Perry Rhodan 486: Zwischen Weltraum und Untergrund - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 486: Zwischen Weltraum und Untergrund E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Florymonth taucht wieder auf - und die MARCO POLO durchbricht die galaktische Barriere Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Mitte April des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten seit rund neun Monaten in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf. Für die Terraner und ihr Riesenschiff hatten sich in dieser Zeit eine Unmenge von gefahrvollen Situationen ergeben. Und auch gegenwärtig ist die Lage der MARCO POLO unsicher, wenn auch nicht prekär. Das Ultraträgerschiff hält sich inmitten der Terrosch-Rotwolke auf, umgeben von Tausenden von Roboteinheiten, die nach der Abwehr des Anschlags der Pedolotsen wieder den Befehlen der Urmutter gehorchen. Roi Danton, in Perry Rhodans Abwesenheit Expeditionschef der MARCO POLO, wartet. Er wartet auf die Rückkehr Rhodans und Atlans sowie deren Pedopartner Ovaron und Merceile - oder wenigstens auf eine Nachricht von den vier Individuen mit den zwei Körpern. Jetzt, nach der Befreiung der Ganjatoren, gibt es für Perry Rhodan, Atlan und ihre Pedopartner eine echte Chance, Kontakt mit ihren wartenden Gefährten aufzunehmen. Doch ein solches Unternehmen ist riskant, denn noch herrschen die Pedolotsen in Morschaztas. Ihr Wort ist Gesetz, und ihre Hilfstruppen überwachen alle Verbindungswege ZWISCHEN WELTRAUM UND UNTERGRUND ...

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Nr. 486

Zwischen Weltraum und Untergrund

Florymonth taucht wieder auf – und die MARCO POLO durchbricht die galaktische Barriere

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Mitte April des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten seit rund neun Monaten in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.

Für die Terraner und ihr Riesenschiff hatten sich in dieser Zeit eine Unmenge von gefahrvollen Situationen ergeben. Und auch gegenwärtig ist die Lage der MARCO POLO unsicher, wenn auch nicht prekär. Das Ultraträgerschiff hält sich inmitten der Terrosch-Rotwolke auf, umgeben von Tausenden von Roboteinheiten, die nach der Abwehr des Anschlags der Pedolotsen wieder den Befehlen der Urmutter gehorchen.

Roi Danton, in Perry Rhodans Abwesenheit Expeditionschef der MARCO POLO, wartet. Er wartet auf die Rückkehr Rhodans und Atlans sowie deren Pedopartner Ovaron und Merceile – oder wenigstens auf eine Nachricht von den vier Individuen mit den zwei Körpern.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator wartet auf das Erscheinen seines Schiffes.

Ovaron – Der Ganjo kehrt in seinen Pseudokörper zurück.

Roi Danton – Perry Rhodans Sohn hat Schwierigkeiten.

Maischat – Erster Ganjator von Erysgan.

Arhaeger – Herrscher des Untergrunds von Erysgan.

Florymonth – Der Aggregateklau erscheint erneut in der MARCO POLO.

Tarino

1.

Die Öffnung des Rohrbahntunnels klaffte auf wie das Maul eines Riesenfisches. Die gepanzerten Tore knirschten in ihren Verankerungen und verschwanden nur zögernd in den Vertiefungen zwischen den Felsen. Ein Geräusch wie ferner Gewitterdonner drang in die riesige Halle, die eintausend Meter unter der Oberfläche von Erysgan lag.

Dann raste die Rohrbahn aus dem Tunnel, ein knapp einhundert Meter langes, aus zahlreichen Segmenten bestehendes Gebilde. Der spitz zulaufende Bug trug einen Flammenkopf. Die gelbrot leuchtenden Einstiegsluken glitten auf, noch bevor der Zug völlig zum Stehen gekommen war.

