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Er ist in einer fernen Galaxis - ein menschliches Gehirn im Körper eines Fremden Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Juni des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr. Dass die Menschen und die übrigen Völker noch leben, verdanken sie, ohne es in ihrer Gesamtheit zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur. Perry Rhodan ist der Mann, der die Zeitkorrektur vornahm, doch die Person, die das Zeitparadoxon herbeiführte, aufgrund dessen die rettende Korrektur erst bewerkstelligt werden konnte, ist Markhor de Lapal, der bei seinem Auftreten auf der todgeweihten Erde unter dem Namen Kol Mimo agierte. Die über die Rettungsaktion informierten Personen sind natürlich bereit, Markhor de Lapal Dank und Anerkennung zu zollen, doch der geheimnisvolle Mann will keinen Dank - er will einen Plan durchführen, dem Perry Rhodan um der Menschheit willen niemals zustimmen kann. Dann greift Anti-ES, das Geistwesen ein, das mit seinem Gegenpart eine Art kosmisches Schachspiel um die Zukunft der Menschheit durchführt. Perry Rhodans Gehirn wird durch ein Androiden-Gehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wird zum Spielball unheimlicher Kräfte, erreicht eine fremde Galaxis und landet auf dem MARKT DER GEHIRNE ...
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Nr. 623
Markt der Gehirne
Er ist in einer fernen Galaxis – ein menschliches Gehirn im Körper eines Fremden
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Juni des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr.
Dass die Menschen und die übrigen Völker noch leben, verdanken sie, ohne es in ihrer Gesamtheit zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur.
Perry Rhodan ist der Mann, der die Zeitkorrektur vornahm, doch die Person, die das Zeitparadoxon herbeiführte, aufgrund dessen die rettende Korrektur erst bewerkstelligt werden konnte, ist Markhor de Lapal, der bei seinem Auftreten auf der todgeweihten Erde unter dem Namen Kol Mimo agierte.
Die über die Rettungsaktion informierten Personen sind natürlich bereit, Markhor de Lapal Dank und Anerkennung zu zollen, doch der geheimnisvolle Mann will keinen Dank – er will einen Plan durchführen, dem Perry Rhodan um der Menschheit willen niemals zustimmen kann.
Dann greift Anti-ES, das Geistwesen ein, das mit seinem Gegenpart eine Art kosmisches Schachspiel um die Zukunft der Menschheit durchführt.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Ein Gehirn ohne Körper.
Doynschto der Sanfte – Ein Paratransplantator.
Spercamon – Doynschtos Assistent.
Tecto – Ein gesunder Körper mit einem sterbenden Gehirn.
Foylschtrack
1.
Die erste Wahrnehmung ist Licht.
Das Gefühl, in diesem Meer von Licht zu schwimmen.
Nur die Gedanken arbeiten.
Der Körper ist nicht zu spüren.
Es gibt keinen Körper.
ENTSETZEN
Der ungestüme, aber sinnlose Versuch, sich zurückzuziehen, irgendwohin.
Dabei gibt es keine Fluchtmöglichkeit.
ENTTÄUSCHUNG
EINSAMKEIT
ERINNERUNG
Da war diese endlose Schwärze, dieser Tunnel ohne Licht in der Unendlichkeit. Das Gefühl, eine Million Jahre unterwegs zu sein, im Nichts zu schweben, bedeutungslos, sinnlos ...
Die erste Wahrnehmung war Licht.
Was folgt, ist unbeschreibliches Entsetzen, überwältigende Furcht und niederschmetternde Einsamkeit.
In all dieser Unwirklichkeit hat nur das eine Bestand: Die Erinnerung an die Zeit vorher.
An die Zeit mit einem Körper in einer realen Umwelt. Das sind Gedanken, an die sich der Körperlose klammert. Aber die Erinnerung ist keine Höhle, in der man sich verkriechen kann. Früher oder später muss die Herausforderung der neuen Umgebung angenommen werden.
Es gibt noch die Flucht in den Wahnsinn. Der Körperlose spielt auch mit dieser Möglichkeit, doch er hat sie längst zurückgewiesen.
2.
