Perry Rhodan 356: Ein Zeitpolizist desertiert - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 356: Ein Zeitpolizist desertiert E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Der Überläufer kennt die Brücke zur Kugelgalaxis M 87 - und den Weg zu den Verschollenen Auf Terra schreibt man Ende Mai des Jahres 2436, und die Verantwortlichen, die während Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen nicht, ob die verschollene CREST IV noch existiert. Sie hoffen es nur, und sie hoffen inbrünstig, daß Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der tödlichen Gefahr, die der Menschheit von den Schwingungswächtern droht, wird der Begründer der Dritten Macht und Schöpfer des Imperiums dringender denn je benötigt. Auch die Unterstützung durch das Kommando der Giganten von Halut und der Schlag gegen die Brutstation der Symbionten haben nicht die erhoffte Wende herbeiführen und die tödliche Aktivität der Schwingungswächter unterbinden können. Erst das von Staatsmarschall Reginald Bull geleitete Unternehmen gegen die "Experimente mit der Zeit" verspricht den Terranern eine echte Chance für einen Waffenstillstand oder eine Atempause im Kampf gegen die Schwingungswächter. Der Zeittransmitter, den die Akonen, die alten Gegner Terras, innerhalb des Imperiums aktiviert hatten, um die Zeitpolizisten zum Angriff auf Terra anzustacheln, ist ausgeschaltet. Und die hyperenergetische Schockwelle, die durch die Vernichtung des zweiten und letzten akonischen Zeittransmitters erzeugt wurde, muß von den Schwingungswächtern unbedingt angemessen worden sein. Wie werden die Zeitpolizisten nun reagieren? Werden sie mit ihren Dolans weiterhin das Solare Imperium angreifen, oder werden sie sich ein neues Ziel suchen...? Einer der Schwingungswächter erweist sich als bereit, Antwort auf die Fragen zu geben, die die führenden Männer des Imperiums am meisten bewegen. Tro Khon ist es, der die Brücke zur Kugelgalaxis M-87 und den Weg zu den Verschollenen kennt. Tro Khon ist EIN ZEITPOLIZIST, DER DESERTIERT...

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Nr. 356

Ein Zeitpolizist desertiert

Der Überläufer kennt die Brücke zur Kugelgalaxie M 87 – und den Weg zu den Verschollenen

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra schreibt man Ende Mai des Jahres 2436, und die Verantwortlichen, die während Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen nicht, ob die verschollene CREST IV noch existiert. Sie hoffen es nur, und sie hoffen inbrünstig, dass Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der tödlichen Gefahr, die der Menschheit von den Schwingungswächtern droht, wird der Begründer der Dritten Macht und Schöpfer des Imperiums dringender denn je benötigt.

Auch die Unterstützung durch das Kommando der Giganten von Halut und der Schlag gegen die Brutstation der Symbionten haben nicht die erhoffte Wende herbeiführen und die tödliche Aktivität der Schwingungswächter unterbinden können. Erst das von Staatsmarschall Reginald Bull geleitete Unternehmen gegen die »Experimente mit der Zeit« verspricht den Terranern eine echte Chance für einen Waffenstillstand oder eine Atempause im Kampf gegen die Schwingungswächter.

Der Zeittransmitter, den die Akonen, die alten Gegner Terras, innerhalb des Imperiums aktiviert hatten, um die Zeitpolizisten zum Angriff auf Terra anzustacheln, ist ausgeschaltet. Und die hyperenergetische Schockwelle, die durch die Vernichtung des zweiten und letzten akonischen Zeittransmitters erzeugt wurde, muss von den Schwingungswächtern unbedingt angemessen worden sein.

Wie werden die Zeitpolizisten nun reagieren? Werden sie mit ihren Dolans weiterhin das Solare Imperium angreifen, oder werden sie sich ein neues Ziel suchen ...?

Die Hauptpersonen des Romans

Tro Khon – Ein Zeitpolizist desertiert.

