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Die Menschen sterben aus. Wie die Dinosaurier. Aber niemand will die Generation sein, die das Aussterben erlebt. Um die Welt lebenswert zu erhalten, gibt es mutige Taten, kluge Worte... und, davon berichtend, jetzt dieses Buch. Bühnenerfahrene Wetterauer Poetry Slammer versammeln ihre Texte rund um Natur, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Zum Nacherleben, Rückerinnern, Zukunftsdenken. "...eine bunte Spur durch jede noch so dunkle Schwarzmalerei." (Ulf Eisenkrämer)
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Seitenzahl: 92
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Vorwort
Widmung
Vorwort der Herausgeber
Thorsten Zeller – Hey Wetter
Artur Nevsky – Mama
Andreas Arnold – Windkrafträder
Dominik Rinkart – Utopien
Kim-Anh Schäfer – In vier Minuten um die Welt
Maria Sailer – Die Erde hat Fieber
Jan Cönig – Wald Thing
Fabian Kreutz – Die Arche
Ulf Eisenkrämer – Dinos, Dodos und Gänseblümchen
Annika Hofmann – Lebensstil Halbverrückt
Susanne Heydecke – Stellt eine Kerze ans Fenster
Jonathan Scholl – Die Wehen der Mutter
Martin Weyrauch – Produkte
Lea Weber – Zweitausenddreißig
Jannika Kreutz – Polarwetter
Thorsten Zeller – Die Welt will uns erledigen!
Susanne Heydecke – Wolf
Tamo Fey – Der Hain
Artem Zolotarov – Ihr Licht
Patrick Robinson – Weiden-Demokratie
Luke Monís – Große Haie, kleine Frische
Patrick Leonhardt – Was sagt der Wal?
Ulf Eisenkrämer – Gedankenspiel
Fabian Kreutz – Umweltumwälzung
Susanne Heydecke – social network
Lea Weber – Dinkelbrot
Luca Del Nero – Ich kann doch nichts dafür
Tamo Fey – Besichtigung einer Müllhalde
Dominik Rinkart – Der Rat der Götter
Andreas Arnold – Vom Winde verweht oder: Die Plastiktüte
Jan Cönig – Schlussplädoyer
Über die Herausgeber
Poetry Slam Wetterau
Das zweite Buch E-Book
Bühnentexte zur Natur und was wir mit ihr machen (könnten)
© 2020 Reimheim-Verlag Thorsten Zeller,
Heinrich-Lübke-Straße 9, 61169 Friedberg
http://www.reimheim-verlag.de
eBook 03/2020
ISBN: 9 783 94553284 3
Alle Rechte vorbehalten
Cover, Illustrationen: Thorsten Zeller, Friedberg
Das Print-Buch, aus dem dieses eBook entstand, ist 2017 erschienen im Reimheim Verlag unter der ISBN 9 783 94553212 6
Das Print-Buch ist ein tolles Geschenk und/oder Erinnerungsstück und erhältlich direkt beim Reimheim Verlag oder im lokalen Buchhandel.
Alle Rechte vorbehalten
März 2020. Wir haben Zeit, um zu lesen, aber Bücher zum Anfassen sind irgendwie derzeit nicht jedermanns Sache.
Da kommt ein eBook gerade richtig.
Irgendwie nachhaltiger ist es auch, so ohne Materialien, Verpackung und Paketbote zur Auslieferung. Ok, der Server und das Lesegerät brauchen Strom, aber der kommt im nun anstehenden Sommer hoffentlich aus Solarzellen oder einem Windrad.
Die „Texte zur Natur“ sind die zweite Anthologie des Künstlerkollektivs „Poetry Slam Wetterau“. Mit dabei sind Texte mehrerer Landesmeister, u.a. Artem Zolotarov (Rheinland Pfalz 2015), Lea Weber (U20 Hessen, 2017) und Jan Cönig (Hessen 2018 und 2019) sowie große Kleinode anderer BühnenpoetInnen.
Heute, im März 2020, erscheint es als eBook. Weil wir unverändert Geschichten zu erzählen haben. Weil wir in schweren Zeiten das Buch leicht zugänglich machen möchten. Weil wir Kreative sind und kreativ sind, wenn unser Slam-Publikum bei uns sein möchte. Cool, dass ihr da seid. Schön, bei euch zu sein.
Ich wünsche euch viele schöne und bewegende Augenblicke beim Lesen.
Thorsten Zeller, Friedberg, März 2020
Dieses Buch widmen wir Walter Sülberg. Ihm, Verleger und großer Freund der lokalen Poetry-Slam-Szene, war es zu verdanken, dass der erste Band, „Poetry Slam Wetterau – Das Buch – Texte von Toleranz, Respekt und Anerkennung“, einen Verlag gefunden hatte, bevor die Idee zu einer Textsammlung überhaupt in unseren Köpfen war.
Durch seinen plötzlichen und unerwarteten Tod im Jahr 2016 fehlt Walter Sülberg als Mensch, als regionaler Verleger, als Freund der Bühnenlyrik.
