Perry Rhodan 308: Grüner Mond über Jelly-City - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 308: Grüner Mond über Jelly-City E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie sind die beiden letzten Männer von New Luna - und sie nehmen den Kampf gegen die Übermacht der Hypno-Sklaven auf Auf der Erde schreibt man November des Jahres 2435. Es ist somit rund 47 Jahre her, seit die Hypno-Kristalle von Magellan überraschend in Quinto-Center auftauchten und die USO-Zentrale zu übernehmen drohten. Der Anschlag gegen die Sicherheit des Solaren Imperiums konnte damals relativ leicht abgewehrt werden, und nur wenige Menschen auf Terra erfuhren überhaupt etwas von der Bedrohung aus dem All. Jetzt aber ist die Gefahr, die von den Kristall-Agenten ausgeht, um ein Vielfaches größer. Die Männer der OMASO, eines Solaren Schlachtschiffes, das mit einem wichtigen Überwachungsauftrag betraut ist, bekommen dies zu spüren. Sie tappen in die Psychofalle und werden zu Marionetten einer unheimlichen Macht. Erst durch das Eingreifen Roi Dantons, des Königs der Freihändler, gelingt es, den Bann der "Gläsernen" zu brechen und die Männer der OMASO zu befreien. Eine Gefahr für die Menschheit ist damit abgewendet. Aber noch steht der von den Hypnokristallen beherrschte Riesenroboter OLD MAN, bestückt mit Tausenden von Ultraraumern, in Jellicos System. Er steht wie ein GRÜNER MOND ÜBER JELLY-CITY und überwacht das Heer der Versklavten...

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Nr. 308

Grüner Mond über Jelly-City

Sie sind die beiden letzten freien Männer von New Luna – und sie nehmen den Kampf gegen die Übermacht der Hypnosklaven auf

von WILLIAM VOLTZ

Auf der Erde schreibt man November des Jahres 2435. Es ist somit rund 47 Jahre her, seit die Hypnokristalle von Magellan überraschend in Quinto-Center auftauchten und die USO-Zentrale zu übernehmen drohten.

Der Anschlag gegen die Sicherheit des Solaren Imperiums konnte damals relativ leicht abgewehrt werden, und nur wenige Menschen auf Terra erfuhren überhaupt etwas von der Bedrohung aus dem All.

Jetzt aber ist die Gefahr, die von den Kristall-Agenten ausgeht, um ein Vielfaches größer. Die Männer der OMASO, eines Solaren Schlachtschiffes, das mit einem wichtigen Überwachungsauftrag betraut ist, bekommen dies zu spüren. Sie tappen in die Psychofalle und werden zu Marionetten einer unheimlichen Macht. Erst durch das Eingreifen Roi Dantons, des Königs der Freihändler, gelingt es, den Bann der »Gläsernen« zu brechen und die Männer der OMASO zu befreien.

Die Hauptpersonen des Romans

Squart Menchos und Grange Keegan – Zwei Unbeeinflußbare unter Beeinflußten.

Gord Kirilo – Eine Marionette der Hypnokristalle.

Roi Danton – Ein »König«, der untertänigst um Einflugerlaubnis bittet.

Oro Masut – Dantons Leibwächter von Ertrus.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Oberst Merlin Akran

1.

Der Mond über Jelly-City leuchtete grün.

Squart Menchos starrte verbittert in den Nachthimmel von New Luna hinauf und fragte sich, ob es jemals gelingen würde, dieses Symbol der Unfreiheit auszulöschen.

Das grüne Gebilde, das in östlicher Richtung über den Himmel wanderte, tauchte das Land in geisterhaftes Licht. Menchos wußte, daß der grüne Mond in drei Stunden hinter den Bergen im Osten verschwinden würde.

New Luna besaß keinen natürlichen Satelliten. Es war ein künstlicher Körper, der den Planeten im Schutz eines 400 Kilometer durchmessenden HÜ-Schirmes in einer engen Bahn umkreiste.