Dr. Armond Bysiphere – Hyperphysiker und Assistent des Erfinders der FpF-Geräte.

Dubak Orphon – Kapitän eines Flüchtlingsschiffes.

Hisso Rillos und Pinar Alto – Zwei Haluter.

Pera Isigonis – General und Flottenkommandant im Wega-Sektor.

Reginald Bull – Staatsmarschall des Solaren Imperiums und Perry Rhodans ältester Freund und Mitstreiter.

Camaron Olek

1.

Dr. Armond Bysiphere hatte sich mühsam einen Weg durch die in den Gängen liegenden und stehenden Kolonisten gebahnt. Nun stand er vor dem Seitenschott des mittleren Laderaums im elften C-Deck der HAPPY OLDTIME und wischte sich mit einer Hand über das Gesicht. Das Schiff war überfüllt von schwitzenden Menschen, die bei jedem Atemzug Kohlensäure ausstießen. Die Klimaanlage des Schiffes war nicht in der Lage, die notwendige Menge frischer Luft zu filtrieren. Bysiphere wurde den Eindruck nicht los, dass die Hitze mit jeder Minute stieg und dass der Gestank ungewaschener Menschen schon als sichtbare Gaswolke durch die Gänge und Hallen des Schiffes schwebte.

Die HAPPY OLDTIME war ein fünfzehnhundert Meter durchmessender Großfrachter. Die sanitären Einrichtungen an Bord hätten für die Bedürfnisse von zehntausend Menschen nicht ausgereicht – und Dubak Orphon hatte einhunderttausend Kolonisten in seinem Schiff zusammengepfercht.

Orphon hatte von jedem Passagier zwanzig Solar kassiert. Selbst wenn er die Hälfte der eingenommenen Summe an seine Gesellschaft abführen musste, blieb eine Million für Orphon übrig, und der Gedanke an diese phantastische Summe ließ den Kapitän den Gestank an Bord offenbar mit stoischer Ruhe ertragen.

Dr. Armond Bysiphere runzelte die Stirn und griff nach dem Schalthebel des Seitenschotts. Der Hyperphysiker war der erste Assistent von Dr. Geoffry Abel Waringer, dem Schwiegersohn Perry Rhodans. Bysiphere war ein großer und schlanker Mann mit rotbraunen Haaren und einem offenen Gesicht.

Das Schott schwang auf, und Bysiphere, der geglaubt hatte, der Gestank in den Gängen sei keiner Steigerung mehr fähig, wurde eines Besseren belehrt. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, als ihm die stickige Luft aus dem mittleren Laderaum entgegenschlug. Vor ihm im Halbdunkel entstand eine Bewegung, und eine krächzende Stimme fragte: »Sind wir endlich angekommen?«

Bysipheres Augen gewöhnten sich langsam an die Lichtverhältnisse, und er nahm einige Gestalten, Männer und Frauen wahr, die vor ihm am Boden lagen und ihre Habseligkeiten festhielten, als fürchteten sie, Bysiphere könnte sie ihnen abnehmen.

Bysiphere schluckte Abscheu und Mitleid hinunter; beides waren Gefühle, die er sich in der augenblicklichen Situation nicht leisten konnte.

»Ich bin ebenfalls nur Passagier«, sagte er mit dumpfer Stimme.

»Aber Sie können herumlaufen«, sagte die krächzende Stimme. Bysiphere erkannte, dass sie von einem untersetzten Mann kam, dessen Gesicht von einem tagealten Bart bedeckt wurde. »Man hat uns verboten, im Schiff herumzulaufen. Orphon hat gedroht, dass er jeden von Bord werfen lässt, der im Schiff herumläuft.«

Von allen Seiten kam zustimmendes Brummen, und Bysiphere spürte den Neid und die Ablehnung, die diese Menschen jedem entgegenbrachten, der ein Minimum an Freiheit genoss.

