Perry Rhodan 495: Der Botschafter von Sol - Hans Kneifel - E-Book

Perry Rhodan 495: Der Botschafter von Sol E-Book

Hans Kneifel

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Beschreibung

Terra ruft um Hilfe - und Galbraith Deighton schickt seinen besten Mann Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juni des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit fast einem Jahr in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf. Jetzt, nach der Zerstörung des "Mondes der Gefahren", der die Zentralstation für die Einschleusung von Pedotransferern in die Galaxis war, scheint der Kampf in Gruelfin bald ausgestanden zu sein. Der Taschkar erlebt Niederlage auf Niederlage, während Ovarons Macht ständig wächst. In der Menschheitsgalaxis hat sich die Situation jedoch entscheidend verschärft. Kurz vor der Vernichtung Takeras gelang es Vascalo, dem neuen Chef der Marsav, mit der "Final-Blockschaltung" eine riesige Flotte von Sammlern in seine Gewalt zu bringen. Und diese Flotte befindet sich nun in Nähe des Wega-Systems und versucht den Durchbruch nach Sol. Die Solare Flotte unter Staatsmarschall Reginald Bull kämpft verbissen. Die Terraner wissen, worum es geht, und sie halten den Gegner auf, und Vascalo persönlich, der "instinktive Pedoautokrat", hat in Oberst Edmond Pontonac, dem militärischen Kommandanten des Saturnmondes Titan, einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Vascalo musste sich zurückziehen, ohne einen Erfolg verbuchen zu können. Aber Vascalo kämpft trotz großer Verluste weiter. Er erwartet Verstärkungen, mit denen er die Solare Flotte besiegen kann. - Die Terraner wissen das, und sie bemühen sich um Waffenhilfe. Ein Mann soll diese Hilfe erbitten. Er wird ins All geschickt - als BOTSCHAFTER VON SOL ...

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Nr. 495

Der Botschafter von Sol

Terra ruft um Hilfe – und Galbraith Deighton schickt seinen besten Mann ins All

von HANS KNEIFEL

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juni des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit fast einem Jahr in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.

Jetzt, nach der Zerstörung des »Mondes der Gefahren«, der die Zentralstation für die Einschleusung von Pedotransferern in die Galaxis war, scheint der Kampf in Gruelfin bald ausgestanden zu sein. Der Taschkar erlebt Niederlage auf Niederlage, während Ovarons Macht ständig wächst.

In der Menschheitsgalaxis hat sich die Situation jedoch entscheidend verschärft. Kurz vor der Vernichtung Takeras gelang es Vascalo, dem neuen Chef der Marsav, mit der »Final-Blockschaltung« eine riesige Flotte von Sammlern in seine Gewalt zu bringen. Und diese Flotte befindet sich nun in Nähe des Wega-Systems und versucht den Durchbruch nach Sol.

Die Solare Flotte unter Staatsmarschall Reginald Bull kämpft verbissen. Die Terraner wissen, worum es geht, und sie halten den Gegner auf, und Vascalo persönlich, der »instinktive Pedoautokrat«, hat in Oberst Edmond Pontonac, dem militärischen Kommandanten des Saturnmondes Titan, einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Vascalo musste sich zurückziehen, ohne einen Erfolg verbuchen zu können.

Aber Vascalo kämpft trotz großer Verluste weiter. Er erwartet Verstärkungen, mit denen er die Solare Flotte besiegen kann. – Die Terraner wissen das, und sie bemühen sich um Waffenhilfe.

Die Hauptpersonen des Romans

Harcon von Draimalo – Ein Akone erkennt die Wahrheit.

Reginald Bull – Der Staatsmarschall verteidigt das Solsystem.

Vascalo – Anführer der Invasoren aus Gruelfin.

Merceile – Das Cappinmädchen hält Kontakt mit Ovaron.

Edmond Pontonac – Der Oberst wird zum Botschafter von Sol.

Caryna Nillbärg und Drosen K. Willshire

1.

