Perry Rhodan 404: Die Piraten-Lady - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 404: Die Piraten-Lady E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie jagen nach Beute - doch der Supermutant durchkreuzt ihre Pläne Man schreibt Anfang Februar des Jahres 3432. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, sind etwa sechzehn Monate vergangen. Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen. Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf daß die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge. Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewußt einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus operieren zu können. Und das ist um den Fortbestand der galaktischen Menschheit willen bitter nötig, denn die Herrscher einzelner Sternenreiche treiben brutale Machtpolitik und schrecken vor nichts zurück. Imperator Dabrifa, die Triebfeder der antisolaren Koalition, hat bereits eine empfindliche Schlappe in der Auseinandersetzung mit Anson Argyris, dem Kaiser der Freihändler von Olymp, erlitten. Aber da gibt es noch andere Machthaber, die in der Galaxis als äußerst zwielichtige Persönlichkeiten gelten. Tipa Riordan gehört zu dieser Gruppe - Tipa, DIE PIRATEN-LADY...

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Nr. 404

Die Piraten-Lady

Sie jagen nach Beute – doch der Supermutant durchkreuzt ihre Pläne

von WILLIAM VOLTZ

Man schreibt Anfang Februar des Jahres 3432. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, sind etwa sechzehn Monate vergangen.

Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen.

Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf dass die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge.

Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewusst einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus operieren zu können.

Und das ist um den Fortbestand der galaktischen Menschheit willen bitter nötig, denn die Herrscher einzelner Sternenreiche treiben brutale Machtpolitik und schrecken vor nichts zurück.

Imperator Dabrifa, die Triebfeder der antisolaren Koalition, hat bereits eine empfindliche Schlappe in der Auseinandersetzung mit Anson Argyris, dem Kaiser der Freihändler von Olymp, erlitten. Aber da gibt es noch andere Machthaber, die in der Galaxis als äußerst zwielichtige Persönlichkeiten gelten.

Die Hauptpersonen des Romans

Tipa Riordan – Die Herrin der Weltraumpiraten.

Kawa Dantroff – Kommandant des Schlachtkreuzers DREADFUL und Tipas Vertrauter.

Dr. Koy Kiyomi – Bordarzt der DREADFUL.

Atlan – Lordadmiral der USO.

Alaska Saedelaere – Ein Mann, der eine Maske tragen muss.

Sergeant Antony Larall – Ein Deserteur wider Willen.

Anson Argyris – Kaiser der interstellaren Freihändler.

Galbraith Deighton – Solarmarschall und Abwehrchef.

Ribald Corello

Aus keiner Geschichtsepoche liegen soviel Erzählungen über geheimnisvolle Menschen vor wie aus der Zeit von 3200–3600. Man muss unterstellen, dass das Fehlen exakter Daten manche Berichterstatter zu Spekulationen veranlasste. Sicher ist jedoch, dass Menschen wie Tipa Riordan, Alaska Saedelaere und Anson Argyris tatsächlich lebten. Kein Name jedoch vermochte die Phantasie der Autoren so zu beleben wie der Ribald Corellos. Von allen Menschen der oben genannten Gruppe war er der geheimnisvollste. Kein Zweifel, es hat ihn gegeben, denn noch heute stoßen wir auf Spuren seines unheilvollen Wirkens ...

Aus »Die großen Krisen der Menschheit« von Sallan Wayne.

1.

Jene, die behaupteten, Alaska Saedelaere ohne Maske gesehen zu haben, waren Lügner, denn ein Blick in das Gesicht des Transmittergeschädigten war tödlich.

Vor vier Jahren war Alaska Saedelaere in den Transmitter der Handelsstation Bonton gegangen, um nach Peruwall zu gelangen. Mit einer Zeitverzögerung von vier Stunden war er in Peruwall angekommen, aber während der vollkommenen Auflösung war es durch irgendwelche Ereignisse zu einer Umgruppierung der atomaren Zellstruktur von Saedelaeres Körper gekommen. Der Mann, der in der Transmitterhalle von Peruwall aufgetaucht war, hatte mit Alaska Saedelaere nur noch den Namen gemeinsam. Techniker, die sich damals zufällig in der Transmitterhalle aufgehalten hatten, waren nach einem Blick in Saedelaeres Gesicht zunächst dem Wahnsinn verfallen und dann später gestorben. Danach hatte man Saedelaere nur noch mit einer flachen Plastikmaske gesehen, in der es als Öffnungen nur zwei Augenschlitze und einen Mundspalt gab.

