Perry Rhodan 168: Die Eisfalle - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 168: Die Eisfalle E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sein Name ist in den Annalen der Geschichte nicht verzeichnet - doch seine Tat ist beispielhaft... Wie wenig die Weiten der Galaxis mit ihren Myriaden Sonnen und Planeten im Grunde genommen erforscht sind, obwohl sich Tausende von Explorerschiffen seit Jahren der Forschungsaufgabe widmen, zeigen die Ereignisse der Jahre 2326 und 2327 besonders deutlich. Obwohl die Terraner unter Perry Rhodan nunmehr seit Jahrhunderten die Sternfahrt praktizieren - zuerst mit den Transitionsraumern, dann mit den Kalup-Schiffen -, wurde erst im Jahre 2326 durch einen reinen Zufall die Existenz der Schreckwürmer und deren Nachkommenschaft, der Hornschrecken, entdeckt. Terranische Sonderkommandos - Wissenschaftler, Soldaten, Spezialisten und Mutanten - hatten bei dem Versuch, die Geheimnisse der Schreckwürmer zu enträtseln, bereits schwere Schlappen hinnehmen müssen, bis es schließlich vier Männern der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten "galaktischen Feuerwehr", gelingt, Kontakt mit dem jungen Schreckwurm vom Planeten Euhja herzustellen. Dieser Schreckwurm gab das Geheimnis seiner Spezies preis und schloß mit den Terranern ein Bündnis gegen seine Herren, die "Huldvollen", die im Ostsektor der Milchstraße mit ihren unverwundbaren molkexgepanzerten Raumflotten ein großes Sternenreich beherrschen. Es ist ein seltsames Bündnis, das die Terraner mit den monströsen Intelligenzen eingegangen sind. Ein Bündnis mit einem großen Risiko. Doch Perry Rhodan weiß genau, was er tut! Er erkennt deutlich die riesengroße Gefahr, die von den expansionslüsternen Blues - so werden die Fremden aus dem Osten der Galaxis ob ihres Aussehens genannt - ausgeht. Und diese Gefahr will Perry Rhodan bannen! Im Zuge der weiteren strategischen Maßnahmen wird die Eastside-Station einsatzbereit gemacht. Sie ist das Sprungbrett in DIE EISFALLE...

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Nr. 168

Die Eisfalle

Sein Name ist in den Annalen der Geschichte nicht verzeichnet – doch seine Tat ist beispielhaft ...

von WILLIAM VOLTZ

Wie wenig die Weiten der Galaxis mit ihren Myriaden Sonnen und Planeten im Grunde genommen erforscht sind, obwohl sich Tausende von Explorerschiffen seit Jahren der Forschungsaufgabe widmen, zeigen die Ereignisse der Jahre 2326 und 2327 besonders deutlich. Obwohl die Terraner unter Perry Rhodan nunmehr seit Jahrhunderten die Sternfahrt praktizieren – zuerst mit den Transitionsraumern, dann mit den Kalup-Schiffen –, wurde erst im Jahre 2326 durch einen reinen Zufall die Existenz der Schreckwürmer und deren Nachkommenschaft, der Hornschrecken, entdeckt.

Terranische Sonderkommandos – Wissenschaftler, Soldaten, Spezialisten und Mutanten – hatten bei dem Versuch, die Geheimnisse der Schreckwürmer zu enträtseln, bereits schwere Schlappen hinnehmen müssen, bis es schließlich vier Männern der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten »galaktischen Feuerwehr«, gelingt, Kontakt mit dem jungen Schreckwurm vom Planeten Euhja herzustellen.

Dieser Schreckwurm gab das Geheimnis seiner Spezies preis und schloss mit den Terranern ein Bündnis gegen seine Herren, die »Huldvollen«, die im Ostsektor der Milchstraße mit ihren unverwundbaren molkexgepanzerten Raumflotten ein großes Sternenreich beherrschen.

Es ist ein seltsames Bündnis, das die Terraner mit den monströsen Intelligenzen eingegangen sind. Ein Bündnis mit einem großen Risiko.

