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Mit der CREST V auf den Spuren der Baumeister OLD MANs - von der Wüst der strahlenden Steine in den Todesdschungel Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2436. Rund ein Monat ist seit dem Tag verstrichen, da die Mutterwelt der Menschheit vor der Vernichtung stand. Am 14. November war es, als die Zeitpolizei ihren bislang schwersten Schlag gegen die Menschheit führte. Mächtige Dolan-Flotten drangen unaufhaltsam weiter in Richtung Erde vor. Die Verteidiger des Solsystems erlitten schwere Verluste, ohne den Angreifern, die durch neuartige Paratronschirme geschützt waren, viel anhaben zu können. Die Lage der Terraner spitzte sich immer mehr zu, die Katastrophe schien unabwendbar. Doch dann, in der Stunde allerhöchster Gefahr, geschah etwas, worauf niemand zu hoffen wagte: Stimmen aus der Vergangenheit ertönten, und OLD MAN gab sein größtes Geheimnis preis. Der Robotgigant reagierte auf die Sonderschaltung seiner Erbauer und wehrte mit einer bisher unbekannten Waffe die Dolans ab. Nach dem Ende des Kampfes gegen die Invasoren erhielt Perry Rhodan weitere Informationen und Hinweise von den Erbauern OLD MANs. Der Großadministrator wurde veranlaßt, eine alte Spur zu verfolgen, wenn Terra in den Besitz der Ultimaten Abwehrwaffe gelangen soll. Perry Rhodans erste Station der großen Suche lag in der Wüste der strahlenden Steine. Dort wurde ihm ein neues Ziel angegeben. Dieses neue Ziel ist der PLANET DER UNGEHEUER!
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Nr. 378
Planet der Ungeheuer
Mit der CREST V auf den Spuren der Baumeister OLD MANS – von der Wüste der strahlenden Steine in den Todesdschungel
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2436. Rund ein Monat ist seit dem Tag verstrichen, da die Mutterwelt der Menschheit vor der Vernichtung stand.
Am 14. November war es, als die Zeitpolizei ihren bislang schwersten Schlag gegen die Menschheit führte. Mächtige Dolan-Flotten drangen unaufhaltsam weiter in Richtung Erde vor. Die Verteidiger des Solsystems erlitten schwere Verluste, ohne den Angreifern, die durch neuartige Paratronschirme geschützt waren, viel anhaben zu können.
Die Lage der Terraner spitzte sich immer mehr zu, die Katastrophe schien unabwendbar. Doch dann, in der Stunde allerhöchster Gefahr, geschah etwas, worauf niemand zu hoffen wagte: Stimmen aus der Vergangenheit ertönten, und OLD MAN gab sein größtes Geheimnis preis. Der Robotgigant reagierte auf die Sonderschaltung seiner Erbauer und wehrte mit einer bisher unbekannten Waffe die Dolans ab.
Nach dem Ende des Kampfes gegen die Invasoren erhielt Perry Rhodan weitere Informationen und Hinweise von den Erbauern OLD MANS. Der Großadministrator wurde veranlasst, eine alte Spur zu verfolgen, wenn Terra in den Besitz der Ultimaten Abwehrwaffe gelangen soll.
Perry Rhodans erste Station der großen Suche lag in der Wüste der strahlenden Steine. Dort wurde ihm ein neues Ziel angegeben.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator will Frieden um jeden Preis.
Professor Dr. Sergej Chuzijew – Ein streitbarer Anthropologe.
Gucky – Der Mausbiber hält Disziplin, auch wenn es ihm schwerfällt.
Atlan – Lordadmiral der USO und Perry Rhodans Freund.
Oberst Merlin Akran – Kommandant der neuen CREST V.
Regon – Anführer eines Jagdkommandos der Walkers.
Snogletto – Herrscher eines Trichtergebäudes.
Tako Kakuta
1.
