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Auch in der zweiten Erotik-Anthologie der Edition Erozuna ist wieder alles dabei: Sex, Sehnsucht, Schweinereien. Wenn ein Seitensprung die Ehe rettet, die Party zur Pornorallye mutiert und eine Frau beim Masturbieren einen Papagei erschlägt, sitzen sie in der ersten Reihe. Ob eine ganze Beziehung mit ihren Höhen und Tiefen in einer Nacht durchliebt ist, ob eine junge Frau im kurzen Gelben die Phantasien Ihrer Mitreisenden beflügelt oder eine dralle Fleischereifachverkäuferin die geheimsten Wünsche wahr werden lässt, alles ist möglich. Finden Sie mit Porno Royal das Paradies.
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Seitenzahl: 270
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Edition Erozuna
Originalausgabe
Copyright Berlin / April 2008 by Edition Erozuna
Ausgabe E-Book
Copyright Berlin / Mai 2012 by Edition Erozuna
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung Pikomi
Webseite des Künstlers www.pikomi.de
ISBN 978-3-9811434-6-1
Tanja Steinlechner (Hrsg.)
Erotische Geschichten
Sigrid Steinmeier
Nick, Erik und ich
Cornelia Jönsson
Maskenball
Lucy Leander
Chicks Lover
Bénédict Geiger
Paradise found
Anita Isiris
Kurzes Gelbes
Frank Brückner
Senf
Anna Clainenr
Le(n)a
Holger Nielsson
Die Party ist eigentlich schon vorbei
Nana Schwarzkopf
Tantra Yoga
Matthias Höhnel
Das erste Mal
Anita Isiris
Lust
Tanja Steinlechner
Der Anruf
Amelié de Lyn
Gefesselt
Frank Brückner
Enten
Holger Nielsson
Der FKK-Strand-Wichser
Skadi Mai
Die Schuhe
Maria Berlucci
Alaska und Elektra
Amelié de Lyn
Pervers im Korridor
Alfred Werner Schwarzmüller
Blut und Wasser
Krischan von Schoeninger
Porno Royal
Das Hotelzimmer misst vier mal fünf Meter. Seit einer halben Stunde laufe ich die wenigen Schritte wie eine Gefangene auf und ab. Ich versuche mich zur Ruhe zu zwingen. Starre auf die einzigen Einrichtungsgegenstände: ein Schränkchen und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Und auf die drei Türen. Die weiße ganz links führt in das winzige Bad nebenan, die zweite in der Mitte hinaus auf den Gang und durch die dritte, rechte Tür gelangt man in das enge Schlafzimmer, in dem das Doppelbett steht.
Ich sehe auf die Uhr an der Wand und wünsche mir, die Zeit würde einfach anhalten. Oder aber schneller vergehen. Die Zeiger bewegen sich endlos langsam über das Ziffernblatt. So, als wären sie in zähe Flüssigkeit getaucht. Ich bin allein. Allein mit meinen Gedanken, meinen Befürchtungen, meiner Angst. Nick wird in einer Stunde kommen und er bringt Erik mit.
Erik, den ich noch gar nicht kenne und von dem ich nur ein Foto und ein paar ausgedruckte E-Mails habe. Nick hat ihn ausgesucht. Er scheint ihn schon länger zu kennen. Zumindest lässt der Schriftverkehr zwischen den beiden darauf schließen. Ich gehe zum Tisch und nehme die Blätter, um sie nochmals zu lesen. Dabei kenne ich sie fast schon auswendig, so oft habe ich sie mir in der letzten halben Stunde angesehen.
Aus den Zeilen ist nicht allzu viel über Erik zu entnehmen. Die erste Mail ist von Nick an Erik, in der er mich mit wenigen Worten kurz vorstellt. »Tabea ist 1,70 groß, schlank und sportlich, sie hat lange, blonde Haare, ein süßes Gesicht, sie schaut immer ein wenig schüchtern, aber das legt sich sehr schnell.«
Er hat ein Foto von mir beigelegt, ein Schwarzweißbild, auf dem ich nackt mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Küchenstuhl vor einer weißen Wand sitze. Der Küchenstuhl und die kahle Wand dahinter lassen mich sehr verletzlich erscheinen. Mir gefällt das Bild.
Erik geht in seiner sehr knapp gehaltenen Antwort mit keinem Wort auf mich oder das Foto ein. Er schreibt nur, dass er sich gern mit uns treffen möchte. Ich frage mich, ob ihm das Foto überhaupt gefällt. Vielleicht sind ihm meine Brüste ja zu klein und er wollte es nur nicht sagen, um Nick nicht vor den Kopf zu stoßen?
Wenigstens hat auch er ein Foto von sich beigelegt, auch wenn es nur sein Gesicht zeigt. Ich sehe es mir bestimmt zum tausendsten Mal an und versuche mir den Körper dazu vorzustellen. Er hat ein kantiges Gesicht mit energischem Kinn, blickt ernst und schweigsam und sein blondes Haar ist kurz und zerstrubbelt. Aber es sind vor allem seine Augen, die mich nicht loslassen.
