Perry Rhodan 334: Im Arsenal der Giganten - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 334: Im Arsenal der Giganten E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Das Verdeben lauert im Hyperraum, in der Waffenkammer der Zeitpolizei. - Ein Abenteuer mit Oberst Don Redhorse Auf der Erde schreibt man Mitte März des Jahres 2436. Perry Rhodan und andere wichtige Persönlichkeiten des Solaren Imperiums sind seit Wochen mit der CREST IV verschollen - und das zu einer Zeit, als das Schicksal der Terraner buchstäblich auf des Messers Schneide steht. Mit dem Riesenroboter OLD MAN und den Zeitpolizisten, unter deren Herrschaft der Robotgigant steht, war eine Macht in das Solsystem eingedrungen, gegen die die Verteidigungseinrichtungen und die Heimatflotte der Terraner relativ schwach wirkten. Staatsmarschall Bull und die anderen Verteidiger des Sol-Systems waren sich dessen auch schmerzhaft bewußt. Dann erhielt Reginald Bull eine dringende Nachricht von Mory, Perry Rhodans Gattin. Er reagierte sofort und flog über Plophos nach Last Hope, dem Planeten der letzten Hoffnung. Als der Staatsmarschall an Bord eines Schnellen Kreuzers ins Solsystem zurückkehrte, kam er gerade rechtzeitig, um mit dem neuen FpF-Gerät Don Redhorses Himmelfahrtskommando, das zum "Meer der Träume" durchgebrochen war, zu retten und den Zeitpolizisten eine schwere Niederlage beizubringen. Tro Khon, der einzige Schwingungswächter, der dem Inferno entging, das die COLOMBO entfesselte, entschließt sich zur Flucht aus dem Solaren System. Tro Khons lebendes Raumschiff startet - verfolgt von der WYOMING. Das Raumschiff wird von Oberst Don Redhorse befehligt - und Don Redhorse ist es auch, der mit seinem Kommando einen abenteuerlichen Kampf IM ARSENAL DER GIGANTEN zu bestehen hat...

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Nr. 334

Im Arsenal der Giganten

Das Verderben lauert im Hyperraum, in der Waffenkammer der Zeitpolizei. – Ein Abenteuer mit Oberst Don Redhorse

von WILLIAM VOLTZ

Auf der Erde schreibt man Mitte März des Jahres 2436. Perry Rhodan und andere wichtige Persönlichkeiten des Solaren Imperiums sind seit Wochen mit der CREST IV verschollen – und das zu einer Zeit, als das Schicksal der Terraner buchstäblich auf des Messers Schneide steht.

Mit dem Riesenroboter OLD MAN und den Zeitpolizisten, unter deren Herrschaft der Robotgigant steht, war eine Macht in das Solsystem eingedrungen, gegen die die Verteidigungseinrichtungen und die Heimatflotte der Terraner relativ schwach wirkten.

Staatsmarschall Bull und die anderen Verteidiger des Solsystems waren sich dessen auch schmerzhaft bewußt. Dann erhielt Reginald Bull eine dringende Nachricht von Mory, Perry Rhodans Gattin. Er reagierte sofort und flog über Plophos nach Last Hope, dem Planeten der letzten Hoffnung.

Als der Staatsmarschall an Bord eines Schnellen Kreuzers ins Solsystem zurückkehrte, kam er gerade rechtzeitig, um mit dem neuen FpF-Gerät Don Redhorses Himmelfahrtskommando, das zum »Meer der Träume« durchgebrochen war, zu retten und den Zeitpolizisten eine schwere Niederlage beizubringen.

Tro Khon, der einzige Schwingungswächter, der dem Inferno entging, das die COLOMBO entfesselte, entschließt sich zur Flucht aus dem Solaren System. Tro Khons lebendes Raumschiff startet – verfolgt von der WYOMING.

Die Hauptpersonen des Romans

Reginald Bull – Staatsmarschall des Solaren Imperiums der Menschheit.

Tro Khon – Schwingungswächter und Zeitpolizist.