Ein weißbärtiger Farrog mit breiten Schultern sprang aus dem vorderen Wagen und rannte auf die wartende Gruppe zu.

Arhaeger wandte sich zu Rhodan um.

»Der Zug nach Farrobana«, dröhnte die Stimme des riesigen Mutanten. »Ich hoffe, Sie haben es sich inzwischen nicht anders überlegt.«

»Ich will die Hauptstadt der Farrogs kennenlernen«, sagte Rhodan lächelnd. »Und ich bin sicher, dass meine Begleiter den gleichen Wunsch haben.«

Die Ganjatoren nickten zustimmend. Die meisten von ihnen waren erschöpft. Sie sehnten sich nach ein paar Stunden völliger Ruhe.

Arhaeger bewegte den plumpen Kopf. In seinen starren Facettenaugen spiegelte sich das Licht von drei hoch über der wilden Landschaft schwebenden Atomsonnen.

Auch in dieser Halle konnte Rhodan nicht genau feststellen, ob diese ausgedehnten Hohlräume auf natürliche Weise entstanden oder von den Farrogs geschaffen waren. Wahrscheinlich hatten die Farrogs die natürlichen Höhlen für ihre Zwecke erweitert. Außer auf Horror, der Hohlwelt zwischen seiner Heimatgalaxis und dem Großen Andromedanebel, hatte Rhodan bisher noch keine so großen Anlagen unter einer Planetenoberfläche gesehen.

Die Rohrbahn vibrierte leise, hingeduckt wie ein sprungbereites Tier lag sie auf der Schiene. Das Metall der Schiene war stumpf, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Zug nicht oft hier vorbeikam.

Arhaeger schien mit irgend jemand stumme Zwiesprache zu halten, denn er stand wie erstarrt da und hatte den Kopf zur Seite geneigt. Das Ultraschallorgan auf der Schädeldecke des Mutanten schien zu pulsieren.

Plötzlich sagte Arhaeger: »Wahrscheinlich finden Sie mich abstoßend.«

Rhodan war verblüfft. Er gestand sich ein, dass er in Zusammenhang mit Arhaeger überhaupt noch nicht an psychologische Probleme gedacht hatte. Der Mutant erschien zu plump, zu kräftig, um zu sensiblen Reaktionen fähig zu sein. Das äußere Bild hatte Rhodan jedoch getäuscht.

»Ich bin oft mit fremdartig aussehenden Wesen zusammen«, erwiderte der Terraner. »Es macht mir nichts aus.«

»Eine kluge Antwort«, dachte Ovarons Bewusstseinsinhalt, der sich nach wie vor im Körper des Terraners befand. »Sie hätte von mir sein können.«

»Danke!«, dachte Rhodan spöttisch. »Ich bin froh, dass Sie endlich das wiedergefunden haben, was man bei einigem Wohlwollen als Ihre persönliche humorvolle Note bezeichnen könnte.«

Arhaeger unterbrach ungewollt das Gespräch, von dessen Entwicklung er wahrscheinlich noch nicht einmal etwas ahnte.

»Kommen Sie, wir wollen einsteigen.«

Die Ganjatoren verteilten sich in den Wagen. Maischat blieb bei Rhodan und Atlan, die Arhaeger folgten.

Vor dem Zug blieb Rhodan stehen und blickte den Farrogs nach, die sie bis hierher begleitet hatten.

»Was ist mit den Kämpfern, Arhaeger?«

»Sie haben jetzt andere Aufgaben«, erwiderte der Farrog ausweichend. »Es ist überflüssig, dass sie uns nach Farrobana begleiten.«

Er machte eine einladende Bewegung zur Tür. Rhodan schwang sich ins Innere des Zuges.

Im hellen Gang hockte eine seltsame Gestalt, halb Krokodil und halb Känguruh. Sie schnaubte erregt, als sie Rhodan erblickte.

Der Terraner war so überrascht, dass er zunächst keine Worte fand.