Befragt, wie ihm sein eigenes Gesicht im Spiegel vorkomme, pflegte Saedelaere zu sagen: »Sehr schön, voller Farben, die ständig in Bewegung sind.«

Mehr sagte er nie.

Wissenschaftler, die sich über das Problem Saedelaeres den Kopf zerbrachen, behaupteten, der Transmittergeschädigte sei der erste Mensch überhaupt, dem ein materieller Durchbruch in eine überlagerte Dimension gelungen war. Andere meinten, Saedelaeres Zellmoleküle hätten sich mit denen eines anderen Wesens vermischt.

Die Wahrheit jedoch war vier Jahre nach dem Unfall noch immer nicht entdeckt. Saedelaere wusste nicht, was mit ihm geschehen war, und er hatte aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Seine geistigen Fähigkeiten hatten im gleichen Maße zugenommen wie seine Popularität. Vor vier Jahren noch Techniker, galt Alaska Saedelaere jetzt als einer der besten Logiker der Menschheit. Kaum ein anderer konnte eine Gedankenkette so schnell zu Ende bringen wie er.

Manchmal kam es vor, dass er unverständliche Äußerungen von sich gab – zunächst jedenfalls erschienen sie anderen Menschen unverständlich. Wochen und Monate später erhielten solche Aussprüche des Transmittergeschädigten oft eine neue Bedeutung, so dass Saedelaeres Auftraggeber anfingen, jedem von ihm gesprochenen Wort aufmerksam zuzuhören.

Am 8. Februar 3432 hielt Saedelaere sich in Quinto-Center, dem Hauptquartier der United Stars Organisation (USO) auf. Diese Organisation unter der Führung des Arkoniden Atlan trug ihren Namen seit längerer Zeit zu Unrecht, denn sie war ausschließlich dazu da, für die im Ghost-System versteckte Menschheit einzutreten.

Saedelaere hatte vor seiner Ankunft in Quinto-Center ein Jahr auf der Erde gelebt. Ein Geheimauftrag Perry Rhodans hatte ihn in das Hauptquartier der USO geführt. Saedelaere sollte Atlan bei der schweren Aufgabe unterstützen, die Hauptwelten der großen Sternenreiche zu beobachten. Nach dem fehlgeschlagenen Angriff Dabrifas auf das Solsystem waren die Spannungen zwischen dem Imperium Dabrifa auf der einen und dem Carsualschen Bund auf der anderen Seite ständig gestiegen. In den letzten Tagen hatte diese bisher nur mit Worten geführte Auseinandersetzung eine überraschende Wendung genommen, denn die Zentralgalaktische Union, offenbar angespornt durch die Ereignisse auf Olymp, hatte in aller Deutlichkeit ihre Verbundenheit mit dem Carsualschen Bund bekanntgegeben.

Perry Rhodan und Atlan ahnten, dass Dabrifa nun anfing, nervös zu werden. Die Flotten des Imperators mussten ständig beobachtet werden. Ein Krieg zwischen den drei großen Sternenreichen hätte für die Menschheit einen neuen Rückschlag bedeutet.

Rhodan und Atlan machten sich außerdem Sorgen über die Accalauries, die man erneut in verschiedenen Systemen der Galaxis beobachtet hatte. Auch war das Rätsel des aus einer unterseeischen Station geborgenen Neandertalers Lord Zwiebus weiterhin ungelöst.

Hätte Atlan geahnt, dass innerhalb der nächsten Tage eine neue große Gefahr auftauchen würde, die gelassene Freundlichkeit, mit der er Alaska Saedelaere begrüßte, wäre nachdenklichem Ernst gewichen.

Saedelaere, fast zwei Meter groß und so dürr, dass die Uniform schlaff an seinem Körper hing, salutierte lässig und warf einen Packen gebündelter Papiere auf den Schreibtisch des Lordadmirals. Wie immer trug Saedelaere seine Maske; er wirkte dadurch wie das Mitglied einer drittklassigen Theatergruppe.

»Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Sir«, sagte Saedelaere mit seiner holprigen Sprechweise. »Der Großadministrator entbietet Ihnen freundschaftliche Grüße.«

Atlan hob den Blick.

»Wie geht es Ihnen, Alaska?«

»Ausgezeichnet, Sir«, erwiderte der Transmittergeschädigte. »Danke, Sir.«

Atlan nickte und deutete auf einen freien Stuhl. Das Büro des Lordadmirals glich eher der Kontrollzentrale eines Raumschiffs als einem Schreibzimmer. Zahlreiche Bildschirme und Anzeigetafeln bedeckten die Wände. Der Tisch war mit Sprech- und Ortungsgeräten übersät.

