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30 Millionen Lichtjahre trennen sie von der Erde - und sie haben keine Hoffnung, den Abgrund von Raum und Zeit zu überbrücken Nach der erfolgreichen Aktion in Magellan ist für Perry Rhodan und seine Terraner eine neue Gefahr entstanden. Ein Gegner, der mit unheimlichen Machtmitteln ausgerüstet ist, tritt auf den Plan: Tro Khon, Zeitpolizist und Schwingungswächter! Tro Khons Auftrag ist klar umrissen. Er soll die terranischen "Zeitverbrecher" stellen und zur Verantwortung ziehen. Doch schon nach dem ersten Gefecht muß der Zeitpolizist erkennen, daß die Terraner stärker sind, als er ursprünglich erwartete. Am 4. 1. 2436 nimmt Tro Khon den Kampf erneut auf. Mit seinem biosynthetischen Raumschiff stößt er gegen OLD MAN vor und bringt binnen kurzem den Riesenroboter unter seine Befehlsgewalt - und damit ist etwas eingetreten, was den verantwortlichen Führungskräften des Solaren Imperiums Anlaß zu größter Besorgnis gibt. Denn nun steht zu befürchten, daß der Zeitpolizist die Machtmittel OLD MANs gegen die Menschheit einsetzt. Am 12. 1. 2436 kommt es zur erwarteten Krise! OLD MAN, mit sechs Schwingungswächtern an Bord, nimmt Fahrt in Richtung Milchstraße auf. Die Solare Flotte formiert sich zum Angriff - und die CREST IV, Perry Rhodans Flaggschiff, wird von der unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in ein unbekanntes Universum geschleudert. 30 Millionen Lichtjahre trennen nun die Männer der CREST von der Erde, doch Perry Rhodans Terraner verlieren trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht die Zuversicht - auch nicht, als DIE FLOTTE DER GLÄSERNEN SÄRGE ihren Weg kreuzt...
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Nr. 328
Die Flotte der gläsernen Särge
30 Millionen Lichtjahre trennen sie von der Erde – und sie haben keine Hoffnung, den Abgrund von Raum und Zeit zu überbrücken
von WILLIAM VOLTZ
Nach der erfolgreichen Aktion in Magellan ist für Perry Rhodan und seine Terraner eine neue Gefahr entstanden. Ein Gegner, der mit unheimlichen Machtmitteln ausgerüstet ist, tritt auf den Plan: Tro Khon, Zeitpolizist und Schwingungswächter!
Tro Khons Auftrag ist klar umrissen. Er soll die terranischen »Zeitverbrecher« stellen und zur Verantwortung ziehen. Doch schon nach dem ersten Gefecht muß der Zeitpolizist erkennen, daß die Terraner stärker sind, als er ursprünglich erwartete.
Am 4. 1. 2436 nimmt Tro Khon den Kampf erneut auf. Mit seinem biosynthetischen Raumschiff stößt er gegen OLD MAN vor und bringt binnen kurzem den Riesenroboter unter seine Befehlsgewalt – und damit ist etwas eingetreten, was den verantwortlichen Führungskräften des Solaren Imperiums Anlaß zu größter Besorgnis gibt. Denn nun steht zu befürchten, daß der Zeitpolizist die Machtmittel OLD MANs gegen die Menschheit einsetzt.
Am 12. 1. 2436 kommt es zur erwarteten Krise! OLD MAN, mit sechs Schwingungswächtern an Bord, nimmt Fahrt in Richtung Milchstraße auf. Die Solare Flotte formiert sich zum Angriff – und die CREST IV, Perry Rhodans Flaggschiff, wird von der unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in ein unbekanntes Universum geschleudert.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Millionen Lichtjahre trennen den Großadministrator vom Geschehen in der Milchstraße.
Oberst Merlin Akran – Kommandant der CREST IV.
Major Drave Hegmar – 2. Offizier der CREST.
Ralf Marten – Teleoptiker des Mutantenkorps.
Roscoe Poindexter – Offiziersanwärter der solaren Flotte.
