Perry Rhodan 3155: Das Dritte Galaktikum - Arndt Ellmer - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3155: Das Dritte Galaktikum E-Book und Hörbuch

Arndt Ellmer

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis ahnen aber, dass eine große Gefahr auf sie zukommt. Auf einmal gewinnt ein Projekt an Bedeutung, das zuletzt nur als Träumerei gegolten hat – gemeint ist DAS DRITTE GALAKTIKUM ...

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Zeit:3 Std. 59 min

Sprecher:Renier Baaken
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Nr. 3155

Das Dritte Galaktikum

Umwälzungen auf der Welt der Cheborparner – ein Attentäter wird gejagt

Arndt Ellmer

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Atlan

2. Plauton

3. Atlan

4. Plauton

5. Atlan

6. Plauton

7. Atlan: Am Vulkan

8. 5. Januar 2072 NGZ, Tro-Chmerm

9. 5. Januar 2072 NGZ, Tro-Chmerm

10. 5. Januar 2072 NGZ, Kundacanz

11. 5. Januar 2072 NGZ, Kundacanz

12. 6. Januar 2072 NGZ, Tro-Chmerm

13. 6. Januar 2072 NGZ, Chebora

14. 6. Januar 2072 NGZ, Tro-Chmerm

Epilog

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Raumschlitten der Haluter

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.

Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis ahnen aber, dass eine große Gefahr auf sie zukommt. Auf einmal gewinnt ein Projekt an Bedeutung, das zuletzt nur als Träumerei gegolten hat – gemeint ist DAS DRITTE GALAKTIKUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

Nunnuyard Cheteszer – Der Reichsverweser der Cheborparner begrüßt zu einer Konferenz.

Aumt Raszaypart – Der Sicherheitschef der Cheborparner schließt Lücken.

Phanay Gogosz – Die Cheborparnerin ist Zeremonienmeisterin, Beraterin und Leibwächterin in einer Person.

Atlan

Prolog

Er wusste, wer ihm auf der Spur war. Es kam keineswegs unerwartet, denn er wusste, dass es hatte geschehen müssen, wenn er es nicht mit Volltrotteln zu tun hatte. Es kam lediglich unerwünscht und zur Unzeit. Es würde Abstriche an seinem Plan und dessen Ergebnissen geben, sehr wahrscheinlich, wenngleich nicht mit Gewissheit – schließlich hatten seine Gegner es ebenfalls nicht mit einem Stümper zu tun.

Um seinem Auftrag gerecht zu werden, brauchte er auf diese Störungen nicht einzugehen. Aber sein Ethos gebot es ihm. Er war nahezu perfekt.

1.

Atlan

4. Januar 2072 NGZ, 6.30 Uhr

Eshendor dom Khaal schien sich über mich zu amüsieren. Er saß im Sessel des Kommandanten, die Beine locker übereinandergeschlagen und las. Zumindest versuchte er diesen Eindruck zu erwecken, aber sein Blick kreuzte den meinen immer wieder, und meist lächelte er dann.

An seiner Stelle hätte ich das vielleicht ebenso getan. Höchstwahrscheinlich bot ich ein seltsames Bild, wie ich meine stillen Runden durch die Zentrale zog, mal da, mal dort stehen blieb und von Holowolken umschwirrt wurde.

Ich wartete auf die Ergebnisse des Labors. Wie lange konnte das dauern?

Meine THETA DA ARIGA war ein Ultraschlachtschiff auf dem neuesten Stand der Technik. In diesem Kelchraumer, einem Prestigeraumschiff der Kristallrepublik, waren zahlreiche Kapazitäten versammelt, die ich für meine derzeitige Mission handverlesen hatte. Ich legte Wert darauf, auf alles vorbereitet zu sein, und hatte daher genutzt, was immer mir an Personal zur Verfügung gestellt werden konnte.

Ich war sicher, dass sich das nun bezahlt machen würde. Der Saboteur von Pspopta hatte eine Spur hinterlassen, wahrscheinlich ohne es zu wollen: Zellreste, die ich von dem zerstörten Sprengkörper isoliert hatte. Organisches Material, so viel stand fest.