Saedelaere deutete auf die Papiere, die er mitgebracht hatte.

»Das sind verschiedene Studien über die augenblickliche Situation innerhalb der Galaxis, sowie die Unterlagen, die dazu gehören.«

Atlan bedachte das Paket nur mit einem kurzen Blick.

»Hören Sie zu, Alaska. Die Situation ist uns beiden klar. Wir müssen keine klugen Aufsätze lesen, um zu wissen, was Dabrifa oder die anderen tun könnten.«

Die Maske Saedelaeres zuckte auf und nieder, als würde sie durch unheimliche Gesichtsbewegungen verschoben. Saedelaere schien zu lachen.

»Was uns beide betrifft, Sir, so können wir uns tatsächlich diese Lektüre ersparen«, sagte er. »Ich schlage daher vor, dass wir dieses Material zur Ausarbeitung an die unteren Stellen in Quinto-Center weitergeben.«

Atlan lächelte. Saedelaeres Art gefiel ihm.

»Ich erwarte die Berichte mehrerer Agenten aus dem System Normon«, sagte der Arkonide. »Die siganesischen USO-Spezialisten sind in Dabrifas Palast verteilt. Der Diktator kann nicht einmal husten, ohne dass dies nicht von uns registriert wird. Wir ...«

Atlan unterbrach sich, weil der Bildschirm eines kleinen Sprechgeräts hell wurde. Das schmale Gesicht eines jungen Raumfahrers zeichnete sich darauf ab.

»Smonks!«, rief Atlan. »Ich hatte befohlen, dass man mich nur wegen wichtiger Ereignisse anrufen soll. Was ist geschehen?«

»Da ist eine Frau, Sir«, erwiderte Smonks unsicher. »Sie kennt den USO-Kode und ruft uns über Hyperfunk.«

Atlan hob die Augenbrauen.

»Eine Frau? Smonks, sind Sie sicher, dass Sie sich nicht täuschen?«

»Absolut, Sir«, erwiderte Smonks eifrig. »Sie lässt sich nicht abweisen. Sie sagte, dass ich sie auf jeden Fall mit Ihnen verbinden soll. Sie bezeichnete Sie als ... äh ... Beuteterraner und Arkon-Scheich. Entschuldigen Sie, Sir, aber das waren ihre Worte.«

Atlan richtete sich auf.

»Tipa!«, stieß er hervor. »Tipa Riordan, die alte Giftnatter.«

»Was soll ich tun, Sir?«, fragte Smonks.

Atlan überlegte einen Augenblick, dann zuckte er mit den Schultern.

»Ich werde mit der Piratin sprechen«, entschied er. »Sie muss einen bestimmten Grund haben, wenn sie sich mit uns in Verbindung setzt.«

Während Smonks die notwendigen Umschaltungen vornahm, wandte sich Atlan an Saedelaere.

»Kennen Sie Tipa?«

»Flüchtig«, klang Saedelaeres Stimme hinter der Maske hervor.

»Ich verstehe nicht, dass Perry Rhodan ihre Piraterie duldet«, sagte Atlan ärgerlich. »Sie setzt sich über die Zollbestimmungen hinweg und ist außerdem in einige Entführungen verwickelt. Bis heute ist noch nicht geklärt, welche Rolle sie während der Second-Genesis-Krise spielte. Auf jeden Fall war sie schlau genug, um sich damals einen Zellaktivator zu sichern.«

Saedelaere wurde einer Antwort enthoben, denn in diesem Augenblick wurde ein weiterer Bildschirm hell. Auf ihm war die Piratin Tipa Riordan in voller Größe zu sehen. Die alte Frau war etwas über eineinhalb Meter groß. Sie hielt sich nach vorn gebeugt und stützte sich auf einen Stock. Sie war vollkommen in Leder gekleidet. Ihr zahnloser Mund wurde von keiner Prothese ausgefüllt, so dass ihre Lippen wie eine schmale Kerbe wirkten. Das vorspringende Kinn und die scharfrückige gekrümmte Nase verliehen ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Raubvogel. Ihre grauweißen Haare waren zu einem großen Knoten geformt, der genau in der Mitte des Kopfes saß.