Oberst Don Redhorse – Kommandant des Schlachtkreuzers WYOMING.

Fellmer Lloyd und Tako Kakuta – Mitglieder von Perry Rhodans Mutantenkorps.

Zachery Parral – Captain der Solaren Flotte.

Spinoza – Ein vorlauter Roboter.

Camaron Olek

1.

Es gibt eine sichere Methode, die Gefährlichkeit eines Gefangenen richtig einzuschätzen: Man betrachtet sich die Konstruktion des Gefängnisses.

Gemessen an seinem Gefängnis, war Schwingungswächter Aser Kin der gefährlichste Gefangene, den die Menschheit jemals gemacht hatte.

Aser Kin war in einer Spezialzelle der Solaren Abwehr auf dem Mond eingesperrt. Der rechteckige Raum besaß drei Meter dicke Terkonitstahlwände. Er war acht Meter lang, vier Meter breit und fünf Meter hoch.

Nachdem man Aser Kin durch die runde Panzerschleuse in diesen Raum geschoben hatte, war er von den schweren Terkonitstahlbändern befreit worden, die ihm seine oxtornischen Bezwinger angelegt hatten. Um jedes Risiko zu vermeiden, hatten die Spezialisten der Abwehr dem Zeitpolizisten auch den Kampfanzug abgenommen. Eine zusätzliche Sicherheit bildeten starke Fesselfelder, die die Zelle abschirmten. Alle Versuche Aser Kins, durch eine Strukturverwandlung seines Zellgewebes aus der Zelle auszubrechen, waren gescheitert. Der achtundvierzig Zentner schwere Gigant wurde ununterbrochen über Fernsehlinsen mit Weitwinkelobjektiven beobachtet, die tief in den unzerstörbaren Stahl eingebettet lagen.

»Er scheint jetzt völlig apathisch zu sein«, bemerkte Staatsmarschall Reginald Bull, als er zum drittenmal innerhalb einer Stunde die Bildschirme einschaltete, die die Vorgänge in der kleinen Zelle übertrugen.

Zusammen mit Allan D. Mercant, Geoffry Abel Waringer und einigen hohen Offizieren der Solaren Abwehr hielt sich Bully in einem Kontrollraum von Station Luna I auf, die zur Zentrale der von Allan D. Mercant geleiteten Organisation gehörte.

Bully wandte sich von den Geräten ab. Seine untersetzte Gestalt schien viel von ihrer gewohnten Straffheit verloren zu haben. Er war einer der wenigen Männer, die seit Rhodans Verschwinden die Verantwortung für alle wichtigen Entscheidungen trugen.

»Ob es überhaupt noch einen Sinn hat, wenn wir weiterhin versuchen, mit dem Gefangenen Kontakt aufzunehmen?« bezweifelte er. »Wir haben ihm schon oft genug unseren Friedenswillen beteuert, und er sollte inzwischen auch begriffen haben, daß wir keine Zeitverbrecher sind.«

»Ich habe mich bereits mit Major Santanjon über dieses Problem unterhalten«, erklärte Allan D. Mercant. Alle Blicke richteten sich auf den Galaktopsychologen, von dem behauptet wurde, daß er die Mentalität der Fremden besser als jeder andere kenne. Santanjon war ein großer, unruhig wirkender Mann mit blonden Haaren und einem Gesicht, das sich nur schwer charakterisieren ließ. Der Galaktopsychologe hatte den Ingenieur Heiko Anrath als Rhodans Doppelgänger ausgebildet. Als es auf der Erde durch das Auftreten des Sektenführers Croton Manor und die verbrecherische Tätigkeit der Condos Vasac zu Demonstrationen und Streiks gegen die Regierung gekommen war, hatte Santanjon versucht, die loyalen Gruppen, die sich überall gebildet hatten, zu einheitlichem Handeln zu veranlassen. Diesen Organisationen war es gelungen, schwere Ausschreitungen zu verhindern. Sie hatten auch dafür gesorgt, daß nach dem Tode Gwydlin Gricherts Ruhe und Ordnung schnell wiederhergestellt wurden. Santanjons unerschütterlicher Glaube an die seelische Stabilität der meisten Menschen hatte während der politischen Wirrnisse eine Bestätigung gefunden.

