Perry Rhodan 181: Gefangen in Zentral-City - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 181: Gefangen in Zentral-City E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Die wichtigsten Männer des Vereinten Imperiums - von Häschern gejagt! Am 10. Mai des Jahres 2328 irdischer Zeitrechnung schließen Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums der Menschheit, und seine galaktischen Verbündeten mit den völlig geschlagenen Blues vom Planeten Gatas einen Friedensvertrag. Das Ende der galaxisweiten Auseinandersetzung mit den Gatasern bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte aller Völker der Milchstraße, denn nun, da die gefährliche Bedrohung für den Bestand von Perry Rhodans Galaktischer Allianz nicht mehr existiert, muß es sich erst erweisen, ob die G. A. auch in Friedenszeiten einen inneren Zusammenhalt besitzt. Perry Rhodan hat sich von dieser Allianz offensichtlich zuviel erhofft, denn kaum ist der galaktische Krieg beendet, da beginnen die Verbündeten ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Wirren entstehen, und selbst Nachkommen von Terranern, die auf fremden Welten eine neue Heimat gefunden haben, beginnen sich aus dem Verband des Vereinten Imperiums zu lösen. Wie gefährlich die neue Lage ist, hat Atlan, der unsterbliche Arkonide, längst erkannt, als er behauptete, der größte Gegner des Menschen sei der Mensch selbst! Perry Rhodan und seine Leute kommen jedoch nicht mehr dazu, sich rechtzeitig auf diese neue Situation einzustellen. Die Plophoser, Abkömmlinge terranischer Kolonisten, vernichten das stolze Flaggschiff des Solaren Imperiums und überwältigen Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, Melbar Kasom und André Noir. Die wichtigsten Männer des Imperiums sind somit aus dem galaktischen Geschehen ausgeschaltet - GEFANGEN IN ZENTRAL-CITY!

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Nr. 181

Gefangen in Zentral-City

Die wichtigsten Männer des Vereinten Imperiums – von Häschern gejagt!

von WILLIAM VOLTZ

Am 10. Mai des Jahres 2328 irdischer Zeitrechnung schließen Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums der Menschheit, und seine galaktischen Verbündeten mit den völlig geschlagenen Blues vom Planeten Gatas einen Friedensvertrag.

Das Ende der galaxisweiten Auseinandersetzung mit den Gatasern bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte aller Völker der Milchstraße, denn nun, da die gefährliche Bedrohung für den Bestand von Perry Rhodans Galaktischer Allianz nicht mehr existiert, muss es sich erst erweisen, ob die G. A. auch in Friedenszeiten einen inneren Zusammenhalt besitzt.

Perry Rhodan hat sich von dieser Allianz offensichtlich zuviel erhofft, denn kaum ist der galaktische Krieg beendet, da beginnen die Verbündeten ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Wirren entstehen, und selbst Nachkommen von Terranern, die auf fremden Welten eine neue Heimat gefunden haben, beginnen sich aus dem Verband des Vereinten Imperiums zu lösen.

Wie gefährlich die neue Lage ist, hat Atlan, der unsterbliche Arkonide, längst erkannt, als er behauptete, der größte Gegner des Menschen sei der Mensch selbst!

Perry Rhodan und seine Leute kommen jedoch nicht mehr dazu, sich rechtzeitig auf diese neue Situation einzustellen. Die Plophoser, Abkömmlinge terranischer Kolonisten, vernichten das stolze Flaggschiff des Solaren Imperiums und überwältigen Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, Melbar Kasom und André Noir.

Die Hauptpersonen des Romans

Iratio Hondro – Er nennt sich »Obmann« – doch er ist ein grausamer Diktator.

Con Perton – Kommandant der PHOENIX.

Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, André Noir und Melbar Kasom – Die Gefangenen des Obmanns von Plophos.

Al Jiggers – Ein gefährlicher Mann.

Mackers – Gefängniswächter von Zentral-City.

Greendoor!