»Wer ist der Bursche mit der Maske?«, fragte Tipa Riordan anstelle einer Begrüßung. »Hältst du dir neuerdings Leibwächter?«

»Mein Name ist Alaska Saedelaere«, sagte Alaska belustigt. »Sie haben sicher schon von mir gehört. Ich bin Logiker.«

»Er spricht die Wahrheit«, fügte Atlan hinzu.

»Warum tragen Sie keine Bioplastmaske?«, erkundigte sich Tipa. »Das würde Sie menschlicher aussehen lassen, Saedelaere.«

»Die Art meiner Verletzungen verbietet mir das Tragen einer Bioplastmaske«, gab Saedelaere zurück.

»Hmm«, machte Tipa Riordan und wackelte mit dem Kopf. »Ich möchte mehr über Sie erfahren, Saedelaere.«

Atlan hielt den Zeitpunkt für gekommen, in dieses Gespräch einzugreifen.

»Kommst du nicht auf den Gedanken, dass Saedelaere diese Unterhaltung unangenehm sein könnte, Tante Tipa?«, fragte er.

Tipa Riordan hob ihren Stock und fuchtelte damit herum. Sie war wütend.

»Nenn mich nicht Tante, du Kindskopf«, sagte sie. »Ich habe im Alter von einhundertfünfundzwanzig Jahren einen Zellaktivator bekommen und seither mein Aussehen nicht verändert. Mancher Bursche in der Flotte wäre glücklich, wenn er mich ehelichen könnte.«

»Aber nur deines Geldes wegen«, versetzte Atlan.

»Ich habe mich nicht mit dir in Verbindung gesetzt, um mich mit dir zu streiten, Beuteterraner«, sagte Tipa Riordan. »Es ist etwas geschehen, was mich veranlasst, dich umgehend anzurufen. Wir müssen uns treffen.«

»Was ist passiert?«

»Das kann ich dir nicht über Funk mitteilen. Ich schlage vor, dass wir uns am zwölften Februar auf Olymp treffen.«

Atlan schüttelte den Kopf.

»Du erwartest doch nicht etwa, dass ich aufgrund dieser vagen Andeutungen Quinto-Center verlasse?«

»Wenn du nicht völlig verkalkt bist, wirst du es tun«, sagte Tipa.

Bevor Atlan antworten konnte, wurde die Verbindung unterbrochen. Smonks' Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm. Der junge Mann wirkte aufgeregt.

»Die Verbindung wurde von der Dame unterbrochen, Sir.«

»Schon gut, Smonks«, sagte Atlan. »Machen Sie sich keine Sorgen wegen dieser ... äh ... Dame.«

Smonks schaltete sich aus.

»Eine bemerkenswerte Frau«, bemerkte Saedelaere und lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück. »Ich habe nicht gewusst, dass sie Verbindung mit offiziellen Stellen hat.«

»Daran bin ich unschuldig«, sagte Atlan mürrisch. »Hätte ich eine Entscheidung zu treffen, würde ich diese Giftnatter hinter Schloss und Riegel bringen. Aber Perry ist dagegen. Manchmal könnte man glauben, Sie sei für ihn so etwas wie eine Mutter.«

»Eine Mutter mit dreitausend schwerbewaffneten Schiffen«, sagte Saedelaere nicht ohne Ironie.

Atlans Hände beschäftigten sich mit einem Papier, aber seine Blicke blieben auf Saedelaere gerichtet.

»Perry lässt sich von Tipas Kampf für eine geeinte Menschheit beeindrucken«, sagte der Arkonide. »Gewiss, sie hat bisher nur Schiffe und Niederlassungen unserer Gegner überfallen und Blutvergießen vermieden. Deshalb ist sie trotzdem in meinen Augen ein Mensch, der sich außerhalb des Gesetzes gestellt hat.«

Saedelaere schlug die Beine übereinander.

»Ich glaube, Sie mögen sie, Sir«, sagte er.

»Was?«, entfuhr es Atlan. »Sie müssen verrückt sein, Alaska, wenn Sie so etwas behaupten!«

Saedelaere senkte den Kopf.

»Tipa Riordan hat bessere Verbindungen zu den überall in der Galaxis verstreuten Nachkommen der Terraner als irgendein anderer Mensch«, sagte der Logiker. »Meines Wissens hat sie in den vergangenen Jahrhunderten Perry Rhodan immer wieder mit wertvollen Informationen geholfen.«

»Das ist richtig«, musste Atlan zugeben. »Sie soll sogar Verbindungen zu der geheimnisvollen Gruppe der Wissenschaftler haben, die wir seit Jahrzehnten vergeblich suchen.«

Saedelaere schob mit den Händen seine Maske nach oben, die sich durch das Sprechen etwas nach unten gesenkt hatte.

