Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft - Andreas Arnold - E-Book

Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft E-Book

Andreas Arnold

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Beschreibung

Sie sind in der Waldwirtschaft tätig und beschäftigen sich mit dem Thema Artenschutz? Fledermäuse, Spechte, Eulen und Käfer – im Wald lebt eine bunte Vielfalt von Tierarten. Dieses Buch stellt Ihnen für den Waldnaturschutz wichtige Arten mit ihren Ansprüchen an den Lebensraum vor. Konkrete Beispiele und Projekte zeigen, wie man sie im Rahmen der Waldbewirtschaftung schützen und fördern kann. Auch wird gezeigt, wie sich zentrale Aspekte des Artenschutzes in eine Waldwirtschaft unter ökologischen Vorzeichen integrieren lassen. Die Autoren vermitteln Förstern und Waldarbeitern Artenkenntnis und Begeisterung für den praktischen Waldnaturschutz.

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Seitenzahl: 305

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Andreas Arnold, Hans-Joachim Bek, Markus Handschuh, Heiko Hinneberg, Andreas Kühnhöfer, Jochen Müller (Hrsg.), Peter Schüle, Winfried Seitz, Claus Wurst

Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft

216 Fotos 9 Zeichnungen 4 Tabellen

Inhalt

Einleitung

(J. Müller)

1Naturschutz im Wald

J. Müller

2Naturschutzrelevante Waldarten und Waldstrukturen

2.1Holzbewohnende Käferarten

C. Wurst

2.1.1Habitatstrukturen an Bäumen

2.1.2Schutz und Erhaltung der „richtigen“ Habitatbäume

2.1.3Ausgewählte Arten und Lebensraumansprüche

2.1.4Erhaltung, Schutz und Schaffung von Habitatstrukturen

2.2Waldfledermäuse

A. Arnold

2.2.1Warum Fledermausschutz im Wald?

2.2.2Fledermäuse – eine faszinierende Tiergruppe

2.2.3Was macht eine „Waldfledermaus“ aus?

2.2.4Quartiere der Waldfledermäuse

2.2.5Jagdgebiete und Jagdstrategien der Waldfledermäuse

2.2.6Waldfledermäuse finden: Suche nach Baumquartieren

2.2.7Waldfledermäuse finden: Suche nach anderen Quartiertypen im Wald

2.2.8Waldfledermäuse finden: Suche nach Jagdgebieten

2.2.9Weitere Maßnahmen zum Schutz von Fledermäusen in Wäldern

2.2.10Brauchen Waldfledermäuse überhaupt (noch) Schutz?

2.3Spechte

J. Müller

2.3.1Schwarzspecht

2.3.2Mittelspecht

2.3.3Grauspecht

2.4Eulen im Wald

A. Kühnhöfer

2.4.1Waldkauz

2.4.2Uhu

2.4.3Raufußkauz

2.4.4Sperlingskauz

2.4.5Waldohreule

2.5Schwarzstorch – Horstschutz

M. Handschuh unter Mitarbeit von G. Heine, G. Maluck und J. Müller

2.6Tagfalter und Widderchen

H. Hinneberg

2.6.1Wie lassen sich Tagfalter und Widderchen im Wald schützen?

2.6.2Lichte Waldstrukturen schaffen

2.6.3Erhalt und Förderung von Strauch- und Baumarten mit forstwirtschaftlich nachrangiger Bedeutung

2.7Amphibien im Wald

H.-J. Bek unter Mitarbeit von W. Seitz, F. Schrell, J. Müller, P. Pogoda und M. Hochstein

2.7.1Die Froschlurche: Frösche, Kröten und Unken

2.7.2Die Schwanzlurche: Salamander und Molche

2.7.3Ursachen für die Gefährdung und den Rückgang von Amphibien

2.7.4Maßnahmen zum Schutz von Amphibien

3Waldweide

W. Seitz

3.1Die Herrenberger Waldweide – ein Praxisbeispiel

3.2Die Beweidung

3.3Der Infosteg

3.4Artenvielfalt auf der Waldweide Herrenberg

4Öffentlichkeitsarbeit im praktischen Waldnaturschutz

P. Schüle

4.1Naturschutzkommunikation im Wald

4.2Beispiele von Naturschutzmaßnahmen begleitenden Informationsangeboten im Wald

5Service

Literaturverzeichnis

Bildquellen

Zu den Autoren

Info-Kästen

Raumnutzungsmuster des Mausohrs: In Wald und Dorf zu Hause!