Doch Perry Rhodan weiß genau, was er tut! Er erkennt deutlich die riesengroße Gefahr, die von den expansionslüsternen Blues – so werden die Fremden aus dem Osten der Galaxis ob ihres Aussehens genannt – ausgeht.

Und diese Gefahr will Perry Rhodan bannen!

Die Hauptpersonen des Romans

Don Kilmacthomas – Die Blues können ihn nicht fangen.

Oberst Mos Hakru – Kommandant eines unglückseligen Schiffes.

Sergeant Wallaby – Er hat einiges wiedergutzumachen.

Perry Rhodan – Der Großadministrator setzt 3000 Raumschiffe für ein Ablenkungsmanöver ein.

Oberst Joe Nomers – Seine Raumstation ist Ausgangspunkt und Endstation eines großangelegten Unternehmens.

Leclerc

1.

Dies ist die Geschichte von Leutnant Don Kilmacthomas.

Es ist gleichzeitig die Geschichte der Eastside-Station Nummer 1 und des Schlachtkreuzers TRISTAN und ihrer Besatzungen.

Sucht man in den unzähligen Bänden der Enzyklopädie der Menschheit nach dem Namen Kilmacthomas, dann wird man ihn trotz aller Anstrengung nicht finden. Es gibt zwar eine Beschreibung der TRISTAN und der ESS-1, es gibt auch eine ausführliche Schilderung eines heldenhaften Einsatzes, aber Namen werden darin nicht erwähnt, sieht man einmal von so bekannten Männern wie Melbar Kasom, Mos Hakru und Joe Nomers ab.

Als Leutnant Don Kilmacthomas an Bord der TRISTAN eintraf, wusste er nicht, dass er nur noch wenige Tage zu leben hatte. Er starb am 7. Juni 2327.

Wahrscheinlich ist sein Körper auch heute noch so gut erhalten, dass ein Beobachter glauben könnte, Kilmacthomas sei eben erst gestorben.

Leutnant Don Kilmacthomas liegt unter einer Eisdecke von 600 Metern Dicke begraben. Seine dunkelblauen Augen haben einen leicht erstaunten Ausdruck, als könnte er nicht verstehen, was rings um ihn geschah. Mit beiden Händen umklammert er einen Thermostrahler.

Kilmacthomas war nicht der einzige Mann, der bei dem Versuch, Verbindung zu dem geheimnisvollen System der Gataser aufzunehmen, sein Leben ließ. Aber sein Schicksal erscheint besonders tragisch.

Der Einsatz, bei dem Kilmacthomas den Tod fand, war sein erster.

*

Unter halbgeöffneten Augen verfolgte Sergeant Wallaby die Bemühungen des jungen Mannes, den schweren und übergroßen Koffer den Landesteg hinaufzutragen.

Wallaby war ein breitschultriger Mann, mit kantigem Gesicht und an den Schläfen ergrauten Haaren.

Er hielt sich für feinfühlig und sensibel, für intelligent, zurückhaltend, gebildet und erfahren.

Er war nichts von alledem.

Seine einzige Fähigkeit bestand darin, die Beladung eines Schiffes zu kontrollieren, fehlende Teile schnell zu organisieren und Untergebene mit lautstarkem Gebrüll einzuschüchtern. Als der junge Mann mit dem Koffer ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, schob Wallaby die Dienstmütze in den Nacken und stemmte beide Arme in die Hüften.

Der junge Mann lächelte erwartungsvoll zu ihm empor, voller Hoffnung, dass Wallaby herunterkommen und ihm helfen würde. Er hatte ein rundes, offenes Gesicht, mit dunkelblauen Augen und einem ausgeprägten Grübchen im Kinn. Er war nicht sehr groß, aber schlank, und er hatte außergewöhnlich große Arme. Bekleidet war er mit einer einfachen Kombination, so dass Wallaby nicht ahnen konnte, dass er einen Leutnant vor sich hatte.

Wallabys Augen richteten sich durchdringend auf den Kofferträger, während seine Vermutung, einen einfältigen Kadetten vor sich zu haben, durch das seltsame Verhalten des jungen Mannes bestätigt wurde. Der Sergeant fühlte Verachtung in sich aufsteigen. Was wollte dieser Knabe bei einem Einsatz wie diesem?

