Perry Rhodan 203: Die Stadt der Verfemten - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 203: Die Stadt der Verfemten E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie begegnen einander auf der Welt der Verfemten - Menschen der Erde und Wesen von Andromeda Nach kosmischen Maßstäben sind die Menschen Terras noch Neulinge auf der galaktischen Bühne. Trotzdem haben es Perry Rhodan und seine Getreuen fertiggebracht, das Solare Imperium der Menschheit bis zum Jahre 2400 zum größten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Machtfaktor der Milchstraße zu machen. 1112 Planeten in 1017 Sonnensystemen sind von Menschen besiedelt. 1220 Welten sowie viele Monde und Raumstationen in vielen Teilen der Galaxis dienen dem solaren Handel oder der solaren Flotte als Stützpunkte. Durch die Eingliederung des offenen Sternhaufens Praesepe im Sternbild des Krebses und durch die Erschließung der Plejaden im Sternbild des Stiers ist ein abgerundetes Imperium entstanden, das von der mächtigen solaren Flotte leicht beschützt und schnell durchflogen werden kann. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, wenn Perry Rhodan in der CREST II, dem neuen solaren Flaggschiff, im August des Jahres 2400 einem alten Problem zu Leibe geht: der Suche nach dem Planeten Kahalo, dessen Position in der Zentrumsballung der Milchstraße nie genau hatte bestimmt werden können. Bei dieser Suche trifft die CREST auf das Sonnensechseck, gerät in den Wirkungsbereich eines gigantischen Transmitters - und wird in den Abgrund zwischen den Milchstraßen geschleudert, in ein künstliches Sonnensystem, 900 000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Nach den bisherigen Erfahrungen scheinen die Welten dieses Systems für die terranischen Besucher tödliche Überraschungen bereitzuhalten - doch als Perry Rhodan DIE STADT DER VERFEMTEN betritt, findet er Freunde...

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Nr. 203

Die Stadt der Verfemten

Sie begegnen einander auf der Welt der Verfemten – Menschen der Erde und Wesen von Andromeda

von WILLIAM VOLTZ

Nach kosmischen Maßstäben sind die Menschen Terras noch Neulinge auf der galaktischen Bühne. Trotzdem haben es Perry Rhodan und seine Getreuen fertiggebracht, das Solare Imperium der Menschheit bis zum Jahre 2400 zum größten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Machtfaktor der Milchstraße zu machen.

1112 Planeten in 1017 Sonnensystemen sind von Menschen besiedelt. 1220 Welten sowie viele Monde und Raumstationen in vielen Teilen der Galaxis dienen dem solaren Handel oder der solaren Flotte als Stützpunkte. Durch die Eingliederung des offenen Sternhaufens Praesepe im Sternbild des Krebses und durch die Erschließung der Plejaden im Sternbild des Stiers ist ein abgerundetes Imperium entstanden, das von der mächtigen solaren Flotte leicht beschützt und schnell durchflogen werden kann.

Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, wenn Perry Rhodan in der CREST II, dem neuen solaren Flaggschiff, im August des Jahres 2400 einem alten Problem zu Leibe geht: der Suche nach dem Planeten Kahalo, dessen Position in der Zentrumsballung der Milchstraße nie genau hatte bestimmt werden können.

Bei dieser Suche trifft die CREST auf das Sonnensechseck, gerät in den Wirkungsbereich eines gigantischen Transmitters – und wird in den Abgrund zwischen den Milchstraßen geschleudert, in ein künstliches Sonnensystem, 900.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Die Hauptpersonen des Romans

Blan und Ogil – Dolmetscher der Herren des Strafplaneten.

Perry Rhodan und Melbar Kasom – Der Großadministrator und der USO-Spezialist müssen beweisen, ob sie gute Diebe sind.

Bronk – Eine lebende Statue.

Krash-Ovaron – Ein verzweifelter Jäger.

Captain Sven Henderson – Seine Kaulquappe macht eine Bruchlandung.

Gucky

Prolog

Die Jagd begann bei Sonnenaufgang.