Das ist das Dröhnen von Raumschiffstriebwerken, das Summen von Lufttaxen, das Stampfen, Brummen, Pfeifen und Kreischen gewaltiger Industrieanlagen, das Klirren gläserner Bauwerke, die von Roboterkolonnen in die Höhe getrieben werden.

Das ist das Donnern und Zischen modernster Straßenfahrzeuge, das Blinken und Glitzern eines unübersehbaren Meeres von Kontroll-Lampen, das pausenlose Tröpfeln und Schäumen in ausgedehnten Laboratorien.

Das ist das Hasten einer Masse von Menschen, ist das Knallen ihrer metallbeschlagenen Stiefelsohlen auf Stahl, Beton und Glas.

Greendoor!

Das ist der brodelnde Atem der Hölle, ist ein Dschungel aus Bäumen, Blumen, Lianen, Sträuchern, Gräsern und verfilztem Gestrüpp.

Das ist ein erbarmungsloser Kampf der Pflanzen untereinander, ein Anstürmen der Natur gegen die sich immer weiter ausdehnende Niederlassung der Plophoser.

Greendoor!

Hölle und Paradies zugleich. Schauplatz menschlichen Triumphes und menschlicher Niedertracht. Ein wilder, schrecklicher Planet. Eine Welt im Untergang und im Aufbruch, ein riesiges Amphitheater, in dessen weitem Rund Tod, Gewalt und Kampf die Hauptdarsteller sind.

1.

»Es gibt nur ein Spiel, das einen richtigen Mann befriedigen kann: das Spiel mit menschlichen Figuren. Nur wenn man dieses Gefühl uneingeschränkter Macht über die Mitmenschen erfahren hat, kann man von sich behaupten, gelebt zu haben. Man muss die Menschen benutzen, sie an bestimmte Stellen schicken können, sie ganz nach ihren Fähigkeiten einsetzen und ohne Skrupel ihr Leben fordern, wenn es sein muss.«

»Ja«, sagte Plog und grinste einfältig. Auf seinen eingefallenen Wangen erschien ein schwaches Rot – wie immer, wenn der Obmann mit ihm sprach. »Du bist ein Narr, Plog«, sagte der Obmann. »Du bist der einzige Mann, der nicht nach Macht strebt.«

»Natürlich«, sagte Plog und schlug sich vor Vergnügen auf die dürren Oberschenkel.

»Mit dir zu sprechen«, sagte der Obmann, »ist ein besonderes Vergnügen. Von dir weiß ich mit Bestimmtheit, dass du mir nicht aus dem Bewusstsein heraus zustimmst, ein Widerspruch könnte dir gefährlich werden. Du bist der einzige meiner Männer, auf den ich mich vollkommen verlassen kann – aber du bist ein Idiot.«

Plog hüpfte durch die kleine Zentrale und schrie vor Begeisterung. Sein gelber Umhang wirbelte hinter ihm her, denn er war viel zu schmächtig, um ihn ausfüllen zu können.

»Wie alt bist du, Plog?«, fragte der Obmann.

Sofort wurde der Narr ruhig. Seine glanzlosen Augen starrten den Obmann an, als müssten sie die Antwort auf diese Frage im Gesicht des Gegenübers ergründen.

»Hundert«, meinte Plog.

»Nein«, sagte der Obmann.

»Zweihundert«, sagte Plog.

»Etwas über Dreißig«, murmelte der Obmann. »Und du hast nur noch fünf oder sechs Jahre zu leben, weil du krank bist.«

»Krank?«, brüllte Plog. »Dreihundert Jahre krank.«

»Sei still!«, befahl der Obmann und wandte sich den Kontrollen des kleinen Raumschiffes zu. »Ich muss arbeiten.«

Kichernd zog sich Plog in eine Ecke zurück. Er war nur 1,50 Meter groß und wog siebzig Pfund. Er war dürr, krank und verrückt. Unter normalen Umständen wäre er bereits gestorben, aber der Obmann ließ nichts unversucht, um das Leben des Idioten zu retten.

