Perry Rhodan 1819: Eine Ladung Vivoc - Arndt Ellmer - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 1819: Eine Ladung Vivoc E-Book und Hörbuch

Arndt Ellmer

4,0

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Beschreibung

Entscheidung auf Lafayette - drei Völker warten auf die Heiligen Die Situation in der Milchstraße ist zum Jahresbeginn 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ziemlich angespannt. Mysteriöse Igelschiffe kreuzen in der Galaxis; sie haben schon mehrere Planeten besetzt und komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Bisher hat man so gut wie keine gesicherten Erkenntnisse über die Fremden. Das in sich zerstrittene Galaktikum weiß keine Lösung, ist derzeit auch zu weit von einer Einigung entfernt: Misstrauen herrscht zwischen den großen Machtblöcken der Galaxis. Auch das Projekt Camelot, von den Unsterblichen ins Leben gerufen, ist gescheitert. Zudem ist in direkter Nachbarschaft der Erde eine fremde Kultur aufgetaucht - auf Trokan, dem "zweiten Mars". Im Schutze eines Zeitrafferfeldes, das 250 Millionen Jahre in nicht einmal 70 Real-Jahren ablaufen ließ, entwickelte sich die Zivilisation der Herreach. Kein Mensch in der Milchstraße weiß Bescheid, wo Perry Rhodan sowie seine Freunde Reginald Bull und Alaska Saedelaere sind; sie verschwanden im Pilzdom auf Trokan und tauchten bisher nicht wieder auf. Während es Alaska in die Galaxis Bröhnder verschlagen hat, sind Rhodan und Bull in Plantagoo unterwegs. Währenddessen spitzt sich die Situation in der Milchstraße zu, wobei die unbedeutende Dschungelwelt Lafayette zu einer Art Testfall wird. Icho Tolot, Gucky und Atlan sind auf dem Planeten im Einsatz; sie beobachten die Fremden - und diese warten offenbar auf EINE LADUNG VIVOC …

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Zeit:2 Std. 56 min

Sprecher:Martin Zuhr
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Nr. 1819

Eine Ladung Vivoc

Entscheidung auf Lafayette – drei Völker warten auf die Heiligen

von Arndt Ellmer

Die Situation in der Milchstraße ist zum Jahresbeginn 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ziemlich angespannt. Mysteriöse Igelschiffe kreuzen in der Galaxis; sie haben schon mehrere Planeten besetzt und komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Bisher hat man so gut wie keine gesicherten Erkenntnisse über die Fremden.

Das in sich zerstrittene Galaktikum weiß keine Lösung, ist derzeit auch zu weit von einer Einigung entfernt: Misstrauen herrscht zwischen den großen Machtblöcken der Galaxis. Auch das Projekt Camelot, von den Unsterblichen ins Leben gerufen, ist gescheitert.

Zudem ist in direkter Nachbarschaft der Erde eine fremde Kultur aufgetaucht – auf Trokan, dem »zweiten Mars«. Im Schutze eines Zeitrafferfeldes, das 250 Millionen Jahre in nicht einmal 70 Real-Jahren ablaufen ließ, entwickelte sich die Zivilisation der Herreach.

Kein Mensch in der Milchstraße weiß Bescheid, wo Perry Rhodan sowie seine Freunde Reginald Bull und Alaska Saedelaere sind; sie verschwanden im Pilzdom auf Trokan und tauchten bisher nicht wieder auf. Während es Alaska in die Galaxis Bröhnder verschlagen hat, sind Rhodan und Bull in Plantagoo unterwegs.

Währenddessen spitzt sich die Situation in der Milchstraße zu, wobei die unbedeutende Dschungelwelt Lafayette zu einer Art Testfall wird. Icho Tolot, Gucky und Atlan sind auf dem Planeten im Einsatz; sie beobachten die Fremden – und diese warten offenbar auf EINE LADUNG VIVOC …

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Mit einer Handvoll Freiwilliger unternimmt der Arkonide einen Vorstoß nach Lafayette.

Gucky – Der Mausbiber hat massive Probleme mit dem Tangle-Scan.

Icho Tolot – Der Haluter steckt noch in der Drangwäsche fest.

Joseph Broussard jr. – Der Cajun erreicht endlich Swamp City.

Pepe

1.

