Perry Rhodan 3257: Welt der goldenen Wolken - Leo Lukas - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3257: Welt der goldenen Wolken E-Book und Hörbuch

Leo Lukas

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt in ein fremdes Universum und auf DIE WELT DER GOLDENEN WOLKEN ...

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Zeit:3 Std. 31 min

Veröffentlichungsjahr: 2024

Sprecher:Stefan Krombach

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Nr. 3257

Welt der goldenen Wolken

Im kontrachronen Universum – sie suchen die Kammer der Kosmokratin

Leo Lukas

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Die Asynchronen

1. Annäherungswert

2. Trubel im Megazin

3. Trügerischer Glanz

4. Auf Regen folgt Sonne

5. Verpönte Faszikel

6. Das Unikum

7. Die älteren Verwandten

8. Folge dem Licht

Epilog: Diese Zeit hat keine Schleifen

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt in ein fremdes Universum und auf DIE WELT DER GOLDENEN WOLKEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner erkundet ein fremdes Universum.

Varsaisch – Die Sorgorin erinnert sich an ihre Zukunft.

Poquandar – Der Onquore kehrt an einen unbekannten Ort zurück.

Flikakilf, Uddioiddu und Rymimyr

Wenn du die richtigen Schuhe hast, vergisst du deine Füße. Hast du den richtigen Gürtel, so vergisst du die Hüften.

Wer in seiner Erkenntnis alles Für und Wider vergisst, hat das richtige Herz ...

Der Erhöhte gebraucht es wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sie wider.

Aber er hält sie nicht fest.

(Zhuangzi, ca. 4. Jh. v. AZ)

Zeit kann man nicht kaufen, bloß verschenken.

(Sprichwort, weit verbreitet)

Prolog

Die Asynchronen

Würdest du dein Leben geben, um das deines Kindes zu bewahren?

Nein, antworte nicht überhastet! Dass man bereit wäre, sich für die nächste Generation zu opfern, sagt sich leicht. Zumindest, solang die Frage theoretisch bleibt.

Stellt sie sich jedoch in der Praxis, real, unvermittelt, ohne Bedenkzeit – dann sieht die Sache gänzlich anders aus.

Ehrenwerte Absichten auf der Ebene von Vernunft und Moral kollidieren mit Gefühlen und Regungen des Unterbewusstseins, die vom genetischen Erbe beeinflusst werden. Was das betrifft, unterscheiden wir Sorgoren uns nicht wesentlich von den meisten anderen Intelligenzwesen unserer Entwicklungsstufe.

Der Selbsterhaltungstrieb ist so stark und tief verwurzelt wie kaum ein anderer. Ob sogar noch älter, urtümlicher, ursprünglicher als der Mutterinstinkt, darüber streiten die Gelehrten seit Äonen.

Als gesichert gilt nur: Welcher der beiden im individuellen Ernstfall die Oberhand gewinnt, steht keineswegs von vornherein fest. Um dies zu prognostizieren, müsste man schon in die Zukunft sehen können.

Oder von der Zukunft eingeholt werden.

So wie ich.

*

Ich erinnere mich an einen solchen schrecklichen Moment der Entscheidung.

Obwohl ich ihn noch nicht erlebt habe. Sondern erst – erleben werde?

Wie kann das sein? Ist so etwas denn überhaupt möglich?

Offenbar doch – an einem Ort, so fremdartig, dass auch die Zeit anders verläuft. Als würdest du mitgerissen in einem unwiderstehlich mächtigen Strom, der allerdings aufwärts fließt, zurück zur Quelle.

Ein schiefes, ungenaues, unklares Bild, ich weiß. Aber besser kann ich es nicht beschreiben.

Bloß nebelhaft ... Ja, alles liegt in einem gelblich-grauen Nebel, so dick, dass man kaum die Hand vor Augen sah.

Durch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit und den Temperaturunterschied beschlug die Helmscheibe meines Raumanzugs. Da die Selbstreinigung kaum nachkam, schaltete ich die synthetisch aus kombinierten Sensordaten generierte Darstellung hinzu.

Das machte die Fernsicht nicht viel besser. Immerhin, dank Restlichtaufhellung, Zoomfunktion und der Erweiterung des normaloptisch sichtbaren Spektrums um die angrenzenden Bereiche Infrarot und Ultraviolett erhielt ich einen groben Eindruck meiner näheren Umgebung.

Wir befanden uns auf einer weitgehend ebenen Fläche. Wir – erinnere ich mich, dunkel und verschwommen –, das waren meine Tochter Penteschte und ich.