Plog war die einzige Schwäche des Obmanns. Kein Mensch konnte oft mit dem Obmann zusammen sein, ohne nicht eine Giftinjektion zu erhalten, deren Wirkung nach vier Wochen durch ein Gegengift aufgehoben werden musste, über das nur der Obmann verfügte. Plog bildete die einzige Ausnahme.

Iratio Hondro, Obmann und Ministerpräsident des Eugaul-Systems hielt sich für berufen, die Macht Rhodans und des Vereinten Imperiums innerhalb der Galaxis zu brechen. Hondro war einer der grausamsten Diktatoren, die die terranische Kolonisationsgeschichte erlebt hatte – darüber täuschte auch die Ansicht einiger seiner Anhänger nicht hinweg, die in ihm einen demokratischen Staatsmann sahen. Hondro war alles andere als demokratisch. Hondro war der Alleinherrscher über die Plophoser. Die Mittel, mit der er seine Herrschaft aufrechterhielt und festigte, waren verbrecherisch.

Hondro war 52 Jahre alt, mittelgroß, breit und wuchtig gebaut. Gekraustes Grauhaar bedeckte seinen eckigen Schädel.

»Wir haben den Verband bald erreicht«, sagte er und wandte sich zu Plog um. »Perton wird uns wie ein stolzer Flottenadmiral empfangen. Eines Tages wird dieser Bursche das Gegengift nicht erhalten, er ist mir zu unsicher.«

»Pfft!«, machte Plog und wies mit dem ausgestreckten Daumen auf den Boden.

*

Die Tür ging diesmal nicht mit einem Ruck auf, sie glitt nur langsam zur Seite, als sei der Eintretende nicht in der Lage, sie schnell zu öffnen. Ihr Wächter hatte die Eigenart, die Tür aufzustoßen.

Der Mann, der zu ihnen hereinkam, war Con Perton, der Kommandant des zwanzig Schiffe starken plophosischen Verbandes.

»Wie ich hörte, haben Sie versucht, den Wächter mit Hilfe Ihrer paranormalen Begabung zu beeinflussen«, wandte er sich an André Noir, den Hypnomutanten.

»Ist er aus Stein?«, erkundigte sich Noir gleichgültig.

Perton lächelte unmerklich. »Ich bewundere dieses Anzeichen von Humor in Ihrer Situation«, sagte er. »Seien Sie versichert, dass wir von Anfang an alle Vorkehrungen getroffen haben, um Ihre Psi-Kräfte auszuschalten.«

Noir gab dem Plophoser keine Antwort. Er blickte durch ihn hindurch. Perton wandte sich an Rhodan, der mit Atlan am kleinen Tisch in der Mitte des Raumes saß. Kasom lag wie üblich am Boden, Bully und Noir in den Betten.

Der riesenhafte Ertruser knüpfte eine Fünfliterflasche vom Gürtel seiner Kombination, setzte sie an die Lippen, trank, schnaufte laut und rülpste.

Perton errötete, verkniff sich aber eine Bemerkung. Er hatte schon herausgefunden, dass ihn der Riese provozieren wollte. Am Anfang hatte er mit dem Gedanken gespielt, Kasom die Flasche mit Alkohol abzunehmen, doch da er sich nicht vorstellen konnte, dass eines der Besatzungsmitglieder diesem Auftrag nachgekommen wäre, ohne den Ertruser vorher mit einem Paralysator zu betäuben, hatte er den Gefangenen im Besitz der Flasche gelassen.

»In einigen Minuten haben wir die Ehre, den Obmann an Bord der PHOENIX zu begrüßen«, sagte Perton zu Rhodan. »Die Nachricht über Ihre Gefangennahme hat ihn sehr erfreut. Er wird persönlich über Ihr weiteres Schicksal entscheiden.«

»Wird er mit uns sprechen?«, fragte Atlan.

»Natürlich«, sagte Perton. »Geben Sie sich jedoch nicht der Hoffnung hin, ihn überrumpeln zu können. Seine Leibwache wird jeden noch so geschickten Versuch vereiteln.«

»Vielleicht stellt er noch gute Männer ein«, meinte Kasom.

Perton betrachtete ihn giftig, sagte jedoch nichts.

