Perry Rhodan Neo 67: Das Haus Pathis  - Oliver Plaschka - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 67: Das Haus Pathis E-Book und Hörbuch

Oliver Plaschka

4,8

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Beschreibung

Als der Astronaut Perry Rhodan im Juni 2036 zum Mond aufbricht, ahnt er nicht, dass sein Flug die Geschicke der Menschheit in neue Bahnen lenken wird. Rhodan stößt auf ein Raumschiff der technisch weit überlegenen Arkoniden. Es gelingt ihm, die Freundschaft der Gestrandeten zu gewinnen - und schließlich die Menschheit in einem einzigen, freiheitlichen Staat zu einen: der Terranischen Union. Perry Rhodan hat das Tor zu den Sternen geöffnet. Doch die neuen Möglichkeiten bergen neue Gefahren: Als er erfährt, dass die Position der Erde im Epetran-Archiv auf Arkon gespeichert ist, bricht er unverzüglich auf. Er muss die Koordinaten löschen, bevor sie in die falschen Hände geraten und die Macht des Großen Imperiums die Erde zerschmettert. Auf Arkon I vermutet Rhodan einen der zwölf Arkoniden, die unwissentlich die Koordinaten der Erde in sich tragen. Zusammen mit Reginald Bull sucht er die Regierungswelt auf - und stößt auf ein Adelsgeschlecht im Bann einer jahrtausendealten Schande ...

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Zeit:5 Std. 57 min

Sprecher:Hanno Dinger
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Band 67

Das Haus Pathis

von Oliver Plaschka

Als der Astronaut Perry Rhodan im Juni 2036 zum Mond aufbricht, ahnt er nicht, dass sein Flug die Geschicke der Menschheit in neue Bahnen lenken wird. Rhodan stößt auf ein Raumschiff der technisch weit überlegenen Arkoniden. Es gelingt ihm, die Freundschaft der Gestrandeten zu gewinnen – und schließlich die Menschheit in einem einzigen, freiheitlichen Staat zu einen: der Terranischen Union.

Perry Rhodan hat das Tor zu den Sternen geöffnet. Doch die neuen Möglichkeiten bergen neue Gefahren: Als er erfährt, dass die Position der Erde im Epetran-Archiv auf Arkon gespeichert ist, bricht er unverzüglich auf. Er muss die Koordinaten löschen, bevor sie in die falschen Hände geraten und die Macht des Großen Imperiums die Erde zerschmettert.

Auf Arkon I vermutet Rhodan einen der zwölf Arkoniden, die unwissentlich die Koordinaten der Erde in sich tragen. Zusammen mit Reginald Bull sucht er die Regierungswelt auf – und stößt auf ein Adelsgeschlecht im Bann einer jahrtausendealten Schande ...

Und durch sein Haus, von Raum zu Raum

Verblasst des blühend Lebens Farb'

Weht nur ein halbvergess'ner Traum

Aus der alten Zeiten Grab.

Edgar Allan Poe, Der Verwunschene Palast

Vorspiel

In der Himmelsstadt

1.

Gath'Etset'Berlen

Perry Rhodan

»Kontakt zur Zielperson«, flüsterte Rhodan hinter vorgehaltener Hand, sodass nur der winzige Kommunikator in dem Ring an seinem Finger die Worte registrierte. Draußen vor dem Fenster rauschten mit atemberaubender Geschwindigkeit die Lichter im Inneren der Transitröhre vorbei. Er kam sich vor wie ein Geheimagent – und das war er in gewisser Weise auch: ein Eindringling im mächtigsten bekannten Sternenreich der Galaxis, ein Störenfried, ein Guerilla, der gegen die herrschende Ordnung kämpfte und versuchte, seine Heimat zu beschützen. Dafür war jedes Mittel recht.

Wirklich jedes?

Allein die vergangenen drei Wochen hatten zu viele seiner Weggefährten ihren Kampf teuer bezahlt: der Mutant Iwan Goratschin oder der Purrer Chabalh, die ihm beide mehr als einmal das Leben gerettet hatten. Atlan und Belinkhar wurden vermisst. Und seit Neuestem waren er und seine verbliebenen Freunde ins Entführungsgeschäft eingestiegen.

»Bestätigt«, antwortete Regs leise Stimme.

»Bestätigt«, antwortete auch Talamon. »Sind an Position.«

Die Zielperson saß mehrere Reihen vor ihm, in Fahrtrichtung, sodass er nur ihren Hinterkopf sah. Sie war eine junge Arkonidin in einer schlicht geschnittenen, aber sicher nicht billigen cremefarbenen Kombination. Das weiße Haar trug sie hochgesteckt, und sie reiste nur mit leichtem Gepäck. Sie wirkte wie eine typische Geschäftsfrau, die darauf vertraute, dass sich alle Probleme auf ihrem Intrasystemflug einzig und allein mit ihrem Kreditkonto lösen ließen.