Sergeant DeJohanny – Ein potentieller Meuterer.
Dr. Ralph Artur
Stell dir ein Universum vor – unendlich oder nicht, wie du es dir eben ausmalen willst – mit einer Milliarde Milliarden Milliarden Sonnen darin. Stell dir ein Dreckklümpchen vor, das wie irrsinnig um eine dieser Sonnen herumrast.
Und stell dir vor, daß du auf diesem Dreckklümpchen stehst, daß du mit ihm rast, rasend durch Raum und Zeit an einen unbekannten Bestimmungsort. Stell dir das vor!
FREDRIC BROWN
1.
Manchmal war die Musik laut und herausfordernd, dann verstummte sie wieder, als würden die Töne von heftigem Wind davongetragen. Das Auf- und Abschwellen der Geräusche rührte jedoch daher, daß jemand an der Pendeltür des kleinen Mannschaftsraums stand und, unschlüssig darüber, ob er eintreten oder im Gang bleiben sollte, die Tür hin und her bewegte. Hier im Gang klang die Musik schwermütig, sie fand ein Echo in den Nischen und kleineren Seitengängen.
Leutnant Mark Berliter fragte sich, wer die Tonspulen eingeschaltet hatte, und er beschleunigte seine Schritte, um die zum 23. B-Deck gehörende Messe zu erreichen. Zum wiederholten Male blickte er auf seine Uhr, als könnte er nicht glauben, daß sich um diese Zeit jemand in der Messe aufhielt, um Musik zu hören.
Vor der Messe traf Berliter auf Offiziersanwärter Roscoe Poindexter. Der hagere junge Mann salutierte hastig, als Berliter vor ihm auftauchte.
»Was machen Sie hier?« fragte Berliter scharf. »Sind Sie für diesen Unsinn verantwortlich?«
Der junge Raumfahrer sah blaß und übermüdet aus, doch Berliter maß dieser Tatsache keine große Bedeutung bei. Er hatte in den letzten drei Tagen kein lachendes Gesicht an Bord des Flaggschiffs gesehen. Die Männer lagen in den Dienstpausen wach auf den Betten in ihren Kabinen und grübelten darüber nach, welches Schicksal sie erwartete.
»Nein ... nein, Sir!« stieß Poindexter hervor. »Ich wurde durch die Musik angelockt und wollte nachsehen, was in der Messe los ist.« Berliter blickte wieder auf seine Uhr. »Sie haben ja dienstfrei?«
»Ja, Sir!« Poindexter schluckte.
»Warum sind Sie nicht in Ihrer Kabine oder im Aufenthaltsraum?«
»Im Aufenthaltsraum kam es zu Streitigkeiten, Sir«, erklärte der Offiziersanwärter. »Als ich mich in die Kabine zurückziehen wollte, hörte ich die Musik.«
Berliter stieß die Pendeltür auf. An einem der mittleren Tische saß ein Mann. Er hatte den Kopf auf beide Arme gestützt. Auf dem Tisch stand eine Flasche. Da der Mann den Kopf gesenkt hielt, konnte Berliter nicht erkennen, wen er vor sich hatte.
»Wer ist das?« fragte er Poindexter.
»Waffensergeant DeJohanny, Sir!« sagte Poindexter.
»Er ist betrunken?«
»Es ... es sieht so aus, Sir.«
Berliter fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Obwohl er im stillen mit solchen Auswüchsen gerechnet hatte, versetzte es ihm doch einen schweren Schock, daß ausgerechnet in seiner Abteilung der erste Betrunkene gefunden wurde. Allerdings, so sagte er sich, war es durchaus möglich, daß die anderen Offiziere mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, aber aus psychologischen Gründen darüber schwiegen.
Berliter straffte sich unwillkürlich, als er Poindexters Blicke auf sich ruhen fühlte.