Danke für alles und eine gute Reise.
Im April 2017
Kim-Anh Schäfer, Dominik Rinkart, Andreas Arnold, Thorsten Zeller
Fast alle Städte und Gemeinden des Wetteraukreises haben inzwischen regelmäßig Poetry-Slams in ihrem Kulturprogramm. Was im Jahr 2011 mit einer Handvoll Veranstaltungen startete, ist inzwischen ein Selbstläufer, der mit gut 25 Terminen pro Jahr der Slam-Dichte der großen hessischen Städte in Nichts nachsteht.
Das, was Sie in Ihren Händen halten, ist daraus entstanden: zum mittlerweile dritten Mal gab es, in Kooperation mit der NABU Umweltwerkstatt Wetterau e. V., den „Poetry Slam für den Wandel“, einen jährlichen Themen-Slam, der sich rund um Natur und Umwelt dreht. Bühnenpoetinnen und Bühnenpoeten, die jüngsten erst 14 Jahre alt, die ältesten jenseits der 40, schreiben extra für diese Veranstaltungsreihe Texte und reflektieren darin unser Wirken als Mensch in und an der Umwelt. Es war der Wunsch vieler BesucherInnen, die Texte nachlesen und in Erinnerung rufen zu können.
Um unsere Welt lebenswert zu erhalten, gibt es mutige Taten und kluge Worte. Und jetzt dieses Buch, das Bühnenpoetik zu diesen dringend aktuellen Themen auch jenseits der Bühne transportiert.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Bestimmt sehen wir uns auf einem der nächsten Slams. Termine finden Sie unter:
www.poetry-slam-wetterau.de.
Mai 2017
Kim-Anh Schäfer, Dominik Rinkart und Andreas Arnold
Nicht alles, was wir nachhaltig tun, ist auch gut. Wir können etwa nachhaltig Vertrauen, Beziehung und Umwelt zerstören. Müssen wir aber nicht. Wir können zusehen, dass etwas geschieht, statt zuzusehen, wie die Erde verblüht. Sonst fahren wir, statt mit dem Schlitten mitten im Schnee, nur noch Wasserski über den Schmelzwassersee.
Hey Wetter,
es wär’ doch netter,
du würdest dich nicht so gebärden
und den Winter nicht gefährden.
Ok, ich gesteh’: Ich steh’ nun mal auf Schnee.
Denn, um weiter zu gestehen:
Wir hab’n im Keller einen Schlitten stehen,
den würd’ ich gerne mal in Action sehen,
nur… kann ich weit und breit kein’n Schnee erspähen.
So kann das nicht weitergehen – so geht das nicht!
Hey, du Wicht von Wolke!
Schicke deine weiße Molke
auf die Erde nieder, dann… verzieh dich wieder!
Behindere nicht das Licht der Sonne,
damit dies auf weiße Schneekristalle falle,
von wo es dann hell glitzernd reflektiert wird.
Ja, auch wir hier sollten einen Moment lang reflektieren,
was wir Menschen, Pflanzen, Tieren,
uns’rer Welt in der wir leben eben antun mit:
Klimawandel, CO2-Zertifikatehandel,
rücksichtslosem Lebenswandel,
bei dem wir gern, statt unseren Müll
mal so wirklich zu recyceln,
einen äußerst heik’len Glauben glauben
und aus fadenscheinigem Grund
auf den ewig neuen Fund
von Rohstoffen hoffen!
Wir erlegen halt
den Regenwald!
Dabei geht es um rasche Asche,
an der wir uns überheben,
doch lokal ums Überleben.
Ich erlebe einen Abfall vom Glauben,
dass all unser Abfall vom Glauben alleine verschwindet
und sich nicht im Meer wieder findet!
Mann, da geht mir immer der Gaul durch… also nochmal:
Hey Wetter,
es wär doch netter
Du brächtest uns ein Bisschen Schnee…
Wie… nee?
He! Mein Sohn möchte mit mir, als seinem Ahn,
doch bloß ‘ne Runde Schlitten fahr’n.
Oder Schneefrauen bauen.
Oder ’n Mann…
Mann, Klima, willst Du uns das echt versauen?
Das wirst Du Dich nicht trauen!
Ich ruf’ die Russen. Oder die Amerikaner. Oder doch gleich die Chinese, denn die sind Niederschlagsexperten. Und vom Wetter verstehen die auch was.
Die tun politisch was – und machen Eiszeit!
Auch die Briten pflegen Riten, rufen aus:
„Wetter? Nee, da sind wir raus!“
Tja, Wolke, da kannst du schauen,
wie die Polkappen abtauen!
So bedrängt und schwer gekränkt
lässt eine Wolke dann tatsächlich ihren Inhalt fallen…
doch nicht nur etwas, sondern allen!
Und wenn Wolken in zu krassen Massen Wasser lassen,
können uns’re Flüsse die Ergüsse nicht mehr fassen.
