Perry Rhodan Neo 268: Die zweite Genesis - Rainer Schorm - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 268: Die zweite Genesis E-Book und Hörbuch

Rainer Schorm

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Beschreibung

Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit eine Reihe von Sonnensystemen besiedelt. Dann aber werden im Jahr 2102 die Erde und der Mond in den fernen Kugelsternhaufen M 3 versetzt. Mit dem Großraumschiff SOL will Rhodan dieses Geschehen rückgängig machen, strandet aber 10.000 Jahre in der Vergangenheit. In dieser Zeit kämpfen die Arkoniden und Maahks in fürchterlichen Schlachten gegeneinander. Zudem kommt es zu einer Revolte. Die Überschweren mit ihrem Anführer Leticron streben nach der Macht im Arkon-Imperium. Währenddessen konzentrieren sich die Terraner auf eine noch größere Gefahr. In den arkonidischen Positroniken lauert ein Quantenschatten. Sollte dieses aggressive, körperlose Bewusstsein aktiv werden, würde die Geschichte einen verhängnisvoll anderen Verlauf nehmen. Perry Rhodan stemmt sich gegen DIE ZWEITE GENESIS ...

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Zeit:6 Std. 1 min

Sprecher:Axel Gottschick
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Band 268

Die zweite Genesis

Rainer Schorm

Cover

Vorspann

Erstes Stadium: Morula

1. Weit draußen

2. Wie aus dem Nichts

3. Im Foskurrion

4. Im Wartemodus

5. Krieg oder Evolution?

Zweites Stadium: Blastula

6. Arkon im Fokus

7. Sie sind hier!

8. Aushebung

9. Nur Schatten?

10. In freier Natur

Drittes Stadium: Gastrula

11. Ein Schemen am Himmel

12. Ein Flug in die Zukunft

13. Exzess

14. Närfouess

Viertes Stadium: Cumulatio

15. Abstieg

16. Die letzten Meter

17. Entsatz

18. Endspiel

Fünftes Stadium: Dissolutio

19. Wohin? Wannhin?

Impressum

Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit eine Reihe von Sonnensystemen besiedelt.

Dann aber werden im Jahr 2102 die Erde und der Mond in den fernen Kugelsternhaufen M 3 versetzt. Mit dem Großraumschiff SOL will Rhodan dieses Geschehen rückgängig machen, strandet aber 10.000 Jahre in der Vergangenheit.

In dieser Zeit kämpfen die Arkoniden und Maahks in fürchterlichen Schlachten gegeneinander. Zudem kommt es zu einer Revolte. Die Überschweren mit ihrem Anführer Leticron streben nach der Macht im Arkon-Imperium.

Währenddessen konzentrieren sich die Terraner auf eine noch größere Gefahr. In den arkonidischen Positroniken lauert ein Quantenschatten. Sollte dieses aggressive, körperlose Bewusstsein aktiv werden, würde die Geschichte einen verhängnisvoll anderen Verlauf nehmen. Perry Rhodan stemmt sich gegen DIE ZWEITE GENESIS ...

Erstes Stadium: Morula

Es beginnt.

Nein. Es hat bereits begonnen. Unspektakulär, aber große Veränderungen geschehen nicht plötzlich, aus dem Nichts heraus; sie kündigen sich an, lange bevor etwas deutlich sichtbar wird.

Wie der erste Eiskristall, der sich anschickt, zu einer Lawine zu werden: unaufhaltsam, eine Naturgewalt.

Die Differenzierung setzt ein. Aus kleinen, verkapselten Relikten wächst etwas – in alle Richtungen, in alle Dimensionen.

Noch ist nicht ersichtlich, was daraus werden wird. Es gibt nur einen Nachhall aus uralter Zeit. Es ist kein Gedanke, es ist nicht mal eine Erinnerung, und doch ist es da.

1.

Weit draußen

Grelles Licht zuckte durch die Finsternis, Explosionsblumen blühten auf. In der Schwärze des äußeren Arkonsystems kam ihre tödliche Schönheit voll zur Geltung.

Halycon Faulkner kniff die Augen zusammen. Nötig war das nicht, er konnte von dem Gleißen nicht geblendet werden. Der Holodom der Dragonfly lieferte ihm eine optimal gefilterte und positronisch aufbereitete Rundumsicht, einschließlich integrierter taktischer Informationen.

»Das ist weit weg«, sagte Jasmin Kort, seine Bordschützin. »Hat nichts mit uns zu tun.«

Dass Faulkner in einem Raumjäger des hochmodernen Typs Dragonfly II saß, war kein Zufall. Er hatte darum gebeten. Einsätze der Explorer-Disk, die er üblicherweise flog, standen derzeit nicht an. Also hatte man ihn kurzerhand in die HORNET versetzt, nachdem deren Pilot ausgefallen war.