Das bläuliche Licht schmeichelte Doynschtos Gesicht, denn es machte die Falten nahezu unsichtbar. Was das Licht nicht verbergen konnte, waren die anderen Anzeichen hohen Alters: der leicht gekrümmte Rücken und das stellenweise bereits goldgrün verfärbte Haarkleid. Doynschto der Sanfte war (nach Erdjahren gerechnet) achthundertzweiunddreißig Jahre alt.
Die Karten mit den Gehirndaten glitten durch seine sechsfingrigen Hände. Diese Arbeit war zu reiner Routine geworden, und jeden Tag, wenn er sie hinter sich gebracht hatte, wuchs seine Enttäuschung.
Obwohl Doynschto der Sanfte zu den einhundert Yaanztronern (von insgesamt vier Milliarden!) gehörte, die jeden Tag Datenauszüge vom Markt der Gehirne bekamen, hatte er immer noch nicht das gefunden, was er seit Jahren hartnäckig suchte: Ein Ceynachgehirn!
Auch heute hatte sich der Bestand auf dem Markt nur unwesentlich verändert. Zu allen Gehirnen, die Doynschto bereits bekannt waren, hatten sich lediglich drei Bordingehirne gesellt. Bordingehirne glichen einander so sehr, dass sie den Wissenschaftler langweilten. Natürlich waren sie allesamt freundlich und hilfsbereit, aber auf solche Vorzüge hätte Doynschto gern verzichtet, wenn er ein interessantes Gehirn bekommen hätte.
Doynschto hatte den Verdacht, dass immer mehr interessante Gehirne illegal gehandelt wurden. Es gab mehrere Organisationen, die trotz der Wachsamkeit des GOK Gehirne auf dem Schwarzen Markt handelten. Dieser Entwicklung musste früher oder später entschieden entgegengetreten werden, wenn der gesamte Markt nicht an Glaubwürdigkeit verlieren sollte.
Sonst konnte es eines Tages dazu kommen, dass Yaanzar nicht mehr der Gebende und der Nehmende sein würde.
Wenn der Markt weiter in dieser Weise korrumpiert wurde, konnte es passieren, dass das GOK in Einverständnis mit den Wissenschaftlern den Markt auf eine andere Welt verlegen würde.
Doynschto der Sanfte konnte nicht ahnen, dass er in ein paar Tagen selbst an unerlaubten Gehirngeschäften teilnehmen und sich auf diese Weise in den Kreis jener einreihen würde, die er jetzt so sehr verabscheute.
Ein Geräusch am Eingang ließ ihn aufblicken.
Percto kam herein. Der junge Bordin brachte die Karaffe mit dem Shamm.
»Du kannst sie auf den Tisch stellen«, sagte Doynschto der Sanfte. »Bevor ich meine Arbeit nicht beendet habe, werde ich das Zeug nicht anrühren. Es vernebelt die Sinne und gaukelt Dinge vor, die nicht wirklich sind.«
Der Bordin lächelte verständnisvoll.
»Sie werden sich die Augen verderben«, prophezeite er seinem Herrn. »Das Licht müsste viel intensiver sein.«
Doynschto lehnte sich zurück. Er war etwa 1,70 Meter groß und zierlich gebaut. Er ging aufrecht wie alle Yaanztroner und besaß zwei Arme und Beine. Sein Körper war mit feinen moosgrünen Haaren bedeckt, die stellenweise bereits die goldgrüne Färbung des Alters annahmen. Nur das Gesicht des Wissenschaftlers war frei davon. Wie alle Yaanztroner besaß Doynschto zwei spitze Fledermausohren mit feinen Haarbüscheln an ihren Enden. Sein Gesicht wurde von zwei großen, abwechselnd rötlich oder goldfarben leuchtenden Augen beherrscht. Die Nase war schwarz und breit.
Doynschto trug eine Toga mit einer Art Fenster über der Brust, so dass seine ID-Plakette sichtbar blieb.
»Ich liebe dieses Licht«, sagte Doynschto zu seinem Diener. »Ein Mann in meinem Alter denkt nicht daran, dass er sich die Augen verderben könnte. Viele Dinge, die mich früher einmal berührten, sind mir längst gleichgültig geworden.«
Percto schwieg. Er stand den philosophischen Betrachtungen seines Herrn mehr oder weniger uninteressiert gegenüber.
Doynschto wechselte das Thema.
