Perry Rhodan 419: Konferenz der Verräter - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 419: Konferenz der Verräter E-Book

William Voltz

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Beschreibung

1400 Planeten entsenden ihre Vertreter - ein neues Imperium soll gegründet werden Im Solsystem schreibt man Anfang März des Jahres 3433. Somit sind seit dem Tag "Laurin", dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, zwei Jahre und fünf Monate vergangen. Perry Rhodan, der das Abenteuer mit der lebenden Bombe und dem Supermutanten mit viel Glück überstanden hat, befindet sich wieder zu Hause im Solsystem, wo bereits ein neues Problem auf ihn wartet. Nathan, das biopositronische Riesengehirn auf Luna, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet, daß etwa zweieinhalb Jahre nach "Laurin" die erste Problemphase innerhalb des Fünfhundertjahresplanes auftreten würde. Eine Krise, die die Existenz der Terraabkömmlinge der drei großen Sternenreiche Dabrifa, Carsual und ZGU betraf, konnte durch das Eingreifen Joak Cascals, des "galaktischen Kuriers", bereits gemeistert werden. Nun wird die Lage im Solaren System zunehmend kritisch. Unzufriedenheit macht sich breit, und es kommt zu Protestaktionen, denn die meisten Menschen sind seit Oktober des Jahres 3430 im Solsystem eingesperrt und haben seit dem Zeitpunkt keinen Kontakt mehr mit ihren Angehörigen, die auf anderen Welten leben oder in der Solaren Flotte Dienst tun. Das Kontaktproblem muß also gelöst werden - und es wird auch auf relativ einfache Art und Weise gelöst. Viel schlimmer ist jedoch, daß rund 1400 ehemalige Imperiumswelten ihre Delegierten ins Kekile-System entsenden, wo Generalkoordinator Herrihet sie zu einer Konferenz erwartet - zur KONFERENZ DER VERRÄTER...

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Nr. 419

Konferenz der Verräter

1400 Planeten entsenden ihre Vertreter – ein neues Imperium soll gegründet werden

von WILLIAM VOLTZ

Im Solsystem schreibt man Anfang März des Jahres 3433. Somit sind seit dem Tag »Laurin«, dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, zwei Jahre und fünf Monate vergangen.

Perry Rhodan, der das Abenteuer mit der lebenden Bombe und dem Supermutanten mit viel Glück überstanden hat, befindet sich wieder zu Hause im Solsystem, wo bereits ein neues Problem auf ihn wartet.

NATHAN, das biopositronische Riesengehirn auf Luna, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet, dass etwa zweieinhalb Jahre nach »Laurin« die erste Problemphase innerhalb des Fünfhundertjahresplanes auftreten würde.

Eine Krise, die die Existenz der Terraabkömmlinge der drei großen Sternenreiche Dabrifa, Carsual und ZGU betraf, konnte durch das Eingreifen Joak Cascals, des »galaktischen Kuriers«, bereits gemeistert werden.

Nun wird die Lage im Solaren System zunehmend kritisch. Unzufriedenheit macht sich breit, und es kommt zu Protestaktionen, denn die meisten Menschen sind seit Oktober des Jahres 3430 im Solsystem eingesperrt und haben seit dem Zeitpunkt keinen Kontakt mehr mit ihren Angehörigen, die auf anderen Welten leben oder in der Solaren Flotte Dienst tun.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt den »Postverkehr« regeln.

Esybon Herrihet – Ein Mann, der ein undurchsichtiges Spiel treibt.

Atlan – Der Lordadmiral wird entführt.

Julian Tifflor – Der Solarmarschall übernimmt sein altes Kommando.

Tipa Riordan – Die Piratenlady betätigt sich als Kidnapperin.

»Es« – Der Unsterbliche von Wanderer lässt wieder von sich hören.

Alaska Saedelaere, Ras Tschubai und Gucky

HOCHVERRAT IST EINE FRAGE DES DATUMS.