Drei-Monde-Jello eröffnete sie damit, dass er das Leuchtfeuer am Rande der Stadt entzündete. Die blauen Flammen bildeten einen gespenstischen Kontrast zum Licht der aufgehenden Doppelsonne. Unzählige Augen blickten von der Stadt aus auf das Feuer, das sich innerhalb von Minuten in eine lodernde Wand verwandelte. Es waren Augen, in denen die Erwartung auf die beginnenden Kämpfe zu erkennen war, in denen sich aber auch Furcht spiegelte und Hass auf die Gegner.

Drei-Monde-Jello stand neben dem Leuchtfeuer und fühlte, wie die Flammen seinen alten Körper wohltuend erwärmten. Das Bild der Stadt verschwamm vor seinen Augen. Er erinnerte sich an die Zeit, da er selbst noch an der Jagd teilgenommen hatte. Er spürte so etwas wie Heiterkeit, die sich jedoch in seinem starren Gesicht nicht ausdrücken konnte. Er war oft gejagt worden, aber stets hatte er sich listiger erwiesen als seine Verfolger. Natürlich war er auch Jäger gewesen, ein unerbittlicher, gefürchteter Jäger, der nie ohne ein Opfer zurückkam.

Drei-Monde-Jello bewegte seine großen Ohren stadtwärts. Es war vollkommen ruhig, als sei die Stadt gelähmt. Doch das täuschte. In dem Augenblick, da die Doppelsonne am Horizont erschien, hatten überall Kämpfe begonnen.

Durch die Flammen des Leuchtfeuers sah Drei-Monde-Jello eine Staubfahne auftauchen, die vom Stadtausgang auf ihn zukroch. Er bewegte sich nicht. Er war zu alt, um noch unter die Auslosung zu fallen. Er war weder Jäger noch Gejagter. Als einem der erfolgreichsten Teilnehmer vergangener Jagden gebührte ihm die Ehre, das Leuchtfeuer entzünden zu dürfen.

Aus der Staubfahne heraus schälte sich ein flaches Fahrzeug. Die kleinen Räder wirbelten Sand auf, und kurz darauf konnte Drei-Monde-Jello das Dröhnen des Motors hören.

Er starrte in das Feuer, bis sich die Stadt in züngelnden blauen Flammen aufzulösen schien. Seine Augen brannten. Ruhig löste er eine kleine Schaufel vom Gestell, auf dem das Feuer brannte, und begann ein Loch zu graben.

Als er fast damit fertig war, stoppte das Fahrzeug unmittelbar vor dem Leuchtfeuer, und drei große Wesen sprangen heraus. Mit einer lässigen Geste warf Drei-Monde-Jello die Schaufel davon und kletterte in das Loch, das er sich gegraben hatte. Die drei Ankömmlinge glichen einander so, dass sie nicht zu unterscheiden waren. Doch das bereitete den Bewohnern der Stadt keine Schwierigkeiten, denn die Roten Dreier erschienen immer zusammen. Nie kam ein Roter Dreier allein. Sie handelten wie ein Wesen.

Drei-Monde-Jello blickte aus dem Loch, abwechselnd sah er zur Stadt, zum Feuer und zu den Roten Dreiern.

Die Roten Dreier traten vor die Grube, die Drei-Monde-Jello ausgehoben hatte. Drei-Monde-Jello spürte den schwachen hypnotischen Einfluss, der von ihnen ausging und mit dem sie ihm jede Furcht zu nehmen versuchten.

Dabei, dachte er, hatte er keine Angst.

»Die Jagd hat begonnen«, sagte einer der Roten Dreier.

Drei-Monde-Jello bejahte. Und plötzlich war der Drang in ihm, aus dem Loch zu springen, eine Waffe zu nehmen und selbst noch einmal auf die Jagd zu gehen. Doch dieses Gefühl ging rasch vorüber, es wich der Müdigkeit, die die wärmende Nähe des Feuers in Drei-Monde-Jello ausgelöst hatte.

»Du bist alt!«, stellte der Sprecher der Roten Dreier fest. »Du kannst nicht mehr für dich allein sorgen. Du bist eine Belastung für die Stadt.«

»Ja«, sagte Drei-Monde-Jello.

»Du bist während den vergangenen Jagden nicht getötet worden«, erklärte der Rote Dreier. »Du weißt, dass es schwer ist, mehr als eine bestimmte Anzahl Stadtbewohner zu ernähren.«

»Ich weiß«, erwiderte Drei-Monde-Jello.

