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Die Stunde der Entscheidung naht - Atlan und der letzte MdI kämpfen um Sein oder Nichtsein der Menschheit Auf Terra schreibt man den Monat Februar des Jahres 2406 christlicher Zeitrechnung. Nach einem gefährlichen Zwischenspiel, bei dem es um die Abwehr eines erneuten Anschlags gegen die Existenz der irdischen Menschheit ging, verlagerte sich der Schwerpunkt des kosmopolitischen Geschehens wieder nach Andromeda. Die "Superfestung Tamanium" wurde berannt - das letzte und scheinbar uneinnehmbare Bollwerke der Meister der Insel! Hätte Faktor I mit seinem Plan, das Rad der galaktischen Geschichte zurückzudrehen, Erfolg gehabt - der auf Luna notgelandete Forschungskreuzer der Arkonidin Thora sollte vernichtet werden, bevor Perry Rhodan ihn hatte entdecken und die Keimzelle der Dritten Macht und des späteren Solaren Imperiums bilden können - gäbe es keine Solare Flotte mehr, die Tamanium bedrohen könnte. So aber kämpfte Trinar Molat, der eine der beiden letzten MdI, auf verlorenem Posten und starb inmitten der amoklaufenden Geschöpfe, die er zu gespenstischem Leben erweckt hatte. Mit dem Tode Trinar Molats, genannt Faktor II, scheint die Macht der Herren Andromedas endgültig gebrochen zu sein. Die Duplo-Flotten existieren nicht mehr - und auch die Zentralwelt Tamanium ist dem Untergang nahe. Faktor I unternimmt noch einen letzten Versuch, die Geschichte des Kosmos in andere Bahnen zu lenken. Dabei steht Faktor I AM ENDE DER MACHT...
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Nr. 299
Am Ende der Macht
Die Stunde der Entscheidung naht – Atlan und der letzte MdI kämpfen um Sein oder Nichtsein der Menschheit
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra schreibt man den Monat Februar des Jahres 2406 christlicher Zeitrechnung. Nach einem gefährlichen Zwischenspiel, bei dem es um die Abwehr eines erneuten Anschlags gegen die Existenz der irdischen Menschheit ging, verlagerte sich der Schwerpunkt des kosmopolitischen Geschehens wieder nach Andromeda.
Die »Superfestung Tamanium« wurde berannt – das letzte und scheinbar uneinnehmbare Bollwerke der Meister der Insel!
Hätte Faktor I mit seinem Plan, das Rad der galaktischen Geschichte zurückzudrehen, Erfolg gehabt – der auf Luna notgelandete Forschungskreuzer der Arkonidin Thora sollte vernichtet werden, bevor Perry Rhodan ihn hatte entdecken und die Keimzelle der Dritten Macht und des späteren Solaren Imperiums bilden können – gäbe es keine Solare Flotte mehr, die Tamanium bedrohen könnte.
So aber kämpfte Trinar Molat, der eine der beiden letzten MdI, auf verlorenem Posten und starb inmitten der amoklaufenden Geschöpfe, die er zu gespenstischem Leben erweckt hatte.
Mit dem Tode Trinar Molats, genannt Faktor II, scheint die Macht der Herren Andromedas endgültig gebrochen zu sein. Die Duploflotten existieren nicht mehr – und auch die Zentralwelt Tamanium ist dem Untergang nahe.
Die Hauptpersonen des Romans
Mirona Thetin – Eine schöne Frau, die die Macht über alles liebt.
Atlan – Der Lordadmiral geht in die Falle von Tamanium.
Heske Alurin – Oberst der USO und Kommandant von Atlans Flaggschiff.
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.
Krantar – Ein Mann, der mit dem Speer umzugehen versteht.
Don Redhorse
1.
Was zunächst nur ein unstetes Flimmern auf den Kontrollschirmen der Hyperortung gewesen war, zeichnete sich jetzt als ovaler Schiffskörper auf den Reliefbildschirmen ab. Das kleine Schiff näherte sich ohne jede Vorsicht dem Sperrgürtel der Solaren Flotte um Tamanium. Da es tefrodischer Bauart war, konnte seine Besatzung nur verrückt oder übertrieben heldenmutig sein.