Ich springe von meinem Stuhl auf, gehe mit zitternden Knien zum Fenster und blicke über die Dächer Berlins, auf den Fernsehturm in weiter Ferne und auf das geschäftige Treiben der Leute weit unten auf der Straße. Dann sehe ich wieder zur Uhr. Noch vierzig Minuten.
Die dritte und letzte E-Mail lese ich nicht noch ein weiteres Mal.
Sie ist der Grund, warum ich jetzt hier warte und immer unschlüssiger werde. Mir überlege, alles abzublasen und immer wieder alle Für und Wider gegeneinander abzuwägen. Denn in dieser Mail lädt Nick Erik nach Berlin ein. In dieses Hotel. Heute!
Wir haben in etwa die gleiche Fahrstrecke. Erik kommt von irgendwoher aus dem Norden - wir wohnen eine Autostunde südlich von hier. Berlin ist ein guter Treffpunkt. Unübersichtlich, fern von neugierigen Blicken, anonym. Genau der richtige Ort für diese Begegnung. Dieses Szenario habe ich mir die ganzen Jahre lang gewünscht. Genau wie Nick.
Und doch kommen mir jetzt wieder Zweifel. Ob unsere Beziehung darunter leiden wird, wenn wir es wagen? Was, wenn Nick plötzlich eifersüchtig wird? Oder noch schlimmer: Was, wenn ich plötzlich selbst nicht mehr will, wenn es in meinem Kopf eine Blockade gibt? Wenn ich mich einfach nicht zu diesem Schritt überwinden kann? Wenn die Realität ganz anders ist als meine Phantasie?
Diese romantisch verklärte Phantasie, in der ich das unvergleichliche Kribbeln eines ersten Kusses wieder erlebe. In der ich die Liebe und die Vertrautheit zu Nick spüre und gleichzeitig unbekannte Hände meinen Körper sanft erkunden. In der ich einen Fremden küsse, während ich gleichzeitig Nicks Zunge spüre und mich von der Lust treiben lasse, von zwei Männern zugleich begehrt und genommen zu werden.
Was, wenn ich all das plötzlich nicht mehr will? Wird Nick dann enttäuscht, vielleicht sogar sauer sein?
Als ich den melodischen Gong des Hotelfahrstuhls höre, der sich direkt neben unserem Zimmer befindet, bleibt mir fast das Herz stehen. Kommen sie schon? Mein Blick huscht zur Uhr. Nein, das können sie unmöglich sein, es sind doch noch dreißig Minuten Zeit.
Atemlos lausche ich auf die näher kommenden Schritte. Es ist nur eine einzelne Person zu hören. Kommt Nick allein zurück? Ist irgendwas schief gegangen? Gespannt lausche ich, bis ich die Person an der Tür vorbeilaufen höre und sich das Geräusch in die andere Richtung entfernt. Ich atme auf. Muss mich ablenken, gehe zum Schlafzimmer, öffne die Tür und betrachte das riesige Doppelbett mit der schneeweißen Bettdecke, das fast den gesamten Raum einnimmt.
Wenn alles so verläuft, wie es Nick und Erik ausgemacht haben, liege ich in wenigen Minuten mit zwei Männern dort unter der Bettdecke. Fühle vier tastende, warme Hände auf meinem Körper, spüre zwei Männer zugleich.
Ich gehe in das winzige Badezimmer und starre zweifelnd in den ausladenden Spiegel über dem Waschbecken. Blicke in meine weit geöffneten, braunen Augen und überprüfe den Sitz meiner mit einer silbernen Spange hochgesteckten Haare.
Mein Blick im Spiegel fällt auf die Wanne hinter mir. Ich beschließe kurzerhand, mich schnell noch einmal frisch zu machen.
Ich schlüpfe aus meinen Kleidern, lege sie sorgfältig zusammen und steige in die Wanne. Dann stelle ich die Brause an, schließe die Augen und lasse warmes Wasser über meine Brüste laufen, das von dort über meinen Bauch und zwischen meine Schenkel rinnt. Es spült meine Aufregung mit sich fort. Ich fühle mich besser, denke klarer. Es kann ja gar nichts passieren, denn ich habe mit Nick einen »Notfallplan« entwickelt.
Für den Fall, dass ich mir Sex mit Erik überhaupt nicht vorstellen kann, haben wir für mich eine Rückzugsmöglichkeit ausgeklügelt. Nur, falls ich es mit der Angst zu tun bekomme.
Wir haben uns auf zwei geheime Zeichen geeinigt: Wenn mir Erik gefällt und wenn ich denke, dass es mit ihm genauso schön sein wird, wie es in Nicks und meinen Phantasien immer ist, soll ich nach der Begrüßung einfach durch die rechte Tür ins Schlafzimmer gehen und dort bleiben. Wenn ich nach einigen Minuten nicht zurückkomme, weiß Nick Bescheid und er und Erik kommen nach. Ich habe mir vorgenommen, mich unterdessen auszuziehen, das Rollo halb herunterzulassen, unter die Bettdecke zu schlüpfen und dort auf die beiden zu warten. Bei dem Gedanken bekomme ich sofort ein flaues Gefühl im Magen, aber da macht sich auch ein wohliger Schauer meiner Lust breit.