Probleme gab es auf Arkon II aktuell mehr als genug. Auf der Handelswelt des Imperiums herrschte der Ausnahmezustand. Der Absturz der Himmelsstadt Gath'Etset'Moas hatte den gesamten Planeten an den Rand der Katastrophe getrieben. Noch immer tobten riesige Flächenbrände an der Absturzstelle, und der Rauch und der aufgewirbelte Staub drohten selbst die märchenhafte arkonidische Technologie zu überfordern und einen Impaktwinter auszulösen. Zehntausende Arkoniden galten noch als vermisst, die Zahl der Todesopfer war gar nicht abzusehen. Millionen waren auf der Flucht ... Die Zielperson aber war keine Flüchtige.

Die »Zielperson« ... Okela ter Adrak, korrigierte sich Rhodan. Sie hatte einen Namen. Sie hatte ein Leben, und wahrscheinlich hatte sie keine Ahnung davon, wie wertvoll sie für die Menschen war. Dass in ihrem Kopf eine der zwölf identischen Kopien jenes Datensatzes des Epetran-Archivs gespeichert war, in dem sich die Position der Erde verbarg – als Teil jener Spur, der Crest und Thora einst gefolgt und die sie schlussendlich zur Welt des Ewigen Lebens geführt hatte.

Es war ein weiter Weg gewesen ... und die Menschen hatten sich viele Feinde auf diesem Weg gemacht, nicht zuletzt den geheimnisvollen Regenten, Herak da Masgar, und seine rachsüchtige Hand, Sergh da Teffron. Eine Entdeckung der Erde zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde zweifelsohne eine der berüchtigten arkonidischen Strafexpeditionen nach sich ziehen.

Doch die Erde war über dreißigtausend Lichtjahre entfernt. Wahrscheinlich gab es nichts, was Okela ter Adrak gerade weniger interessiert hätte als das Schicksal einer nach ihren Begriffen unterentwickelten Welt und ihrer zerstrittenen Bewohner. Wäre sie sich der Wichtigkeit der Daten bewusst gewesen und hätte es in ihrer Macht gestanden, darüber zu verfügen, hätte ein einziges freundliches Wort vielleicht gereicht, sie zu ihrer Löschung zu bewegen.

So einfach war es aber leider nicht. Ter Adrak ahnte nichts von der Existenz des Archivs. Alles, was sie wusste, war, dass die Aktivierung des Extrasinns bei ihr gescheitert war – nicht, was sich seitdem in den Tiefen ihres Hirns verbarg. Und nun rief man sie zurück nach Iprasa, um ihr eine zweite Chance zu geben.

Rhodan riss sich aus seinen Gedanken. Er hatte diesen Weg nicht leichten Herzens eingeschlagen. Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als ihn zu Ende zu gehen.

Die Bahn näherte sich der vorletzten Haltestelle. Mehrere Reisende erhoben sich und nahmen ihr Gepäck aus den Fächern.

Auch Okela ter Adrak.

»Sie ist aufgestanden«, sagte Rhodan. »Jeethar, ich dachte, es wäre noch zu früh?«

»Ist es auch«, antwortete der naatische Hacker, der im Hintergrund für sie die Fäden zog. »Ihr Flug geht von Terminal 4.« Rhodan hörte die leichte Anspannung in seiner Stimme, als wäre er nicht ganz bei der Sache. In Wahrheit suchte Jeethar wahrscheinlich schon nach einer Erklärung für das Verhalten der Reisenden.

»Vielleicht hat sie sich geirrt?«, schlug Reg vor. »Soll vorkommen, dass man an der falschen Station aussteigt.«

»Oder sie hat etwas anderes vor«, erwiderte Rhodan. »Okay, ich bleibe an ihr dran.«

Sobald die Arkonidin dem Abteil und ihm den Rücken zuwandte und sich in einer Traube anderer Reisender zur Tür bewegte, glitt er aus seinem Sitz und schlenderte ihr nach. Er hielt gemessenen Abstand, sodass er nur gelegentlich die hochgesteckte weiße Frisur in der Menge aufblitzen sah. Der Ring an seinem Finger summte. Er hielt ihn beiläufig ans Ohr.

»Ja?«

»Sie hat zwei Flüge gebucht, Perry. Einen von Terminal 3 und einen von Terminal 4. Zwei Flüge bei verschiedenen Gesellschaften, die beide beinahe zeitgleich starten, beide nach Iprasa.«

»Soll vorkommen, dass man versehentlich zwei Flüge bucht«, murmelte er trocken und vernahm Regs unterdrücktes Fluchen.