Dann jedoch, wie aus einer plötzlichen Laune heraus, verlangsamte das Kleinstraumschiff seinen Flug und begann zu funken. Auf den Visiphonschirmen der terranischen Schiffe erschien ein weibliches Gesicht, das die beobachtenden Männer mit einem Schlag sämtliche Sorgen und Probleme vergessen ließ.
»Ich bin Mirona Thetin«, sagte die Frau, die offenbar das einzige Besatzungsmitglied des tefrodischen Schiffes war. »Ich bin gekommen, um mit Lordadmiral Atlan zu sprechen.«
An Bord der IMPERATOR und der CREST III wusste man, wer diese Frau war. Allein der Klang ihrer Stimme hätte genügt, um bei einigen hundert Männern den Pulsschlag zu beschleunigen. Mirona Thetin, Hoher Tamrat vom Sulvy-System, war nicht nur eine außergewöhnlich schöne Frau, sie hatte die Bewunderung auch durch ihre Einstellung gegenüber den MdI hervorgerufen.
Mirona Thetin hatte die Terraner rechtzeitig vor einem heimtückischen Anschlag der Meister der Insel gewarnt. Tausende von Menschen waren durch ihre Intervention gerettet worden.
An Bord der IMPERATOR hatte Atlan das unverhoffte Auftauchen der Tefroderin ebenfalls beobachtet. Er stand vor dem Bildschirm der Funkanlage und blickte auf dieses Gesicht, das er in den vergangenen Wochen vergeblich aus seinen Gedanken zu verbannen versucht hatte.
Sie war gekommen, um mit ihm zu sprechen. Kam sie aus politischen Gründen? Kam sie als Wissenschaftlerin? Oder kam sie, um den Mann Atlan zu sehen?
»Was sollen wir tun, Sir?«, fragte der Funker, der neben Atlan saß.
»Wir müssen sie zurückschicken«, sagte Oberst Alurin, der Kommandant der IMPERATOR. »Sie würde nur Verwirrung stiften.«
»Schalten Sie ein«, sagte Atlan zu dem Funker. »Ich möchte mit ihr sprechen.«
Er gab sich Mühe, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. Er hatte das Gefühl, dass die Männer in der Zentrale ihn beobachteten. Ich entwickle Komplexe, dachte er ärgerlich.
Der Funker lächelte. Wahrscheinlich tat er es unbewusst und ohne besonderen Grund, aber Atlan fühlte, wie der Zorn auf diesen Mann in ihm aufstieg.
Die Verbindung kam zustande. Atlan wusste, dass Mirona Thetin ihn jetzt auf dem Bildschirm in ihrem Schiff sehen konnte.
»Lordadmiral Atlan!«, stieß sie erleichtert hervor. »Ich bin glücklich, dass Sie mich anhören wollen.«
»Bevor Sie weitersprechen, muss ich Sie darüber informieren, dass das Luum-System Kriegsgebiet ist«, sagte Atlan streng. »Wir haben den Widerstand der MdI gebrochen, aber es ist durchaus möglich, dass in den unterirdischen Festungen von Tamanium noch verborgene Waffensysteme existieren. Ein Feuerstoß genügt, um Sie und ihr Schiff zu vernichten.«
»Ich bin mir ...«, setzte sie an, aber Atlan schnitt ihr mit einer heftigen Handbewegung das Wort ab.
»Überschätzen Sie außerdem nicht unseren Einfluss auf die Maahks«, sagte er. »Wir haben inzwischen von mehreren tefrodischen Regierungen Friedensangebote erhalten, aber die Maahks zeigen sich ablehnend. Wir müssen uns an unsere Verträge mit den Methans halten. Die Maahks haben diesen Sektor zum Sperrgebiet erklärt und wachen darüber, dass niemand auf Tamanium landet. Anscheinend befürchten sie, wir könnten die technischen Geheimnisse des Zentralplaneten für uns auswerten.«
Sie hob den Kopf und lächelte schwach. »Ich fürchte mich nicht vor den Maahks«, sagte sie.
»Sie sind mit einem tefrodischen Schiff gekommen«, sagte Atlan. »Ich wundere mich, dass die Maahks noch kein Empfangskomitee gebildet haben.«
»Bevor es dazu kommt, sollten Sie mich an Bord Ihres Schiffes holen«, schlug sie vor.