Für den umgekehrten Fall, dass mir Erik überhaupt nicht zusagt und ich keinesfalls Sex mit ihm möchte, gehe ich einfach ins Bad und Nick wimmelt Erik irgendwie ab. Das klingt zwar sehr einfach, denn ich brauche dabei nichts weiter zu tun, als zu warten, bis Erik wieder fort ist - aber natürlich habe ich auch vor dieser Möglichkeit Angst. Angst, dass Nick unfassbar deprimiert sein wird und vielleicht sogar zornig auf mich. Dass er sauer sein wird über den verschwendeten Tag und die vergeudete Chance und darüber, dass wir danach vermutlich nie wieder diesen Schritt wagen werden. Dass der ersehnte Dreier damit für immer und ewig nur eine erregende Phantasie bleiben wird. Dass er mir böse ist, weil er Erik irgendwie hinauskomplimentieren muss und dass dieser entweder aufgebracht oder enttäuscht reagieren wird, auf jeden Fall aber völlig verständnislos. Ich wäre gekränkt und wütend auf mich selbst und würde mich nicht einmal streiten. Mit aller Macht verscheuche ich die unruhigen Gedanken und drehe die Dusche ab.
In dem Moment, als ich mir das Handtuch angeln will, klopft es an der Tür. Das müssen sie sein!
Mir läuft es eiskalt über den Rücken, ich erstarre vor Schreck.
So früh? Oder habe ich in der Wanne so dermaßen die Zeit vergessen? Mein Gott, ich bin noch nicht einmal wieder angezogen und der Schlüssel steckt von innen! Ich verfluche mich selbst. Was musste ich auch kurz davor noch unter die Dusche springen! Soll ich ihnen nur im Handtuch die Tür öffnen? Ich kann sie doch jetzt nicht minutenlang vor der Tür stehen lassen!
»Moment!«, schreie ich mit Panik in der Stimme, steige umständlich über den rutschigen Wannenrand, schlinge mir notdürftig das viel zu kleine Handtuch um den Körper und haste, nasse Flecken auf dem Boden hinterlassend, zur Tür.
Zitternd öffne ich sie einen Spaltbreit und spähe hinaus. Draußen steht ein pickeliges Jüngelchen, ein Roomboy in viel zu großer Livree. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mich an, obwohl er von mir nicht viel mehr sieht als mein halbes Gesicht und meinen noch immer tropfnassen Arm.
»Hier«, schnarrt er mit näselnder Stimme und streckt mir einen Umschlag entgegen. »Das soll ich für Sie abgeben.«
Ich nehme den Brief entgegen und schlage ihm die Tür vor der Nase zu. Noch auf dem Weg zurück ins Bad reiße ich das Kuvert auf und zupfe mit zitternden Fingern einen Zettel heraus, auf dem nur wenige Zeilen stehen. Eilig überfliege ich die Worte, noch während ich mich abtrockne und wieder anziehe:
»Liebe Tabea,
wenn du diesen Brief liest, werden wir gleich bei dir sein. Ich habe diese Zeilen für dich hinterlegt, um dir die Angst zu nehmen. Erik ist ein total lieber Kerl, du wirst ihn mögen. Ich kenne ihn schon lange, er ist ein alter Freund von mir, wir waren damals zusammen auf der Uni. Er ist Mathematiker, brütet den ganzen Tag über Algebra und irgendwelchen Algorithmen und hat sonst kaum Zeit für irgendwelche Frauengeschichten. Du kannst ihm vertrauen - er ist verantwortungsbewusst und höflich. Ein richtiger Gentlemen eben. Du brauchst keine Angst zu haben, es wird bestimmt ein unvergesslicher Tag für uns alle drei! Und lass mich noch eins gesagt haben: Egal wie du dich entscheidest, egal ob du ins Schlafzimmer gehst, um auf uns zu warten, oder ins Bad, weil du lieber doch nicht möchtest: Ich werde dich immer lieben!
Dein Nick«
Ich muss unwillkürlich lächeln und fühle ich mich gleich wieder besser. Ich liebe Nick. Er ist der beste Ehemann auf der ganzen Welt!
Gerade als ich mich wieder an den Tisch setze, den Brief noch immer versonnen lächelnd in der Hand haltend, holt mich der helle Gong des Fahrstuhls in die Realität zurück. Männerschritte nähern sich der Tür, ich höre undeutliche Stimmen. Es läuft mir kalt und heiß den Rücken herunter. Dann klopft es. Sie sind da! Mir rutscht das Herz in die Hose. Umständlich erhebe ich mich und stolpere zur Tür. Als ich die Klinke herunterdrücke, sehe ich in Nicks fröhliches und zugleich besorgtes Gesicht. Er schaut mich fragend an und ich schenke ihm ein etwas unsicheres Lächeln. Dann versuche ich einen Blick auf Erik zu erhaschen, der hinter ihm steht. Ich will endlich den Mann sehen, den ich mit zu uns ins Bett nehmen soll!