Doch darüber, erkannte Wallaby betrübt, hatte er nicht zu entscheiden.

Das einzige, was unter seine Befehlsgewalt fiel, war dieser monströse Koffer aus gelbem Leder, der gegen die Verordnung verstieß, nach der Besatzungsmitglieder nur kleines Gepäck mit an Bord bringen durften.

»He!«, schrie Wallaby. Er wippte auf den Fußspitzen, weil er herausgefunden hatte, dass ihm solche Bewegungen ein großes Maß an Autorität verliehen.

Der junge Mann hingegen schien in keiner Weise beeindruckt.

Er stellte den Koffer ab und winkte Wallaby zu.

»Wollen Sie mir nicht helfen, dieses Ding zu transportieren?«, erkundigte er sich freundlich.

Wallaby errötete bis hinter die Ohren. Hastig blickte er sich um, ob auch kein Mitglied der Besatzung diese öffentliche Demütigung gehört hatte. Dann richtete sich sein Zorn mit voller Energie gegen den jungen Fremden.

»Sie haben wohl Klapperschlangenmilch zum Frühstück getrunken?«, brüllte er los. »Wenn Sie schon mit zuviel Gepäck erscheinen, dann legen Sie wenigstens Ihr flegelhaftes Benehmen gegenüber einem Vorgesetzten ab.«

Der Ankömmling lächelte nachsichtig. Seine Blicke glitten suchend über den Landesteg.

»Welchen Vorgesetzten meinen Sie, Sarge?«, fragte er.

»Dafür wird man Sie einlochen«, versicherte Wallaby mit giftiger Stimme. »Auch als Kadett können Sie nicht so naiv sein, um nicht die Rangabzeichen zu verstehen.«

»Sarge«, sagte der junge Mann gedehnt. »Stehen Sie stramm!«

Wallabys Augen weiteten sich bestürzt, als der vermeintliche Kadett in die Brusttasche griff und das Rangabzeichen eines Leutnants an die Kombination heftete.

»Ich ... äh ... ich konnte nicht wissen, Sir«, begann er.

»Mein Name ist Kilmacthomas«, sagte der junge Mann. »Don Kilmacthomas.«

Aus Wallabys Mund kam ein leises Stöhnen. Da war er also, dieser Kilmacthomas, den alle Offiziere an Bord der TRISTAN mit Spannung erwarteten.

Natürlich war der Junge Leutnant, aber er war eine Landratte, noch nie hatte sein Fuß eine fremde Welt betreten. Für Wallaby war es rätselhaft, wie ein solcher Mann überhaupt Offizier werden konnte.

Wie hieß es doch gleich in dem Bericht über Kilmacthomas, den Wallaby heimlich in der Zentrale gelesen hatte?

Er, der Leutnant, hat eine vollständige Ausbildung über das Verhalten auf Eisplaneten oberhalb und innerhalb des Eises mit großem Erfolg beendet. Als Berater kann er bei diesem Einsatz von großem Nutzen sein.

Wallaby knurrte spöttisch. Wie konnte ein Mann, der die Erde niemals verlassen hatte, etwas von Eiswelten verstehen? Kilmacthomas war einer dieser typischen Theoretiker, wie sie die Akademie immer wieder hervorbringen würde.

Wallaby nahm Haltung an.

»Ich bitte Herrn Leutnant in aller Form um Entschuldigung«, sagte er mit wiedergewonnener Fassung. »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die Beschränkung des Gepäcks auch für die Offiziere gilt.«

Kilmacthomas entblößte eine Reihe unregelmäßiger Zähne, als er den Sergeanten anlachte.

›Er ist ja noch ein Junge‹, dachte Wallaby grimmig.

»Dieser Koffer enthält private Geräte«, sagte der Leutnant. »Ich habe eine Genehmigung, sie an Bord der TRISTAN bringen zu dürfen, da sie zu meiner Ausrüstung gehören. Ohne diese Spezialausrüstung kann ich nicht arbeiten.«

Im stillen dachte Wallaby sehr verächtlich von Spezialisten, die ihre Ausrüstung in einem Koffer mit sich herumschleppten.