Er hörte Arhaeger leise lachen. Der Mutant hatte das Zusammentreffen offenbar arrangiert.

»Sumpfhenry!«, rief Rhodan endlich. »Wie, bei allen Planeten, kommst du hierher?«

Der Clooser blies die Bartstäbchen auf und schob seinen schuppenbewehrten Körper auf Rhodan zu.

»Rhodan-Auge!«, röhrte er. »Und Atlan-Auge.«

Rhodan klopfte dem seltsamen Wesen auf die hochgezogenen Schultermuskeln. Die kurzsichtigen Augen des Cloosers bewegten sich angestrengt.

»Ich habe ein Bassin«, knurrte er schließlich. »Hinten, im letzten Segment. Arhaeger-Auge sorgt gut für mich.« Er schob sich an Rhodan und Atlan vorbei und blickte in die Halle hinaus. »Wo sind Recimoran-Auge und Vandrocan-Auge? Habt ihr sie nicht mitgebracht?«

Rhodan und Atlan wechselten einen Blick.

»Sagen Sie ihm die Wahrheit!«, dachte Ovaron. »Welchen Sinn hätte es schon, wenn Sie ihn belügen?«

»Wir haben uns damals nicht getäuscht, Sumpfhenry«, sagte Rhodan. »Recimoran und Vandrocan sind tot. Sie starben an Bord des Raumschiffs, das auf Befehl der Pedolotsen vernichtet wurde.«

Sumpfhenry kratzte mit seinen Tatzen traurig auf dem Boden. Er ließ es sich gefallen, dass Rhodan und Atlan ihm weiterhin auf die Schultermuskeln schlugen. Damit der Clooser überhaupt etwas spürte, mussten die beiden Männer die Hände zu Fäusten ballen und auf Sumpfhenrys Haut einhämmern.

»Es war nur logisch, dass er uns in die Hände fiel«, erklärte Arhaeger das rätselhafte Zusammentreffen. »Sie haben ihn oben in den Bergen zurückgelassen. Er verkroch sich in den Berghöhlen, um den Suchgleitern der Pedolotsen zu entkommen. Dabei fand er einen Schachtausgang der Klimaanlage. Er kroch immer tiefer unter die Oberfläche und wurde schließlich von ein paar Kundschaftern entdeckt und gefangen genommen. Fast ...« Arhaeger räusperte sich und wurde plötzlich verlegen.

»Fast hätten Sie ihn geopfert«, folgerte Rhodan.

Arhaeger kratzte sich den kahlen Schädel.

»So ist es! Er war ein Eindringling und sollte bestraft werden. Doch dann erzählte er gerade noch rechtzeitig, wie er nach Erysgan gekommen war. Er drückte sich allerdings etwas undeutlich aus. Sagte etwas von einem neugeborenen Schiff, in dem er sich aufgehalten hätte.«

Die Männer folgten Sumpfhenry ins hintere Segment, wo eine Art Blechwanne stand. Sumpfhenry zog sich am Rand hoch und ließ sich in die trübe Flüssigkeit plumpsen, mit der die Wanne gefüllt war. Er schnaubte zufrieden.

»Es gibt hier keine Sitze«, erklärte Arhaeger. »Wozu hätten wir welche einbauen sollen, wenn jeder Farrog ein anderes Hinterteil besitzt?«

Die burschikose Art, in der Arhaeger über die körperlichen Verformungen der Farrogs sprach, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie angesichts der ideal gewachsenen Fremden eine seelische Belastung für ihn bedeuteten.

Arhaeger deutete auf den Boden.

»Setzen Sie sich hin, wo gerade Platz ist. Der Zug wird gleich losfahren. Das ist nicht immer gemütlich, deshalb ist es besser, wenn Sie sich irgendwo festhalten.«

Rhodan blieb stehen und blickte aus dem Seitenfenster. Noch hatte sich die Rohrbahn nicht bewegt. Sumpfhenry planschte in der Wanne herum und grunzte entzückt.

