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Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam. Ein Märchen und zwei Geschichten aus dem reichen Sagenschatz über den Schweriner Schloßgeist Petermännchen. In märchenhafter Form wird ein Stück Heimatgeschichte aus der Zeit der frühdeutschen Besiedelung Mecklenburgs dargestellt und "ganz nebenbei" die Entstehung einer Sagenfigur gestaltet. Im Nachwort geht die Autorin auf reale historische Fakten ein, die in das Märchen eingearbeitet wurden. INHALT: Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam oder Peter der Schmied Petermännchen belohnt ein Zimmermädchen Petermännchen heilt einen Prinzen LESEPROBE: Zufrieden hatte der Schloßgeist dem flinken Mädchen bei der Arbeit zugesehen. Ihm gefiel das junge Menschenkind, das so unverdrossen arbeitete und sich nicht mißgelaunt und mürrisch zeigte. Zum Dank schenkte er ihm eine große schwere Armspange. Sie war aus Eisen und schon ganz verrostet. Die Schusterstochter konnte sich aber lebhaft vorstellen, wie gut die Spange aussehen würde, wenn man sie nur recht blankputzte. Obwohl sie keinen Schmuck besaß und doch, wie andere auch, ihre Freude an schönen Dingen hatte, wollte sie ihn aber nicht annehmen. Um das kleine Männchen nicht zu verletzen und damit es nicht denke, sie lehne die Spange ob ihrer Unscheinbarkeit ab, sagte sie: "Ich brauche keinen Schmuck. Er würde mich auch bei der Arbeit stören, und außerdem habe ich das Bett nur gemacht, weil ich Dir helfen wollte und nicht um eines Lohnes willen." Da lächelte das Petermännchen sie freundlich an, legte ihr die Spange einfach in die Hand und sagte "Nimm sie nur. Nimm! Sie wird dir Glück bringen." Na, Glück konnte das Mädchen gebrauchen, und so griff sie zu. Sie bedankte sich artig und schickte sich an, den weiten Weg zurückzugehen. Doch eh sie sich`s versah, war sie schon in ihrem Kämmerlein. Dort legte sie die Spange in ihr Schränkchen und ging zu Bett. Im Nu war sie eingeschlafen. Als sie am anderen Morgen erwachte, kam ihr gleich das Petermännchen und sein geheimnisvolles Lächeln in den Sinn, als es sagte, daß die Spange Glück bringe. Sie öffnete das Schränkchen. Da sah sie zu ihrer großen Verwunderung, das rostige Eisen der Spange hatte sich in glänzendes Gold verwandelt. Da strahlten die Augen des Mädchens vor Freude ob des kostbaren Schmuckes. Aber sie wurde nich hoffärtig. Sie blieb bescheiden und fleißig, half anderen, wo sie nur konnte, und vergaß auch ihre armen Eltern nicht. So erwarb sie das Glück, das ihr Petermännchen versprochen hatte.