»Glaub mir«, schaltete sich Talamon ein, dem Rhodans kleiner Seitenhieb entgangen war. »Wenn es konkurrierende Gesellschaften sind, wird jeder Mehandor, der etwas auf sich hält, dafür Sorge tragen, dass du ganz genau weißt, dass du mit ihm fliegst, und niemandem sonst. Offensichtlich will sie also nicht, dass man weiß, für welches Schiff sie sich entscheidet.«

»Und jetzt?«, fragte Reg. »Steigt sie aus oder nicht?«

Die Bahn fuhr in das Terminal ein. Der Bahnsteig und die wartenden Reisenden glitten nur noch in Schrittgeschwindigkeit vor den Fenstern vorüber.

»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Rhodan. Die Reisenden vor ihm drängten sich dicht an dicht. Zwei auffällig breitschultrige Mehandor in der Uniform eines privaten Sicherheitsdienstes machten sich auf den Ausstieg bereit und versperrten ihm die Sicht. Er konnte die Zielperson nicht mehr entdecken.

»Hat sie dich vielleicht gesehen?«, hakte Reg nach. »Soll ja vorkommen, dass man merkt, wenn man verfolgt wird.«

Die Bahn kam zum Stillstand. Mit einem leisen Klingen teilte sich die Tür und verschwand in der Seitenwand.

Die Gruppe der Wartenden setzte sich in Bewegung. Fieberhaft suchte Rhodan nach ter Adrak. Die Arkonidin war nirgends zu sehen. Hatte sie ihn in die Irre geführt und war heimlich einen Wagen weiter gegangen?

»Jeethar, siehst du sie irgendwo?«

»Einen Moment.«

Die Reisenden hatten die Bahn verlassen. Die Uniformierten traten auf den Bahnsteig und wechselten ein paar Worte mit zwei Kollegen. Die ersten Fahrgäste drängten sich an Rhodan vorbei in die Bahn.

»Jeethar!«

»Die Sicherheitsprotokolle des Terminals sind gut geschützt«, brummte der junge Naat. Dann ein zufriedenes Grunzen. »Habe Zugriff auf die Kameras ...«

Rhodan musste gegen den Impuls ankämpfen, einfach loszurennen, den Bahnsteig abzusuchen oder den Zug zu durchkämmen Doch damit würde er nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und wahrscheinlich war es genau das, was ter Adrak wollte. Die neuen Reisenden waren nun eingestiegen. Die Sicherheitskräfte verabschiedeten sich von ihren Kollegen und stiegen wieder ein.

»Sie ist nicht mehr im Zug!«, rief Jeethar.

Im letzten Moment, bevor die Tür sich schloss, sprang Rhodan nach draußen und handelte sich damit missbilligende Blicke der Uniformierten ein. Bereits vor dem Anschlag hatte der Regent das Kriegsrecht verhängt und damit die Spannungen zwischen den Arkoniden und den Besuchern alliierter Welten auf die Spitze getrieben. Seitdem lagen die Nerven blank. Er lächelte entschuldigend und warf, die Hand am Ohr, einen gespielt erschrockenen Blick auf die nächste Anzeigetafel, als habe er eben erst bemerkt, wie spät er doch war.

»Wo ist sie?«

»Richtung Kopfende des Zugs, bei den Laufbändern.«

»Reg, Talamon, wie schnell könnt ihr hier sein?«

»Sind schon auf dem Weg«, antwortete Reg wie aus der Pistole geschossen.

»Ich bin näher an deiner Position«, sagte Talamon. »Etwa eine Viertelstunde.«

»Beeilt euch«, sagte Rhodan, und machte sich an die Verfolgung.

Die Dimensionen des Terminals überstiegen alles, was er auf seinen Reisen bislang gesehen hatte. Die Stadt, die eigentlich aus achtundzwanzig Städten bestanden hatte, umgab Arkon II in einem weiten Gürtel um den Äquator. Ein geostationärer Ring mit einem Durchmesser von gut achtundfünfzigtausend Kilometern, den Weltraumlifte mit der Oberfläche des Planeten verbanden wie die Speichen ein Rad mit der Nabe – und im Prinzip ein einziger Raumhafen. Überall gab es irgendeine Möglichkeit, an der »Entfernten Stadt« anzulegen. Arkon II war die Werkbank des Imperiums, die Welt, über der die Lichter nie erloschen. Fast alles, was auf Arkon I, der paradiesischen Kristallwelt, konsumiert wurde, wurde hier produziert. Frachter brachten Rohstoffe und legten beladen mit Exportgütern wieder ab. Millionen und Abermillionen Geschäfts- wie Privatreisende drängten sich durch die Orbitalstationen. Reparaturcrews mussten das Geflecht der Verbindungen verlassen und wieder betreten können.

