Perry Rhodan 3261: Omex-7 antwortet nicht - Oliver Fröhlich - E-Book

Perry Rhodan 3261: Omex-7 antwortet nicht E-Book

Oliver Fröhlich

0,0

Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. In der Heimatgalaxis der Menschheit bahnt sich jedoch Unheil an: nach dem unerwarteten Tod der Priorrätin der Akonen versucht der Club der Lichtträger die Republik zu manipulieren – und die Forschungsstation OMEX-7 ANTWORTET NICHT ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 3261

Omex-7 antwortet nicht

Agenten in einer Forschungsstation – der Gegner lauert im Schatten

Oliver Fröhlich

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Unter Beschuss

2. Wie es so weit kommen konnte

3. Die Vorteile eines gewaltsamen Ablebens

4. Ein Mondspaziergang

5. Zwei Einbrecher sterben

6. Eisiges Glitzern

7. Was geschehen könnte

8. Das Erwachen einer Undercoveragentin

9. Zwei traurige Wiedersehen

10. Schwere Geschütze und Schweregeschütze

11. Einladung in den Schatten

12. Der Weg in den Schatten

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. In der Heimatgalaxis der Menschheit bahnt sich jedoch Unheil an: nach dem unerwarteten Tod der Priorrätin der Akonen versucht der Club der Lichtträger die Republik zu manipulieren – und die Forschungsstation OMEX-7 ANTWORTET NICHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Ram Wood – Der USO-Detektiv lernt seine Verbündete zu schätzen.

Monkey – Der USO-Chef stellt sich einer Vertrauensfrage.

Settoia Taurim – Die Akonin macht sich Sorgen.

Kmossen, der in den Schatten

1.

Unter Beschuss

So also sterbe ich.

Kein hilfreicher Gedanke, das war Ram Wood klar. Dennoch konnte er ihn nicht unterdrücken, während der Gleiter Treffer um Treffer einstecken musste.

Wenn er das Gefährt wenigstens selbst steuern würde. Er könnte es zwar auch nicht besser als der Pilot, dessen Name Wood entfallen war, aber immerhin hätte er dann das Gefühl, etwas zu tun. Stattdessen saß er in einem formvariablen Sessel im Passagierbereich, den rucksackähnlichen Korb, den er sonst auf dem Rücken trug, zwischen den Beinen abgestellt, und fühlte sich hilf- und machtlos. Das Einzige, was er zu ihrer aller Überleben beitragen konnte, war zu hoffen und Ruhe zu bewahren, um den Piloten nicht in der Konzentration zu stören.

Mouran Thynn, fiel Wood plötzlich wieder ein, als würde das im Augenblick eine Rolle spielen. Der Pilot heißt Mouran Thynn.

Es war merkwürdig, womit sich ein menschliches Gehirn beschäftigte, um nicht untätig bleiben zu müssen – und ein übertaktetes wie seines erst recht. Sinnlose Gedanken und unergiebige Erinnerungen explodierten wie Feuerwerksraketen in seinem Bewusstsein.

Ein Ruck ging durch den Gleiter, als Thynn ihn unvermittelt einen Haken nach links schlagen, anschließend in die Höhe schießen und das Gefährt sofort wieder für einige Sekunden in die Tiefe fallen ließ, ehe er es abfing. Dennoch konnte es dem nächsten Treffer nicht entgehen.

Der Pilot fluchte und beschimpfte die Angreifer als Brygen, was immer das sein mochte. Vermutlich stellte das seine Art dar, mit dem Druck umzugehen.

Von Anfang an hatte es Wood widerstrebt, in einen Außeneinsatz zu gehen. Mit seiner Statur war er geeignet, bei dem alten terranischen Spiel Mikado als eines der Stäbchen mitzuwirken. Für körperliche Anstrengungen hingegen war er nicht gemacht. Doch er war nun einmal USO-Spezialist. Eine Wahl hatte er also nicht gehabt. Dass er als Kriminologe mit dem arbeitete, was er im Kopf hatte und weniger mit den restlichen 175 Zentimetern unterhalb seines Gehirns, durfte in diesem Fall eigentlich keine Rolle spielen.