Nick tritt an mir vorbei in das winzige Zimmer und ich stehe plötzlich direkt vor Erik. Ich spüre, wie ich erbleiche; meine Eingeweide fühlen sich an, als trüge ich einen tonnenschweren Stein in mir. Schließlich schlucke ich meinen Kloß im Hals herunter, reiche ihm schwach meine Hand und zwinge mich dazu, ihm ins Gesicht zu blicken.
Erik reicht mir seine kräftige warme Hand, schaut mich freundlich an und fährt sich mit der anderen durch das strubbelige, hellblonde Haar, das ein wenig länger ist, als auf dem Foto. Seine blauen Augen strahlen genauso verführerisch wie auf dem Bild, das ich mir so oft angesehen habe. Ich starre ihn eine Sekunde länger an als notwendig und bin sofort vernarrt in seine kantigen Gesichtszüge, das energische Kinn und vor allem in seine blauen Augen. Als mein Blick seinen muskulösen Oberkörper streift, der sich unter seinem hautengen Shirt abzeichnet, spüre ich ein unbestimmtes Gefühl der Lust.
Nick setzt sich etwas linkisch an den Tisch und Erik bietet mir den letzten freien Stuhl an. Ich bin zu aufgewühlt, schüttele den Kopf, bleibe stehen und sehe hilfesuchend zu Nick.
Erik lässt sich schulterzuckend auf den Stuhl fallen und schlägt munter die Beine übereinander. Ich stehe mit zitternden Knien an der Wand und lehne mich mit auf dem Rücken verschränkten Armen an die kalte Tapete. Und da ist sie, die peinliche Stille, vor der ich mich insgeheim gefürchtet hatte.
Erik ist mir zwar auf Anhieb sympathisch und ich mag ihn aber mag er mich auch? Warum nur hat er nichts zu meinem Bild geschrieben?
Um die Stille zu durchbrechen, brauche ich ihm nur eine Frage zu stellen. »Und?«, frage ich ihn mit bebender und viel zu ho her Stimme. »Hast du mein Foto bekommen?«
Im selben Moment verfluche ich mich dafür und sehe verlegen auf meine Fußspitzen. Was für eine dumme Frage. Natürlich hat er mein Foto bekommen.
»Ja, ich kenne dein Foto«, antwortet Erik leise. Ich sehe gegen meinen Willen auf. Sein Blick beruhigt mich. Dann lächelt er, strahlt mich an wie ein Schuljunge und sagt: »Aber dass du in echt sogar noch schöner bist, hätte ich nicht gedacht.«
Mein Herz macht einen Hüpfer. Ich lache über das ganze Gesicht. Dann rutscht es aus mir heraus: »Echt? Wie soll es denn erst werden, wenn du mehr von mir siehst?« Noch während ich es sage, werde ich knallrot im Gesicht.
Erik beugt sich zu mir, ich bemerke seine Lust, spüre seinen Blick hungrig über meinen Körper streichen. Dann stützt er die Arme auf seine Oberschenkel und sagt leise: »Dann zeig es mir doch!« Mein Kopf schwirrt, einen Moment fühle ich mich wie betäubt, stehe da wie vom Donner gerührt. Dann stoße ich mich von der Wand ab, verharre kurz und haste dann kopflos ins Bad. Im Gehen sehe ich noch Nicks maßlos enttäuschtes, erschrockenes Gesicht. Denn Nick weiß genau, sobald ich ins Bad gehe, ist der Tag gelaufen.
Im Bad angekommen, schlage ich die Tür zu und lehne mich atemlos, den Kopf in den Nacken gelegt, von innen dagegen. Aus dem Raum nebenan höre ich hastiges Geflüster. In meinem Schritt pocht es lustvoll. Dann fasse ich meinen Entschluss, ziehe das Kleid über den Kopf, werfe es achtlos in die Ecke und steige eilig aus meinem Slip.
Nackt und zitternd stehe ich an der Tür, die Hand bereits auf die Klinke gelegt. Nach einer Sekunde des Nachdenkens fege ich mit einem Kopfschütteln alle Zweifel und Bedenken fort, atme noch einmal ganz tief durch und stoße die Tür weit auf.
Nick und Erik haben die Köpfe zusammengesteckt und reden leise und mit gereizten Stimmen aufeinander ein. Als sie die Tür hören, fahren sie erschrocken zusammen und drehen sich ruckartig zu mir um. Ich schreite schnell und anmutig auf sie zu. Die beiden starren mich mit offenen Mündern an. Wie eine Erscheinung. Erik betrachtet mit unverhohlener Neugier meine rasierte Scham, Nick wendet kein Auge von meinen im Takt meiner Schritte wippenden Brüsten. Auf einmal ist eine elektrisierende, knisternde Spannung im Raum. Als ich vor ihnen stehe, erheben sie sich von ihren Stühlen. Die beiden erscheinen mir jetzt sehr groß, sehr stark. Ich muss zu ihnen aufblicken.