Seit dem 5. Oktober 2435 befand sich OLD MAN in dieser Umlaufbahn.

Menchos rief sich ins Gedächtnis zurück, daß man auf den Welten des Solaren Imperiums inzwischen den 1. November schrieb. Das bedeutete, daß der Mammutkörper New Luna seit mehr als drei Wochen gegen jeden Landungsversuch terranischer Schiffe abriegelte.

Squart Menchos wußte, daß sich innerhalb des Systems von Jellicos Stern mindestens zwanzigtausend Schiffe der Solaren Flotte aufhielten. Dieses Aufgebot konnte sich jedoch auf keine militärische Machtprobe mit den fünfzehntausend Riesenschiffen OLD MANs einlassen.

Squart Menchos erhob sich von dem primitiven Holzgestell, das ihm als Bett diente. Er war es gewohnt, im Freien zu übernachten, aber jetzt erschien ihm die Nachtluft kalt, und er trug sein Bett in die Blockhütte hinein.

Grange Keegan bewegte sich unruhig, als Menchos mit seinem Lager in den Innenraum stolperte. Durch die beiden Fenster drang genügend Licht herein, um Menchos die Umrisse des kleinen Funkgeräts erkennen zu lassen, das auf dem Tisch stand. Dieses Gerät stellte Keegans und Menchos' einzige Informationsquelle dar.

Menchos schob sein Bett in eine Ecke und tastete sich bis zum Wasserbehälter vor. Draußen waren einige Sandalpen zu hören. Der Lärm der scheuen Tiere bewies Menchos, daß niemand in der Nähe war. Der Geologe füllte sich einen Becher mit Wasser und trank. In etwa vier Stunden würde die Sonne aufgehen, und er hatte noch nicht geschlafen.

Er bewunderte die Ruhe seines Partners, der auf der Stelle einschlafen konnte, wenn er sich hingelegt hatte.

Voller Unbehagen dachte Menchos an die 50.000 Bewohner von Jelly-City. Diese Menschen besaßen keinen eigenen Willen mehr. Beeinflußt von den Kristallen irgendwo in der Stadt, liefen sie wie Marionetten einher. Menchos und Keegan hatten sich schon ein paarmal in die Stadt gewagt, um sich unter die Bevölkerung zu mischen.

Die beiden Prospektoren, die auf New Luna nach Howalgonium schürften, waren gegen die hypnotischen Ausstrahlungen der Kristalle immun. Menchos und Keegan vermuteten, daß sie durch ihren Umgang mit großen Mengen des fünfdimensional strahlenden Howalgoniums gegen die hypnosuggestiven Kristallausstrahlungen unempfindlich waren.

Squart Menchos ging geräuschlos zur Tür und lauschte dem Liebeswerben der Sandalpenmännchen. Das monotone Geräusch machte Menchos schläfrig. Der Geologe war ein mittelgroßer Mann mit einem knochigen Körperbau. Seine Hände waren vom Umgang mit schweren Maschinen und Werkzeugen rauh und unförmig. Das kantige Gesicht des Prospektors war von dunkelbrauner, lederartiger Haut überzogen, in der deutlich die Spuren ehemaliger Strahlenverbrennungen zu sehen waren.

Squart Menchos besaß die zurückhaltende Art eines Mannes, der es gewohnt war, monatelang allein irgendwo zu leben und zu arbeiten. Die kleinen Falten um seine Augen bewiesen jedoch, daß er einen stillen Humor besaß. Über sein Alter bewahrte Menchos Stillschweigen; nur Keegan wußte, daß sein Freund bereits über sechzig Jahre alt war.

Die beiden Männer hatten ihre Kenntnisse in der Explorerflotte erworben, der sie früher angehört hatten. Seit Jahren waren sie selbständig und schürften auf allen möglichen Welten der Milchstraße nach Howalgonium. Sie hatten sich inzwischen ein kleines Vermögen erworben und sprachen oft davon, daß sie sich auf irgendeine paradiesische Welt zurückziehen und ein ruhiges Leben führen wollten. Sie wurden nicht müde, ihre Vorstellungen von diesem Leben in allen Einzelheiten auszumalen. Weder Menchos noch Keegan schienen jedoch ernsthaft daran zu denken, ihr abenteuerliches Prospektorenleben aufzugeben.