Als Chuzijew die Zentrale der CREST V betrat, verstummten die Gespräche, und die Blicke der Raumfahrer folgten dem kleinen Anthropologen, wie er den großen Raum durchquerte und sich in einem freien Sessel niederließ. Die Männer betrachteten Chuzijew als Quell ständiger Unruhe; sie sahen in ihm einen nimmermüden Individualisten besonderer Prägung, der den Keim der Rebellion in sich trug. Man konnte sich Chuzijew weder schlafend noch friedlich vorstellen; mit seinem verwilderten roten Bart und der zerknitterten Uniform erinnerte er mehr an den Anführer einer revoltierenden Minderheit als an einen Wissenschaftler.
Dabei war dieses Gebaren nur ein Schutz, mit dessen Hilfe Chuzijew seinen wahren Charakter verbergen wollte. Ein Mann, der viele Jahre in völliger Einsamkeit am Grund des Meeres gelebt hatte, konnte sich nicht von heute auf morgen innerhalb der menschlichen Gemeinschaft zurechtfinden.
Chuzijew blickte sich wütend unter halbgeschlossenen Lidern um.
»Ich bin Professor Doktor Chuzijew!«, bellte er mit seiner rauen Stimme. »Das sage ich nur, weil mich verschiedene von Ihnen anstarren, als hätten sie mich noch nie gesehen.«
Das Schweigen vertiefte sich noch, und Perry Rhodan, der Chuzijews Erscheinen mit einem schwachen Lächeln quittiert hatte, hörte, wie ein paar Männer sich räusperten.
»Ich hoffe, dass die Diskussion über diesen Roi Danton inzwischen abgeschlossen ist«, sagte Chuzijew. »Schließlich sind wir hier, um den Planeten zu suchen, auf dem OLD MAN gebaut wurde und nicht, um uns Sorgen über die Handlungsweise eines jungen Mannes zu machen, der nach den Aussagen verschiedener Herren leicht überspannt zu sein scheint.«
Niemand antwortete. Perry Rhodan blickte auf den Klartext eines verstümmelten Funkspruchs, den sie vor zwei Stunden empfangen hatten. Die Solarmarschälle Allan D. Mercant und Julian Tifflor teilten Perry Rhodan über Hyperfunk mit, dass der Freihändler Roi Danton mit seinem Schiff FRANCIS DRAKE zur Kleinen Magellanschen Wolke aufgebrochen war, um nach dem Verbleib von acht terranischen Explorer-Schiffen zu forschen, die in diesem Raumsektor verschollen waren. Mercant und Tifflor beteuerten in ihrem Funkspruch, dass es ihnen nicht möglich gewesen sei, Roi Danton aufzuhalten.
Das glaubte Perry ohne weiteres. Roi Danton war sein Sohn, und Perry gestand sich ein, dass er an Dantons Stelle wahrscheinlich nicht anders gehandelt hätte.
»In der augenblicklichen Situation können wir uns tatsächlich nicht um den Freihändler kümmern«, bemerkte Atlan. Er war einer der wenigen Männer, die über Dantons wahre Identität informiert waren.
Chuzijew warf dem Arkoniden einen dankbaren Blick zu.
»Ich bin froh, dass wenigstens ein Verantwortlicher an Bord dieses Schiffes Vernunft besitzt«, sagte er. »Mit den Informationen, die Perry Rhodan auf Satyat erhalten hat, können wir wahrscheinlich eine Hauptwelt der Lemurer finden.« Wie immer, wenn die Sprache auf die Lemurer kam, bildeten sich rote Flecken auf Chuzijews Wangen. Er war der größte Experte für lemurische Geschichte, und es war durchaus nicht spöttisch gemeint, wenn man ihm unterstellte, dass er mehr von Lemurern als von Menschen verstand.
Perry unterdrückte seinen Ärger. Es war sinnlos, sich von Chuzijew zu unüberlegten Bemerkungen hinreißen zu lassen. Der Wissenschaftler würde auf jede gereizte Antwort nur noch heftiger reagieren. Einige Male hatte Chuzijew sich bereits in eine derartige Raserei gesteigert, dass man ihn fast mit Gewalt zur Ruhe hatte bringen müssen.