Der Zug ruckte an. Er rollte wieder auf die Tunnelöffnung zu, aus der er vor einigen Minuten herausgekommen war. Bevor er sie jedoch erreichte, kam er wieder zum Stehen.

Rhodan warf dem Mutanten einen fragenden Blick zu.

»Da stimmt etwas nicht!«, sagte Arhaeger.

»Maschinenschaden?«, fragte Maischat.

Arhaeger antwortete nicht, sondern sprang wieder aus dem Zug. Er rannte nach vorn. Sie hörten, wie er sich erregt mit dem weißbärtigen Farrog unterhielt, der den Zug offenbar steuerte.

»Ich werde nachsehen, was los ist!« Rhodan folgte Arhaeger ins Freie.

»Wären Sie besser im Zug geblieben«, murmelte Arhaeger verärgert, als der Terraner neben ihm auftauchte. »Dort vorn hockt etwas im Tunnel und blockiert die Energieschiene. Der Zug bekommt keine Energie.«

Rhodan kniff die Augen zusammen und starrte in die dunkle Tunnelöffnung.

Schließlich wandte er sich an Arhaeger.

»Sie können doch trotz der Dunkelheit im Tunnel alles erkennen. Was sehen Sie?«

Wie hingezaubert, erschien ein Kompristrahler in Arhaegers Händen. Ohne Rhodan zu antworten, ging der Mutant auf den Tunnel zu. Er war misstrauisch, obwohl dieses Gebiet hier unten von den Farrogs beherrscht wurde. Rhodan sah im Tunnel etwas aufleuchten, ohne jedoch Einzelheiten erkennen zu können.

Noch einmal blickte Arhaeger zu dem Fahrer zurück.

»Machen Sie die Kanone klar!«

Der Weißbärtige verschwand im Zug. Auf dem Dach des letzten Wagens öffnete sich eine Klappe. Die Mündung einer schweren Strahlenwaffe wurde ausgefahren.

»Es ist besser, wenn Sie zurückbleiben«, meinte Ovaron.

Rhodan blieb stehen, denn er fühlte, dass Ovaron ihn sofort übernehmen und kontrollieren würde, wenn er weiterging. Das machte ihn wütend. Allmählich wurde er des Gastes in seinem Körper überdrüssig. In Situationen wie diesen hing es immer wieder davon ab, welche Entscheidungen Ovaron traf. Ovaron war der Mann der letzten Entschlüsse. Rhodan konnte nur ein Vorhaben planen, ohne zu wissen, ob er es ausführen würde.

»Das ist Unsinn!«, verteidigte sich Ovaron. »Sie wissen genau, dass ich mich kaum eingemischt habe.«

»Schon gut«, murmelte Rhodan. »Versuchen Sie, die Sache einmal von meinem Standpunkt aus zu sehen.«

»Das versäume ich nie!«, behauptete Ovaron, ließ aber durchblicken, dass er in der jetzigen Situation seinen Willen durchzusetzen beabsichtigte.

Rhodan nahm es achselzuckend hin und beobachtete Arhaeger, der jetzt den Eingang des Tunnels erreicht hatte und davor stehenblieb.

»Was ist es?«, rief Rhodan, der seine innere Spannung nicht mehr unterdrücken konnte.

»Irgendein Energiegebilde«, erwiderte Arhaeger. »Es bewegt sich. Es ist mir ein Rätsel, wie es hierher kommt.«

»Eine Energiebombe der Pedolotsen!«, dachte Ovaron erschrocken.

Rhodan glaubte nicht an eine solche Möglichkeit. Bis hierher war noch nie ein Ganjoprester vorgedrungen. Viel weiter oben standen die Fallen der Farrogs, die jeden aufhielten, der ins Reich der Mutanten eindringen wollte.