Auch dass er die eigentliche Mission wohl gar nicht erst würde antreten müssen, weil er nicht einmal den Einsatzort lebend erreichte, tröstete ihn nicht.

Der nächste Treffer hieb in den Schutzschirm und schüttelte den Gleiter leicht durch. Instinktiv hielt Wood für einen Moment die Luft an. Das Licht flackerte, als die Biopositronik des Gefährts auf verfügbare Reserven zugriff, um die energetische Hülle aufrechtzuerhalten. Mehr merkte man von dem Angriff im Inneren des Fluggeräts nicht. Noch nicht.

Und das war es, was Wood am meisten beängstigte. Er wusste, welche Energien nur Zentimeter neben ihm tobten, trotzdem lief alles – abgesehen von Thynns Flüchen – in gespenstischer Lautlosigkeit ab. Es gab kein Donnern, kein Krachen, kein ächzendes Metall des Gleiters, sondern nur dieses leichte Schütteln ... und das Wissen, dass der Augenblick, in dem es doch donnerte, krachte und ächzte, einer der letzten seines Lebens sein würde.

Über den Helm des Passagiers vor ihm hinweg sah Wood die Steuerungsholos der Pilotensektion – ein hochtrabender Begriff dafür, dass es sich lediglich um die vordersten beiden Plätze in der durch einen Mittelgang getrennten Zweierreihe aus Sesseln handelte. Das Innere des Gleiters ähnelte einem kleinen Touristenschweber im Retrostil, wie man sie in Terrania gelegentlich zu sehen bekam.

Wieder so ein sinnloser Gedanke, eine unergiebige Erinnerung, die aus Woods Hilflosigkeit und seinem Gefühl des Ausgeliefertseins resultierte.

Das größte Holo in der Pilotensektion zeigte eine zumindest äußerlich schrottreife Mehandorwalze, ein Raumschiff, das man eher mit friedlichem Handel assoziierte als damit, dass es auf einen wehrlosen Gleiter feuerte. Und doch geschah genau das.

Der Gleiter huschte über den Mond Xokolon hinweg, wechselte in nicht vorhersehbaren Mustern die Flughöhe, den Kurs und die Geschwindigkeit – mit dem gleichen Erfolg, als versuchte man im Regen, den Tropfen auszuweichen.

Die nächste Salve kinetischer Energie traf im Bugbereich.

Genau dort, wo ich gerade sitze, erkannte Ram Wood. Die Vorstellung, dass ihn nur eine immer schwächer werdende energetische Hülle vor den Kräften der Attacken schützte, verkrampfte ihm den Magen.

Abermals flackerte die Innenbeleuchtung. Ein leiser, aber eindringlicher Alarmton erklang.

Mouran Thynn desaktivierte ihn, da er auf etwas hinwies, was die rot leuchtende Anzeige im Holo ohnehin verkündete: Der Schutzschirm näherte sich der kritischen Überlastungsgrenze.

Wood war froh, dass sie in einem schweren, gepanzerten Gleiter mit einer hochgerüsteten Biopositronik saßen, sonst wären sie längst Geschichte. Andererseits gewährte ihnen das nur einen Aufschub, bis das Unvermeidliche eintrat – oder bis Hilfe kam. Akonische Abfangjäger beispielsweise.

Er schaute nach rechts. Auf der anderen Seite des Gangs saß die Akonin Settoia Taurim. Durch das geschlossene Visier ihres Schutzanzugs – einer akonischen Modularen Einsatzrüstung – erkannte er, dass sie den Blick starr geradeaus gerichtet hatte. Die Anspannung war ihr deutlich anzumerken. Eine Hand lag auf dem Oberschenkel, die andere krallte sich in die Armlehne des Sessels.

