Petermännchen, der Poltergeist - Erika Borchardt - E-Book

Petermännchen, der Poltergeist E-Book

Erika Borchardt

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Beschreibung

Petermännchen, der Poltergeist Wie gelangt ein Teufelsgespenst ins Franziskanerkloster zu den frommen Brüdern in die Landesresidenz Schwerin? Warum flieht es dann wieder und ausgerechnet ins Fürstenschloß auf der Burginsel? Eine episodenhafte Geschichte um die Entwicklung eines Poltergeistes vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, ein Novum in der deutschen Kulturgeschichte. Ein freier und gerechtigkeitsliebender Poltergeist begibt sich um eines bunten, glöckchenbehangenen Röckchens willen bei den Mönchen des Schweriner Franziskanerklosters in Dienst. Er erkennt, daß er sich zum Knecht macht, verläßt die (vor der Reformation) gottlosen Mönche und zieht ins nahegelegene Schweriner Schloß. Hier erlebt er das Treiben am Herzogshofe, hilft den Bediensteten und wehrt sich gegen Ungerechtigkeiten. Die Menschen nennen den mutigen Poltergeist (oder ist es gar der Hofzwerg des Herzogs?) Petermännchen. Auf der Grundlage historischer Dokumente und Studien wird ein Stück mecklenburgische Geschichte vermittelt und die wahrscheinlich tatsächliche Entstehung einer Sagenfigur in unterhaltsamer Form geschildert. Mit Nachwort und Anhang (Faksimiledruck der Berichte aus den Jahren 1559 und 1747, die der Geschichte zugrunde liegen). Illustrationen von Horst Schmedemann. Inhalt: Wie Puck die Mönche foppt; Puck als Klosterknecht; Wie Puck einem Edelmann zum Paradies verhilft; Warum Puck das Kloster verläßt; Puck zieht ins Schloß; Puck erlebt eine bescheidene Fürstenhochzeit und erhält einen neuen Namen; Wie der Schloßgeist einen Feldherrn vertreibt; Aufregung im Schloß - wer ist der Zwerg; Ein unerhörtes Ereignis; Der wahrhafte Bericht von einem Knecht, genannt der Pück; Nachricht von dem kleinen Mängen. Leseprobe In deutschen Landen, hoch im Norden, lag einst das Herzogtum Mecklenburg. Vor langer, langer Zeit, Hunderte von Jahren sind seitdem vergangen, da ereignete sich in der Fürstenresidenz Schwerin gar Seltsames. Schier über Nacht erschien ein Poltergeist in der mittelalterlichen Stadt. Und ausgerechnet im Franziskanerkloster! Ein Teufelsgespenst bei den frommen Brüdern - wie sollte das wohl zugehen? Es wurde gemunkelt, daß ihn die Mönche von einer Reise mitgebracht hätten. Ja, kann man denn einen Geist einfach mitbringen? Etwa wie ein Geburtstagsgeschenk in buntes Seidenpapier gewickelt mit einem rosa Schleifchen darum? Oder wie ein Hündchen an der Leine mitführen? Was mag nur geschehen sein?

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Seitenzahl: 59

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Impressum

Erika Borchardt

Petermännchen der Poltergeist

1. Auflage 1992

ISBN 978-3-86394-034-8 (E-Book)

EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern

Tel.: 03860-505 788 Fax: 03860-505 789 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.com

Einführung

In deutschen Landen, hoch im Norden, lag einst das Herzogtum Mecklenburg. Vor langer, langer Zeit, Hunderte von Jahren sind seitdem vergangen, da ereignete sich in der Fürstenresidenz Schwerin gar Seltsames. Schier über Nacht erschien ein Poltergeist in der mittelalterlichen Stadt. Und ausgerechnet im Franziskanerkloster! Ein Teufelsgespenst bei den frommen Brüdern – wie sollte das wohl zugehen?