Obwohl Harcon von Draimalo noch wie ein junger Mann aussah, spürte er den schweren Druck der Verantwortung. Seine Schultern beugten sich nach vorn, als er langsam und nachdenklich den schmalen Korridor entlangging, der von der Schaltzentrale des Schiffes um einige Ecken, Lifts und Treppenkuben herum in die Ortungsabteilung führte.

»Beim blauen System!«, murmelte Harcon leise. »Warum hat man eigentlich ausgerechnet mich mit dieser Aufgabe betraut?«

Er ging weiter und blieb stehen, als er an ein eingeschaltetes Bildwiedergabegerät kam, das in die Wand eingelassen war und eine von Lichtpunkten und weißen, zerrissenen Adern durchzogene schwarze Platte bildete, die seltsam fremd zwischen Leitungen, Kabeln und Rohren angebracht war.

»Sterne«, sagte er leise. »Millionen Sterne ...«

Harcon von Draimalo war der junge Kommandant des Schweren Kreuzers, den das akonische Energiekommando gestartet hatte. Er hatte vor einigen Tagen einen deutlich umrissenen Auftrag erhalten, der ihm dennoch genügend Spielraum für persönliches Handeln ließ. Harcon war einer der letzten Nachkommen des alten Adelsgeschlechtes, und der Umstand, dass er diese wichtige Mission erhalten hatte, belastete ihn. Aber er war gewohnt, den Befehlen seiner Vorgesetzten des Energiekommandos zu gehorchen.

Und außerdem hasste er Terra und die Terraner.

Er betrachtete das Bild.

»Diese Milchstraße«, sagte er leise zu sich, »sie hat von dieser Rasse ihre Prägung erhalten. Jedes Mal, wenn man einen Stern anstarrt, muss man an Terra denken. Diese Rasse hat sich ausgebreitet wie eine Pest.«

Der Schwere Kreuzer stand ohne Fahrt zwischen den Sternen und Gaswolken – genauer gesagt, er stand nicht, sondern trieb auf einem annähernd geraden Kurs von einem Punkt nahe des galaktischen Zentrums langsam auf die ferne Position Sols zu, der Sonne des terranischen Neun-Planeten-Systems. Das Schiff unter der Leitung des Majors von Draimalo war von einem geheimen Stützpunkt gestartet und vor genau einer Stunde hier aus dem Linearraum hervorgekommen. Jetzt zog es mit ausgeschaltetem Antrieb seine Bahn. Der Aufenthalt diente den Männern und Frauen dieses Schiffes zur Orientierung, und gerade der Ortungsabteilung und den Besatzungen der funktechnischen Räume würde auf dieser Expedition die meiste Arbeit zufallen.

»Verdammte Erde!«, sagte Harcon. »Verdammter Rhodan!«

Für ihn wie fast für jeden anderen Angehörigen des Energiekommandos stand Rhodans Name als Synonym für alles, was die Akonen hassten: terranische Expansion, terranische Kolonien, terranischer Handel und Terra-Flotte. Und auch dafür, dass die Terraner ihre Kultur mit zu den Sternen nahmen und ausbreiteten und die alten Kulturen und die Zivilisationen der Akonen verdrängten. Es schien unmöglich zu sein, dass jemals ein Akone und ein Terraner füreinander anderes als Hass empfinden konnten. Von Begriffen wie Freundschaft ganz zu schweigen.

Das Nachrichtengerät an seinem Handgelenk sandte einen leisen Summton aus, der sich als Kette von Vibrationen auf der Haut fortsetzte. Harcon schaltete das Gerät ein.

»Draimalo«, sagte er leise. »Was gibt es?«

Die Stimme dieses Mannes sagte mehr über seinen Charakter aus als alle seine Gesten oder gar sein Auftreten. Sie war leise, sehr modulationsfähig und außerordentlich gut verständlich.