Sind.

Nein, werden wir sein.

Man hat uns eine Aufgabe gestellt. Um sie zu erfüllen, sind wir an diesen Ort gereist, mit recht beschränkten technischen Mitteln. Ob die Ausrüstung generell bescheiden ist oder ich sie nur mangelhaft bedienen kann, weiß ich nicht.

Nicht mehr.

Oder noch nicht ...

Die Ebene erstreckte sich in alle Richtungen, eine öde Karstlandschaft, ein steinernes Meer aus Blöcken unterschiedlicher Größe. Fast keine Vegetation, nur braungrüne Flecken von Moosen und Flechten.

Wir orientierten uns an einer Felsformation, die aus zwei etwa zwanzig Meter hohen Obelisken bestand. Auf ihren zueinander geneigten Spitzen ruhte quer ein kleinerer Balken. Dadurch ergab sich die Anmutung eines Tores.

Sonst deutete nichts darauf hin, dass das Gebilde nicht natürlichen Ursprungs wäre. Ich erkannte keine Indizien einer Bearbeitung mit irgendwelchen Werkzeugen.

Penteschte und ich gingen darauf zu. Vorsichtig, denn der Untergrund war trügerisch, mal loses Geröll, mal rutschige Felsplatten, zerklüftet von tückischen Spalten.

Gefährliches Terrain. Eigentlich zu gefährlich für ein sechsjähriges Kind ... Aber der Auftrag wird ausdrücklich beinhalten, dass ich meine Tochter mitnehme.

Unsere Anzüge verfügen nicht über Antigrav- oder andere Flugfunktionen. Den Düsengleiter, mit dem wir gekommen sind, haben wir eben abgestellt und gesichert.

Die Felswüste erscheint unbelebt. Das täuscht. Ins Innere meines Helmvisiers werden Ortungsdaten des Individualpeilers projiziert. Dieses Gerät misst die Mentalimpulse von Lebewesen an, die eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht und die Schwelle zur Intelligenz überwunden haben.

Einer schematischen Landkarte zufolge hielten sich einige Hundert Meter von uns entfernt mehrere denkende Personen auf. Genauer gesagt, schräg vor und unter uns, in subplanetaren Kavernen.

Langsam durchschritten wir das steinerne Tor. Ich ertappte mich dabei, unwillkürlich die Luft anzuhalten. Als erwartete ich, dass es sich als Transmitterportal entpuppt, das uns an einen anderen Ort versetzt.

Aber nichts dergleichen geschah. Hinter den Obelisken war der Nebel ebenso dicht, die Landschaft ebenso trist wie davor.

»Sind wir bald da?«, fragte Penteschte.

»Das weißt du doch.«

Am Boden erkannte ich etwas, das ein rudimentärer Pfad sein mochte. Keine Tritt-, sondern Schleifspuren. Sie wiesen in dieselbe Richtung wie der IV-Peiler.

Ich folgte ihnen.

*

Der Pfad – falls es denn einer ist – führt erst geradeaus, dann schlängelt er sich zwischen Felsblöcken hindurch. Immer tiefer gräbt er sich ein, bis er vom Hohlweg zum Canyon geworden ist.

Gut vorstellbar, dass nach Regenfällen ein reißender Bach den Grund der Schlucht entlangschießt. Momentan verbindet nur ein dünnes Rinnsal die Tümpel, auf deren ölig schimmernden Oberflächen Insekten hin und her huschen.

Wir kommen zu einer Stelle, wo es nicht mehr weitergeht. Die Schleifspuren enden vor einer Öffnung im Hang, einem mannshohen Schlitz, gerade breit genug, dass ich mich mit einiger Mühe hineinzwängen kann. Er erweist sich als Höhleneingang. Ich ziehe Penteschte hinter mir her.

Die Lichtkegel der Helmscheinwerfer pickten rosafarbene Tropfsteine aus der Schwärze. Schatten zitterten über die von silbrig glitzernden Adern durchzogenen Wände.

Nach wenigen Metern wurde der leicht abschüssige Stollen breiter, sodass wir nebeneinandergehen konnten. Schließlich erweiterte er sich zu einem Felsendom.

Stalaktiten, manche davon milchig leuchtend wie matte Laternen, hingen aus der Kuppel herab. Sie war, obwohl gut vierzig Meter hoch, nur so etwas wie der Windfang, die kleine Vorhalle, das bescheidene Vestibül zu einem noch viel gigantischeren Hohlraum. Dessen größte Ausdehnung betrug mindestens zwei Kilometer, vielleicht mehr.