Atlan zögerte. Der Gedanke, mit dieser Frau zusammen zu sein, hatte etwas Verlockendes. Die Vernunft gebot dem Arkoniden jedoch, sie sofort zurückzuschicken.
»Wie sind Sie überhaupt auf den Gedanken gekommen, hier aufzutauchen?«, fragte er grimmig.
Sie schien zu spüren, dass seine schroffe Haltung ihm nur über seine Verlegenheit hinweghelfen sollte.
»Ich wusste seit langem, dass Tamanium die Zentralwelt der Meister der Insel ist«, sagte sie. »Aber was sollte ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Luum-System unternehmen?«
»Warum haben Sie uns die kosmischen Daten des Luum-Systems nicht genannt?«, wollte Atlan wissen.
Sie lächelte rätselhaft.
»Sie haben mich nie danach gefragt«, sagte sie. »Als ich einige Funksendungen anpeilte, die in großer Anzahl aus dem Luum-System kamen, wusste ich, dass Sie den entscheidenden Kampf gegen die MdI begonnen hatten.«
»Der zunehmende Funkverkehr hätte auch auf mehrere Duploflotten zurückgehen können«, sagte Atlan. Obwohl er sich über seine Gefühle gegenüber dieser Frau im klaren war, blieb er misstrauisch. Wollte sie nur mit ihm kokettieren? Er wünschte, er hätte gewusst, was sich hinter ihrer schönen Stirn abspielte. Vielleicht war sie tatsächlich nur gekommen, um ihn wiederzusehen, dachte er voller Hoffnung.
»Wollen Sie mich verhöhnen?«, fragte sie. »Oder fürchten Sie, eine Frau könnte der Solaren Flotte gefährlich werden?«
»Das könnte sie schon«, bemerkte Alurin halblaut. »In mancher Beziehung ist sie explosiver als eine Bombe.«
Einige Männer lachten. Atlan fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
»Ich muss Sie zurückschicken!«, sagte er scharf.
Er sah, wie sie die Lippen zusammenpresste. Sie schien zornig zu sein. Erstaunlich, dachte er bewundernd. So sieht sie noch viel schöner aus.
»Ihr Krieg interessiert mich nicht«, sagte sie. »Es ist mir auch egal, wenn Sie die Welten der Tefroder an die Maahks verschachern. Aber ich dachte, einige Geheiminformationen über Tamanium würden Sie interessieren.«
»Was sind das für Informationen?«
Sie wölbte die Augenbrauen. »Sind Sie wirklich so naiv, dass Sie glauben, ich würde Sie über meine Kenntnisse unterrichten, wenn uns die halbe terranische Flotte hören kann?«
»Hm«, machte Atlan. »Ich setzte mich Kritiken der Maahks aus, wenn ich eine tefrodische Regierungschefin an Bord meines Schiffes nehme.«
Sie fragte ironisch: »Fürchten Sie die Kritik der Maahks?«
»Nicht mehr als den Ärger einer schönen Frau«, sagte Atlan. »Bleiben Sie mit Ihrem Schiff außerhalb des Sperrgürtels. Wir holen Sie mit der IMPERATOR ab. Das ist sicherer für Sie.«
»Einverstanden«, sagte sie. Ihr Bild verblasste. Offenbar befürchtete sie, Atlan könnte es sich wieder anders überlegen und hatte aus diesem Grund sofort abgeschaltet.
Der Arkonide gab Alurin einen Wink. »Sie haben gehört, wie wir vorgehen, Oberst. Beginnen Sie mit dem Manöver.«
»Soll ich eine Nachricht an die CREST III durchgeben?«, erkundigte sich der Funker.
»Eine Nachricht?«, fragte Atlan erstaunt.
Der Funker runzelte die Stirn und senkte verlegen den Kopf. Dabei, so gestand sich Atlan ein, hatte der Mann nur an das Nächstliegende gedacht. Atlan wusste jedoch, dass Perry Rhodan ihn nicht unterstützt hätte. Vermutlich hätte der Großadministrator sogar verlangt, dass Mirona Thetin sofort zurückgeschickt wurde. Bei der augenblicklichen Lage wollte es der Arkonide nicht auf eine Kraftprobe mit seinem Freund ankommen lassen. Wenn die Tefroderin einmal an Bord war, konnte man Rhodan noch immer über alle Einzelheiten informieren.