Talleyrand.

1.

Alaska Saedelaere hatte den Morgen damit zugebracht, aufblasbare Bonbons an alle Kinder zu verteilen, die die Spielwarenabteilung von RICHLING besuchten. Zu diesem Zweck hatte man Saedelaere in einen silberfarbenen Anzug gesteckt, der nach den Worten der Direktion gut zu der Plastikmaske des Transmittergeschädigten passte. Auf der linken Brustseite von Saedelaeres Anzug stand in großen goldenen Buchstaben CAPTAIN FLASH, darunter war ein Emblem mit dem Zeichen des Warenhauses.

Saedelaere, oder Captain Flash, wie er jetzt hieß, saß auf einem von den Werbetechnikern gebauten Raketenschlitten, der in allen Farben schillerte und mit dem sich bestenfalls ein Selbstmörder in den Weltraum gewagt hätte. Der Schlitten besaß zu beiden Seiten tonnenförmige Aufbauten, in denen die Bonbons aufbewahrt wurden, die Alaska verteilen musste.

War Saedelaeres Aufmachung noch dazu angetan, die jüngeren Besucher des Warenhauses zu begeistern, so erweckte sie bei den älteren nur mitleidiges Lächeln oder offenen Spott. Saedelaere, der so dünn war, dass er fast zerbrechlich wirkte, füllte den Silberanzug nicht aus, so dass dieser schlaff an seinem Körper herabhing. Saedelaere, weniger durch den Spott der Besucher als durch die unbequeme Machart des Anzugs missvergnügt, atmete erleichtert auf, als das Warenhaus seine Tore zu einer einstündigen Mittagspause schloss. Er schlüpfte aus dem Anzug und kletterte von dem Raketenschlitten herab, der bei dieser Aktion erheblich ins Schwanken geriet und fast vom Podest gekippt wäre, auf das man ihn zur besseren Sichtbarkeit gestellt hatte.

Abteilungsleiter Coutrain kam durch die Reihen der Verkaufsstände auf Saedelaere zu. Coutrain war ein Mann, der durch verbindliches Lächeln und nichtssagende Worte eine Stellung erreicht hatte, die er als »ausbaufähige Position« bezeichnete. Er fühlte sich einem Gelegenheitsarbeiter wie Saedelaere grenzenlos überlegen, was sich auch in den Blicken ausdrückte, mit denen er »Captain Flash« musterte.

»Schon Schluss gemacht?«, erkundigte sich Coutrain.

Saedelaere blickte sich um und zuckte mit den Achseln.

»Ich kann keine Kunden mehr sehen«, erwiderte er.

Coutrain zog sich auf den Schlitten und blickte in die Bonbonbehälter. Er schüttelte den Kopf, was einem strengen Verweis gleichkam.

»Wie lange wollen Sie den Job behalten?«, fragte er Alaska.

»Ich fürchte, das wird von Ihnen abhängen«, entgegnete der Transmittergeschädigte.

Coutrain wölbte die Augenbrauen. Er mochte es nicht, wenn Untergebene intelligent wären.

»Warum setzen Sie die Maske nicht ab?«, fragte er gereizt. »Wollen Sie während der Mittagspause damit herumlaufen?«

»Ja«, bestätigte Saedelaere. »Mein Gesicht ist durch Schusswunden entstellt.«

»Warum kaufen Sie sich keine Bioplastmaske?«

»Weil ich immer wieder von Männern wie Ihnen entlassen werde, bevor ich genügend Geld verdient habe«, entgegnete Saedelaere spöttisch.

Coutrain bekam einen hochroten Kopf. Es war einem Untergebenen gelungen, ihn aus der Fassung zu bringen.

