Perry Rhodan 414: Der Weltraum-Zirkus - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 414: Der Weltraum-Zirkus E-Book

William Voltz

0,0

Beschreibung

Die galaktischen Nomaden kommen nach Olymp - und mit ihnen die Agenten des Supermutanten Im Solsystem, das seit dem "Tag Laurin" um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und dadurch für das übrige Universum unsichtbar und nicht-existent wurde, schreibt man Ende November des Jahres 3432. Innerhalb des Solsystems herrscht wieder Ruhe, und der Handel mit dem Planeten Olymp, der über die Zeitschleuse getätigt wird, verläuft planmäßig. Allerdings müssen die Terraner höllisch aufpassen, daß das Geheimnis vom Weiterleben ihres Sonnensystems gewahrt bleibt - nicht nur gegenüber den Großmächten der antisolaren Koalition und den anderen Machtgruppen der Galaxis, sondern speziell gegenüber Ribald Corello, dem Supermutanten, der die Menschheit abgrundtief haßt. Spezialagent Joak Cascal, der im Auftrag der Solaren Abwehr handelt, hat bereits versucht, Ribald Corellos Existenz nichtig zu machen. Doch der Zeitreisende kam zu spät, um seine Mission in vollem Umfang zu erfüllen. Und so stellt Ribald Corello, der anscheinend das Ziel verfolgt, sich zum Diktator der Galaxis aufzuschwingen, auch weiterhin eine tödliche Bedrohung für alle Sternenvölker dar. Aber es gibt noch andere Dinge, mit denen sich die Solare Abwehr notgedrungen beschäftigen muß: Da ist beispielsweise Lord Zwiebus, der Neandertaler, der während der gefährlichen Reise des Sonnenforscher-Schiffes schwere geistige Schäden davongetragen hat. Lord Zwiebus wird aus dem Solsystem ausgeschleust, denn er soll sich auf dem Planeten Tahun, dem Medo-Center der USO, einer Heilbehandlung unterziehen. Doch kaum ist die erste Station des Fluges erreicht - der Handelsplanet Olymp -, da macht sich der geistig verwirrte Neandertaler selbständig. Das Ziel seiner Flucht ist DER WELTRAUM-ZIRKUS...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 414

Der Weltraum-Zirkus

Die galaktischen Nomaden kommen nach Olymp – und mit ihnen die Agenten des Supermutanten

von WILLIAM VOLTZ

Im Solsystem, das seit dem »Tag Laurin« um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und dadurch für das übrige Universum unsichtbar und nicht-existent wurde, schreibt man Ende November des Jahres 3432.

Innerhalb des Solsystems herrscht wieder Ruhe, und der Handel mit dem Planeten Olymp, der über die Zeitschleuse getätigt wird, verläuft planmäßig. Allerdings müssen die Terraner höllisch aufpassen, dass das Geheimnis vom Weiterleben ihres Sonnensystems gewahrt bleibt – nicht nur gegenüber den Großmächten der antisolaren Koalition und den anderen Machtgruppen der Galaxis, sondern speziell gegenüber Ribald Corello, dem Supermutanten, der die Menschheit abgrundtief hasst.

Spezialagent Joak Cascal, der im Auftrag der Solaren Abwehr handelt, hat bereits versucht, Ribald Corellos Existenz nichtig zu machen. Doch der Zeitreisende kam zu spät, um seine Mission in vollem Umfang zu erfüllen. Und so stellt Ribald Corello, der anscheinend das Ziel verfolgt, sich zum Diktator der Galaxis aufzuschwingen, auch weiterhin eine tödliche Bedrohung für alle Sternenvölker dar.

Aber es gibt noch andere Dinge, mit denen sich die Solare Abwehr notgedrungen beschäftigen muss: Da ist beispielsweise Lord Zwiebus, der Neandertaler, der während der gefährlichen Reise des Sonnenforscher-Schiffes schwere geistige Schäden davongetragen hat.

Lord Zwiebus wird aus dem Solsystem ausgeschleust, denn er soll sich auf dem Planeten Tahun, dem Medo-Center der USO, einer Heilbehandlung unterziehen. Doch kaum ist die erste Station des Fluges erreicht – der Handelsplanet Olymp –, da macht sich der geistig verwirrte Neandertaler selbständig.

