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Ein zug führt sie in die Welt der Verfemten - die Männer der CREST als Gefangene der Twonoser Vor langer Zeit setzten die Meister der Insel, die mysteriösen Herren des Andromedanebels, das Volk der Twonoser als Wächter von Andro-Beta ein. Obwohl seit diesem Ereignis inzwischen viele Jahrtausende vergangen sind, üben die Twonoser auch noch im Jahre 2402 irdischer Zeitrechnung ihr Wächteramt im Auftrag der Herren aus - zum Unglück Perry Rhodans und der Männer der CREST. Die CREST II, die den in Andro-Beta eingedrungenen "Geheimsatelliten Troja" verließ und auf Erkundungsflug ging, wurde von den Twonosern überfallen, aufgebracht und in das Innere eines Mobys geschleppt. Nach hartem und aussichtslosem Kampf gegen eine gewaltige Übermacht der Rüsselwesen wurden Perry Rhodan und seine Leute überwältigt. Jetzt treten 2000 Terraner den bitteren Weg in die Gefangenschaft an. Auf Grund ihres Aussehens werden die Gefangenen zu Parias abgestempelt, und ein Zug transportiert sie immer tiefer in das Innere des Mobys - zum Reich der Verfemten und zur KASTE DER WEISSRÜSSEL!
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Nr. 235
Die Kaste der Weißrüssel
Ein Zug führt sie in die Welt der Verfemten – die Männer der CREST als Gefangene der Twonoser
von WILLIAM VOLTZ
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Impressum
Vor langer Zeit setzten die Meister der Insel, die mysteriösen Herren des Andromedanebels, das Volk der Twonoser als Wächter von Andro-Beta ein.
Obwohl seit diesem Ereignis inzwischen viele Jahrtausende vergangen sind, üben die Twonoser auch noch im Jahre 2402 irdischer Zeitrechnung ihr Wächteramt im Auftrag der Herren aus – zum Unglück Perry Rhodans und der Männer der CREST.
Die CREST II, die den in Andro-Beta eingedrungenen »Geheimsatelliten Troja« verließ und auf Erkundungsflug ging, wurde von den Twonosern überfallen, aufgebracht und in das Innere eines Mobys geschleppt. Nach hartem und aussichtslosem Kampf gegen eine gewaltige Übermacht der Rüsselwesen wurden Perry Rhodan und seine Leute überwältigt.
Jetzt treten 2000 Terraner den bitteren Weg in die Gefangenschaft an. Auf Grund ihres Aussehens werden die Gefangenen zu Parias abgestempelt, und ein Zug transportiert sie immer tiefer in das Innere des Mobys – zum Reich der Verfemten und zur KASTE DER WEISSRÜSSEL!
Kendall Baynes – Ein Fähnrich der Solaren Flotte, der als Angeber bekannt ist.
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums – und »Träger des 1. Rüssels«.
Icho Tolot – Der Haluter entflieht seinen Bewachern.
John Marshall – Ein Spion in fremden Gehirnen.
Melbar Kasom – Der zweite Ausbrecher.
Garko der Starke – Anführer der Weißrüssel.
Storkeet
Es war ein Anblick, der das Herz des Beauftragten höher hätte schlagen lassen – wenn er eines besessen hätte.
Soweit er sehen konnte, standen die Mitglieder des Wächtervolkes dicht gedrängt nebeneinander. Wenn er nun zu ihnen sprach, würde jedes einzelne Wesen seine Stimme hören können, denn eine Kette von Lautsprechern reichte bis zum anderen Ende des gewaltigen Platzes.
»Ihr werdet innerhalb dieser kleinen Galaxis leben«, sagte er ruhig.
Die vorderen Reihen schienen zu schwanken, die Gesichter, die zu dem Beauftragten aufblickten, zeigten weder Begeisterung noch Ablehnung.
Sie wissen, dass ich nicht zu den Meistern der Insel gehöre, dachte der Beauftragte bitter. Sie akzeptieren mich nur, weil sie wissen, dass hinter mir die größte Macht von Andromeda steht.
