebsamkeit, an der nur Kedrick nicht teilnahm. Bewegungslos stand der Spezialist vor dem Bildschirm und beobachtete den Roboterplaneten.

Kedricks Gedanken befassten sich mit dem bevorstehenden Einsatz. Die UPSALA war einer der modernsten Leichten Kreuzer der Solaren Flotte. Sie verfügte über einen Hangar, in dem eine Spezialanfertigung einer Space-Jet untergebracht war. Space-Jets benötigten im allgemeinen drei oder vier Mann Besatzung. Das Raumboot im Hangar der UPSALA jedoch konnte von einem einzelnen Raumfahrer geflogen werden. Er, Kedrick, hatte eine gründliche Ausbildung als Pilot des Spezial-Kleinstraumschiffes erhalten. Die Space-Jet, mit der er auf Frago landen würde, war wesentlich kleiner als die übliche Konstruktion dieser Schiffsart.

Kedricks Aufmerksamkeit wurde durch Geschehnisse, die sich auf dem Bildschirm abspielten, wieder in Anspruch genommen. Pyhahn trat neben ihn.

»Glauben Sie, dass wir einen Landeplatz finden?«, fragte er skeptisch. »So, wie es von hier aussieht, gibt es dort unten keine Stelle, wo keine Kämpfe toben.«

»Das Bild täuscht«, Kedrick nickte in Richtung der Mattscheibe. »Was Sie hier sehen, ist in Wirklichkeit über Hunderte von Kilometern ausgebreitet. Dazwischen werden sich leicht Inseln finden lassen, die unbeschädigt sind.«

»Inseln?«, fragte Pyhahn. »Was meinen Sie damit?«

»Stellen, an denen noch nicht gekämpft wird«, eröffnete ihm Kedrick.

»Sie können sich jetzt mit dem Leutnant zum Hangar begeben«, rief Major Semajin vom Pilotensitz aus. »Viel Glück, Ellis! Gehen Sie keine Risiken ein, wenn Sie gelandet sind.«

»Dazu bin ich viel zu ängstlich«, gestand Kedrick.

Leutnant Herold Pyhahn streckte sich. Um seine Lippen entstand ein harter Zug. Vielleicht war es gut, dass er den Spezialisten begleitete. Ein Mann wie Kedrick brauchte offensichtlich Rückendeckung.

»Kommen Sie, Leutnant«, sagte Kedrick. »Gehen wir zum Hangar.«

Semajin nickte ihnen noch einmal zu. Als sie die Kommandozentrale verließen, sagte Kedrick beiläufig: »Wir werden Spezialanzüge anlegen, bevor wir aussteigen.«

Pyhahn murmelte etwas in seinen sauber gestutzten Bart. Glaubte Kedrick etwa, dass er ihn belehren müsste?

Drei Minuten später musste Pyhahn einsehen, dass er noch nicht über alles informiert war, was innerhalb der Flotte an Anzügen benutzt wurde. Im Hangar zeigte ihm Kedrick zwei unförmige Apparate, von denen jeder bestimmt einen Zentner wog. Ein Mensch würde darin einem Tank nicht unähnlich sehen.

»Die Konstruktion dieser Anzüge geht zum Teil auf Anregungen von mir zurück«, verkündete Kedrick mit der ihm eigenen Arroganz. »Sie werden bald feststellen, dass meine Ideen ausgezeichnet verwertet wurden. Ohne diese Ausrüstung könnten wir uns nicht auf diesen Planeten wagen, jedenfalls jetzt nicht mehr, nachdem sich die Posbis gegenseitig bekämpfen.«

»Haben Sie denn damit gerechnet?«, erkundigte sich Pyhahn widerwillig. »Sie konnten doch nicht wissen, was sich auf Frago abspielt.«

»Meine Ausbildung hat mich dazu gebracht, in jedem Fall gerüstet zu sein«, belehrte ihn Kedrick.

»Sie sagen wohl immer das, was Sie denken?«, fragte Pyhahn verärgert.

Kedrick nickte ernsthaft. »Steigen Sie jetzt in die Jet, Leutnant«, ordnete er an.

Obwohl es Pyhahn nicht gefiel, dass der Spezialist die Führung übernommen hatte, widersprach er nicht. Umständlich kletterte er in die kleine Schleuse. Er hörte, wie Kedrick ihm folgte. Die Hangarbesatzung reichte die beiden Spezialanzüge in den Kontrollraum der Space-Jet. Nun blieb für die beiden Männer kaum noch Platz.

Kedrick schaltete den Normalfunk ein. Er gab Semajin bekannt, dass die Jet startbereit war. Pyhahn warf einen Blick auf die Kontrollen. Es war offensichtlich, dass Kedrick das Kleinstraumschiff durch manuelle Steuerung landen wollte.

Der Spezialist schloss die Schleuse und wartete auf die Bestätigung des Majors. Mit einem Schlage fühlte Pyhahn sich aus der Sicherheit der UPSALA gerissen. In wenigen Minuten würde er zusammen mit Kedrick draußen im Raum sein, um bald darauf auf einem unheimlichen Planeten zu landen. Kedrick nahm ruhig die erforderlichen Schaltungen vor. Die Techniker zogen sich aus dem Hangar zurück. Gleich darauf öffnete sich die Schleuse.

»Fertig?«, drang Semajins Stimme aus dem Lautsprecher.

Kedrick entblößte seine Zähne. »Ja, Sir!«, rief er.

Die Space-Jet schoss aus dem Körper des Mutterschiffes heraus. Kedrick beschleunigte sofort, um sich rasch von der UPSALA zu lösen. Seine tiefgebräunten Hände hatten die Steuerung fest umschlossen.

