Pina La Straniera - Mirella Kennel Giacomini - E-Book

Pina La Straniera E-Book

Mirella Kennel Giacomini

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Beschreibung

La Straniera, die Fremde – so fühlt sich Pina, seit sie auf der Welt ist. Als Enkelin italienischer Einwanderer sticht Pina mit ihren schwarzen Haaren und der etwas dunkleren Haut ab und an heraus. Sie ist arglos, manchmal etwas naiv und glaubt immer an das Gute. Sie wird oft ausgegrenzt, lässt sich aber nicht unterkriegen. Nach einer erfolgreichen Schamanenausbildung und einer anschließenden schamanischen Reise, die ihr Leben für immer verändert, wird der Leser in Teil 2 auf weitere Abenteuer in Pinas Leben mitgenommen. Nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes fängt Pina noch einmal ganz von vorne an und lässt sich auf eine neue Beziehung ein. Gemeinsam mit ihrem neuen Partner wagt sie ein neues, kräftezehrendes Projekt in Sardinien. Auch dort wird ihr ständig bewusst, la Straniera zu sein ...

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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2025 novum publishing gmbh

Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt

[email protected]

ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0300-5

ISBN e-book: 978-3-7116-0301-2

Lektorat: Isabella Busch

Umschlagfoto: Jozef Klopacka | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Anmerkung

Die Personen und die Handlung des vorliegenden Werkes sowie die darin vorkommenden Namen und Dialoge sind sämtlich erfunden und Ausdruck der künstlerischen Freiheit der Autorin. Jede Ähnlichkeit mit realen Begebenheiten, Personen, Namen und Orten wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.

Vorwort

Wir leben mit der treibenden Kraft der Vergangenheit

dem ewigen Heute entgegen.

Mirella Kennel Giacomini, Sardinien

Beginn

Von dem Tag an, an dem Pina ihre erste schamanische Reise erlebte, fing sie an, nach und nach ihr verlorenes Ich wiederzufinden.

Der Mentor starb kurze Zeit, nachdem Pina ihn besucht hatte, um ihm ihren Dank auszusprechen.

Pina traf in ihrem Leben auf verschiedene Menschen. Schon als kleines Mädchen vertraute Pina (fast) jedem und jeder, der ihr begegnete. Sie ist zwar sehr kritisch, aber doch freundlich allen „lieben Menschen“ gegenüber. Doch meint sie zu wissen, dass Sie viele Menschen durch ihre Fassade hindurch erkennt. Durch ihre Erziehung ist sie meistens sehr folgsam und pflegeleicht. Sie mag weder Lügen noch Ungerechtigkeiten. Sie mag Klarheit und Wahrheit. Eigentlich ist es nicht die Erziehung, die dieses Mädchen formte, es ist lediglich ihr Charakter, der sie ausmacht. In jedem Menschen sieht Pina nur das Gute, und das weniger Gute interessiert sie überhaupt nicht. Pina ist nicht dumm, nein, sie ist ab und zu nur ein wenig naiv.

Der Zeitgeist erreicht das Alter. Viele Jahre später gab es auch für Pina Handy, Computer usw.

Pina wurde also langsam erwachsen. Langsam? Pina hat ihre eigenen Regeln. Schon lange, oder schon immer. Es geht nicht ums Älterwerden, nein es geht um die Reife und um das innere Wachstum. Pina lebte schon als kleines Mädchen ihre Spiritualität. Sie spürte einiges mehr oder eben anders, als es die meisten in ihrer Umgebung taten. Für Pina war das einfach normal. Sie konnte einiges, als sie ein kleines Mädchen war, nur noch nicht richtig einordnen. Pina war und ist eben Pina.

Da erinnerte Pina sich an eine Geschichte, als sie mit den Eltern nach Italien in die Sommerferien fuhr. Sie hatten wie immer ein Hotel direkt am Strand gebucht. Es gab einen großen Pool und alles war nagelneu und sauber.