»Wie lange bist du schon bei mir, Percto?«
»Zweieinhalb Jahre!«
»Wie lange läuft der Vertrag, den wir abgeschlossen haben?«
»Sechs Jahre«, sagte der Bordin. Er war offensichtlich erstaunt darüber, dass diese Daten dem Wissenschaftler nicht bekannt waren.
Doynschto warf die Datenkarten in einen Korb und stand auf. Der Arbeitsraum hatte die Form einer ovalen Schale; die von einer stabilisierenden Flüssigkeit getränkten Stoffwände sahen fast wie Felsformationen aus. Der Boden bestand aus polierten Metallplatten, die das Licht reflektierten.
Auf der dem Tisch gegenüberliegenden Seite stand ein Regal mit zahlreichen Schaltvorrichtungen und Instrumenten. Von diesem Raum aus konnte Doynschto der Sanfte seine gesamte Transplantationsklinik steuern. Er machte von dieser Möglichkeit jedoch nur dann Gebrauch, wenn er krank oder müde war. Im allgemeinen bewegte er sich durch alle Abteilungen der Klinik und überprüfte, ob alle Arbeiten richtig ausgeführt wurden. Manchmal fragte er sich in einem Anflug von Selbstironie, ob es bereits beginnender Altersstarrsinn war, der ihn glauben ließ, dass der Erfolg vieler Arbeiten allein von seiner persönlichen Präsenz abhing.
»Du kannst gehen, Percto!«, entließ er den Bordin.
Der Diener verließ den Raum. Er war trotz seiner Jugend schon über zwei Meter groß. Auf dem mächtigen, schwarzbehaarten Bordinkörper saß ein Kugelkopf mit hoher Stirn, runden Ohren und sanften braunen Augen. Wie die Yaanztroner besaßen auch die Bordins sechs Finger und sechs Zehen. Für Doynschto waren damit noch keine verwandtschaftlichen Beziehungen hergestellt; als erfahrener Wissenschaftler wusste er, dass sich die Körperformen von Intelligenzen oft ähnelten.
Doynschto ließ sich wieder am Tisch nieder. Noch vor ein paar Jahren hatte er sich um diese Tageszeit aktiv gefühlt, in letzter Zeit jedoch kam die Müdigkeit früher.
Er hatte keine andere Wahl, als sich mit dem Problem des Alterns auseinanderzusetzen. Seine Arbeit war zur Routine geworden.
3.
Eine Seite der großen Halle war offen. Sonnenlicht fiel herein. Mächtige, mit Ornamenten verzierte Säulen bildeten die Grenze zwischen dem Halleninnern und dem sich draußen anschließenden Park. Das zwischen den Säulen sichtbare Land war leicht gewellt. Auf den Hügeln wuchs moosgrünes Gras. Dazwischen ragten die wie kahlgefressen aussehenden Stümpfe einiger uralter Bäume empor. Auf dem höchsten der sichtbaren Hügel stand eine Art Tempel. Es war ein etwa fünf Meter hohes Bauwerk mit einem stufenförmigen Dach. Die Wände bestanden aus mehreren Gittern, die übereinander befestigt waren. Ein breites Podest führte rund um das Gebäude. Auf diesem Podest saßen und lagen ein paar Gestalten, die auf diese Entfernung nicht genau zu erkennen waren. Sie schienen das warme Licht der Sonne zu genießen.
Alles wirkte fremdartig und doch vertraut. Es war wie ein Ausschnitt aus einem längst vergessenen Traum, die Erinnerung an ein Fragment, das irgendwann einmal Bedeutung besessen hatte.
Trotz der Helligkeit des Tages und der Sanftheit der Landschaft war irgend etwas an dieser Szenerie unheimlich. Das Land erinnerte an eine überdimensionale Maske, die sich über unsichtbaren Schrecknissen spannte, ohne deren Existenz völlig verbergen zu können.
Die Blicke des Gehirns wanderten zu den Säulen zurück.
Der Mechanismus, der das Gehirn sehen ließ, hatte nicht die Funktionsweise menschlicher Augen. Er arbeitete vielmehr wie eine Kamera, mit kurzen und langen Schwenks, Einblendungen und Verzögerungen.
Der Schwenk vom Tempel draußen auf dem Hügel zurück zu den Säulen führte weiter ins Innere der Halle.
Quer durch die Halle zogen sich geschmückte Regale.