Die Hauptpersonen des Romans

Mathilda Grobwitz – Eine Hundertjährige sucht ihren 24. Ehemann.

Burlow Gideon und Hal Garnish – Finanzverwalter und Organisator eines interstellaren Zirkusunternehmens.

Big Vip Poster – Ein »Bestienjongleur«.

Galbraith Deighton – Der Solarmarschall ärgert sich über Betrunkene.

Lord Zwiebus – Der Neandertaler ergreift die Flucht.

Prottor, Juvhien und Sillock

1.

SolAb-Chef Galbraith Deighton stand am Fenster im ersten Stock des kleinen Hotels und starrte ungläubig auf die zu dieser späten Stunde nur schwach beleuchtete Straße hinab. Unmittelbar unter Deightons Fenster waren zwei Raumfahrer damit beschäftigt, den schwankenden Spezialagenten Tillis Kilgore in der Straßenmitte zu halten und gleichzeitig am Hinfallen zu hindern. Da die Trunkenheit der beiden Helfer kaum geringer war als die Kilgores, war dies ein Unternehmen, das höchste Konzentration und gegenseitige lautstarke Ermunterungen erforderte.

Deightons Ärger über Kilgores Verhalten hatte gerade den Höhepunkt erreicht, als am Ende der Straße neuer Lärm aufklang. Der SolAb-Chef strengte seine Augen an und erkannte eine zweite Gruppe Betrunkener, deren Mittelpunkt SolAb-Spezialagent Vip Poster bildete. Poster war noch betrunkener als Kilgore; er hatte ein Stadium der Trunkenheit erreicht, wo er sich mit allen Mitmenschen verbrüdern wollte – jedenfalls ließen seine mehr gelallten als gesprochenen Beteuerungen darauf schließen. Der riesige Poster bedurfte der doppelten Anzahl von Helfern. An jedem seiner muskulösen Arme klammerten sich zwei Raumfahrer. Deighton konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die vier Männer festhielten und gleichzeitig Poster stützten.

Plötzlich blieb die Menschentraube stehen. Nachdem sie den Schrittrhythmus einmal verloren hatten, fiel es den Männern offenbar schwer, wieder in Gang zu kommen. Poster brüllte über die Straße, dass er jeden umbringen würde, der ihn und seine unvergleichlichen Freunde am Weitergehen hindern wollte. Deighton schloss daraus, dass sogar Posters Sehvermögen getrübt war, denn es war doch offensichtlich, dass die Gruppe aus eigener Schwäche und nicht etwa durch die Intervention anderer zum Stehen gekommen war.

Poster begann zu schwanken, und sein Gebrüll erstarb. Mit seinen ungeheuren Kräften schleuderte er seine vier Begleiter hin und her.

»Hierher!«, schrie einer von ihnen. »Wir können ihn nicht mehr halten.«

Angespornt durch diesen Notschrei verließen Kilgores Helfer ihre Posten und rannten die Straße hinab, um ihren vier Freunden zu helfen. Kilgore, der plötzlich ohne Stütze war, taumelte rückwärts, bis er mit dem Rücken die Wand des Hotels berührte und dann langsam an ihr herabsank. Deighton beugte sich aus dem Fenster und hörte Kilgore schnarchen. Der Spezialagent musste sofort eingeschlafen sein. Inzwischen waren Kilgores Begleiter bei Big Vip Poster angekommen und griffen heldenmütig in die Rettungsaktion ein. Irgendwie gelang es ihnen, Poster wieder in Bewegung zu setzen.

Unmittelbar unter Deightons Fenster blieb die Gruppe ein zweites Mal stehen. Big Vip Poster legte den Kopf in den Nacken, als wollte er den nicht vorhandenen Mond Olymps anheulen – und sah Deighton im Fenster stehen.

»Bringt mir eine Gitarre«, sagte Poster zu seinen Begleitern. »Ich möchte der Schönen ein Ständchen bringen.«

Die Raumfahrer, nicht so sinnlos betrunken wie Poster und Kilgore, erkannten den Mann am Fenster und ergriffen die Flucht.