Pinas Wunsch, ein Gummiboot zu bekommen, ging in Erfüllung. Wie hatte sie sich dieses Gummiboot gewünscht. Schon damals manifestierte sie unbewusst solche „Kleinigkeiten“. Sie setzte sich irgendwo hin und träumte vor sich hin. Viele Male träumte sie, wie sie in den Ferien mit ihrem orangenen Gummiboot im Meer paddelte. Sie lebte so sehr in ihren Träumen, dass sie jedes Mal wahr wurden. Sie sah und spürte sich in diesem, ihrem Boot auf dem Meer und war so etwas von glücklich. Immer und immer wieder träumte Pina von diesem Boot. Dann passierte es tatsächlich: Ihre Mutter schenkte ihr, bevor sie nach Italien in die Ferien fuhren, ein rotes Gummiboot. Dieses Gummiboot war stabil und hatte Platz für zwei Personen. Die beiden Paddel fehlten ebenfalls nicht. Pina war überglücklich und konnte es kaum erwarten, endlich nach Italien in die Sommerferien zu fahren. Das Gummiboot, zusammengefaltet, kam auch mit. Es war jeden Sommer dasselbe Erlebnis für Pina und ihren Bruder. Nach Italien ans Meer zu fahren war absolut ein Privileg. Sie hatten jedes Mal wunderschöne Familienferien. Irgendwann fuhren sie nicht mehr nach Italien.

Pina freute sich also auf ihre erste Fahrt auf dem Meer mit ihrem Boot. Sie war so aufgeregt. Ihr Vater hatte noch eine automatische Pumpe für sie organisiert. So konnte Pina das Schlauchboot ohne Weiteres allein mit Luft füllen. Immer größer wurde sein Umfang. Endlich. Pina saß in ihrem Boot und das Boot lag tatsächlich sanft auf dem Meer. Jeden Tag paddelte Pina die Küste entlang. Sie durfte nicht weiter, als es die Fahnen anzeigten, die am Ufer im Sand an den Masten hingen (meistens waren die blauen Fahnen oben). Also eine kurze Strecke hin und her. Auch durfte sie nicht hinaus aufs Meer paddeln, das erlaubte die Mutter nicht. Pina durfte auch da nur bis zu den orangenen Kugeln paddeln. Pina gehorchte, es genügte ihr, einfach so auf dem Meer in ihrem Boot zu gondeln. Sie genoss es, die Paddel rechts und links am Boot eingehakt zu wissen. So konnte Pina in Ruhe vor sich hin dösen und ihren Tagträumen nachgehen.

Eines Tages, Pina paddelte wieder im Meer, und überall waren Menschen, die ebenfalls das Meer genossen. Die einen schwammen hin und her, die anderen spielten Wasserball. Wie auch immer. Pina sah weit draußen, hinter den orangenen Kugeln, dass sich irgendetwas bewegte. Sie konnte nur erkennen, dass etwas aus dem Wasser hochkam und wieder verschwand. Pina paddelte bis an die orangenen Kugeln, um näher an dem Geschehen zu sein. Sie ahnte, dass es ein Mensch sein musste. Ohne zu überlegen, paddelte Pina los. Instinktiv und ohne lange zu überlegen. Ganz schnell und immer weiter von den Kugeln und vom Ufer entfernt. Als sie näher kam, entdeckte sie, dass es ein Junge war. Er hatte fast keine Kraft mehr und konnte nicht mal mehr rufen. Es gab weiter vorne eine kleine Strömung. Dieser Junge, er war etwa sechs Jahre alt, musste dort abgetrieben sein. Pina hielt ihm eines ihrer Paddel hin. Die beiden schauten sich kurz in die Augen und alles war klar. Der Junge klammerte sich sofort an dem Paddel fest. Pina brauchte sehr viel Kraft, doch es gelang ihr, den Jungen zusammen mit ihrem Schlauchboot ans Ufer zu ziehen. Das war so anstrengend, denn sie hatte ja nur ein Paddel zur Verfügung. Am anderen Paddel hing der kleine Junge, den sie jedes Mal mit bewegen musste. Als der Junge im Meer festen Boden unter den Füßen hatte, ließ er das Paddel los und lief erschöpft aus dem Meer ans Ufer. Pina schaute ihm nach, bis er aus dem Wasser war und im Sand stand. Noch einmal trafen sich ihre Blicke. Sie schaute ihm nach, bis er in der Menschenmenge, die sich am Strand sonnte, verschwand. Dieses Erlebnis war für Pina sehr eindrücklich. Erstens, weil sie einfach über die Schranken hinaus aufs Meer gerudert war. Zweitens weil ihr bewusst geworden war, dass dieser Junge ertrunken wäre, wenn sie diese Schranken aus dem Instinkt heraus nicht überschritten hätte. Nie erzählte Pina irgendjemandem von diesem Erlebnis. Ab und an fragte sie sich, ob sich dieser Junge dessen bewusst war, dass er von ihr gerettet wurde. Pina erfüllte ein großes Glücksgefühl und große Dankbarkeit ob ihrer inneren Führung. Sie war dankbar, dass sie schon früh diese innere Stimme wahrnehmen konnte. Sie horchte einfach gut in sich hinein und folgte ihrem inneren Kompass. Auch dann, wenn es von ihrer Umgebung nur ein Kopfschütteln als Anerkennung dafür gab. Pina bekam dann zu spüren, dass sie wieder einmal etwas machte, das auf Unverständnis der Umgebung stieß.