»Es wird nicht lange dauern, bis ihr alle Planeten erobert habt«, fuhr er fort, und er hörte seine eigene Stimme über den Platz klingen, mehrfach verstärkt durch die elektronischen Anlagen.
»Ihr kennt eure Aufgaben«, sagte er. Er richtete sich etwas auf, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Zum ersten Mal empfand er die Hässlichkeit der Rüsselwesen als abstoßend. So gesehen, war es ein kluger Entschluss der Meister der Insel, diese Kreaturen als Wächter von Andro-Beta einzusetzen.
»Die Kristallriesen werden euch bei eurer Aufgabe unterstützen«, sagte er. Der Gedanke an die riesigen Ungeheuer, die zwischen den Sternen dieser kleinen Galaxis herumfliegen würden, ließ ihn erschauern. »Nie dürft ihr vergessen, dass kein raumfahrendes Volk, das von der Nachbargalaxis hier eindringen sollte, seinen Vorstoß fortsetzen darf. Zwar seid ihr nur ein Teil des unüberwindlichen Wachringes, aber ihr müsst euren Auftrag ernst nehmen. Jeder Fehler wird euch den Zorn der Meister der Insel zuziehen – und ihr wisst, was das bedeutet.«
Täuschte er sich, oder wurden seine Zuhörer unruhig? Der Beauftragte dachte sehnsüchtig an seine Heimatwelt, die er so schnell nicht wiedersehen würde. Man hatte ihm befohlen, die ersten Unternehmungen der Rüsselwesen zu beobachten. Später erst durfte er zurückkehren.
»Ihr seid frei!«, rief er der Menge zu. »Ihr könnt alles tun, was euch sinnvoll erscheint, wenn ihr nie eure wichtigste Aufgabe vergesst.«
Es war keine sehr schöne Rede, dachte er unlustig. Aber die Wesen, die ihm zuhörten, wussten auch ohne viel Worte, worauf es ankam.
Der Beauftragte wartete nicht, bis sich die Menge auflöste, sondern gab seinen Trägern einen Wink, dass sie ihn in sein kleines Raumschiff bringen sollten. Als die Schleuse hinter ihm zuglitt, fühlte er sich erleichtert.
Er hatte seine Befehle bisher korrekt ausgeführt. Früher oder später würden die Meister der Insel davon erfahren. Er fragte sich, wie es möglich war, dass sie alles wussten, obwohl sie doch Tausende verschiedener Bauplätze des Wachringes gleichzeitig beobachten mussten.
Ich habe Angst vor ihnen, dachte der Beauftragte. Diese Angst, das wusste er, teilte er mit diesen zweihundert Millionen Rüsselwesen, zu denen er gerade gesprochen hatte.
Der Beauftragte konnte nicht ahnen, dass die Rüsselwesen Jahrtausende ihren Auftrag pflichtgemäß ausführen würden. Erst in ferner Zukunft sollte ein Volk auftauchen, das den Wächtern ernsthafte Schwierigkeiten bereiten würde.
Der Angeber hieß Kendall Baynes und gehörte als Fähnrich zur technischen Abteilung im F-Deck der CREST II. Die Mannschaft nannte ihn jedoch Lord Baynes, weil der behauptete, in direkter Linie von einem alten Adelsgeschlecht abzustammen. Lord Baynes trug ständig eine Mundharmonika bei sich, auf der er immer dann, wenn er in melancholischer Stimmung war, die drei gleichen Stücke spielte: Summertime, Rhapsodie in Blue und Blue Heaven.
Der Angeber war groß und schlank und 22 Jahre alt. Auch wenn er ausnahmsweise einen Helm trug, hing eine Strähne blonden Haares in seiner Stirn. Lord Baynes besaß blaue Augen, eine glatte, blasse Gesichtshaut und verächtlich herabgezogene Mundwinkel.
Zusammen mit zweitausend anderen Männern stand Kendall Baynes in einer riesigen Halle und wartete darauf, dass der Marsch in die Gefangenschaft begann.
Unmittelbar neben Baynes stand Sergeant Kapitanski und brütete mit verschlossenem Gesicht vor sich hin. Baynes sagte sich im stillen, dass Kapitanski der schlechteste Partner war, den er sich bei dieser Sache wünschen konnte.
