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Ein Massenmörder - seit 521 Jahren tot - schlägt erneut zu Auf der Erde und den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juli des Jahres 2437. Die Ereignisse der letzten Zeit haben eindeutig bewiesen, daß die entscheidende Auseinandersetzung mit der mysteriösen Ersten Schwingungsmacht nicht mehr länger hinausgezögert werden darf, wenn die Menschheit weiter bestehen will. Jeder Tag, den die Terraner untätig verstreichen und den unversöhnlichen Gegner weiter gewähren lassen würden, könnte den Untergang des Solaren Imperiums einleiten. Aber haben Perry Rhodan und seine Terraner überhaupt eine reelle Chance, den unheimlichen Feind an der Durchführung seiner Pläne zu hindern? Wie soll man der Ersten Schwingungsmacht wirksam beikommen, wenn man noch nicht einmal genau weiß, wo sich das gegnerische Hauptquartier befindet? Der Flug der CREST V ins Zentrum der Kleinen Magellanschen Wolke und zum Brutplaneten der Baramos brachte neues Wissen. Es wurde teuer erkauft - fast zu teuer... Inzwischen hat sich die CREST-Besatzung, die "an der Schwelle zum Nichts" stand, aus grünen Schemen wieder in Menschen zurückverwandelt und ihre Aktionsfähigkeit zurückgewonnen. Doch nicht das solare Flaggschiff stößt auf eine neue, entscheidende Spur - vielmehr ist es ein Patrouillenkreuzer. Das unter dem Kommando von Major Habylet stehende Schiff entdeckt ein Raumwrack. Und dieses Wrack hat etwas an Bord, das zu schrecklichem Leben erwacht...
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Nr. 394
Die Bestie erwacht
Ein Massenmörder – seit 521 Jahren tot – schlägt erneut zu
von WILLIAM VOLTZ
Auf der Erde und den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juli des Jahres 2437. Die Ereignisse der letzten Zeit haben eindeutig bewiesen, dass die entscheidende Auseinandersetzung mit der mysteriösen Ersten Schwingungsmacht nicht mehr länger hinausgezögert werden darf, wenn die Menschheit weiter bestehen will. Jeder Tag, den die Terraner untätig verstreichen und den unversöhnlichen Gegner weiter gewähren lassen würden, könnte den Untergang des Solaren Imperiums einleiten.
Aber haben Perry Rhodan und seine Terraner überhaupt eine reelle Chance, den unheimlichen Feind an der Durchführung seiner Pläne zu hindern? Wie soll man der Ersten Schwingungsmacht wirksam beikommen, wenn man noch nicht einmal genau weiß, wo sich das gegnerische Hauptquartier befindet?
Der Flug der CREST V ins Zentrum der Kleinen Magellanschen Wolke und zum Brutplaneten der Baramos brachte neues Wissen. Es wurde teuer erkauft – fast zu teuer ... Inzwischen hat sich die CREST-Besatzung, die »an der Schwelle zum Nichts« stand, aus grünen Schemen wieder in Menschen zurückverwandelt und ihre Aktionsfähigkeit zurückgewonnen.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Großadministrator und Begründer des Solaren Imperiums der Menschheit.
Major Roursel Habylet – Kommandant des Leichten Kreuzers SCENDALA.
Captain Syn Rodeger – Veteran der CREST IV und Frischfleischfanatiker.
Tomas Lamely – Hangaroffizier der SCENDALA.
Capricornus, Tastevin und Boulrevoir – Die ersten drei neuen Opfer eines wiedererwachten Massenmörders.
Flora
1.
Die Luft an Bord der Raumschiffe des Solaren Imperiums war fast immer steril und geruchlos. Um so mehr wunderte sich Hangaroffizier Tomas Lamely, dass ein ätzender Geruch in seine Nase stieg, als er sich an der Seite von Waffensergeant Capricornus aus dem Antigravschacht im unteren Poldeck der SCENDALA schwang. Ein Seitenblick auf Capricornus genügte Lamely, um zu sehen, dass auch der Sergeant diesen widerwärtigen Gestank wahrnahm; Capricornus blähte die Nüstern und zog gleichzeitig die Haut auf seinem Nasenrücken kraus.