Er blickte zum Feuer, zu seinem Feuer, und die Flammen schienen zu grotesken Figuren zu werden, die sich vor Drei-Monde-Jello verneigten, um seine Tapferkeit zu würdigen.

»Du hast eine große Ehre erfahren«, sagte der Rote Dreier.

Die Roten Dreier zogen ihre Waffen.

»Gute Jagd!«, sagten sie.

»Gute Jagd!«, sagte Drei-Monde-Jello.

Drei orangefarbene Blitze rasten auf ihn zu und hüllten ihn ein. Er fiel langsam auf sein Gesicht.

1.

Der Anblick der kopfschüttelnden Wissenschaftler genügte Perry Rhodan, um zu wissen, dass auch diese Untersuchung wiederum zu keinen Ergebnissen geführt hatte. Die Kraftstation auf dem Planeten Sexta ließ sich ihre Geheimnisse nicht entreißen.

Dr. Spencer Holfing, der Chefphysiker der CREST II, löste sich von der Gruppe der Wissenschaftler und kam zu Rhodan herüber, der sich mit dem Leitenden Ingenieur des Flaggschiffes, Major Bert Hefrich, unterhielt.

Holfing war ein dicker Mann, mit schlohweißem Haar. Er war einer der besten Physiker, die die Menschheit jemals hervorgebracht hatte.

»Er macht nicht den Eindruck eines Mannes, der Erfolg hatte, Sir«, meinte Hefrich sarkastisch.

»Nein«, stimmte Rhodan zu. »Ich habe auch nicht erwartet, dass die Wissenschaftler den Stein der Weisen in ein paar Tagen finden würden.«

Major Hefrich glaubte, einen unausgesprochenen Verweis in Rhodans Worten zu erkennen und schwieg.

»Wir haben wieder einige Maschinen von der Funktion her erfassen können, Sir«, sagte Holfing als Einleitung, nachdem er die beiden Männer erreicht hatte. »Das bedeutet jedoch nicht, dass wir die Anlage vollkommen verstehen – im Gegenteil: mit jeder Maschine, die wir erklären können, kompliziert sich das Gesamtbild.«

Rhodan hatte nie erwartet, dass eine Rasse, die solche Transmitterstationen zu schaffen imstande war, unkomplizierte Maschinen bauen würde. Bisher hatten sie nur herausgefunden, dass alle Geräte auf Sexta jenen glichen, die Rhodan und Atlan bereits auf dem Planeten Kahalo gefunden hatten. Das erklärten die Wissenschaftler damit, dass Kahalo nichts anderes war als eine Pyramidentransmitterstation zwischen dem gigantischen Sonnensechseck der Galaxis und Kahalo. Niemand vermochte zu sagen, ob Kahalo eine bedeutende oder eine untergeordnete Relaisstation war.

Eines war Rhodan bereits klar geworden: für Fremde war das Twin-Sonnensystem eine gewaltige Falle, aus der es kaum ein Entkommen geben konnte.

»Wissen Sie, woran ich immer mehr denken muss, meine Herren?«, fragte Rhodan Holfing und Hefrich. Er ließ ihnen keine Zeit zum Nachdenken, sondern beantwortete seine eigene Frage. »An das galaktische Rätsel, das wir zu Beginn der Raumfahrt in den Jahren 1971 bis 2000 lösen mussten. Es sieht so aus, als sei der Weg nach Andromeda mit unzähligen Fallen durchsetzt, die nur von überragenden Wesen bewältigt werden können. Und wir, meine Herren, wären unter Umständen schon auf Power gescheitert, hätte uns nicht durch einen Zufall Icho Tolot zur Seite gestanden.«

»Das ist kein Grund zur Resignation, Sir«, meinte Holfing. »Wir können annehmen, dass diese Transmitterstation, die ein ganzes Sonnensystem umschließt, für uns die schwierigste Prüfung bleiben wird.«

»Wie kommen Sie auf diese Idee?«, erkundigte sich Hefrich.