»Bereuen Sie's?«, erkundigte sich Kort.

Faulkner hatte die ansonsten eher schweigsame, stämmige Frau zuvor nur vom Hörensagen gekannt. An einen neuen Piloten musste sie sich fraglos erst noch gewöhnen. Zumal Faulkner einige Eigenheiten kultivierte.

»Also. Bereuen Sie's?«, wiederholte sie, weil Faulkner nicht sofort reagierte. »Ich meine, die HORNET ist von der Gewichtsklasse her ein Abstieg.«

Faulkner lachte. »Niemals. Ich fliege alles, was ich in die Finger kriege. Die Frage ist eher, wie Sie das sehen!«

»Ah, ich bin zufrieden. Sie haben einen gewissen Ruf, und was ich bislang gesehen habe, entspricht dem voll und ganz. Verstehen Sie mich nicht falsch, Frijd de Jong ist ein ausgezeichneter Pilot. Aber ich denke, er würde sich bei Gelegenheit gern das eine oder andere von Ihnen abschauen.«

Faulkner flog einen engen Bogen. Irgendwo vor ihnen hing Ker'Shalloor im All, ein größerer Asteroid. Die Ortung zeigte ihn deutlich an, normaloptisch war er kaum mehr als ein Schatten vor der Schwärze.

»Sagenhaft«, murmelte Faulkner. Er hatte die Kompensation durch die Andruckaggregate minimal reduziert. So konnte er die Bewegungen des Raumboots körperlich spüren.

Die Flugeigenschaften der Dragonflys der zweiten Generation waren beeindruckend. Der frei bewegliche Antriebsring war mit extrem starken Magnetfeldern außen an die kugelförmige Hauptzelle angekoppelt und konnte in beliebige Richtungen Schub geben. Energiefressende Umlenkfelder für die Triebwerksstrahlen waren überflüssig. Die Konstruktion war sehr innovativ, und Faulkner war immer wieder erstaunt, wie elegant sich das Raumboot steuern ließ. Für ihn als Piloten war es ein Traum. Nur die Tatsache, dass die Dragonflys als schwer bewaffnete Raumkampfjäger konzipiert waren, trübte seine Begeisterung ein wenig.

»Die Entfernung der Explosionen beträgt beinahe eine Lichtstunde«, äußerte Kort.

Faulkner hatte die im Außenbeobachtungsholo eingeblendeten Daten ebenfalls gelesen. »Wie Sie sagten: Zumindest jetzt ist es noch keine Gefahr für uns.«

»Was glauben Sie?«, fragte Kort. »Sind das Überschwere oder Maahks?«

»Der Spektralanalyse zufolge sind es Waffen der Gon-Mekara«, antwortete er. »Bereits die Möglichkeit, dass die Überschweren gleichzeitig mit den Maahks angreifen, wird die Arkoniden in den Wahnsinn treiben ... völlig zu Recht.«

»Ich habe nicht viel Erfahrung mit Arkoniden«, sagte Kort. »Aber ich glaube, sie werden übel reagieren, wenn sie die Auseinandersetzung gewinnen. Wenn man das adlige Pack so sieht, vergisst man allzu schnell, dass sie ihr Imperium mit militärischer Gewalt und jeder Menge Energie aufgebaut haben. Wie lange zieht sich der Methankrieg bereits hin? Mehrere Jahrzehnte? Das verroht auch die feinste Gesellschaft. Sollte die Revolte der Überschweren scheitern, werden Leticron und seine Spießgesellen das bereuen, denke ich.«

Faulkner grinste. »Spießgesellen? Wo haben Sie denn diesen Ausdruck her?«

»Von Gucky. Der Wortschatz des Mausbibers ist erstaunlich groß. Eine echte Inspirationsquelle.«

»Sagen Sie das nicht zu laut«, empfahl Faulkner. »Der Kleine merkt sich so etwas. Und denken sollten Sie's erst recht nicht.«

»Ich denke gerade an ganz andere Dinge«, erwiderte sie. »Ich fürchte nämlich, wir haben uns geirrt. Es geht uns doch was an. Sehen Sie ...«

Faulkner hatte es bemerkt. Die Ortungssysteme der HORNET schlugen Alarm. Bei einem Raumjäger, der derart schnell und wendig war, bedeutete eine hochwertige Ortungs- und Tastertechnik den Unterschied zwischen Leben und Tod.

»Naatdreck!«, fluchte er. Viel zu nah schälten sich die Konturen großer Raumschiffe aus dem Nichts des Alls.

