PHYSIO-RIDING Trainingslexikon - Sabine Bruns - E-Book

PHYSIO-RIDING Trainingslexikon E-Book

Sabine Bruns

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Erklärungen - Ursachen - Analysevorschläge In diesem Buch werden die in der Praxis auftretenden Probleme zwischen Mensch und Pferd beschrieben. Geordnet in drei Kategorien (Bewegungsprobleme des Pferdes, Sitzprobleme des Reiters, Probleme während des Reitens) findet man in diesem Buch von A - Z geordnet alle Sorgen und Komplikationen, die während der Ausbildung von Reiter und Pferd auftreten. Dieses Buch ist das Nachschlagewerk des PHYSIO-RIDING. Dazu gehören die Bücher PHYSIO-RIDING Reitanalyse und PHYSIO-RIDING Handbuch Reiten. Alle Bücher stehen als ebooks zur Verfügung.

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Sabine Bruns

PHYSIO-RIDING Trainingslexikon

180 Probleme zwischen Pferd und Reiter

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Einleitung

 

Ein Lösungsweg…

 

…führt nur zur Lösung,wenn man ihn auch geht.

 

 

Vielen Reitern sind Stichwörter wie Verwerfen, Triebigkeit, Scheuen, keine Biegung, kein Mitteltrab usw. aus eigener, unangenehmer Erfahrung bekannt. Statt den Grund zu suchen, versucht man erst mal zielstrebig, dagegen anzureiten. Erst wenn das keine Besserung bringt, beginnt man nachzudenken.

 

Ein Beispiel:

Das Pferd lässt sich nach links nicht gut biegen. Der Reiter übt deshalb vermehrt die Biegung nach links und setzt dafür zielstrebig seinen eigenen Körper ein.

Er verlagert sein Gewicht also extrem nach links, wirkt kräftig am linken Zügel ein, um sein Pferd auf der „schlechten“ Hand zu stellen und setzt heftige Schenkelhilfen, vielleicht sogar Sporen ein.

Leider führt genau diese Vorgehensweise oft zu noch größeren Problemen:

Das Pferd kann sich möglicherweise deshalb nicht nach links biegen, weil es rechts verspannte Muskeln hat. Sie schmerzen, wenn sein Körper sich in einer Linksbiegung auf der rechten Seite dehnen soll. Je mehr der Reiter nun die Linksbiegung üben will, desto mehr wird sich das Pferd wehren und weitere Muskeln abwehrend anspannen, die schließlich auch noch verspannen werden.

 

Im ersten Teil dieses Buches werden alle in Frage kommenden Gründe für auftretende Probleme zwischen Pferd und Reiter beschrieben.

In jedem individuellen Fall müssen wir die Ursache der Probleme herausfinden; erst dann können wir den richtigen Lösungsweg suchen.

Um die Gründe zu analysieren, ist ein systematisches Vorgehen sehr wichtig. Es reicht nicht aus, nur einen Teil der Problematik zu beachten. Häufig spielen mehrere Probleme eine Rolle, von denen aber einige erst dann zu erkennen sind, wenn man genau und systematisch analysiert.

 

Beim PHYSIO-RIDING® arbeiten wir deshalb so:

1. Problem benennen

2. Analysemethode(n) wählen und durchführen

3. Analyse(n) auswerten

4. Lösungsweg beschließen – Ziel setzen

5. Lösungsweg gehen und regelmäßig reflektieren

 

Folgende Analysemethoden stehen uns zur Verfügung:

1. Tasten: die Muskelanalyse

2. Sehen: die Videoanalyse

3. Gespräch: die Rahmenanalyse (bestehend aus Haltung und Fütterung, Ausrüstung, beteiligte Gefühle, Kommunikationsfähigkeit, Körperkoordination des Reiters)

 

 

WICHTIG:

Sobald der Verdacht besteht, die Ursache der Probleme könnte mit einer Krankheit zusammen hängen, muss ein Tierarzt das Pferd untersuchen.

 

 

Abbildungen

Abbildungen und Beschreibungen der wichtigsten Muskeln

 

In den folgenden Kapiteln weisen wir immer wieder auf bestimmte Muskeln und Muskelgruppen des Pferdes hin, die der Reiter durch seine Einwirkung beeinflussen kann.

Dieses Buch soll allen engagierten Reitern und Pferdebesitzern als praktische Hilfe und als Anleitung zu einem harmonischen und motivierten Verhältnis zwischen ihnen und ihrem Partner Pferd dienen.

Dafür ist es wichtig, dass der Reiter oder Besitzer weiß, wo die Muskeln, die er beeinflusst, sich im Pferdekörper befinden und welche Gelenke sie bewegen. Wir haben deshalb alle beteiligten Muskeln und Muskelgruppen als einzelne Bilder dargestellt und mit Erklärungen bezüglich ihrer Lage und ihrer Aufgabe ergänzt.