Wood kannte Taurim weder lange noch gut, und ihre Beziehung konnte man getrost als ... nun, schwierig bezeichnen. Was nicht zuletzt daran lag, dass sie ihn kurz nach der ersten Begegnung verprügelt hatte, angeblich, um seine Fähigkeiten zu testen. Obwohl er seine Mikroantigravs und den siganesischen Spezialroboter Kolossos geschickt eingesetzt hatte, wie er fand, war er ihr unterlegen gewesen. Bei dem ungleichen Kampf zwischen der durchtrainierten Leibwächterin der künftigen Priorrätin Nemena tan Thanor und einem mageren Hänfling, dessen 55 Kilogramm sich auf beinahe zwei Meter Körpergröße verteilten, war nichts anderes zu erwarten gewesen. Jedenfalls hätte sich Wood einen besseren Start in ihre Bekanntschaft gewünscht.

Dennoch war er im Augenblick versucht, etwas Tröstliches zu ihr zu sagen, zum Beispiel: »Wir kommen hier mit heiler Haut heraus.«

Dummerweise glaubte er nicht daran. Und obwohl er sonst mit Freude und viel redete, ersparte er ihr und sich selbst diese Worthülse.

Der Gleiter war zwar klein und wendig, diente in erster Linie aber zum Transport von Personen und Material. Auf einen Kampf oder gar ein Feuergefecht war er nicht ausgerichtet. Und all die Wendigkeit nützte nichts, wenn ein 400 Meter langer und 80 Meter durchmessender Raumer angriff, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, sie in handlichen Trümmern auf Xokolon hinabregnen zu lassen.

Der nächste Treffer, das nächste Schütteln, ein weiteres Lichtflackern. Aus, an, aus, an, aus – und es blieb aus. Die rote Darstellung der Schutzschirmbelastung im Holo schnellte auf 97 Prozent hoch. Die einseitige Attacke näherte sich ihrem tödlichen Ende.

Sie konnten weder fliehen, dazu waren sie zu langsam, noch sich wehren.

Ohne es selbst zu bemerken, atmete Wood tief durch. Erst als er den mitleidig spöttischen Blick auffing, mit dem Taurim ihn bedachte, wurde es ihm bewusst.

Plötzlich sackte der Gleiter nach unten, und Woods Magen schien in die Speiseröhre zu rutschen. Die Absorbersysteme, die das verhindert hätten, arbeiteten nicht mehr, weil ihre Energie für den Schutzschirm benötigt wurde – den Schutzschirm, der nach einem weiteren Treffer zusammenbrechen würde.

In den Holos der Pilotensektion erkannte Wood, dass sich die Mondoberfläche verändert hatte. Waren sie zunächst noch über Hunderte Kilometer einer Felslandschaft ohne nennenswerte Erhebungen geflogen, wurde die Gegend nun hügeliger. Enge Schluchten zogen sich durch den Untergrund, Felsnadeln ragten empor. Am Horizont war längst der Gasriese Hunjom in die Höhe gestiegen, ein beinahe jupitergroßer Gigant, dessen Wolkenbänder ihn aus der Ferne rot-schwarz gestreift aussehen ließen. Das bedeutete, sie erreichten nun bald die planetenzugewandte Mondseite.

Falls sie sie noch erreichten ...

Thynn schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, den Gleiter in einer der Schluchten vor der Mehandorwalze in Sicherheit zu bringen. Keine gute Idee, wie Wood aus verschiedenen Gründen fand. Wobei es natürlich gleichgültig war, wie sie starben – ob also die Geschütze des Angreifers sie zerfetzten oder ob sie an einer Felswand zerschellten. Und eine minimale Chance war besser als gar keine. Trotzdem sah er schon vor sich, wie die Impulskanonen der Walze die Schlucht über ihnen einstürzen ließen und Tausende Tonnen von Gestein sie unter sich begruben.