»Warum haben Sie Ihre Ausrüstung nicht verladen, Sir, wie die anderen Spezialisten?«

Kilmacthomas hockte sich auf den Kofferrand, schlug die Beine übereinander und klopfte behutsam gegen den Deckel.

»Diese Geräte sind sehr empfindlich. Ich will sie niemand anvertrauen. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie den Koffer jetzt in meine Kabine bringen.«

»Gewiss, Sir«, sagte Wallaby mürrisch.

Betont langsam schritt er den Laufsteg hinunter. Er würde diesem grünen Burschen einmal zeigen, wie solches Gepäck getragen wurde.

Kilmacthomas stand auf, als Wallaby neben ihm ankam Lächelnd sah er zu, wie Wallaby nach dem Koffer griff. Der Sergeant sah ein kitschig-buntes Etikett, das Kilmacthomas auf das Leder geklebt hatte.

Außerdem war ein Warnschild darangeheftet, das jeden anhielt, vorsichtig mit dieser Last umzugehen.

Wallabys knochige Finger umschlossen den Griff des Koffers.

Entschlossen hob er an. Es kostete ihn alle Kraft, das Gepäck des Leutnants überhaupt hochzuheben. Stöhnend stellte er wieder ab.

»Was ist da drin, Sir, Steine?«, fragte er.

»Soll ich helfen?«, erkundigte sich Kilmacthomas sarkastisch.

»Ich habe schon ganz andere Sachen getragen«, versicherte Wallaby und nahm den Koffer wieder auf. Ächzend und schwankend ging er voraus, während Kilmacthomas gemächlich folgte. Ab und zu gab er dem Sergeanten einen wohlgemeinten Rat.

So kam Don Kilmacthomas, der Theoretiker, an Bord der TRISTAN.

*

Die Kugel aus Arkonstahl, die den zweiten Planeten der Sonne Lysso umkreiste, trug den Namen Eastside-Station Nummer 1, kurz ESS-1 genannt. Im Augenblick war das ehemalige Arkonidenschiff 58.111 Lichtjahre vom System Sol entfernt.

Aber diese Entfernung interessierte die Männer an Bord weniger. Ein anderes, viel näher gelegenes Sonnensystem nahm ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch.

ESS-1 war nur 9842 Lichtjahre von der Sonne Verth entfernt.

Das Verth-System jedoch war die Heimat der Blues.

Oberst Joe Nomers, Kommandant der ESS-1, verließ seine Kabine eine gute Stunde vor jenem Zeitpunkt, da man den Kontaktimpuls der TRISTAN erwartete.

Nomers war schon über fünfzig Jahre alt, ein untersetzter, muskulöser Mann mit völligem Kahlkopf und dünnen, stets blau angelaufenen Lippen. Der Oberst wirkte unauffällig, ein Eindruck, der durch seine Schweigsamkeit nur unterstrichen wurde.

Nomers ging ohne Hast in Richtung des Kontrollraumes. Mit leichtem Unbehagen dachte er daran, dass man die 800 Meter durchmessende ESS-1 von allen überflüssigen Maschinenanlagen befreit hatte. Auch schwere Waffen befanden sich nicht an Bord.

Der riesige Ferntransmitter akonischer Bauart, den man in der Station untergebracht hatte, verschlang allen Platz. So war die ESS-1 eher eine im Raum schwebende Transmitterstation als ein Raumschiff. Da Nomers Raumschiffskommandant war, fühlte er, wie jeder Raumfahrer, eine heftige Abneigung gegen alle Flugkörper mit unvollständiger Ausrüstung.

Der Planet, den die ESS-1 umkreiste, trug den Eigennamen Griez. Er war eine Eiswelt von überdurchschnittlicher Größe, ohne Spuren von Leben und Zivilisation.

Die kleine rote Sonne reichte nicht aus, um die beiden Planeten dieses Systems so zu erwärmen, dass sich die zu Eis erstarrten Oberflächen verändert hätten.