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Seitenzahl: 45
Erika Borchardt
Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam
3. Auflage 1992
ISBN 978-3-86394-029-4 (E-Book)
EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern
Tel.: 03860-505 788 Fax: 03860-505 789 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.com
Vor vielen, vielen Jahren kam einst ein kleiner Mann nach Pinnow. Das war ein Dörfchen nahe der Fürstenstadt Schwerin, im Mecklenburger Land gelegen. Woher er kam, konnte niemand sagen. Die Menschen hatten andere Sorgen, als sich um einen kleingewachsenen Mann zu kümmern. Mehr als genug war zu tun. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend arbeiteten sie, um für sich und ihre Kinder das tägliche Brot und einen Becher Milch zu erhalten. Es war schon spät am Abend. Die Bauern ruhten nach getaner Arbeit endlich aus. Einige saßen im Dorfkrug und tranken ihr dünnes Bier. Zu ihnen gesellte sich der Fremde. Misstrauisch wurde er beäugt. Manche schauten auch belustigt auf die Gestalt, klein wie ein Kind von zwölf Jahren und doch ein ausgewachsener Mann. Die Neugier ließ die Bauern zusammenrücken, um dem Fremden einen Platz in ihrer Mitte anzubieten. Bald wussten sie, dass der kleine Mann Peter hieß und das Schmiedehandwerk erlernt hatte. Das kam ihnen sehr gelegen. Der alte Dorfschmied war vor einiger Zeit verstorben, und bisher hatte sich niemand gefunden, der an seine Stelle treten konnte. Obwohl die kleine, wenn auch gedrungene Gestalt des Fremden für diese schwere Arbeit nicht geschaffen schien, ergriffen die Bauern doch die Gelegenheit beim Schopfe, lieber ein kleiner Schmied als gar keiner, dachten sie, spendierten Peter ein Bier, und bald darauf stand er bei ihnen in Lohn und Brot. Schon am nächsten Morgen machte sich dieser an die Arbeit. Als erstes fegte er die Schmiede aus, legte sich dann das Handwerkszeug zurecht, entfachte ein lustiges Feuer, und los ging's. Viele nützliche Dinge stellte Peter her, Pflüge und Eggen für die Bearbeitung des Ackerbodens, Sensen und Sicheln für das Schneiden von Gras und Getreide, Hufeisen für das Beschlagen der Pferde und handliche Messer für die Küche, Tag für Tag. Die Bauern staunten über den kleinen Mann, und der Dorfschulze pflegte oft zu sagen: „In dem Kleinen steckt mehr als in zwei Großen.“
Dieses Männchen machte die Bauern nicht allein durch seine Kraft, die Geschicklichkeit und seinen Fleiß staunen. Er half nicht nur, wo er konnte, er war auch meistens guter Dinge und ein rechter Spaßvogel. Mit redlichen Menschen wechselte er gern ein gutes Wort, die Mürrischen heiterte er mit einem Scherz auf, und für jung und alt wusste er wundersame Geschichten zu erzählen. Die Bauern des Dorfes mochten ihn gut leiden. Die Kinder, die ihm oft bei der Arbeit zuschauten und seinen Erzählungen lauschten, nannten den kleinen Mann Peter liebevoll Petermännchen. Auch die anderen Dorfbewohner gewöhnten sich bald an diesen Namen, und dabei sollte es bleiben. Der neue Schmied war nicht nur fleißig und geschickt, sogar lesen und schreiben konnte er, und das wollte schon was heißen. Nicht einmal der Dorfschulze kannte Buchstaben. Die Bauern wussten jedoch von anderen, die in der Grafenburg in Schwerin Dienste leisteten, dass es dort sogar Bücher gab und schon die Grafenkinder lesen lernten. Hier und dort raunten sie einander heimlich zu, dass Petermännchen der Sohn eines Grafen oder sogar eines Königs sein müsse, der vielleicht wegen seines kleinen Wuchses verstoßen ward. Woher sollte er sonst lesen und schreiben können? Seltsam erschien es den Leuten auch, dass Petermännchen klein, aber stark wie kein anderer im Dorf war. Furchtsam flüsterten sie, dass der Schmied über geheime Kräfte verfügen müsse und es deshalb nicht ratsam wäre, ihn zu erzürnen. Peter kannte auch die Heilkräfte vieler Kräuter. Aus Bohnenkraut braute er einen aufmunternden Trunk für Schläfrige, mit wildem Majoran vertrieb er lästige Ameisen, und wenn sich eines der Dorfkinder verletzt hatte, half er mit schmerzstillenden und heilenden Umschlägen. Ist es da verwunderlich, dass man dem Petermännchen nachsagte, es würde über Zauberkräfte verfügen? Bald sprach man auch in den anderen Dörfern davon, dass auf dem Berg bei Pinnow ein geheimnisvolles kleines Männchen leben solle. Peter hörte wohl von dem einen oder anderen, was über ihn erzählt wurde. Er machte sich jedoch nichts daraus und lächelte nur über die Dorfbewohner, für die alles Ungewöhnliche gleich Zauberei war. Petermännchen arbeitete gern. Selbst an den frühen und düsteren Winterabenden schallte es anheimelnd durch das Dorf, wenn er den schweren Schmiedehammer auf das glühende Eisen sausen ließ, dass die Feuerfunken durch den Abendhimmel tanzten.