Schweiß trat Wood auf die Stirn, während der Gleiter auf eine Bodenspalte zuraste, die ihm viel zu eng erschien.

Vielleicht sollte ich lieber auf meine Füße schauen und auf Mouran Thynn vertrauen, anstatt alles in den Steuerungsholos zu beobachten, dachte er. Eine gute Idee, doch er brachte es nicht über sich.

Die Klimatisierung seines SERUNS trocknete den Schweiß, ehe er ihm in die Augen lief. Das Innendisplay des Visiers wies Wood auf einen erhöhten Puls hin, als bemerkte er das nicht selbst.

Sie tauchten in die Schlucht. Thynn beendete den Sturzflug abrupt, brachte den Gleiter in eine horizontale Position, beschleunigte, und die Trägheitskraft presste Wood in den Sessel. Auf beiden Seiten rasten Felswände am Gleiter vorbei, keine weiter als drei oder vier Meter entfernt – und sie verliefen keineswegs schnurgerade oder parallel. Ohne die Biopositronik, die den Kurs nötigenfalls korrigierte, käme dieses Manöver einem Selbstmord gleich, egal, wie gut der Pilot sein Handwerk beherrschte. Selbst dem Bordrechner gelang das allerdings nur, wenn genügend Raum zur Verfügung stand.

Wood war klar, dass Thynn nicht hoffte, auf diese Weise tatsächlich zu entkommen. Er versuchte lediglich, Zeit zu gewinnen, denn schließlich hatte sie die Raumüberwachung von Xokolon auf die Walze aufmerksam gemacht und Abfangjäger losgeschickt.

Wie lange war das her? Fünfeinhalb Minuten, behauptete die Anzeige im SERUN. Und gerade einmal zwei Minuten, seit das Mehandorschiff über dem Gleiter aufgetaucht war und ihn unter Beschuss genommen hatte. Wood kam es wie eine Stunde vor.

Lächerliche zwei Minuten hatten ausgereicht, den Schutzschirm beinahe zu überlasten. Womöglich schenkte ihnen die Schlucht weitere 30 Sekunden.

Wood glaubte nicht daran. Denn den Vorteil, nicht mehr so leicht mit bloßem Auge erkennbar zu sein, ruinierte die Tatsache, dass der Gleiter nun nicht länger unkalkulierbar in jede Richtung ausweichen konnte. Zur Auswahl stand nur noch hinauf und hinunter.

Illustration: Swen Papenbrock

Als über der Schlucht am Himmel die Mehandorwalze auftauchte, fühlte er sich erstaunlicherweise ruhig und friedlich. Sogar sein Pulsschlag normalisierte sich.

Noch einmal sah er zu Taurim, die nun auch zu ihm herüberblickte. Er lächelte, sie lächelte zurück. Im Leben waren sie in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft nicht allzu gut miteinander ausgekommen, doch nun würde der Tod sie auf ewig verbinden. Vielleicht sollte er sie dann wenigstens in Gedanken beim Vornamen nennen: Settoia.

Die Walze feuerte. Die Kanten der Felswände vor ihnen barsten. Riesige Gesteinsbrocken stürzten in die Tiefe, versperrten den Weg.

Thynn tat das Einzige, was ihm übrig blieb: Er riss den Gleiter hoch.

Im Holo sah es aus, als faltete sich die Schlucht vor ihnen zusammen. Sie rasten auf die Lawine aus Felstrümmern zu, kamen ihr trotz des Steigflugs immer näher und tauchten endlich aus der Bodenspalte auf.

Der nächste Schuss aus der Impulskanone verfehlte sie und zertrümmerte stattdessen eine Felsnadel vor ihnen. Ein weiterer Aufschub, der die Passagiere des Gleiters eine Sekunde länger am Leben ließ.