Er blickte zur Seite und sah die Postenkette der Twonoser, die die Männer der CREST auf engstem Raum zusammengetrieben hatten.
Wie eine Herde Schafe, dachte Lord Baynes erbittert.
Er knöpfte die Tasche seiner Uniformbluse auf und zog die Mundharmonika hervor. Das Instrument sah abgegriffen aus. Kapitanski hob den Kopf und starrte Baynes missbilligend an.
»Was hast du vor?«, fragte er misstrauisch.
»Ich steh' mir hier die Füße in den Bauch«, klagte Baynes. »Auch als Gefangener hat man schließlich gewisse Rechte.«
Sergeant Kapitanski warf einen wehmütigen Blick zur CREST II hinüber. Er bezweifelte, dass ihre Rechte besonders groß waren. An seiner Seite erklangen die ersten Töne von Summertime.
Sofort bahnten sich zwei Twonoser einen Weg durch die Männer und blieben vor Baynes stehen. Ihre kleinen, aber wirksamen Waffen, die sie in ihren verkrümmten Händchen hielten, zeigten auf Baynes' Brust.
Kapitanski beobachtete, wie eines der Rüsselwesen das Übersetzungsgerät einschaltete. Jeder Twonoser, der mit ihnen sprach, trug ein solches Gerät.
»Alle Waffen müssen abgegeben werden«, sagte der Twonoser.
Lord Baynes hörte zu spielen auf und klopfte das Instrument gegen seine Handfläche.
»Dies ist keine Waffe«, erklärte er.
Der Twonoser winkte überheblich mit einem Rüssel. Baynes blieb nichts anderes übrig, als ihm die Mundharmonika zu übergeben. Der Twonoser untersuchte sie kurz und gab sie an Baynes zurück.
»Dieses Gequäke hat zu unterbleiben«, ordnete er an.
»Gequäke?«, fauchte Lord Baynes ungläubig. »Hast du das gehört. Sarge?«
»Schließlich hat er gar nicht so unrecht«, meinte Kapitanski mürrisch. »Allmählich geht einem deine Spielerei auf die Nerven.«
Baynes zupfte hastig am Reißverschluss seiner Uniformbluse, als die beiden Wächter davongingen. Kapitanski sah zu, wie der Fähnrich einen langen Strick, herauszog, den er um seinen Körper gewickelt hatte. Der Sergeant war ein Mann, der nicht besonders schnell denken konnte, aber er ahnte, dass es zu Schwierigkeiten kommen würde.
»Was hast du vor?«, erkundigte er sich.
»Vielleicht will er sich aus Kummer aufhängen«, warf einer der umstehenden Männer ein.
»Sie haben uns alle Waffen abgenommen«, erläuterte Baynes. »An das Lasso dachten sie jedoch nicht. Ich erklärte ihnen, dass es zu meiner Bekleidung gehört.«
»Du wirst doch nicht mit diesem Strick gegen die Rotrüssel vorgehen?«, erkundigte sich Kapitanski erschrocken.
Lord Baynes bekam rote Flecken im Gesicht. »Keiner hat den Mut, etwas gegen diese arroganten Kerle zu unternehmen«, knurrte er. »Wir wissen noch nicht einmal, wohin sie uns bringen.«
Baynes erhielt von einigen Männern in seiner Umgebung lebhaften Beifall.
»Der Lord hat recht!«, rief jemand. »Will Perry Rhodan untätig zusehen, wie wir ununterbrochen von diesen eingebildeten Burschen terrorisiert werden?«
»Regt euch nicht auf!«, empfahl ihnen Sergeant Kapitanski. »So, wie die Machtverhältnisse im Augenblick verteilt sind, haben wir nicht die geringste Aussicht, hier zu fliehen. Schließlich hat Rhodan einen Versuch unternommen, mit einem Oldtimer zu entkommen. Die Twonoser werden uns keine zweite Chance geben.«
»Du wirst alt, Kap!«, stieß Lord Baynes hervor.
Er legte den Strick in gleichmäßige Schlaufen zusammen.