Und die älteste der Städte war nun aus dem Ring gebrochen worden wie ein Juwel aus einer Krone. Atlan und Belinkhar waren an Bord gewesen – sie hatten in Gath'Etset'Moas Unterstützung für einen Aufstand gegen den Regenten gesucht. Ausgerechnet Atlan, der Kristallprinz, zehntausend Jahre alt und dank seines Zellaktivators potenziell unsterblich, und Belinkhar, die ehemalige Matriarchin der Mehandorstation KE-MATLON, die ihr altes Leben hinter sich gelassen hatte, um sie nach Arkon zu begleiten. Belinkhar, die sich niemals unterkriegen ließ. Seit dem Absturz hatte Rhodan nicht mehr von ihnen gehört. Alles sprach dafür, dass sie tot waren, doch der Gedanke schien ihm unwirklich. Oder einfach nur zu schmerzhaft, um ihn zuzulassen?

Von seiner Position im Gürtel aus gesehen hatte sich Gath'Etset'Moas auf der anderen Seite des Planeten befunden. Gath'Etset'Berlen, die zwölfte der Städte, hatte von dem Unglück selbst so wenig zu spüren bekommen wie das bei einer solchen Katastrophe überhaupt möglich war. Dennoch hatte das Verkehrsaufkommen seither drastisch zugenommen: Hilfsgüter wurden zur Oberfläche geschafft, Flüchtlinge versuchten sich zu ihren Familien auf Arkon I oder anderen imperialen Welten durchzuschlagen. Durch die Zerstörung von Gath'Etset'Moas waren darüber hinaus etwa zehn Prozent des Gürtels nicht oder nur noch eingeschränkt benutzbar, sodass die anderen Himmelsstädte die zusätzliche Last übernehmen mussten.

Der öffentliche Raumhafen von Gath'Etset'Berlen besaß sechs Terminals mit insgesamt über vierhundert Gates, die sich über eine Gesamtlänge von beinahe zehn Kilometern an der Außenseite der Stadt und des anschließenden Orbitalgeflechts erstreckten. Eine Flucht endloser Hallen, verbunden durch Laufbänder und Transitrohrbahnen, diente als Lebensader des Hafens, durch den sich der Strom der Reisenden und Waren ergoss.

Immer wieder sah Rhodan den Kopf der Zielperson in der Ferne aufblitzen, während sie auf einem der Expresslaufbänder durch die Allee der Geschäfte und Abfertigungsschalter glitten. Okela ter Adrak schritt ruhig aus, und Rhodan versuchte, sich gleichfalls gelassen durch die Reisenden zu fädeln, von denen die meisten ruhig am Rand des Bandes standen, froh, die Füße etwas zu entlasten. Er durfte den Sichtkontakt nicht verlieren, wollte aber auch nicht die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte erregen.

Dann verließ sie das Laufband und nahm eine Rolltreppe ins Obergeschoss.

»Das ergibt keinen Sinn«, meldete sich Jeethar. »Der Check-in für ihren Flug sollte im Untergeschoss stattfinden.«

»Kann es sein, dass sie uns bemerkt hat?«, fragte Talamon. »Verdammt, mittlerweile bilde ich mir selbst schon ein, dass ich verfolgt werde.«

»Das bin nur ich«, witzelte Reg. »Der Stich in deinem Rücken? Das war mein Blick, als du mir gerade die Bahn weggeschnappt hast.«

»Wo seid ihr?«, fragte Rhodan.

»Noch am Bahnsteig von Terminal vier«, grollte Bull.

»Erreiche jetzt Terminal drei«, frohlockte Talamon. »Fünf Minuten.«

Rhodan erreichte das Obergeschoss und orientierte sich. Weitere Check-ins und Läden, und eine breite holografische Fensterfront, die direkt ins All hinauszuführen schien und die Schwärme von Robotdrohnen, Frachtern und Kriegsschiffen zeigte, die in täuschender Nähe zum Gürtel schwerelos im Raum schwebten. Und Sicherheitskräfte, überall Sicherheitskräfte ...

Perry Rhodan war ein zweijähriges Kind gewesen, als am 11. September 2001 Terroristen das World Trade Center in New York zerstört hatten. Doch er erinnerte sich noch gut, was für gesellschaftliche Umwälzungen dieses Ereignis in den Jahren darauf für die ganze Erde bedeutet hatte: Bürgerrechte waren beschnitten und Kriege geführt worden, alles im Namen der Freiheit und Sicherheit. Er wagte sich kaum vorzustellen, was für Konsequenzen der Regent des arkonidischen Imperiums aus den jüngsten Anschlägen ziehen würde. Wahrscheinlich würde er seine militaristische Politik noch rücksichtsloser vorantreiben ...

Die Zielperson war nirgendwo zu sehen.