»Sie können heute noch hier arbeiten«, sagte Coutrain. »Nach Feierabend müssen Sie sich Ihren Lohn abholen.«

Saedelaere blickte auf Coutrain und fragte sich, wieviel Menschen der Abteilungsleiter schon um ihren Arbeitsplatz gebracht hatte. Alaska war jedoch nicht nach Precheur gekommen, um sich mit Leuten wie Coutrain auseinanderzusetzen. Deshalb wandte er sich achselzuckend ab und ging in Richtung des Kantinenraums.

Er wunderte sich, dass Grenosh noch nicht aufgetaucht war. Grenosh war einer der wichtigsten SolAb-Agenten in New Takota, der Hauptstadt von Precheur. In einer kurzen Funkbotschaft hatte er Saedelaere mitgeteilt, dass er in der Spielwarenabteilung von RICHLING mit ihm Verbindung aufnehmen würde. Saedelaere machte sich noch keine Sorgen um Grenosh. Agenten konnten nicht immer pünktlich sein.

Saedelaere weilte seit drei Tagen auf Precheur. Er war als Sonderbeauftragter Perry Rhodans gekommen, um herauszufinden, wie mächtig Generalkoordinator Esybon Herrihet wirklich war. Was Saedelaere bisher über diesen Mann erfahren hatte, bestätigte die schlimmsten Befürchtungen der Administration auf Terra.

Saedelaere betrat die Kantine und schaute sich nach einem freien Platz um. Er kümmerte sich nicht darum, dass er von allen Anwesenden angestarrt wurde.

»He, Captain Flash!«, rief ein junger Verkäufer aus der Spielwarenabteilung. »Setzen Sie sich zu mir.«

Saedelaere winkte entschuldigend und nahm an einem freien Tisch Platz. Er stellte sich mit der Wählscheibe des Tisches ein Menü zusammen, das ihm wenige Sekunden später von einem Roboter gebracht wurde. RICHLING bot seinen Mitarbeitern ein ausgezeichnetes Kantinenessen, und Alaska, der oft wochenlang von Konzentraten leben musste, gab sich ganz dem Genuss einer ausgiebigen Frischmahlzeit hin.

Neben ihm entstand ein Geräusch. Er blickte auf und sah einen Mann neben dem Tisch stehen. Der Fremde trug einen Lieferantenkittel und hielt einen Kaffeebecher in der Hand. Er lächelte zu Saedelaere herab.

»Darf ich?«, fragte er.

Saedelaere wollte schon ablehnen, als ihm einfiel, dass dieser Mann Grenosh sein konnte.

Saedelaere deutete auf den freien Platz.

Der Mann setzte sich und schob Saedelaere einen Zettel zu.

FOLGEN SIE MIR!, las Saedelaere.

Der Transmittergeschädigte zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Abfallstutzen unter dem Tisch. Er aß in aller Ruhe fertig und erhob sich dann. Sein geheimnisvoller Tischnachbar stand ebenfalls auf und bewegte sich auf den Seitenausgang zu. Saedelaere zögerte. Er fragte sich, ob die Personalabteilung von RICHLING Nachforschungen anstellen würde, wenn er so einfach verschwand. Coutrain war sicher froh, wenn er ihn los hatte und würde sich um nichts kümmern. Saedelaere konnte also sicher sein, dass man »Captain Flash« bei RICHLING schnell vergessen haben würde.

Der Mann, der vielleicht Grenosh war, hatte inzwischen den Ausgang erreicht und blickte sich abwartend um. Er warf einen fragenden Blick in Saedelaeres Richtung. Der Transmittergeschädigte nickte und verließ die Kantine. Auch im Antigravlift sprach der Fremde kein Wort, und Saedelaere dachte nicht daran, die Unterhaltung zu eröffnen. Auf einem der zahlreichen Gleitbänder verließen sie das Warenhaus, das eine Fläche von zwei Quadratkilometer bedeckte und dreißig Stockwerke hoch war. Der Fremde führte Saedelaere zu einem Parkplatz, wo er einladend auf einen Schwebegleiter wies. Als Saedelaere einstieg, hatte sein Begleiter bereits Platz genommen. Saedelaere blickte in die Mündung eines winzigen Nadlers.