»Wir erwarten Sie im Funkraum, Kommandant. Eine Menge von Funksprüchen wird ständig aufgefangen.«

»In Ordnung«, sagte Harcon. »Ich komme sofort.«

Er warf einen letzten Blick auf das Bild vor ihm. Die zahllosen Sterne in der Nähe des galaktischen Zentrums standen starr auf dem Bildschirm. Dazwischen waren die Spuren des Wasserstoffringes, die von vereinzelten Dunkelwolken verdeckt wurden. Ganz in der Nähe, nur wenige Lichtjahre entfernt, stand ein unregelmäßiges Dreieck von roten und gelben Sonnen. Auf den Ortungsschirmen hatten sich bisher nur die unzähligen Echos von Sternen und Materieansammlungen gezeigt, aber kein einziges Schiff. Diese optische Ruhe war eigentlich unvereinbar mit dem pausenlosen Wechsel von Funksprüchen, die aus allen Richtungen eintrafen und von denen die meisten aus dem Raum in der Nähe Sols kamen. Aber dies war nicht charakteristisch; die Häufigkeit der unverschlüsselten Funksprüche war alarmierend. Sie stand stellvertretend für eine Konzentration von Raumschiffen.

Harcon nickte, schaltete den Bildschirm aus und ging weiter.

Der Akone war groß, schlank und jung; nicht mehr als fünfunddreißig Jahre. Sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar trug er provozierend unordentlich, seine Uniform war eine Mischung zwischen dem erstarrten Stil der Männer des Energiekommandos und eigenen Zutaten. Er hatte nicht die Absicht, sich auch äußerlich der Stellung zu unterwerfen, die er im Energiekommando einnahm – es genügte ihm, dass er innerlich voll davon überzeugt war, was er tat.

Das Schiff hieß HASSATA.

Ein Schwerer Kreuzer, hervorragend ausgerüstet und mit einer Mannschaft der besten Abhörspezialisten und Dechiffrierfachleute ausgerüstet, über die dieser Geheimstützpunkt der Akonen verfügte. Sie alle waren politisch sicher – die erbitterte Gegnerschaft zu Terra würde verhindern, dass einer der Leute nicht so handelte, wie es angebracht war. Harcon von Draimalo, letzter Spross der Familie Draimalo yth Vesanth, Kommandant des Spionageschiffes mit schwerer Bewaffnung, öffnete das Schott und trat in den ersten Raum der Funkabteilung.

»Weitermachen«, sagte er ruhig und setzte sich in einen freien Sessel. »Lassen Sie sehen, Funker, was Sie alles aufgefangen haben.«

Der Raum sah ähnlich aus wie die Zentrale des Schiffes. Aber die Panoramagalerie der Bildschirme zeigte den Weltraum, der das Schiff umgab, nicht in derselben Weise, wie ihn das Auge sah, sondern so, wie er für die zahlreichen Antennen des Schiffes von Bedeutung war. Die Sterne waren rote Punkte, die Gasschleier blaue Strukturen in einem dunkelbraunen Feld, und die Quellen der verschiedenen Funksignale waren durch stechend weiße Punkte gekennzeichnet, die teilweise ihre Lage ständig veränderten. Aufmerksam betrachtete Harcon die Schirme, dann fragte er: »Ist es richtig, was ich sehe?«

»Vermutlich, Kommandant. Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte der leitende Offizier Kantro Baar.

»Vor uns liegt ein Sektor der Milchstraße. Wir bewegen uns auf der Ebene der galaktischen Rotation. Hundertdreißig Grad des Winkels vor uns sind in das System von Funksprüchen einbezogen. Ich schließe daraus, dass sämtliche Schiffe, Planeten oder Sendestationen sich vor, aber nicht hinter uns befinden. Richtig?«

Baar nickte und sagte: »Richtig. Genauso ist es. Wenn wir einen ziemlich geraden Kurs einschlagen, an dessen Ende Terra und Sol liegen, bewegen wir uns ziemlich genau ins Zentrum des Funkverkehrs hinein. Und das dürfte sich als sehr wesentlich herausstellen, denn die Terraner sind zum Abwehrkampf gegen einen mächtigen Feind angetreten. Aber lesen Sie selbst – die wichtigen Aussagen habe ich angestrichen.«

Er reichte dem Kommandanten einen handdicken Packen.