Von seinem Platz aus konnte das Gehirn etwa zwanzig dieser Regale sehen. Sie verliefen von den Säulen bis zur Wand irgendwo im Hintergrund, die das Gehirn jedoch nicht sehen konnte.
Auf den Regalen standen Tausende von transparenten Behältern.
In jedem dieser Behälter schwamm ein Gehirn.
Das Gehirn begriff, dass es ebenfalls in einem solchen Behälter lag, der zwischen ein paar hundert anderen auf einem Regal stand.
Der Schock, den diese Erkenntnis auslöste, war so tiefgreifend, dass das Gehirn glaubte, von innen heraus erstarren zu müssen. Es war, als breitete sich eisige Kälte zwischen den grauen Zellen aus. Das Gehirn hörte auf zu denken. Es war eine instinktive Schutzmaßnahme, mit der es sich vor dem drohenden Wahnsinn schützte.
Die Regale waren mit bunten Papierschlangen und Bildern geschmückt. Die Farbenpracht und das zwischen den Säulen einfallende Sonnenlicht sollten eine Atmosphäre unbeschwerter Heiterkeit schaffen.
Das Gehirn wurde unwillkürlich an die Bestattungszeremonien vergangener Zeiten auf der Erde erinnert, wo man mit blumengeschmückten Särgen den Eindruck erweckt hatte, der Tod sei etwas Heiteres.
Denn, so überlegte das Gehirn mit neu aufsteigendem Entsetzen, auch der Behälter, in dem es lag, war eine Art Sarg.
Der unglaubliche Gedanke, es könnte sich in einem phantastischen Mausoleum befinden, durchfuhr das Gehirn wie ein elektrischer Schlag. Es versuchte sich auszumalen, was es empfinden würde, wenn es von nun an bis in alle Ewigkeit hier liegen würde.
Der Blick hinaus zu den grasbewachsenen Hügeln, hinauf zum Tempel mit den in der Sonne liegenden Gestalten, zurück zu den Säulen, zu den Regalen mit den Behältern darauf.
Zwischen den Regalen verliefen breite Gänge, so dass das Gehirn vermutete, dass sich dort unten ab und zu jemand bewegte.
Welche Wesen mochten das sein, die zwischen diesen Regalen hin und her gingen, um sich Gehirne zu betrachten?
Befinde ich mich etwa in einem Museum?, fragte sich das Gehirn. In einer teuflischen Ausstellung, deren Sinn ich nicht einmal erahnen kann?
Das Gehirn erinnerte sich genau, auf welche Weise man es von seinem Körper getrennt hatte. Es wusste auch, dass nun ein Androidengehirn in seinem Körper ruhte und an seiner Stelle die Verbindung zur Umwelt aufrechterhielt.
Doch das war auf der Erde geschehen.
Die Welt, auf der sich das Gehirn jetzt befand, war nicht die Erde. Dazu war alles zu fremdartig. Außerdem war die Erinnerung an eine phantastische, unendlich lange Reise noch zu frisch.
Die Frage, die immer drängender wurde, lautete: Wo bin ich?
Das Gehirn hatte niemals zuvor von einem solchen Platz gehört, deshalb begann es zu befürchten, dass es sich in einem unbekannten Gebiet der eigenen Galaxis, oder sogar in einer fernen Galaxis befand.
Das Gehirn hatte soviel erlebt, dass es abstrakt denken konnte. Allein diese Tatsache rettete es vor dem Wahnsinn. Irgend jemand war dafür verantwortlich, dass es sich hier befand. Dieser Gedanke besaß etwas tröstliches, denn er bewies, dass das Gesetz von Ursache und Wirkung auch bei diesem unglaublichen Geschehen seine Gültigkeit besaß.
Die Gedanken, die das Gehirn beschäftigten, hatten es derart aufgeputscht, dass es erst jetzt auf das Raunen aufmerksam wurde, das es seit seinem Erwachen empfing und für das es noch keine Erklärung gab.
Trotzdem zwang sich das Gehirn zu einer realistischen Einschätzung der Lage.