»Ich bin Arzt«, log er hastig. »Ich muss mich um die Kranken kümmern.«

»Da sind Sie hier genau richtig, Doc«, sagte eine Frauenstimme. Ein unangenehm klingendes Kichern folgte.

»Ich habe wenig Zeit«, sagte Bysiphere. »Ich muss zu einem dringenden Fall.«

Zwei Frauenarme streckten sich ihm entgegen. Sie waren dunkelrot, stellenweise sogar schwarz. Hautlappen hingen herunter.

»Wollen Sie etwa behaupten, dieser Fall wäre nicht dringend?«, fragte die Frau, der diese entstellten Arme gehörten. »Wir bekommen keine Medikamente. Orphon hat bisher auch keinen Arzt geschickt.«

Bysiphere starrte auf die Arme. Sollte er dieser Frau sagen, dass es an Bord der HAPPY OLDTIME vielleicht zwanzigtausend Kranke, aber keinen einzigen Arzt gab?

»Nun, Doc?«, fragte eine drohende Männerstimme.

»Ich habe keine Medikamente dabei«, sagte Bysiphere lahm. »Aber ich komme hierher zurück.«

»Wir sind keine Idioten«, sagte der bärtige Mann. »Sie werden nie mehr hierherkommen. Es ist auch ungewiss, ob wir die Erde jemals erreichen. Deshalb werden Sie Virginia jetzt behandeln.«

Bysiphere überwand seinen Widerwillen und ließ sich neben der Frau nieder. Er war froh, dass es nicht vollkommen hell war. Vorsichtig betastete er die Arme der Kranken. Hoffentlich erlebte er hier nicht den Anfang einer Seuche.

Um ihn herum war es still. Die anderen beobachteten, was er tat.

»Wie sieht es aus, Doc?«, fragte Virginia. »Es macht mir nichts aus, wenn die Arme amputiert werden. Mein Vater hat viel Geld. Er kann mir Prothesen anfertigen lassen, die besser sind als meine echten Arme.«

»Sei still, Virginia!«, zischte ein älterer Mann.

Bysiphere ließ die Arme der Frau sinken und richtete sich auf.

»Bringt Wasser!«, sagte er.

»Wasser!«, wiederholte jemand spöttisch. »Wir haben nicht einmal genug Wasser zum Trinken, Doc.«

Bysiphere zuckte mit den Schultern.

»Es ist auch nicht wichtig«, sagte er gleichgültig. »Diese Frau wird bald wieder gesund sein.«

»Sind Sie sicher?«, fragte Virginia hoffnungsvoll.

»Vollkommen sicher«, sagte Bysiphere mit Nachdruck. Er spürte, dass die Feindschaft der Kolonisten um ihn herum nachließ, aber er fühlte sich entmutigt, weil er ihnen keine echte Hilfe bringen konnte. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, dass er an Bord gegangen war. Er hätte zwei Tage Zeitverlust in Kauf nehmen und auf das Eintreffen des Kurierkreuzers aus dem Eugaul-System warten sollen. Eine zweitägige Wartezeit wäre allerdings mit dem Risiko verbunden gewesen, dass erneut Dolans im Yardin-System aufgetaucht wären.

Als Stellvertreter Waringers hatte Bysiphere den Einbau von FpF-Geräten in alle im Yardin-System stationierten Schiffe beaufsichtigt. Leider war die Montage der Zusatzgeräte zur Transformkanone noch nicht abgeschlossen gewesen, als zwei Dolans aufgetaucht waren und Yardin II und III, die beiden Kolonialwelten, angegriffen hatten. Der kleine Verband terranischer Schiffe war den Dolans hoffnungslos unterlegen gewesen. Die HAPPY OLDTIME, die landwirtschaftliche Maschinen ins Yardin-System geflogen hatte, war die einzige Fluchtmöglichkeit für die Kolonisten gewesen. Mit knapp einhunderttausend Menschen an Bord war Kapitän Orphon gestartet. Das Ziel der HAPPY OLDTIME war das Solare System. Dort erhofften sich die Kolonisten Sicherheit und Hilfe.