»Gon-Mekara«, konstatierte Kort. »Sie haben sich wohl durch die Kometenwolke in der Peripherie des Planetensystems herangeschlichen. Dort gab es die allerersten Scharmützel und Kämpfe. Mittlerweile sind sie weit genug in ihr Zielgebiet vorgedrungen und geben ihre Tarnung auf. Ich registriere drei, nein, vier Walzen. Mittlere Größe, Längen zwischen vier- und sechshundert Metern. Sie kommen definitiv nicht aus der Region, in der wir die aktuellen Gefechte angemessen haben. Sind die Transitionsdämpfer des Arkonsystems nicht aktiv?«

»Sie sind zwar nicht flächendeckend ausgefallen«, erläuterte Faulkner. »Aber viele arbeiten nur schwach, und es haben sich Lücken aufgetan. Ihre Abdeckung ist noch groß genug, um die Materialisierung massiver Feindverbände in unmittelbarer Planetennähe zu verhindern. Ich fürchte jedoch, das wird nicht so bleiben. Der Einflug ist schließlich auch unterlichtschnell möglich. Er dauert bloß länger. Nur deshalb haben wir noch keine Schiffsschwemme. Aber die hier reichen uns komplett.«

Die Walzenschiffe wirkten wie die Inkarnation von Angst und Bedrohung. Ihre schwarze Außenhaut war von Treffern, kosmischer Strahlung und Mikrometeoriten zerfurcht, die Bauweise grob; nichts an den Raumfahrzeugen war elegant.

»Natürlich lässt Leticron seine Truppen nicht nur an einer Stelle angreifen«, fuhr er fort. »Es wundert mich ohnehin, dass er in der Ekliptik bleibt, jedenfalls bisher. Der Mann gilt als ungemein fähiger Heerführer. Ich leite eine Kurskorrektur ein.«

Die HORNET beschleunigte, zog eine enge Kurve und schoss dann auf einer lang gestreckten Bahn weg von den Walzenschiffen.

»Sie schießen nicht«, wunderte sich Kort.

»Warum auch? Wir sind keine Bedrohung, noch nicht mal lästig.«

»Ich hatte gedacht, unser auffälliger Bautyp würde sie vielleicht interessieren«, gab sie zurück. »Wir können uns nur mit Atlans Codes so ungestört bewegen. Wir gelten als Prototyp aus den Waffenschmieden von Arkon Drei auf einem Testflug.«

»Sie sagen es. Prototypen haben üblicherweise jede Menge Kinderkrankheiten. Die Überschweren werden sich um solche Dinge deshalb erst kümmern, wenn sie ihre Ziele erreicht haben. Momentan haben sie andere Prioritäten.« Faulkner lachte. »Sie sind Endverbraucher, sie haben kaum Interesse an Forschung und Entwicklung, das dauert ihnen zu lange und bindet Kapazitäten. Es sei denn, sie können sich ihre Beute nebenbei unter den Nagel reißen. Damit uns das nicht passiert, gehen wir ihnen aus dem Weg. Wir fliegen näher an die Festung heran.«

Ker'Shalloor wurde größer. Der Asteroid war mit Geschützkuppeln überzogen, wie alle Verteidigungsstützpunkte im äußeren Arkonsystem. Der durchschnittliche Durchmesser betrug etwa 200 Meter.

»Das wird eng«, sagte Kort.

Die HORNET beschleunigte auf einem Tangentialkurs, der sie dicht an Ker'Shalloor vorbeiführte, aber trotzdem einen Sicherheitsabstand einhielt. Der Asteroid wirkte wie eine Topinamburknolle mit vielen Augen. Der Großteil der Oberfläche war von staubigem, fleckigem Grau geprägt, aber entlang der Drehachse registrierte Faulkner auch viele rötliche Areale. Es handelte sich um Tholine, komplexe, organische Moleküle, die aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff bestanden. Sie bildeten sich auf Kometen, Monden und Asteroiden unter dem Einfluss von UV-Strahlung. In diesem Fall sah es beinahe aus wie ein heftiger Ausschlag.

»Ein Weltraumbrocken mit Gürtelrose«, murmelte Faulkner. »Man kriegt hier wahrhaftig was geboten.«

»Sehen Sie die Waffenkuppeln?«, fragte Kort. »Der Kommandant von Ker'Shalloor hat sie komplett ausgefahren. Wenn die Überschweren näher kommen, pustet er sie bis nach Zalit.«

»Zumindest das, was von ihnen übrig bleibt«, fügte Faulkner hinzu. »Mehr als ein paar Moleküle werden es kaum sein. Aber wieso hat er den Schutzschirm noch nicht aktiviert? Und warum fragen die Nahbereichsüberwachungssysteme der Festung unsere Autorisierungscodes nicht ab?«

»Im Sektor vier-neun-eins liegt die Waffenplattform KER'ALA.« Kort vergrößerte den entsprechenden Bereich des Holodoms. »Sie gehört zur äußeren Abwehrfortsphäre und damit zu den ganz dicken Dingern. Dagegen ist Ker'Shalloor ein Winzling. Zu nah sollten wir ihr nicht kommen. Ich habe keine Lust, die Genehmigungscodes mit der dortigen Steuerpositronik zu diskutieren.«

»Als ob die diskutieren würde«, erwiderte Faulkner. »Ah, jetzt! Ich übermittle unsere Berechtigungskennungen.«

Sie entfernten sich bereits wieder von Ker'Shalloor. Mit einem Flackern baute sich der Schutzschirm des Asteroiden auf. Für Faulkner war es ein Rätsel, warum sich der Kommandant derart viel Zeit damit gelassen hatte. Das war ungewöhnlich. Gab es technische Probleme mit den Feldgeneratoren und Steuersystemen?