Es war sich darüber im klaren, dass es kein Wesen mit Armen und Beinen, sondern ein in einem Behälter schwimmendes Etwas war, dessen zahllose Nervenenden, mit Hilfe einer unverständlichen Technik konzentriert, an einem Mikrogerät an der Innenwandung des Behälters endeten. Dieses Mikrogerät war offenbar eine Art Nervenimpulskommunikator, der alle Gedankenströmungen des Gehirns verarbeitete und weitergab, gleichzeitig aber auch in der Lage war, optische und akustische Eindrücke aufzunehmen und an das Gehirn weiterzugeben.
Was völlig fehlte, waren Geruchs- und Geschmackssinn, der Sinn für körperliche Schmerzen und vor allem ein Körper, der auf die Muskelbewegungsimpulse reagiert hätte.
Trotzdem hatte das Gehirn ab und zu den Eindruck, dass es noch einen Körper besaß. Wahrscheinlich war dieser Eindruck vergleichbar mit den Phantomschmerzen, die ein Mensch mit amputierten Gliedmaßen oft empfindet.
Ein zweites Gefühl breitete sich in dem Gehirn aus und lähmte seine Aktivität: Völlige Hilflosigkeit.
Es war in diesem Behälter eingeschlossen und konnte hören und sehen.
Doch es war zu völliger Bewegungslosigkeit verdammt. Es besaß nicht einmal einen Pseudokörper, der anstelle des echten Körpers bestimmte Handlungen durchgeführt hätte.
Selbst ein lebendig begrabener Mensch konnte nicht solche Qualen empfinden, denn er durfte hoffen, dass er durch den Tod aus seinem unerträglichen Zustand erlöst wurde.
Das Gehirn wusste jedoch nicht, wann sein Tod eintreten würde.
Vielleicht war es in diesem Zustand unsterblich!
Ich muss irgend etwas tun!, dachte das Gehirn.
Der Anblick all der anderen Gehirne rief widersprüchliche Gefühle in ihm hervor. Es konnte deutlich erkennen, dass es sich um die Gehirne verschiedenartiger Lebewesen handelte, eine Feststellung, die den makabren Eindruck, Teil einer Ausstellung von Gehirnen zu sein, noch verstärkte.
Andererseits wirkte die Nähe der anderen Gehirne tröstlich. Es gab noch andere, die ein ähnliches Schicksal erlitten hatten und damit fertig werden mussten.
Wie bewältigten sie ihre Probleme?
Nachdem es diese Flut von Daten und Wahrnehmungen in sich aufgenommen hatte, verfiel das Gehirn wieder in Panik. Seine Gedanken rasten.
Die Sehnsucht nach Freiheit wurde übermächtig.
Es beruhigte sich erst, nachdem es völlig erschöpft war. Doch der Zustand der Ruhe war trügerisch. Es überlegte, dass es sinnlos war, mit den Gedanken gegen das Gefangensein anzukämpfen, obwohl es wusste, dass es sehr lange brauchen würde, um alle seine Empfindungen zu kontrollieren.
Zu diesem Zeitpunkt empfand das Gehirn das Raunen als immer stärker, und es begann seine Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren.
Das Raunen wurde allmählich zu einem Gewisper.
Es hörte sich an wie weit entfernte Stimmen.
Das Gehirn begann zu lauschen. Nach einiger Zeit konnte es einzelne Stimmen unterscheiden und verstehen. Das konnte nur bedeuten, dass an den Behälter, in dem es sich befand, eine Art Translatorgerät angeschlossen war.
Die Stimmen, die das Gehirn wahrnahm, konnten nur von den anderen Behältern kommen.
Die Konsequenz, die sich aus dieser Feststellung ergab, war phantastisch: Die Gehirne in den Behältern unterhielten sich miteinander. Ihre Gedanken wurden verstärkt und von Funksprechgeräten übertragen. Einer Technik, der es gelang, körperlose Gehirne am Leben zu erhalten, musste es auch möglich sein, den Gehirnen untereinander eine Verständigungsmöglichkeit zu geben.
Das einsame Gehirn konzentrierte sich und lauschte.
Es erlebte eine neue Überraschung. Zunächst war ihm fast alles unverständlich, was gesprochen wurde. Zwar verstand es die Worte, doch sie ergaben keinen Sinn. Alles war zu fremdartig, ein weiterer Beweis dafür, dass das Gehirn sich an einem den Menschen unbekannten Punkt des Universums befand.
Aus den Gesprächen der Gehirne war jedoch weder Furcht noch Verzweiflung herauszuhören.