»Ich entnehme Ihren Worten, dass Sie dem Ruf der Piratin folgen werden, Sir.«

»Ich muss es wohl tun«, sagte Atlan nachdenklich. »Ohne wichtigen Grund würde mich Tipa nicht nach Olymp bestellen. Was ist, Alaska? Wollen Sie mich begleiten?«

Saedelaere erhob sich. Er wirkte so dünn und zerbrechlich, dass man Angst haben musste, ihn nur zu berühren. Und doch ging eine seltsame Kraft von ihm aus.

»Mit dem größten Vergnügen, Sir«, sagte Saedelaere erfreut.

Atlan strich sich über sein Kinn und blickte auf die Sternenkarte, die an der dem Schreibtisch gegenüberliegenden Wand befestigt war und auf der alle Stützpunkte der USO als Leuchtzeichen eingetragen waren.

2.

Zehn Stunden, bevor sie sich mit Atlan in Verbindung setzte, hatte Tipa Riordan die Nachricht über die Vernichtung eines ihrer Schiffe erhalten.

Tipa Riordan hatte den Ersten Wesir, Kawa Dantroff, in ihre Kabine bestellt. Die Piratin hielt sich selten in der Zentrale ihres Flaggschiffs DREADFUL auf. Die Wände ihrer Kabine waren mit Fellen seltener Tiere bedeckt. Auf dem Tischchen neben der bequemen Liege stand ein uralter Bronzeleuchter. Eine Galerie großblütiger Blumen reichte von der einen Seite des Eingangs bis zum Wandschrank, in dem Tipa ihre liebsten Schätze aufbewahrte.

Kawa Dantroff betrat die Kabine der Piratin, nachdem Tipa ihn auf sein heftiges Klopfen hin zum Eintreten aufgefordert hatte.

Dantroff blieb am Eingang stehen und schlug sich mit der rechten Faust dreimal fest gegen das Kinn. Das war der unter den Piraten übliche Gruß. Gerüchte wollten wissen, dass Anhänger Tipas, die die Piratin besonders verehrten, sich bei solchen Begrüßungsszenen schon bewusstlos geschlagen hatten.

»Schließ die Tür, Kawa!«, befahl Tipa Riordan dem Ersten Wesir.

Dantroff war ein kleiner, achtzig Jahre alter Mann mit einem Kahlkopf und einem feuerroten Schnurrbart mit zwanzig Zentimeter langen und gedrehten Enden. Er trug weite Pluderhosen von blauer Farbe, rote Stiefel, eine weiße Kosakenbluse und einen Waffengürtel mit ovaler Schnalle.

Dantroff galt als genialer Techniker und Stratege. Überdies war er ein Kosmonaut mit überragenden Kenntnissen.

»Ich mache mir Sorgen«, eröffnete Tipa mit ihrer keifenden Stimme das Gespräch.

Dantroff nickte zustimmend und hielt seine abwartende Haltung bei.

»Wegen unseres geplanten Einsatzes«, fügte Tipa hinzu.

Weder Tipa noch einer ihrer Piraten wären je auf den Gedanken gekommen, einen ihrer zahlreichen Überfälle anders als einen »Einsatz« zu bezeichnen.

»Das Gal-System wird nicht abgesichert«, sagte Dantroff. »Außerdem hat Dabrifa jetzt andere Sorgen, als sich um seine weit über die Galaxis verstreuten Waffenlager zu kümmern. Wir werden unbehelligt auf Ursus landen und die wenigen dort stationierten Soldaten Dabrifas mit Narkosestrahlern ausschalten. Bis sie wieder zu sich kommen, können wir schon verschwunden sein.«

Tipa Riordan erhob sich und stützte sich auf ihren hydraulischen Stock. Dantroff wusste, dass seine Chefin in diesem Stock mehrere Waffen und Funkgeräte untergebracht hatte. Außerdem konnte Tipa mit Hilfe des hydraulischen Stockes sechs Meter hoch springen und auf diese Weise Hindernisse überwinden.

Auch der Knoten, zu dem Tipa Riordan ihre Haare gebunden hatte, diente als Versteck für mehrere Mikrowaffen und ein Ortungsgerät.

Nur Kawa Dantroff wusste genau, welches Arsenal an Waffen und Geräten die alte Frau mit sich herumzuschleppen pflegte.

»Hol die Karte!«, befahl Tipa.