»Der Kurs Richtung KER'ALA liegt ja an«, sagte Kort. »Wir sollten uns aber deutlich außerhalb des militärischen Schutzbereichs halten.«

»Machen wir«, pflichtete Faulkner ihr bei.

Jasmin Kort war eine ausgezeichnete Bordschützin und auch sonst eine fähige Raumfahrerin. Ihre Empfehlung war richtig, obwohl sie eigentlich nicht die Pilotin war. Aber in einem Zweipersonenjäger war man ohnehin gezwungen, mehrere Aufgaben zu übernehmen. Nur im Fall eines aktiven Raumgefechts mussten sich die zwei Besatzungsmitglieder separat auf ihre Primärrolle konzentrieren. Die positronische Unterstützung ihrer Bordsysteme war zwar leistungsstark, aber selbstverständlich ersetzte dies nicht die bisweilen notwendige Intuition. Denn für eine hoch entwickelte Bordintelligenz von der Qualität SENECAS reichte der Platz in dem kleinen Raumboot nicht annähernd.

Hielten sich die Dragonflys in der Nähe der SOL auf, war eine ständige Funkvernetzung zu SENECA möglich, um das zu kompensieren. Allerdings hielt der Weltraum viele Überraschungen bereit, die diese Verbindung stören konnten. Faulkner wusste, dass die Piloten die »Nabelschnur«, wie sie das Gefechtsleitsystem nannten, nicht gern nutzten. Es widersprach der Pilotenehre. Eine andere, wenig schmeichelhafte Bezeichnung war »betreutes Fliegen«. Er verstand diesen Widerwillen sehr gut.

»Die Walzen ändern ihren Kurs«, meldete Kort. »Es sieht so aus, als wollten sie Ker'Shalloor tatsächlich angreifen. Sind die irre?«

Faulkner teilte ihre Einschätzung. Planeten- oder asteroidengestützte Verteidigungsforts waren schwer zu knacken. Deren Energiemeiler konnten fast beliebig groß sein. Auf Asteroiden galt das nur eingeschränkt, aber auch dort waren Reaktoren, Generatoren und Konverter deutlich leistungsfähiger als auf jedem Raumschiff. Der Versuch, Schutzschirme zu brechen, für die beinahe unbegrenzt Energie zur Verfügung stand, war somit purer Selbstmord. Ob vier Kampfwalzen der Gon-Mekara genug Feuerkraft aufbrachten, um die Abwehrfelder zu überlasten, war ungewiss. Die Überschweren schienen aber davon auszugehen. Faulkner war froh, dass die HORNET das Kampfgebiet verließ.

KER'ALA kam in Sicht. Die gigantische Raumfestung bestand aus einer 500 Meter durchmessenden Scheibe und einer kaum zu überblickenden Anzahl halbkugeliger Aufbauten auf beiden Flächen. Mehrere kleine Satelliten umkreisten das Gebilde.

»Externe Ortungsmodule«, sagte Kort.

Fasziniert studierte Faulkner die Anordnung. Der Sondenschwarm verbesserte die Zielerfassung der Festung erheblich, und da die Objekte nah bei KER'ALA standen, war die Kommunikationslaufzeit unerheblich. Wahrscheinlich operierten sie sogar mit Hyperfunk.

»Was ist mit Ker'Shalloor los?«, fragte Kort verblüfft. »Desaktivieren die etwa die Schirme wieder? Während eines Angriffs?«

Als Faulkner das Flackern sah, wusste er, dass das Asteroidenfort ein Problem hatte. Das Schirmfeld wurde instabil; es geschah nicht absichtlich.

»Erst sind sie langsam beim Aufbau, und dann das«, sinnierte er. »Die haben technische Ausfälle. Genau das, was man in dieser Situation am wenigsten gebrauchen kann. Sollte mich wundern ...«

Kort unterbrach ihn. »Sie senden einen Notruf.«

»Wahrscheinlich zu spät«, sagte Faulkner düster, als bereits die ersten Treffer sichtbar wurden.