Squart Menchos hörte ein Geräusch in der Hütte. Gleich darauf flammte Keegans Handlampe auf, und ihr Strahl huschte an der Wand entlang, bis er schließlich an Menchos hängenblieb.

»Starrst du wieder zu diesem verdammten Ding hinaus?« knurrte Schürfungsingenieur Grange Keegan unwirsch.

»Habe ich dich geweckt?« fragte Menchos bedauernd. »Es war mir draußen zu kalt, da habe ich mein Bett in die Hütte gebracht.«

Er blickte in die Hütte und sah, wie Keegan die Decken zurückschlug und aufstand. Keegan trug nichts außer langen blauen Unterhosen und Wollsocken, die ihm bis zu den Knöcheln herabgerutscht waren. Die magere Brust des Ingenieurs war von einem dichten Haarpelz bedeckt. Keegans Haut, die auch nach wochenlanger Sonnenbestrahlung nicht bräunte, schimmerte weiß im Licht der Lampe. Die Augen des hageren Mannes lagen tief in ihren Höhlen.

Keegan blickte an sich herunter und grunzte verächtlich.

»Ich trinke einen Schluck Wasser«, kündigte er an und trottete in seinem eigenartigen Gang auf den Wasserbehälter zu. Keegan zog das linke Bein etwas nach und hielt beide Füße nach innen gerichtet. Mit 47 Jahren war er fast zwanzig Jahre jünger als Menchos.

Keegan füllte sich einen Becher mit Wasser und kam zu Menchos an die Tür. Über Jelly-City war der Himmel hell.

Grange Keegan hob einen seiner von Strahlenschäden vernarbten Arme. »Sie scheinen Tag und Nacht zu arbeiten. Ob die beeinflußten Menschen keinen Schlaf brauchen?«

»Die Kristalle nehmen keine Rücksicht darauf«, erwiderte Menchos haßerfüllt. »Sie treiben ihre Opfer an wie Sklaven.«

»Sobald es hell wird, gehen wir in die Stadt«, sagte Keegan. »Wir müssen versuchen, in die Hyperfunkstation zu gelangen.«

Menchos wölbte die Augenbrauen. Keegan war ein Mann impulsiver Entschlüsse. Die ganze Zeit über hatte er gezögert, dem Plan seines Freundes zuzustimmen. Die beiden Prospektoren wagten es nicht, mit ihrem Kleinstsender Nachrichten an Rhodans Flottenverband durchzugeben, weil die Gefahr zu groß war, daß sie von den hypnotisierten Besatzungsmitgliedern der Hyperfunkstation auf New Luna angepeilt wurden. Keegan und Menchos wollten Rhodan von ihrer Immunität gegen die Hypnosestrahlung berichten. Sie glaubten, daß aus Howalgonium wirksame Schutzeinrichtungen angefertigt werden konnten.

Als Perry Rhodan mit einem Einsatzkommando auf New Luna gelandet und in Jelly-City aufgetaucht war, hatten sich Keegan und Menchos in unmittelbarer Nähe aufgehalten. Sie hatten sich jedoch entschlossen, nicht zu Rhodans Gruppe zu stoßen, sondern auf eigene Faust weitere Nachforschungen anzustellen. Inzwischen hatten sie diesen Entschluß bereut, denn bisher hatte sich keine Möglichkeit ergeben, Kontakt mit den terranischen Raumfahrern aufzunehmen, die mit ihren Schiffen das System von Jellicos Stern abriegelten.

Keegans Stimme unterbrach Menchos' Gedanken: »Ich gehe in die Hütte und ziehe etwas an, Squart.«

Er schüttete den Rest seines Wassers auf den Boden und verschwand. Menchos beobachtete, wie OLD MAN über den Himmel wanderte. Aus der Ferne hörte er das Knattern eines Motors. In Jelly-City wurde gearbeitet.