»Guter Start«, lobte Pyhahn, denn die Stille war ihm unangenehm. Er dachte, dass Kedrick wieder seine Ausbildung erwähnen würde, doch der Spezialist schwieg.

»Wollen Sie nicht den Bildschirm einschalten?«, erkundigte sich Pyhahn.

»Wozu?«, fragte Kedrick achselzuckend.

Der Leutnant errötete. Ohne ein weiteres Wort drückte er auf den Knopf, dessen Schaltung das Gerät zum Arbeiten brachte. Das Bild ähnelte jenem, das sie bereits von Bord der UPSALA gesehen hatten. Nur waren sie jetzt näher an der Dunkelwelt, so dass die stattfindenden Energieentladungen wie ein feines Filigranmuster aussahen, das den gesamten Planeten überzogen hatte.

Während die Space-Jet auf Frago zuraste, würde Semajin an Bord des Leichten Kreuzers die ersten Infrarotaufnahmen machen. Dabei würde die UPSALA den gesamten Planeten umkreisen, damit sich ein genaues Bild ergab.

Pyhahn fragte sich, warum die Aufnahmen der Spezialkameras nicht genügten. Wozu mussten sie noch ihr Leben aufs Spiel setzen? Kedrick schien über ihren Auftrag auch nicht gerade erfreut zu sein, aber er hatte dem Major nicht widersprochen, als Semajin den Befehl zum Aussteigen gegeben hatte.

Dieser Kedrick gab Pyhahn ständig neue Rätsel auf. Der Spezialist schien kaum zu empfinden, dass sie durch eine unvorstellbare Leere flogen, in der in einem Umkreis von Hunderten von Lichtjahren Frago und die UPSALA die einzigen festen Körper waren.

»Nun?«, fragte Kedrick. »Wie sieht es aus, Leutnant?«

Pyhahn starrte unsicher auf den Bildschirm. Hätte er nicht gewusst, was sich auf Frago abspielte, er hätte den Anblick vielleicht als schön empfunden. Kedrick streckte sich auf seinem Sitz, um ebenfalls etwas zu sehen.

Der Spezialist lenkte das Kleinstraumschiff in immer enger werdenden Spiralen der Oberfläche von Frago entgegen. Das Bild auf dem Beobachtungsschirm veränderte sich ständig. Was zuvor kleine, unbedeutend scheinende Lichtpunkte waren, zeigte sich nun in der Form von Glutmeeren, die von den fürchterlichen Waffen der Posbis in den Boden Fragos gebrannt wurden.

Die Vorstellung, dass sie in wenigen Minuten auf Frago landen würden, ließ Leutnant Pyhahn erschaudern. Er sehnte sich plötzlich nach der Stimme Semajins, hoffte, dass sie jetzt in dem Lautsprecher aufklingen würde, um den Befehl zur Umkehr zu geben.

Aber die UPSALA schwieg.

Unverhofft drehte Kedrick sich um und lächelte.

»Wir haben es gleich geschafft«, gab er bekannt.

Der Bildschirm war jetzt vollkommen dunkel, bis auf einen schwachen Schimmer, der von irgendwo einzufallen schien. Pyhahn fühlte, wie seine Magennerven sich anspannten. Mussten sie nicht damit rechnen, von den Robotern unter Beschuss genommen zu werden?

Der Leutnant hoffte, dass die Posbis genug mit sich selbst zu tun und keine Zeit hatten, sich um das kleine Raumschiff zu kümmern. Kedrick bediente die Kontrollen mit bewundernswerter Sicherheit. Als Pilot, gestand sich Pyhahn ein, schien der Spezialist auf jeden Fall brauchbar zu sein.

Es gab einen schwachen Ruck, als die Space-Jet auf dem Planeten aufsetzte. Kedrick kam aus seinem Sessel hoch. Seine Bewegungen waren bestimmt und schnell.

»Sofort den Schutzanzug anlegen, Leutnant«, sagte er. »Es ist immerhin möglich, dass wir beschossen werden.«

Pyhahn fragte sich im stillen, ob ihnen dann der Anzug noch helfen würde. Er begann, das Ungetüm nach Kedricks Anweisungen über seinen Körper zu ziehen. Kedrick sah ihm grinsend zu.

»Hören Sie, Ellis«, knurrte Pyhahn aufgebracht, »das ist keine Modenschau.«

Kedrick wurde sofort wieder ernst. Er zog nun ebenfalls seinen Anzug über, war aber noch schneller fertig als der Leutnant.

Durch die Sichtscheibe erschien Kedrick dem Leutnant wie ein vorsintflutliches Ungeheuer. Schwerfällig bewegte der Spezialist sich zur Schleuse.

»Wir stehen über Helmfunk miteinander in Verbindung«, hörte Pyhahn die Stimme Kedricks in seinen Ohren dröhnen. »Wenn wir die Schleuse verlassen, vergessen Sie nicht, Ihren Scheinwerfer einzuschalten.«

Der Leutnant schluckte heftig. Seine Hände zuckten. Innerhalb weniger Augenblicke würde Kedrick die Schleuse öffnen. Dann waren sie durch nichts mehr von der Außenwelt getrennt.

»Bleiben Sie dicht bei mir«, empfahl Kedrick. »Wir dürfen uns nicht zu weit voneinander entfernen.«

»Ihre Ausbilder haben wohl an alles gedacht?«, fragte Pyhahn spöttisch.

»Nur nicht an Offiziere der Solaren Flotte, die alles besser wissen«, antwortete Kedrick mit Bedauern in der Stimme.