»Ganz einfach«, erwiderte Holfing. »Jene Rasse, die diese bewundernswerten Anlagen gebaut hat, konnte nicht wissen, welche Wesen sich jemals anschicken würden, diese Galaxis zu verlassen und nach Andromeda zu fliegen. Sie mussten sich also auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die Skala der Lebensformen, die uns die moderne Biochemie offenlässt, reicht vom Humanoiden über den Methanatmer bis zu Geschöpfen, die völlig fremdartig sind. Jene, die die Transmitter errichteten, konnte nicht voraussehen, dass es Humanoide sein würden, die den Sprung nach Andromeda wagten. Sie mussten also Fallen errichten, die für jede Lebensform wirksam sind. Der Flüssigkeitsentzug, der uns auf Power traf, ist unter Umständen für eine Rasse, die sich auf Hitzeplaneten entwickeln konnte, völlig bedeutungslos.«

»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, warf Rhodan ein. »Sie wollen damit ausdrücken, dass andere Fallen, die es zweifellos gibt, für uns vielleicht ungefährlich sind.«

Holfing nickte bestätigend. »Ich will die Gefahr nicht verniedlichen«, sagte er. »Sicher wird uns noch Schlimmeres widerfahren als auf Power, aber wir dürfen damit rechnen, dass verschiedene Stationen ungefährlich für uns sind.«

»Wenn wir sie je erreichen ...«, unkte Major Hefrich.

»Kehren wir zur CREST zurück«, schlug Rhodan vor. Sie befanden sich im Vorraum der fremden Kraftstation auf Sexta. Die Wissenschaftler hatten seit dem 30. August 2400 versucht, das Rätsel der Transmitterschaltung zu lösen. Heute, am 12. September, war ihnen das noch immer nicht gelungen. Rhodan beabsichtigte nicht, noch weitere Zeit auf Sexta zu verschwenden. Offensichtlich gab es hier kein Weiterkommen.

»Vielleicht interessiert Sie meine persönliche Ansicht, Sir«, bemerkte Holfing, als sie zusammen die Kraftstation verließen. Die CREST II stand mit aufgebauten Schutzschirmen und feuerklar auf dem weiten Gelände außerhalb der ringförmigen Energiestation.

»Sprechen Sie«, forderte Rhodan den Physiker auf.

»Wir wissen alle, dass es schwer ist, das Solare Imperium zu stärken und zu verteidigen«, begann Holfing. »Nun haben wir eine Spur gefunden, die uns vielleicht nach Andromeda führen kann.« Holfing strich verlegen über seine weißen Haare. »Manchmal habe ich bei dem Gedanken an Andromeda ein Furchtgefühl, Sir. Allein die Vorstellung der unermesslichen Leere, die uns von dieser benachbarten Galaxis trennt, lässt mich vorschlagen, dass wir es nicht riskieren sollten, die Herausforderung anzunehmen, die Andromeda für jeden geistig regen Menschen darstellen muss.«

Rhodan lächelte schwach. »Ich verstehe Ihre Gefühle, Doc. Seit ihrem Bestehen hat die Menschheit eine gewisse Furcht vor dem nächsten Schritt in die Zukunft. Trotzdem – gegen alle Widerstände – stehen wir heute an dieser Stelle. Es entspricht nicht der menschlichen Mentalität, sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben.«

»Sehen Sie einen Sinn in unserem Vorstoß – in unserem Versuch eines Vorstoßes – nach Andromeda?«

»Ich möchte Ihnen eine Gegenfrage stellen: Wenn wir nicht nach Andromeda gehen – besteht dann nicht die Möglichkeit, dass eines Tages jemand von dort zu uns kommt? Und das mit Absichten, die unsere eigenen Pläne durchkreuzen könnten?«

»Die Antwort kann uns wahrscheinlich nur die Geschichte geben«, sinnierte Holfing.

Sie stiegen in das vor der Station wartende Beiboot, das sie zur CREST II zurückbrachte. In Gedanken versunken, blickte Rhodan über die fremde Landschaft unter ihnen. Welches Volk hatte hier einst eine Station errichtet? Hatten schon andere Lebensformen versucht, die Kluft zwischen den Milchstraßen zu überbrücken?