Unser Beispiel-Pferdchen zeigen wir von der linken Seite; und damit die Position der Muskeln im Pferdekörper besonders deutlich wird, haben wir auch das Skelett sichtbar gemacht.

Die Muskeln selbst sind in den Zeichnungen dunkelgrau dargestellt. Es werden immer die lateinischen Bezeichnungen und ihre gebräuchlichen deutschen Übersetzungen genannt.

Das lateinische Wort Musculus bedeutet „Muskel“ und wird häufig durch „M.“ abgekürzt.

Die Reihenfolge der abgebildeten Muskeln ergibt sich durch ihre Lage im Pferdekörper von vorn nach hinten.

Wir stützen uns in unseren Ausführungen auf die aktuelle anatomische Literatur, vor allem auf das Buch Anatomie der Haussäugetiere, Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis, Verlag Schattauer, 3. Auflage.

 

 

Der Musculus rhomboideus [Rautenmuskel]

Der M. rhomboideus inseriert am Nackenstrang des Pferdes auf Höhe des Axis (2. Halswirbel) bis hinunter zum 8. oder 9. Brustwirbel. Sein Name erschließt sich aus der rautenähnlichen Zugrichtung; sie wird durch seine Ansatzstelle an der Innenseite des Schulterblattknorpels vorgegeben. Zum Teil wird er also vom Schulterblatt verdeckt.

Die Funktion dieses Muskels ist das Feststellen, Heben und Zurückführen der Schulter sowie das Heben des Halses. Er ist ein Teil der Muskelkette.

Außerdem ist er in seinem oberen Bereich (in Höhe des Axis) bei extremer Verspannung für den „Falschen Knick“ bei Reitpferden verantwortlich.

 

Der Musculus brachiocephalicus [Arm-Kopf-Muskel]

Der M. brachiocephalicus beginnt seitlich oben am Kopf des Pferdes, nämlich am Schläfenbein, und zieht über das Schultergelenk bis zum Oberarm.

Er ist der wichtigste Vorwärtsführer der Vordergliedmaße, und er kann den Kopf des Pferdes herunterziehen oder seitwärts drehen.

 

 

 

Der Musculus serratus ventralis [Sägezahnmuskel]

Der M. serratus ventralis [Sägezahnmuskel] hat zwei Teile, einen Hals- und einen Rumpfteil. Er gehört wie der M. longissimus dorsi [Langer Rückenmuskel] zur tiefen Skelettmuskulatur und setzt mit seinen beiden Teilen unter dem Schulterblatt an.

Der Halsteil zieht von den Querfortsätzen des 4. bis 7. Halswirbels dort-hin und der Rumpfteil inseriert im mittleren Bereich der 1. bis 8. Rippe.

Der Muskel in seiner Gesamtheit stützt den Rumpf des Pferdes und federt ihn ab. Er wirkt wie ein Sprungtuch oder der Stoßdämpfer des Autos; bei fixierter Gliedmaße hebt er den Hals des Pferdes (Halsteil) oder den Rumpf (Ausschlagen!).

Einseitig benutzt, führt sein Halsteil das Vorderbein zurück, der Rumpf-teil bringt es nach vorn.

 

 

Der Musculus trapezius [Trapez- oder Kapuzenmuskel]

Der M. trapezius [Trapez- oder Kapuzenmuskel] hat wie der M. serratus ventralis [Sägezahnmuskel] zwei Teile, einen Hals- und einen Rumpfteil. Er gehört allerdings nicht zur tiefen, sondern zur oberfächlichen Skelettmuskulatur und setzt mit seinen beiden Teilen daher auf dem Schulterblatt an, nämlich entlang der Schulterblattgräte. Er bedeckt alle anderen dort liegenden Muskeln.

Der Halsteil hat seine Ansatzstelle an der vorderen Hälfte der Schulterblattgräte und kommt vom Nackenstrang entlang der letzten 6 Halswirbel. Der Rumpfteil inseriert am Nackenband in Höhe des 5., 6. und 7. Brustwirbels und zieht hinunter zu seinem Ansatz, dem hinteren Rand der Schulterblattgräte.

Der Muskel hebt den Hals und den Kopf des Pferdes sowie das gesamte Vorderbein. Er kann das Vorderbein nach vorn und auch nach außen (Abduktion) führen.

 

Der Musculus latissimus dorsi [Breiter Rückenmuskel]

Der M. latissimus dorsi [Breiter Rückenmuskel] beginnt an der Wirbelsäule am Rückenband, im Bereich zwischen Schulter und Hüfte, mit einer breiten Sehnenplatte (Aponeurose) vom 3. oder 4. Brust- bis zum 6. Lendenwirbel und zieht nach innen an das obere Ende des Oberarms.