»Dauert es lange?«

Velito Karemus wandte sich mit der ganzen Würde seiner Herkunft und seines Berufsstandes um und warf dem Frager einen misstrauischen Blick zu. Wieso wusste man bei Terranern eigentlich nie, woran man mit ihnen war?

»Nein, natürlich nicht«, gab er von ganz weit oben herab zur Antwort. »Und es ist völlig ungefährlich. Du empfindest keine Schmerzen dabei. Wie fühlst du dich?«

»Das hast du mich vor zwei Minuten schon einmal gefragt. Ich fühle mich blendend.«

Der Chefarzt der RICO warf einen Blick hinüber zu den Hologrammen und vergewisserte sich, dass der letzte der hundertsiebzig Patienten auch die volle Wahrheit sagte. Die Messinstrumente zeigten Körperwerte an, die sich immer mehr denen annäherten, die man in der arkonidischen Schulmedizin als normal ansah. Dass es sich bei dem Wesen in dem Antigravfeld keineswegs um einen Arkoniden handelte, sondern um einen Menschen und Angehörigen der LFT, zählte in den Augen von Karemus nur sekundär. Aus seiner Sicht hatten Terraner lediglich ein paar Rippen zuviel und eine Brustplatte zu wenig.

»Gut. Du bekommst jetzt den Helm übergestülpt.«

Raoul Sonarra, so hieß der Terraner in Karemus' »Fängen«, schnaubte respektlos.

»Wenn's denn sein muss. Aber merk dir eines, caro amigo: Als Versuchskaninchen lasse ich mich nicht benutzen. Von niemandem.«

»Karemus bitte. Nicht Karoamigo.«

»Du hast mich falsch verstanden.«

»Pah!«

Der Arkonide schnippte mit den Fingern. Für die Syntronik bedeutete dies Einsatz.

Von der Wandung eines der silbern und metallisch blau schimmernden Aufbauten des Medocenters löste sich eine dünne Schicht und schwebte hinüber zu Sonarra. Sie faltete sich zu einer Haube auseinander und senkte sich langsam auf den Kopf des Liegenden hinab.

Der Terraner stieß erneut dieses Schnauben aus. Da sein Blutdruck und seine Pulsfrequenz normale Werte anzeigten, konnte es sich auf keinen Fall um ein Anzeichen von Angst handeln.

»Ich befolge Atlans Anweisungen.« Karemus rang mit der Fassung ob des Benehmens dieses Kerls. »Ihr müsst euch alle dem Test unterziehen. Du bist der letzte. Wir versuchen, so gut es geht, auf eure Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen.«

Raoul Sonarra schloss die Augen und entspannte sich weiter.

»Bei der Liga Freier Terraner werden Kommandanten für gewöhnlich zuerst in die Mangel genommen. Wer die Verantwortung trägt, muss auch seinen Kopf hinhalten.«

»Oh. Das tut mir sehr leid. Aber meine Informationen sind da anderer …«

»Ich kann es nicht mehr hören. Bist du bald fertig?«

Velito Karemus resignierte und schwieg. Steif stand er vor dem Hologramm, das die Messwerte der Metallhaube grafisch darstellte. Gebannt starrte er auf das, was die Taster aus dem neuronalen Netz des menschlichen Gehirns hervorholten. Erinnerungen an das, was wenige Stunden zuvor geschehen war.

Die Begegnung mit dem Tangle-Scan stellte kein angenehmes Erlebnis dar. Jeder Betroffene fühlte sich übergangslos elend. Ihm wurde speiübel. Er empfand es, als würde sein Innerstes nach außen gedreht, Gliederreißen und Konzentrationsmängel folgten. Und dieser Zustand hielt an und zerrte am Nervenkostüm.

Der Arkonide rief die Ergebnisse der übrigen Besatzungsmitglieder des LFT-Kreuzers auf und verglich sie mit Sonarras Neuro-Enzephalogramm.

Die Impressionen stimmten bei allen mit wenigen Abweichungen überein.

Velito Karemus klatschte zufrieden in die Hände. Das passte ins Bild. Jetzt konnte er Atlan guten Gewissens gegenübertreten.