Pina erinnerte sich aber auch daran, als sie das erste Mal in einem Mädchenlager war. Sie hatte sich sehr darauf gefreut. Es ging ins Wallis, in ein ganz kleines Bergdörfchen. Mit einem großen Auto wurden die Mädchen in dieses Bergdörfchen gefahren. In dem alten Holzhaus durften die Mädchen im großen Schlafsaal ihre Schlafsäcke ausbreiten.

Auch Pina richtete ihren Schlafplatz neben ihren Freundinnen ein. Die Mädchen erkundeten die Umgebung und bekamen eine Brotzeit mit auf den Weg. Pina spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Stimmung unter den Mädchen war eigenartig. Irgendwie fühlte Pina, dass sie nicht dazugehörte. Sie meinte es zumindest oder sie empfand das so. Wie es schon so oft gewesen war. Manchmal war es berechtigt, manchmal war es eben nur das unangenehme Gefühl, das Pina hatte. Es gab ein Mädchen im Lager, das den Ton angab. Dieses Mädchen war eine verwöhnte Göre, die von den Eltern alles bekam. Sie durfte sich einfach alles erlauben. Dieses Mädchen hetzte die gesamte Mädchentruppe gegen Pina auf. Sie erinnerte sich noch, dass ein Mädchen ihr den Tipp gab, in den Schlafsaal zu gehen. Ein Mädchen, das es gut mit Pina meinte. Pina ging am späteren Nachmittag ganz allein in diesen Schlafsaal. Alle anderen waren mit irgendetwas beschäftigt. Sie entdeckte, warum sie diesen Tipp bekommen hatte. Ihr Schlafsack, den sie neben ihrer besten Schulfreundin platziert hatte, war nicht mehr da. Das freche Mädchen hatte alles umplatziert und Pinas Schlafsack lag in einer Ecke. Pina hatte keinen Platz mehr auf irgendeiner Matratze, die auf dem Boden aneinandergereiht lagen, um ihren Schlafsack zu deponieren. Sie fackelte nicht lange und räumte alles wieder an den Platz, so wie es sich die Mädchen ausgesucht hatten. Für Pina war das nicht einfach. Doch sie musste es für sich tun. Ihr Herz weinte. Sie hatte doch diesem Mädchen nichts getan. In diesem Lager geschahen noch einige andere Gemeinheiten dieser Art. Pina aber vertraute ihrer inneren Stimme und handelte danach. So hatte sie trotz allem eine schöne Zeit im Lager und das Mädchen konnte machen, was es wollte. Es erreichte Pina nicht. Pina hatte einfach diese Gabe, sich zu schützen. Schon damals kannte sie ihren Lichterschutz. Sie dachte sich dieses helle, schöne Licht heran und zauberte in Gedanken einen Lichterkreis um sich herum. Das war Pinas Schutz. Keine Gemeinheit konnte Pina dann erreichen. Alles Negative prallte an diesem Lichtschutz ab. Nicht immer gelang ihr das, aber meistens.

Die Betreuerinnen organisierten eine Lagerolympiade für die Mädchen. Pina und die freche Göre hatten am Ende gleich viele Punkte erreicht. Eine von den beiden konnte also die Siegerin sein. So wurde den beiden Mädchen eine Augenbinde aufgesetzt und sie mussten den Wert eines Geldstückes erraten. Jede der beiden bekam eine Münze in die Hand. Sie mussten dieses Geldstück blindlings erraten. Es war ein Fünfzigrappenstück. Pina tastete mit den Händen dieses Geldstück ab, ebenfalls die freche Göre. Pina war sehr verunsichert und sagte, es sei ein Zwanzigrappenstück. Das war falsch. So gewann die freche Göre, die richtig geraten hatte, die Olympiade. Pina wurde Zweite. Die Medaille, die die Betreuerinnen aus Karton, Schnur und Farbe gebastelt hatten, freute Pina trotzdem, auch wenn sie nur den zweiten Platz erreichte, mit derselben Punktzahl wie die Erstplatzierte. Sie mochte den Sieg diesem Mädchen gönnen. Alle aber feierten Pina. In diesem Moment wusste Pina, dass das freche Mädchen eigentlich verloren hatte. Es fiel allen auf, dass sie Pina schikanierte. Pina war gerührt. Innerlich dankte sie ihrem höheren Selbst, ihrem Schutzengel, ihrem lieben Gott, was auch immer es war. Sie wusste einfach, dass sie von irgendwoher beschützt war. Dass etwas Gutes zu ihr schaute. Die Dankbarkeit, die Pina immer wieder an den Tag legte, war schon immer ein ständiger Begleiter von ihr gewesen. Sie mochte es, dankbar zu sein. Am Morgen, wenn sie erwachte, dankte sie dem Universum für all das, was war, all das, was der Tag ihr an Gutem bringen würde. Am Abend, bevor sie einschlief, ging ihr Dank ebenfalls ans Universum.