Menchos wandte sich ab und ging in die Hütte zurück. Keegan war damit beschäftigt, sein zerschlissenes Hemd zuzuknöpfen.

»Willst du nicht mehr schlafen?« erkundigte sich Menchos.

»Jetzt, da ich weiß, daß wir nach Jelly-City gehen, bin ich zu nervös«, erklärte er. »Ich müßte immerzu daran denken, wie wir uns verhalten müssen. Dabei könnte ich nicht einschlafen.«

Menchos grinste. Er trat an den niedrigen Schrank heran, klappte den Frischhalteteil auf und entnahm ihm eine Fleischbohne. Er suchte ein Messer und säbelte sich ein Stück von der kopfgroßen Frucht ab.

»Du solltest auch etwas essen«, sagte er zu Keegan.

Der Ingenieur stand am Wasserbehälter und wusch sich oberflächlich. Dann schmierte er eine Enthaarungssalbe auf das Gesicht, wartete, bis sie trocken war, und wischte sie dann zusammen mit den Bartstoppeln ab.

Menchos reinigte seine fettigen Hände an seiner Cordhose. Unwillkürlich mußte er daran denken, wie schwer Keegan und er es haben würden, sich wieder an ein zivilisiertes Leben in vornehmen Hotels zu gewöhnen, wenn sie ihre Arbeit aufgaben.

»Die Sandalpen sind heute nacht besonders laut«, bemerkte Keegan. »Sie fühlen, daß irgend etwas in der Luft liegt.«

»Unsinn«, widersprach Menchos. »Das kommt dir nur so vor.«

Keegan krümmte seinen hageren Körper und versuchte, mit den Händen seine Zehenspitzen zu erreichen. Diese gymnastischen Übungen waren eine Marotte von ihm. Er redete sich ein, daß er solche Verrenkungen in regelmäßigen Abständen wiederholen müßte, um seine Wirbelsäule elastisch zu halten.

Keegan ächzte, als er sich wieder aufrichtete. Er kam zum Tisch und verschlang die mundgerechten Stücke, die Menchos ihm von der Fleischbohne abgeschnitten hatte.

»Soll ich Kaffee kochen?« erkundigte sich Menchos.

»Sicher«, sagte Grange Keegan schmatzend. »Aber nicht diese durchsichtige Brühe, mit der du seither meinen Geschmack beleidigt hast. Ich habe das Gefühl, daß ich heute etwas Starkes brauche.«

Das Ritual des Kaffeekochens begann. Es hatte sich auch nach den katastrophalen Ereignissen auf New Luna nicht verändert. Keegan setzte sich auf die Bank vor dem Tisch und stützte seine Arme auf die polierte Tischplatte. Menchos füllte den kleinen Kessel mit Wasser und setzte ihn auf den Kocher, der von einer Atombatterie betrieben wurde.

Schweigend warteten die beiden Prospektoren, bis der Kessel zu summen begann und grauen Dampf gegen die Hüttendecke wirbelte. Menchos füllte Kaffeepulver in ihre Becher und goß Wasser nach. Der Geruch des heißen Getränks füllte den Raum. Grange Keegan atmete tief ein und streckte sich behaglich. Dann inspizierte er seinen Becher.

»Na?« erkundigte sich Squart Menchos nicht ohne Stolz.

Mit der Miene des Kenners sog Keegan schnuppernd die Luft ein. Dann nippte er behutsam und kaute auf der winzigen Menge Kaffee, die er dem Becher entnommen hatte, angestrengt herum.

»Das ist keine Weinprobe!« entrüstete sich Menchos.

Menchos und Keegan hatten die Arbeit nach ihren Fähigkeiten aufgeteilt. Squart Menchos fungierte als Koch und kümmerte sich um Wäsche und Nahrung. Keegan ging auf Jagd, sofern es auf dem Planeten, auf dem die beiden Männer sich aufhielten, etwas zu jagen gab. Außerdem erledigte Keegan die kaufmännischen Aufgaben.