»Du bist noch nicht lange bei uns«, sagte Kapitanski geduldig. »Du wirst einsehen müssen, dass unüberlegte Handlungen nichts einbringen.«
Baynes pochte zornig gegen seine Stirn. »Hier arbeitet ein verdammt scharfer Verstand. Und dieser Verstand sagt mir, dass wir etwas riskieren müssen, um herauszufinden, wie die Rotrüssel gegen Angriffe aus unseren Reihen reagieren.«
»Also gut, finde es heraus!«, schnaubte Kapitanski.
Lord Baynes lächelte überlegen und schob sich mit dem Strick zwischen den Männern hindurch. Am Ende der Gruppe blieb er stehen.
»Macht mir etwas Platz«, sagte er.
Bereitwillig wichen die Männer zur Seite. Die meisten warteten nur auf eine Gelegenheit, gegen die Twonoser vorgehen zu können.
Lord Kendall Baynes, ein zweiundzwanzigjähriger Fähnrich aus dem F-Deck der CREST II, wirbelte den Strick viermal über seinem Kopf und ließ ihn dann davonschnellen, ohne das Ende loszulassen.
Die Lassoschlinge rutschte genau über den Oberkörper eines verblüfften Wächters.
»Prächtig!«, rief Baynes und zerrte heftig am Strickende. Der Twonoser taumelte ein paar Schritte vorwärts, bis einer seiner Kameraden das Lasso durchgeschnitten und ihn befreit hatte.
Baynes wartete mit undurchdringlicher Miene auf die drei Wächter, die sich ihm näherten. Der Anführer der Rotrüssel tastete Baynes nach weiteren Waffen ab.
»Solche Zwischenfälle dulden wir nicht«, sagte er. »Sie kommen mit zu Ihrem Anführer. Wenn wieder so etwas passiert, lassen wir zehn Gefangene erschießen.«
Die Wächter nahmen Baynes in ihre Mitte und führten ihn ab. Sie brachten ihn zu Perry Rhodan, der zusammen mit Atlan, Icho Tolot und John Marshall etwas abseits von den übrigen Gefangenen stand.
Baynes erhielt einen Stoß, der ihn vorwärtstaumeln ließ. Es gelang ihm unmittelbar vor Rhodan wieder Halt zu finden. Rhodan musterte ihn abschätzend.
»Nun, Fähnrich Baynes?«, sagte Rhodan ruhig. »Haben Sie nicht noch weitere Varietéstücke in Ihrem Programm, die Sie uns vorführen können?«
»Es tut mir leid, Sir«, sagte Baynes und gab sich Mühe, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Ich wollte nur herausfinden, wie die Twonoser auf einen Angriff reagieren.«
»Er muss bestraft werden«, ordnete einer der Rotrüssel an. »Sorgen Sie dafür, dass es eine angemessene Strafe wird.«
»Natürlich«, versicherte Rhodan.
»Sir!«, stieß Baynes hervor. »Sie wollen mich bestrafen, weil eine dieser aufgeblasenen Kreaturen es verlangt?«
»Solange ich zurückdenken kann, werde ich damit aufgehalten, Hitzköpfe wie Sie zur Vernunft zu bringen«, sagte Rhodan gemächlich. »Ich habe noch nie persönlich mit Ihnen gesprochen, Fähnrich Baynes, aber ich kann Ihnen versichern, dass Ihr Ruf weit über das F-Deck hinausgeht.«
»Mein Ruf als Mundharmonikaspieler oder als Fähnrich?«, fragte Lord Baynes und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.
»Ihr Ruf als Angeber«, erwiderte Rhodan scharf.
Baynes ließ die Schultern hängen und sah unglücklich aus. Plötzlich brach Icho Tolot der Haluter, in dröhnendes Gelächter aus.
»Immerhin brachte unser junger Freund etwas Abwechslung in die ganze Sache«, sagte er befriedigt.
»Unser Bedarf an Abwechslung ist weitgehend gedeckt«, bemerkte Atlan ironisch. »Sie haben uns in diesen Moby hineinmanövriert, Tolot. Im Gegensatz zu Ihnen finden wir es nicht im geringsten amüsant, in einem toten Monstrum gefangen zu sein, das dreißigtausend Kilometer durchmisst und etwa zehntausend Kilometer hoch ist.«
Tolot lachte noch lauter. »Mir gefällt es«, erklärte er kategorisch.
