Perry Rhodan 212: Die Mikro-Festung - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 212: Die Mikro-Festung E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie unternehmen einen Testflug mit einem uralten Flugzeug - und geraten in die Gewalt der Bunkerköpfe... Vom Zentrum der Galaxis aus geriet Perry Rhodan mit seinem Flaggschiff unvorbereitet in den Sog der Transmitterstraße nach Andromeda. Über die Station "Twin" wurde die CREST II durch den sterbenden Wächter weitergeschleudert - geradewegs in das Innere von Horror, der künstlichen Hohlwelt. Von Etage zu Etage kämpften sie sich hinauf zur Oberfläche des Kunstplaneten, der von drei Sonnen umlaufen wird. Sie hatten bereits die Sicherheit des freien Weltraumes erreicht, doch sie setzten diese Sicherheit aufs Spiel, indem sie sich wieder der Oberfläche von Horror näherten. Dabei gerieten sie in den Wirkungsbereich der "Geheimwaffe Horror" - und unterlagen einem Verkleinerungsprozeß, der sie und ihre Umwelt ums Tausendfache schrumpfen ließ. Doch die Terraner verlieren nicht den Mut - sie unternehmen einen bewaffneten Vorstoß gegen DIE MIKRO-FESTUNG...

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Nr. 212

Die Mikro-Festung

Sie unternehmen einen Testflug mit einem uralten Flugzeug – und geraten in die Gewalt der Bunkerköpfe ...

von WILLIAM VOLTZ

Vom Zentrum der Galaxis aus geriet Perry Rhodan mit seinem Flaggschiff unvorbereitet in den Sog der Transmitterstraße nach Andromeda. Über die Station »Twin« wurde die CREST II durch den sterbenden Wächter weitergeschleudert – geradewegs in das Innere von Horror, der künstlichen Hohlwelt.

Von Etage zu Etage kämpften sie sich hinauf zur Oberfläche des Kunstplaneten, der von drei Sonnen umlaufen wird. Sie hatten bereits die Sicherheit des freien Weltraumes erreicht, doch sie setzten diese Sicherheit aufs Spiel, indem sie sich wieder der Oberfläche von Horror näherten.

Dabei gerieten sie in den Wirkungsbereich der »Geheimwaffe Horror« – und unterlagen einem Verkleinerungsprozess, der sie und ihre Umwelt ums Tausendfache schrumpfen ließ.

Die Hauptpersonen des Romans

Captain Don Redhorse – Der Cheyenne startet zu einem folgenschweren Testflug.

Lope Losar, Oleg Sanchon, Into Belchman und Zantos Aybron – Captain Redhorses Begleiter auf dem Wege nach Llalag, der Festung der Bunkerköpfe.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Icho Tolot – Ein abenteuerlustiger Haluter.

1.

Zwölf Namen waren es.

Zwölf Namen, von einer unruhigen Hand auf das gelbe Blatt Papier geschrieben. Jetzt waren acht dieser Namen durchgestrichen. Vier standen noch da.

Ich muss sie beobachten, dachte Redhorse und starrte auf den Zettel.

Alle vier. Ich darf sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Jede noch so geringfügige Gefühlsäußerung dieser vier Männer muss ich wahrnehmen und meine Rückschlüsse daraus ziehen.

Denn es waren diese vier Männer, die er dazu ausersehen hatte, ihn zu begleiten. Vier unter zweitausend.

Captain Don Redhorse würde der fünfte Mann sein.

Es war nicht einfach, unter den zweitausend Mann Besatzung der CREST II die richtigen Männer herauszusuchen. Redhorse, der kühne Cheyenne-Indianer, brauchte Begleiter, die nicht nachdachten. Es mussten Raumfahrer sein, die vergessen konnten, dass sie nur noch knapp zwei Millimeter groß waren.

Eiskalte Burschen – das war es, was Redhorse suchte.

Und er glaubte sie gefunden zu haben. Männer, die keine Nervosität kannten, die ohne seelische Belastung handeln konnten. Denn die Gruppe, die aus dem Raumschiff gehen würde, glich einer Schar von Ameisen, die ihren Bau verließen und sich in ein fremdes, gefährliches Land wagten.