»Feine Kerle!«, sagte Poster zufrieden, denn er glaubte, dass seine Freunde gegangen waren, um eine Gitarre zu holen. »Sie lesen mir jeden Wunsch von den Augen ab.«

Deightons arg strapazierter Sinn für Humor erlitt in diesem Augenblick einen Knacks, und er wandte sich vom Fenster ab, um sich in aller Hast anzukleiden.

Inzwischen schien Kilgore wieder erwacht zu sein, denn Deighton konnte hören, wie sich die beiden Spezialagenten lautstark unterhielten. Deighton verließ sein Zimmer und stürmte die Treppe hinab.

Als er auf die Straße trat, standen Big Vip Poster und Tillis Kilgore Arm in Arm ein paar Meter vom Eingang des Hotels entfernt und machten Anstalten, sich der Tür zu nähern. Zwischen Poster und Kilgore schien es jedoch eine Meinungsverschiedenheit darüber zu geben, wo der Eingang tatsächlich lag, denn jeder der beiden Männer zog in eine andere Richtung.

Mit einer Stimme, die einen betrunkenen Elefantenbullen auf die Beine gebracht hätte, sagte Deighton: »Guten Morgen, meine Herren!«

Mit stierem Blick musterte Poster seinen Vorgesetzten. Die Erkenntnis, wer da vor ihm stand, kroch langsam in Posters Verstand. Dem erhebenden Gefühl völliger Losgelöstheit und Verbundenheit mit seinen Zechkumpanen folgte nun eine schnelle Ernüchterung, begleitet von allen unangenehmen Erscheinungen eines schweren Rausches.

Kilgore fühlte sich offenbar verpflichtet, die Situation zu retten, denn er salutierte hastig. Die Heftigkeit seiner Bewegung riss ihn von den Beinen, und er landete unsanft am Boden.

»Wir melden uns zurück, Sir«, sagte Poster mit belegter Stimme. »Der Einsatz war ein voller Erfolg.«

»Begleiten Sie mich auf mein Zimmer, sofern Sie noch dazu in der Lage sind«, sagte Deighton und wandte sich ab.

Poster half dem auf dem Boden herumkriechenden Kilgore auf die Beine.

»Glaubst du, dass er sauer ist?«, erkundigte sich Kilgore besorgt und warf einen Blick auf den Eingang, durch den Deighton soeben im Hotel verschwunden war.

»Ich weiß nicht«, erwiderte Poster. »Ein bisschen schon.«

Kilgore stützte sich schwer auf seinen Freund.

»Was wird jetzt geschehen?«, fragte er.

»Keine Ahnung«, antwortete Poster. »Vermutlich wirft man mich wieder 'raus.«

Mit gemeinsamer Anstrengung gelang es ihnen, die Tür zu öffnen. Sie taumelten in den Vorraum. Der Robotdiener trat ihnen lautlos entgegen und überreichte ihnen die Schlüssel zu ihrem Zimmer.

Nicht ohne Unbehagen blickte Poster die Treppe hinauf, die sie überwinden mussten, um zu Deighton zu gelangen.

»Geh du voran!«, schlug Kilgore vor. »Ich möchte nicht, dass ich auf dich falle.«

»Wenn ich vorausgehe, brauchst du ein Stück Schlauch, damit du weiteratmen kannst, wenn ich auf dich falle«, sagte Big Vip Poster.

Sie entschieden sich dafür, nebeneinander die gefährliche Höhe zu erklimmen. Der Tumult, den sie dabei machten, lockte Galbraith Deighton abermals auf den Gang hinaus.

»Beeilen Sie sich!«, rief Deighton. »Von Ihrem Bericht wird es abhängen, ob Sie ein Disziplinarverfahren erwarten müssen oder nicht.«

»Hast du gehört?«, sagte Poster zu Kilgore. »Ein Dische... ein Diszipsch... so ein Verfahren da.«

Es fiel ihm in seinem jetzigen Zustand offenbar schwer, das Wort korrekt auszusprechen.