Ich erinnere mich, dass ich Angst verspüren werde, weil vieles in der riesigen Grotte so unheimlich war. Nicht bloß, dass sich Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ununterscheidbar vermischt ... haben ... werden.

Daran sollte ich mich damals doch bereits gewöhnt haben! Oder ist das schlichtweg unmöglich?

Wir sind relativ anpassungsfähig. Unsere Sehorgane stellen sich binnen Sekunden auf neue Lichtverhältnisse ein. Der Druckausgleich beim Tauchen erfordert je nach Meerestiefe ein paar Minuten. Um sich in großen Höhen zu akklimatisieren, benötigt der Körper einige Tage.

Aber kann man sich denn an ein fremdes Universum jemals vollständig adaptieren?

*

Weiterhin war die Sicht eingeschränkt.

Unaufhörlich tropfte kondensiertes Wasser als Nieselregen von der Decke. Zudem stieg schwarzer Rauch aus den Öffnungen zahlreicher Schlammkegel, die an Miniaturvulkane gemahnten.

Am befremdlichsten wirkte auf mich, wie asynchron die beiden vorherrschenden Lebensformen dieser Hohlwelt agierten. Einesteils gab es Horden von Primaten, die so hektisch hin und her flitzten, dass ich ihnen kaum mit den Augen zu folgen vermochte. Manche trugen Lendenschurze und primitive Werkzeuge.

Aber nicht sie hatte der IV-Peiler angemessen. Sondern das halbe Dutzend von Intelligenzwesen, die ich auf den ersten Blick für abgeflachte, eingedellte Basaltkugeln hielt, weil ihre extrem langsamen Bewegungen kaum wahrzunehmen sind.

Sie gleichen vier bis sechs Meter langen und fast ebenso breiten Gliederfüßern mit graubraunen, verwittert und abgeschliffen wirkenden Panzern. Ihre Selbstbezeichnung lässt sich nicht im Original wiedergeben – es sei denn, man würde die Silbenkombination »B'haad'hoo« künstlich dermaßen dehnen, dass sie 39 Sekunden lang erklingt.

Entsprechend schwierig gestaltet sich die Kommunikation, trotz ihrer beachtlichen technischen Errungenschaften.

Die Lenkung der Primaten, die den B'haad'hoo als Haus- und Nutztiere dienen, stellt für sie kein Problem dar. Alle benötigten Befehle sind längst aufgenommen und werden um einen Faktor 40 schneller abgespielt, zu vorprogrammierten Zeitpunkten des seit vielen Jahrtausenden gleich starren Tages-, soll heißen: Monatsablaufs.

Für Penteschte und mich hatten sie in ähnlicher Weise eine Reihe von Begrüßungen, Fragen und Antworten vorbereitet. Sobald wir aber damit durch waren und das Gespräch in Echtzeit geführt werden musste, wurde es mühsam.

Kurze Sätze von uns, die der Translator ans Sprechtempo der B'haad'hoo anglich, dauerten dann gut vier, fünf Minuten! Ihrerseits versuchten sie sich ebenfalls knapp zu halten. Gleichwohl schafften sie, da ihre Sprache streng formalistisch aufgebaut und überaus komplex strukturiert ist, keinen einzigen Redegang unter 20 Minuten.

Aus den abrufbaren Erklärungen ging hervor, dass den B'haad'hoo die Problematik dieser Asynchronität seit Langem bewusst war. Ihr Fortschritt wurde erheblich gehemmt, weil sie sich mit anderen Spezies nicht zeitgleich zu unterhalten vermochten. Selbst ein schriftlicher Austausch, sollte er nicht überhastet und fehleranfällig vonstattengehen, litt unter den Verzögerungen, die sich auch bei wenigen Seiten schnell zu Wochen und Monaten summierten.

Illustration: Swen Papenbrock

Trotz ihrer Langlebigkeit wollten die B'haad'hoo nicht warten, bis die domestizierten, sorgoroiden Primaten ausreichend Intelligenz entwickelt haben würden, um als eine Art Dolmetscher behilflich sein zu können. Deshalb hatten sie, nachdem sie von der Existenz der Kammer erfahren hatten, mit Vruchym Kontakt aufgenommen.

Vruchym. Wer ist das?

Ich weiß, dass ich es gewusst habe. Wie ärgerlich, dass es mir nun nicht einfällt!

1.

Annäherungswert

Viele Jahre davor (oder danach)

Er war sehr weit weg von daheim.