Die attackierenden Walzen eröffneten das Feuer, ihre Impulskanonen schleuderten Plasmaladungen auf den Felsbrocken. Die hyperbeschleunigte Fusionsglut brannte sich einen Weg durch die Oberfläche. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hauptsysteme der Raumfestung beschädigt werden würden, dann war es vorbei mit der Überlegenheit.

»Sie zielen auf die Infrastruktur der Energieversorgung«, meldete Kort.

»Ja. Worauf sonst? Sehen wir zu, dass wir aus dem Schussfeld kommen. KER'ALA wird auf unsere kleine Stechfliege keinerlei Rücksicht nehmen. Wertvoller Prototyp hin oder her.«

Faulkner erhöhte die Schubleistung der HORNET. Die Dragonfly machte scheinbar einen Satz nach vorn, dann bog sie beinahe im rechten Winkel ab. Die Triebwerkskonfiguration machte das möglich, auch bei dieser Geschwindigkeit. Ein paar Gravos kamen durch, die einen gewissen Maximalwert aber nicht überschritten. Piloten konnten mit solchen Beharrungskräften umgehen, dennoch war Faulkner erleichtert, als die Belastung nachließ.

»Das Problem kennen Sie von Ihrer Space-Disk nicht«, vermutete Kort. »Oder?«

Er räusperte sich, während die HORNET sich aus der Ebene der Ekliptik entfernte. »Sie haben ja keine Ahnung!«

»Warum reagiert KER'ALA nicht?«, rätselte Kort einige Sekunden später. »Sie hätte die Möglichkeit, die Angreifer unter Druck zu setzen, zumindest abzulenken. Aber die Festungsplattform tut nichts dergleichen.«

»Die Festung ist aktiv«, sagte Faulkner. »Die Soldaten dort haben Energie, sie schießen nur nicht!«

»Und auch sie bauen keinen Schirm auf. Verrückt. Wollen die zusammengeschossen werden? Die Überschweren bedanken sich für solche Vorlagen doch umgehend. Sehen Sie!«

Während auf dem mittlerweile recht weit entfernten Asteroiden Explosionen messbar waren, registrierte Faulkner etwas anderes, für die HORNET weitaus Gefährlicheres.

»Die Gon-Mekara schleusen Kampfjäger aus.« Er holte eine rot gefärbte Wolke aus einigen Hundert Punkten ins Zentrum des Außenbeobachtungsholos. »Entweder sie wissen, was auf KER'ALA schiefläuft, oder sie nehmen die Einladung an. Das wird richtig übel.«

»Wir sind zu nah!«, warnte Kort.

Über die Akustikfelder des Raumhelms bekam Faulkner mit, wie sich die mit dem Rücken zu ihm sitzende Kort für den Kampf bereitmachte. Die Waffen der HORNET aktivierten sich.

»Wir können ihnen nicht ausweichen, sonst kommen wir wieder zu dicht an KER'ALA heran«, ergänzte Faulkner. »Halten Sie uns diese widerlichen Jäger einfach nur vom Hals.«

»Ich versuche mein Möglichstes. Wenigstens sind es keine Kamikazes, wie vor Kurzem.«

»Die historischen japanischen Selbstmordflieger taten das freiwillig«, sagte Faulkner. »Die missbrauchten Arkoniden eindeutig nicht. Eine widerliche Taktik.«

Die heranflutenden Raumjäger waren auf die Überschweren zugeschnitten, massig und ohne Eleganz. Dennoch waren sie gefährlich, und einem kombinierten Angriff war die HORNET nicht gewachsen.

Kort setzte die beiden schweren Thermostrahler der Dragonfly ein und nahm den vordersten Angreifer unter Feuer. Der Schutzschirm des Jägers glühte auf. Gleichzeitig erreichten drei mit schweren Fusionssprengköpfen bestückte Raketen der HORNET das Ziel. Die atomare Explosion zerstäubte das Abwehrfeld des Überschwerenboots, die Energien schlugen durch. Der Raumjäger begann zu trudeln und kollidierte mit der Einheit direkt hinter ihm. Dessen Abwehrschirm erledigte den Rest. Die nachfolgenden Angreifer mussten ausweichen.

Faulkner nutzte die Gelegenheit. Die Triebwerke rissen die Dragonfly erneut aus dem Kurs und brachten sie aus der Gefahrenzone.

»Die freigesetzten Neutronen der Fusion stören ihre Zielerfassung«, stellte Kort fest. »Unter normalen Umständen würden sie niemals derart danebenschießen. Nichts wie weg. KER'ALA soll sich mit den Jägern auseinandersetzen. Das ist nicht unser Job.«

Die HORNET schoss davon.

Faulkner konnte kaum fassen, was er sah, oder besser: was er nicht sah. Noch immer hatte die Raumfestung KER'ALA ihre Schutzschirme nicht aktiviert. Die ersten Gon-Mekara-Jäger erreichten die Schussdistanz. Massive Lohen aus Fusionsplasma trafen die Außenbereiche des Forts. Dann erst begann es rings um die scheibenförmige Kampfstation zu flackern.