Lamely blieb stehen. Capricornus hatte jetzt den Kopf in den Nacken gelegt und beide Augen geschlossen, wie ein Jagdhund, der Witterung aufnahm.
»Riechen Sie das?«, fragte Lamely.
»Ja, Sir«, entgegnete Capricornus, noch immer mit geschlossenen Augen, aber jetzt mit dem Ausdruck äußerster Verzückung im Gesicht.
Lamely betrachtete den Sergeanten ungläubig. Täuschte er sich, oder empfand dieser Mensch den Gestank als angenehm? Lamely hatte schon immer einen stillen Groll gegen alle Waffensergeanten der Solaren Flotte in sich genährt, und jetzt musste er erleben, wie einer dieser Männer neben ihm stand und begierig einen Gestank in sich hineinsog, der Lamely fast den Atem abschnürte.
»Was kann das sein?«, fragte Lamely beherrscht.
Capricornus bewegte die Lippen, als könne er diese Luft sogar schmecken.
»Kommen Sie zu sich!«, knurrte Lamely, jetzt nur noch mit Mühe seinen aufsteigenden Zorn unterdrückend. »Ich finde es geradezu abstoßend, wie Sie hier herumschnuppern.«
Capricornus öffnete mit einem Seufzer die Augen.
»Wir müssen feststellen, wo der Gestank herkommt«, erklärte Lamely. »Ich werde den Mann, der dafür verantwortlich ist, bei Major Habylet melden.«
»Der Geruch kommt aus Laderaum Drei«, sagte Capricornus.
Lamely blinzelte verwirrt.
»Wie können Sie so sicher sein?«, fragte er. »Meines Wissens steht dieser kleine Laderaum vollkommen leer. Dort sollen alle wichtigen Gegenstände untergebracht werden, die wir auf den Planeten der Materiebrücke zwischen den beiden Magellanschen Wolken finden.«
»Ich bin bereit, eine Wette mit Ihnen abzuschließen, Sir«, sagte Capricornus.
Lamely hob beide Augenbrauen, als ob er andeuten wollte, dass er es als Affront betrachte, wenn ihm ein Rangniederer eine Wette anbot. Trotzdem schlug er die Richtung zum Laderaum Drei ein, als er gemeinsam mit Capricornus weiterging.
Vor dem Eingang des Laderaums blieben sie stehen.
»Öffnen Sie!«, befahl Lamely.
Capricornus beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen. Er riss das Schott auf. Aus dem Laderaum drangen eigenartige grunzende Geräusche, wie Lamely sie in seinem bisherigen Leben noch nie vernommen hatte. Der Gestank wurde jetzt so intensiv, dass Lamely zurückwich. Als er aufblickte, sah er den hageren Sergeanten im offenen Schott stehen und vornübergebeugt in den Laderaum starren. Capricornus' Augen leuchteten verklärt.
Lamely unterdrückte seinen Abscheu und näherte sich tapfer dem Schott. Es gelang ihm, einen Blick ins Innere des Laderaums zu werfen.
»Schweine!«, stieß er ungläubig und schockiert hervor. »Lebende Schweine.«
»Fünf, Sir«, sagte Capricornus mit unverkennbarer Gier in der Stimme. »Fünf süße, fette Schweine.«
Lamelys Lippen wurden zu zwei schmalen blutleeren Strichen.
»Unerhört!«, stieß er hervor. »Wer immer die SCENDALA in einen fliegenden Schweinestall verwandelt hat, wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«
Es fiel dem Waffensergeanten, der seit Monaten nur von Trockenfleisch lebte, schwer, seine Blicke von den Schweinen abzuwenden.
»Vorsicht, Sir!«, sagte er. »Ich kann mir vorstellen, dass diese Schweine sich mit Billigung des Kommandanten an Bord befinden. Außerdem glaube ich zu wissen, wem diese Tiere gehören.«
»Wem?«, brachte Lamely hervor.