Redhorse war dankbar, dass ihm Perry Rhodan bei der Auswahl der Männer freie Hand ließ.

Zunächst hatte er zwölf Männer ausgesucht und sie heimlich beobachtet. Jedes Anzeichen von Nervosität hatten die scharfen Augen des Captains registriert. Das leichte Zittern einer Hand beim Einschenken von Tee. Das Zucken eines Augenlids, wenn die Sprache auf die Lage der Schiffbrüchigen kam. Das unruhige Scharren von Füßen und das krampfhafte Schlucken, wenn die Angst in der Kehle saß.

Bei vier Männern hatte Redhorse weder Unruhe noch Furcht feststellen können.

Da war Lope Losar, ein großer, wuchtiger Mann mit mürrischem Gesichtsausdruck. Er war Waffenmeister in der Feuerleitzentrale.

Der zweite Mann hieß Oleg Sanchon. Auch er war groß und schwerfällig in seinen Bewegungen. Er war einer der vielen Techniker aus den unteren Decks der CREST II. Seine herabhängenden Mundwinkel und die blauen Augen gaben ihm ein fast arrogantes Aussehen.

Redhorses Augen fanden den dritten der verbliebenen Namen: Into Belchman, einer der medizinischen Assistenten. Belchman war mittelgroß, dürr und hässlich. Bis auf einen pechschwarzen Haarkranz war sein Kopf kahl. Seine Hakennase reichte fast bis zur Oberlippe. Von Belchman kursierte das Gerücht, dass er seine Patienten vor einer Operation nicht zu narkotisieren brauchte, da sein bloßer Anblick genügte, um die Bedauernswerten ohnmächtig werden zu lassen.

Zantos Aybron, der vierte Mann, bildete sogleich Redhorses größtes Problem. Aybron besaß einen künstlichen Rücken, ein Korsett aus Silberstahl, das seine brüchige Wirbelsäule zusammenhielt. Der kleine Astronom mit den dunklen Augen war todkrank, aber es gab irgend etwas in seinem Innern, das ihn seit Jahren am Leben erhielt. Redhorse hatte nicht beabsichtigt, einen Kranken mitzunehmen, doch Aybron stellte eine Ausnahme dar.

Captain Don Redhorse ergriff das Blatt und zerriss es in kleine Fetzen.

Ich werde sie beobachten, dachte er wieder. Ich werde ihnen nachschleichen und spionieren. Über ihre körperlichen Vor- und Nachteile war er gut unterrichtet. Darauf kam es auch erst in zweiter Linie an. Wichtig war vor allem die seelische Verfassung dieser Männer.

Ich muss ihre Gedanken sezieren, dachte Redhorse grimmig. Ihr Geist muss sich nackt und schutzlos vor mir ausbreiten.

Das war keine Arbeit, die Redhorse schätzte. Sie war ihm zuwider.

Redhorse strich sich über sein blauschwarzes Haar.

Er zwang sich, die Tatsache zu ignorieren, dass er und alle anderen Männer nur noch knapp zwei Millimeter groß waren, dass die riesige CREST II zu einer Kugel von eineinhalb Meter Durchmesser zusammengeschrumpft war.

Redhorse ließ die Papierfetzen aus seiner sich öffnenden Hand auf den Boden segeln. Wäre er ein Mann von normaler Größe gewesen, hätte er diese Stückchen wahrscheinlich nicht mehr sehen können.

Makrokosmos und Mikrokosmos, dachte Redhorse, wo ist hier die Grenze?

Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf.

Zuerst Lope Losar, dachte er. Ihn zuerst.

Dann die anderen.

*

Irgendein Mitglied der Besatzung, das einen Sinn für makabren Humor besaß, hatte der Gebirgskette, die die CREST II im Norden, Osten und Westen umschloss, den Namen Sandkuchenberge gegeben. Was den Männern an Bord als achttausend Meter hohe Berge erschien, war in Wirklichkeit nur eine Hügelgruppe mit einer tatsächlichen Höhe von acht Metern, die sich hufeisenförmig um einen Talkessel schloss.