Da erfolgte der finale Treffer. Erneut schüttelte er sie durch. Die Anzeige im Holo wurde tiefrot, schnellte auf über 100 Prozent und erlosch ebenso wie der Schutzschirm, dessen Funktion sie dokumentiert hatte.

Die Fesselfelder, die die Passagiere auf den Sitzen gehalten hatten, fielen aus. Stattdessen zuckten Gurte als Back-up-Systeme knapp über Woods Schultern links und rechts aus der Sessellehne, überkreuzten sich vor seiner Brust, rasteten in der Sitzfläche ein und zurrten ihn fest.

Thynn gab nicht auf. Er stieg weiter auf, schlug Haken, tat alles, um dem Gegner das Zielen zu erschweren. Vergeblich.

Sie kassierten den nächsten Treffer – den ersten, der zur Panzerung des Gleiters durchdrang. Er ließ das Gefährt herumwirbeln. Eine Explosion im Heckbereich ertönte. Dass Woods SERUN das Geräusch herunterdimmte, machte es nicht weniger beängstigend.

Mouran Thynn verlor die Kontrolle über den Gleiter. Die Biopositronik war machtlos. Der Gleiter krachte gegen einen Fels. Woods Zähne schlugen aufeinander, als sich die Wucht der Kollision bis ins Gleiterinnere fortpflanzte. Schmerz schoss ihm durch die Lippe, und er schmeckte Blut.

In der Wandung zu seiner Linken klaffte plötzlich ein Spalt, gerade einmal so lang wie ein Unterarm und fingerbreit. Dennoch reichte er aus, dem Gleiter die Stabilität zu rauben.

Sie schmierten ab. Erst kurz vor dem Aufprall gelang es Thynn, das Fluggerät abzufangen und wieder hochzureißen.

Was für ein Teufelskerl!, dachte Wood. Was für eine Menge an Potenzial, die die Garde der Priorrätin verlieren wird.

Den gewaltigen Flieh- und Beharrungskräften, die der ruckartige Kurswechsel auf den Gleiter wirken ließ, hielt die Hülle nicht länger stand. Sie brach auseinander, genau zwischen der Reihe, in der Wood und Settoia saßen, und der davor.

Plötzlich schauten sie ins Freie. Automatisch packte Wood den vor sich abgestellten Rückenkorb. Er durfte ihn keinesfalls verlieren.

Als käme es darauf in diesen finalen Momenten an ...

Der vordere Teil des Gleiters schoss davon, kassierte den nächsten Treffer und explodierte, während der hintere energetisch tot mit Settoia Taurim und Wood abstürzte.

Wie hat es nur so weit kommen können?, dachte er.

Dann versank die Welt in Dunkelheit.

2.

Wie es so weit kommen konnte

Kurz zuvor

»Omex-7?«, fragte Ram Wood. »Was will Monkey ausgerechnet dort?«

»Woher soll ich das wissen?«, gab Settoia Taurim zurück.

Ein durchaus berechtigter Einwand, wie Wood fand, zumal der USO-Chef lediglich die Koordinaten seines Aufenthaltsorts an Woods siganesischen Spezialroboter Kolossos übermittelt hatte. Keine zusätzlichen Informationen, keine Erläuterungen, kein Auftrag, nichts. Nur die Koordinaten.

»Vielleicht hätte er dir vor seinem Aufbruch etwas verraten«, fuhr Settoia Taurim fort, »wenn du dich nicht gerade ausgeruht hättest.«

»Ausgeruht? Das erscheint mir eine recht boshafte Umschreibung dafür zu sein, dass ich mich in der Klinik behandeln lassen musste. Und das nicht aus reiner Lust an der Freude, wie du dich vielleicht erinnern wirst, sondern weil ich deine Chefin gerettet habe. Was mir übrigens nicht gelungen wäre, wenn sie deinem ... Vorschlag gefolgt wäre, dass sie mich keinesfalls in den Kreis ihrer Leibwächter aufnehmen soll.«