Rhodan spürte, dass der plophosische Kommandant vor dem so genannten Obmann Furcht hatte. Wahrscheinlich war sich Perton dieses Gefühls nicht bewusst, aber Rhodans wachsamen Augen entging nichts. Das Zucken der Augenbrauen, das Hochziehen der Lippen, alles deutete auf die zunehmende Nervosität Pertons hin. Perton schien sich zwar geehrt zu fühlen, aber er wünschte sich wahrscheinlich im geheimen, dass der Obmann viele Lichtjahre von ihm entfernt bleiben möge.

»Ich möchte, dass Sie sich bereit halten«, sagte Perton mit dünner Stimme. »Vergessen Sie nicht, dass Sie noch einige Zeit an Bord dieses Schiffes sein werden. Es hängt von Ihnen ab, ob diese Zeit einigermaßen erträglich sein wird oder nicht.«

Rhodan verstand den tieferen Sinn dieser Worte genau. Es war absurd, aber Perton fürchtete, dass er durch irgendeine Bemerkung der Gefangenen beim Obmann in Misskredit geraten könnte. Diese Furcht bewog ihn, den Männern einen ebenso unsinnigen wie einseitigen Handel vorzuschlagen.

»Wir sind bereit, den Obmann zu empfangen«, erklärte Kasom. »Wir werden ein Schild mit unseren Besuchszeiten vor die Tür hängen.«

Einen Augenblick schien es so, als würde Perton den größten Fehler seines Lebens begehen und sich unbewaffnet in die Nähe von Kasoms Riesenfäuste wagen, doch er beherrschte sich und verließ die Kabine. Diesmal knallte die Tür hinter ihm zu.

»Ach«, murmelte Kasom und tätschelte die Fünfliterflasche. »Dieses Fläschchen ist wirklich das einzig Angenehme an Bord.«

»Hören Sie auf zu trinken, Kasom!«, ordnete Atlan an. »Wenn dieser Obmann hier auftaucht, werden wir einen klaren Kopf benötigen.«

»Denken Sie, diese drei Tropfen machen mich blau, Sir?«, fragte Kasom beleidigt.

Sie lachten, bis Rhodans Stimme das Gelächter unterbrach.

»Bisher sah es so aus, als wollten uns die Plophoser aus irgendeinem Grund am Leben erhalten«, sagte er. »Jetzt habe ich eine andere Theorie.«

»Wir sollen getötet werden«, vermutete Bully düster.

»Das steht nicht fest«, erwiderte Rhodan. »Der Obmann wird darüber entscheiden. Perton hatte lediglich den Befehl, uns festzusetzen. Alles andere bleibt dem Anführer der Plophoser überlassen. Also kommt alles darauf an, wie unsere Begegnung mit ihm verläuft.«

Da sie den Obmann nicht kannten, war es schwierig, einen Plan für ihr weiteres Vorgehen zu schmieden. Alles hing davon ab, was für ein Mensch dieser Obmann war.

Je intelligenter und besessener dieser Plophoser war, desto schwieriger musste es sein, mit ihm einen Handel abzuschließen. Rhodan konnte nicht vorhersagen, ob es überhaupt möglich war, den Obmann einzuschüchtern. Drohungen mochten ihn unsicher machen, sie konnten aber auch bewirken, dass er eine Hinrichtung der Gefangenen veranlasste.

Deshalb konnten sie sich erst dann über ihr Verhalten gegenüber dem Obmann einigen, wenn sie ihn gesehen und gesprochen hatten.

Dann konnte es allerdings bereits zu spät sein.

»Ich glaube nicht, dass er mit sich handeln lassen wird«, sagte Atlan. »Schließlich ist er terranischer Abstammung. Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, dass ein entschlossener Terraner selten von seinem Vorhaben abgeht. Wenn der Obmann also beschlossen haben sollte, uns zu töten, wird er es tun, ganz gleich, was wir mit ihm sprechen.«

In ihr nachdenkliches Schweigen hinein erklangen die Schritte des Wächters vor der Tür. Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen. Der Wächter kam herein, er richtete einen Paralysator auf die Gefangenen.