Er gilt als der wichtigste Rückwärtszieher der gesamten Vordergliedmaße und beugt dabei auch das Schultergelenk. Bei fixierter Gliedmaße zieht er den Rumpf des Pferdes nach vorn.

Er ist der Gegenspieler (Antagonist) zum M. brachiocephalicus [Arm-Kopf-Muskel].

 

 

Die Pectoralis-Muskulatur [Brustmuskulatur]

Die Gruppe der Pectoralis-Muskeln besteht aus drei Teilen, dem M. pectoralis profundus [Tiefer Brustmuskel], dem M. pectoralis super-ficialis pars transversus [Oberflächlicher Brustmuskel, quer verlaufender Anteil], und dem M. pectoralis superficialis pars descendens, [Oberflächlicher Brustmuskel, absteigender Anteil].

Sie beginnen alle an den unteren Teilen der Rippen, z. T. am Brustbein, und ziehen innen zwischen Rippen und innerem Oberarm hinauf zum unteren Ende des Schultergelenks. Dabei heften sie innen am Ellenbogen und am Oberarm an.

Gemeinsam funktionieren sie als Rumpfträger, Feststeller des Schultergelenkes, Rückführer des Vorderbeins und Abduktor (Heranzieher) der Schulter und damit auch des Vorderbeins.

 

 

Der Musculus longissimus dorsi [Langer Rückenmuskel]

Der M. longissimus dorsi [Langer Rückenmuskel] mit seinem Brust- und Lendenanteil schmiegt sich an die Wirbelsäule genau zwischen die Dornfortsätze und die Querfortsätze. Er beginnt hinten am Kreuzbein und erstreckt sich bis nach vorn zum 7. und letzten Halswirbel. Dort verläuft er innen am Schulterblatt vorbei.

Seine Funktion ist die Streckung und auch die Feststellung, also Fixierung, der Wirbelsäule. Er kann den Oberkörper des Pferdes aufrichten und seinen Hals heben und (bei einseitiger Kontraktion) auch biegen.

 

 

Die Psoas-Muskulatur [Tiefe Lendenmuskulatur]

Die Psoas-Muskeln gehören mit zu den wichtigsten Muskeln im Körper des gerittenen Pferdes. Sie sorgen dafür, dass das Pferd sein Becken kippen und die Hüfte beugen kann. So kann es seine Lendenwirbelsäule aufwölben, die Gelenke in den Hinterbeinen beugen und die Vorhand trotz der Last des Reitergewichtes entlasten.

Die Psoas-Muskelgruppe besteht aus drei einzelnen Muskeln (dem M. psoas minor, [Kleiner Lendenmuskel], dem M. psoas major [Großer Lendenmuskel] und dem M. iliacus [Darmbeinmuskel]), die sich alle unterhalb der Wirbelsäule, im Bauchraum und im Beckenring befinden und an der Darmbeinsäule sowie am Oberschenkelknochen ansetzen.

Sie sind also zuständig für die Beckenkippung und das Aufbiegen der Lendenwirbelsäule. Außerdem beugen sie das Hüftgelenk und helfen das Hinterbein nach vorn zu führen.

 

 

Der Musculus quadriceps femoris [Vierköpfiger Oberschenkelmuskel]

Der M. quadriceps femoris [Vierköpfiger Oberschenkelmuskel] besteht aus vier Muskelteilen, die z. T. schon am Hüftgelenk inserieren und zusammen den vorderen Oberschenkel komplett bedecken und einhüllen. Sie ziehen mit ihrem vierten Anteil nach unten über das Kniegelenk hinüber bis zum Unterschenkel, schließen die Kniescheibe (Patella) mit ein und bilden so die Patella-Sehne.

Dieser Muskel ist ein wichtiger Strecker und Fixierer des Kniegelenkes, außerdem schiebt er den Rumpf des Pferdes nach vorn.

Da einer der vier Muskelteile höher als die anderen an der Darmbeinsäule des Beckens inseriert, ist er zusätzlich noch in der Lage, das Hüftgelenk zu beugen.

 

 

Der Musculus tensor fasciae latae [Spanner der breiten Schenkelfaszie]

Der M. tensor fasciae latae [Spanner der breiten Schenkelfaszie] besitzt die Form eines Dreiecks. Der obere Teil ist die Schenkelfaszie, eine dünne, sehnenartige Muskelhaut aus Bindegewebe. Der darunter sich anschließende Muskel hat die Aufgabe, die Faszie auf Spannung zu bringen und somit das Hüftgelenk des Pferdes zu beugen. Mit Hilfe dieses Muskels kann das Hinterbein auch nach vorn und nach außen (Seitengänge) geführt werden.