»Dem Ersten Offizier, Sir«, sagte Capricornus. »Captain Syn Rodeger. Nur er ist fähig, fünf Schweine an Bord eines Leichten Kreuzers zu schmuggeln.«
Lamely schnippte mit den Fingern.
»Natürlich«, sagte er. »Sie haben recht, Sergeant. Dieser Frischfleischfanatiker, den man vom Dienst an Bord des Flottenflaggschiffs wegen ähnlicher Vergehen suspendieren musste, ist für diese ... äh ... Schweinerei verantwortlich.«
Capricornus warf einen sehnsuchtsvollen Blick in den Laderaum.
»Was wollen Sie tun, Sir?«, fragte er. »Rodeger ist Ihr Vorgesetzter.«
»Schließen Sie das Schott«, sagte Lamely streng. »Sorgen Sie dafür, dass dieser Gang geruchfrei gemacht wird.« Er kniff die Augenbrauen zusammen und lächelte. »Ich weiß genau, was ich tue«, sagte er. »Ich habe einen Plan.«
*
Der Mann, der von Hangaroffizier Tomas Lamely und Waffensergeant Capricornus verdächtigt wurde, fünf Schweine an Bord eines Schiffes der Solaren Flotte gebracht zu haben, saß in einem Sessel vor den Kontrollen in der Zentrale und beobachtete die Bildschirme der Raumortung. Captain Syn Rodeger, Erster Offizier an Bord des Leichten Kreuzers SCENDALA, war ein sehr kleiner und sehr fetter Mann mit einem haarlosen Kugelkopf. Rodeger war nicht von Natur aus kahlköpfig; er rieb seinen Schädel in Abständen von zwölf Stunden mit einer Spezialsalbe ein, um zu verhindern, dass irgendwo ein Härchen nachwuchs. Rodeger stand in dem Ruf eines überaus fähigen Offiziers, der ab und zu das Opfer seiner Esslust wurde. Rodegers Appetit beschränkte sich keineswegs auf die Genüsse, die ihm an Bord eines Raumschiffes zugänglich waren, sondern er versuchte mit nie ermüdender Hartnäckigkeit, seinen Speisezettel zu bereichern. Rodeger war der einzige Mann an Bord der SCENDALA, der den Flug der CREST IV in die Kugelgalaxis M 87 mitgemacht hatte. Man hätte ihn an Bord des neuen Flaggschiffs übernommen, wenn er nicht versucht hätte, durch einen Hungerstreik in den Besitz von Frischfleischkonserven zu gelangen, die an Bord der CREST IV gelagert wurden und zusammen mit dem Schiff von M 87 aus eine Reise in den leeren Raum zwischen den Galaxien angetreten hatten. Da man Rodeger wegen seines Verhaltens bestrafen, ihn aber nicht verlieren wollte, hatte man ihn an Bord der SCENDALA versetzt.
Die SCENDALA war einer von achthundert Leichten Kreuzern, die Perry Rhodan zu Erkundungsflügen innerhalb der Materiebrücke zwischen der Großen und Kleinen Magellanschen Wolke eingesetzt hatte. Rhodan erhoffte sich durch eine systematische Suche Aufschlüsse über verschiedene Völker der beiden Kleingalaxien. Die SCENDALA war am 14. Juni 2437 gestartet, so dass die Männer an Bord noch den ersten Kontakt mit den geheimnisvollen Baramos miterlebt hatten.
Das Schiff war nun genau einen Monat unterwegs, ohne eine besondere Entdeckung gemacht zu haben. Die nächsten Schiffe der Solaren Flotte waren so weit entfernt, dass eine Funkverbindung kaum möglich war, außerdem hatte Rhodan alle Kommandanten der Fernaufklärer angewiesen, im Interesse der Geheimhaltung dieses Unternehmens nur bei großer Gefahr Funksignale abzustrahlen.
Im Augenblick war die SCENDALA von ihrem nächsten Ziel, einer blauen Riesensonne mit einem weißleuchtenden Begleitstern, noch 384 Lichtjahre entfernt.
Rodegers Blicke lösten sich von den Kontrollen.