Es wurde gemunkelt, dass ihn die Mönche von einer Reise mitgebracht hätten. Ja, kann man denn einen Geist einfach mitbringen? Etwa wie ein Geburtstagsgeschenk in buntes Seidenpapier gewickelt mit einem rosa Schleifchen darum? Oder wie ein Hündchen an der Leine mitführen? Was mag nur geschehen sein?

Dem Schloss fast gegenüber, in einer Straße, die zum Burgsee führt und heute noch Klosterstraße heißt, befand sich damals das Kloster des Franziskanerordens. Wer nun glaubt, dass die Mönche darin Tag und Nacht beteten, oft fasteten, in graue Gewänder gehüllt und überaus ärmlich und bescheiden nur ihrem Gott lebten, wie sie einstmals gelobt, der irrt sich gewaltig. Das Kloster war reich, ihm gehörten Land und Häuser, es besaß viel Geld. Die Mönche lebten gut, sehr gut sogar. Sie schmausten nach Herzenslust, gingen in die Wirtshäuser, wo sie literweise Bier und Wein tranken, so dass sie dicke Bäuche und rote Nasen bekamen.

Über die Klosterbrüder wird nun berichtet, dass sie durch ein leichtfertiges Versprechen den „unsauberen Geist“ nach Schwerin gebracht hätten. In einer alten Schrift können wir darüber lesen. Vieles aber blieb ein Geheimnis.

Vernehmen wir nun den wahrhaften Bericht von jenem Geist, genannt der Puck, welcher in das Schwerinsche Franziskaner-Kloster gelangte und später eine richtige Heimat in dem zauberhaften Schloss auf der Burginsel nahebei fand.

Wie Puck die Mönche foppt

Eines Tages reiste der Guardian (der Vorsteher) des Schweriner Franziskanerklosters wegen etlicher Geschäfte im Auftrag seines Ordens nach Lübeck. Zwei Mönche begleiteten ihn.

Nach Erledigung ihrer Pflichten begaben sie sich wohlgemut auf die Heimreise. Sie gingen den weiten Weg natürlich nicht zu Fuß, sondern fuhren auf einem Pferdewagen.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, und Schwerin war immer noch nicht in Sicht. Der Weg war schlecht, nicht gepflastert und manchmal kaum als Straße zu erkennen. In der Dämmerung verirrten sich die Mönche und gelangten nach Klein Brütz, wo der Edelmann von Halberstadt seinen Hof hatte. Diesen baten sie um ein Nachtlager. In der Dunkelheit weiterzuwandern erschien ihnen in den unheilvollen Zeiten, in denen Wegelagerer die Straßen unsicher machten, doch zu gefährlich. Vielleicht wären die Mönche trotzdem weiter gezogen, hätten sie geahnt, was ihnen in dieser Nacht widerfahren würde.

Im Haus des Herrn von Halberstadt lebte nämlich seit längerer Zeit ein Gespenst, welches so manchen keine Nacht ruhig schlafen ließ. Kein Wunder, denn der Edelmann, der ein rechter Schalk war, quartierte seine neuen und ahnungslosen Gäste stets in dem Raum ein, in welchem der Geist sich mit Vorliebe aufzuhalten pflegte. Dieser fühlte sich ständig belästigt und wehrte sich auf seine Art, indem er schrecklich polterte. Daran hatte der Edelmann seinen Spaß. „Recht so, Peter, das war wieder mal nach meinem Geschmack,“ pflegte er nach so einer Nacht zu denken, wenn ihm die Gäste des Morgens erzählten, wie ihnen der Schreck in die Glieder gefahren wäre und sie kein Auge mehr hätten zutun können, dann aber doch froh waren, dass alles so glimpflich abgegangen war und sie nun schon über das Abenteuer lachen konnten.