Perry griff nach dem kleinen Papierstreifen, der vor ihm auf den Kontrollen lag. Auf diesem Streifen stand alles, was jene Tonspule enthalten hatte, die man Perry Rhodan auf der lemurischen Station von Satyat übergeben hatte.
Perry hielt den Streifen hoch.
»Das sind unsere Informationen«, sagte er, ohne sich dabei unmittelbar an Chuzijew zu wenden. »Wir erfuhren die Koordinaten eines Sonnensystems, das fast neuntausend Lichtjahre von der Sonne Satyats entfernt ist. Wir werden dieses System in wenigen Minuten über die Bildschirme beobachten können, denn wir haben unser Ziel fast erreicht.«
»Die Spule enthielt noch etwas«, erinnerte Chuzijew. »Eine Nachricht. Bitte, lesen Sie noch einmal vor.«
Es kam selten vor, dass der Wissenschaftler um etwas bat, aber Perry hätte seinem Wunsch auch unter anderen Bedingungen entsprochen.
»Unsere Freunde auf dem Planeten Trobos dürfen auf keinen Fall geschädigt werden«, las er. »Falls sie sich feindlich verhalten, dürfen sie lediglich mit den Mitteln der Diplomatie befriedet werden. Gewinnen Sie ihr Vertrauen.«
»Großartig!«, rief Chuzijew. »Das deutet doch an, dass die Lemurer weitere Prüfungen für uns vorbereitet haben. Außerdem beweist es, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dieser Planet Trobos, der zum Scorch-System gehört, kann unter Umständen der Bauplanet sein.«
»Das ist eine sehr kühne Prognose«, warf Dr. Geoffry Waringer ein. Rhodans Schwiegersohn starrte auf seine nervös zuckenden Hände, als er den Anthropologen ansprach. Mehr als jeder andere fürchtete er eine ausfällige Antwort des kleinen Mannes.
»Kühnheit ist das Vorrecht des Genies«, erklärte Chuzijew unbescheiden. »Ich glaube, meine lemurischen Freunde genau zu kennen. Sie waren ungemein vorsichtig. Vorsicht gehörte einfach zu ihrer Existenz. Sie waren oft in Kämpfe verwickelt, die ihre gesamte Zivilisation auszulöschen drohten. Vor allem die Auseinandersetzung mit den Halutern ließ sie das Schlimmste befürchten.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Dr. Armond Bysiphere, der sich offenbar verpflichtet fühlte, Waringer zu unterstützen.
Chuzijews kleine Augen schienen Blitze zu verschleudern.
»Worauf ich hinaus will?« Er lachte krächzend. »Sind Sie etwa schon verkalkt, dass Sie es nicht merken?«
Bysiphere errötete vor Zorn, aber Chuzijew fuhr ungerührt fort: »Die Lemurer konnten ihre Geheimnisse nicht einfach auf den Präsentierteller legen, weil sie damit rechnen mussten, dass ihre Feinde in den Besitz wichtiger Informationen gelangten. Deshalb haben sie es uns so schwierig gemacht, den Bauplaneten zu finden. Alle Prüfungen waren seither auf Perry Rhodan zugeschnitten.« Er zog die Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen hoch. »Das ist mir unverständlich, weil ich nicht weiß, welche besonderen Qualitäten dieser Mann besitzen soll, auf dessen Befehl ich entführt wurde. Aber wir müssen uns mit den Tatsachen abfinden. Dieser kurze Zusatz, den zu verlesen Perry Rhodan sich soeben herabließ, zeigt mir, dass uns auf Trobos neue Prüfungen erwarten.«
Atlan beugte sich zu Perry Rhodan hinüber und flüsterte ihm zu: »Willst du dir diese Unverschämtheiten gefallen lassen, oder sollen wir Chuzijew wieder einmal ein Bad und eine Rasur verordnen?«
»Er gefällt mir mit Bart und schmutzig besser«, erwiderte Rhodan. »Es entspricht seiner Mentalität.«
»Wir müssen zu einem Entschluss kommen«, sagte Atlan. »In dieser Beziehung hat unser seltsamer Freund recht. Ich weiß, dass du dir Sorgen wegen Roi machst.«
Rhodan schwieg. Atlan beobachtete seinen Freund. Er kannte den Terraner lange genug, um genau zu wissen, was sich im Gehirn dieses Mannes jetzt abspielte.