So ergänzten sie sich gegenseitig, und jeder ertrug tolerant die kleinen Schwächen des anderen. Ihre erfolgreiche Zusammenarbeit hatte sie im Kreis der galaktischen Prospektoren schnell bekannt werden lassen, und sie galten überall als die unzertrennlichen »Schürf-Zwillinge«.

Als Squart Menchos und Grange Keegan aufbrachen, war OLD MAN bereits hinter den Bergen verschwunden. Jellicos Stern schickte sein erstes Licht über den Horizont und tauchte das Land in milchiges Grau. Die Sandalpen verschwanden in ihren Bodenhöhlen, und die gelben Blüten der Dehnbüsche reckten sich erwartungsvoll dem Licht des neuen Tages entgegen. Blüten, die sich zu früh entfalteten, waren zum Tode verurteilt. Sie fielen ab und bedeckten den Boden mit einer Humusschicht.

Squart Menchos zog die Tür der kleinen Hütte hinter sich zu. Die Schürfstelle der beiden Prospektoren lag weiter oben in den Bergen, aber sie hatten sich seit Wochen nicht mehr darum gekümmert, da sie keine Gelegenheit hatten, ihre Funde in der Siedlung zu verkaufen.

Keegan nahm die Zeltplane von dem kleinen Allzweckfahrzeug, das neben der Hütte parkte und faltete sie ordnungsgemäß zusammen. Menchos verstaute das kleine Funkgerät in seiner Bereitschaftstasche und kletterte auf den Beifahrersitz. Ein spinnenähnliches Tier, das innerhalb des Fahrzeugs sein Lager aufgeschlagen hatte, flüchtete hastig ins Freie. Menchos stülpte seinen kleinen Lederhut auf den Kopf, bog die Krempe in die Stirn und ließ sich zurücksinken.

Er hörte Keegan am hinteren Teil des Wagens rumoren. Endlich ließ sich der Ingenieur auf dem Fahrersitz nieder. Jelly-City war zwölf Kilometer entfernt.

»Vielleicht kommen wir nicht wieder«, sagte Keegan und umklammerte unschlüssig die Steuerung. »Warum warten wir nicht einfach ab, bis alles vorbei ist, Squart?«

Menchos scharrte ungeduldig mit den Füßen auf der Gummimatte am Boden des Wagens. Er warf dem jüngeren Mann einen schnellen Seitenblick zu.

»Könntest du das, Grange? Einfach dasitzen und warten? Vielleicht gelingt es niemals, OLD MAN zu vernichten und die Bewohner von Jelly-City aus ihrem unheilvollen Traum zu befreien. Dann sitzen wir zeit unseres Lebens hier und warten. Willst du das wirklich?«

Keegan spuckte über den Windfang des Wagens hinweg auf die von Sandstürmen und Regen farblos gewordene Karosserie. »Ich sterbe nicht gern für irgend etwas, was mich nichts angeht.«

»Wer redet vom Sterben? Wir waren schon oft in der Stadt, ohne daß uns etwas geschah.«

»Diesmal ist es anders«, beharrte Keegan. »Wir gehen nicht nach Jelly-City, um zu beobachten. Wir haben vor, uns in diese Auseinandersetzung einzumischen.«

»Wir haben uns schon längst eingemischt«, behauptete Menchos. »Allein die Tatsache, daß wir nicht von den Hypnosendungen der Kristalle beeinflußt werden, macht uns zur Gegenpartei. Wenn wir nichts unternehmen, wird man uns eines Tages aufspüren und liquidieren.«

»Ich bin ein Prospektor«, sagte Keegan mürrisch. »Ich habe mich noch nie in Angelegenheiten gemischt, die mich nichts angingen.«

Menchos sagte leise: »Jetzt redest du Unsinn, Grange. Und du weißt es.«

»Ich habe einfach keine Lust, den Helden zu spielen«, versetzte Keegan. »Früher oder später wird Perry Rhodan eine Möglichkeit finden, um die Bewohner von New Luna zu retten. Warum sollten wir vorher unser Leben aufs Spiel setzen?«