Dieses Paket bestand aus gleichgroßen Stücken einer perforierten Kunststofffolie, die eng bedruckt war. Jeder eingegangene oder vielmehr aufgefangene Funkspruch war darauf verzeichnet. Die meisten trugen den Vermerk: Übersetzt oder Dechiffriert. Selbstverständlich besaß der akonische Geheimdienst Unterlagen über die wichtigsten Flottenkodes der Terraner.

»Sehr interessant!«, bemerkte Harcon.

Aus den Funksprüchen, die er schnell durchlas, ging schon nach kurzer Lektüre eindeutig hervor, dass die Terraner eine erbitterte Abwehrschlacht gegen eine Flotte kämpften, die aus einem unbekannten Winkel der Milchstraße zu stammen schien.

»Sammler ...«, murmelte der Offizier. »Haben Sie eine Ahnung, was das für Schiffe sind? Ich kenne keine galaktische Rasse, die sich mit diesem Ausdruck definieren ließe.«

Harcon sagte: »Wir haben den Auftrag erhalten, die abgehörten terranischen Funksprüche der letzten Tage und Wochen zu kontrollieren. Wir alle kennen mehr oder weniger den Text dieser Funksprüche und Bildfunksendungen. Sie alle sagen aus, dass die Terraner sich in einer Lage befinden, die günstig für uns Akonen und besonders günstig für das Energiekommando ist.«

»Richtig!«, sagte Baar und nickte. Harcon las weiter. Er las jetzt nur noch die angestrichenen Texte und sagte nach einer Weile: »Wir sollen auch den Wahrheitsgehalt der Funksprüche kontrollieren. Das wird erfolgen, wenn wir den Kurs nach Sol einschlagen und dort Ortung durchführen. Die Stelle, an der sich die meisten Funksprüche oder genauer deren Sender feststellen ließen, ist nicht mehr konstant. Sie befand sich zunächst etwa vierzehn Lichtjahre von Terra entfernt, jetzt ist sie näher am Solsystem. Die Raumschlacht oder jene Auseinandersetzung mit den Sammlern verlagert sich also in Richtung Solsystem. Das kann nur bedeuten ...«

Baar vollendete: »... dass sich die Terraner zurückziehen!«

»So ist es.«

Sie alle befanden sich auf Warteposition. Zur Zeit wurden viele Messungen durchgeführt, der Kurs wurde vorprogrammiert, und die einzelnen Chefs teilten ihre Leute ein. Es war wie das Atemholen vor dem Sprung in ein unbekanntes Element.

Harcon hob den Kopf und deutete mit dem Kinn nach den Schirmen.

»Was ist das dort? Ein Energieausbruch? Nein ... mehrere Energieausbrüche ... und ziemlich nahe!«

Auf den farbenverkehrten Schirmen zeichneten sich, in einer Position zwischen dem Schiff und dem galaktischen Zentrum, starke Energieechos ab. Noch während die beiden Männer auf dieses Phänomen starrten, knackten die Lautsprecher der Bordkommunikationsanlage, und eine aufgeregte Stimme rief laut: »Kommandant! Atypische Energieechos aus Sektor siebenundzwanzig! Eine riesige Menge von unförmigen Metallkonstruktionen ist soeben aus dem Linearraum herausgekommen. Die Echos sind so durchdringend ... die Fremden verwenden sicherlich Triebwerke, die nicht mehr für den Linearflug gedacht sind, sondern auf einer höheren Ebene arbeiten.«

Eine normal funktionierende Bildplatte erhellte sich und zeigte, was die Fernortung auf ihren Bildschirmen sah:

Eine riesige Flotte, die aus vielen Keilen bestand, die jetzt von der Position ihres Eintreffens im Normalraum aus strahlenförmig auseinandergingen. Wie ein Bündel Speere, dachte Harcon von Draimalo, das sich während des Fluges auflöste. Der Raum und seine Struktur bebten an diesem Ort, und die Geräusche, die aus den Lautsprechern der Detektoren drangen, verwandelten die meisten Räume des Schiffes in ein akustisches Inferno.