Vielleicht, überlegte Nomers, waren irgendwo dort unter dem Eis die Spuren längst vergangener Zivilisationen, Spuren, die von intelligenten Bewohnern berichteten. Gleich den Menschen mochten sie gehofft, geliebt und gelitten haben, bis die erbarmungslose Natur einen Schlussstrich unter ihre Entwicklung gesetzt hatte.

Die Sonne war langsam erkaltet, und Eiszeiten waren angebrochen.

Nomers betrat die Zentrale der ESS-1. Im gleichen Augenblick fühlte er, wie die Spannung der Besatzung auf ihn übergriff. Es war, als übertrete er eine Schwelle zwischen zwei Räumen mit völlig verschiedenen Atmosphären. Die langjährige Erfahrung hatte in Nomers ein eigenartiges Gefühl für Veränderungen im menschlichen Verhalten geschaffen. Aus den kleinsten Reaktionen eines Mannes vermochte er dessen augenblickliche Verfassung zu erkennen.

Vielleicht kam daher seine Schweigsamkeit, dass er fürchtete, seiner Umwelt ähnliche Hinweise zu liefern, dass er es vermeiden wollte, durchschaut und erkannt zu werden.

Nomers blickte zum Panoramabildschirm. Die ESS-1 flog im Augenblick über der Tagseite des Planeten Griez, so dass ein ziemlich deutliches Bild der Oberfläche übertragen werden konnte.

Der Oberst blickte sich schweigend um.

Seine Augen ruhten auf jedem einzelnen Mann. Gemächlich ging er zum Kommandopult. Vor ihm, im Sessel, saß Leutnant Nashville, ein junger temperamentvoller Offizier, das genaue Gegenstück zu Nomers.

»Sie können jetzt frühstücken, Leutnant«, sagte Nomers leise und klopfte Nashville auf die Schulter.

»Danke, Sir«, sagte Nashville. Für sein Alter war er zu dick, sein aufgeschwemmtes Gesicht wurde von einer großporigen Nase verunziert, auf der Schweißtröpfchen glänzten. Erstaunlicherweise wirkte Nashville trotz seiner Fülle unglaublich beweglich.

Er erhob sich und machte dem Oberst den Sessel frei.

Für ihn stand es fest, dass Nomers während der Kontaktaufnahme mit der TRISTAN die Station persönlich leiten wollte.

Da er genau wusste, dass Nomers kein weiteres Wort verlieren würde, verschwand er mit kurzem Kopfnicken aus der Zentrale. Nomers ließ sich im Sessel nieder, der sich sofort seinem Körper anpasste. Da er wusste, dass kein Besatzungsmitglied in unmittelbarer Nähe war, gestattete er sich einen tiefen Seufzer.

Nach seinen Begriffen war die ESS-1 Teil eines Himmelfahrtskommandos.

Zwar hatten sie den Vorteil, nicht unmittelbar in das Geschehen eingreifen zu müssen, aber das konnte einen strategisch denkenden Mann wie Nomers nicht beruhigen.

Der Oberst sah den Plan in seiner Gesamtheit. Der schwache Punkt daran war die TRISTAN. Nicht etwa, dass dieses Schiff schlecht und unmodern, oder seine Besatzung unfähig war, sondern die Aufgabe, die man ihm zugedacht hatte, erschien Nomers einfach undurchführbar.

Die TRISTAN sollte, das sah der Plan vor, in das Herz des zweiten Imperiums vorstoßen – nach Verth!

Nomers dachte daran, wie gering die Chance war, dass ein fremdes Schiff in das System Sol eindringen und auf Pluto landen konnte. Es war praktisch unmöglich.

Und doch sollte die TRISTAN das Unmögliche schaffen.

Perry Rhodan, der den Plan ausgearbeitet hatte, war bereit, für das Gelingen einige hundert Schiffe während eines Ablenkungsmanövers zu verlieren.

Ein hoher Preis, dachte Oberst Joe Nomers.

2.