»Jeethar?«

»Augenblick.« Der Naat überflog in Windeseile die verschiedenen Überwachungskameras der Umgebung. »Sie muss die Tür neben der nächsten Sicherheitskontrolle genommen haben. Sie liegt nicht im Erfassungsbereich der Kameras, aber es gibt keine andere Möglichkeit.«

»Das ist ein Büro der Terminalsicherheit«, sagte Rhodan. »Kannst du mir sagen, was mich da drin erwartet?«

»Nein. Die Systeme gehören zu einem anderen Subknoten.«

»Was ist mit der Tür?«

»Müsste offen sein.«

»Na gut. Dann werde ich's wohl rausfinden müssen.«

Rhodan ging zu einem Abfallentsorger an der Wand neben dem Kontrollpunkt, wo mehrere Uniformierte eine Schlange von Wartenden einen nach dem anderen durch mehrere Scanner dirigierten. Er schaute sich kurz um, ob ihn jemand beobachtete, und eilte dann an der Wand entlang weiter, bis er die fragliche Tür erreichte. Kurz schaute er zurück, bevor er mit schnellem Druck auf den Sensor die Tür öffnete, und hineinglitt.

Er war darauf gefasst, einem Schlag auszuweichen oder einem Angreifer die Waffe zu entwenden. Doch jemand war ihm zuvorgekommen: Zwei arkonidische Sicherheitskräfte lagen niedergestreckt am Boden, die Stühle ihrer Arbeitsplätze waren umgestürzt. Dazwischen war eine Kanne K'amana zu Bruch gegangen. Eine große, schwarze Lache hatte sich ausgebreitet und tränkte ihre Kleidung. Einer der Arkoniden blutete aus einer Kopfwunde. Das Blut bildete feine Verästelungen in der K'amanapfütze, die Rhodan an die fraktalen Strukturen eines Apfelmännchens erinnerten.

Er riss sich von dem Anblick los und überprüfte kurz den Puls der beiden Männer. Sie lebten noch, brauchten aber bald medizinische Versorgung.

»Ich glaube, wir können uns von der Idee befreien, dass unsere Zielperson eine normale Geschäftsfrau ist.« Über Rhodan hing eine Kamera, anscheinend inaktiv. Ein kleines grünes Licht an der rückwärtigen Tür zeigte an, dass sie gleichfalls unverriegelt war. »Jeethar, wie sieht's da draußen aus?«

»Im Moment scheint sich niemand für das Büro zu interessieren.«

»Und ter Adrak?«

»Ich sehe sie – auf dem Weg zu den privaten Gates am Ende des Terminals. Es scheint, dass sie auch ihren zweiten Linienflug nicht in Anspruch nehmen will.«

»Talamon, Reg, wo steckt ihr?«

»Fast bei dir«, meldete sich Talamon. »Jeethar hat uns auf einen passenden Intrasystemflug eingebucht. Wir müssen nur noch durch die Sicherheitskontrolle, dann kommen wir direkt ans Gate. Du darfst sie nur nicht verlieren!«

Der weniger schwer Verletzte der beiden Männer gab ein leises Stöhnen von sich. Kurz entschlossen verabreichte Rhodan ihm eine Injektion des Betäubungsmittels, das eigentlich für Okela ter Adrak bestimmt gewesen war. Dann zog er ihm die Uniform aus und kleidete sich ein. Der würzige Geruch des K'amana saß tief im Gewebe, doch man sah den Flecken auf dem dunklen Stoff nicht gleich.

»Jeethar, richte Shaneka aus, dass der Plan sich geändert hat. Sie muss uns abholen kommen.«

»Auf die Schnelle eine Andockerlaubnis an einem der privaten Gates zu bekommen, wird nicht leicht«, wandte der Naat vorsichtig ein. »Bestenfalls kostet es uns ein kleines Vermögen, im schlechtesten Fall ...«

»Sei kreativ!«, schlug Rhodan vor und überprüfte den Waffengürtel des Arkoniden. Das Holster war leer, ebenso das des anderen Mannes. Ter Adrak musste sie beide entwaffnet haben. Mit einem letzten, nachdenklichen Blick in die spiegelnde K'amanapfütze zu seinen Füßen zog er sich die Uniform zurecht. Er gab trotz allem einen passablen, etwas liederlich gekleideten Mehandoroffizier mit blondiertem Haar ab. Genau genommen einen Unteroffizier, wenn er die Rangabzeichen richtig deutete. Immerhin.

Dann trat er schnellen Schrittes aus der rückwärtigen Tür und eilte so rasch wie möglich in die Richtung der Gates. Erst nach zwanzig Metern schaute er zurück. Niemand in der Menge am Kontrollpunkt schien sich für ihn zu interessieren.

Tatsächlich verschaffte ihm die Uniform einen zusätzlichen Vorteil: Die Reisenden wichen ihm aus, und er kam deutlich schneller voran. Die Hand hatte er auf das Holster gelegt, damit niemand die fehlende Waffe bemerkte.