Unseren Wissenschaftlern und ihrer Technologie würde es nichts entgegensetzen können, um seine Herkunft zu verschleiern. Wir würden die Informationen entschlüsseln, jedenfalls so weit, dass ich den Kreis der Verdächtigen eingrenzen konnte. Mit ein wenig Glück konnten wir sogar die Kongruenz mit vorliegenden Daten eines bestimmten Individuums feststellen.

Ich brauchte das Ergebnis der Zelluntersuchung so schnell wie möglich. Uns lief die Zeit davon, und das gleich mehrfach: Unter uns, auf der Heimatwelt der Cheborparner, ging die Konferenz weiter, und irgendwo im Leerraum zwischen den Galaxien raste FENERIK der Milchstraße entgegen – und wenn der Chaoporter eintraf, würde sich alles ändern.

Dann hätten die Mächte des Chaos und der Ordnung den Krieg in die Milchstraße getragen.

Es dauert so lange, bis es fertig ist, Sherlock!, wies mich mein Extrasinn zurecht. Damit spielte er auf meine Unterhaltung mit Sichu an, in der wir unsere Tätigkeit mit der des legendären terranischen Ermittlers und dessen Adlatus Watson verglichen hatten.

Während der Konferenz auf Pspopta, der Heimatwelt der Cheborparner, war es zu bisher zwei erkennbaren Attentaten gekommen: Der erste Angriff war mittels eines Gases erfolgt, der zweite durch einen vorzeitigen Vulkanausbruch, bei dem man gleichzeitig die Sicherheitseinrichtungen desaktiviert hatte. Dazu hatte auch die Sprengung des Glassitwalls gehört, der ich die Zellprobe zu verdanken hatte.

Schon am ersten offiziellen Tag der Konferenz hatten diese Ereignisse für viel Unruhe gesorgt, aber zumindest hatte es bisher keine Toten gegeben. Das erleichterte mich einerseits und sorgte andererseits für ein bohrendes Gefühl: Falls – was absolut möglich war – es sich um keinen Zufall handelte, musste es entweder in der persönlichen Absicht des Täters gelegen haben oder Teil seines Auftrages sein.

Das wiederum musste etwas bedeuten, denn es passte nicht zum üblichen Vorgehen, das wir bei Dienern der Chaotarchen schon oft erlebt hatten. Weder der Dekalog der Elemente noch die Terminale Kolonne TRAITOR oder die Kandidatin Phaatom hatten lange gefackelt oder Rücksicht auf Lebewesen der Niederungen – wie die Hohen Mächte unser Universum bezeichneten – genommen. Was verriet uns das über den Chaoporter FENERIK, auf den diese Aktionen mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückgingen?

Oder wer konnte stattdessen dahinterstecken? Ich hatte die vergangenen Stunden damit verbracht, der Handschrift des Täters nachzuspüren – womöglich war er bereits in der Milchstraße tätig gewesen und hatte anderswo ähnlich agiert. Vielleicht ließ sich daraus etwas schlussfolgern. Zumindest war es eine gute Fingerübung und vertrieb mir die Zeit.

Leider hatte ich keine Spur, der zu folgen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit lohnte.

»Verbindung zu den Labors!«, verlangte ich von der Bordpositronik.

Sofort erloschen die zahlreichen Rechercheholos zugunsten eines Hologlobus, der direkt in den Forschungsbereich der THETA blickte. Ich sah Vince Patlock und Genner Uliman, zwei führende Exobiologen. Beide trugen dunkelblaue Overalls und dünne, sensitive Handschuhe.

Patlock kannte sich in der Genvielfalt der galaktischen Völker so gut aus, dass er unter seinesgleichen ein enormes Renommee besaß, und Uliman hatte in Tahunaral-ON, dem maßgeblichen Fachjournal Aralons, zahlreiche Artikel unter dem Reihentitel Genetische und behavioristische Varianz innerhalb von extragalaktischen Hilfsvölkern der Hohen Mächte verfasst.