»Endlich!«, entfuhr es Kort. »Ich dachte schon, die hätten den Verstand verloren.«

»Sehen Sie«, sagte Faulkner. »Der Schirm steht, aber er ist nicht stabil. Die Energieblase dürfte nicht derart flackern. Die müssen echte Probleme haben.«

Während die Dragonfly immer mehr Abstand zwischen sich und die Angreifer brachte, meldeten die Ortungssysteme die Ankunft eines Kampfverbands der arkonidischen Systemverteidigung. Im Gegensatz zu KER'ALA begannen die Kugelraumschiffe sofort mit ihrem Angriff. Sie verwandelten die Walzen der Überschweren in kurzer Zeit in komplette Wracks. Das lag weniger an der Bewaffnung als an der zahlenmäßigen Überlegenheit der arkonidischen Einheiten. Unter ihrem Punktfeuer brachen die Schutzschirme der Gon-Mekara zusammen. Danach erst begannen die Wacheinheiten, auch die Raumjäger abzuschießen.

Ganz zum Schluss traten die Waffen der Festung ebenfalls in Aktion, als wolle sie ihre Existenz zumindest nachträglich rechtfertigen.

»Wenn ich im Oberkommando der arkonidischen Raumflotte säße, müsste mir der Kommandant von KER'ALA einiges erklären«, kommentierte Faulkner. »Wissen Sie, was mir in den Sinn kam?«

Kort schnaubte. »Wahrscheinlich dasselbe wie mir. Die Überschweren haben einen Cyberangriff vorgeschaltet und die Positroniksysteme der Festung durcheinandergebracht. Bei einem solchen Riesenbrocken fallen niemals alle Schirmfeldprojektoren und Waffenkuppeln gleichzeitig aus. Da hat jemand dran gedreht.«

»Würde passen«, sagte Faulkner. »Aber wenn die Gon-Mekara dazu in der Lage sind, müssen sie tief in die Sicherheitsarchitektur der Systemverteidigung eingedrungen sein. Ich habe keine Ahnung, wie sie das geschafft haben. Die Arkoniden täten gut daran, diesen Gegner nicht zu unterschätzen. Aber zu ihrem Pech leiden unsere weißhaarigen Cousins gern mal an Größenwahn. Ich hoffe, sie schießen sich nicht selbst in den Fuß.«

»Netter Vergleich. Wenn Sie das mit einem Thermostrahler tun, ist von dem Fuß nicht mehr viel übrig. Oder vom ganzen Bein.«

»Haben wir Daten, die uns verraten, wie die Gon-Mekara das angestellt haben?«, fragte Faulkner, während er Kurs auf die SOL nahm. »Ich würde unseren Positronikexperten gern etwas an die Hand geben, damit Leticrons Leute bei SENECA nicht was Ähnliches versuchen.«

Kort überprüfte die Datenverzeichnisse. »Auf den ersten Blick finde ich nichts. Wenn es so war, wie wir vermuten, war alles sehr, sehr gut getarnt. Allerdings glaube ich nicht, dass die Überschweren SENECA so schnell ausschalten könnten wie eine arkonidische Zentralpositronik. Unsere Schiffsintelligenz ist ihnen technologisch zehntausend Jahre voraus.«

»Wenn Sie die neuronale Struktur beschädigen, spielt das keine große Rolle.« Faulkner kniff die Lippen zusammen und dachte: Hoffen wir, dass ich damit falschliege.

Als er das erste Signal der SOL empfing, kontaktierte Faulkner die Kommandozentrale. Perry Rhodans Gesicht erschien im Komholo. Chart Deccon war offenbar beschäftigt.

»Mister Faulkner«, sagte Rhodan. »Es freut mich, dass Sie's geschafft haben. Wir messen die Auseinandersetzung an. Es sieht aus, als habe sich die Systemverteidigung mittlerweile durchgesetzt. Ihre Aufzeichnungen werden den Analysten eine Hilfe sein.«

»Ich übermittle das ganze Paket als Rafferimpuls«, kündigte Kort an.

»Etwas anderes, Sir«, fügte Faulkner hinzu. »Uns ist eine unerklärliche Trägheit bei den Anlagen der äußeren Verteidigungssphäre aufgefallen. Ich habe spekuliert, dass es sich um einen Cyberangriff der Überschweren gehandelt haben könnte, aber nach einigem Nachdenken ...«

»Ja?«, hakte Rhodan nach.