Nun hielt sich der Major wieder auf dem Mond auf, um an einer eventuellen Aussprache mit dem Schwingungswächter teilzunehmen.

»Wir müssen versuchen, uns in die Lage dieses Wesens zu versetzen«, sagte Santanjon und strich mit raschen Bewegungen über seine Haare. »Wir haben mehrere Dolans abgeschossen und dabei die Besatzungen der Retortenwesen getötet. Aser Kin wird von uns wie ein Todfeind behandelt. Das alles sind für ihn genügend Gründe, unseren Worten nicht zu glauben. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß er seinen Auftraggebern, wer immer sie sind, blind vertraut. Sein fanatischer Eifer ist ungebrochen. Um diesen modernen Kreuzritter zu überzeugen, müßten wir ihn vor allem zum Sprechen bringen.«

Dr. Waringer hüstelte verlegen.

»Ich bin kein Freund der Gewalt, aber unter den gegebenen Umständen möchte ich daran erinnern, daß wir die Möglichkeit haben, auch ein Wesen wie Aser Kin zu ... äh ... beeinflussen.«

»Ja«, stimmte Reginald Bull zu. »Wir müssen diesen verstockten Burschen zum Reden bringen. Die Niederlage wird die Zeitpolizisten zu neuen Schritten veranlassen. Ich rechne damit, daß sie in absehbarer Zeit mit einer starken Streitmacht im Sonnensystem auftauchen. Dr. Waringer hat deshalb bereits veranlaßt, daß das von ihm entwickelte FpF-Gerät in das Transformpolgeschütz des Schlachtkreuzers WYOMING eingebaut wurde. Die WYOMING gehört zum Typenbauprogramm Vierundzwanzig-Sechsunddreißig D-ITA der Solarklasse und ist stärker einzuschätzen als der Leichte Kreuzer COLOMBO, an dessen Bord der Frequenzmodifikator bisher war.«

Santanjon erinnerte sich, daß man Oberst Don Redhorse zum Kommandanten der WYOMING ernannt hatte. Auch Heiko Anrath hielt sich an Bord des Flottenneubaus auf.

»Inzwischen ist die ARONTO nach Last Hope unterwegs, um wichtige Nachrichten zu überbringen«, sagte Waringer, dem es unangenehm war, Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu sein. »In dem von mir geleiteten ... äh ... eingerichteten Stützpunkt wird pausenlos gearbeitet, so daß ich hoffe, Ihnen bald andere Waffen zur ...« Der Rest des Satzes verlor sich in einem undeutlichen Gemurmel.

Santanjon stand auf und wanderte vor den Bildschirmen auf und ab. Aser Kins rotleuchtende Augen schienen auf die Versammelten herabzublicken.

»Ich bin gegen Anwendung von Gewalt«, sagte Santanjon. »Jedenfalls vorläufig. Jede harte Maßnahme würde in krassem Gegensatz zu unseren Unschuldsbeteuerungen stehen. Trotz aller Verblendung ist der Schwingungswächter vernünftig genug, um sich eines Tages zu fragen, warum wir ihm pausenlos Informationen zugehen lassen, die seiner Ansicht nach Lügen sind. Wenn wir erreichen, daß unser Gefangener darüber nachdenkt, haben wir schon viel gewonnen.«

»Sie vergessen, daß es dann bereits zu spät sein kann«, sagte General Otirian. »Was nützt uns ein gesprächiger Schwingungswächter, wenn eine Flotte von Dolans die Planeten des Solaren Imperiums verwüstet?«

Santanjons Mundwinkel zuckten.

»Gewalt ist stets eine Sache des Augenblicks«, sagte er. »Wer das Risiko eingeht, gewaltlos einen Sieg erringen zu wollen, begibt sich auf einen unsicheren Weg. Wenn er jedoch sein Ziel erreicht, wird der Erfolg ein vollkommener sein.«

»Sind Sie ein überzeugter Pazifist, oder haben Sie Angst?« rief einer der Offiziere spöttisch.