Die IMPERATOR scherte aus dem Verband der Wachtschiffe aus. Das Luum-System, in erster Linie der Planet Tamanium, wurde von Schiffen des Solaren Imperiums, der Posbis und der Maahks abgesichert. Die Befürchtungen Perry Rhodans, dass der Planet Tamanium zu einer zweiten Sonne werden könnte, hatten sich bisher nicht bestätigt. Trotzdem hatte der Terraner, nicht zuletzt wegen der Wünsche der Maahks, ein striktes Landeverbot verhängt. Am 24. Februar des Jahres 2406 befand sich kein einziges Schiff auf der Oberfläche des Zentralplaneten der MdI. Sämtliche Posbikommandos, Einsatztruppen und Kampfroboter waren zurückgezogen worden. Lediglich auf dem dritten Planeten des Luum-Systems waren die Maahks damit beschäftigt, die letzten automatischen Geschützstellungen zu zerstören.
Im Grunde genommen waren die Schiffe nur noch in diesem Raumsektor, um das Ende von Tamanium abzuwarten. Trotz seines diplomatischen Geschicks war es Rhodan nicht gelungen, die Wasserstoff-Methan-Atmer zu wissenschaftlichen Untersuchungen des Zentralplaneten zu bewegen. Auch die Maahks warteten offenbar nur darauf, dass diese Welt explodierte.
Fast stündlich trafen Friedensangebote kleinerer Tefroderreiche ein. Die Maahks hatten bisher jedoch Verhandlungen abgelehnt. Sie wussten, dass sie sich jetzt endgültig ihren Lebensraum zurückerobern konnten. Deshalb ignorierten sie die Waffenstillstandsangebote der Tefroder. Eine Evakuierung der Tefroder in die Galaxis war ausgeschlossen. So stand Perry Rhodan vor großen politischen Schwierigkeiten.
Atlan wunderte sich nicht, dass ihm all diese Probleme mit einem Schlag zweitrangig erschienen. Seine Gedanken kreisten fast ausschließlich um die schöne Tefroderin. Insgeheim hoffte er, dass ihre Angaben nur ein Vorwand waren, um wieder mit ihm zusammenzutreffen. Er fragte sich, warum er in den letzten Wochen nicht selbst versucht hatte, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Zwar hatte er oft an eine solche Möglichkeit gedacht, aber er hatte unbewusst an einem Erfolg solcher Bemühungen gezweifelt.
»Ich gehe in den Hangar, um den Hohen Tamrat zu begrüßen«, sagte Atlan zu Alurin, als sich die IMPERATOR dem kleineren Schiff näherte.
Das Gesicht des Obersten blieb ausdruckslos. Nur seine Lippen zuckten verräterisch.
»Natürlich, Sir«, brummte er.
Atlan ertappte sich dabei, wie er glättend über seine Haare strich. Hastig ließ er den Arm sinken. Solche kleine Eitelkeiten würden der Besatzung schnell verraten, was mit dem Lordadmiral los war. Wenn die Kolonialterraner und Umweltangepassten es nicht längst schon wussten.
Atlan unterdrückte ein Lächeln. Er kam sich wie ein kleiner Junge vor, der irgendeinen Streich ausgeheckt hatte, von dem niemand etwas wissen durfte.
Als Atlan seinen Platz verließ, fühlte er Alurins Blicke auf sich ruhen. Er hatte den Eindruck, dass nicht nur Alurin, sondern alle Männer innerhalb der Zentrale ihn anstarrten, wie sie vielleicht ein achtbeiniges Monstrum betrachtet hätten. Hm, dachte er verwundert, vielleicht hielt man mich bisher für ein gefühlloses Wesen, in dessen Adern Eiswasser fließt.
Er würde diesen Burschen das Gegenteil beweisen. Um diese Frau würden ihn die Männer beneiden. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er den Antigravschacht betrat und in den Hangar schwebte. Er fühlte sich auf angenehme Weise beschwingt, er hatte Lust, irgendeine Dummheit zu begehen.