Harcon erbleichte.

Was hatte das zu bedeuten?

Er sprang auf und rannte zurück in die Steuerzentrale des Schiffes, dessen Antennen sich dem aufregenden, noch nie gesehenen und furchterregenden Geschehen zuwendeten. Im Zentrum der Galaxis, beziehungsweise nahe des Zentrums, war eine gigantische Flotte materialisiert. Woher kam sie? Wer hatte sie geschickt? Und wo sollte sie angreifen?

2.

Der grauhaarige, kleine Oberst sah aus wie jemand, der unendlich viel Zeit und ebenso viel Ruhe hatte. Aber als er zu sprechen begann, merkte sein Gegenüber – auf dem Bildschirm des Schiffes –, dass der Oberst keineswegs ruhig war. Er war wütend und aufgeregt.

»Hören Sie zu, Sparks«, sagte er leise. »Ich muss mit Solarmarschall Reginald Bull sprechen ...«

Der Funker eines unbekannten Relaisschiffes winkte ab und erklärte ungerührt: »Was glauben Sie, Chef, wer in diesen Stunden nicht alles mit dem Marschall sprechen möchte!«

Der Oberst erwiderte schnell: »Mann ... vielleicht finden Sie's komisch, aber ich habe eine ungewöhnlich dringende Botschaft für Bull. Davon, dass er sie rechtzeitig erfährt, hängt vermutlich der Fortbestand des Sonnensystems ab.«

Er hatte schon wesentlich lauter und schärfer gesprochen. Der Funker stellte außerhalb des Bildes eine Verbindung her, sprach einige Worte in sein Richtmikrophon und drehte dann den Kopf wieder. Leicht verwirrt fragte er: »Und was wünschen Sie, Oberst?«

Der grauhaarige Mann holte tief Atem und sagte: »Hören Sie ... schreiben Sie sich das auf!«

»Unnötig«, warf der Funker ein und hantierte wieder auf seiner Tastatur. »Sämtliche Gespräche werden aufgezeichnet. Die Bandgeräte laufen.«

Der Oberst brüllte: »Ich stehe hier mit meinem kleinen Schiff in der Nähe des galaktischen Zentrums. Vor einigen Stunden habe ich beobachten müssen, wie ein Schwerer Kreuzer der Akonen hier in den Normalraum kam und einen Kurs im freien Fall in Richtung Terra einschlug. Da dieses Schiff keinerlei Funksprüche aussendet, liegt der Verdacht nahe, dass es ein Spionageschiff ist. Und gerade, als ich anfliegen und nachsehen wollte, geschah etwas, das Reginald Bull sehr interessieren dürfte!«

Der Funker sah nach rechts und sagte höflich: »Selbstverständlich, Solarmarschall Bull. Ich werde den Kommandanten persönlich ...«

Der grauhaarige Oberst unterbrach. Er brüllte so laut, dass die Lautsprecher im Funkraum des unbekannten Schiffes klirrten. Das musste Bull hören!