Schräg vor ihm saß der Kommandant der SCENDALA. Major Roursel Habylet war erst im Alter von dreißig Jahren zur Solaren Flotte gestoßen. Vorher war er Kommandant eines Frachtschiffes gewesen. Um so erstaunlicher war Habylets Karriere. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass dieser Mann eines Tages wesentlich größere Schiffe befehligen würde. Habylet war ein kleiner dunkelhaariger Mann mit einem Faltengesicht und kohlschwarzen Augen. Man sah ihm an, dass er eine ungewöhnliche Zähigkeit besaß. Er war bei den Besatzungen der von ihm kommandierten Schiffe außerordentlich beliebt, weil er es verstand, sich Achtung zu verschaffen, ohne arrogant oder übertrieben ehrgeizig zu wirken. Obwohl vom Charakter her grundverschieden, waren Habylet und Rodeger innerhalb kurzer Zeit zu guten Freunden geworden, wahrscheinlich schon deshalb, weil Habylet die Eigenarten des Ersten Offiziers anerkannte, während dieser wiederum alles tat, um den Kommandanten bei seiner schweren Aufgabe zu entlasten.
Habylet schien zu spüren, dass die Blicke Rodegers auf ihm ruhten. Er drehte sich um und lächelte.
»Alles bleibt ruhig«, sagte er.
Rodeger nickte.
»Würden wir kein unbekanntes Gebiet durchqueren, könnte man von einem Erholungsflug sprechen«, meinte er. »Zum Glück sind wir pausenlos mit Messungen und Ortungen beschäftigt.«
Habylets Blicke wurden nachdenklich. Er bedauerte, dass sie keinen Kontakt zum Hauptverband der Einsatzflotte hatten. Sie wussten nicht, was in den vergangenen Wochen innerhalb der Kleinen Magellanschen Wolke geschehen war. Habylet machte sich große Sorgen, denn er wusste, welche Gefahren der Menschheit drohten. Die entscheidenden Tage im Kampf gegen die Erste Schwingungsmacht standen kurz bevor – vielleicht waren sie sogar schon vorüber, ohne dass jemand an Bord der SCENDALA davon wusste.
»Die Menschheit wird ihre Position nicht mehr lange halten können«, sagte Habylet zu Rodeger. »Auch dann nicht, wenn es uns gelingen sollte, die Erste Schwingungsmacht abzuwehren.«
Rodeger lehnte sich im Sessel zurück. Jetzt war Habylet wieder bei seinem Lieblingsthema angelangt.
»Die Expansion der Menschheit hat jetzt ein Ausmaß angenommen, dass sie von niemand mehr kontrolliert werden kann«, fuhr Habylet fort. »Auch Perry Rhodan kann auf die Dauer nicht alle Menschen zu einer Einheit zusammenschweißen.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn man bedenkt, wohin es Menschen schon überall verschlagen hat, ist es ein Wunder, dass das Solare Imperium noch existiert.«
»Die Menschen pflegen sich sehr schnell an ihre Brüder zu erinnern, wenn ihnen Gefahr droht«, meinte Rodeger. »So einig wie in den letzten Wochen waren sie sich schon lange nicht mehr.«
Habylet schwieg und hing seinen Gedanken nach. Obwohl er im Grunde seines Wesens ein heiterer und optimistischer Mensch war, brachte er es fertig, stundenlang über ein Problem nachzudenken. Die Mannschaft der SCENDALA machte über diese Angewohnheit des Majors gutmütige Witze.
Die Gedanken des Ersten Offiziers bewegten sich in völlig anderer Richtung. Rodeger wusste, dass er bald ein Schwein schlachten musste, denn sein Vorrat an Frischfleisch war weitgehend aufgebraucht. Es ließ sich nicht vermeiden, dass Habylet als einziger Eingeweihter an Rodegers täglichen Festmahlzeiten teilnahm. Rodeger hatte schon festgestellt, dass Habylet meistens ohne Appetit seine Portion verzehrte; wahrscheinlich dachte der Major an die Besatzung, die mit Konzentraten und Vitamintabletten auskommen musste. Diesen Gedanken hielt Rodeger für unsinnig. Schließlich stand nur dem Schweinefleisch zu, der sich um die Beschaffung der Tiere gekümmert hatte.