»Bei Arkon, ihr habt gewaltiges Glück gehabt«, wandte er sich wieder Sonarra zu. »Wir haben euch rechtzeitig vor dem ewigen Wahnsinn gerettet. Als lallende Idioten hättet ihr auf Lafayette ziemlich wenig ausgerichtet.«

Der Terraner reagierte in keinster Weise auf diese Schocktherapie. Velito Karemus seufzte ergeben. Bei Raoul Sonarra konnte ihn nichts mehr erschüttern.

»Kleiner Scherz am Rande.« Der Arkonide versuchte so etwas wie ein terranisches Grinsen, aber es geriet ihm zur Grimasse. »So schlimm kann es gar nicht werden. Wir haben es jetzt schwarz auf weiß. Die Auswirkungen des Tangle-Scans verschwinden in jedem Fall spurlos, sobald der Betroffene ihm nicht mehr ausgesetzt ist. Bleibende Schäden am zentralen Nervensystem sind nicht nachweisbar. Zumindest gilt das für Wesen mit sogenannter normaler Veranlagung. Bei Mutanten bin ich mir nicht sicher.«

»Mein Dank wird dir lebenslang nachschleichen. Doch zuvor beantworte mir eine Frage: Was macht es für einen Sinn, wenn dieses außergalaktische Gesocks die Bewohner ganzer Planeten in den Wahnsinn schickt und später als geheilt entlässt? Das kann es doch nicht gewesen sein, oder?«

Darauf wusste der Arkonide keine Antwort. Der Terraner schien sein Schweigen zu genießen. Er wartete nicht erst ab, bis sich die Haube von seinem Kopf entfernt hatte. Mit einer beiläufigen Bewegung streifte er sie ab und warf sie in die Luft, wo sie einen Augenblick hängenblieb, sich dann zusammenfaltete und an ihren angestammten Platz zurückkehrte.

Sonarra richtete sich auf und setzte sich an den Rand des Antigravfeldes, als sei es ein Gegenstand aus Formenergie und kein unsichtbares Gebilde.

Ein Signal zeigte an, dass jemand den Türöffner betätigte. Augenblicke später trat ein weiterer Arkonide ein, bei dessen Anblick sich Velito Karemus leicht verneigte.

»Wir sind fertig, Atlan«, beeilte er sich zu versichern. »Die Ergebnisse müssten bereits in einem Kristall gespeichert sein. Ah, da kommt er ja.«

Geschickt fing er den winzigen Gegenstand auf, der das Hauptterminal der Syntronanlage verließ und Kurs auf ihn nahm. Er blies imaginären Staub von seiner Oberfläche und reichte ihn an Atlan weiter.

»Danke, Velito.«

Im Gesicht des Unsterblichen zuckte keine Miene. Er ließ den Kristall in der Brusttasche seiner Kombination verschwinden und wandte sich ohne Umschweife an den Terraner.

»Hallo, Raoul«, sagte er und hielt ihm die Hand hin.

Der LFT-Kommandant ergriff sie und drückte sie hastig.

»Guten Tag, Atlan. Im Namen meiner Besatzung möchte ich mich bei euch für die Rettung bedanken.«

»Bedanke dich bei Icho Tolot, der jetzt wohl auf Lafayette gestrandet ist. Hätte er nicht das Feuer eröffnet und die beiden Igelschiffe vernichtet, befändet ihr euch da unten bei den Bewohnern der Kolonie und immer noch im Einflussbereich des Tangle-Scans. Was führt euch hierher? Zum Spaß seid ihr bestimmt nicht ins Collore-System geflogen, oder?«

»Nein. Natürlich nicht. Wir hatten den Auftrag, die Lage über Lafayette zu erkunden und nach Möglichkeiten zur Befreiung des Planeten Ausschau zu halten. Dabei gerieten wir in den Wirkungsbereich der Strahlung.«

»Ihr werdet vorerst an Bord der RICO bleiben«, fuhr der Unsterbliche fort. »Euer Schiff ist nur noch ein Wrack, wir haben es zurückgelassen. Karemus bringt euch zu Gerine. Die Stellvertretende Kommandantin wird euch eure Quartiere zuweisen. Ihr versteht sicher, dass wir euch nicht alle technischen Geheimnisse zeigen.« Atlan grinste und wandte sich an den Mediziner. »Sorg dafür, dass Programm siebzehn in spätestens einer halben Stunde bereitsteht.«

Programm siebzehn umfasste die medizinische Ausrüstung für einen Modula-Roboter und zusätzliche Medoeinheiten für die SERUNS der an einem Einsatz Beteiligten.