»Schließen Sie die Tür!«, befahl der Fremde.

Saedelaere kam der Anordnung achselzuckend nach.

»Ich kann mich ausweisen«, sagte er. »Ich bin Major Alaska Saedelaere.«

»Daran zweifle ich nicht«, sagte der Fremde und startete den Motor. Das Fahrzeug hob vom Boden ab und schwebte auf seinen Prallfeldern einen Meter über dem Parkplatz. Der Fahrer ordnete sich in eine Startschneise ein, dann gewann der Gleiter schnell an Höhe. Als sie über den Dächern von New Takota dahinflogen, schaltete sich der andere in einen Leitstrahl ein und ließ sich aufatmend zurücksinken.

»Sie müssen mir helfen!«, sagte er.

»Hm!«, machte Saedelaere. »Ich wüsste nicht, warum ich einem Mann helfen sollte, der mich mit einem Nadler bedroht.«

Der Fremde lachte, nahm aber die Waffe nicht weg.

»Eine reine Vorsichtsmaßnahme.«

Saedelaere betrachtete ihn von der Seite. Der Unbekannte war groß und braungebrannt. Seine dunkelgrauen Augen standen etwas vor, was entweder angeboren oder auf den ständigen Genuss von den in New Takota heimlich gehandelten starken Narkotika zurückzuführen war.

»Wenn Sie Grenosh sind, haben Sie nichts von mir zu befürchten.« Während Saedelaere sprach, wurden sie von einem Polizeigleiter überholt. »Aber ich glaube nicht, dass Sie Grenosh sind.«

»Ich bin Grenoshs Gegenspieler in diesem Teil der Stadt«, entgegnete der Fremde. »Mein Name ist Pruyden. Ich bin dabrifanischer Agent.«

Saedelaere verbarg seine Überraschung. Wie kam ein Mitarbeiter des dabrifanischen Geheimdienstes dazu, ihn um Hilfe zu bitten?

»Wir sitzen in einem Boot«, fuhr Pruyden fort. »Ich bin wahrscheinlich der letzte Agent auf Precheur, der sich auf freiem Fuß befindet. Herrihets Schutzpolizei hat alle Agenten verhaften lassen.«

»Das gilt sicher nur für Mitglieder des Imperiums Dabrifa, des Carsualschen Bundes und der Zentralgalaktischen Union«, sagte Saedelaere.

Pruyden schüttelte den Kopf.

»Das gilt auch für alle SolAb- und USO-Agenten.«

»Lächerlich!«, stieß Saedelaere hervor, obwohl er keinen Augenblick an der Wahrheit von Pruydens Worten zweifelte. »Herrihet würde niemals wagen, unsere Agenten zu verhaften.«

»Herrihet ist zum mächtigsten Mann innerhalb der rund vierzehnhundert imperiumstreuen Welten aufgestiegen«, erwiderte Pruyden. »Es ist sein erklärtes Ziel, Großadministrator eines neuen Imperiums zu werden. Er wird das Vakuum ausfüllen, das nach Rhodans Tod und nach dem Verschwinden des Solsystems entstanden ist.«

Saedelaere antwortete nicht. Pruyden verfügte offensichtlich über neue Informationen. Vielleicht hatte man auf Terra zu lange gezögert, etwas gegen Herrihet zu unternehmen. Jetzt konnte es zu spät dazu sein.

»Ich will Ihnen sagen, was ich von Grenosh weiß«, nahm Pruyden das Gespräch wieder auf. »Es war mir gelungen, Grenoshs Geheimquartier zu entdecken und dort Abhöranlagen einzubauen. Es war mein Glück, dass die Schutzpolizei ein paar Minuten früher bei Grenosh war als bei mir. Ich wurde durch die Verhaftung des SolAb-Agenten gewarnt und ergriff die Flucht. Vorher hatte ich ein kurzes Funkgespräch zwischen Grenosh und Ihnen belauscht, so dass ich wusste, wo ich Sie finden würde.«

»Grenosh ist nur einer von dreihundert SolAb- und USO-Agenten auf Precheur«, wandte Saedelaere ein.