Er betrat die Messe mit schnellen Schritten. DeJohanny hob nicht den Kopf; als Berliter ihn an den Haaren packte, gab er nur ein gurgelndes Geräusch von sich. Der Leutnant stieß den Kopf des Waffensergeanten dreimal auf die Tischplatte. Dann riß er den Kopf des Mannes hoch. DeJohanny wurde schlaff und verdrehte die Augen. Berliter stieß die Flasche vom Tisch. Der Sergeant machte eine fahrige Bewegung, als wollte er sie zurückholen.
»Stehen Sie auf!« sagte Berliter scharf.
DeJohanny schien jetzt zu erkennen, wer ihm gegenüberstand. Sein Gesicht rötete sich, und er rülpste lautstark.
Berliter versetzte dem Sergeanten eine Ohrfeige, die DeJohanny fast vom Stuhl warf.
»Ich werde solche Disziplinlosigkeiten nicht dulden!« sagte Berliter.
Plötzlich versuchte DeJohanny zu grinsen. Die Wirkung des Alkohols verhinderte, daß er seine Gesichtsmuskulatur vollkommen unter Kontrolle bekam.
»Was wollen Sie machen, Leutnant?« fragte der Sergeant. »Wir ... wir sind alle verloren. Dreißig Millionen Lichtjahre ... oder sind es noch mehr?«
»Sorgen Sie dafür, daß dieser Mann in seine Kabine gebracht wird, Mr. Poindexter«, sagte Berliter mit mühsamer Beherrschung. »Ich werde ihn melden.«
DeJohanny schwankte auf dem Stuhl hin und her.
»Ich erwarte von Ihnen, daß Sie diesen Befehl ausführen, ohne großes Aufsehen zu erregen«, sagte Berliter zu Poindexter. »Niemand braucht ihn zu sehen.«
Poindexter dachte an das zurück, was er vor wenigen Minuten im Aufenthaltsraum erlebt hatte. Die Männer hatten sich angeschrien und waren fast handgreiflich geworden.
Der Offiziersanwärter packte einen Arm des Sergeanten und zog ihn über seine Schultern. Augenblicklich hörten DeJohannys unkontrollierte Bewegungen auf; er lehnte sich beinahe liebevoll gegen Poindexter, der ächzend in die Knie ging.
»Was ist?« fragte Berliter ungeduldig. »Schaffen Sie ihn nicht?«
»Doch, Sir!« stieß Poindexter hervor. »Ich muß ihn nur richtig zu fassen bekommen.«
»Beeilen Sie sich!« drängte Berliter. »Wollen Sie warten, bis ein paar Männer hier auftauchen?«
Poindexter war an Zuschauern ebensowenig gelegen wie dem Leutnant, aber im Gegensatz zu diesem war er durch eine Zweizentnerlast behindert, die ein erstaunliches Beharrungsvermögen entwickelte.
»Was is'n überhaupt los?« erkundigte sich DeJohanny.
Poindexter verspürte keine Lust, sich mit einem Mann, den übermäßiger Alkoholgenuß fast bewußtlos gemacht hatte, in eine Diskussion einzulassen. Er schleifte DeJohanny bis zum Ausgang. Berliter gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, daß er warten solle. Der Leutnant wollte sich zunächst vergewissern, daß der Gang frei war. Er stieß die Pendeltür auf und blickte hinaus.
»Kommen Sie!« sagte er. »Beeilen Sie sich!«
»Dreißig Millionen Lichtjahre ...«, murmelte DeJohanny.
*
Die Spannung innerhalb der großen Kommandozentrale war fühlbar, wie eine dunkle Wolke schien sie über den Köpfen der Männer zu schweben. Und weil diese Männer in den letzten Tagen stiller geworden waren, schienen alle anderen Geräusche an Intensität zugenommen zu haben. Das Summen der Kontrollanlagen klang hektisch, beinahe herausfordernd.