Der Pilot steuerte das Beiboot in den Hangar der CREST II. Die Männer waren froh, dass sie endlich wieder unter normalen Schwerkraftbedingungen sein konnten. Mit fast zwei Gravos machte Sexta den Aufenthalt auf seiner Oberfläche ohne technische Hilfsmittel nicht gerade angenehm.

Kaum, dass Rhodan in der Zentrale des Flaggschiffes angekommen war, gab das im Raum stehende Posbiraumschiff BOX-8323 Alarm. Es handelte sich nicht um einen Notalarm, aber es musste irgend etwas Unvorhergesehenes geschehen sein, das die Posbis veranlasste, ihre Verbündeten anzurufen.

Rhodan erfuhr, dass um die fünf Planeten, auf denen sie bisher noch nicht gelandet waren, die grünen Schutzschirme nicht mehr bestanden. Sie waren nach Aussage der Posbis plötzlich verschwunden.

Sofort rief Rhodan alle wichtigen Männer in die Zentrale. Oberst Cart Rudo erhielt den Befehl, einen Start vorzubereiten.

Rhodan informierte die in der Zentrale auftauchenden Männer über die von den Posbis beobachteten Geschehnisse.

»Das kann nur bedeuten, dass der Weg jetzt für uns frei ist«, sagte Atlan. »Wenn die Planeten ihre separaten Schutzschirme abgelegt haben, können wir mit dem Schiff landen.«

»Verlockend, nicht wahr?«, lächelte Rhodan.

»Sie denken an eine Falle, Sir?«, fragte Melbar Kasom. »Dann, so müsste man nach den bisherigen Ereignissen annehmen, hätte nur ein Planet zum Anflug frei werden dürfen, nämlich jener, auf dem man uns zu vernichten trachtet.«

»Vielleicht kann man uns auf allen Welten vernichten«, meinte Gucky, der gerade hereinkam und den Anfang der Unterhaltung auf telepathischem Wege mitgehört hatte.

»Wahrscheinlich«, nickte Rhodan. »Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass die Schutzschirme durch einen Zufall oder durch eine Beschädigung irgendeiner Anlage verschwanden. Sie wurden aufgelöst, weil irgend jemand keine Möglichkeit mehr sieht, uns auf Sexta anzugreifen. Also versucht man, uns auf einen anderen Planeten zu locken.«

»Was also wäre klüger, als sich von diesen fünf Welten fernzuhalten?«, fragte der Arkonide mit leichtem Spott.

»Du vergisst, dass wir hier irgendwie herauskommen wollen«, erinnerte Rhodan. »Dazu müssen wir einfach nach neuen Möglichkeiten suchen.« Er wandte sich an Oberst Rudo.

»Wir starten, Oberst!«

Wenige Augenblicke später hob sich die CREST II von der Oberfläche des Planeten Sexta ab. Perry Rhodan war sich noch nicht darüber im klaren, was er nun unternehmen würde. Sicher war es falsch, aufs Geratewohl auf einer anderen Welt zu landen. Rhodan ließ Oberst Rudo das Flaggschiff auf die leere Außenseite der ringförmigen Planetenfamilie steuern. Von dort konnte sich die CREST II unter Umständen schneller in Sicherheit bringen. Es schien eine Ironie des Schicksals zu sein, dass die CREST II ausgerechnet an jenes Doppelsonnensystem gebunden war, von dem aus ihr Gefahr drohte. Zu gewaltig waren die Entfernungen, die die CREST II von der eigenen Milchstraße oder von Andromeda trennten. So blieb der Besatzung nichts anderes übrig, als sich mit aller Vorsicht um die Bewältigung der Probleme zu bemühen, die sich ergaben.

Als sich die CREST II dem viertgrößten Planeten des Twin-Systems näherte, kam Gucky an Rhodans Seite.

»Ich empfange Mentalimpulse«, berichtete der Mausbiber. »Sie müssen von jener Welt kommen, der wir uns nähern.«

Rhodan blickte ihn ungläubig an. Er hatte nicht erwartet, dass es hier irgendwo organisches Leben geben könnte. Alles schien darauf hinzudeuten, dass die Transmitterstation nur von Robotern besetzt war.

»Bist du sicher?«, erkundigte sich Rhodan.