»Von dreihundert eingesperrten Agenten«, fügte Pruyden hinzu.

Für Saedelaere war es nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Pruyden war Agent des Imperiums Dabrifa und als solcher ein Feind des Solaren Imperiums. Männer wie Pruyden schreckten nicht davor zurück, SolAb-Agenten zu töten, wenn sie Gelegenheit dazu erhielten. Pruyden hatte sich wahrscheinlich nur mit ihm in Verbindung gesetzt, weil er keine Möglichkeit mehr sah, in New Takota unterzutauchen oder Precheur zu verlassen. Oder steckte etwas anderes dahinter? Wollte Pruyden ihn vielleicht in eine Falle locken?

»Warum nehmen Sie nicht endlich diese hässliche Maske ab?«, fragte Pruyden unvermittelt. »Es stört mich, dass ich Ihr Gesicht nicht sehen kann.«

Saedelaeres Fingerspitzen tasteten über die Plastikmaske.

»Es ist besser für Sie, wenn ich sie aufbehalte.«

»Unsinn!« Pruyden hob drohend den Nadler. »Los! Nehmen Sie das Ding ab.«

Saedelaere blickte auf die Mündung des Nadlers.

»Es würde Ihren Tod bedeuten, Pruyden.«

Der dabrifanische Agent wurde unsicher, aber er richtete den Nadler genau auf Saedelaeres Brust.

»Ich warte noch drei Sekunden.«

Saedelaere erkannte, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er griff nach der Maske und zog sie nach unten.

Pruyden stieß einen entsetzten Schrei aus. Der Nadler fiel aus seiner Hand. Er presste beide Hände flach ins Gesicht. Saedelaere betäubte ihn mit einem Handkantenschlag und setzte die Maske wieder auf.

»Das war nicht nötig«, sagte er leise.

Er nahm Pruydens Platz ein und steuerte den Schwebegleiter auf einen seitlichen Leitstrahl. Wenig später landete er auf einem kaum benutzten Parkplatz am Rande der Stadt. Er warf eine Decke über Pruyden, damit dessen Entdeckung verzögert wurde. Sollte Pruyden noch leben, wenn man ihn fand, würde die Schutzpolizei vergeblich zu ergründen versuchen, warum der Dabrifaner wahnsinnig war.

Alaska überquerte den Platz und betrat eine Sprechzelle. Als er einschaltete, presste er seine Hand vor den Aufnahmeteil, um zu verhindern, dass ihn sein Gesprächspartner sehen konnte. Er wählte. Der Bildschirm wurde hell, aber anstelle eines Gesichts erschien ein Firmenzeichen.

»Ja?«, fragte eine raue Stimme.

Alaska unterbrach die Verbindung und verließ rasch die Zelle. Die Schutzpolizei würde ein paar Minuten brauchen, um festzustellen, von wo der Anruf gekommen war. Alaska war sicher, dass er sich Anrufe bei anderen Agenten ersparen konnte. Keiner dieser Männer befand sich noch in Freiheit. Pruyden hatte die Wahrheit gesprochen.

Generalkoordinator Esybon Herrihet hatte zum entscheidenden Schlag gegen die Geheimdienste anderer Sternenreiche auf Precheur ausgeholt. Von dieser Maßnahme bis zur offiziellen Machtübernahme innerhalb der imperiumstreuen Systeme war nur ein kurzer Schritt.

*

Die Space-Jet fiel in den Normalraum zurück und näherte sich der namenlosen Ödwelt einer kleinen roten Sonne am Rande des galaktischen Zentrums.