Irgendwie gelangten sie in Deightons Zimmer. Posters Augen erspähten einen Sessel, und er schwankte mit einem erleichterten Seufzer darauf zu.

»Stehenbleiben!«, befahl Deighton. »Reißen Sie sich zusammen.«

Poster nahm Haltung an. Tillis Kilgore versuchte, sich hinter dem breiten Rücken seines Freundes zu verbergen. Deighton ging zum Wandschrank und nahm zwei Dragees aus der Hausapotheke. Wortlos überreichte er jedem der Spezialisten eines davon. Gehorsam schluckten Poster und Kilgore das Medikament.

»So«, sagte Deighton. »Ich hoffe, dass Sie jetzt halbwegs bei Sinnen sind. Big Vip, berichten Sie, wie es dazu kommen konnte, dass Sie beide in dieser Verfassung sind.«

»Jawohl, Sir«, stieß Big Vip Poster eifrig hervor. Er konzentrierte sich und ließ seine Gedanken die beschwerliche Reise in die Vergangenheit antreten. Da war der Auftrag. Kilgore und er waren zusammen mit dem SolAb-Chef nach Olymp gekommen, um alles für die Ankunft des GGG-Zirkus vorzubereiten. Er, Poster, war als Begleiter Deightons ausgewählt worden, weil er als ehemaliger Artist eine Menge über die Nomadenzirkusse wusste.

Am vergangenen Abend hatte Deighton Kilgore und ihm befohlen, sich mit dem Vertreter des GGG-Zirkus auf Olymp zusammenzusetzen und ihn auszuhorchen.

Poster erinnerte sich, dass sie mit Yonah Gallico zusammengetroffen waren. Ein gastfreundlicher Mensch, dieser Zirkuspropagandist.

»Haben Sie Gallico getroffen?«, fragte Deighton weiter.

»Ja, Sir«, sagte Poster. Allmählich gewannen die verschwommenen Bilder an Klarheit. Er erinnerte sich, dass er zusammen mit Kilgore einen Schlachtplan entworfen hatte. Um schneller ans Ziel zu gelangen, hatten sie Yonah Gallico betrunken gemacht. Poster hatte dem Zirkuspropagandisten mit einigen Tricks imponiert, dann hatten sie zusammen alte Nomadenlieder gesungen.

Schließlich war Gallico gesprächig geworden und hatte auf die Chefin von GGG zu schimpfen begonnen. Wie alle Nomadengruppen besaß auch GGG eine matriarchalische Regierungsform. Mathilda Grobwitz, die Chefin von Grobwitz, Gideon und Garnish musste nach Gallicos Worten eine sehr strenge Anführerin sein.

Poster erinnerte sich, dass Gallico eine Stunde von ihr gesprochen hatte.

Die Hinweise, auf die Poster und Kilgore jedoch gewartet hatten, waren ausgeblieben.

»Sir, Kilgore und ich glauben nicht, dass GGG Kontakt zu Corello oder den verschiedenen Sternenreichen aufgenommen hat, um für eine dieser Machtgruppen auf Olymp zu spionieren«, sagte Big Vip Poster. »Die Nomaden sind viel zu freiheitsliebend, um sich auf irgendeine Weise zu binden.«

»Es ist seit drei Wochen offiziell bekannt, dass wir den GGG-Zirkus zu einem Gastspiel eingeladen haben«, sagte Deighton nachdenklich. »Die Agenten unserer Gegner wussten sicher noch früher von unserem Vorhaben. Sie hatten also genügend Zeit, Verbindungsmänner in die ARTIST QUEEN einzuschleusen, die nun als Artisten getarnt nach Olymp kommen.«

»Yonah Gallico wusste nichts davon«, sagte Poster. »Auf meine Frage, ob in letzter Zeit neue Künstler zu GGG gekommen wären, antwortete er mit nein.«

Galbraith Deighton trat ans Fenster. Er fragte sich, ob Rhodan und er richtig gehandelt hatten, als sie GGG zu einem Gastspiel auf Olymp eingeladen hatten. In einem erbitterten Nervenkrieg mehrerer Machtgruppen gehörte die Einladung an GGG zur psychologischen Kriegsführung. Rhodan und Deighton wollten jenen Politikern entgegentreten, die behaupteten, Olymp sei im gleichen Maße eine militärische wie wirtschaftliche Einrichtung. Die Anwesenheit eines Zirkus auf dem Handelsplaneten würde vor allem die fremden Händler vom Status Olymps überzeugen. Niemand konnte behaupten, dass die Nomaden im Interesse der Menschheit nach Olymp kamen, denn dazu waren sie zu unabhängig. Sie ließen sich für keine politischen Schachzüge ausnutzen.