Major Drave Hegmar, der Zweite Offizier der CREST IV, beobachtete den Mann, der vor dem Auswurfschlitz der Bordpositronik saß. Der Mann war einer der vielen Spezialisten, die sich an Bord des Flaggschiffs befanden; er war groß und bullig, seine Augenbrauen, die wie dicke Raupen aussahen, zogen sich vor Nervosität ständig zusammen. Hegmar hatte seit jeher eine instinktive Abneigung gegen alle Spezialisten empfunden, aber dieses Gefühl hatte sich jetzt gelegt. Die erdrückende Gefahr verband sie alle und zwang sie, sich gegenseitig anzuerkennen.
»Auswertung läuft!« rief der Mann vor der Positronik.
Hegmar warf einen zögernden Blick auf den Panoramaschirm. Obwohl die CREST IV zwanzigtausend Lichtjahre vom eigentlichen Zentrum der fremden Galaxis entfernt war, standen die Sterne hier so dicht wie im Mittelpunkt der Milchstraße. Hegmar hatte geglaubt, die Angst zu kennen, aber alles, was er bisher erlebt hatte, mußte neben diesem tiefempfundenen Gefühl von Angst verblassen. Er hatte Angst vor der unvorstellbaren Entfernung, die ihn von der heimatlichen Galaxis trennte; Angst vor den fremden Sternen, vor einer Meuterei, vor unbekannten Gefahren, vor allem aber vor sich selbst, denn er fürchtete, daß er unter dieser enormen Belastung zerbrechen könnte.
Hegmar fragte sich, ob die CREST IV sich tatsächlich in der Kugelgalaxis M 87 befand, die ein Mitglied der Virgo-Wolke war. Vieles sprach dafür, aber die Astronomen an Bord wußten einfach zu wenig über diesen Teil des Universums, um eine endgültige Antwort zu finden.
Weit mehr als die räumliche Verschiebung belastete Hegmar der Gedanke an eine Versetzung in der Zeit. Zwar wurde an Bord des Flaggschiffs nicht darüber gesprochen, aber es war keines unter den Besatzungsmitgliedern, das nicht schon mit Schrecken an die Möglichkeit einer Zeitversetzung gedacht hatte.
Der Spezialist vor der Bordpositronik nahm einen Plastikstreifen aus dem Auswurfschlitz und erhob sich. Dadurch wurde Major Hegmar in seinen Überlegungen unterbrochen. Der Spezialist starrte auf den Streifen und bewegte murmelnd die Lippen. Dann begab er sich zum Kontrollstand, um Perry Rhodan das errechnete Ergebnis zu überreichen.
Fast alle Offiziere und Mutanten hielten sich in der Zentrale auf. Die Offiziere schliefen nur wenig; die Mutanten benötigten auf Grund ihrer Zellaktivatoren sowieso nur selten Schlaf.
Rhodan studierte den Plastikstreifen.
»Die Wahrscheinlichkeit einer Meuterei ist um sieben Prozent gestiegen«, sagte er nach einer Weile. »Das bedeutet, daß wir im Augenblick höchstens mit vereinzelten Disziplinübertretungen rechnen müssen. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, daß die Stimmung der Besatzung sich ständig verschlechtert.«
»Es hängt vieles davon ab, was in den nächsten Stunden geschieht«, sagte Roi Danton. Für Hegmar war es erstaunlich, daß sich das Verhältnis zwischen Perry Rhodan und dem Freihändler verbessert hatte. Der Großadministrator behandelte Danton längst nicht mehr mit der gleichen Härte wie früher. Im Gegenteil: zwischen diesen beiden Männern schien ein stilles Einverständnis zu bestehen.
»Ja«, stimmte Rhodan auch jetzt dem Händler zu. »Irgendein Ereignis, auch wenn es nur unbedeutend erscheint, kann zur Explosion führen. Wir müssen daher sehr vorsichtig sein. Die Offiziere und ihre Stellvertreter müssen uns ständig über irgendwelche Vorfälle unterrichten, auch dann, wenn sie ihnen unbedeutend erscheinen.«
Hegmar konnte beobachten, daß einige Offiziere nach diesen Worten verlegen wurden – und er wußte auch warum. Es lag diesen Männern nicht, wegen jeder Kleinigkeit bei Rhodan, Atlan oder Oberst Akran vorzusprechen. Sie hielten sich für fähig, allein mit allen Schwierigkeiten in ihren Abteilungen fertigzuwerden. Und das, dachte Hegmar, hatten sie bisher auch oft genug bewiesen.