Heirat

Nach all den langen, intensiven Jugendjahren traf Pina den zukünftigen Vater ihrer Kinder. Ja, sie hatte schon wieder für alle anderen geschaut. Sie wusste, für ihre zukünftigen Kinder gäbe es keinen besseren Vater als Rove. Das machte Pina ihr Leben lang so. Sie ging mit dem Leben mit. Wenn es um Entscheidungen ging, horchte sie in sich hinein und wählte den gesetzten Weg. Sie ließ sich führen. Das war nicht immer der leichteste Weg, aber ein Weg, der sehr authentisch war. Es sollte so allen gut gehen. Ihr ging es auch gut. Also, was gab es da dagegen zu entscheiden? Nichts.

Sie wusste nicht, wer er war. Sie kannte ihn vom Ausgang her. Dort, wo sich eben alle trafen, die sich damals in denselben Kreisen bewegten. Ein solch lieber Mensch. Pina war wirklich verliebt. Rove war sehr höflich, wohlerzogen und bestimmt. Rein, faktisch, nüchtern gesehen. Das war der spätere Heiratsantrag, den Rove Pina nach drei Jahren Freundschaft machte. Sehr romantisch war das nicht. Doch für Pina waren diese drei Worte … rein faktisch und nüchtern … ihre Zukunft. Viele Jahre lang.

Ja, ihre Zukunft war rein, faktisch und nüchtern. Punkt. Da gab es keine Einwände.

Die gesetzte Frau

Die gesetzte Frau nahm ihren Platz dankbar an und fügte sich dem Leben.

Doch Pina fing an zu träumen. So wie es im Märchen eben sein sollte und Pina mittendrin.

Eine Prinzessin wird zur Königin, zur Heldin, zur Liebsten von allen und ihrem Gemahl. Nichts und niemand hätte je nur eine einzige Sekunde Platz gehabt zwischen ihr und Rove. Die Liebesgeschichte des Lebens: Rove und Pina.

Nach drei Jahren Freundschaft rang sich Rove endlich durch und machte Pina einen wunderschönen Heiratsantrag. Rove ging mit Pina an einen wunderschönen Ort. Er hatte alles nur für Pina vorbereitet und organisiert. Pina sollte das Beste vom Besten bekommen. Es war Roves größte und einzige, wahrhaftige Liebe. Eine ehrliche, wunderschöne Liebe. Rove trug Pina vom ersten Tag an auf Händen. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Es war ein sonniger Tag und frühmorgens fuhr Rove mit Pina an einen neuen Ort. Pina war zuvor noch nie dort gewesen. Rove kannte diese idyllische Gegend in der Schweiz. Es gab einen Brunch. Rove wusste ja, dass Pina allzu gerne brunchen würde. Zu dieser Zeit liebte Pina ein Morgenessen ab 11 Uhr zusammen mit dem Mittagessen. So um 11 Uhr eintreffen, dann gemütliches Zusammensein mit all den liebsten Menschen. Es gab zu essen und für die Getränke war auch gesorgt. Einfach ein toller Brunch. Man kam ausgeschlafen dorthin und konnte essen, trinken und sich mit all seinen Liebsten unterhalten bis zum späten Nachmittag.

Dann gingen alle wieder auseinander und waren glücklich. Was gäbe es Schöneres, als zu brunchen? Es war damals Pinas Lieblingsbeschäftigung, nebst vielen anderen Lieblingsbeschäftigungen.