Maßnahmen zur Sicherung und Förderung der Quartiersituation

Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums und der Jagdgebietsstrukturen von Waldfledermäusen

Maßnahmen zur Förderung des Nahrungsangebots

Telemetrie von Fledermäusen

Fledermausdetektoren

Fledermauskästen und Kastenreviere

Bauanleitung für Großkästen an Jagdkanzeln

Munitionsbunker als Winterquartier

Arten suchen sich ihre Schutzgebiete selbst aus

Kleinhöhlen

Interaktion zwischen Uhu, Wanderfalke und Kolkrabe

Mähen oder mulchen?

Der Blauschwarze Eisvogel

Einleitung

J. MÜLLER

Förster und Waldarbeiter gestalten die Wälder und beeinflussen damit die Biodiversität auf den von ihnen bewirtschafteten Flächen. Das Vorkommen seltener und geschützter Arten im eigenen Revier ist immer ein Grund zur Freude, aber auch eine Herausforderung, und schließt rechtliche Gesichtspunkte mit ein. Je besser man die Arten und ihre Lebensraumansprüche kennt, umso eher kann man sie erhalten und aktiv fördern. Viele für den europäischen Naturschutz wichtige Arten können gut im bewirtschafteten Wald leben. Der Mittelspecht brütet in Eichenwäldern und sein Vorkommen wird mit der Förderung dieser Baumart gesichert. Amphibien finden hier einen geeigneten Landlebensraum und vermehren sich in zufällig bei der Holzernte entstandenen Pfützen. Schmetterlinge sind auf Lichtungen und die blühenden Säume entlang der Waldwege angewiesen. Von einem kleinflächigen Nutzungsverzicht, beginnend bei Einzelbäumen, profitieren Käfer, Fledermäuse und Vögel. Die Arbeit der Landnutzer ist ein entscheidender Faktor für den Erhalt der Artenvielfalt, das gilt für den Wald ebenso wie in der Landwirtschaft. Schließlich wird die große Fläche immer bewirtschaftet werden und Schutzgebiete immer nur einen überschaubaren Anteil daran haben.

Mit ihrer umfassenden Flächenzuständigkeit haben Förster optimale Möglichkeiten, im Artenschutz aktiv zu werden. Sie tragen aber auch die Verantwortung für die vom eigenen Wirken abhängigen Waldbewohner. Es kann passieren, dass man beim Auszeichnen einer Buche in unübersichtlicher Naturverjüngung die Schwarzspechthöhle übersieht und sie erst auf dem Holzpolter bemerkt. Hinter der abgeplatzten Rinde einer trockenen Douglasie vermutet man kein Fledermausquartier. Bei jeder Wegunterhaltung und Durchfahrung einer Rückegasse können Amphibien betroffen sein. Das vollständige Entfernen der Sal-Weide bei der Jungbestandspflege lässt auch den Großen Schillerfalter verschwinden. Durch das Erkennen von ökologisch wichtigen Waldstrukturen kann man versuchen, Verluste zu minimieren und Habitate zu erhalten oder auch neu zu schaffen. Bietet der Wald genügend Lebensraum, fällt die unvermeidbare Beeinträchtigung einzelner Individuen nicht ins Gewicht.