»Das Ding hat halbwegs humanoide Körperformen«, berichtete Arhaeger weiter. »Das klingt zwar phantastisch, aber ich glaube nicht, dass ich mich täusche.«

Rhodan kam ein unglaublicher Verdacht. Schnell rannte er auf den Tunneleingang zu.

»Lassen Sie mich!«, dachte er hastig. »Ich glaube zu wissen, was da los ist.«

»Sie sind verrückt«, erwiderte Ovaron, der Rhodans Gedanken natürlich sofort empfing.

Rhodan sprang auf die Schiene hinab, die jetzt keine Energie führte. Wenige Sekunden später stand er an Arhaegers Seite. Das Flimmern im Tunnel hatte jetzt an Intensität zugenommen. Ein aufgeblähter Ballon schien auf den Schienen zu liegen.

»Ich hatte recht behalten!«, triumphierte Rhodan. »Es ist Florymonth!«

In diesem Augenblick verlor der Fahrer im Zug die Nerven und betätigte die Strahlenkanone. Ein breit gefächerter Energiestrahl zischte über Rhodan und Arhaeger hinweg und erhellte den Tunnel. Der Strahl traf Florymonth, der ihn jedoch mühelos absorbierte.

»Aufhören!«, schrie Rhodan. »Das Ding ist ein Bote der Urmutter. Es ist uns in allen Belangen überlegen.«

Arhaeger stieß einen dumpfen Schrei aus. Aus dem Tunnel kam das Echo. Das Feuer wurde eingestellt.

Florymonth kam langsam näher. Es war nicht genau zu sehen, ob er ging, oder einfach über die tote Schiene glitt, denn seine Stummelbeine wurden von gewaltigen Hautfalten bedeckt. Florymonth hatte sich zu einer Größe von acht Meter aufgebläht. In Höhe des Transmitterbauches war er fast ebenso breit.

»Ich bin erleichtert, dass die Urmutter endlich Verbindung mit uns aufnimmt«, dachte Ovaron. »Vielleicht hat sie sich jetzt endlich dazu entschlossen, den falschen Ganjo zu bekämpfen.«

Rhodan blieb skeptisch. Seit ihrer Ankunft in Morschaztas hatte sich die Urmutter zurückgehalten. Sie hatte weder der einen noch der anderen Partei geholfen. Das bewies, dass das Robotgehirn unsicher war.

»Ich habe wohl einen Fehler gemacht«, überlegte Ovaron. »Es ist auch möglich, dass ich irgend etwas versäumt habe. Sonst hätte sich die Urmutter längst für uns entschieden. Daran ändert sich auch nichts durch die Tatsache, dass die Gegenseite einen Androiden besitzt, der kaum von mir zu unterscheiden ist.«

»Dann denken Sie nach, was Sie falsch gemacht oder versäumt haben«, empfahl Rhodan dem Cappin. »Vielleicht ist dieses Zusammentreffen mit Florymonth unsere letzte Chance.«

Auch Atlan und Maischat kamen jetzt aus dem Zug und näherten sich dem Tunneleingang. Die Ganjatoren beobachteten die Szene aus den Fenstern der Bahn.

»Sie können Ihre Waffe wegstecken«, sagte Rhodan zu Arhaeger. »Florymonth gehört zur Urmutter, deren Erstprogrammierung von Ovaron persönlich vorgenommen wurde. Außerdem würden Sie mit Ihrem Kompristrahler im Ernstfall gegen diesen grünhäutigen Riesen nichts ausrichten.«

Arhaeger kam Rhodans Vorschlag nur widerstrebend nach. Seine natürliche Abneigung gegen alles, was von oben kam, ließ sich nicht so leicht überzeugen.