Nicht lange, da hatte er ter Adrak wieder erspäht. Das Gedränge war nun weniger dicht; nicht jeder konnte sich einen Charterflug oder gar ein eigenes Schiff leisten. Die Männer und Frauen, die auf den Wartebänken vor den Luftschleusen oder in den Cafés saßen, waren allesamt wohlhabende Arkoniden und Mehandor in teurer Kleidung und mit wenig Gepäck.

An einem kleineren Gate mit einer Schleuse zu jeder Seite blieb sie unter einer Holotafel stehen, die vor einer kleinen Galerie an der rückwärtigen Wand schwebte. Sie studierte die Anzeige und warf einen Blick auf ein Gerät an ihrem Handgelenk. Offenbar hatte sie ihr Ziel erreicht. Wenn sie eine Waffe bei sich trug, dann versteckt. Perry Rhodan fragte sich, was für Überraschungen sie noch parat hatte. Er wollte lieber kein Risiko eingehen.

Er entdeckte zwei weitere Sicherheitskräfte in der Nähe. Ihren Abzeichen nach waren sie von geringerem Rang als er. Entschlossen trat Rhodan auf sie zu.

»Räumen Sie diesen Bereich!«, befahl er mit knappem Nicken, die Hand am Holster. »Wir haben eine Meldung über einen Sprengsatz in dieser Luftschleuse dort erhalten. Ich werde mir das einmal ansehen ... Na los!«

Die beiden Männer ließen sich ihr Entsetzen kaum anmerken, und machten sich an die Arbeit. Eine nur allzu menschliche Reaktion: Der Schreck der letzten Katastrophe saß ihnen noch so tief in den Knochen, dass allein die Erwähnung eines möglichen weiteren Anschlages, weiterer Terroristen, genug war, ihn wieder wach werden zu lassen. Dasselbe galt für die Reisenden; binnen kürzester Zeit war das Gate so gut wie verlassen. Es sprach für die Erfahrung der Sicherheitskräfte, dass keine Panik ausbrach.

Okela ter Adrak hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und sich umgedreht. Rhodan wandte sich ihr zu: um ihr den Fluchtweg abzuschneiden und jedem etwaigen Zeugen zu signalisieren, dass diese Frau seine Zuständigkeit war. Langsam trat er näher, die Hand nach wie vor an der Seite. In etwa zehn Schritt Abstand zu ihr blieb er stehen.

Sie musterte ihn interessiert. Im Gegensatz zu den beiden Sicherheitskräften hatte sie den K'amanafleck auf seiner dunklen Uniform gleich bemerkt und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. »Wer sind Sie?«

»Das wollte ich Sie auch gerade fragen«, entgegnete Rhodan. »Wieso begeben wir uns nicht an einen Ort, an dem wir ungestört sind und unterhalten uns ein wenig?«

»Etwas sagt mir, dass wir nicht das gleiche Reiseziel haben«, wehrte sie mit einem selbstsicheren Lächeln ab. »Gegenvorschlag: Sie steigen in Ihr Schiff und ich in meines, und wir vergessen dieses kleine Missverständnis?«

Rhodan kam nicht umhin, einen gewissen Respekt vor dieser Frau zu empfinden, der aber nichts mit Sympathie zu tun hatte. Ganz sicher war sie keine Zivilistin. Arbeitete sie für einen Geheimdienst? Ein Syndikat?

Da bemerkte er aus den Augenwinkeln auf einmal eine Bewegung auf der Galerie über ihm: Ein kräftiger Mann mit wilden roten Zöpfen pirschte sich mit der verblüffenden Anmut eines Grizzlybären heran. Talamon!

»Ich bin nicht sicher, ob der Kollege des Mannes, der mir diese Uniform geliehen hat, Ihrer Auffassung eines ›Missverständnisses‹ zustimmen würde«, sagte Rhodan, um sie hinzuhalten. Noch hatte ter Adrak die Gefahr in ihrem Rücken nicht bemerkt.

»Ich bitte Sie – Sie wollen jetzt doch nicht an mein Gewissen appellieren. Was wollen Sie überhaupt von mir?«

»Genau darüber würde ich mich gern mit Ihnen an einem ungestörten Ort unterhalten.«

Talamon schwang ein Bein über den Rand der schwankenden Galerie. Dann noch eines. Rhodan wusste nicht, ob er ihn bewundern oder verfluchen sollte. Der Sprung war sicher vier Meter weit und fast ebenso tief.

Ter Adrak kniff die Augen zusammen. »Für wen arbeiten Sie? Ich dachte, ich hätte in meiner Zeit in diesem Geschäft alle jüngeren Männer mit einem unzeitgemäßen Todeswunsch kennengelernt.«

»Wir sind Freischaffende«, erklärte Rhodan.