Die Situation war jetzt allerdings eine andere. Niemals zuvor hatte sich ein terranisches Schiff in so hoffnungsloser Entfernung von der heimatlichen Milchstraße befunden. Niemals zuvor hatten die Männer den Sinn eines weiteren Borddienstes mehr angezweifelt als jetzt. Hegmar kannte die Ideen, die in den Köpfen der Männer herumspukten, und er wußte, daß sie sich nicht vertreiben lassen, sondern immer neue Anhänger finden würden.
Hegmar ahnte, daß Perry Rhodan genau wußte, welche Gedanken die Besatzungsmitglieder dieses verlorenen Schiffes bewegten. Aber der Großadministrator ließ sich nichts anmerken. Er vertraute den Offizieren und offenbar auch seiner Fähigkeit, Menschen für irgend etwas zu begeistern. Hegmar wußte, daß Rhodan sich im entscheidenden Augenblick vor das Mikrophon des Interkoms stellen und eine Rede halten würde. Er war vielleicht in der Lage, die Männer aus ihrer Niedergeschlagenheit aufzurütteln und ihnen Hoffnung zu machen, auch wenn es keine mehr gab.
Die Männer in der Zentrale diskutierten weiter, aber Drave Hegmar hörte kaum zu.
Sämtliche Pläne, die jetzt geschmiedet wurden, besaßen mehr oder weniger nur einen theoretischen Wert. Die Astronomen, die behaupteten, die CREST IV befände sich im Sternhaufen M 87, führten als Hauptargument die blaue Entladungszone ins Feld, die diese Galaxis besaß. Die Gegner dieser Theorie argumentierten, daß man von Millionen Galaxien umgeben war, so daß man nicht ausschließen konnte, daß auch andere Sterneninseln über eine ähnliche Eigenart verfügten.
Hegmar wunderte sich, daß Atlan nicht anwesend war. Er vermutete, daß der Arkonide sich an Bord des halutischen Raumschiffs aufhielt. Tolots Kampfschiff war auf der oberen Polkuppel der CREST IV magnetisch verankert worden. Auf diese Weise sollte verhindert, werden, daß sich die Schiffe in diesem Sternenhaufen verloren. Es hatte sich herausgestellt, daß die Ortungs- und Funkanlage nur fehlerhaft arbeitete, weil sie von den starken Energieströmungen dieser Galaxis stark beeinflußt wurde.
Trotzdem wunderte sich Hegmar, daß die Haluter ihr Schiff so bereitwillig zu einem Beiboot der CREST IV gemacht hatten. Im allgemeinen zogen es diese Wesen vor, vollkommen selbständig zu arbeiten. Hegmar vermutete, daß Tolot ganz bestimmte Gründe hatte, sein Schiff mit der CREST IV zu verbinden.
*
Als Atlan die Zentrale des halutischen Kampfschiffs betrat, fand er Icho Tolot zusammengekauert in einem der Kommandosessel, während Fancan Teik vor den Kontrollen auf und ab ging. Atlan fragte sich, warum Tolot ihn auf so geheimnisvolle Weise an Bord gebeten hatte. Der Haluter hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen und darauf gedrungen, daß weder Perry Rhodan noch einer der terranischen Offiziere etwas von dieser Zusammenkunft erfahren sollten.
»Ich bin froh, daß Sie schnell gekommen sind!« bellte Teik mit seiner harten Stimme. Es war zum erstenmal, daß er Atlan spontan begrüßte. Bisher hatte er gegenüber dem Arkoniden stets eine gewisse Zurückhaltung bewahrt. Atlan hatte die gefühlsmäßigen Gründe des Haluters respektiert und sich niemals aufgedrängt.