»Wir wollen uns nicht streiten«, mischte sich Reginald Bull hastig ein. »Aser Kin ist nicht unser einziges Problem. Wir wissen, daß ein Dolan sich auf OLD MAN zurückgezogen hat. Ich rechne mit einem baldigen Angriff der Ultraschlachtschiffe, die jetzt in der Nähe Neptuns stehen. OLD MAN kreist in nur zweitausend Meter Entfernung um Triton. Das beweist mir, daß der Schwingungswächter etwas vorhat. Er ist intelligent genug, um zu wissen, daß er mit seinem Dolan keine Chance mehr hat. Wir nehmen an – und die Berechnungen NATHANS geben uns recht – daß der Zeitpolizist die Einheiten OLD MANs in den Kampf schicken wird.«

Santanjon erinnerte sich, daß den fünfzehntausend Ultraschlachtschiffen des Robotgiganten fünfzigtausend verschiedene Einheiten der Solaren Flotte entgegenstanden. Eine nicht zu unterschätzende Verstärkung der terranischen Streitmacht bildeten sechzigtausend Moskito-Jäger und die gleiche Anzahl fliegender Transformfestungen.

Ein Zusammenprall beider Mächte hätte zu einer Raumschlacht unvorstellbaren Ausmaßes geführt, deren Ausgang man nicht voraussagen konnte.

Wahrscheinlich, überlegte der Galaktopsychologe nüchtern, würde es nach einer solchen Auseinandersetzung nur Besiegte geben, wobei die Verluste auf terranischer Seite ungleich schwerer wiegen würden als die des Gegners, der nur seelenlose Maschinen in den Kampf zu schicken brauchte.

Leider gab es immer noch Offiziere, die den Verlust an Menschen mit der gleichen Selbstverständlichkeit in ihre strategischen Überlegungen einbezogen, wie sie etwa die Zerstörung einiger Raumschiffe in ihren Plänen berücksichtigten. Santanjon gab zu, daß die Militärs manchmal zu einer solchen Denkweise gezwungen waren. Deshalb mußte man ihnen immer wieder ins Gedächtnis rufen, daß sie dazu da waren, Menschenleben zu schützen und nicht, um Menschenleben zu opfern.

»Ich schlage vor, daß Major Santanjon in Station Luna I bleibt«, unterbrach Allan D. Mercants Stimme die Gedanken des Galaktopsychologen. »Er soll sich weiterhin mit Aser Kin beschäftigen, während die WYOMING Kurs auf Neptun nimmt.«

Santanjon nickte beifällig. Nur wenn man ihm Gelegenheit gab, ununterbrochen in der Nähe des Gefangenen zu sein, konnte er mit Aser Kin Verbindung aufnehmen. Er war sicher, daß Allan D. Mercant ebenfalls in der Zentrale der Solaren Abwehr blieb. Das bedeutete, daß Santanjon der vollen Unterstützung des Abwehrchefs sicher sein konnte. Wie alle Zellaktivatorträger besaß Mercant die Voraussicht und Weisheit hohen Alters. In Situationen, in denen andere die Nerven verloren, blieb Mercant gelassen und sachlich.

Dr. Waringer und Reginald Bull würden sich an Bord der WYOMING begeben, um die Ereignisse in der Nähe OLD MANs zu beobachten. Bully stand in regelmäßiger Verbindung mit Julian Tifflor, der das Kommando über die Heimatflotte übernommen hatte.

Santanjon starrte auf die Bildschirme. Der über vier Meter große Schwingungswächter hockte noch immer unbeweglich in seiner Zelle. Über einen Lautsprecher wurde eine Tonbandaufnahme in das Gefängnis Aser Kins übertragen. Der Zeitpolizist mußte sich immer wieder die Erklärungen der Terraner anhören. Santanjon befürchtete, daß Aser Kin eine solche Behandlung mit einer Gehirnwäsche vergleichen könnte.