Böden, ganze Berge, die die nassen Massen hassen,
lassen los und sind nach einem Erdrutsch futsch.
Na prima, Klima, da haben Du und Dein kleiner Vetter, das Wetter,
mal wieder nicht gewusst, wann Schluss sein muss.
Die sollen sich mal ein Beispiel nehmen an uns Menschen!
Wir wissen, wann es reicht!
Vielleicht… kennt ihr ja die Idee:
„Mensch! Sei bitte sehr doch mal mehr wie ein Tier.“
Grundsätzlich gute Idee, denn an Positiv-Beispielen sozialen Verhaltens ist das Tierreich ja reich.
Um den Gedanken zu Ende zu spinnen:
Männer – wir machen das nicht wie die Spinnen!
Hätt’ ich die Wahl, wär’ ich gern’ wie ein Wal,
denn von friedlichen Riesen wie diesen
gäb es eine Menge zu lernen.
Aber wahrscheinlich sind ich und Du
bloß wie ‘ne Kuh:
Wir stehen auf Gras
und auf das, was wir Essen scheißen wir. Viel zu oft.
Wir kauen gleiche Dinge einfach immer wieder wieder
und wir stehen vor der Lösung wie der
Ochs vorm Berg.
Zurück zum Wetter:
Der Spruch: „Die Dosis macht das Gift“ trifft auch aufs Wetter zu. Und nu’?
Nun steht da mein Sohn, mit dem Schlitten im Arm,
der mich fragt: „Warum ist es zu warm?“
Ich sage: „Frage dich und mich und die Leute:
was machen wir heute?“
Verändern der Welt?
Ich beginne mal bei mir
und erklär’ jetzt und hier:
Ich konsumier kaum Massentier
und nie mehr Aluminiumdosenbier.
Ich geh’ mit meinem Sohn hinaus
und zeige ihm die Müllverwertung, Bauernhaus.
Ich zeig’ ihm, dass die Schweinehaxe
nicht bei REWE wachse
und der Müll dort nicht verbleibt.
Mir verbleibt der Plan:
Ich reduzier’ den Plastikmüll im Haus.
Und Wegwerfbecher? Aus die Maus!
Ich geh’ mit Mehrwegbecher aus dem Haus!
Brotaufstrich in Saus und Braus
rühre ich mir selber aus
den ganzen Pflanzen die im Garten warten.
Ich beschloss, einfach zu starten,
ohne ’ne mentale Mauer,
kaufe Eier frisch vom Bauer
und ich feier’ auf die Dauer,
was besagter schlauer Bauer
mit den Eiern, die gekracht
oder nicht normgerecht sind, macht:
Im Lebensmittel-Wegwerf-Strudel-Streik
macht er daraus jetzt Nudelteig!
Wir kommen aus dem Thema raus:
Wie komm’n wir aus dem Klima raus?
Ich streiche aus der Einkaufsliste Wegwerfdinge raus
und überlege statt: „Ich kauf’s“ „Ich bau’s!“.
Meinen Drucker schalt’ ich täglich aus,
und halte mich aus viel zu krassen Spielzeugmassen raus.
Schließlich werfe ich die allerletzte Glühbirne hinaus
und stelle um auf LED.
Und das alles für ein kleines Bisschen Schnee!
Hey Wetter,
das wär’ doch netter…
Ein Hauch Zärtlichkeit im richtigen Moment
Und ich erschien in Mamas Bauch
Ich wusste immer, was sie denkt
Und was sie aß, das aß ich auch
Zur rechten Zeit, da wurde ich geboren
Ich atmete und tat den ersten Schritt
Und ich entdeckte meine Augen und Ohren
Die Welt war wunderschön und Mama nahm mich mit
Nie werd’ ich ihre Augen vergessen
Die mich als erste grüßten auf der Welt
Ich kann nicht ihre Liebe messen
Denn ich bestehe aus ihr selbst
Am schönsten war der Ausgang
Wir gingen in den Hof hinaus und liefen
Und abends, wenn man uns ins Haus zwang
Da hört ich ihren Herzschlag, wenn wir schliefen
Wir waren reich, der Tisch immer gedeckt
Und dazu gab es noch Massagen
Wir hatten alles, es war fast perfekt
Ein großes Haus auf zwei Etagen
Doch eines Tages änderte sich alles
Ein Mann kam rein und legte uns in Ketten
Er nahm Mama mit und ich bin hingefallen
Lag auf dem Boden und konnte sie nicht retten
Ich war gelähmt und sie schrie meinen Namen
Ich kriegte keine Luft und sah ihr hinterher
Doch ich verstand es nicht, warum sie mir sie nahmen
Und nun hatte ich niemand’ mehr
Man brachte sie ins Haus gegenüber
Ich hörte wie sie nachts dort stöhnt
Ganz einsam dachte ich an früher
Ich hoffte, es wird wieder schön
Und so vergingen ein paar Tage