Er wusste genau, was das bedeutete, aber er ärgerte sich nicht länger darüber. Sie war gekommen, um mit ihm zu sprechen. Sie hatte nicht nach Perry Rhodan verlangt, sondern nach ihm. Ein gutes Zeichen, dachte er stolz.
Immerhin, überlegte er, war er ein gut aussehender Mann. Nicht nur das, er besaß auch Intelligenz und bekleidete eine führende Stellung in einem gewaltigen Imperium. Außerdem trug er einen Zellaktivator. Atlans Gesicht verzog sich unwillig. Jetzt wollte er nicht daran denken, dass diese Frau allmählich altern und ihre Schönheit verlieren würde, während er ...
»Zum Teufel damit!«, stieß er hervor. Unwillkürlich hatte er die uralte terranische Verwünschung ausgesprochen, so dass der Hangartechniker, der ihn am Ausgang des Antigravschachts erwartete, verwundert zusammenzuckte.
»Ist irgend etwas, Sir?«, fragte der Mann besorgt.
Atlan schlug dem überraschten Mann fest auf die Schulter. »Was soll sein?«, erkundigte er sich fröhlich. »Ich erwarte Besuch, das wissen Sie doch.«
»Ja, ja«, stammelte der Techniker verwirrt. Atlan beobachtete, wie der Mann mit einem anderen Techniker einen schnellen Blick wechselte.
»Wir werden das tefrodische Schiff in wenigen Minuten einschleusen, Sir«, teilte man ihm mit.
Atlan begab sich in den Kontrollstand. Er war so aufgeregt, dass es ihn nicht an einem Platz hielt. Er ging in dem kleinen Raum, der zum Hangar gehörte, unruhig auf und ab. Ich möchte wissen, wie alt Mirona ist, dachte er.
Das Einschleusmanöver schien ihm unerträglich lange zu dauern. Längst hatte er vergessen, was er ihr bei der Begrüßung sagen wollte. Als das kleine Raumschiff endlich fest im Hangar verankert war, verließ Atlan den Kontrollraum. Die Schleuse des tefrodischen Schiffes öffnete sich.
Mirona Thetin trug einen enganliegenden Schutzanzug, dessen Material in verschiedenen Farben schillerte. Sie hatte ihr langes Haar hochgesteckt, damit sie einen Helm aufsetzen konnte. Mit einem Sprung verließ sie die Schleuse. Ihre Bewegungen wirkten geschmeidig und kraftvoll. Als sie Atlan auf sich zu kommen sah, warf sie den Kopf leicht zurück. Ihr Mund öffnete sich, aber sie lächelte nicht. Ihre Augen waren wachsam.
Atlan fühlte, wie ihn die persönliche Ausstrahlung dieser Frau sofort in seinen Bann zog. Er wehrte sich nicht dagegen. Einen Schritt vor ihr blieb er stehen.
»Willkommen an Bord der IMPERATOR«, sagte er.
Gegen seinen Willen hatte seine Stimme unfreundlich geklungen, unbewusst hatte er eine Verteidigungsstellung eingenommen. Mirona Thetin kam auf ihn zu und berührte ihn leicht am Arm.
»Hallo, Admiral«, sagte sie.
»Ich bringe Sie in die Zentrale«, erbot er sich. »Dort können wir uns unterhalten.«
Sie benutzte ein eigenartiges, fast herbes Parfum. Der Schutzanzug raschelte, als sie sich Atlan mit einem Ruck zuwandte.
»Ich glaube nicht, dass die Zentrale der richtige Platz ist«, sagte sie. »Ich bin gekommen, um Sie zu überreden, dass Sie sich mit mir auf Tamanium absetzen lassen. Auf dieser Welt existieren Daten über Waffen und Maschinen, die alles in den Schatten stellen, was uns bekannt ist.«
»Woher besitzen Sie diese Informationen?«, fragte Atlan.
»Ich bin Archäologin und Ethnologin«, erinnerte sie ihn. »Sie wissen, dass ich gute Kenntnisse von der lemurischen Frühgeschichte habe. Ich habe in den Archiven meiner Vorfahren Hinweise gefunden, die mich vermuten lassen, dass auf Tamanium eine Positronik mit großen Wissensspeichern existiert.«
Atlan wich ihren Blicken aus.