»Der Terraner spricht die Wahrheit, Arhaeger«, mischte sich Maischat ein. »Zu Beginn unserer Regierungszeit ist im Regierungsgebäude dieses oder ein ähnliches Gebilde aufgetaucht und hat sich als Abgesandter der Urmutter ausgegeben.«

»Das war ich!« Zum ersten Mal ertönte die kreischende Stimme Florymonths. »Jedes Mal, wenn eine neue Regierung gewählt wurde, werden ihre Mitglieder von mir präpariert.«

Rhodan hätte gern gewusst, wie das vor sich ging, aber es gab jetzt wichtigere Fragen zu klären.

Er hob den linken Arm, an dem er Ovarons Vielzweckgerät trug. Er hatte sich damit schon einmal gegenüber dem Roboter ausgewiesen.

»Sie tragen das Armband des Ganjos«, schrie Florymonth. »Ich bin hier, um weitere Nachforschungen anzustellen.«

Rhodan machte eine entschiedene Handbewegung. Er durfte nicht zulassen, dass der Sendbote der Urmutter die Entscheidung noch weiter hinausschob. Es musste endlich etwas geschehen. Ovaron brauchte seinen Körper. Er brauchte ihn hier in Morschaztas, vor allem auf Erysgan und dem ARRIVANUM. Und Rhodan brauchte die MARCO POLO. Dieses Schiff musste unter allen Umständen hierher gebracht werden, damit Rhodan seine Forderungen durch die Präsenz technischer Macht unterstreichen konnte.

Das waren die geringsten Forderungen, die Rhodan zu stellen beabsichtigte.

»Wir dürfen nicht übertreiben«, dachte Ovaron nervös. »Das würde Florymonth nur unsicher machen.«

»Wir werden jetzt und hier mit ihm verhandeln«, widersprach Rhodan. »Dabei ist es gleichgültig, ob er seiner Sache inzwischen sicher oder immer noch unentschlossen ist. Wir müssen auf jeden Fall erreichen, dass sich der Passier-Konvulsator für Sie öffnet.«

Rhodan trat dicht an Florymonth heran. Der Transmitterbauch des Roboters arbeitete. In einer schwarzen, fünf Meter durchmessenden Öffnung glühte es geheimnisvoll. Florymonth wiegte den halslosen Kopf hin und her.

»Ich repräsentiere den echten Ganjo«, erklärte Rhodan. »Der Mann, der oben das Volk aufwiegelt, ist ein Androide.«

Wie schon bei früheren Gesprächen stand Florymonths Antwort in keinem Zusammenhang mit den Worten Rhodans.

»Ich muss untersuchen, warum der Ganjo die Ankunftsschaltung nicht betätigt hat«, sagte er. »Ovaron hat zwar die richtigen Tryzomimpulse abgestrahlt, aber er hat die Sonderschaltung nicht benutzt.«

»Er hat recht!« Ovarons Gedanken waren in Aufruhr. »Ich wusste, dass ich etwas vergessen hatte.«

»Was bedeutet diese Ankunftsschaltung?«, wollte Rhodan wissen.

»Nur ein zusätzliches Sicherheitselement. Durch diese Schaltung sollte verhindert werden, dass der Großroboter auf Skohat, dem jetzigen ARRIVANUM, missbraucht werden konnte.«

»Ich verstehe«, gab Rhodan zurück. »Die Unsicherheit der Urmutter beruht also zum großen Teil auf Ihren Versäumnissen.«

»Kritisieren Sie mich nicht. Sie wissen, dass ich Gedächtnisschwund hatte. Außerdem: Wie hätte ich die Sonderschaltung vornehmen sollen? Wir wurden schon unmittelbar nach unserer Ankunft in Morschaztas von den Pedolotsen gefangen genommen und fast getötet.«

»Das stimmt allerdings«, räumte Rhodan ein.

Er wandte sich wieder an Florymonth, der wie eine überdimensionale Kröte vor dem Tunneleingang hockte. Arhaeger beobachtete den Riesen voller Misstrauen. Rhodan hoffte, dass der Mutant sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen ließ.