Verständnislos hörte Kendall Baynes zu. Hätten Atlan und Tolot sich in einer fremden Sprache unterhalten, hätte er ebensowenig verstanden.
»Der Abmarsch beginnt bald«, meldete sich einer der Rotrüssel zu Wort. »Sie müssen bereit sein.«
Baynes beobachtete erleichtert, dass sich die drei Wächter zurückzogen.
»Vorläufig bleiben Sie in meiner Nähe«, ordnete Rhodan an. »Ich möchte nicht, dass Sie einen weiteren Zwischenfall heraufbeschwören.«
Baynes nickte. Er hoffte, dass Kapitanski ihn sehen konnte. Für den jungen Fähnrich erschien es immer noch unglaubhaft, dass sie sich im Innern eines gewaltigen Wesens befanden. Kapitanski hatte ihm zu erklären versucht, dass die Halle, in der sie sich aufhielten, ein Speichermagen des Ungeheuers war.
Die CREST II wurde von den Twonosern sorgfältig bewacht. Da alle Maschinen abgeschaltet waren, konnten auch Rakal und Tronar Woolver, die Mutantenzwillinge, nicht mehr in das Schiff zurückkehren.
Baynes hatte erfahren, dass der Telepath John Marshall durch Gedankenüberwachung einiger Rotrüssel herausgefunden hatte, dass der Laderstrahl, mit dem die Twonoser die CREST II unschädlich gemacht hatten, höchstens zehntausend Kilometer in den Raum hinausreichte. Mit etwas Vorsicht hätte sich also die Gefangennahme vermeiden lassen. Der größte Teil der zweitausend Mann starken Besatzung war nicht gut auf den Haluter Icho Tolot zu sprechen, der den Vorschlag gemacht hatte, den Moby zu besetzen.
Atlan ging in seiner Kritik so weit, den Moby »Moby-Tolot« zu nennen. Dem Haluter, das hatte Baynes gerade erfahren, schien dieser Spott jedoch nichts auszumachen. Wahrscheinlich war er das einzige Wesen unter den Gefangenen, dem die derzeitige Situation Freude machte.
Die Terraner wussten inzwischen, dass sich die Twonoser in drei Kasten unterteilten. Die A-Kaste, die Parias, lebten in der Bauchetage des Mobys. Ihre Rüssel waren ungefärbt und zeigten die normale weiße Farbe. In der Mitteletage des Mobys hielten sich die Blaurüssel auf, Angehörige der B-Kaste. Fast alle Soldaten rekrutierten sich aus Mitgliedern der B-Kaste. Die vornehmste Kaste, die C-Gruppe, hatte sich in der Rückenetage des toten Mobys niedergelassen. Das Kennzeichen dieser Twonoser waren die rotgefärbten Rüssel.
Den Wissenschaftlern unter den Terranern war es noch nicht klar, wie es zu dieser Kasteneinteilung kommen konnte, aber sie vermuteten, dass die räumliche Aufteilung des Mobys auch für die Planeten galt, auf denen die Twonoser lebten. Wahrscheinlich war es so, dass die A-Kaste auf Welten mit schlechten Lebensbedingungen um ihren Fortbestand kämpfen musste, während die besseren Planeten der B-Kaste vorbehalten blieben. Auf den Paradieswelten hatten sich die Rotrüssel angesiedelt.
Das war so ziemlich alles, was die Terraner bisher herausgefunden hatten. Die Rotrüssel waren viel zu eingebildet, um sich mit den »minderwertigen« Eindringlingen in längere Gespräche einzulassen. So waren Perry Rhodan und Atlan weitgehend auf die Informationen der Mutanten angewiesen.
Lord Baynes' Gedanken wurden unterbrochen, als John Marshall zu Rhodan trat und ihm etwas zuflüsterte. Rhodan nickte.
