Poetry Slam Wetterau - das zweite Buch -  - E-Book

Poetry Slam Wetterau - das zweite Buch E-Book

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Beschreibung

Die Menschen sterben aus. Wie die Dinosaurier. Aber niemand will die Generation sein, die das Aussterben erlebt. Um die Welt lebenswert zu erhalten, gibt es mutige Taten, kluge Worte... und, davon berichtend, jetzt dieses Buch. Bühnenerfahrene Wetterauer Poetry Slammer versammeln ihre Texte rund um Natur, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Zum Nacherleben, Rückerinnern, Zukunftsdenken. "...eine bunte Spur durch jede noch so dunkle Schwarzmalerei." (Ulf Eisenkrämer)

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Was ist drin für mich?

Vorwort

Widmung

Vorwort der Herausgeber

Thorsten Zeller – Hey Wetter

Artur Nevsky – Mama

Andreas Arnold – Windkrafträder

Dominik Rinkart – Utopien

Kim-Anh Schäfer – In vier Minuten um die Welt

Maria Sailer – Die Erde hat Fieber

Jan Cönig – Wald Thing

Fabian Kreutz – Die Arche

Ulf Eisenkrämer – Dinos, Dodos und Gänseblümchen

Annika Hofmann – Lebensstil Halbverrückt

Susanne Heydecke – Stellt eine Kerze ans Fenster

Jonathan Scholl – Die Wehen der Mutter

Martin Weyrauch – Produkte

Lea Weber – Zweitausenddreißig

Jannika Kreutz – Polarwetter

Thorsten Zeller – Die Welt will uns erledigen!

Susanne Heydecke – Wolf

Tamo Fey – Der Hain

Artem Zolotarov – Ihr Licht

Patrick Robinson – Weiden-Demokratie

Luke Monís – Große Haie, kleine Frische

Patrick Leonhardt – Was sagt der Wal?

Ulf Eisenkrämer – Gedankenspiel

Fabian Kreutz – Umweltumwälzung

Susanne Heydecke – social network

Lea Weber – Dinkelbrot

Luca Del Nero – Ich kann doch nichts dafür

Tamo Fey – Besichtigung einer Müllhalde

Dominik Rinkart – Der Rat der Götter

Andreas Arnold – Vom Winde verweht oder: Die Plastiktüte

Jan Cönig – Schlussplädoyer

Über die Herausgeber

Poetry Slam Wetterau

Das zweite Buch E-Book

 

Bühnentexte zur Natur und was wir mit ihr machen (könnten)

 

© 2020 Reimheim-Verlag Thorsten Zeller,

Heinrich-Lübke-Straße 9, 61169 Friedberg

http://www.reimheim-verlag.de

 

 

eBook 03/2020

ISBN: 9 783 94553284 3

Alle Rechte vorbehalten

Cover, Illustrationen: Thorsten Zeller, Friedberg

 

Das Print-Buch, aus dem dieses eBook entstand, ist 2017 erschienen im Reimheim Verlag unter der ISBN 9 783 94553212 6

Das Print-Buch ist ein tolles Geschenk und/oder Erinnerungsstück und erhältlich direkt beim Reimheim Verlag oder im lokalen Buchhandel.

 

Alle Rechte vorbehalten

Vorwort

März 2020. Wir haben Zeit, um zu lesen, aber Bücher zum Anfassen sind irgendwie derzeit nicht jedermanns Sache.

Da kommt ein eBook gerade richtig.

Irgendwie nachhaltiger ist es auch, so ohne Materialien, Verpackung und Paketbote zur Auslieferung. Ok, der Server und das Lesegerät brauchen Strom, aber der kommt im nun anstehenden Sommer hoffentlich aus Solarzellen oder einem Windrad.

Die „Texte zur Natur“ sind die zweite Anthologie des Künstlerkollektivs „Poetry Slam Wetterau“. Mit dabei sind Texte mehrerer Landesmeister, u.a. Artem Zolotarov (Rheinland Pfalz 2015), Lea Weber (U20 Hessen, 2017) und Jan Cönig (Hessen 2018 und 2019) sowie große Kleinode anderer BühnenpoetInnen.

Heute, im März 2020, erscheint es als eBook. Weil wir unverändert Geschichten zu erzählen haben. Weil wir in schweren Zeiten das Buch leicht zugänglich machen möchten. Weil wir Kreative sind und kreativ sind, wenn unser Slam-Publikum bei uns sein möchte. Cool, dass ihr da seid. Schön, bei euch zu sein.

Ich wünsche euch viele schöne und bewegende Augenblicke beim Lesen.

 

Thorsten Zeller, Friedberg, März 2020

 

Widmung

Dieses Buch widmen wir Walter Sülberg. Ihm, Verleger und großer Freund der lokalen Poetry-Slam-Szene, war es zu verdanken, dass der erste Band, „Poetry Slam Wetterau – Das Buch – Texte von Toleranz, Respekt und Anerkennung“, einen Verlag gefunden hatte, bevor die Idee zu einer Textsammlung überhaupt in unseren Köpfen war.