»Hör zu«, sagte Atlan. »Danton zu unterstützen, würde bedeuten, dass wir dieses Unternehmen sofort abbrechen und in die Kleine Magellansche Wolke fliegen. Aber du weißt genau, dass es nicht nur um Roi Danton geht. Es geht um das Schicksal der gesamten Menschheit. Wenn wir die Menschheit retten wollen, müssen wir hier weiterforschen.«
»Schon gut«, beschwichtigte Perry. »Ich gestehe, dass ich diese Lektion verdient habe.«
Er stand auf.
»Wir behalten den bisherigen Kurs bei«, sagte er, an Oberst Merlin Akran gewandt.
»Ich hatte es gehofft, Sir«, sagte der epsalische Kommandant der CREST V.
»Das ist kein Grund für Sie, sich feiern zu lassen«, brummte Chuzijew und blickte Perry Rhodan böse an. »Von einem Großadministrator erwarte ich mehr Entschlossenheit.«
»Vielleicht sollten wir ihn doch baden«, schlug Atlan vor.
»Was?«, schrie Chuzijew. »Das also haben Sie sich hinter vorgehaltener Hand zugeflüstert. Ah! Ist das eine Art, einen gebildeten Menschen mundtot zu machen? Ich schwöre Ihnen, dass ich die Wahrheit hinausbrüllen werde, auch wenn ich dabei vor Seifenschaum ersticke!«
»Keine Sorge«, sagte Rhodan. »Sie werden weder gebadet noch rasiert. Aber wenn der Dreck in einigen Tagen zentimeterdick auf Ihrem Körper sitzt, lasse ich Sie von Gucky mit einem goldenen Hämmerchen abklopfen.«
*
Am 16. Dezember 2436 terranischer Zeitrechnung flog die CREST V in das Scorch-System ein. Es lag im östlichen Randgebiet des galaktischen Zentrums. Die rote Sonne Scorch besaß drei Planeten. Auf der Spule, die Perry Rhodan auf Satyat erhalten hatte, wurden diese Welten Logher, Trobos und Scorcher genannt. Die Entfernung des Scorch-Systems von der Erde betrug 53.411 Lichtjahre.
Der innere Planet, Logher, war eine glutflüssige Welt, die in ein paar Jahrhunderten in ihre Sonne stürzen würde. Trobos, der mittlere Planet, erwies sich nach den ersten Messungen als ein Dschungelplanet mit atembarer Atmosphäre. Die dritte Welt hieß Scorcher, ein Planetengigant von 150.000 Kilometer Durchmesser und mit einer dichten Wasserstoff-Methyl-Ammoniak-Atmosphäre.
»Jene Unbekannten, die die Tonspule besprochen haben, hätten sich sparen können, Trobos als Zielplaneten zu nennen«, sagte Atlan. »Nach den bisherigen Messungen kommt keine andere Welt als Träger intelligenten Lebens in Frage.«
Chuzijew, den es nicht mehr in seinem Sessel gehalten hatte, und der nun unmittelbar unter dem Panoramabildschirm stand, schnaubte verächtlich.
»Obwohl Sie über zehntausend Jahre alt sind, reden Sie eine Menge Blödsinn«, sagte er zu Atlan. »Die technischen Möglichkeiten der Lemurer waren ungleich größer als die unsrigen. Theoretisch hätten sie sich auch eine Welt wie Scorcher als Bauplaneten aussuchen können.«
Atlan lächelte schief.
»Ich hatte nicht vor, Ihre geliebten Lemurer anzugreifen«, versicherte er. »Bei aller technischen Überlegenheit waren sie aber bestimmt vernünftig und haben sich keine unnötige Arbeit gemacht.«
Chuzijew warf die Arme so heftig in die Luft, dass seine Gelenke knackten.