»Dabrifa, Corello und alle anderen, die sich für Olymp interessieren, lassen sich eine solche Chance bestimmt nicht entgehen«, sagte Deighton. »Wir müssen damit rechnen, dass zusammen mit dem Zirkus ein paar unangenehme Zeitgenossen nach Olymp kommen, die ihre Nasen in alle möglichen Dinge stecken.«

Deighton wandte sich wieder den beiden Spezialagenten zu. Er sah, dass Big Vip Poster ein paar Tränen über die Wangen liefen. Das Gesicht Posters war rot angeschwollen.

»Was ist los mit Ihnen?«, erkundigte sich Deighton. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«

Poster nickte verzweifelt. Er musste aufstoßen, kämpfte aber gegen diesen überwältigenden inneren Drang, weil er es für unschicklich hielt, in der Gegenwart des SolAb-Chefs zu rülpsen. Die Anstrengung trieb ihm die Tränen ins Gesicht.

Deighton ging zur Seitentür und deutete wortlos in die Toilette.

Poster nickte erleichtert und schwankte hinüber.

»Niemand braucht zu wissen, dass ich mich auf Olymp aufhalte«, sagte Galbraith Deighton zu Kilgore. »Hoffentlich haben Poster und Sie keine dumme Bemerkung gegenüber Yonah Gallico gemacht.«

»Bestimmt nicht, Sir!«, versicherte Kilgore. »Bevor wir richtig betrunken waren, lag Yonah Gallico schon halb bewusstlos unter dem Tisch.«

Deightons Augen wurden schmal.

»Poster und Sie haben also weitergetrunken, nachdem das Gespräch mit dem Zirkuspropagandisten bereits abgebrochen war«, stellte er fest.

»Wir waren gerade so schön in Fahrt, Sir«, sagte Kilgore entschuldigend.

Nebenan in der Toilette gab es einen explosionsartigen Rülpser, der Kilgore zusammenzucken ließ.

»Und wer sind die Männer, die Sie zum Hotel gebracht haben?«

»Ein paar Raumfahrer, Sir.«

»Sie haben mich erkannt«, sagte Deighton. »Hoffentlich sind sie vernünftig und halten ihren Mund.«

»Bestimmt, Sir«, sagte Kilgore. »Wir haben sie darum gebeten, niemand etwas von diesen Vorfällen zu erzählen.«

Deighton blickte auf seine Uhr.

»Sie und Poster müssen noch ein paar Stunden schlafen«, sagte er. »Sie haben morgen einen schweren Tag. Der Zirkus kommt.«

»Ja, Sir«, sagte Kilgore.

Er wartete, bis Poster aus der Toilette auftauchte und ging dann mit ihm hinaus. Sie hinterließen den Geruch nach Rausch und abgestandenem Bier. Deighton wartete, bis es draußen auf dem Gang ruhig geworden war, dann holte er ein kleines Funkgerät mit Bildschirmteil aus dem Schrank. Er drückte ein paar Tasten und wartete, bis der Bildschirm hell wurde. Das Gesicht von Kaiser Anson Argyris zeichnete sich darauf ab. Deighton lächelte unwillkürlich. Einen Roboter konnte man zum Glück nicht aus dem Schlaf schrecken.