Nick löst sich als erster aus seiner Starre. Er tritt auf mich zu und betrachtet mich liebevoll, gibt mir zögernd einen Kuss.
Ich schlinge meine Arme um ihn, suche Geborgenheit, wage einen kurzen Blick zu Erik. Er steht nur einen Schritt von mir entfernt und hält unschlüssig die Arme verschränkt.
Nick dagegen berauscht sich an meiner Nacktheit, küsst mich heftiger und schiebt mich ein wenig vor sich her bis an den kleinen Tisch.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und setze mich auf die kalte Tischplatte. Nick kommt seitlich um den Tisch herum und legt mir einen Arm um die Schulter. Als er mich behutsam auf den Rücken sinken lässt und sich zu mir herunter beugt, fühle ich, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Ich sehe noch, wie Erik, immer noch verunsichert, an den Tisch herantritt, die Augen fest auf meine Scham gerichtet. Instinktiv presse ich meine Beine zusammen und liege verkrampft auf der Tischplatte.
Als Nick zärtlich mein Ohrläppchen küsst, kann ich mich endlich fallen lassen. Dabei drücke ich ihn fest an mich. Er schaut kurz auf, sieht zu Erik. Ihre Blicke begegnen sich. Stummes Einverständnis. Erik tritt so dicht an mich heran, dass seine Hose meine nackten Knie streift. Ich umfasse Nicks Kopf und ziehe ihn zu mir herunter, küsse ihn wild auf den Mund und spüre gleichzeitig, wie Erik seine warmen Hände auf meine Schenkel legt und sie sanft streichelt.
Mir wird heiß. Ich lasse meine Zunge in Nicks Mund herumwirbeln, umklammere ihn wie eine Ertrinkende. Eriks Hände wandern immer höher. Er tastet sich sanft, aber unnachgiebig vorwärts. Als ich seinem Verlangen nachgebe und meine Schenkel nur ein ganz klein wenig für ihn spreize, spüre ich seine heiße Zunge in meinen Schritt.
Ich zucke unwillkürlich zusammen, atme schneller. Nick hält einen Moment inne, sieht mich an und lächelt. Seine Augen spiegeln unsere Liebe, unser Vertrauen, diese unbändige Lust wider. Ich lächele zurück und weiß, ich werde nichts bereuen müssen.
Ich spitze die Lippen, werfe den Kopf in den Nacken und warte auf Nicks Kuss. Warme Wellen durchfluten meinen Körper, als ich ihn umklammere. Eine Winzigkeit, bevor ich komme, hört Erik plötzlich auf. Nick küsst mich noch immer und bemerkt es nicht. Ich kralle meine Fingernägel derart in seinen Rücken, dass er zusammenzuckt und winde mich auf dem Tisch. Dann höre ich aus Eriks Richtung einen Reißverschluss. Nur einer Sekunde später dringt er tief in mich ein. Ich stöhne auf, lasse mich fallen. Sehe kurz auf Nick, der sich von mir löst, sich aufrichtet und unser Treiben mit unverhohlener Lust beobachtet. Als er keine Anstalten macht, mich wieder zu berühren, richte ich mich halb auf, ziehe mich mit meinem Oberkörper vorsichtig unter Eriks immer heftiger werdenden Stößen langsam an die Tischkante heran und nestle an Nicks Reißverschluss. Ich öffne ihn und hole mit spitzen Fingern sein steifes Glied heraus. Er lässt es geschehen. Mit gewinnendem Lächeln biete ich ihm meinen halbgeöffneten Mund an. Als er kurz zögert, lecke ich herausfordernd über meine Lippen. Er drängt in meinen Mund.
Nur Sekunden später zuckt es in meinem Schoß.
Manchmal ruft er an, wenn Lenas Kinder da sind, dann bringe ich sie in Mehmets Cafe, er passt auf.
Manchmal ruft er mich im Büro an. Dann gehe ich auf die Toilette, ziehe mich bis auf den Mantel aus, schlüpfe in die Strümpfe und lege dunklen Lippenstift und Parfum auf.
Manchmal habe ich Besuch, wenn er anruft. Dann sage ich, mir sei nicht gut, werfe alle raus und mache mich fertig.
Heute bin ich allein. Es klingelt und ich gehe hinaus, lasse mich von der abrupten Kälte munter stechen und steige in den Wagen.
Ich könnte die U-Bahn nehmen, den Bus, das Fahrrad, aber ich nehme immer das Taxi, es gehört dazu.
Der Weg zu ihm ist kein gewöhnlicher Weg. Auf der Fahrt, wenn ich allein um meine Nacktheit weiß, öffnet sich ein Schlund zwischen mir und dem Rest, ich falle in ein dunkles Meer, unterirdisch. Ich liebe mein Meer, weil es elementar ist. Seine Wellen bringen Fassaden zum Einsturz, packen mich, schütten mich aus und werfen mich zurück auf mich selbst. Es ist mein Erkenntnismeer jenseits der Vernunft.
Die Tür zu seinem Atelier ist immer angelehnt. Bevor er mich sieht, riecht er mich.