Hierher war die CREST II von Icho Tolot gebracht worden, bevor auch der Haluter durch die Einwirkung des Potenzialverdichters der Verkleinerung erlegen war.

Nach Süden hin war das Tal offen, dort gab es für die Begriffe der Mikromenschen nur noch kleine Anhöhen. Für die winzigen Besatzungsmitglieder durchmaß das Tal fünfzig Kilometer. Im Norden der Sandkuchenberge entsprang ein fünf Kilometer breiter Strom in Form eines gewaltigen Wasserfalls. Der Fluss wurde Südfluss genannt, da er dem Talausgang im Süden zuströmte.

Für die Raumfahrer war es schwer vorstellbar, dass der tosende Südfluss in Wirklichkeit nur ein harmloser Bach von fünf Metern Breite war, den jeder ohne Schwierigkeiten durchwaten konnte.

Für Perry Rhodan stand es inzwischen fest, dass sich auf der Oberfläche des Planeten Horror alles verkleinert hatte, mit Ausnahme der beiden Polstationen. Die Nordpolstation war von der CREST II noch vor der Landung vernichtet worden, doch die südpolare Station, deren Einfluss die gesamte südliche Halbkugel bis zur Äquatorlinie beherrschte, existierte nach wie vor.

Das verkleinerte Land war für die Terraner von vielfältiger Schönheit. Der Talkessel, für einen Normalgewachsenen nichts weiter als eine größere Vertiefung, wurde von sanften Hügeln, kleinen Wasserläufen und weiten Savannen durchzogen.

Die Temperatur betrug in dieser Gegend knapp fünfzig Grad Celsius. Die Atmosphäre war gut atembar. Die Lufthülle wurde kaum von einem Windhauch bewegt. Der Himmel leuchtete in einem düsteren Schwarzblau, in dem die drei gelben Sonnen wie riesige Dämonenaugen hervorstachen.

Icho Tolot hatte die CREST II dicht an den Hängen im Norden der Sandkuchenberge abgesetzt. Für die Augen der Besatzung ragten die Felswände in nur wenigen hundert Metern Entfernung steil in den Himmel.

An Bord waren sämtliche Maschinen, die auf atomarer Grundlage funktionierten, endgültig ausgefallen. Damit waren auch alle Waffen, angefangen von den mächtigen Transformkanonen bis zum einfachen Handstrahler, wertlos geworden.

Die Wissenschaftler hatten inzwischen herausgefunden, dass diese Ausfälle nicht auf ein Absaugfeld zurückzuführen waren, wie man ursprünglich angenommen hatte. Vielmehr hatte die totale Verkleinerung durch den Potenzialverdichter die komplizierten Atomkernprozesse völlig zum Erliegen gebracht.

Zwei Tage nach der Bruchlandung waren die einfachen Normalkraftwerke in Tätigkeit getreten. An Bord der CREST II liefen die kleinen Stationen, deren Generatoren von gewöhnlichen Gasturbinen angetrieben wurden, auf Hochtouren.

An Bord des Superschlachtschiffes wurde nur noch das Mathelogische Positronengehirn in Betrieb gehalten. Die Stromerzeugung der Notaggregate war so geringfügig, dass alle anderen stromverbrauchenden Maschinen stillstehen mussten. Auch die Beleuchtung war auf ein Minimum gesenkt worden.

Das Mathelogische Positronengehirn hatte an Hand der vorliegenden Daten inzwischen ermittelt, dass die Südpolstation eindeutig für den Verkleinerungsprozess auf Horror verantwortlich war. Außerdem waren diese Gebäude nicht selbst der Verkleinerung zum Opfer gefallen. Die Station musste vor längst vergangenen Zeiten als Waffe erbaut worden sein.

Das war die Lage an Bord der CREST II am 18. Dezember 2400 Erdzeit.

Es sah ganz danach aus, als sollten die terranischen Eroberer diese Falle einer unbekannten Rasse nicht wieder verlassen können.

*

Er war immer noch ein Gigant.