Vor drei Monaten hatten schnelle Erkundungskreuzer damit begonnen, die galaktische Position der blauen Riesensonne Verth ausfindig zu machen. Die Daten, die den Männern dabei zur Verfügung gestanden hatten, waren alles andere als ausführlich. Zum größten Teil musste man sich auf jene Ergebnisse beschränken, die Major Torav Drohner und seine Männer bei ihrer Rückkehr mit der KOPENHAGEN an das Rechenzentrum auf Luna weitergegeben hatte.

Doch inzwischen hatte man nicht nur herausgefunden, wo das Heimatsystem der Gataser zu finden war. Man wusste, dass die Sonne Verth 14 Planeten besaß, wovon die fünfte Welt, Gatas, gleichzeitig der Ursprungsplanet der Blues war. Der Durchmesser von Gatas betrug 14.221 Kilometer. Bei einer Bevölkerungsdichte von ungefähr 14 Milliarden Blues befand sich diese Welt im Zustand hoffnungsloser Überbevölkerung. Hier zeigte sich besonders deutlich, dass der ungeheure Expansionsdrang dieser Wesen vor allem auf ihrer Fruchtbarkeit beruhte.

Längst hatte Perry Rhodan herausgefunden, dass eine echte Kontaktaufnahme mit den Blues unmöglich war. Die Fremden schienen jeden zu hassen, der nicht ihrer Rasse angehörte. Das zeigte sich deutlich in der hemmungslosen Ausrottung ehemaliger Kolonialvölker und neuentdeckter Rassen.

Nur wer selbst ein Blue ist, kann mit Blues verhandeln!

Diese lapidare Feststellung hatte Rhodan bewogen, neue Wege zu suchen, um mehr über den Gegner zu erfahren.

In den ersten Junitagen des Jahres 2327 hielt sich der Großadministrator an Bord des Flottenflaggschiffes ERIC MANOLI auf. Zusammen mit weiteren dreitausend Schiffen befand sich die ERIC MANOLI auf dem Flug in ein benachbartes System der Sonne Verth.

Kommandant Kors Dantur, Epsalgeborener, einer der besten Piloten der Flotte, fragte sich seit einigen Stunden, warum Perry Rhodan so schweigsam geworden war. In Gedanken versunken saß der Großadministrator in der Zentrale.

Außer Rhodan hielten sich noch Reginald Bull und Regat Waynt, ein akonischer Spezialist, im Kommandoraum auf. Hinzu kam natürlich die übliche Besatzung.

Von Regat Waynt, das hatte Dantur längst herausgefunden, konnten keine Impulse kommen, die Rhodan aus den Grübeleien in die Wirklichkeit zurückholen würden. Waynt war ein schweigsamer, schlanker, hohlwangiger Mann mit stechendem Blick und einem zynischen Ausdruck um die Lippen.

Nur Reginald Bull schien unter der Stille ebenso zu leiden wie Dantur. Schließlich war es auch der lebhafte Kommandant der ehemaligen arkonidischen Flotte, der das Schweigen brach.

»Ich wette, du denkst daran, das Unternehmen im letzten Augenblick noch abzubrechen«, sagte er gedehnt. »Auch ohne die telepathischen Fähigkeiten eines Mausbibers kann man dir das deutlich ansehen.«

»Mach dir nur keine unnötigen Sorgen, Dicker«, sagte Rhodan ruhig.

In einer verzweifelten Geste strich Bully die Jacke glatt, die bei ihm nie jenen strammen Sitz hatte, wie ihn militärisch strenge Vorgesetzte in der Flotte bevorzugten. Doch zum Glück hatte Bully praktisch keine Vorgesetzten, und Rhodan würde es nie in den Sinn kommen, den Freund wegen des Aussehens seiner Uniform zu tadeln.

»Keine Sorgen?«, erkundigte sich Bully. »Es ist das Recht eines jeden Menschen, sich Sorgen zu machen, wann immer er will. Ich will jetzt. Außerdem möchte ich noch einmal vorschlagen, dass wir versuchen, über die Widerstandsbewegungen in den Reihen der Blues den erwünschten Kontakt aufzunehmen.«

Auf Rhodans Stirn erschien eine steile Falte.