Unvorstellbar weit.

Zwischen der Galaxis Spaphu und der Milchstraße lagen 212 Millionen Lichtjahre. Das an sich hätte Perry Rhodan nicht einmal sonderlich schockiert. In den mehr als dreieinhalb Jahrtausenden seines abenteuerreichen Lebens hatte er schon aus größeren Entfernungen wieder nach Hause gefunden.

Aber er befand sich nicht mehr in der »Kondor-Galaxis« NGC 6872, ja nicht einmal mehr im Standarduniversum. Obwohl er, verglichen mit den Hypersprung-Reichweiten terranischer Fernraumschiffe, nur einen winzigen Hüpfer getan hatte.

Als Pilot eines Fluggeräts, das über keinerlei Hypertechnologie verfügte ...

Perry Rhodans Hände lagen in Gruben, die mit einer körnigen Substanz gefüllt waren. Je nachdem, welches Manöver er durchführte, übermittelten die Tastsensoren der SERUN-Handschuhe ein Gefühl zwischen warmem Sand und wimmelndem Gewürm.

Die intuitive, sinnliche Lenkung durch Krümmen der Finger und Drehungen des Handgelenks gefiel ihm. Der ganze Flug hatte etwas von einem Ritt, und nicht nur, weil Rhodan auf einer Art Sattel saß.

Jeder Impuls der Triebwerke und Steuerdüsen wirkte auf seinen Körper ein, da Beschleunigung und Verzögerung zwar gedämpft, aber nicht gänzlich neutralisiert wurden. Manchmal rutschte er ganz schön weit vor und zurück, hin und her. Dann war er dankbar, dass ihn Haltemagnete absicherten und davor bewahrten, das Gleichgewicht und die Kontrolle zu verlieren.

In einem Dreiviertelkreis unter ihm blinkten aufgefächerte Instrumentenanzeigen, die Rhodan nur zum Teil durchschaute. Sei's drum, er kam auch so zurecht. Mittlerweile gelangen ihm Kurskorrekturen schon fast ohne Ruckeln.

Durch die transparente Hülle der kugelförmigen Pilotenkanzel sah er den Planeten, von dessen Mond sie gestartet waren, allmählich anwachsen.

»Kaldhorom«, sagte eine Stimme hinter ihm.

*

»Wie bitte?« Perry Rhodan vergewisserte sich, dass die Raumgondel nicht ins Schlingern geraten würde, dann wandte er den Kopf.

»Der Planet«, sagte Varsaisch versonnen. »Er heißt Kaldhorom.«

»Ach ja?«

»Ich habe mich plötzlich an den Namen erinnert.« Der die Atemöffnung der Sorgorin bedeckende, organische Filter aus gazeähnlichem Gewebe knisterte leise.

»Und erinnerst du dich noch an mehr?«

»Ja. An Penteschte.«

»Deine bislang ungeborene Tochter.«

»Ja.«

Bereits auf dem eisenhaltigen, leicht rötlichen Mond Sharund hatte Varsaisch die Eingebung gehabt, sie würde in späteren Jahren mehrere Kinder zur Welt bringen. Auch Rhodan hatte Visionen der Zukunft erlebt, allerdings einer nur Sekunden oder Minuten von der Gegenwart entfernten Zukunft.

»Genaueres als vorhin?«, fragte er.

Abermals bejahte die Sorgorin. »Ich möchte jedoch nicht darüber sprechen. Weil ... ich es selbst noch nicht einordnen kann.«

Perry Rhodan verkniff sich einen Seufzer. Die Sache war nun mal vertrackt.

Er stellte sich normalerweise recht schnell auf neue Gegebenheiten ein. Schon früh hatte man ihn deshalb einen »Sofortumschalter« genannt.

Aber die Konfrontation mit einem fremden Universum, in dem die Zeit anders, ja andersrum ablief als im heimischen, machte selbst ihm zu schaffen. Seine Kopfhaut wollte gar nicht aufhören zu jucken.

*

Er lenkte sich mit bodenständigeren Daten ab. Den ersten Ortungen zufolge unterschied sich das System, das jenem der gelben G3V-Sonne Gangonia im Einsteinuniversum entsprach, davon physikalisch kaum.

Da wie dort gab es einen etwas mehr als jupitergroßen Gasriesen, eine marsähnliche, aber viel heißere Wüstenwelt, auch den dichten Asteroidengürtel zwischen ihr und dem dritten Planeten, den Varsaisch als Kaldhorom bezeichnet hatte. Weiter draußen umkreisten die Sonne ein Gasplanet ähnlich Uranus sowie zwei Eiswelten, zwischen denen eine deutliche Lücke klaffte.