Ein dreieinhalb Millimeter großer Gigant, der Mühe hatte, seinen mächtigen Körper durch die Schotten zu schieben, wenn er die Zentrale der CREST II betreten wollte.

Niemand hätte zu sagen vermocht, ob der Haluter auch dieses Abenteuer noch reizvoll fand oder ob er vorgezogen hätte, in normaler Größe durch das unbekannte Land außerhalb der CREST II zu laufen.

Mory Rhodan-Abro starrte den Koloss an, der vor ihr, Rhodan und dem Arkoniden Atlan stand und mit reglosem Gesicht den Diskussionen folgte.

Rhodans Frau hatte nichts von ihrer Schönheit eingebüßt, doch wer sie genau kannte, wusste den bitteren Zug um ihren Mund richtig zu deuten.

»Warum sagen Sie nichts, Tolot?«, fragte sie den Haluter. »Sie hören zu, wie wir stundenlang reden und reden. Sie sind genau wie wir in einer fürchterlichen Lage. Welche Vorschläge haben Sie zu unterbreiten?«

Tolot hörte den gereizten Unterton aus ihrer Stimme heraus. Er verstand diese Frau. Längst hatte er die Unruhe der Besatzung gespürt. Im ganzen Schiff gab es Anzeichen für eine beginnende Verzweiflung. Rhodan würde bald eingreifen müssen, wenn er eine Panik eindämmen wollte.

»Was ich zu sagen habe, wird nicht dazu beitragen, Ihre Stimmung zu heben«, meinte Tolot. »Ich habe einige grobe Berechnungen aufgestellt und bin dabei auf unangenehme Ergebnisse gestoßen.«

Rhodan wusste, wie schnell der Haluter mit seinem phantastischen Plangehirn rechnen konnte. Der Riese konnte jede Positronik schlagen, wenn es darauf ankam.

»Sprechen Sie, Tolot«, forderte Rhodan. »Wir müssen uns mit den Gegebenheiten abfinden. Es wäre unsinnig, sich ein falsches Bild zu machen.«

»Der Durchmesser des Planeten Horror beträgt, wie wir alle wissen, knapp vierzehntausend Kilometer«, begann Tolot ohne Einleitung. »Sein durchschnittlicher Umfang liegt somit bei über dreiundvierzigtausend Kilometer. Atlan, Sie haben kurz vor dem Absturz der Space-Jet noch einige Messungen vorgenommen. Sagen Sie uns, wo die Bruchlandung ungefähr vonstatten ging.«

Der Arkonide dachte einen Augenblick nach.

»Fünfundvierzig Grad südlicher Breite«, gab er dann bekannt.

»Das stimmt ungefähr«, sagte Tolot. »Es ist leicht zu errechnen, dass dieses Raumschiff im Augenblick zehntausendachthundertundvierzig Kilometer von der Südpolstation entfernt steht.«

10.840 Kilometer!

Rhodan und Atlan wechselten einen schnellen Blick.

Der von Tolot angegebenen Entfernung lag die Normalgröße eines Menschen zugrunde. Da sich die Raumfahrer jedoch um das Tausendfache verkleinert hatten, wurden aus diesen 10.840 Kilometern 10.840.000 Kilometer.

Eine unermessliche Entfernung, solange die CREST II funktionsunfähig war.

Und doch mussten sie irgendwie zur Südpolstation gelangen, denn es gab nur einen Weg, um die Verkleinerung rückgängig zu machen: der Potenzialverdichter musste vernichtet werden.

»Sie schweigen«, bemerkte Tolot. »Das bedeutet, dass Sie die Konsequenzen aus den vorliegenden Ergebnissen zu ziehen vermögen.«

»Um Himmels willen!«, stöhnte Oberst Cart Rudo. »Wir können doch nicht unser ganzes Leben in diesem Zustand verbringen, wie ... wie Insekten, die hilflos über den Boden kriechen.«

»Jetzt wissen wir endlich, wie einem Käfer zumute ist, den unsere Füße achtlos zertreten«, sagte Atlan.