Ich sehe von draußen durch den Türspalt hindurch zu dem marmornen Zwei-Meter-Mann mit dem Riesen-Glied, der am Fenster lehnt und den er nicht verkauft.
Wenn ich die Tür öffne, schiebt der Schöpfer des Marmor-Mannes sich in mein Blickfeld, groß und schlank, in schwarzer Lederhose mit nacktem Oberkörper und unruhigen Armmuskeln. Braunes, wirres Haar und blaue Augen, einen Tick zu kalt.
Wenn ich in der Tür lehne, steht er vor einer Leinwand, einem Stein, einem Tisch. Ich lächle, obwohl er sich nicht zu mir umdreht.
»An die Wand«, sagt er stattdessen.
Ich positioniere mich wie gewünscht, mit dem Gesicht zur Wand, die Arme nach oben, die Beine gespreizt. Er fotografiert. Ich drehe mich um in derselben Position, ich öffne den Mantel und er fotografiert. Ich wende ihm wieder den Rücken zu, schiebe den Mantel über meinen Po, er fotografiert. Er braucht mein Bild und ich brauche seinen Blick auf meinem Bild. Ich male mir aus, wie wir aussehen, ich an der Wand, mich seinen Augen ausliefernd, er mich beobachtend.
Ich mag die Fotos, die er von mir macht, aber noch lieber hätte ich Fotos von uns, von einem Dritten, von uns zweien, von einem vierten, von uns dreien und so immer weiter. Das erste Bild bin ich und alle weiteren Bilder haben zum Thema ebenfalls mich. Mein Spiegelbild in seinen Pupillen.
Er setzt mir die Maske auf, jedes Mal eine andere. Mich verwirren die Masken. Die Isolationshaft darunter, er beraubt mich meiner Sinne. Seine Stimme ist alles, seine raren Berührungen, ich bin gierig danach, doch er gibt sie mir nicht.
Ich stolziere in High Heels, blind unter der Maske, und er fotografiert. Kurz die seltene Berührung seiner Hand.
Er schiebt Dildos in meine unteren Körperöffnungen, ich nehme sie dankbar auf, lieber wäre mir er.
Ich stolziere weiter, er fotografiert. Ich weiß kaum etwas über ihn, den ich weder sehe noch spüre.
Das Atelier, die Kunstwerke. Seine unpersönlichen Hände, seine harte, helle Stimme.
Er ist zirka zehn Jahre älter als ich, denke ich, Mitte dreißig. Es gibt eine offizielle Frau an seiner Seite, von der ich nichts weiß. Es gibt eine Wohnung, für die Frau und ihn. Er mag Kant und Schopenhauer und den Katholizismus, er lacht über Simone de Bouvoir.
Einmal, als ich kam, saß er auf dem Boden und war müde. »Heute geht‘s doch nicht«, sagte er.
Wir tranken auf dem Boden grünen Tee und sprachen über Klöster. Ich habe ihn in meinen Mund gelassen, aber er kam nicht. Ihn fasziniert das Ästhetische mehr als die Berührung. Das bekümmert mich. Er möchte mir nicht zu nahe kommen. Das ist alles.
Er fesselt mich an den Marmornen, dann an die Heizung. Er schnürt mich zu einem festen Paket, er spreizt mit Seilen meine Beine zum Spagat. Er hängt mich im Hohlkreuz an die Decke. »Schlangenfrau«, sagt er.
Er lässt mich mit geradem Rücken vornübergebeugt stehen und fotografiert von hinten mein Geschlecht. Seine Nähe macht mich nervös. Ich spüre seine Wärme auf meinen Po hinunter strahlen und hoffe, dass er die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen nicht bemerkt, aber er weiß ja eh, er riecht ja, er spürt ja, er braucht ja keine Augen oder Hände um zu erfahren.
Er richtet mich auf und streicht mit flatternden Federfingern meine Wirbelsäule entlang.
»Warum die Maske?«, frage ich. »Willst du nicht mein Gesicht sehen, wenn du mich streichelst?«
»Nein«, sagt er.
Er taucht seine Hände in rote Farbe und legt sie auf meine Brüste. Er malt mit einem Pinsel meine Brustwarzen schwarz. Die Pinselhaare elektrisieren mich, wenn er mich jetzt nähme, käme ich sofort. Ich liege auf dem langen Zeichentisch und ziehe meine Schamlippen auseinander, die er violett anmalt.
Der Pinsel statt seines Schwanzes, seiner Hände. Seine Lust ist abstrakt.
Ich bin trotzdem erregt. Ich darf endlich die Maske abnehmen.
Ich knie vor einem Eimer schwarzer Farbe, halte die Luft an und stecke den Kopf hinein. Als ich wieder auftauche, werfe ich in großer Geste mein Haar zurück. Er ist zufrieden hinter der Kamera.
Fotografien einer Frau mit schwarzem Kopf und roten Brüsten, schwarz gespitzt, mit violetter Scham, frech dargeboten.