»Aufstehen!«, rief er. »Sie kommen jetzt in die Zentrale.«

Rhodan schob den Stuhl ein Stück zurück und erhob sich. »Es sieht so aus, als sei unser Freund bereits an Bord eingetroffen«, sagte er.

Dann stieg er über Kasom hinweg und ging auf den Ausgang zu.

*

Wie ein silberner Bleistift schoss das kleine Schiff des Obmanns durch den Raum. Hier, im Sternengewühl des Milchstraßenzentrums, war eine Ortung durch fremde Raumschiffe fast unmöglich. Die Störungen, die von den vielen Sonnen ausgingen, waren so stark, dass sogar der überdimensionale Raum davon betroffen wurde.

Außer der kleinen Zentrale verfügte das Schiff noch über einen Mannschaftsraum und eine Triebwerksstation. Im Mannschaftsraum hielt sich der größte Teil von Hondros Leibwache auf. Es waren jahrelang geschulte Spezialisten, die dem Obmann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Das lag weniger an ihrer Überzeugung als an der Tatsache, dass auch sie in regelmäßigen Abständen die rettenden Gegeninjektionen erhalten mussten, die das eingespritzte Gift unschädlich machten.

Zwei Mitglieder der Leibwache benötigten kein Gegenmittel. Sie mussten auch kein Gift erhalten, um abhängig gemacht zu werden. Es waren Kampfroboter mit besonderen Fähigkeiten. In ihrer Wirkungskraft übertrafen sie alle Modelle des Imperiums. Der Obmann sorgte dafür, dass seine Konstrukteure auf dem Gebiet der Robotik Phantasie entwickelten.

Hondro hatte die Funkverbindung mit dem plophosischen Verband aufgenommen. Er schaltete das Lineartriebwerk aus und drang mit dem Schiff in das Normaluniversum ein. Mit sich ständig verringernder Geschwindigkeit näherte er sich den Schiffen, die im freien Fall durch den Raum flogen.

»Plog«, befahl er. »Gib den Leibwächtern die Anweisung, dass sie sich bereit machen sollen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Auch das Betreten eigener Schiffe ist für einen mächtigen Mann gefährlich.«

Plog schüttelte sich wie ein durchnässter Hund und tanzte aus der Zentrale.

Die kräftigen Hände des Obmanns umschlossen die Steuerung. Bald würde ihn ein Traktorstrahl der PHOENIX erfassen und sicher zu dem großen Schiff bringen. Bei dem Gedanken an Perton musste Hondro lächeln. Er konnte sich vorstellen, dass der Raumfahrer bereits jetzt nervös in der Zentrale der PHOENIX auf und ab ging.

Für Hondro war es ein wohltuender Gedanke, dass sein Name bei anderen Männern Furcht und Unsicherheit auslöste. Seit er seinen Vorgänger getötet und die Macht im Eugaul-System übernommen hatte, war er darauf bedacht gewesen, seine persönliche Sicherheit vor alle anderen Probleme zu stellen. Hondro war überzeugt davon, dass er die Plophoser für unbegrenzte Zeit regieren konnte.

Diese Überzeugung resultierte jedoch nicht nur aus dem Bewusstsein seiner Macht.

Wenn Hondro nicht gewaltsam getötet wurde, konnte er ewig leben.

Er trug einen Zellaktivator.

Einen jener sechs, die Perry Rhodans Suchkommandos bisher noch nicht entdeckt hatten.

*

Schritte trommelten über den metallenen Laufsteg, der zur Kommandobühne führte. Vier große, breitschultrige Männer postierten sich mit zusammengekniffenen Augen zu beiden Seiten des Abgangs. Ihre Gesichter glichen Masken. Sie zeigten die Angespanntheit von Raubtieren auf der Jagd.

Zwei Kampfroboter kamen herein. Klein, gedrungen, ohne Kopf und Arme, aber mit einer Reihe beweglicher Tentakel rund um den Körper. Das tiefschwarze Material, aus dem sie geschaffen waren, zeigte keinen Glanz. Nur an einer Stelle wurde die matte Farbe von einem leuchtenden roten V unterbrochen.