»Und mir erscheint gerettet eine recht heldenhafte Umschreibung dafür zu sein, dass du sie vor einer falschen Erinnerung bewahrt hast.«

Dem konnte er nicht widersprechen. Letztlich brachte es aber auch nichts, sich in Wortklaubereien zu verlieren. Fakt war nun einmal, dass Adorhee tan Thanor, die frühere Priorrätin der akonischen Räterepublik, bei einem als Unfall getarnten Mordanschlag ums Leben gekommen war, zu dessen Aufklärung Monkey und Ram Wood ins Khanonsystem gereist waren. Bei ihrer designierten Nachfolgerin, der Sekunda, handelte es sich um einen Klon der Priorrätin, die sich selbst den Vornamen Nemena gegeben hatte. Mittels eines komplizierten Verfahrens hatten die ausgelesenen Gedächtnisinhalte der Vorgängerin auf die Sekunda übertragen werden sollen. Hierbei war es zu dem Versuch gekommen, die Erinnerungen zu manipulieren und den Mord ausgerechnet Gucky in die Schuhe zu schieben.

Hätte Wood nicht als einer der 21 Mnemozeugen fungiert, die dafür sorgen sollten, dass dem Klon keine gefälschten Erinnerungen eingepflanzt wurden, und hätte er nicht einen in den Nacken implantieren Chip getragen, der seine Gehirnfunktion überwachte, und hätte dieser den geistigen Druck nicht registriert, dem Wood trotz – oder wegen – seiner Mentalstabilisierung ausgesetzt war, würde sich nun nicht nur Nemena tan Thanor an diese Lüge als Wahrheit erinnern, sondern auch die Mnemozeugen wären der unerschütterlichen Auffassung, dass es sich genau so zugetragen hatte.

Gerade rechtzeitig – wie immer er es fertiggebracht hatte – war Monkey aufgetaucht und hatte Wood die Mnemohaube vom Kopf reißen können. Der mentale Schock hatte Wood das Bewusstsein geraubt, was die Behandlung in der Klinik erforderlich gemacht hatte. Von Ausruhen, wie Settoia behauptet hatte, konnte also keine Rede sein.

Glücklicherweise hatte alles für die meisten Beteiligten ein gutes Ende gefunden. Nur die Mnemosaboteurin hatte sich selbst gerichtet, ehe man sie befragen konnte, in wessen Auftrag sie gearbeitet hatte. Leider hatte sich die Durchsuchung ihrer Wohnung als ergebnislos erwiesen.

Dort war es auch, wo Kolossos, den Wood in einem Korb auf dem Rücken bei sich trug, die Nachricht von Monkey erhalten hatte. Koordinaten, die Settoia zufolge die Lage eine der vielen Forschungsstationen im Khanonsystem bezeichneten: Omex-7.

Der USO war die Existenz der Station zwar bekannt, welche Forschung dort betrieben wurde, entzog sich allerdings ihrer Kenntnis. Wenn es zwei Worte gab, die Wood als Kriminologen verhasst waren, dann strikte Geheimhaltung. Gleichzeitig forderten sie ihn heraus.

Ein weiteres Mal ließ er den Blick durch die sterile Wohnung der Saboteurin wandern, als hoffte er, doch noch einen Hinweis zu finden, der seine Fragen beantwortete. Als hätten sie nicht bereits alles mehrmals auf den Kopf gestellt.

»Wieso kontaktierst du nicht Monkey und erkundigst dich bei ihm selbst?«, wollte Settoia wissen.

Weil ich Kolossos das längst habe erledigen lassen und Monkey nicht geantwortet hat. »Wieso verrätst du mir nicht, was es mit Omex-7 auf sich hat? Woran wird dort gearbeitet? Ich nehme nicht an, dass der USO-Chef dorthin gereist ist, um die Sehenswürdigkeit zu bewundern.«