»Wie geht‘s deiner Liebsten?«, frage ich, und er antwortet nicht. Ich wünschte, er würde mich schlagen. Abschließend nimmt er mich von hinten, vor dem großen Spiegel, damit wir es sehen. Seine Hand im schwarzen Lederhandschuh umfasst dabei meine Kehle.
Er macht es gut, es ist meine Belohnung.
Danach dusche ich, steige wieder in ein Taxi und bin für Tage entrückt.
Einmal erzählt mir Lena von einer Vernissage, die sie besucht hat, während ich ihre Kinder hütete, an diesem Abend wirklich. Eine kniende Marmorfrau wurde dort ausgestellt, den Kopf auf dem Boden. Und eine violette Betonvagina. Dann auch viele Fotografien einer gefesselten Frau, mal im Mantel, mal nackt, mal kniend, mal liegend, mal mit Farbe, mal mit Dildos verziert.
»Das war beunruhigend«, sagt Lena, »aber auch faszinierend.
Ich bekomme die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Und immer trägt die Frau diese unheimlichen Masken, sie könnte jede sein.«
Ich nicke verstört und überschlage die Beine.
Heute Abend wird er Besuch empfangen. Er wird kochen - dafür hat er bereits ein Huhn gekauft.
Der Mann steht auf, geht zum Kühlschrank und holt es heraus.
Schon gestern hatte er es aus seiner engen Verpackung befreit, auf einen großen Teller gelegt und stramm mit Frischhaltefolie überzogen.
Jetzt sieht er das Huhn an. Wie es so daliegt mit angewinkelten und auseinander gespreizten Beinen.
Die Brust ist ordentlich gewölbt und verspricht zartes, weißes Fleisch. Der dünne, faltige Hals endet im Nichts. Kleine Pocken überziehen die Haut, es ist gut gerupft.
Während der Mann sein Huhn betrachtet, werden Bilder wach.
Sie ziehen an seinem inneren Auge vorbei. Zeigen Nächte, in denen er sich in ein dunkles Loch gestoßen hatte. Er erinnert sich an die Feuchtigkeit, an die Wärme in der Öffnung.
Lange ist es her, dass solche Nächte sein Erleben füllten. Ob die heutige so enden würde?
Bei diesem Gedanken zuckt es gewaltig in seinen Lenden.
Der Mann geht zum Küchentisch zurück und trinkt einen Schluck Kaffee. Der ist jetzt nur noch lauwarm.
Wieder betrachtet er sein Huhn.
Auf dem Rücken liegend - denkt der Mann - gibt es kaum einen Unterschied zu einer Frau, die bereit ist ihn zu empfangen. Sein Blut fließt in seine Männlichkeit und lässt diese stolz aufrecht stehen.
Wie willig das Huhn bereit ist, ihm seine Not zu lindern!
Er fummelt hastig an dem Reißverschluss seiner Hose, um seinen fleischigen Schwanz herauszuzerren. Dieser ragt auffordernd in den Raum hinein.
Der Mann stolpert in schnellen Schritten auf das Huhn zu, reißt ein Loch in die Folie, die es gerade an der Stelle umspannt, die ihn so an jene dunklen Löcher erinnert, zerrt an seinem Schwanz, zieht ihn höher zu den auseinanderklaffenden Beinen des Huhns, hin zur Öffnung und hält dann abrupt schwer atmend für einen kurzen Moment inne, bevor er seinen Ständer hineinstößt.
Er schaut nach unten, sieht, wie er in dem Huhn steckt und doch nichts fühlt. Das Huhn hatte sich nicht bewegt. Noch immer liegt es dort auf dem Rücken. Aber nichts umschließt seine Härte mit sanfter Wärme.
Mit seinen Fingernägeln trennt er weiter die Frischhaltefolie auf, hebt dann mit seinen Händen das Huhn vom Teller hoch. Dieses rutscht sodann an seiner Rute herunter und dockt mit kalter Haut an seiner heißen an. Er zuckt zusammen und betrachtet das Tier, das ihm aufgespießt und ohne Kopf entgegenlacht.
Dann bricht es aus ihm heraus. Laut schreiend stellt er das Tier zur Rede.
Er spricht von frohlockenden Verführungen, die sich am Ende in Nichts auflösen. Von Träumen, die zerplatzen wie Seifenblasen. Und dann entfernt er das Huhn harsch von seinem Körper, wirft es auf die silberne Ablage der Küchenspüle, zieht mit seiner rechten Hand an einer Schublade und hält siegreich die Geflügelschere in der Hand. Er trennt, die Beine vom Rumpf und zerteilt die Brust. Er fertigt lauter kleine Hühnerteile an, die er für das Abendessen braucht, das er seinem Besuch servieren wird.
Er wird den Tisch feierlich decken, Kerzen anzünden, sanfte Musik auflegen. Bei diesem Gedanken zuckt es in seinen Lenden gewaltig.
Eine einzige Sache ist Elaine klar: Ihr Leben kann nur noch besser werden.
Puhbär21 emailt: »Unser Blind-Date ist doch keine so gute Idee.
Another day, another time. Sorry.« Ein Smiley. Scheiß Smiley.