Talamon breitete die Arme aus und atmete tief durch. »Kennen Sie das alte Mehandorsprichwort nicht? Wenn der Himmel deine Grenze sein soll, lernst du besser fliegen.«

Die Arkonidin machte ein verwirrtes Gesicht. Talamon sprang. Fast erinnerte er an einen terranischen Wrestler, wie er da mit ausgebreiteten Armen und wehenden Zöpfen auf sein Opfer zustürzte. Allerdings hatte er die Verankerung der Galerie überschätzt, die bei seinem Absprung ächzend zurückschwang und ihn einen entscheidenden Teil seiner Reichweite kostete.

Ter Adrak fuhr herum und hatte im nächsten Moment eine Waffe in der Hand. Talamon traf sie mit der Wucht eines Verkehrsunfalls, doch sie glitt so behände wie ein Schatten auf Wasser unter ihm hinweg, sodass der Angriff für ihn schmerzhafter endete als für sie. Eine Sekunde rollten sie beide über den Boden. Rhodan hatte schon die Hälfte der Strecke zwischen ihnen zurückgelegt, als sie plötzlich hinter Talamon auftauchte und ihm den Lauf an die Schläfe hielt.

»Stehenbleiben!«, befahl ter Adrak und betätigte mit dem Daumen einen Schalter an dem Strahler, der bedrohlich aufsummte. Rhodan erstarrte.

»Los, hoch!«, befahl sie Talamon. Ächzend kämpfte sich der Mehandor in ihrer Umklammerung auf die Füße. Sein Gesicht war blutverschmiert.

Dennoch kam es Rhodan so vor, als würde er bedauernd mit den Schultern zucken. Die Hände beschwichtigend erhoben, sah er mit an, wie die Arkonidin den deutlich kräftigeren Mann Schritt für Schritt rückwärts Richtung der nächstgelegenen Schleuse bugsierte.

»Vielleicht haben Sie recht«, versuchte er, Zeit zu gewinnen. Reg, wo steckst du? »Wir sollten dieses kleine Missverständnis vergessen und unsere Unterhaltung ein anderes Mal fortsetzen. Vielleicht bei einem guten Glas Nettoruna? Lassen Sie es mich wiedergutmachen.«

Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Ja. Ein anderes Mal vielleicht.« Sie ließ Talamon los, ohne jedoch die Waffe von seiner Schläfe zu nehmen. Die Finger ihrer freien Hand huschten über das Holo-Interface der Schleuse, die sich nun öffnete. Rasch wie eine Balletttänzerin trat sie um Talamon herum, den Lauf direkt auf seine Stirn gerichtet, und stieß ihn hinein, ohne Rhodan die Chance auf einen Angriff zu geben. Im selben Augenblick, in dem die Schleuse sich schloss, zuckte die Waffe herum und zielte ihm zwischen die Augen.

»Wir könnten Sie wohl kaum davon überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten?«, schlug er vor.

Sie warf wieder einen flüchtigen Blick auf das kleine Gerät an ihrem Handgelenk und tippte etwas in das Interface. Ein kleiner Countdown leuchtete an der Schleuse auf.

»Bedaure.« Sie zog sich langsam zurück. »Die Arbeit macht mir einfach zu viel Spaß, wissen Sie.« Die Waffe weiterhin auf Rhodan gerichtet, lief sie zu der zweiten Schleuse auf der anderen Seite des kleinen Gates. »In spätestens einer Minute werden folgende Dinge passieren: Ich werde eine Leka-Disk besteigen, und die Sicherheit des Terminals wird ein paar Freiwillige vorschicken, um nachzusehen, was Sie hier eigentlich treiben. Und in ebenfalls exakt einer Minute wird die Schleuse dort drüben die letzte Luft herausgepumpt haben und sich ins All öffnen. Dürfte ziemlich ungemütlich werden für Ihren Freund.«

Sie erteilte der zweiten Schleuse den Befehl, sich zu öffnen. »Überlegen Sie sich, was Ihnen wichtiger ist – ich oder Ihr Freund.« Die Schleuse öffnete sich. »Auf Wiedersehen.«

Sie wollte gerade rückwärts eintreten, als sie unvermittelt ein Fuß unterm Kinn traf und hart gegen die Wand schleuderte. Die Waffe zuckte herum, doch ein zweiter Tritt traf das Handgelenk. Der Strahler schlitterte über den Boden. Rhodan sprang vor und hörte ein paar Schläge in schneller Folge aus der Schleuse. Im selben Moment, in dem er den Strahler zu fassen bekam, sank Okela ter Adrak auch schon bewusstlos zu Boden. Und über ihren reglosen Körper hinweg trat eine drahtige Mehandor in mittleren Jahren mit kurzem, rotem Haar aus der Schleuse. Ein schelmenhaftes Lächeln spielte auf ihren Lippen und zeigte die kleinen Fältchen in den Winkeln ihrer Augen.