»Sie vergessen die Situation, wie sie damals in der Galaxis bestand«, sagte er. »Die Lemurer mussten zahlreiche Tricks anwenden, um ihre Gegner in die Irre zu führen.«
»Wenn das so ist, fangen wir am besten auf Logher an zu suchen«, erwiderte Atlan spöttisch. »Wir werden ...«
Eine Meldung des Leitenden Ingenieurs unterbrach ihn. Hefrichs Stellvertreter meldete in die Zentrale, dass man soeben einen Schwarm verschiedenartiger Sonden abgeschossen hatte, die den Planeten Trobos untersuchen sollten.
»Jetzt werden wir bald wissen, was auf Trobos los ist«, sagte Atlan.
»Setzen Sie nicht zuviel Vertrauen in diese Sonden«, murmelte Chuzijew. »Ich bin sicher, dass ein paar von uns nach Trobos fliegen müssen, wenn wir herausfinden wollen, was dort wirklich vorgeht.«
Perry Rhodan beteiligte sich nicht an dieser Diskussion. Der Grund dafür war die Tatsache, dass er ständig alle Ortungs- und Messgeräte beobachtete. Davon versprach er sich weitaus mehr Aufschlüsse als von den Behauptungen des Anthropologen.
Manchmal hatte Rhodan den Eindruck, dass Chuzijew nicht mehr unterscheiden konnte, ob er ein Mensch oder ein Lemurer war. Zu lange schon hatte der Wissenschaftler in den Trümmern alter lemurischer Städte auf dem Grund des Pazifiks zugebracht. Weil er sich von den Menschen zurückgezogen hatte und sie zu verachten glaubte, war es nur natürlich, dass er die Lemurer bewunderte und ihnen Fähigkeiten zuschrieb, die sie wahrscheinlich niemals besessen hatten.
Inzwischen hatte Chuzijew eine durchaus glaubhafte Theorie aufgestellt, wie die Männer der GOOD HOPE mit den Lemurern zusammengetroffen waren. Die einunddreißig Besatzungsmitglieder der GOOD HOPE hatten auf ihrer Flucht vor den Halutern den Planeten Satyat erreicht und waren dort auf Lemurer gestoßen, die gekommen waren, um jenes eigenartige Mineral einzusammeln, das die Satyataner Eclisse nannten und das eine ungeheure spezifische Schwere besaß. Die weitere Entwicklung konnte nicht in allen Einzelheiten ergründet werden, aber Rhodan besaß genügend Phantasie, um sich vorstellen zu können, welche Früchte das Bündnis der GOOD-HOPE-Besatzung mit den Lemurern getragen hatte.
Rhodans Gedanken wurden von Dr. Waringer unterbrochen, der ihm ein neues Messergebnis zurief.
»Trobos braucht zwanzig Stunden, um sich einmal um seine Achse zu drehen«, sagte der Wissenschaftler.
Rhodan nickte. Er hatte sich bis zum heutigen Tag nicht damit abgefunden, dass seine Tochter Suzan diesen Mann geheiratet hatte. Vielleicht erging es ihm nicht anders als allen Vätern, die glaubten, dass kein Mann gut genug für ihre schönen Töchter sei, aber Rhodan, im allgemeinen vorurteilslos, bekam trotz aller Bemühungen kein herzliches Verhältnis zu Waringer. Oft genug machte ihn Waringers linkische und umständliche Art geradezu wütend, und er ließ sich trotz guter Vorsätze auch ab und zu zu bissigen Bemerkungen gegenüber dem Wissenschaftler hinreißen. Der äußerst sensible Waringer spürte, was seinen Schwiegervater bewegte, und im Bemühen, ihm alles recht zu machen, erreichte er oft das Gegenteil.