Wieder eine Verabredung, die sich in alle vier Winde verflüchtigt.
Noch bevor sie sich begegnet sind. Vielleicht ist er verheiratet und seine Frau ist ihm auf die Schliche gekommen, oder warum entschuldigen sich diese Typen immer? Als ob‘s das besser machen würde. Und wenn er auch noch verheiratet ist - noch elendiger - das gönnt sie ihm erst recht nicht. Mieser Arsch.
Ihre Augen werden wässrig. Sie schluckt, beißt auf ihre Unterlippe.
»Du bist noch nicht am Ende«, beruhigt sie sich selbst »sieben Milliarden Menschen auf diesem Scheiß-Planeten, da wird sich doch was finden lassen!«
Elaine will diesen Abend nicht schon wieder allein verbringen.
Bald ist es ein ganzes Jahr. Das ist schon nicht mehr normal. Seit ihrer Trennung von Thomas ist ihr kein Mann mehr begegnet, der sich nicht als Riesenarschloch geoutet hätte.
Thomas. Warum fällt sie eigentlich immer auf Typen wie ihn rein?
Anne, ihre Nachbarin, meint, das läge an ihrem Job. »Du musst immer so stark sein, da draußen, da willst du zu Hause eben eine Schulter zum Anlehnen.« Hausfrauen-Philosophie. »Seriosität und klare Strukturen ... Mensch, Elaine, das kann dich doch gar nicht glücklich machen auf Dauer! Versuch mal ´nen Typwechsel!«
Ja klar. Und Kochen ist ganz einfach. Und in der Arktis wachsen Rosinen.
Aber vielleicht hat Anne wirklich Recht.
Thomas hat ihr immer das Gefühl gegeben, dass sie sich um nichts zu kümmern braucht. Er hat das alles schon für sie gemacht. Allerdings nicht nur für sie. Tolle Erfahrung. Scheißtyp. Und wieder allein.
Sie ist doch kein Stockfisch und ´ne graue Maus auch nicht!
Fünfunddreißig Jahre ist sie. Was ja wohl kein Alter ist. Siebzehn muss sie nun wirklich nicht mehr sein. Und schlank ist sie. Ihre rot-braunen, langen Haare kommen auch gut an. Nur offenbar nicht bei den richtigen Typen. »Management-Assistant for Product-Design«, murmelt Elaine vor sich hin und streicht über ihr Kleid. Auch seit einem Jahr.
Am Tag ihrer Beförderung kam sie freudestrahlend zu Thomas nach Haus. Mit´ner Flasche Champagner. Das sollte gefeiert werden. Sie hatte sich extra beeilt. Nun, das hatte er wohl auch. Jedenfalls hatte er seinen Korken bereits knallen lassen.
Wenigstens kann sie sich seitdem auch ´ne bessere Wohnung leisten. Immerhin. Ein Appartement. 150qm. Nur für sie allein. Frisch renoviert und endlich im Szeneviertel. Mittendrin. Dafür ist die Miete überraschend günstig. Bleibt mehr für den täglichen Luxus, hat sie sich gesagt. Den braucht sie. Oder besser, den will sie sich leisten. Einen tollen Mann zu haben ist Luxus. Keinen tollen Mann zu haben, lässt Platz für Luxus. Zumindest aber Platz zum Träumen. Wenn sie in ihrem großzügigem Wohn- Ess-Bereich sitzt. Über dessen gesamte Längsseite sich ihr Balkon zieht.
Gut, der Ausblick ist nicht so einladend.
Elaine sieht auf eine Wand aus Glasbausteinen. Hinter denen befindet sich das Treppenhaus des Nachbargebäudes. Das sieht man mit der Zeit nicht mehr, hat sie sich damals eingeredet.
Zwei Stockwerke höher und sie hätte einen phantastischen Blick gehabt. Im Haus gegenüber allerdings. Über den Dächern der Stadt. Wer auch immer in diesem Penthouse wohnt, kann ihres Neids sicher sein: Sonnenuntergang, Dachterrasse, Drink am Pool.
Manchmal malt sie sich aus, wie es dort oben wäre. Zusammen mit einem Mann. Nicht irgendeinem versteht sich. Blond müsste er sein und groß, mit muskulösem Oberkörper. Sie lächelt. Der nimmt sie in die Arme, zieht sie entschieden an sich. Sie fühlt seine Erregung. Paradiesisch.
Elaine geht ins Badezimmer. Erstmal abduschen und baden. Ein Blick in den Spiegel. Sie schreckt zurück. Ein paar Fältchen zeichnen sich auf der Stirn ab. Die Augen sind von grauen Schatten unterlegt. »Na, jünger macht dich der Job aber nicht«, hört sie Thomas Stimme in ihrem Kopf widerhallen. Jaja, aber es gab ein Leben vor Thomas und es wird eines nach ihm geben. Mitte dreißig. Na und! Kein Grund zur Torschlusspanik. Scheiß Frauenzeitschriften.
Mach‘s wie im Job, sagt sie sich, konzentriere dich auf das Wesentliche.