»Rhodan war schon hier und hat versucht, Jelly-City zu befreien«, erinnerte Menchos. »Du weißt, wie es ausgegangen ist.«

Keegan beugte sich nach vorn und ließ den Motor anspringen. Schweigend steuerte er das Fahrzeug von der hochgelegenen Hütte in das Flachland hinab. Geduldig ertrugen die beiden Männer die Erschütterungen, wenn der Wagen über einen Stein fuhr oder über welligen Boden rollte. Menchos wußte, daß Keegan nicht aus innerer Überzeugung gegen ihr Vorgehen protestierte. Der Ingenieur war ein Mann, der alles anzweifelte. Oft genug hatte er eine Sache verworfen, die er kurz zuvor noch gutgeheißen hatte, nur um in Opposition zu stehen. Längst hatte Keegan vergessen, daß er diese Angewohnheit nur angenommen hatte, um die Langeweile zu besiegen, die die beiden Männer während ihrer einsamen Arbeit oft befiel.

Der Motor begann zu stottern, und Keegan hielt an.

»Was ist passiert?« erkundigte sich Menchos.

»Die Batterie muß nachgeladen werden«, sagte Keegan. »Du weißt, daß es zu riskant ist, mit dem Wagen bis nach Jelly-City zu fahren.«

Menchos schätzte, daß sie etwa ein Drittel des Weges zurückgelegt hatten.

»Wir lassen den Wagen stehen und gehen zu Fuß weiter«, entschied er. »Das ist in jedem Fall sicherer.«

»Noch sicherer wäre es, wenn wir zur Hütte zurückkehrten«, meinte Keegan und sprang aus dem Fahrzeug.

Sie gingen in Richtung der Stadt weiter. Es war jetzt so hell geworden, daß die Prospektoren den Stadtrand von Jelly-City erkennen konnten.

»Vielleicht können wir in der Stadt eine Austauschbatterie stehlen«, hoffte Keegan. »Ich halte es für wichtig, den Wagen fahrbereit zu machen. Vielleicht brauchen wir ihn noch.«

Keegans Gang wirkte schwerfällig, aber Menchos wußte, daß sein Freund in diesem seltsamen Trott kilometerweit gehen konnte, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Menchos selbst war trotz seines Alters zäh und energiegeladen. Er war nie ernsthaft krank gewesen, wenn man von Unfällen und Strahlenverbrennungen einmal absah, die ihn gezwungen hatten, eine Klinik aufzusuchen.

Sowohl Keegan als auch Menchos trugen kleine Handfeuerwaffen. Ihre Strahlenkarabiner hatten sie in der Hütte zurückgelassen, weil sie damit in Jelly-City sofort aufgefallen wären.

Squart Menchos beobachtete den heller werdenden Himmel. Einzelne Wolken zogen auf, und hoch über den beiden Männern kreiste ein Raubvogel, der nach Beute Ausschau hielt. New Luna war ein Planet, der hervorragend zur Kolonisation geeignet war, aber jetzt standen die Kolonisten einem Feind gegenüber, der alles gefährdete, was sie geschaffen hatten. Die Natur kümmerte sich nicht um diese Geschehnisse, dachte Menchos. Außerhalb von Jelly-City hatte sich nichts geändert.

Die beiden Männer erreichten eine Straße, die zu den zahllosen Pumpstationen weit außerhalb der Stadt führten. Jetzt kamen sie schneller voran. Einmal mußten sie hinter einigen Büschen in Deckung gehen, als ein mit drei Männern besetzter Wagen vorbeirollte. Menchos spürte die Ausstrahlungen eines Kristalls. Die drei Kolonisten hatten also einen Kristall im Fahrzeug, der sie beeinflußte, sobald sie sich aus dem Ausstrahlungsbereich des Hauptkörpers in Jelly-City entfernten.