Sorgorenland, der zu Kaldhorom analoge dritte Planet, hatte neben Sharund, mit dem Perry Rhodan und seine Gefährten ins andere Universum übergewechselt waren, noch einen zweiten, etwas kleineren Mond. Dieser rotierte in einer Entfernung von rund 750.000 Kilometern gebunden um die Heimatwelt der Sorgoren. Darauf befand sich eine Siedlung, über die es hieß, sie sei von der Kosmokratin Mu Sargai gegründet worden.

Nun jedoch lag der zweite Trabant, ein zerklüftetes Ovoid, über zehn Millionen Kilometer vom Planeten Kaldhorom entfernt und durchmaß lediglich 330 Kilometer.

Nirgendwo im Sonnensystem maßen die Ortungsanlagen der MEIN GEIST MEIN STERN Raumschiffsverkehr an. Aber konnte man sich darauf verlassen?

*

»Drüben« im Gangoniasystem funktionierte Hypertechnik nur sehr stark eingeschränkt oder gar nicht.

Laut Antanas Lato käme der Versuch einer Navigation im Linear- oder Dakkarraum einem Himmelfahrtskommando gleich. Überhaupt konnte man für nichts garantieren, was fünf- oder höherdimensionale Energien oder Effekte nutzte.

Hyperfunk, Schutzschirme, Inhibitoren, überlichtschnelle Strahlwaffen ... Selbst das Abfeuern von Thermostrahlern barg Risiken, wegen der drohenden Überhitzung.

Latos Wissenschaftlerkollege, der onquorische Privatgelehrte Poquandar, der das Quartett in der Raumgondel vervollständigte, hatte als Ursache für diese »Hyperflaute« ein permanentes Strangeness-Feld identifiziert, das sich bis über die Bahn des äußersten Planeten hinaus erstreckte. Seiner Meinung nach wich im gesamten Gangoniasystem die dimensiologische Ordnung von der des Standarduniversums ab – weshalb seine und Latos Formeln unzuverlässige Ergebnisse lieferten.

Wenn Sorgoren ihr Heimatsystem verließen, litten sie für eine Weile unter einer gewissen Desorientierung. Gleiches galt für die seltenen Rückkehrer. Auch dies werteten die beiden Dimensiologen als Indiz für den Strangeness-Effekt.

Insofern war es nur logisch und konsequent, dass sorgorische Raumgondeln wie die MEIN GEIST MEIN STERN keinen Hypersprung-Antrieb besaßen. Stattdessen verfügten sie über Photonenausstoß-Triebwerke, die per Materie-Antimaterie-Annihilation gespeist wurden.

Auf die Verhältnisse im »drübenen« Gangoniasystem waren sie perfekt zugeschnitten. Aber galt das auch für jenes im kontrachronen Universum? Was Perry Rhodan und seine Begleiter kürzlich auf Sharund nach der Versetzung des Mondes erlebt hatten, sprach eher dagegen.

So oder so, sie würden es sehr bald herausfinden.

*

Kaldhorom kam näher und näher. Mehr und mehr Parallelen, aber auch Unterschiede zum Analogplaneten Sorgorenland ließen sich anmessen oder mit freiem Auge erkennen.

Beide Welten waren fast perfekt kugelförmig und geringfügig kleiner als Terra, mit einem Durchmesser von knapp 12.000 Kilometern fast genauso groß wie die Venus. Auch Kaldhorom glich einem funkelnden Juwel, einem meerblau-waldgrünen Zufluchtsort des Lebens im dunklen, kalten All.

Jedoch war dieser dritte Planet deutlich anders aufgebaut.

Zwei etwa afrikagroße, grob kreisförmige Kontinentalplatten stießen offenbar seit Jahrmillionen gegeneinander. Auf diese Weise hatten sie ein gewaltiges Gebirge aufgefaltet, das sich über 1000 Kilometer von Osten nach Westen erstreckte. Manche Gipfel ragten 14.000 Meter in die Höhe.

»Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre liegt bei fünfundzwanzig Prozent«, gab Perry Rhodan Ortungsergebnisse an seine Gefährten weiter. »Die Schwerkraft beträgt null Komma neun Gravos.«

»Annäherungswert«, sagte Antanas Lato.

»Natürlich. Aber ich dachte, für einen Überblick reicht's, zumal wir ohnehin ständig die Anzüge ...«