Der Wirtschaftswald kann nicht überall den perfekten Naturschutz für alle Arten liefern. Die Anforderungen mancher der hier vorgestellten Arten an ihren Lebensraum werden mit den Anforderungen der Holzproduktion nicht unter einen Hut zu bringen sein. Einige, die früher im Naturwald in den Zerfallsphasen lebten, wie Eremit und Weißrückenspecht, sind schon fast vergessen. Auch das soll hier dargestellt werden. Damit kann man als Förster auch die Menschen, die sich für den Schutz „ihrer“ Arten einsetzen, und ihre Sicht auf den Wald besser verstehen. Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, Verständnis für die Bewirtschaftung zu vermitteln. Niemand bezweifelt ernsthaft den ökologischen Wert von unbewirtschafteten Waldflächen, aber es werden oft Zweifel geäußert, dass auch der Wirtschaftswald ein hochwertiger Lebensraum sein kann.

Dieses Buch ist aus einer Reihe von forstlichen Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Waldökologie in Baden-Württemberg entstanden. Die meisten Autoren sind seit einigen Jahren Referenten bei Schulungen von Förstern und Waldarbeitern zum Thema Artenschutz. Weil die Veranstaltungen immer auf großes Interesse gestoßen sind, haben wir uns für eine Veröffentlichung der Lehrgangsinhalte entschieden. Hier sollen Anregungen gegeben werden anhand von Beispielen, wie sie in vielen Forstrevieren bereits zu finden sind. Unser Dank gilt dem Forstlichen Bildungszentrum in Karlsruhe, das diese Veranstaltungen möglich gemacht und unterstützt hat, sowie den vielen teilnehmenden Förstern und Waldarbeitern für ihr Interesse und ihre Motivation im Artenschutz. Für ihre Mitarbeit an diesem Buch in Form von Korrekturlesen, Anregungen, Weitergabe von fachlichen Informationen und beim Fotografieren möchten wir uns außerdem ganz herzlich bei Dr. Thomas Bamann, Dr. Burkhard Beinlich, Philipp Böning, Jörg Döring, Prof. Dr. Thomas Gottschalk, Gabriel Hermann, Dr. Birgit Hiller, Kathrin Klein, Reinhold Kratzer, Erwin Lang, Klaus Lechner, Ralf Liebelt, Matthias Link, Sebastian Rall, Hans-Joachim Scheckeler, Luca Schmid, Markus Schmid und Simone Stollenmaier bedanken. Dem Verlag Eugen Ulmer danken wir für die Realisierung unseres Buchprojektes und hier vor allem Frau Birgit Schüller für die gute und angenehme Zusammenarbeit.

1Naturschutz im Wald

J. MÜLLER

Artenvielfalt

Unzählige Tier- und Pflanzenarten besiedeln die verschiedensten ökologischen Nischen im Wald. Jeder forstliche Eingriff wird manchen Arten schaden und gleichzeitig andere begünstigen. Die Kahlschlagwirtschaft des vergangenen Jahrhunderts war für die Altholzbewohner des betroffenen Waldes eine Katastrophe. Über die bunten Schlagfluren flogen aber schon im nächsten Sommer zahlreiche Schmetterlinge und von den neu entstandenen Waldrändern startete der Baumpieper seinen Singflug. Man kann weder alle Arten kennen noch kann man sie gleichberechtigt schützen. In vielen Fällen gibt es eine positive Kehrseite des zunächst als negativ empfundenen Bildes und die objektive Beurteilung einer Maßnahme ist oft schwierig.

In den folgenden Kapiteln werden typische Waldarten mit ihren Lebensraumansprüchen vorgestellt und Möglichkeiten für ihren Schutz im Rahmen der Bewirtschaftung aufgezeigt. Wichtige Waldstrukturen können damit besser erkannt werden und die Auswirkungen forstlicher Maßnahmen lassen sich besser abschätzen. Es kann aber nie Musterlösungen für alle Situationen geben, da jeder Baumbestand und Standort einzigartig ist und man sich am Ende immer nach den örtlichen Gegebenheiten entscheiden muss. Dazu kommen die großen Unsicherheiten über die Auswirkungen des Klimawandels, die kaum noch Prognosen über den Erfolg von Naturschutzkonzepten zulassen.