Dass führende Forscher bei den Aras seine Artikel immer wieder öffentlich diskutierten, obwohl er »nur« Arkonide war, sprach für seine fachliche Versiertheit. Ich hatte die beiden eigens angefordert, weil ich hoffte, ihr Wissen während der Konferenz und danach brauchen zu können. Sie ergänzten einander fachlich ausgezeichnet und kamen sogar menschlich gut miteinander aus – ganz anders als die Synergistiker-Genies Notkus Kantor und Enza Mansoor, damals bei den Terranern ...

Meine Gedanken schweiften kurz in jene Zeit zurück. Beide waren längst tot, und sogar ihr Sohn, der Zellaktivatorträger Myles Kantor, weilte nicht mehr unter uns.

Narr! Denk nicht an die Toten, denk an die Lebenden!, rief mich der Extrasinn zur Ordnung.

Vince Patlock blickte hoch. Er schien gerade erst zu bemerken, dass ich sie angerufen hatte. »Ja? Hast du neue Informationen?«

»Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, ihr hättet welche«, antwortete ich.

»Wir werden sie umso schneller haben, je seltener wir gestört werden«, sagte Patlock. »Fest steht jedenfalls, dass es sich um keinen Arkoniden, Akonen, Terraner oder Tefroder gehandelt hat. Dazu unterscheiden sich die Merkmale dieser Proben zu deutlich. Allerdings ist unsere Datenlage zu Individuen anderer Völker längst nicht so breit wie zu den Lemuroiden. Daher werden wir dir wahrscheinlich nichts zur Identität der Person sagen können.«

»Mir wäre schon geholfen, wenn ich wüsste, zu welchem Volk diese Person gehört.«

Patlock nickte schweigend.

»Wenn du uns entschuldigst? Wir haben hier nämlich zu arbeiten«, mischte sich Genner Uliman ein und beendete mit einem Wink die Verbindung.

»Atlan?«, sprach mich dom Khaal an.

»Ja, Kommandant?«

»Ich habe da jemanden für dich. Bist du bereit, mit ihr zu sprechen?«

Dom Khaal wusste, wie er mich neugierig machen konnte. Eine sie also. Warum nicht? Offenbar war ich zum Abwarten verdammt, da konnte ich die Zeit sinnvoll nutzen.

»Wer ist es?«, fragte ich.

Der Kommandant verzog keine Miene. »Du kennst sie.«

»Mach's nicht so spannend! Stell das Gespräch durch!«

Dom Khaal stand langsam auf. »Das wäre nicht angemessen. Sie ist bereits an Bord. Ich bringe dich zu ihr.«

»Nach dir.« Ich beschloss, ihm nicht die Genugtuung zu geben, weiter nachzufragen. Stattdessen tat ich so, als wüsste ich längst Bescheid. Das verleitete andere häufig dazu, etwas zu sagen oder zu tun, was sie eigentlich gar nicht vorgehabt hatten.

Meine Strategie ging auf. Schon wenige Meter nach Verlassen der Zentrale blieb der Arkonide stehen. »Du musst da unten mächtig Eindruck auf sie gemacht haben, dass sie unbedingt auf einem persönlichen Gespräch besteht.«

Ich reagierte ausweichend. »Gut. Genau das war meine Absicht.«

Ich ging davon aus, dass es sich um eine Cheborparnerin handelte. Da der Kommandant sie anstandslos an Bord gelassen hatte, konnte es nur bedeuten, dass es sich um eine wichtige Persönlichkeit handelte, und von denen hatte ich nicht allzu viele kennengelernt.

Auf Anhieb fiel mir nur die schweigsame Zeremonienmeisterin ein: Phanay Gogosz.

Sie kommt nicht deinetwegen, stellte der Extrasinn fest.

Ich konnte mir aussuchen, ob sein Kommentar überflüssig oder gehässig war. Ich entschied mich, ihn zu ignorieren.

»PhaGo bemüht sich nicht nur wegen meines Charmes hierher. Hat sie anklingen lassen, worum es ihr geht?«

»Warte es ab«, antwortete er. »Bitte, hier hinein!«

Ich betrat einen gemütlichen Konferenzraum mit Ledersesseln, jeder Menge Kleintier-Androiden und einer reich gefüllten Bar. Die terranischen Pirole unter der Decke interessierten mich nicht besonders. Ich zählte sie mehr zur Dekoration als zum Hauszoo.