Bysiphere wusste, dass unzählige Schiffe mit Flüchtlingen an Bord von den Kolonialwelten aus in Richtung zur Erde gestartet waren. Ein Flüchtlingsstrom ohnegleichen hatte eingesetzt, denn nur das Heimatsystem der Terraner konnte gegen die Dolans verteidigt werden.

Bysiphere wagte nicht, an die augenblickliche Situation auf der Erde zu denken. Wahrscheinlich war die Mutterwelt hoffnungslos übervölkert.

Nach dem Start von Yardin III aus hatte Kapitän Dubak Orphon ein Sonderkommando zusammengestellt, dem die Aufsicht über alle Passagiere oblag. Auch Bysiphere gehörte zu diesem zwanzigköpfigen Team, das die Besatzung unterstützen sollte.

Zwanzig Männer!, dachte Bysiphere wütend. Es war ein Hohn. Die Gruppe verlor sich in diesem riesigen Schiff. An manchen Stellen war überhaupt kein Durchkommen möglich. Viele Kolonisten mussten wie Gefangene gehalten werden, weil sie sich von Orphon übervorteilt fühlten und meuterten. Bysiphere rechnete stündlich mit einem Aufstand der Passagiere, und er fragte sich, was Dubak Orphon unternehmen würde, wenn es dazu kam.

Dr. Armond Bysiphere war auf dem Weg zur Zentrale, aber er war nicht sicher, ob er sie jemals erreichen würde. Er hatte den Kapitän zum letzten Mal vor zwölf Stunden gesprochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Orphon versichert, dass die HAPPY OLDTIME in drei Stunden die Erde erreichen würde. Neun Stunden waren seit diesem Termin verstrichen, und das Schiff befand sich noch immer im Weltraum.

Bysiphere fragte sich, ob irgendwelche Maschinen ausgefallen waren, oder ob das Schiff von Wachschiffen der Solaren Flotte aufgehalten wurde. Der Hyperphysiker wusste nicht, was in der Zentrale vor sich ging, denn der Interkom blieb still, und alle Bildschirme außer jenen in der Zentrale waren abgeschaltet.

Bysiphere riss sich gewaltsam von seinen Gedanken los und wandte sich wieder an die kranke Frau.

»Ich komme auf dem Rückweg wieder hier vorbei«, versprach er. »Dann bringe ich Medikamente mit.«

Er stieg über die am Boden liegenden Menschen hinweg und hielt sich dicht an der Wand des Lagerraums. Dubak Orphon hatte in den hohen Hallen des Schiffes Trennwände einziehen lassen, die von Antigravprojektoren gehalten wurden. Nur so war es überhaupt möglich gewesen, einhunderttausend Flüchtlinge unterzubringen.

Von allen Seiten drangen Schnarchgeräusche an Bysipheres Gehör. Er fragte sich verwundert, wie Menschen in dieser Hölle Schlaf finden konnten, aber wahrscheinlich war dies die einzige Möglichkeit, um Durst, Hunger und schlechter Luft zu entrinnen.

Als er weiterging, griff jemand nach seinem Bein.

»He, Mack!«, rief ein Mann am Boden. »Hast du was zum Rauchen bei dir?«

»Du bist verrückt«, sagte ein zweiter Mann. »Du wirst doch hier nicht rauchen wollen, wo wir sowieso kaum Luft zum Atmen haben.«

Bysiphere riss sich los und ging weiter, während hinter ihm die beiden Kolonisten lautstark erörterten, welche Vor- und Nachteile das Rauchen innerhalb des Laderaums haben konnte. Die Menschen im Schiff waren wütend, verzweifelt und erschöpft, aber ihr Lebenswille schien unerschöpflich zu sein, und sie kannten keine Resignation. Einige hundert würden sterben, dessen war Bysiphere sicher. Es gab viele Verwundete an Bord, denen man dringend hätte helfen müssen.