»Sehen Sie Tolotos an!« forderte Teik den Ankömmling auf. »Haben Sie ihn jemals so niedergeschlagen gesehen?«
»Was ist los mit Ihnen, Icho Tolot?« erkundigte sich Atlan. »Sind Sie krank?«
Der Haluter hob den Kopf. Seine Augen traten etwas hervor, als er den Besucher anstarrte.
»Er redet nicht viel«, bemerkte Teik. »Aber wenn er spricht, überschüttet er sich mit bitteren Selbstvorwürfen.«
Tolot richtete sich auf. Seine Blicke wanderten von Atlan zu Teik. Atlan hatte das Gefühl, daß Tolot gegenüber dem jüngeren Haluter die Nachsicht des höheren Alters aufbrachte. Das mochte der Grund sein, warum er nicht auf Fancan Teiks Worte einging.
»Ich kann mir vorstellen, daß die Stimmung an Bord des terranischen Schiffes nicht gut ist«, begann Tolot.
Atlan nickte bekräftigend. »Sie ist sogar ausgesprochen schlecht«, berichtete er. »Die Männer sind gereizt. Einige haben zu trinken begonnen. Es ist bereits zu verschiedenen Schlägereien gekommen.«
»Das wird noch schlimmer werden«, verlieh Icho Tolot seiner Befürchtung Ausdruck. »Wenn die Besatzung der CREST IV erst einmal richtig begreift, in welcher Situation wir uns befinden, kann es schnell zu Meutereien kommen.«
»Damit rechnen wir!« versetzte Atlan grimmig. »Ich denke, wir sind genügend darauf vorbereitet.«
»Glauben Sie wirklich?« fragte Tolot skeptisch. »Sie und ich, wir sind keine Terraner, aber wir glauben, die Mentalität dieser Menschen zu kennen. Ein Terraner braucht ein Ziel. Er beginnt innerlich zu sterben, wenn er keines hat.«
»Rhodan wird ein Ziel finden«, versicherte Atlan.
»Für diese einsamen Männer?« Tolot begann neben Teik auf und ab zu gehen. Die mächtigen Körper der beiden Haluter warfen groteske Schatten auf den Boden. Die Kontrollanlagen knisterten, als seien sie von unwirklichem Leben erfüllt.
»Hören Sie?« fragte Tolot. »Da sind sie wieder. Unsere Schiffe sind von ganzen Schwärmen dieser blauen Leuchtkugeln umgeben. Diese Kugeln sind sehr starke Radiostrahler. Sie bewegen sich in verschiedenen Geschwindigkeiten auf das blaustrahlende Zentrum dieser Milchstraße zu. Ungewöhnlich, nicht wahr?«
Atlan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Wie die beiden Haluter durch die Zentrale ihres Schiffes wanderten, verkörperten sie ungestüme natürliche Kraft. Es war schwer vorstellbar, daß es irgend etwas gab, was sie fürchten mußten.
»Wir haben die Geschwindigkeit dieser Kugeln gemessen«, fuhr Tolot fort. »Ihre Fahrt schwankt zwischen fünf und zehn Prozent der einfachen Lichtgeschwindigkeit. Keine der Kugeln wird je langsamer oder schneller. Also folgen auch sie einer bestimmten Gesetzmäßigkeit. Was hat Rhodan jetzt vor?«
Die Sprunghaftigkeit von Tolots ausgesprochenen Gedanken verwirrte den Arkoniden.
»Wir wollen möglichst bald diese Zone verlassen«, sagte Atlan. »Rhodan möchte auf alle Fälle aus dieser unbekannten Galaxis herauskommen. Im kosmischen Leerraum können wir leichter feststellen, wo wir uns befinden.«
Tolot warf einen kurzen Blick auf die Kontrollen.
»Im Augenblick steht die CREST fahrtlos im Raum, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Atlan.
Tolot brummte. Einen Augenblick unterhielten Fancan Teik und er sich in einer unbekannten Sprache. Im allgemeinen waren die Haluter zu höflich, um so zu handeln, wenn sie es taten, mußten sie einen bestimmten Grund dafür haben.