»Der Käfer hat den Vorteil, dass er von Geburt an nicht größer ist«, widersprach Mory. »Er ist es nicht anders gewöhnt. Seine gesamten Lebensgewohnheiten sind seiner Größe entsprechend eingerichtet. Das ist bei uns nicht der Fall.«

»Terraner sind anpassungsfähig«, sagte Atlan spöttisch. »Vielleicht sind wir dazu ausersehen, eine Kolonie von Mikromenschen in diesem Tal zu gründen.«

Rhodan stand auf. »Ich muss Sie alle davon unterrichten, dass ich inzwischen einen Plan gefasst habe«, sagte er. »Sie wissen, dass seit kurzem fünfzehn Spezialflugzeuge zu unserer Ausrüstung gehören, die mit normalen chemischen Strahltriebwerken fliegen.«

»Du meinst die Oldtimer?«, fragte Mory.

»Das ist der volkstümliche Ausdruck für diese Maschinen«, stimmte Perry zu. »Die Flugzeuge haben einen schlanken Rumpf und stark gepfeilte Tragflächen, an deren Enden die beiden Hub- und Schwenktriebwerke sitzen.«

Die Flugzeuge, von denen Rhodan sprach, gehörten bereits seit zwanzig Jahren zur Standardausrüstung verschiedener terranischer Raumschiffe. Sie vermochten senkrecht zu landen und zu starten. Bei einer Länge von 26 Metern erreichten sie eine Geschwindigkeit von 3,2 Mach.

»Ich habe eine Frage, Sir«, meldete sich Melbar Kasom aus dem Hintergrund der Zentrale. »Ich setze voraus, dass Sie versuchen wollen, mit diesen Maschinen die Südpolstation zu erreichen. Ihre chemischen und elektrischen Anlagen sind nach wie vor funktionsfähig. Trotzdem muss Ihr Plan scheitern. Die Oldtimer sind nach der Verkleinerung noch sechsundzwanzig Millimeter lang. Wie wollen Sie mit diesen winzigen Dingern bis zum Südpol gelangen?«

»Gute Frage«, nickte Rhodan. »Ich habe schon darüber nachgedacht und mit Icho Tolot gesprochen. Tolot, sagen Sie uns bitte, wie Ihre Theorie lautet.«

»Der Aktionsradius der Flugzeuge mit vollen Zusatztanks und der hochstzulässigen Besatzungsstärke von fünf Personen beträgt unter terranischen Verhältnissen dreizehntausendundvierhundert Kilometer«, sagte Tolot. »Jetzt wirft sich vor allem die Frage auf, ob diese Maschinen trotz der erfolgten Verkleinerung noch genauso schnell, oder wenigstens annähernd so schnell sein können, wie dies auf der Erde bei normaler Größe der Fall ist. Ich glaube, diese Frage mit einem Ja beantworten zu können.«

Von Major Hefrich, dem Leitenden Ingenieur, kam ein ungläubiger Ausruf.

Tolot hob beschwichtigend die Sprungarme.

»Was ich Ihnen jetzt sage, ist nicht allein das Ergebnis meiner Berechnungen, sondern es wurde auch von der Mathelogischen Positronik bestätigt. Es ist Tatsache, dass die Strahlgeschwindigkeit der ausgestoßenen Treibstoffpartikel nicht unter dem Verkleinerungsprozess leidet. Die Schubleistungen der Triebwerke, die normalerweise achtzehntausendfünfhundert Kilometer pro Motor betragen, sind zwar gesunken, aber dies proportional zur geringer gewordenen Masse des Flugzeuges.«

»Das müsste in der Praxis bewiesen werden«, sagte Rhodan. »Ich habe Captain Don Redhorse beauftragt, mit vier Männern einen ausgedehnten Testflug zu unternehmen. Redhorse ist gerade dabei, seine Begleiter auszusuchen.«

Hefrich schüttelte bedächtig den Kopf. »Seine Rückkehr wird uns um eine Enttäuschung reicher machen«, sagte er.