Bysiphere erreichte die andere Seite des Laderaums. Direkt neben dem Schott lehnte ein alter Kolonist an der Wand. Er hatte die Augen geschlossen. In der rechten Hand hielt er ein seltsames Gerät, wie Bysiphere es bisher nie gesehen hatte.

Als der Hyperphysiker nach dem Schott griff, öffnete der Alte die Augen.

»Hier können Sie nicht 'raus«, murmelte er. »Ist von außen zu.«

Hastig verbarg Bysiphere den kleinen Impulsschlüssel, der ihm das Schott öffnen würde, in seiner Hand. Er wollte nicht den Neid des Kolonisten erwecken.

»Sie sind von Yardin Drei, was?«, fragte der Alte. »Ich wünschte, ich wäre so jung wie Sie, dann könnte ich eines Tages zurückkehren.«

»Niemand ist zu alt, um irgendwohin zu gehen«, sagte Bysiphere, unschlüssig darüber, was er tun sollte.

»Es wird 'n paar Jahre dauern, bis die Kolonien wieder aufgebaut sind«, entgegnete der Kolonist. »Dann bin ich zu alt, um noch was zu unternehmen.« Er hielt Bysiphere das Gerät in seiner rechten Hand entgegen. Seine Stimme senkte sich zu einem vertrauensvollen Flüstern. »Brauchen Sie keinen Poytarb-Ernter? Ich geb' ihn billig ab.«

Bysiphere begriff, dass der alte Mann verrückt war, oder zumindest kurz davorstand es zu werden. Deshalb stand er allein hier neben dem Schott. Die anderen hatten sich von ihm abgesondert, soweit das überhaupt möglich war.

Bysiphere drückte auf den Impulsschlüssel und öffnete das Schott. Aus dem Hintergrund hörte er erregte Rufe, aber bevor jemand mit ihm hinausschlüpfen konnte, stand Bysiphere schweratmend im Gang und schlug das Schott wieder zu.

Im Hintergrund des Ganges sah er den Eingang des Antigravschachts. Zwischen ihm und dem Schacht lagen, standen oder saßen etwa fünf Dutzend Menschen und starrten ihn an. Er war aus dem Laderaum gekommen, also musste er über eine Möglichkeit verfügen, die Schotte des Schiffes zu öffnen. Bysiphere erschauerte, als er die Blicke der Menschen auf sich ruhen fühlte. Er gab sich Mühe, gelassen weiterzugehen.

In der Mitte des Ganges wurde er von drei Männern aufgehalten, die sich ihm in den Weg stellten. Einer von ihnen war groß und breitschultrig, und sein Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen erinnerte Bysiphere an das Aussehen eines hungrigen Tieres. Die beiden anderen waren untersetzt, und ihre Blicke glitten abschätzend über Bysiphere hinweg.

»Sie sind zum ersten Mal hier im Gang«, sagte der Große. »Wir haben gesehen, wie Sie durch das Schott aus dem Laderaum gekommen sind. Wir haben schon ein paar Mal versucht, das Schott zu öffnen, aber es ist uns nicht gelungen.«

Bysiphere dachte an den Impulsschlüssel in seiner Tasche. Er durfte nicht zulassen, dass er diesen Männern in die Hände fiel. Es würde den Anfang einer Meuterei bedeuten – und damit war niemand geholfen.

»Ich gehöre zur Besatzung«, sagte Bysiphere. »Lassen Sie mich vorbei.«

»Sie sind einer von Orphons Halsabschneidern«, stellte der Große sachlich fest. »Was verdienen Sie daran, dass Sie uns wie Vieh zur Erde verfrachten?«

»Keinen Solar«, sagte Bysiphere, obwohl er wusste, dass seine Antwort nur auf Unglauben stoßen würde.