So mancher Gast aber verließ vorzeitig das unheimliche Quartier. Selbst die zuvorkommenste Bewirtung konnte ihn nicht bewegen, auch nur eine Nacht länger mit dem Geist unter einem Dache zu weilen. Sehr zum Leidwesen des Edelmanns. Er hatte doch so gerne Gäste, mit denen er Nacht für Nacht schmausen und zechen konnte. Der Geist, Peter Pück oder auch Puck genannt, vertrieb jedoch viele.

Allein, der Herr von Halberstadt konnte den Schabernack nicht lassen, und er hätte nun zu gerne gewusst, ob der Geist es wagen würde, auch mit den frommen Brüdern sein Unwesen zu treiben, oder ob deren gottesfürchtiger Lebenswandel sie zu schützen vermöge. Er ahnte ja nicht, wie die Mönche wirklich lebten. Also ließ er sie zur Schlafenszeit von seinem Diener in die Kammer bringen. Sie verrichteten ahnungslos ihr Nachtgebet, löschten das Licht und legten sich zu Ruhe nieder.

Kaum aber waren sie eingeschlafen, da zupfte jemand an ihrem ohnehin spärlichen Haarkranz, knuffte sie in die Wangen und warf sogar die Betten um, so dass das Oberste zuunterst und das Unterste oben lag. Die Mönche bekamen einen fürchterlichen Schreck. In Windeseile zündeten sie das Licht an und sahen die Bescherung. Wütend und furchtsam zugleich leuchteten sie in alle Ecken der Kammer.

Doch so gründlich sie auch suchten, sie fanden den Übeltäter nicht. Ob hier ein böser Geist sein Spiel mit ihnen trieb? Sie betasteten die schmerzhaften Stellen an ihren Körpern, richteten dann die Betten wieder her und legten sich voller Unruhe nieder. Kaum aber hatten sie das Licht gelöscht, rumorte es wieder ganz schrecklich, und die Mönche landeten unsanft auf der Erde. Nun wussten sie, dass es in diesem Hause nicht geheuer war.

Dem Spuk würden sie schnell und ein für allemal ein Ende bereiten, dessen waren sie sich sicher. Zornig riefen sie den Geist an. Sie glaubten, das Teufelsgespenst hätte keine Macht über sie, weil sie Mönche waren. Das sagten sie ihm auch mit bösen Worten. Mit dem heiligen Kreuz und üblen Verwünschungen wollten sie ihn aus der Kammer vertreiben.

Aber was die frommen Brüder auch taten, nichts half. Sofern sie sich wieder ins Bett legten, begann der Schabernack von neuem. Sie konnten keine Ruhe finden. Das war gar zu ärgerlich, liebten die Mönche doch nach einem guten Nachtmahl und einem tüchtigen Trunk nichts so sehr wie einen geruhsamen Schlaf. Man musste einen anderen Weg finden. Ging es mit Strenge nicht, wollten sie es mit Güte versuchen.

So sprach der Guardian freundlich zu dem Geist und bat ihn gar herzlich, doch um alles in der Welt Frieden zu wahren und nannte ihn dabei sogar mehrfach seinen Bruder.

Das gefiel dem Puck wohl. So wohl, dass er sich erbot, bei diesen freundlichen Mönchen zu bleiben und ihnen zu dienen. Noch nie hatte ihn jemand Bruder genannt. Das sagte er ihnen auch.

Die geistlichen Herren aber achteten nicht weiter auf die Worte des Poltergeistes. Ihre einzige Sorge war, wenigstens den Rest der Nacht in Ruhe schlafen zu können. Also sagten sie leichtfertigerweise zu. Puck indessen wertete die Zusage als bündigen Vertrag und wollte sogleich einen Lohn für seine künftigen Dienste vereinbaren.

Er wünschte sich einen Rock von allerhand Farben und mit vielen Glöckchen behängt, die bei jeder Bewegung lieblich klingen sollten. Die frommen Brüder, denen vor Müdigkeit schon die Augen zufielen, versprachen auch dies um ihrer Ruhe willen.