»Guten Morgen, Sir«, sagte der Vario-500. »Was kann ich für Sie tun?«

»Die beiden Spezialagenten sind soeben vom Verhör Gallicos zurückgekommen«, berichtete Deighton. »Lassen Sie bitte feststellen, ob Gallico betrunken nach Hause kommt. Außerdem haben mich ein paar Raumfahrer gesehen. Ich glaube, sie gehören zur Besatzung der MATAMAROS. Sorgen Sie dafür, dass diese Männer nicht ungewollt Schwierigkeiten machen.«

»Ich werde mich um alles kümmern«, versprach Argyris.

»Noch etwas«, sagte Deighton. »Ich brauche eine Liste aller Leute, die sich morgen nach der Landung der ARTIST QUEEN auffällig in der Nähe des Zirkus herumtreiben. Das gilt auch für das Bodenpersonal.«

»Geht in Ordnung, Sir«, sagte Argyris.

Deighton lächelte.

»Ziehen Sie beim Empfang des Zirkus eine kleine Show ab«, sagte er. »Ich habe gehört, dass Mathilda Grobwitz eine Schwäche für starke Männer hat. Machen Sie von Ihrem kybernetischen Charme Gebrauch.«

»Ich werde mich bemühen, Galbraith Deighton.«

Deighton unterbrach das Gespräch und stellte das Funkgerät weg. Eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, dass eine Reihe von Schwierigkeiten bevorstanden. Vielleicht war es tatsächlich ein Fehler gewesen, den Zirkus nach Olymp einzuladen. Jetzt konnten sie jedoch das Gastspiel nicht mehr absagen. Sie hätten sich damit eine Blöße gegeben.

Deighton ließ sich aufs Bett fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er dachte nach. Als Zellaktivatorträger brauchte er kaum Schlaf.

Poster und Kilgore waren nicht besonders zuverlässig, aber sie waren beide ehemalige Artisten. Poster hatte sogar einige Zeit bei einem Nomadenzirkus gearbeitet.

Der SolAb-Chef blickte auf seine Uhr. In ein paar Stunden würden zwei Wächter zusammen mit Lord Zwiebus auf Olymp eintreffen, um von hier aus die Reise nach Tahun anzutreten. Der Neandertaler war nach dem Anflug mit der SUN DRAGON an den Todessatelliten zu einem wilden Tier geworden. Perry Rhodan hoffte, dass Lord Zwiebus auf Tahun, dem medizinischen USO-Center, geholfen werden konnte.

Zum Glück brauchte Deighton sich nicht um diese Sache zu kümmern. Atlan hielt sich ebenfalls auf Olymp auf und würde alles veranlassen, dass Lord Zwiebus schnell und unauffällig an Bord eines Raumschiffs gebracht wurde, mit dem man ihn nach Tahun fliegen würde.

Auf der Erde war eigens für diesen seltsamen Transport eine Spezialkiste entwickelt worden, die verhinderte, dass die beiden Männer und Lord Zwiebus von den Sicherheitseinrichtungen der Containerstraße erfasst und getötet wurden.

Deighton merkte, dass er keine Ruhe mehr finden würde. Er erhob sich und ging zum Fenster.

Am Horizont kroch die Morgendämmerung herauf. Sobald es völlig hell war, würde die ARTIST QUEEN landen. Und noch heute Abend würden die Nomaden ihre erste Show bringen. Die auf Olymp lebenden Menschen freuten sich über die Abwechslung. Keiner von ihnen ahnte, dass mit dem Gastspiel des Zirkus ein besonderer Zweck verfolgt wurde. Das wussten noch nicht einmal die Nomaden von GGG.

Deighton lächelte.

2.

Burlow Gideon lenkte seinen Rollstuhl in die große Trainingshalle der ARTIST QUEEN hinein und landete auf einem eigens dafür vorgesehenen Podest, von dem aus er den gesamten Raum überblicken konnte. Gideon war Verwalter und Erster Kassierer von GGG, ein nur eineinhalb Meter großer, kahlköpfiger Mann mit einem ockergelb gefärbten Spitzbart. Verschiedene schwere Krankheiten, deren Bezeichnung außer Gideon kaum jemand kannte, zwangen ihn angeblich zu einem Leben im Rollstuhl.

Gideon schaltete den Antigravprojektor aus und ließ die Rückenlehne zurücksinken. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse innerhalb der Halle.