»Reginald Bull! Solarmarschall! Ich habe eine Meldung von unübersehbarer Wichtigkeit zu machen! Hören Sie mich an! Dieser Ignorant von Funker will meinen Funkspruch nicht weitergeben!«

Als er, rot im Gesicht, Atem holte, hörte er Bulls Stimme: »Wer schreit hier eigentlich so?«

»Jemand, Sir«, erwiderte der Funker mit der Seelenruhe eines total überforderten Mannes, der seit Stunden oder Tagen an seinem Posten saß und versuchte, allen seinen Partnern gerecht zu werden. »Jemand, der behauptet, eine staatserhaltende Beobachtung gemacht zu haben.«

Darauf Bulls müde Stimme: »Stellen Sie ihn durch, schnell. Vielleicht ist es wichtig!«

»Selbstverständlich, Sir!«

Der Funker hob die Schultern, als er das wütende Grinsen des grauhaarigen Mannes sah. Eine Sekunde später füllte der Oberkörper Reginald Bulls den Bildschirm aus. Der Oberst fasste sich und begann zu sprechen.

»Sir«, sagte er. »Heute, am fünfzehnten Juni 3438, habe ich ein akonisches Schiff geortet, das in der Nähe des galaktischen Zentrums vermutlich Funkspionage treibt. Es ist ein Schwerer Kreuzer unbekannten Namens. Aber das ist nicht so wichtig. Vor kurzer Zeit sind riesige Mengen Metall in höchst ungewöhnlichen Formen aus dem Linearraum herausgekommen.«

Bull kniff die Augen zusammen und fragte leise zurück: »Können es Sammler sein, Oberst?«

Der Grauhaarige nickte.

»Ja. Meine Ortungsabteilung sagte, dass wir zuwenig nahe an der Stelle des Durchbruchs sind, um ganz genau sagen zu können, welche Mengen und welche Energien aufgetreten sind. Meine Männer sprechen von rund hunderttausend Einheiten, die plötzlich hier erschienen. Jemand sagte, dass die angemessenen Energieechos denen von Dimesextatriebwerken entsprächen, aber das glaube ich nicht.«

Bull erwiderte: »Aber ich glaube es. Wir kämpfen hier gegen eine Flotte von rund sechzigtausend Sammlern mit ihren unzähligen Vasallen und haben sie entsprechend dezimiert. Ich kenne diese Robotgebilde inzwischen ziemlich genau. Mit größter Wahrscheinlichkeit sind die von Ihnen beobachteten Einheiten eine weitere Welle cappinscher Invasoren, die beabsichtigen, das Solsystem zu vernichten. Was haben Sie weiterhin feststellen können?«

Der Oberst dachte kurz nach. Er hatte jetzt mit Reginald Bull gesprochen, der an Bord der INTERSOLAR als Chef der Heimatflotte die Erde verteidigte.

Die Lage in der Heimatgalaxis der Menschen und besonders im Gebiet rund um die Erde war ziemlich verworren. Aus allen Bereichen der Galaxis rasten terranische Verbände heran und griffen in den Kampf ein. Vascalo der Krumme, der die immer kleiner werdende Masse der Sammler befehligte, entging der Vernichtung nur dadurch, dass er sich stets dann, wenn die Terraner von allen Seiten angriffen und den noch unbeschädigten Kern der Sammlerflotte bedrängten, in den Linearraum zurückzog und einige Lichtminuten oder Lichtstunden weiter in Richtung auf Sol wieder in den Normalraum zurückkehrte. Das hatte für die terranische Flotte immerhin einen kleinen Vorteil – die Menge der zerfetzten Metallkonstruktionen blieb zurück und behinderte den Kampf nicht mehr. Das Weltall war mit Wracks übersät, die langsam in Richtung der verschiedenen Massekonzentrationen davontrieben und irgendwann, nach Monaten oder Jahren, in der Sonne verglühen würden.

Der Oberst sagte langsam: »Ich habe verstanden, Sir. Meine Ortungsabteilung hat eben einen Kubikkilometer Raum ausgezählt und dann addiert. Wir kommen auf eine Menge von ziemlich genau neunzigtausend Sammlern, die mit Hilfe ihrer Dimesextatriebwerke vor kurzem in unserer Galaxis materialisiert sind.«

Bull erwiderte sorgenvoll: »Vermutlich hat der Befehl, den Vascalo mit Hilfe der Finalschaltung gegeben hat, nicht richtig gewirkt.«