Rodeger fragte sich sorgenvoll, wie er die Schlachtung geheim halten sollte. Wenn erst durchsickerte, dass es Schweinefleisch an Bord der SCENDALA gab, würden verschiedene Besatzungsmitglieder nichts unversucht lassen, sich einen Anteil davon zu sichern. Rodeger dachte jedoch nicht daran, mit anderen Männern außer dem Kommandanten zu teilen.
»Was ist los, Syn?«, fragte Habylet. »Du machst ein Gesicht, als hättest du Bauchschmerzen.«
Syn Rodeger leckte sich die Lippen.
»Unsere kleine Tiefkühltruhe ist bald leer«, sagte er. »Wir werden schlachten müssen.«
Habylet verzog unwillig das Gesicht.
»Kannst du an nichts anderes denken? Ich wünschte, ich hätte niemals die Zustimmung zu deinem verrückten Plan gegeben.«
»Wo steht geschrieben, dass ein Mann keine Säue mit an Bord eines Raumschiffs bringen darf?«, fragte Rodeger mit gedämpfter Stimme, denn er wollte vermeiden, dass ihn außer Habylet jemand hörte.
»Nirgends«, gab Habylet widerwillig zu. »Aber wozu etwas verbieten, was niemand jemals tun wird? Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Meine Ahnungen sagen mir, dass wir mit deinen Säuen noch Schwierigkeiten bekommen werden.«
»Auf deine Ahnungen gebe ich nicht viel«, sagte Rodeger. »Wenn du erst einen ordentlichen Schweinerücken gegessen hast, werden sie schnell vorbei sein.«
Habylets Unmut wuchs. Er mochte es nicht, wenn man seinen unbestimmten Gefühlen nicht jene Aufmerksamkeit entgegenbrachte, die sie seiner Ansicht nach verdienten. Habylet glaubte, dass er ein latenter Mutant war. Wenn er diese Ansicht auch nicht verbreitete, so gefiel es ihm doch, sich mit einem Flair des Außergewöhnlichen zu umgeben.
Rodeger hielt das lediglich für eine Marotte.
Das Gespräch der beiden Männer wurde unterbrochen, bevor es in einen Streit ausarten konnte. Über Interkom meldete sich Hangaroffizier Tomas Lamely. Sein asketisch wirkendes Gesicht mit den tiefliegenden Augen zeichnete sich auf dem Bildschirm ab.
Habylet fragte den Hangaroffizier nach dessen Anliegen.
»Ich möchte mich im Namen aller Offiziere bei Captain Syn Rodeger bedanken«, sagte Lamely und deutete eine Verbeugung an.
Rodeger blinzelte verständnislos mit den Augen.
»Bedanken? Wofür? Ich bin mir nicht bewusst, etwas getan zu haben, was den Dank der Offiziere herausfordern könnte.«
»Nicht nur der Offiziere«, sagte Lamely mit feinem Lächeln. »In wenigen Augenblicken wird Ihnen Sergeant Capricornus im Namen der Mannschaft danken.«
Rodeger wechselte einen Blick mit Habylet und zuckte mit den Schultern.
»Wollen Sie mir nicht endlich erklären, was überhaupt los ist?«, erkundigte er sich.
»Ihre Bescheidenheit zeichnet Sie aus, Sir«, sagte Lamely mit offensichtlicher Rührung in der Stimme. »Wir wissen das zu würdigen.«
Damit wurde die Verbindung unterbrochen. Rodeger richtete sich in seinem Sessel auf und blickte sich um. Habylet machte ein ratloses Gesicht. Rodeger deutete auf den inzwischen dunkel gewordenen Bildschirm.
»Ist der Kerl übergeschnappt? Was will er überhaupt?«
»Meine Ahnung sagt mir, dass es etwas mit den fünf Schweinen zu tun hat, die sich im kleinen Laderaum des unteren Poldecks befinden«, sagte Habylet.