Kulturlandschaft

Der Wald ist heute Kulturlandschaft, auch wenn er oft nicht als solche wahrgenommen wird. Auch die Waldtiere leben nicht mehr nur in ihren ursprünglichen Habitaten. Ein Beispiel ist der Mittelspecht. Sein heute stark auf die Eiche konzentriertes Vorkommen begründet sich nicht nur damit, dass er hier einen geeigneten Lebensraum vorfindet. Es liegt auch an dem Fehlen sehr alter und totholzreicher Buchenwälder, in denen er ebenso brüten würde. Die Habitatansprüche des Mittelspechtes an die Buche können aber im Wirtschaftswald kaum erfüllt werden, weil morsche Stämme keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr bringen. Aus der Sicht des Artenschutzes ist die forstliche Förderung der Eiche „gegen die Natur“ oft sinnvoller als die Entwicklung hin zu „naturnah“ bewirtschafteten Buchenwäldern. In den Kapiteln zu den verschiedenen Artengruppen ist das immer wieder zu finden.

Lichte Eichenwälder mit ihrer Artenvielfalt sind ein gutes Beispiel dafür, dass es auch im Wald schützenswerte Kulturlandschaft gibt. In der offenen Landschaft ist es selbstverständlich, Wacholderheiden oder Feuchtwiesen aus Artenschutzgründen gegen die Verbuschung mit Gehölzen zu pflegen. Wird im Wald dagegen ausschließlich „Prozessschutz“ als Naturschutzziel gesehen, kann das ebenso zum Verschwinden seltener und geschützter Arten führen, wie wenn in der offenen Landschaft die Biotoppflege eingestellt wird.

Trotzdem ist die Frage nach dem natürlichen, vom Menschen unbeeinflussten Bild der Landschaft interessant. Sind die heute vorkommenden Tierarten schon „immer“ da gewesen? Oder kamen sie erst im Gefolge des Menschen und zogen in die von ihm gestaltete Kulturlandschaft ein? In der Bestandsentwicklung vieler Arten wird der menschliche Einfluss auf die Landschaft im Laufe der Jahrhunderte nachgezeichnet. Manche wie das Auerhuhn profitierten von der Waldzerstörung. Im Zuge der völligen Übernutzung und des damit verbundenen Nährstoffentzuges aus den Wäldern in vergangenen Jahrhunderten fand es in den deutschen Mittelgebirgen optimale Bedingungen vor und war weit verbreitet (Gedeon et al. 2014). Aus der heutigen Waldlandschaft mit hohen Holzvorräten, dichter Naturverjüngung und zahlreichen Prädatoren ist es bis auf wenige Reliktvorkommen wieder verschwunden und hat sich in karge Hochlagen zurückgezogen.

Andere Arten haben Veränderungen überstanden und neue Lebensräume gefunden. Die Gelbbauchunken, die früher in Hochwassertümpeln der natürlichen Flussauen und vielleicht den wassergefüllten Fußspuren der Waldelefanten laichten, leben heute in Pfützen auf der Rückegasse. Mauersegler haben es von Baumhöhlen in alten Wäldern bis unter die Dächer der Großstädte geschafft. Sie waren flexibel genug, sich anzupassen. In ihren neuen Lebensräumen sind sie jedoch vielfach auf die Duldung durch den Menschen angewiesen. Während der Schutz der Fledermäuse am Haus ebenso erwünscht ist wie der Erhalt des Storchennestes auf dem Dach, fällt es schwer, den gleichen Maßstab beim Anblick einer tiefen Fahrspur im Wald als Amphibienlebensraum anzulegen. Die Habitate der Tiere entsprechen oft nicht dem ästhetischen Urteil des Menschen, der lediglich seine Sicht des für ihn schönen oder „natürlichen“ Waldes vertritt. Für den Schutz der Arten sollte es aber keine Rolle spielen, welche Nische sie in der Kulturlandschaft gefunden haben und ob sie uns gefällt oder nicht. Will man die Arten erhalten, gibt es ohnehin keine Alternative.