Lordadmiral Atlan, der sich inzwischen daran gewöhnt hatte, dass Tipa Riordan ihn zu solchen Zusammenkünften nur auf Wüstenplaneten empfing, lehnte sich bequem in seinen Sitz zurück und fragte sich, welche Geheiminformationen er diesmal von der alten Piratin erhalten würde. Der Arkonide arbeitete nur widerwillig mit Tipa Riordan zusammen, denn in seinen Augen war sie eine Kriminelle, die mit undurchsichtigen Geschäften und Überfällen auf Handelsschiffe anderer Sternenreiche ein Vermögen gemacht hatte. Bedauerlicherweise wurden diese Übergriffe von der Administratur auf Terra stillschweigend geduldet; Perry Rhodan war der Ansicht, in Tipa Riordan eine treue Verbündete zu besitzen.

Außer Atlan befanden sich noch zwei junge USO-Offiziere an Bord der Space-Jet, von denen einer als Pilot, der andere als Navigator fungierte. Beide galten als absolut zuverlässig, was man in den letzten Wochen längst nicht von allen Flottenoffizieren behaupten konnte. Viele Kommandanten begegneten Atlan mit Misstrauen und Ablehnung. Der Arkonide wusste, dass man ihn verdächtigte, Rhodans Nachfolge antreten zu wollen. Man warf Atlan Konspiration mit führenden Flottenoffizieren, aber auch Kontakte mit Dabrifa, Carsual und der ZGU vor. Für Eingeweihte waren solche Beschuldigungen lächerlich, dagegen besaßen sie für Menschen, die nichts von den Vorgängen am Tage LAURIN wussten, durchaus tiefere Bedeutung. Atlan war sich seiner schwierigen Situation bewusst. Wenn nicht bald etwas geschah, konnte es sogar zu Meutereien innerhalb der Solaren Flotte kommen. Atlan wünschte, Perry Rhodan würde sich endlich dazu entschließen, sich den galaktischen Völkern als lebend zu offenbaren. Durch einen solchen Schritt ließen sich bestimmt viele Schwierigkeiten lösen.

Atlan war so in Gedanken versunken, dass er erst durch einen Zuruf des Piloten darauf aufmerksam wurde, dass die Space-Jet eine Kreisbahn um den kleinen Planeten eingeschlagen hatte. Der Massetaster des Diskusschiffs zeigte an, dass auf der Oberfläche dieser Welt ein Raumschiff gelandet war.

»Die Piratin ist offenbar bereits eingetroffen, Sir«, sagte der Navigator. »Wünschen Sie, dass ich sofort Funkkontakt aufnehme?«

»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Atlan. »Gehen Sie tiefer, Budniger. Wir landen neben der DREADFUL.«

Der Pilot befolgte den Befehl. Minuten später kreiste die Space-Jet über dem achthundert Meter durchmessenden Kugelschiff der Piratin, das mitten in einer ausgedehnten Wüste gelandet war.

Atlan schaltete den Normalfunk ein. Budniger ließ die Landestützen ausfahren und setzte die Jet ein paar hundert Meter von der DREADFUL entfernt auf.

»Ich bin gespannt, was die alte Hexe diesmal von uns will«, sagte Atlan und wartete darauf, dass sich der Bildschirm des Funkgeräts erhellte.

Plötzlich zuckten die drei Männer in der Zentrale der Space-Jet zusammen. Atlan fühlte, wie er erstarrte. Sein Körper schien von innen heraus zu gefrieren. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Halb nach vorn gebeugt, hing er im Sessel. Er wollte sprechen, aber seineStimmbänder und die Zunge versagten den Dienst. Budniger und dem Navigator erging es nicht besser.

Narkosestrahlen!, dachte Atlan erbittert.

Tipa Riordan hatte sich offenbar dazu entschlossen, nun auch gegen die USO und die Solare Flotte zu kämpfen.

Aber weshalb?

*