»Lächerlich!«, widersprach Rodeger. »Außer dir und mir weiß niemand an Bord vom Vorhandensein dieser Tiere. Es sei denn ...« Seine Augen wurden schmal, und er warf Habylet einen bösen Blick zu.
»Beruhige dich«, sagte der Major. »Ich habe mit niemand darüber gesprochen.«
Rodeger sagte aufatmend: »Dann muss es sich um ein Missverständnis handeln. Ich werde sofort ...«
Er unterbrach sich, weil, wie Hangaroffizier Tomas Lamely bereits angedeutet hatte, der Bildschirm des Interkoms sich wiederum erhellte und das hagere Gesicht von Waffensergeant Capricornus zeigte. Der Mann war offensichtlich sehr verlegen, denn er blickte unter sich und räusperte sich pausenlos.
»Was wollen Sie?«, erkundigte sich Habylet.
»Entschuldigen Sie, Sir!«, stieß Capricornus mit scheuem Augenaufschlag hervor. »Ich dachte nur ... weil doch zur Zeit alles ruhig ist, da meinte ich, dass ich den Interkom benutzen könnte, um den Dank der Mannschaft an Captain Syn Rodeger zu übermitteln.«
Habylet warf Rodeger einen vielsagenden Blick zu, dann sagte er: »Captain Rodeger weiß offenbar nicht, wofür Sie sich bedanken.«
»Er ... weiß es nicht?« Capricornus begann zu stottern. »Aber ... er hat doch den Aus... Aushang angebracht.«
»Aushang?«, brauste Rodeger auf. »Das muss ich sehen.«
Habylet und Capricornus unterhielten sich weiter, aber Rodeger stürmte bereits aus der Zentrale hinaus. In jedem Deck des Leichten Kreuzers gab es ein paar Stellen, wo Mannschaftsmitglieder Zettel mit Wünschen und Vorschlägen anbringen konnten. Habylet hatte diese Einrichtung von seiner Zeit als Kapitän eines Frachters übernommen. Er hielt sie für gut, denn auf diese Weise konnten Einzelpersonen mit einem größeren Kreis in Verbindung treten.
Rodeger rannte durch den Hauptgang. Als er die nächstgelegene Anschlagtafel erreichte, sah er zwei Techniker davorstehen, die offenbar mit größter Befriedigung die Nachricht lasen, die Rodeger nach Capricornus' Worten dort angebracht haben sollte. Als die beiden Männer Rodeger erblickten, lächelten sie ihm zu und einer sagte: »Das ist wirklich eine großartige Idee, Sir.«
Rodeger nickte grimmig und trat an die Tafel. Der Zettel, der das alles ausgelöst hatte, hing genau in der Mitte.
GROSSES SCHLACHTFEST
Anlässlich der einmonatigen Abwesenheit der SCENDALA von ihrem Stützpunkt und um seine Verbundenheit mit der Besatzung des Schiffes zu beweisen, lädt unser Erster Offizier, Syn Rodeger, zu einem großen Schlachtfest ein. Das Fest findet am 15. Juli von 20.00 – 22.00 Uhr für die erste und von 22.30 bis 0.30 Uhr für die zweite Dienstgruppe statt. Syn Rodeger wird die Schlachtung seiner Säue um 10.00 Uhr persönlich vornehmen.
Rodegers Augen traten hervor. Er machte einen Schritt auf die Tafel zu und riss den Zettel ab. Dann fuhr er herum und starrte die beiden Techniker an, deren Lächeln sofort gefror, denn sie merkten, dass so kein Mann aussah, der Vorbereitungen für eine Festlichkeit traf.
»Wer hat das getan?«, schrie Rodeger so laut, dass seine Halsschlagadern anschwollen. Sein von Natur aus rosiges Gesicht verfärbte sich weiter und glich jetzt einer Tomate im ersten Stadium ihrer Reife.
Da keiner der beiden Techniker begriff, was überhaupt los war, gaben sie keine Antwort, sondern verfolgten nur voller Sorge, wie die Farbskala im Gesicht Rodegers in ein dunkles Rot hinüberwechselte.
»Hängt das