Einer der Roboter blieb oben am Abgang stehen, der andere kam herunter in die Zentrale.

Es war totenstill.

Rhodan beobachtete, dass Con Perton nervös die Finger verkrampfte. Kasom lehnte wie ein flegelhafter Junge gegen einen Schaltschrank und wippte mit dem rechten Fuß den Takt zu einer unbekannten Melodie.

Auf Atlans Gesicht lag ein schwer zu deutendes Lächeln.

Dann kam er – der Obmann!

Flankiert von zwei weiteren Leibwächtern, erschien er auf der Kommandobühne. Obwohl einer seiner Begleiter ihn fast verdeckte, sah Rhodan sofort, dass da ein Mann mit großer Entschlusskraft herankam. Die festen Schritte drückten Selbstbewusstsein aus, das breite, harte Gesicht zeigte Rücksichtslosigkeit.

Die vier Leibwächter, die zuerst gekommen waren, glitten lautlos den Abgang hinab und verteilten sich in der Zentrale. Obwohl das alles mit großer Unauffälligkeit vor sich ging, blieb die Wirkung auf die Besatzung der Zentrale nicht aus.

Rhodan sah, wie Perton sich straffte.

Der Obmann blieb oben am Abgang stehen und blickte in die Zentrale der PHOENIX herunter. Sein Blick strich über die versammelten Männer hinweg, als könnte er mit einem einmaligen Hinsehen all ihre Gedanken erfassen.

Rhodan beobachtete den Anführer des Gegners. Das Gesicht des Obmanns drückte keine überragende Intelligenz aus, aber dieser Mann besaß angeborene Schlauheit und einen sicheren Instinkt für jede Situation.

Der Obmann ging den Abgang herab, die beiden Leibwächter blieben an seiner Seite. Ihre Raubvogelblicke schienen jeden der Anwesenden zu durchbohren.

Der Plophoser hatte sich mit einer Garde gefährlicher Männer umgeben. Das musste nicht unbedingt ein Zeichen der Schwäche sein. Rhodan sah, dass Perton vor Aufregung kaum ruhig stehen konnte.

Hondro blieb vor Perton stehen und musterte ihn mehrere Sekunden lang. Der Kommandant fühlte sich dabei offensichtlich nicht wohl.

»Ich gratuliere Ihnen«, sagte Hondro mit kraftvoller Stimme. »Ich gratuliere Ihnen und allen anderen.«

Perton schluckte krampfhaft. Röte überzog sein Gesicht.

»Danke, Sir!«, krächzte er.

Hondro schob eine Hand nachlässig in den Hosenbund und ging an Perton vorbei auf Rhodan zu.

»Auf diesen Augenblick habe ich seit Jahren gewartet«, sagte er ruhig. »Ich wusste, dass wir Sie eines Tages erwischen würden, Rhodan.«

»Ich kenne Sie nicht«, entgegnete Rhodan. »Wer sind Sie?«

»Iratio Hondro, Regierender Ministerpräsident des Eugaul-Systems«, erklärte Hondro mit einer spöttischen Verbeugung. »Der Mann, der Sie besiegt und Ihrer Diktatur ein Ende gemacht hat.«

Die Stimme des Obmanns war hart. Jeder in der Zentrale hörte sie.

»Diktatur?«, wiederholte Rhodan. »Ich glaube, Sie verwechseln die Staatsform des Eugaul-Systems mit der des Vereinten Imperiums.«

»Es ist Diktatur, wenn man den Kolonien keine Freiheit gibt«, sagte Hondro. »Gewiss, wir hatten unsere Souveränität, wir durften entscheiden, solange es unsere eigene Welt betraf. Im Weltraum jedoch hatten wir nichts zu sagen. Dort herrschte nur Perry Rhodan. Dort traf er die Entscheidungen. Er traf sie ohne uns, ja, er fragte uns noch nicht einmal. Das hatte er nicht nötig. Das nenne ich Diktatur, Rhodan.«