»Soll ich bei dir bleiben? Oder benötigst du Sicherheitskräfte oder -roboter?«, erkundigte sich dom Khaal sachlich. Er war in der Tür stehen geblieben und wirkte weder aufgeregt noch besorgt.

»Darauf können wir wohl verzichten. PhaGo und ich stehen schließlich auf derselben Seite.«

»Wie du meinst.« Der Kommandant verbeugte sich militärisch knapp und ging zurück in die Zentrale.

Ich nahm in einem der Sessel Platz und orderte bei einem Servoroboter frischen Camana. Als ich einen Becher des heißen Getränks in Händen hielt, nippte ich an der schwarzen, heißen Brühe. Der Camana schmeckte so ölig-bitter, wie es sein musste.

»Möchtest du auch einen?«, fragte ich ins Nichts. »Du kannst natürlich auch deinen Deflektor ausschalten und dir selbst einen bestellen.«

Die Luft vor mir flimmerte, und eine Gestalt schälte sich hervor.

Es handelte sich um ein aufrecht gehendes humanoides Wesen. Als Erstes sah ich zwei große, runde Augen von leuchtendem Rot. Die Enden der nach oben abstehenden Hörner waren leicht nach hinten gebogen, wie bei weiblichen Cheborparnern üblich.

»Du bist ein guter Beobachter«, sagte sie in akzentfreiem Interkosmo.

Ich wies auf einen Sessel. »Leidlich gut, würde ich sagen. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs? Kann NunC auf dich verzichten?«

Phanay Gogosz setzte sich und drückte den Rücken durch, als wäre ihr unbehaglich. »Er wird es müssen, wenn wir Erfolg haben wollen.«

Ich beugte mich leicht vor und stellte den Camana ab. »Es gibt ein Wir? In welcher Hinsicht?«

»Dieser Saboteur ist vor allem eine cheborparnische Angelegenheit, aber ich werde dir die Ermittlungen nicht wegnehmen. Immerhin schätze und bewundere ich deine Arbeit.«

Ich trank einen Schluck Camana, um Zeit zu gewinnen. »Du hast NunC garantiert nicht deswegen allein gelassen und bist hierher geflogen, um mir das zu sagen, oder?«

PhaGo lachte. Es klang reizend. »Keineswegs. Mir geht es um die genetische Spur, die du gefunden hast. Wohin führt sie?« Sie hob eine Hand. »Versuch nicht, es zu leugnen. Damit würdest du mich sehr enttäuschen.«

Illustration: Dirk Schulz

Ich lehnte mich wieder im Sessel zurück und betrachtete die Cheborparnerin lange. Konnte ich ihr trauen? Sehr wahrscheinlich. »Woher weißt du von der Spur?«

»Hätte ich das nicht mitbekommen, wäre ich eine schlechte Sicherheitschefin. Schließlich reden wir hier vom derzeit prominentesten Ort auf Pspopta. – Also?«

»Die Probe ist noch im Labor.«

»Ich bin nicht nur deswegen hier.« Sie legte beide Hände auf die niedrige, weiß glänzende Tischplatte. »Ich biete dir an, dass wir gemeinsam nach dem Saboteur suchen.«

»Deine Hilfe wäre mir hochwillkommen«, stimmte ich zu.

PhaGo hatte bewiesen, dass sie kompetent und schnell war – und sie konnte problemlos auf Pspopta agieren. Ich hingegen war nur ein Außenstehender, der zwar einen gewissen Ruf hatte, aber keinerlei offiziellen Befugnisse.

»Ich verstehe, Atlan. Ich möchte den Saboteur so schnell wie möglich fassen. Er darf es nicht schaffen, die Konferenz zu sprengen.«

Ich ergriff in einer menschlich-vertraulichen Geste die Hände der jungen Cheborparnerin. »Das wird er nicht schaffen. Diese Konferenz wird ein Erfolg werden, weil sie es muss.«

Ihre Hände zuckten nervös, aber sie zog sie nicht weg. »Dann ist es abgemacht?«

Ich nickte. Tatsächlich vertraute ich ihr ebenso wie mir und Sichu.