Ich wünschte, ich wäre mutig genug, um durch die Panzerschleuse zu ihm hineinzukriechen, dachte Santanjon. Der Gedanke ließ ihn erschauern. Aber auch dann, wenn er sich entschlossen hätte, ihn in die Tat umzusetzen, hätten ihn die Offiziere daran gehindert. Sie hätten nicht geduldet, daß der Galaktopsychologe einen Selbstmordversuch unternahm.

2.

Mit einer Bewegung, die viel zu schnell war, als daß ihr ein menschliches Auge hätte folgen können, ließ Spinoza ein As in seinem Ärmel verschwinden und legte dafür eine Pik-Acht auf den Kartenstapel inmitten des Tisches. Seine Lippen bewegten sich, als müßte er in Gedanken addieren.

Captain Zachery Parral, der dem Roboter gegenübersaß, kratzte nachdenklich sein verkrüppeltes linkes Ohr.

»Wenn mein Ohr juckt, gibt es Geld«, konstatierte er mit einem zufriedenen Blick auf seine Karten. »Ich erhöhe um dreißig Solar.«

Spinoza streckte eine Hand aus, als wollte er eine Karte ziehen und ließ dabei das As aus dem Ärmel in seine Hand gleiten. Wiederum ging es so schnell, daß Parral den Betrug nicht bemerken konnte.

»Ihr Ohr trügt Sie, Captain Tick-Tack«, erklärte Spinoza. »Ich will nicht abstreiten, daß es in Zusammenhang mit Geldangelegenheiten zu jucken beginnt, aber diesmal handelt es sich um einen Verlust. Ich erhöhe ebenfalls.«

Er schob dreißig Solar über den Tisch und zupfte ein imaginäres Stäubchen von seinem rechten Ärmel.

Zachery grinste und blätterte vier Könige auf den Tisch.

»Nun, mein Junge?« fragte er spöttisch. »Ich will nicht bestreiten, daß du ein ausgezeichneter Roboter mit besonderen Fähigkeiten bist, aber es wird dir nicht gelingen, mich beim Spiel zu schlagen.«

»Das sind vier Könige, Sir?«

»Allerdings, mein Freund, und ich fürchte, daß du ihnen nicht viel entgegenzusetzen hast.«

Spinoza lehnte sich im Sessel zurück und blickte auf seine Karten. Er sah wie ein untadelig angezogener junger Mann aus, aber seine Augen waren ohne Leben, und die Lider bewegten sich auch dann nicht, wenn man mit der Hand vor Spinozas Gesicht herumwedelte.

Der Roboter warf eine Karte auf den Tisch.

»Ein Bube!« triumphierte Parral. »Du hast vier Buben.«

Er beugte sich über den Tisch und wollte das Geld zu sich herüberziehen. Da lagen plötzlich eine Dame, ein König und ein As neben den Scheinen. Parrals Hand zuckte zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten.

»Ich bin ein ausgezeichneter Spieler«, sagte Spinoza unbescheiden und griff nun seinerseits nach dem Geld. »Wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben, werde ich den Gewinn dem Fond für verletzte Raumfahrer zur Verfügung stellen, da ein Roboter ja kaum etwas mit dem Geld anfangen kann.«

Zachery mußte zusehen, wie der Whistler-Robot ungerührt die Geldscheine in der Seitentasche seiner Jacke verstaute.

Da summte der Interkomanschluß. Die Stimme von Oberst Don Redhorse wurde hörbar.

»Alle Offiziere in die Zentrale!« befahl der Cheyenne. »Wir nähern uns dem Einsatzgebiet.«

Spinoza sprang auf.

»Einen Augenblick!« knurrte Zachery. »Redhorse sprach von Offizieren. Du zählst nicht dazu.«

Spinoza legte die Stirn in Falten.