»... nun ja, der Angriff wäre gleichzeitig anspruchsvoll und ziemlich ineffektiv gewesen. Denn er hat die Kampfschiffe der Systemverteidigung ausgespart. Das ist keine Taktik, das ist Dilettantismus – und passt ganz und gar nicht zu den Gon-Mekara. Nicht auf militärtaktischem Gebiet.«

Rhodan runzelte nachdenklich die Stirn. »Wofür halten Sie es dann?«

Faulkner holte tief Luft, bevor er antwortete. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich weiß, Sie hatten auf Hinweise gehofft, aber zumindest unsere Auswertung der arkonidischen Gefechtsfeldkommunikation ergab nichts. Ich hoffe, die Spezialisten auf der SOL können mehr damit anfangen; immerhin sind unsere Mittel in der HORNET begrenzt. Ein internes Problem kann es allerdings ebenfalls sein. Dass die Forts auf Ker'Shalloor und die Festung KER'ALA dieselben Symptome zeigten, bedeutet höchstens, dass sie untereinander kommuniziert haben. Ob sie das mit den Kampfschiffen des Wachgeschwaders taten, kann ich nicht sagen ... die zeigten keine Ausfallerscheinungen, sondern erfüllen ihre Aufgabe sehr effektiv. Die Überschweren haben das zu spüren bekommen.«

Thora Rhodan da Zoltral schob sich ins Erfassungsfeld des Komholos. »So etwas sollte nicht möglich sein. Die Datenübertragungsfilter und Positronikbrandwälle der Verteidigungsinstallationen werden geradezu pedantisch auf dem neuesten Stand gehalten, gerade in dieser Zeit. Außerdem müssten Algorithmen, die die gesamte Systemabwehr lahmlegen können, extrem potent sein. Das wäre aufgefallen.«

»Das war ebenfalls mein Gedanke«, sagte Faulkner. »Ich schlage vor, die SOL zieht sich weiter ins System zurück. Wenn es solche Schwierigkeiten gibt, sollten wir ihnen aus dem Weg gehen, meinen Sie nicht?«

»Wir haben Wert darauf gelegt, die SOL – alias SHE –sorgfältig aus den Medien herauszuhalten«, äußerte Rhodan. »Sie gilt nach wie vor als Geheimprojekt, und das arkonidische Oberkommando stützt diese Legende. Im System wurde seit dem Angriff zudem eine Nachrichtensperre verhängt und da das Medienkorps keinen Zugang zu militärischen Sperrzonen hat, können wir das wohl riskieren.«

Thora projizierte eine Übersicht des Arkonsystems ins Kommunikationshologramm. »Dann schlage ich vor, dass wir uns bis etwa auf die Bahnhöhe von Tacha zurückziehen, des siebten Planeten. Dort beginnt die innere Verteidigungssphäre. Wir sollten lediglich die Nähe des Planeten selbst meiden, aber das ist momentan kein Problem. Er steht auf der anderen Seite der Sonne.«

Thora verschwand. Sie würde Deccon und Atlan informieren.

»Kommen Sie schnellstmöglich nach Hause «, sagte Rhodan. »Die Überschweren haben die Abwehrinstallationen an der Systemperipherie auf die Probe gestellt und wissen jetzt, dass es Probleme in der äußeren Festungsschale gibt. Sie werden das ausnutzen, auch wenn sie nicht die Urheber der Defizite sein sollten. Die Maahks und die Gon-Mekara gleichzeitig ... Für die Arkoniden kommt es zurzeit wahrhaftig knüppeldick. Vor allem, da sie noch nichts von der weiteren Gefahr ahnen, die im Hintergrund lauert. Bis gleich.« Das Holo erlosch.

In der Außenbeobachtung der HORNET prangte groß und eindrucksvoll die SOL. Faulkner beschleunigte.

»Was meinte er damit?«, erkundigte sich Jasmin Kort.

2.

Wie aus dem Nichts

Das Schrillen der Alarmpfeifen riss Sofgart aus seinen Grübeleien.

Eindringlingsalarm?, dachte er verblüfft. In einem Wohnturm der SOL? Üblicherweise meldet das Raumschiff etwas Derartiges an die Zentrale, die Bordpolizei und an die Besatzung, die sich im betreffenden Bereich aufhält. Aber ich bin mitten in einem Habitatdeck ... Wo soll da ein Eindringling herkommen?

Laut sagte er: »SENECA. Was für ein Eindringling soll das sein?«

Die Schiffsintelligenz erkannte die Skepsis, die in der Formulierung steckte. »Ich kann ihn nicht identifizieren, Mister Sofgart. Aber Sie sollten mir glauben, dass ...«

Eine scharfe Stimme unterbrach sie. »Hast du mich vermisst?«

Sofgart fuhr herum. Zwar kompensierte sein Kappa-Binokular einen Großteil dieser ruckartigen Bewegung, aber ein leichtes Gefühl der Desorientierung blieb. Das lag weniger an der technischen Ausstattung der Sehapparatur, sondern daran, dass das künstliche Sensorium zum Teil über andere Kanäle in seinem Gehirn lief als seine einstmals natürliche optische Wahrnehmung. Man hatte sich in den Entwicklungswerkstätten der Whistler Corporation alle Mühe gegeben, solche Irritationen zu beseitigen, aber das hatte nicht vollständig funktioniert.