Durch seinen plötzlichen und unerwarteten Tod im Jahr 2016 fehlt Walter Sülberg als Mensch, als regionaler Verleger, als Freund der Bühnenlyrik.

Danke für alles und eine gute Reise.

 

Im April 2017

Kim-Anh Schäfer, Dominik Rinkart, Andreas Arnold, Thorsten Zeller

Vorwort der Herausgeber

Fast alle Städte und Gemeinden des Wetteraukreises haben inzwischen regelmäßig Poetry-Slams in ihrem Kulturprogramm. Was im Jahr 2011 mit einer Handvoll Veranstaltungen startete, ist inzwischen ein Selbstläufer, der mit gut 25 Terminen pro Jahr der Slam-Dichte der großen hessischen Städte in Nichts nachsteht.

Das, was Sie in Ihren Händen halten, ist daraus entstanden: zum mittlerweile dritten Mal gab es, in Kooperation mit der NABU Umweltwerkstatt Wetterau e. V., den „Poetry Slam für den Wandel“, einen jährlichen Themen-Slam, der sich rund um Natur und Umwelt dreht. Bühnenpoetinnen und Bühnenpoeten, die jüngsten erst 14 Jahre alt, die ältesten jenseits der 40, schreiben extra für diese Veranstaltungsreihe Texte und reflektieren darin unser Wirken als Mensch in und an der Umwelt. Es war der Wunsch vieler BesucherInnen, die Texte nachlesen und in Erinnerung rufen zu können.

Um unsere Welt lebenswert zu erhalten, gibt es mutige Taten und kluge Worte. Und jetzt dieses Buch, das Bühnenpoetik zu diesen dringend aktuellen Themen auch jenseits der Bühne transportiert.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Bestimmt sehen wir uns auf einem der nächsten Slams. Termine finden Sie unter:

www.poetry-slam-wetterau.de.

 

Mai 2017

Kim-Anh Schäfer, Dominik Rinkart und Andreas Arnold

Thorsten Zeller – Hey Wetter

Nicht alles, was wir nachhaltig tun, ist auch gut. Wir können etwa nachhaltig Vertrauen, Beziehung und Umwelt zerstören. Müssen wir aber nicht. Wir können zusehen, dass etwas geschieht, statt zuzusehen, wie die Erde verblüht. Sonst fahren wir, statt mit dem Schlitten mitten im Schnee, nur noch Wasserski über den Schmelzwassersee.

 

Hey Wetter,

es wär’ doch netter,

du würdest dich nicht so gebärden

und den Winter nicht gefährden.

Ok, ich gesteh’: Ich steh’ nun mal auf Schnee.

Denn, um weiter zu gestehen:

Wir hab’n im Keller einen Schlitten stehen,

den würd’ ich gerne mal in Action sehen,

nur… kann ich weit und breit kein’n Schnee erspähen.

So kann das nicht weitergehen – so geht das nicht!

Hey, du Wicht von Wolke!

Schicke deine weiße Molke

auf die Erde nieder, dann… verzieh dich wieder!

Behindere nicht das Licht der Sonne,

damit dies auf weiße Schneekristalle falle,

von wo es dann hell glitzernd reflektiert wird.

 

Ja, auch wir hier sollten einen Moment lang reflektieren,

was wir Menschen, Pflanzen, Tieren,

uns’rer Welt in der wir leben eben antun mit:

Klimawandel, CO2-Zertifikatehandel,

rücksichtslosem Lebenswandel,

bei dem wir gern, statt unseren Müll

mal so wirklich zu recyceln,

einen äußerst heik’len Glauben glauben

und aus fadenscheinigem Grund

auf den ewig neuen Fund

von Rohstoffen hoffen!

Wir erlegen halt

den Regenwald!

Dabei geht es um rasche Asche,

an der wir uns überheben,

doch lokal ums Überleben.

Ich erlebe einen Abfall vom Glauben,

dass all unser Abfall vom Glauben alleine verschwindet

und sich nicht im Meer wieder findet!

Mann, da geht mir immer der Gaul durch… also nochmal:

 

Hey Wetter,

es wär doch netter

Du brächtest uns ein Bisschen Schnee…

Wie… nee?

He! Mein Sohn möchte mit mir, als seinem Ahn,

doch bloß ‘ne Runde Schlitten fahr’n.

Oder Schneefrauen bauen.

Oder ’n Mann…

Mann, Klima, willst Du uns das echt versauen?

Das wirst Du Dich nicht trauen!

 

Ich ruf’ die Russen. Oder die Amerikaner. Oder doch gleich die Chinese, denn die sind Niederschlagsexperten. Und vom Wetter verstehen die auch was.

Die tun politisch was – und machen Eiszeit!

Auch die Briten pflegen Riten, rufen aus:

„Wetter? Nee, da sind wir raus!“

 

Tja, Wolke, da kannst du schauen,

wie die Polkappen abtauen!

 

So bedrängt und schwer gekränkt

lässt eine Wolke dann tatsächlich ihren Inhalt fallen…

doch nicht nur etwas, sondern allen!