Rove ließ also alles vorbereiten. Überall wunderschöne Blumen, gedeckte Tische und schon waren die Gäste da. Alle, die Pina nahestanden, kamen an diesem Morgen zum Brunch auf diesen Bauernhof. Es spielte sogar eine Band im Hintergrund, die Rove engagiert hatte. Pina wusste nicht, was noch alles kommen würde an diesem Tag. Dann plötzlich klopfte Rove mit einer Gabel an sein Glas und forderte die Leute auf, still zu sein. Rove bat um die Hand von Pina an. Pina war sehr überrascht und auch verlegen. Vor all diesen Leuten nahm sie diesen Heiratsantrag an. Sie konnte nicht sagen, dass sie es sich noch einmal überlegen wollte. Nein, das tat Pina nicht. Sie war nie diejenige, die Menschen in negative Situationen brachte. Alle klatschten und gratulierten den beiden. Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien und die Gesellschaft feierte ausgelassen diesen schönen Augenblick. Alle waren glücklich und zufrieden. Denn die ganze Gesellschaft war sich einig, dass diese beiden zusammengehörten. Die Überraschung war also gelungen.

Auch das darauffolgende Hochzeitsfest war grandios.

Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Kinder kamen, sie hatten insgesamt fünf. Vier Jungs und ein Mädchen. Es war eine schöne Zeit. Rove tat alles, damit es der Familie gut ging. Er verdiente mit seiner Computerfirma, die er zu Hause in seinem großen Haus eingerichtet hatte, sehr viel Geld. Rove arbeitete auch viel. Da die Firma im Hause war, konnte er Pina mit den Kindern und im Haushalt unterstützen. Die Familie war eine Bilderbuchfamilie.

Nach vielen Jahren gab es keinen Brunch mehr. Pina ließ diese Angewohnheit fallen, wie so vieles in ihrem Leben. Pina und Rove verbrachten viele wunderschöne gemeinsame Jahre mit ihren fünf Kindern. Doch Roves Krankheit überschattete das ganze Familienleben. Am Schluss lag Rove nur noch im Bett, an Schläuchen und eine Sauerstoffflasche gefesselt. Er war einfach müde. All seine Liebsten waren immer um ihn herum. Sie pflegten Rove zu Hause. Die fünf Kinder waren schon lange erwachsen und Pina wich keine Sekunde von Roves Seite. Als dann der Abschied nahte, waren alle zusammen. Rove war bis zum Schluss ganz klar im Hier und Jetzt.

Als er den letzten Atemzug machte, schlug er nochmals kurz die Augen auf. Pina und Rove sahen sich ein letztes Mal tief in die Augen.

Das Geschäft, das Rove aufgebaut hatte, führte Pina nun allein weiter. Sie ging zu Sitzungen, führte alle Mitarbeiter durch schwere Zeiten und arbeitete den ganzen Tag. Frühmorgens stand sie auf und erst nach Mitternacht ging sie ins Bett.

Sie nahm an vielen Aktivitäten im kleinen Dorf teil. Überall, wo man Hilfe brauchte, war Pina zur Stelle. Pina war nie einsam. Doch Pina war eine Frau, die gerne in einer lebendigen Beziehung leben würde.

So lernte sie in einem kleinen netten Café ihren jetzigen Mann kennen.

Sie ging in die Stadt einkaufen und wollte in ihr geliebtes kleines Café gehen. Dort fand sie immer alle interessanten Zeitschriften und Zeitungen. Sie bestellte sich einen feinen Latte Macchiato und saß meistens am selben Platz. Dieses Mal waren fast alle Stühle besetzt, bis auf einen. Der war noch frei. Es saßen ein Mann und zwei Jugendliche an diesem Tisch. Einer der Jugendlichen rief Pina zu, sie könne sich hier hinsetzen, was Pina dann auch tat. Die Jugendlichen verabschiedeten sich nach einer Weile. Offensichtlich gehörten sie nicht zu dem Mann, der ebenfalls an diesem Tisch saß. Der Fremde und Pina kamen ins Gespräch und verstanden sich auf Anhieb. Sie saßen etwa drei Stunden in diesem Café. Der fremde Mann, der Pina nicht mehr fremd vorkam, gab ihr eine Karte für eine Ausstellung. Sie solle doch am 2. September abends um 19 Uhr dorthin kommen. Es gäbe viele Leute, Musik, Essen und eine Ansprache vom Stadtpräsidenten. Die Zeit im Café verflog. Sie standen auf und gingen nach draußen, um sich zu verabschieden. Pina ging links, der Mann ging rechts, bevor sie sich höflich Adieu sagten. Bis vor Kurzem hatten beide nichts voneinander gewusst. Pina war aber klar, dass diese Begegnung mit diesem Menschen nicht die letzte war. Was sie nicht wusste, dass sie sich drei Jahre lang nicht mehr sehen würden.