Velito Karemus senkte leicht den Kopf als Zeichen der Zustimmung.

»Du hast dich also entschieden.«

»Ja. Wir können nicht länger warten.«

»Du planst eine Aktion gegen die Igelschiffe?«, fragte Sonarra. »Wir sind dabei.«

»Tut mir leid. Ihr seid unsere Gäste und bleibt im Schiff. Unser Ziel sind nicht die Igel selbst, sondern Lafayette. Icho Tolot und der Ilt befinden sich wohl unten bei den Kolonisten. Gucky als Mutant leidet sicher besonders intensiv unter der Einwirkung des Tangle-Scans. Er braucht dringend Hilfe.«

*

Etwa zwei Lichtsekunden reichte die Wirkung des Tangle-Scans hinaus ins All. Die RICO hatte sich auf eine Entfernung von zehn Lichtsekunden vom vierten Planeten des Collore-Systems zurückgezogen. In ihrer Nähe wartete Tolots HALUTA II auf die Rückkehr ihres Eigentümers und Erbauers.

Die Igelschiffe kümmerten sich nicht um die beiden fremden Fahrzeuge, und das, obwohl das halutische Schiff zwei ihrer eigenen Raumer vernichtet hatte.

Und genau das war es, was Atlan zutiefst beunruhigte. Das Verhalten der Fremden zeigte, dass sie ihrer Sache sehr sicher waren. Sie hatten es nicht nötig, sich mit zwei Schiffen zu befassen, die sich in ihrer Nähe aufhielten. Der Tangle-Scan hielt zudem allzu Neugierige davon ab, ihre Nasen in die Angelegenheiten der Invasoren zu stecken.

Manchmal in letzter Zeit hatte Atlan die heraufziehende Gefahr fast körperlich gespürt. Hunderttausend Einheiten der Fremden lauerten beim Kugelsternhaufen 47 Tucani, sechzehntausend Lichtjahre von Sol entfernt. Der Haufen mit einem Durchmesser von zweihundertzehn Lichtjahren und einer Million Sonnenmassen gehörte zum Einflussbereich der LFT. Die Menschenkolonien dort befanden sich in unmittelbarer Gefahr.

Insgesamt hatten die Viperiden, wie Atlan die Fremden anhand der genetischen Rekonstruktion auf Camelot bezeichnete, bisher dreiundzwanzig bewohnte Planeten besetzt, davon allein achtzehn LFT-Welten.

Dreiundzwanzigmal litten Millionen von Lebewesen unter der Strahlung und harrten eines ungewissen Schicksals.

Auf Terra und überall im Gebiet der Liga Freier Terraner galt auf Cistolo Khans Betreiben hin das Kriegsrecht. Alle Raumstreitkräfte befanden sich in Alarmbereitschaft. Als eine der ersten Reaktionen hatte Khan einen Kreuzer ins Collore-System geschickt, zum ersten von Viperiden besetzten Planeten.

Bisher war es nicht gelungen, sich dem Planeten zu nähern oder etwas für die Kolonisten auf seiner Oberfläche zu tun. Starke Verbände der Igelschiffe hüllten Lafayette ein und verhinderten jede Annäherung.

Eine Weile hatte der Arkonide mit dem Gedanken gespielt, nach 47 Tucani zu fliegen und unterwegs möglichst viele Schiffe und Verbände um sich zu scharen, damit sie der LFT zu Hilfe eilten und den Kampf gegen die Igelschiffe aufnahmen. Aber die vorangegangenen Ereignisse im Humanidrom hatten seinem Optimismus einen gehörigen Dämpfer versetzt. Der Flug nach Camelot war ihm wie eine frühzeitige Kapitulation vorgekommen. Und jetzt befand er sich da, wo die Umtriebe der Igelschiffe ihren Anfang genommen hatten.

Was immer die Fremden vorhatten, auf Lafayette mussten die Dinge am weitesten fortgeschritten sein.

Salziges Sekret bildete sich in Atlans Augenwinkeln – wie immer, wenn ihn starke Erregung erfasste. Egal, welches Schicksal den Menschen dort unten blühte, das Leben würde für sie niemals mehr so sein wie bisher.