»Offensichtlich ist geplant, uns in die Bauchetage zu bringen«, sagte Rhodan, an die anderen Männer gewandt. »Dort glaubt man uns am besten unterbringen zu können.«
»Dort unten lebt die A-Kaste«, erinnerte Atlan. Er warf Tolot einen bösen Blick zu. »Vielleicht vergeht Ihnen dort Ihr Humor, Tolot.«
»Keineswegs«, versicherte der Haluter. »Ich bin sogar sehr gespannt darauf, einmal mit anderen Twonosern zusammenzukommen.«
»Denken Sie daran, dass wir, wenn man uns von hier wegbringt, kaum noch eine Chance haben, zur CREST zurückzukehren. Das Schiff stellt, jedoch unsere einzige Fluchtmöglichkeit dar.« Marshall hatte mit ernster Stimme gesprochen.
»Es besteht keine Lebensgefahr für uns«, besänftigte ihn Tolot. »Wenn es kritisch wird, lassen wir uns etwas einfallen.«
Lord Baynes fühlte sich ermutigt zu fragen: »Wie will man uns in die Bauchetage transportieren?«
»Das konnte ich noch nicht herausfinden«, antwortete Marshall bereitwillig. »Aber bestimmt werden wir die Strecke nicht zu Fuß zurücklegen.«
Baynes wunderte sich, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Männer ihn in ihre Unterhaltung einbezogen. Nachdenklich blickte er zur Decke hinauf, wo ein blendfreier Leuchtkörper installiert war, der in dieser Halle die Aufgabe einer Sonne übernahm. Die Twonoser hatten alle technischen Probleme, die das Leben innerhalb des Mobys aufwarf, perfekt gelöst. Die künstliche Luft war atembar. Die Schwerkraft des Mobys lag nur knapp über dem Normalwert von einem Gravo. In der Halle betrug die konstante Wärme 25 Grad Celsius. Baynes bezweifelte nicht, dass diese Werte auch für andere Stellen innerhalb des Mobys zutrafen.
Etwa eine Stunde nach dem von Baynes hervorgerufenen Zwischenfall verstrich, ehe wieder drei Rotrüssel zu Rhodan kamen.
»Es wurde alles für euren Transport vorbereitet«, erklärte der Sprecher dem Terraner. »Sorgen Sie dafür, dass ihre Männer sich ruhig verhallen.«
Baynes stellte fest, dass die Twonoser weder feindselig noch heimtückisch wirkten. Sie schienen sich lediglich grenzenlos überlegen zu fühlen.
»Wohin bringt man uns?«, wollte Rhodan wissen.
»Keine Fragen«, erwiderte der Rotrüssel. »Sprechen Sie noch einmal zu Ihrer Mannschaft.«
Rhodan winkte Tolot zu sich. »Heben Sie mich auf Ihren Rücken, Tolot, damit mich jeder sehen kann.«
Mühelos setzte der Haluter Rhodan auf seine rechte Schulter.
Rhodan hob den Arm. Die zweitausend Terraner verstummten und blickten erwartungsvoll zu ihm herüber.
»Es ist sicher nicht nötig, dass ich noch einmal auf unsere derzeitige Lage eingehe«, sagte er. »Die Twonoser haben nicht die Absicht, uns zu töten, aber es ist klar, dass sie uns nicht in dieser Halle lassen werden, wo wir uns in unmittelbarer Nähe des Schiffes befinden. Wir werden uns widerstandslos abführen lassen. Sobald wir an unserem Ziel angelangt sind, können wir uns mit eigenen Plänen beschäftigen.«
Rhodan hoffte, dass dies unverfänglich geklungen hatte. Zweifellos wurde seine Rede von den Geräten der Twonoser übersetzt. Es wäre gefährlich gewesen, in aller Offenheit von Flucht zu sprechen.
Weitere Rotrüssel tauchten in der Halle auf. Die zweitausend Gefangenen wurden gezwungen, sich in Marschordnung aufzustellen Rhodan, Tolot, Atlan, Marshall und Kendall Baynes bildeten die Spitze des Gefangenenzuges.
Vor ihnen gingen zwanzig bewaffnete Rotrüssel. Ein kurzer Blick überzeugte Baynes, dass zu beiden Seiten der Kolonne je über hundert Wächter gingen. Er vermutete dass einige Rotrüssel auch den Abschluss bildeten. Es waren alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden, um einen Ausbruch zu verhindern.