»Sagen Sie uns, wie Sie das Schott geöffnet haben.« Der große Kolonist ballte die Fäuste. »Sagen Sie es, oder Sie kommen hier nicht vorbei.«

Armond Bysiphere zog seinen Schockstrahler unter dem Umhang hervor und richtete ihn auf den Großen.

»Wenn Sie Ärger machen wollen, werden Sie ihn bekommen«, sagte er fest.

Er drückte ab, und der Kolonist sank in sich zusammen. Die beiden anderen starrten Bysiphere entsetzt an.

»Er ist nur bewusstlos«, sagte der Hyperphysiker. »Er kommt in zwei Stunden zu sich.«

Er wunderte sich über seine eigene Entschlossenheit, die ihm geholfen hatte, die Situation zu überstehen. Er wurde jetzt nicht mehr aufgehalten. Die Kolonisten wichen vor ihm zur Seite. Als er den Antigravschacht erreichte, griff er nach dem Impulsschlüssel. Bevor er in den aufgleitenden Schacht sprang, warf er einen Stofffetzen hinein, weil er damit rechnete, dass die Projektoren nicht arbeiteten. Doch es war alles in Ordnung. Während er zur Zentrale hinaufschwebte, stieg sein Zorn auf Dubak Orphon. Bisher war dieser Zorn unter der Oberfläche seines Bewusstseins geblieben, weil er sich mit genügend anderen Dingen beschäftigt hatte. Zweifellos hatte Orphon aus Geldgier soviel Menschen an Bord genommen. Wenn er über Funk Hilfe angefordert hätte, wären wenige Stunden später andere Raumschiffe im Yardin-System angekommen, um ebenfalls Flüchtlinge an Bord zu nehmen. Dadurch hätten die menschenunwürdigen Verhältnisse an Bord der HAPPY OLDTIME vermieden werden können.

In der Höhe der Zentrale schwang er sich aus dem Schacht. Auch hier war die Luft schlecht, wenn es auch lange nicht so stank wie in den Laderäumen oder in den Gängen.

Mit einem Blick stellte Bysiphere fest, dass sich achtzehn Männer der Besatzung in der Zentrale aufhielten. Vom so genannten Aufsichtsteam war niemand anwesend. Diese Männer waren wahrscheinlich in allen Teilen des Schiffes in Schwierigkeiten verwickelt.

Dubak Orphon hockte in der Nähe der Kontrollen und hatte beide Füße auf einem Kartentisch liegen. Sein massiger Kopf war auf die Brust gesunken und schwankte im Schlaf langsam hin und her. Orphon war groß und dunkelhaarig. Seine großporige Gesichtshaut war dunkelbraun, und die aufgestülpten Lippen erinnerten an den Trichter einer Trompete. Alles in allem sah Orphon wie ein großes sattes Tier aus.

Die anwesenden Besatzungsmitglieder beachteten den Hyperphysiker nicht.

Armond Bysiphere trat an den Kartentisch heran und zog ihn zur Seite, so dass die Füße des Kapitäns auf den Boden knallten.

Dubak Orphon öffnete die Augen und starrte Bysiphere an, als betrachtete er eine Fliege, die vor ihm an der Wand herumkrabbelte. Bysiphere erwiderte den Blick, und in einer Minute vollkommenen Schweigens maßen sich die Männer mit ihren Augen, als wollten sie sich abschätzen.

Schließlich sagte der Kapitän mit dröhnender Stimme: »Sie haben eine seltsame Art, jemand aus dem Schlaf zu wecken, Doc.«

»Ich wundere mich, dass Sie überhaupt schlafen können«, knurrte Bysiphere. »An Bord Ihres Schiffes darben einhunderttausend Menschen, und Sie sitzen hier und schlafen.«