»Ich bin wertvoller als jeder Offizier«, behauptete er. »In zahllosen Tests habe ich meine Qualitäten bewiesen.«

»Trotzdem geht dein Modell bei der Whistler-Company nicht in Serie«, sagte Zachery verächtlich. »Als sich herausstellte, daß du in entscheidenden Augenblicken versagst, hat man dich dem Oberst zum Geschenk gemacht. Nur weil Don Redhorse die Zeit fehlt, sich mit dir zu beschäftigen, habe ich dich am Hals hängen und muß ständig Berichte über dich schreiben.«

»Es kann sein, daß mir ab und zu die Entscheidung schwerfällt, ob ich ein Problem auf geistige oder körperliche Art lösen soll«, schränkte Spinoza ein. »Deshalb haben Sie nicht das Recht, mich von der Zentrale fernzuhalten, Captain Tick-Tack.«

Zachery ging zur Tür.

»Wenn du mich noch einmal Tick-Tack nennst, dann ...« Er unterbrach sich mit einem Seufzer, weil er genau wußte, wie wenig solche Drohungen bei Spinoza fruchteten.

»In Ihrem letzten Bericht kam ich nicht besonders gut weg«, beschwerte sich Spinoza beleidigt, als er an der Seite des jungen Offiziers auf den Gang hinaustrat. »Sie schrieben, daß ich während eines Schachspiels mit einem Bauer drei Felder vorgerückt bin.«

»Stimmt das vielleicht nicht?« fragte Zachery gereizt. »Die Partie stand günstig für mich. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt mußtest du mit deinen blödsinnigen Meditationen beginnen.«

Spinoza machte eine vage Geste.

»Ich weiß nie, wann es mich packt«, sagte er gekränkt. »Ich bin ein Opfer meiner Positronik, bei deren Konstruktion die Whistler-Ingenieure einen Fehler begangen haben. Sie sollten bei Ihren Berichten jedoch niemals vergessen, daß Sie Ihre Beförderung zum Captain ausschließlich mir verdanken. Ohne meine Mithilfe hätten Sie die Öd-Sektion von OLD MAN niemals lebend verlassen.«

Zachery gab es auf. Er wußte, daß Spinoza immer das letzte Wort haben würde. Im stillen verdächtigte Zachery die Whistler-Company, daß sie den ehemaligen Testroboter nur freigegeben hatte, um ihn endlich los zu sein.

»Ich verlange, daß du dich ruhig verhältst, sobald wir die Zentrale betreten«, sagte Zachery streng. »Wenn du auch nur einen Ton von dir gibst, sorge ich dafür, daß du das nächste halbe Jahr kurzgeschlossen wirst.«

»Was?« schrie Spinoza empört. »Sie wollen einen Mord begehen?«

Zachery glaubte, er hätte nicht richtig verstanden.

»Es ist kein Mord, einen Roboter auf Zeit kurzzuschließen«, sagte er schroff.

»Konfuzius sagt, daß es einem Mord gleichkommt, wenn man den Denkprozeß eines Wesens gewaltsam unterbricht«, erklärte Spinoza würdevoll.

»Wer, zum Teufel, ist oder war Konfuzius?« schrie Zachery aufgebracht.

»Tja!« machte Spinoza mit der Miene des Wissenden. »Es wird Ihnen schwerfallen, mit Ihrem Spatzenhirn auch nur einen Teil von dem zu verstehen, was mein großes Vorbild der Menschheit an Wissen hinterließ.«

Sie waren vor dem Antigravschacht angelangt. Zachery schaltete den Antigravprojektor aus und zog seinen Impulsstrahler. Er zielte damit auf Spinoza.

»Los!« kommandierte er. »Auf in den Schacht!«

»Aber ... aber, Captain!« stammelte der Roboter. »Sie haben den Projektor ausgeschaltet. Ich werde dort unten zerschellen.«

»Na, wenn schon«, meinte Zachery ungerührt und hob drohend die Waffe.

Spinoza steckte beide Zeigefinger in die Ohren und näherte sich dem Schacht.

»Halt!« rief Zachery.

»Ja?« fragte Spinoza erwartungsvoll.

»Warum hältst du dir die Ohren zu?« wollte Zachery wissen.

»Damit ich den Aufprall nicht höre«, erklärte Spinoza. »Das würde ich nicht überstehen.«

Mit diesen Worten sprang er in den Schacht.