»Denken Sie doch einmal an die Insekten«, sagte Icho Tolot. »Die meisten fliegen viel schneller, als man es auf Grund ihrer Körpergröße annehmen sollte. Ich bin überzeugt, dass die Oldtimer mindestens noch eine Geschwindigkeit von zwei Mach erreichen können.«

»Warum behaupten Sie nicht gleich, dass die Maschinen nach wie vor über dreifache Schallgeschwindigkeit fliegen?«, erkundigte sich Atlan mit schwachem Sarkasmus.

»Ganz einfach«, erwiderte der Haluter ernsthaft. »Die geringere Masse ist einem starken Luftwiderstand ausgesetzt, der leider nicht proportional abgesunken ist. Daraus resultiert die Verlangsamung.«

»Versuchen werden wir es auf jeden Fall«, bestimmte Rhodan. »Wenn Tolot recht hat, können wir die Station am Südpol erreichen. Inzwischen hat Hauptzahlmeister Major Bernard eine Reihe von modernen chemischen Waffen zurechtgelegt, mit denen wir die Oldtimer ausrüsten werden, wenn der Test erfolgreich verläuft. Selbstverständlich erhält auch Redhorses Mannschaft diese Waffen, denn es besteht immerhin die Möglichkeit, dass sie angegriffen werden.«

Die Vorstellung, dass ein 26 Millimeter langes Flugzeug angegriffen werden könnte, war keineswegs absurd. Auf der Oberfläche Horrors konnten Lebensformen existieren, die ebenfalls dem Verkleinerungsprozess erlegen waren.

»Hoffentlich taucht die fliegende Festung nicht wieder auf«, gab Atlan zu bedenken.

»Für die Flugzeuge stellt sie sicher keine große Gefahr dar«, antwortete Rhodan.

Damit war zumindest der Testflug eine beschlossene Sache. Es gab niemand an Bord, der dieses verzweifelte Unternehmen abgelehnt hätte.

*

Major Curt Bernard blickte trübsinnig auf den Maschinenkarabiner, der vor ihm auf der Ausgabetheke lag. Seine Blicke glitten über die Trommelmagazine mit jeweils sechzig Schuss Munition.

»Das sind die Minirakgeschosse«, sagte er zu Lope Losar, der mit bedächtigen Bewegungen eine Pistole für Doppelmagazine von je zwanzig Schuss lud. »Die Geschosszündung geschieht auf rein mechanischem Weg mittels Schlagbolzen. Die Geschosse haben ein Kaliber von sechs Millimetern ...«, er verstummte unsicher, als ihm bewusst wurde, dass die vor ihm liegende Munition sich ebenfalls um das Tausendfache verkleinert hatte.

»Ich weiß, Sir«, sagte Losar teilnahmslos. »Ich gehöre zu den Waffenmeistern.«

Der Hauptzahlmeister schob einen Schein über die Theke.

»Unterzeichnen Sie diese Empfangsbestätigung«, ordnete er an.

Losar schaute auf die Waffen.

»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, »aber ich glaube, Captain Redhorse hat die doppelte Anzahl an Munition ausgeschrieben.«

Bernard blickte auf den Abforderungsschein des Captains, als sehe er ihn zum ersten Mal. Seine Augen weiteten sich, als sei er erstaunt, Losar unterdrückte ein Grinsen.

»So, so«, machte Bernard. Dann gab er dem Waffenmeister mit offensichtlichem Widerwillen einige weitere Munitionspakete.

Losar verstaute alles in seinen Taschen.

»War außer mir schon jemand hier, Sir?«, erkundigte er sich.

Der Gedanke, dass noch weitere Raumfahrer kommen und die Lagerbestände dezimieren würden, schien Bernard zu beunruhigen. Er fuhr mit den Händen über die Theke.

»Warum fragen Sie?«, wollte er wissen.

Losar ließ das Magazin der Pistole einschnappen. Er tat alles mit sicheren Griffen, ohne überhaupt auf die Waffe zu blicken.

»Ich hätte gern gewusst, wer Captain Redhorse und mich begleitet«, erwiderte er ruhig.

In diesem Augenblick wurde die Tür vom Gang aus geöffnet, und Oleg Sanchon kam herein.

»Möchten Sie ebenfalls von diesen Spezialwaffen?«, fragte Bernard besorgt.