*

PhaGo saß neben mir und Kommandant Eshendor dom Khaal, als die ersehnte Nachricht aus den Labors eintraf.

»Enttäuschende Ergebnisse«, verkündete ein sichtlich übel gelaunter Genner Uliman. Sein spärlicher weißer Haarkranz zitterte, die Finger öffneten und schlossen sich wie Raubvogelkrallen. »Es gibt nur in Ansätzen so etwas wie eine entfernte Resonanz zu bekannten Genomen chaotarchischer Hilfsvölker, wenn ich das so ausdrücken darf. Mit anderen Worten: Diese Spur verläuft im Sand.«

PhaGo sah mich überrascht an. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Damit hätte ich nicht gerechnet. Allerdings war Uliman wahrscheinlich vor allem deswegen enttäuscht, weil er nicht auf sein Spezialwissen zurückzugreifen brauchte. Aber es gab ja zum Glück noch den zweiten Experten.

»Ich kann mich meinem Kollegen nur bedingt anschließen, obwohl ich auch keineswegs zufrieden bin«, sagte Vince Patlock, indem er seinen Kopf dichter an die Kamera schob, bis ich glaubte, seine wenigen Haare zählen zu können, und mir die feinen Äderchen in seinen Augen wie Bäche vorkamen. »Es handelt sich zu über achtundneunzig Prozent um ein cheborparnisches Genom. Eine genauere Eingrenzung ist mit den Daten, die uns zur Verfügung stehen, nicht möglich. Wir können lediglich den Reichsverweser und seine Zeremonienmeisterin ausschließen.«

Immerhin.

»Willst du sonst noch etwas wissen?«, schob er eine Frage nach.

Ich verneinte. »Aber schickt mir bitte den ganzen Bericht.«

»Alles. Sämtliche Daten«, ergänzte PhaGo. »Und schnell.«

Uliman verdrehte die Augen, aber Patlock sagte ruhig: »Ist bereits an die Hauptpositronik überspielt. Wir sind schließlich keine Anfänger.«

*

In der Zentrale der THETA DA ARIGA herrschte rege Betriebsamkeit. Die Vorgänge auf der Oberfläche von Pspopta erforderten die Anwesenheit zusätzlicher Spezialisten, Techniker, Sprachwissenschaftler und Exopsychologen.

Eshendor dom Khaal reichte mir einen Datenkristall. »Mehr ist es nicht. Ich wünsche euch viel Erfolg.«

Wieder einmal wusste ich, dass er der Richtige für seine Position war. »Ist alles bereit?«

»Die Eskorte befindet sich in Alarmbereitschaft. Sechzig Beiboote sind ausgeschleust und verteilen sich über dem Kontinent Basbaszan und insbesondere rund um die Hauptstadt Chediudurc. Sie überwachen und messen an neuralgischen Stellen der planetaren Kruste, die heimliche Aktivitäten verschleiern könnten, in erster Linie Vulkane, wie wohl kaum anders zu erwarten. Die Zusammenarbeit mit den cheborparnischen Behörden funktioniert reibungslos.« Er nickte PhaGo anerkennend zu. »Das ist vor allem dein Verdienst.«

»Wir sind ein Team«, sagte sie, ohne dass ich ihr hätte anmerken können, ob sie für das Lob empfänglich gewesen war. »Wir müssen wieder mehr über unsere engen planetaren Belange hinauszudenken lernen. Wir werden herausfinden, wer dieser Kerl ist.«

Dom Khaal hob eine Braue. »Wir?«

»Was die Zermonienmeisterin sagen will: Sie und ich werden im Regierungspalast die Archive nutzen. Unmittelbar vor Ort, ohne verräterischen Funkkontakt. Die THETA gehört solange dir, Kommandant.«

»Sie wartet auf dich.«

Guter Mann, dachte ich, nur um mir von meinem Extrasinn gleich einen Rüffel einzuhandeln.