»Die mittlere Temperatur liegt bei plus achtundvierzig Grad Celsius«, fuhr Waringer fort. »Schwerkraft etwa ein Gravo. Die Atmosphäre ist stark mit Wasserdampf gesättigt, besitzt aber einen hohen Sauerstoffgehalt.«
»Das sehe ich alles selbst«, bemerkte Rhodan mit einem Blick auf die Instrumente.
»Ich meinte nur, wir könnten uns ... äh ... darüber unterhalten«, sagte Waringer verzweifelt.
»Natürlich können wir das«, gab Rhodan zurück. Er wünschte, Waringer hätte etwas von Chuzijews Art besessen.
»Jetzt schlagen die Individualtaster aus!«, rief Dr. Armond Bysiphere.
»Gucky und ich spüren Mentalimpulse«, berichtete John Marshall, der Telepath. »Auf Trobos müssen Millionen verschiedenartiger Tiere leben.«
»Tiere!«, sagte Rhodan. »Wir suchen nach einer Zivilisation. Alles, was wir bis jetzt entdeckt haben, deutet darauf hin, dass Trobos eine Dschungelwelt ist.«
Ein Techniker aus der Ortungszentrale meldete sich über Interkom.
»Wir blenden jetzt die ersten starken Vergrößerungen auf die Bildschirme«, sagte er. »Die Bilder sind erstaunlich, Sir.«
»Fangen Sie an«, sagte Rhodan ungeduldig.
Die Bilder wechselten. Trobos kam so schnell näher, dass man hätte glauben können, die CREST V würde dem Planeten entgegenfallen. Das war jedoch eine optische Täuschung, an die sich die Männer an Bord des Raumschiffes gewöhnt hatten.
»Was ist das?«, entfuhr es Rhodan.
Die Ausschnittvergrößerungen, die jetzt von der Oberfläche des Planeten Trobos gezeigt wurden, rechtfertigten seine Überraschung. Trobos sah aus wie eine Kugel, in die jemand zahllose Trichter von konischer Form hineingesteckt hatte. Die weiten Trichteröffnungen wiesen in den Weltraum hinaus, während die spitzen Enden im Boden verankert zu sein schienen.
»Etwas derartiges habe ich noch nie gesehen!«, sagte Chefingenieur Hefrich.
»Da stehen Sie nicht allein«, sagte Atlan. »Das ist für uns alle ein ungewohnter Anblick.«
»Erinnert mich an riesige Sektkelche, die jemand auf Trobos aufgestellt hat«, bemerkte Melbar Kasom.
»Dieser Vergleich konnte nur Ihnen einfallen, Melbar«, sagte Rhodan. »Nun, Professor, was sagen Sie dazu? Lemurische Bauart?«
»Nein«, sagte Chuzijew knapp. Er starrte wie gebannt auf die Bildschirme.
»Über eines müssen wir uns im klaren sein: Diese Gebilde sind nicht natürlichen Ursprungs«, sagte Perry Rhodan. »Jemand hat sie gebaut.«
»Aber zu welchem Zweck?«, fragte Atlan. »Wer sollte so verrückt sein, ein paar tausend Trichter zu bauen, wo es doch zahlreiche andere vernünftigere architektonische Möglichkeiten gibt?«
»Vielleicht sind es ... äh ... Wohngebäude?«, warf Waringer ein.
Chuzijew fuhr so schnell von seinem Sessel hoch, als hätte er sich in ein Nadelkissen gesetzt.
»Wohngebäude!«, rief er höhnisch. »Von einem Wissenschaftler Ihres Ranges hätte ich eine qualifiziertere Äußerung erwartet.«
Waringer wurde so rot, dass Rhodan sich für seinen Schwiegersohn zu schämen begann. Warum raffte Waringer sich nicht auf und sagte dem unverschämten Zwerg die Meinung? Schließlich hatte Chuzijew die Klugheit nicht gepachtet.
»Wenn ... Sie meinen, dass ich ... ich unrecht habe, welcher Ansicht sind eigentlich Sie?«, fragte Waringer stotternd.
Chuzijew streckte einen Daumen hoch und klopfte mit dem Zeigefinger der anderen Hand dagegen.