»Schwindlig?«, fragte die Stimme mit falscher Freundlichkeit. »Vielleicht solltest du dich setzen? Du bist nicht mehr der Jüngste.«

»Du?«, entfuhr es Sofgart.

»Enttäuscht?«, fragte Tiamat.

Seine Erscheinung wirkte lädiert. Er hatte in der jüngeren Vergangenheit etliche Schläge einstecken müssen, aber seiner Laune schien das nicht abträglich zu sein.

Was ist das?, dachte Sofgart irritiert. Tiamats Bild flackerte wie eine Kerzenflamme, der das Wachs ausging. Was dann zum Vorschein kam, erschreckte den Arkoniden.

Die Gestalt sah aus wie ein abgemagerter Roboter und bot einen geradezu widersinnigen Anblick. Unterschiedliche Elemente lagen wie Schindeln übereinander, verschoben sich mit unangenehmem, durchdringendem Quietschen. Auf dem quaderförmigen Kopf saßen einige Antennen oder Fühler, die zitterten, als stünden sie unter Strom. Drei Klauen saßen an jeder Hand und vollführten nervöse, aber ungemein schnelle Bewegungen.

Ist das ein Roboter, ein Cyborg oder eine Rüstung?, fragte sich Sofgart. Gleich darauf glaubte er, Haut zu sehen, grau und hell gemasert, aber voller tiefer Falten. Die lichtschluckend schwarzen Augen standen weit auseinander. Zähne hatte die Gestalt keine, dafür zwei schwarze und rasiermesserscharfe Kauleisten, die aussahen wie frisch geschliffene Messer.

Alles in allem hatte sein Gegenüber eine komplett andere Aura als das Alter Ego Tiamat. Das Wesen mutete uralt an, wie ein Botschafter von unfasslichem Wissen und sogar Weisheit. Der Kontrast zu Tiamat und dessen unverhohlener Bösartigkeit war radikal und wurde dadurch umso deutlicher, dass die Erscheinung von der einen zur anderen Inkarnation hin- und herchangierte. Dasselbe galt für ihre Ausstrahlung.

»Zu viel für dich?«, spottete Tiamat.

Sofgart kam die Zweitgestalt vage bekannt vor. Selbst gesehen hatte er sie nie, aber er erinnerte sich an einige Schilderungen von Perry Rhodan. Exakt so hatte der Terraner Välfouerr geschildert, jenes Wesen, das in Callibsos Leben eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Sofgart bedauerte, dass der Zeitenschmied längst gestorben war und viele Geheimnisse mit ins Grab genommen hatte. Vielleicht wäre er eine Hilfe gewesen.

»Välfouerr!«, stieß Sofgart hervor.

»Ah! Das hat wahrhaftig lange genug gedauert. Ihr könnt absurd begriffsstutzig sein, wenn man euch nicht auf die Sprünge hilft.« Välfouerrs Stimme war leise, beinahe melodiös.

»Du bist also ein Vorläufer«, sagte Sofgart, obwohl er sich diesbezüglich keineswegs sicher war. Es war ein Schuss ins Blaue, aber den Verdacht hegte er bereits seit Längerem. »Oder das, was von dir übrig ist.«

»Gut erkannt«, lobte Välfouerr. »Nun ja, ich bin eher ein Schatten ... meiner selbst. Ein Quantenschatten. Wobei dieser Begriff nur eine Krücke ist. Es ist kein tatsächlicher Schatten meiner alten Existenz, sondern der Quantenabdruck, der die Basis meiner Physik, meiner Chemie und Biologie war ... damals. Eine Art Nachbild.«

Tiamat zeigte sich wieder, präsentierte die nadelspitzen Zähne und knirschte. »Wie das bei Quanten so ist, sie sind immer etwas zufällig. Meine Schattenformen manifestieren jeweils mehrere meiner Eigenschaften. Du kannst zu raten versuchen, welche Gestalt für was steht. Aber mach dir nichts vor. Es ist alles dasselbe.«

»Ich hatte schon einmal mit einem Wesen deiner Art Kontakt«, sagte Sofgart sachlich. »In tiefster Vergangenheit.«

Tiamat fletschte die Nadelzähne, als wolle er Sofgart die Worte aus dem Hals beißen. »Es ist so eine Sache mit der Zeit. Erst dadurch, dass Quanten miteinander in Beziehung treten, entsteht sie. Mein Verhältnis zu ihr ist ein wenig gespalten. Nur für den Fall, dass du dich über meine Anwesenheit in dieser Epoche wunderst.«