Dein Schiff und seine Besatzung kommen gut allein zurecht!, rief mir der Extrasinn zu. Denk lieber nur an den Saboteur! Finde heraus, wer er ist, und handle, ehe er nochmals zuschlagen kann.

2.

Plauton

4. Januar 2072 NGZ, 9.30 Uhr

Plauton ar Sepi sah sich unbehaglich um und bemühte sich, nur flach zu atmen. Das diplomatische Parkett war ihm durchaus geläufig, auch konnte er zahlreiche Völker zielsicher korrekt benennen. Diese Konferenz mit all ihren Unwägbarkeiten, auseinanderdriftenden Agenden und den lauteren Absichten Arkons in einem wilden Konglomerat war allerdings schlichtweg zu ... groß.

Was hatte sich Atlan nur dabei gedacht, ihn allein zurückzulassen? Musste sein Vorgesetzter denn partout selbst in den Ermittlungen tätig werden?

Plauton wusste, dass mit ihm als derzeitigem Repräsentanten der Kristallrepublik viele Anforderungen verknüpft wurden. Zunächst musste er vermeiden, allzu lange stillzustehen, das hätte ihm als Hofhalten ausgelegt werden können, am liebsten von solchen, die Ressentiments gegenüber den Arkoniden hatten. Grundlose, wie er fand. Naats, zum Beispiel. Allerdings durfte er auch nicht einfach so umhergehen, das könnte ihm als Ziellosigkeit angekreidet werden.

Er hatte gehofft, sich irgendwie in Sichu Dorksteigers Windschatten halten zu können oder zumindest in dem des cheborparnischen Reichsverwesers, aber diese Hoffnungen hatten sich rasch zerschlagen. Die Residentin war in ein Gespräch mit der Hohen Tamarat und einem Mehandor, einem Epsaler und einem Swoon vertieft.

Nunnuyard Cheteszer – er bemühte sich in Gedanken um die korrekte Aussprache des gesamten Namens, weil er dies für eine Geste selbstverständlichen Respekts vor anderen hielt – hatte ebenfalls einiges zu tun. Er war jedenfalls nirgends zu sehen.

»Herr Botschafter! Auf ein Wort!«

Plauton kniff überrascht ein Auge zu. Selbstverständlich war ihm klar gewesen, dass andere Gesandte es darauf anlegen würden, mit ihm ins Gespräch zu kommen, aber es würde doch nicht ausgerechnet ...

Er drehte sich zu ihr um: Und genau hinter ihm stand Adorhee tan Thanor, knabenhaft schlank, dunkelhäutig, mit dunkelrotem kurzem Kraushaar, die Priorrätin der Akonischen Räterepublik. Er wollte nicht mit ihr über das Etappentransmitternetz sprechen, das war eine Nummer zu groß für ihn. Das musste unbedingt Atlan erledigen, nicht er! Verzweifelt versuchte er, sich aus der Situation herauszulavieren.

»Prior...«, begann er, als ihn jemand mit zwei Händen sanft beiseiteschob.

»Exzellenz! Du hast gewiss noch keines dieser köstlichen Etappenhäppchen gekostet«, fistelte der Berenicer, der in einer anderen Hand ein Tablett mit mehreren der gefüllten Teigtaschen balancierte und sie mit der vierten nacheinander zwischen seine Mandibeln schob. »Wirklich ausgezeichnete Qualität! Und so ein sinniger Name! Ihr Transfer in meinen Magen verläuft ebenso reibungslos wie der zwischen den Etappenhöfen!«

Plauton versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, als die Priorrätin ihrerseits keineswegs überrascht wirkte, von dem Insektoiden mit Beschlag belegt zu werden. Sie nickte höflich und ergriff den Berenicer an einer Hand.

Damit bewies sie, dass sie sich in deren Kultur gut auskannte – eine Investition von Wissen, die sich auszahlen mochte: Hinter dem Insektoiden standen letztlich fast tausend Planeten; das Taktile als Einflussgröße auf Kommunikationsprozesse hatte bei den Berenicern besondere Bedeutung.