»Nun gut«, sagte er widerstrebend. »Ich bringe Sie in den Mannschaftsraum. In der Kantine können wir uns ungestört unterhalten.«
Plötzlich kam ihr Gesicht dem seinen ganz nah. Er spürte ihren Atem.
»Glauben Sie nicht, dass ich nur wegen meiner Forschungsarbeiten gekommen bin«, murmelte sie.
Atlan stand wie erstarrt. Er brachte ein verunglücktes Lächeln zustande. Mit einem Ruck wandte sie sich von ihm ab.
»Oh!«, sagte sie erbittert. »Sie sind auch nur ein Soldat. Manchmal dachte ich an Sie, dann schienen Sie mir ein ungewöhnlicher Mann zu sein. Jetzt aber, da ich vor Ihnen stehe, verdrängt die Wirklichkeit meine Phantasiegestalt.«
»Ich werde mich bemühen, in Zukunft dieser Phantasiegestalt näherzukommen«, versprach Atlan lächelnd. »Trotzdem sollten wir jetzt gehen. Die Techniker beobachten uns.«
»Ich tue, was mir gefällt«, sagte sie. »Daran werden Sie sich gewöhnen müssen.«
»Jetzt waren Sie ein gewaltiges Stück von der Phantasiegestalt entfernt, die ich mir von Ihnen erdacht habe«, sagte Atlan.
Sie senkte den Kopf und lachte. »Diese Lektion habe ich verdient, Admiral. Oder legen Sie Wert darauf, Lordadmiral genannt zu werden?«
»Ich bin auch nur ein Soldat«, zitierte Atlan. »Nennen Sie mich, wie es Ihnen beliebt.«
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. »Ich fürchte, wir reden eine Menge Unsinn, Admiral.«
Sie verließen den Hangar. Obwohl Mirona Thetin flache Stiefel trug, war sie fast so groß wie der Arkonide. Atlan fühlte, wie die Spannung, unter der er seit der Ankunft dieser Frau gestanden hatte, allmählich nachließ. Sie hatte zwar angedeutet, dass sie auch seinetwegen gekommen war, aber es war durchaus möglich, dass es ihr Spaß machte, einen der wichtigsten Männer des Solaren Imperiums zum Narren zu halten.
In der Kantine trafen sie auf den rotbärtigen Koch der IMPERATOR. Er war damit beschäftigt, aus einer synthetischen Masse Fleischklößchen herzustellen.
Als Atlan und die Tefroderin eintraten, blickte der Mann nur kurz auf und vertiefte sich dann wieder in seine Arbeit. Atlan fragte sich ärgerlich, warum dieser rotbärtige Riese nicht in der kleinen Kombüse arbeiten konnte. M'giih war ein Umweltangepasster von Darschong. Er besaß die einzigartige Fähigkeit, aus Nahrungskonzentraten und Synthomasse wohlschmeckende Mahlzeiten zu bereiten.
M'giih wühlte mit seinen gewaltigen Händen in der farblosen Masse herum und gab ab und zu einen Grunzlaut von sich.
»M'giih«, sagte Atlan behutsam.
Der Koch blickte auf. Seine dichten Augenbrauen zogen sich zusammen. Seine Arme steckten im Topf, als wären sie einbetoniert.
»Sir?«, grollte der Mann von Darschong. Wenn er Mirona Thetin überhaupt wahrnahm, dann ließen ihn ihre Reize völlig kalt. Links und rechts von M'giih lagen auf mehreren Brettchen die Fleischklößchen.
»Würden Sie uns bitte allein lassen, M'giih?«, fragte Atlan.
M'giih blinzelte verwirrt, als könnte er nicht begreifen, dass es irgend etwas in diesem Universum gab, was wichtiger als die Herstellung von Fleischklößchen war.
»Ich höre überhaupt nicht zu, Sir«, versicherte der Koch. »Ich bin sozusagen überhaupt nicht vorhanden.«
Atlan warf seiner Begleiterin einen verzweifelten Blick zu. Köche waren besondere Menschen. Sie hatten ihre eigene Auffassung von Disziplin.
»Vielleicht können Sie die Produktion der Klößchen in die Kombüse verlegen«, schlug Atlan vor.