Auf dem kleinen Tisch der Kabine lag der Kristall mit den Daten. Die Ergebnisse von Karemus' Untersuchungen ließen Hoffnungen aufkeimen. Hoffnungen darauf, dass den Bewohnern von Lafayette und auch der anderen Planeten noch zu helfen war.

Wie lange aber? War es nicht schon zu spät?

Vielleicht irrten sie sich ja, und der Tangle-Scan wirkte auf der Oberfläche gar nicht, sondern nur im Raum. Dann war die Gefahr für die Kolonisten vielleicht nicht ganz so groß.

Gib dich keinen Sentimentalitäten hin!, warnte der Extrasinn. Es wäre deinem Vorhaben abträglich, würdest du versuchen, die Gefahr zu verharmlosen. Solange es dir nicht gelingt, bis zur Oberfläche von Lafayette vorzustoßen, hat es wenig Sinn, wenn du dich Spekulationen hingibst.

Darauf wäre ich von selbst nie gekommen, spottete der Arkonide in Gedanken.

Seine Blicke wanderten durch den Wohnraum seines Kabinentraktes, in den er sich für ein paar Minuten zurückgezogen hatte, um mit sich und seinen Gedanken allein zu sein. Die Nüchternheit der Ausstattung hätten Terraner vermutlich als spartanisch bezeichnet. Für ihn war ein Gefühl des Wohlbehagens damit verbunden. Nichts lag herum, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog und ihn von den wichtigen Dingen ablenkte.

»Hermon kommt und bittet um Einlass«, meldete sich der Servo. »Bist du bereit, ihn zu empfangen?«

»Natürlich. Öffne!«

Atlan erhob sich und ging dem neuen Feuerleitchef der RICO entgegen. Hermon war jung, siebenundzwanzig Jahre alt. Ein ähnlicher Haarschnitt, weißblondes Haar und rötliche Albinoaugen erweckten den Eindruck, als käme hier ein Double des Unsterblichen daher. Allerdings war Hermon deutlich kleiner, besaß ein volleres Gesicht und einen nicht sonderlich trainierten, schlanken Körper.

Nach alter Tradition begrüßten sie sich, indem sie die Handflächen gegeneinanderlegten. Hermon von Ariga ließ eine Anstandspause von zwei Atemzügen verstreichen. Dann begann er zu sprechen.

»Sassaron ist soweit«, berichtete er, und seiner Stimme war deutlich die Begeisterung anzuhören. »Du wolltest unbedingt Freiwillige haben. Dabei hätte jeder in der RICO sofort bereitgestanden.«

»Ich weiß. Aber zehn Männer und der Beibootchef sind genug. Was ist mit den Robotern?«

»Die Modula-Maschinen sind einsatzbereit. Ein Medo und neun Kämpfer. Sie warten an der Minor-Globe.«

»Ich komme.«

Atlan öffnete einen der Wandschränke, nahm seinen persönlichen SERUN heraus und stieg hinein. Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ er den Raum und trat auf den Korridor hinaus. Hermon von Ariga, ein entfernter Vetter von Theta mit fünf Monaten Erfahrung in einem Straflager, folgte seinem Retter fast unhörbar und im achtungsvollen Abstand von fünf Schritten.

Sie werden es nie lernen, dachte Atlan mit einer Spur von Wehmut. Für manche werde ich wohl immer der Kristallprinz und rechtmäßige Herrscher des Reiches bleiben. Selbst in einer Million Jahren noch.

Sie nahmen einen bereits aktivierten Transmitter zum Steckplatz achtunddreißig und traten aus dem Materialisationsfeld in die Halle. Drüben am Durchgang zum angedockten Beiboot warteten die Roboter.

Es handelte sich um Maschinen in modularer Bauweise nach einem von den Kybernetikern auf Camelot entwickelten Prinzip. Der Metallkörper war ein Zylinder von einem Meter und dreißig Länge, der sich nach unten konisch verjüngte. Oben betrug der Durchmesser fünfzig Zentimeter, unten dreißig. Die Oberfläche der Maschine wies eine Anzahl von Erhebungen, Schlitzen und Löchern auf, die als Steckplätze für die verschiedenen Module dienten.