»Belinkhar!«

»Hallo, Perry.«

»Du lebst! Wie ...«

»Keine Zeit. Ich hörte, jemand steckt wieder mal in Schwierigkeiten?«

Rhodan nickte. Rasch liefen sie zurück zu der anderen Schleuse. Der Countdown hatte gerade die letzten zwanzig Sekunden angezählt, der Luftdruck im Inneren lag schon fast bei null.

»Jeethar!«, rief Rhodan den Hacker, während Belinkhar sich an der Programmierung der Schleuse zu schaffen machte. »Wir haben hier eine gesperrte Schleuse, direkt an meiner Position. Du musst sie unbedingt sofort stilllegen und öffnen! Talamon ist in ihr eingesperrt!«

Der Naat gab ein erschrockenes Geräusch von sich und machte sich an die Arbeit. Der Countdown erreichte zehn Sekunden. Belinkhar fluchte.

»Die Sicherheitsprotokolle sind ganz schon zickig«, murmelte Jeethar abwesend. »Kurzen Moment noch ...«

Der Countdown gefror. Dann erklang ein vernehmliches Zischen, und die Schleuse öffnete sich. Talamon fiel aus hier heraus und schnappte nach Luft, die Augen schreckgeweitet, das blutige Gesicht leicht bläulich.

»B...b...belinkhar?«, bibberte er fassungslos. »Du lebst?«

»Das fragt der Richtige!«, rief sie, dann lachte er laut, und sie fielen sich in die Arme.

»Du hast recht. Ich muss im Jenseits sein!«

»Was machst du auch ohne mich für Sachen?«

»Du hättest ihn sehen sollen.« Rhodan grinste. Dann hob er wieder den Kommunikator an seine Lippen. »Reg, wo steckst du?«

»Talamon und ich haben uns getrennt«, antwortete Bull. »Ich komme nicht zu dir durch – die hinteren Gates sind gesperrt ...«

»Er soll sich zurückziehen«, sagte Belinkhar. »Ich habe ein Schiff. Streng genommen habe ich ihr Schiff«, fügte sie mit einem Blick auf die bewusstlose Arkonidin hinzu. »Ich bringe uns raus.«

»Talamon ist bei uns, Reg. Mission erfüllt. Wir treffen uns auf der RANIR'TAN.«

»Verdammt!«, fluchte Bull. »Was fällt euch ein, die Party einfach ohne mich steigen zu lassen?«

2.

RANIR'TAN

Perry Rhodan

Sie saßen in dem großen Konferenzraum unterhalb der Zentrale. Der Schwere Kreuzer hatte jenseits des achten Planeten Position bezogen, der etwa in der Entfernung Saturns seine Bahn um die Sonne zog, eine gute Lichtstunde von den Hauptwelten Arkons entfernt. Die molekularverdichteten Wände des über zweihundert Meter durchmessenden Kugelraumers vermittelten Rhodan ein lange vermisstes Gefühl der Sicherheit.

Mit ihm am spiegelnd schwarzen Konferenztisch waren seine Freunde und Gefährten endlich wieder vereint, manche auch zum ersten Mal beisammen: Reg, der ihm seinen Soloeinsatz auf Gath'Etset'Berlen nicht länger nachtrug, und neben ihm Shaneka, die Kommandantin des Schiffes. Dass Reg es geschafft hatte, die kräftige, dunkelhäutige Frau auf ihre Seite zu ziehen, war ein Geschenk, für das Rhodan immer noch dankbar war. Doch Shaneka war in ihrem Innersten eine Suchende und stand damit vielleicht exemplarisch für viele Kinder des Imperiums, die sich fragten, ob die Unterdrückung durch den Regenten wirklich schon alles war, was das Leben ihnen zu bieten hatte. Rhodan hoffte, dass sich noch viele wie sie ihrer Sache anschließen würden.

Brendan Caine zu ihrer Rechten war mit seinen sechzig Jahren der Älteste der Menschen an Bord. Mittlerweile war der Priester in seiner neuen Rolle als vertraulicher Ansprechpartner voll aufgegangen und dank seiner besonnenen, mitfühlenden Art aus dem Bordbetrieb nicht mehr wegzudenken. Er trug ein schlichtes, schwarzes Kollarhemd.

Neben ihm hatte Ishy Matsu Platz genommen, die seit den traumatischen Erlebnissen in den Tiefen des Kristallpalasts zu einer unglaublichen Selbstdisziplin gefunden hatte. Der Tod ihres Gefährten Iwan Goratschin hatte sie zu einer noch entschlosseneren Streiterin für die Sicherheit der Erde gemacht, wenn das überhaupt möglich war.