 

Und wenn Wolken in zu krassen Massen Wasser lassen,

können uns’re Flüsse die Ergüsse nicht mehr fassen.

Böden, ganze Berge, die die nassen Massen hassen,

lassen los und sind nach einem Erdrutsch futsch.

 

Na prima, Klima, da haben Du und Dein kleiner Vetter, das Wetter,

mal wieder nicht gewusst, wann Schluss sein muss.

Die sollen sich mal ein Beispiel nehmen an uns Menschen!

Wir wissen, wann es reicht!

Vielleicht… kennt ihr ja die Idee:

„Mensch! Sei bitte sehr doch mal mehr wie ein Tier.“

Grundsätzlich gute Idee, denn an Positiv-Beispielen sozialen Verhaltens ist das Tierreich ja reich.

Um den Gedanken zu Ende zu spinnen:

Männer – wir machen das nicht wie die Spinnen!

Hätt’ ich die Wahl, wär’ ich gern’ wie ein Wal,

denn von friedlichen Riesen wie diesen

gäb es eine Menge zu lernen.

Aber wahrscheinlich sind ich und Du

bloß wie ‘ne Kuh:

Wir stehen auf Gras

und auf das, was wir Essen scheißen wir. Viel zu oft.

Wir kauen gleiche Dinge einfach immer wieder wieder

und wir stehen vor der Lösung wie der

Ochs vorm Berg.

 

Zurück zum Wetter:

Der Spruch: „Die Dosis macht das Gift“ trifft auch aufs Wetter zu. Und nu’?

Nun steht da mein Sohn, mit dem Schlitten im Arm,

der mich fragt: „Warum ist es zu warm?“

Ich sage: „Frage dich und mich und die Leute:

was machen wir heute?“

 

Verändern der Welt?

Ich beginne mal bei mir

und erklär’ jetzt und hier:

 

Ich konsumier kaum Massentier

und nie mehr Aluminiumdosenbier.

 

Ich geh’ mit meinem Sohn hinaus

und zeige ihm die Müllverwertung, Bauernhaus.

Ich zeig’ ihm, dass die Schweinehaxe

nicht bei REWE wachse

und der Müll dort nicht verbleibt.

 

Mir verbleibt der Plan:

Ich reduzier’ den Plastikmüll im Haus.

Und Wegwerfbecher? Aus die Maus!

Ich geh’ mit Mehrwegbecher aus dem Haus!

Brotaufstrich in Saus und Braus

rühre ich mir selber aus

den ganzen Pflanzen die im Garten warten.

 

Ich beschloss, einfach zu starten,

ohne ’ne mentale Mauer,

kaufe Eier frisch vom Bauer

und ich feier’ auf die Dauer,

was besagter schlauer Bauer

mit den Eiern, die gekracht

oder nicht normgerecht sind, macht:

Im Lebensmittel-Wegwerf-Strudel-Streik

macht er daraus jetzt Nudelteig!

 

Wir kommen aus dem Thema raus:

Wie komm’n wir aus dem Klima raus?

Ich streiche aus der Einkaufsliste Wegwerfdinge raus

und überlege statt: „Ich kauf’s“ „Ich bau’s!“.

Meinen Drucker schalt’ ich täglich aus,

und halte mich aus viel zu krassen Spielzeugmassen raus.

Schließlich werfe ich die allerletzte Glühbirne hinaus

und stelle um auf LED.

 

Und das alles für ein kleines Bisschen Schnee!

 

Hey Wetter,

das wär’ doch netter…

Artur Nevsky – Mama

Ein Hauch Zärtlichkeit im richtigen Moment

Und ich erschien in Mamas Bauch

Ich wusste immer, was sie denkt

Und was sie aß, das aß ich auch

 

Zur rechten Zeit, da wurde ich geboren

Ich atmete und tat den ersten Schritt

Und ich entdeckte meine Augen und Ohren

Die Welt war wunderschön und Mama nahm mich mit

 

Nie werd’ ich ihre Augen vergessen

Die mich als erste grüßten auf der Welt

Ich kann nicht ihre Liebe messen

Denn ich bestehe aus ihr selbst

 

Am schönsten war der Ausgang

Wir gingen in den Hof hinaus und liefen

Und abends, wenn man uns ins Haus zwang

Da hört ich ihren Herzschlag, wenn wir schliefen

 

Wir waren reich, der Tisch immer gedeckt

Und dazu gab es noch Massagen

Wir hatten alles, es war fast perfekt

Ein großes Haus auf zwei Etagen

 

Doch eines Tages änderte sich alles

Ein Mann kam rein und legte uns in Ketten

Er nahm Mama mit und ich bin hingefallen

Lag auf dem Boden und konnte sie nicht retten

 

Ich war gelähmt und sie schrie meinen Namen

Ich kriegte keine Luft und sah ihr hinterher

Doch ich verstand es nicht, warum sie mir sie nahmen

Und nun hatte ich niemand’ mehr

Man brachte sie ins Haus gegenüber

Ich hörte wie sie nachts dort stöhnt

Ganz einsam dachte ich an früher

Ich hoffte, es wird wieder schön

 

Und so vergingen ein paar Tage