Gucky blinzelte beleidigt. »Vielleicht ist es dir entgangen: meine bisherigen Erfahrungen gestatten mir, einen Irrtum auszuschließen«, erklärte er hochtrabend.

»Er hat recht!«, rief Gecko von seinem Sitz herüber. »Auch ich kann die mentalen Strömungen spüren.«

Rhodan gab Rudo einen kurzen Wink. Der Epsalgeborene wusste genau, was dieser zu besagen hatte. Langsam flog das Flaggschiff der Welt entgegen, von der die Mentalströmungen aufgefangen wurden.

Rhodan stellte keine weiteren Fragen an die beiden Mausbiber. Er wollte sie in ihrer Konzentration nicht stören. Sobald sich etwas Ungewöhnliches ereignete, würden sie ihn unterrichten.

Während die Zeit verstrich, wuchs die Spannung in der Zentrale. Den Besatzungsmitgliedern waren die Schrecknisse von Power noch gut in Erinnerung. Sie rechneten nicht damit, dass innerhalb dieses Systems auch erfreuliche Dinge geschehen könnten.

Schließlich sagte Gucky: »Ich kann eine derart verworrene Fülle von Impulsen empfangen, dass es mir unmöglich ist, zu sagen, wer oder was dort unten lebt.«

»Was bedeutet das?«, fragte Icho Tolot.

»Es kann bedeuten, dass dort unten Angehörige mehrerer intelligenter Völker versammelt sind«, erklärte Gucky.

»Quarta scheint der einzige Planet zu sein, der Leben trägt«, sagte Rhodan. »Das macht mich zuversichtlich, denn es zeigt uns, dass man auf diesem Planeten leben kann.«

»Von meinem Standpunkt aus ist das kein besonderer Vorteil«, dröhnte Tolot. »Im Gegenteil – wir sollten diese Welt meiden.«

Rhodan schüttelte den Kopf. »Nein«, entschied er. »Wenn es hier Intelligenzen gibt, dann müssen diese über die Funktion des Transmitters unterrichtet sein. Auf jeden Fall können wir Hinweise erhalten.«

»Sofern man sie uns gibt«, warf Atlan ein.

»Gewiss«, murmelte Rhodan. »Wir werden feststellen, wie man uns empfängt.«

Atlans Stimme veränderte sich nicht, aber Rhodan kannte den Freund lange genug, um die Missbilligung aus der Frage des Arkoniden zu hören: »Willst du mit der CREST landen?«

»Nein, das würde bedeuten, dass wir uns mit allem, was wir haben, in die Hände eines eventuellen Gegners begeben. Deshalb wird nur eine Kaulquappe ausgeschleust, die als Vorhut auf Quarta landen wird.«

Niemand hatte dagegen etwas einzuwenden. Die CREST als Sicherheit im Raum zurückzulassen, erschien nach den bisher gemachten Erfahrungen als durchaus vernünftig.

Messungen von Quartas Atmosphäre wurden vorgenommen. Die Auswertungen ergaben, dass es sich um eine sehr heiße Welt mit starkem Erdcharakter handelte. Quarta besaß große Meere und nur drei Kontinente, von denen einer nicht größer als Australien war. Die Gravitation lag etwas über der der Erde, doch die Differenz war so gering, dass sie kaum hinderlich sein würde. Die Atmosphäre schien atembar zu sein.

Obwohl die Mentalimpulse für die Mausbiber immer deutlicher wurden, vermochten sie nicht, einzelne Strömungen zu lokalisieren. Das »mentale Durcheinander«, wie Gucky es nannte, ließ die Männer vermuten, dass sich verschiedene Lebensformen auf Quarta aufhielten.

Rhodan machte sich nicht die Mühe, den Grund dafür herauszufinden. Die Möglichkeiten für eine Erklärung waren unerschöpflich. Sie konnten die Wahrheit nur erfahren, wenn sie auf Quarta landeten.

Rhodan wählte die Besatzung für die Kaulquappe aus. Neben Atlan und dem Haluter Icho Tolot würden er selbst, Melbar Kasom, Doppelkopfmutant Iwan Goratschin und Gucky sich zusammen mit fünfzig Spezialisten der CREST II an Bord der C-5 begeben. Das Kommando über die Kaulquappe würde diesmal Captain Sven Henderson erhalten.