Waldgeschichte

Die Geschichte der mitteleuropäischen Landschaft und der sie bewohnenden Arten wurde zunächst nur durch das Klima und dann immer stärker auch durch den Menschen gesteuert. Der Blick in die Vergangenheit ist eine wichtige Grundlage für den Waldnaturschutz und deshalb soll im Folgenden auf einige für den Artenschutz relevante Punkte in der Waldgeschichte hingewiesen werden. Manche der heute durch die forstliche Nutzung geschaffenen Lebensräume wie Freiflächen und lichte Wälder sind früher auch auf natürliche Weise entstanden. Baumarten wie die Eiche oder verschiedene Nadelbäume besaßen ehemals große natürliche Vorkommen in Gebieten, in denen sie heute durch den Menschen kultiviert werden. Naturschutzprojekte wie die Waldweide können ein ursprüngliches Bild der Landschaft mitsamt ihrer Artenvielfalt wiederaufleben lassen.

In Mitteleuropa gibt es nicht den einen, vom Menschen unbeeinflussten „Urzustand“ der Landschaft, sondern nur eine über die Jahrtausende laufende Entwicklung mit dem Auftauchen und Verschwinden von völlig unterschiedlichen Landschaftsbildern. Im Eiszeitalter während der letzten zwei Millionen Jahre wechselten sich Warm- und Kaltzeiten mehrfach ab. Damit verschoben sich auch die Vegetationszonen immer wieder. Je nach Temperatur breiteten sich in den Warmzeiten verschiedene Baumarten aus. Bei einem geringen Anstieg der Temperatur konnten dies Fichten sein, bei einer stärkeren Erwärmung dagegen Laubwälder. Mit dem nächsten Eisvorstoß verschwanden sie wieder (Küster 1998). Betrachtet man das gesamte Eiszeitalter, war Mitteleuropa durch die langen Kälteperioden in erster Linie Offenland und nur in den kürzeren, warmen Zeitabschnitten auch ein Waldland (Walentowski & Zehm 2010). Durch die wiederholte Vereisung und die Barriere der Alpen starben viele Baumarten aus und es blieben nur relativ artenarme Waldgesellschaften übrig.

In den Kaltzeiten lebten Mammut, Wollnashorn, Moschusochse und Rentier in baumlosen Steppen. Wurde es wärmer, verschwanden sie wieder und blieben nur in ihren Kerngebieten im Nordosten erhalten. Mit der Erwärmung konnten die Bäume wieder Fuß fassen und die Tiere der Warmzeiten aus ihren im Süden gelegenen Refugien zurückkehren. Jetzt lebten Waldelefanten, Waldnashörner, Flusspferde und Wasserbüffel in Mitteleuropa (Bunzel-Drüke et al. 1999, Koenigswald 2000). Die für die heutigen mitteleuropäischen Waldgebiete charakteristische Buche war in früheren Warmzeiten lokal vorhanden, aber unbedeutend (Küster 1998). Durch die Klimaschwankungen gab es einen wiederholten grundlegenden Wandel des Landschaftsbildes von der Kältesteppe bis zum Wald mit allen Zwischenstadien und einem mehrfachen Austausch der Tier- und Pflanzenwelt. In den Warmzeiten ähnelte sie der heutigen Artenausstattung in den Subtropen und Tropen, in den Kaltzeiten der Tierwelt Nordeuropas.

Der moderne Mensch erscheint während der letzten Kaltzeit. Wärmeliebende Großsäuger wie der Waldelefant kamen damals noch in ihren südlichen Refugialgebieten im Mittelmeerraum vor, starben dann aber noch vor der nächsten Erderwärmung aus. Für sie gab es somit keine Rückkehr nach Mitteleuropa in die heutige Warmzeit mehr. Kälteliebende Großtiere wie das Mammut verschwinden gegen Ende der letzten Kaltzeit (Poschlod 2015). Ob das Aussterben der großen Säugetiere durch den Menschen oder die Klimaveränderung verursacht wurde, ist umstritten. Es findet aber zeitgleich mit dem Erscheinen des modernen Menschen statt, während die Großtiere frühere Klimaschwankungen überlebt hatten (Bunzel-Drüke et al. 1999, Koenigswald 2000).

Mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 12 000 Jahren beginnt erneut die Einwanderung der Bäume. Zunächst besiedeln vor allem Kiefern, aber auch Birken, Weiden, Pappeln und Lärchen das vom Eis befreite Land. Später sind Eichen, Ulmen, Eschen und Linden die Hauptbaumarten. Vor allem die Eichen und auch das häufige Vorkommen der Haselnuss zeigen, dass die Wälder licht gewesen sein dürften. Wisente, Auerochsen, Elche und Rothirsche streifen durch die Wälder. In den Feuchtgebieten wachsen Erlenbruchwälder (Küster 1998). Manche der heutigen menschengemachten Wälder und „Forsten“, ob Eichen-, Kiefern- oder Fichtenwälder, haben in der fernen Vergangenheit ihre natürlichen Ebenbilder. Damals wie heute eignen sie sich als Lebensraum für Waldtiere, auch wenn sie heute menschlichen Ursprungs sind.

In diesen Wäldern begann etwa 5 000 v. Chr. mit dem Beginn des Ackerbaus die menschliche Rodungstätigkeit (Poschlod 2015). Vorher hatte der Mensch die Waldentwicklung vielleicht schon durch die Jagd auf die Großtiere beeinflusst. Spätestens mit den Rodungsinseln in den Eichenmischwäldern wurde die natürliche Waldentwicklung nach der Eiszeit beendet und es entstehen erste Kulturlandschaften. Jetzt erst beginnt die Ausbreitung der Buche. Sie war vorher in den nacheiszeitlichen Wäldern kaum vorhanden (Küster 1998). Dunkle Buchenwälder bilden zwar heute die „potentiell natürliche Vegetation“, stellen in der Waldgeschichte Mitteleuropas aber nur eine sehr junge und kurze Episode dar (Walentowski & Zehm 2010). Auch die Waldarten unter den einheimischen Vögeln sind in der Regel nicht auf dichte, geschlossene Wälder angewiesen. Alle Spechte können zum Beispiel in fragmentierten und lichten Wäldern leben und bevorzugen sie teilweise sogar. Meisen und Kleiber brüten in Obstwiesen und Gärten ebenso wie im Wald. Genauer betrachtet benötigen eigentlich nur Waldlaubsänger und Zwergschnäpper wirklich geschlossene Wälder als Lebensraum.

Mit dem Entstehen menschlicher Siedlungen in der Jungsteinzeit beginnt eine wechselhafte Geschichte des Waldes, die von der Bevölkerungsentwicklung geprägt wird. In den zumeist klimatisch günstigen Phasen des Bevölkerungswachstums wird der Wald zurückgedrängt. Schwindet die Bevölkerung, fallen die Ackerflächen wieder brach und werden vom Wald zurückerobert (Poschlod 2015). Die nach der Eiszeit zurückgekehrten großen Pflanzenfresser werden ebenso wie die Prädatoren Bär, Wolf und Luchs großflächig ausgerottet. Der immer weiter steigende Holzbedarf der wachsenden Bevölkerung, Beweidung und Streunutzung führten zur großflächigen Entwaldung mit Höhepunkt im 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit lebten aber auch viele der heute auf den Roten Listen zu findenden Arten lichter und magerer Standorte im Optimum (Gatter 2000).

Der wichtigste natürliche Lebensraum für die Arten lichter Wälder war neben den Randzonen von baumfreien Standorten wie Mooren und Hochgebirgen vermutlich die Auenlandschaft der Flüsse. Nach jedem Hochwasser konnte auf blankem Kies oder Rohboden eine neue Waldentwicklung beginnen. Wo man in Europa noch natürliche Auen findet, kann man erahnen, was durch die Flussregulierungen an Lebensräumen und Artenvielfalt verloren gegangen ist.

Lichte Wälder werden auch durch pflanzenfressende Tiere gestaltet. Selbst die beiden heute noch vorhandenen Arten Reh und Rothirsch üben durch den Verbiss der Gehölze einen entscheidenden Einfluss auf die Waldentwicklung aus. Sie können die Entstehung von artenreichen Mischwäldern verhindern und damit einen massiven wirtschaftlichen Schaden verursachen. Ohne die Ausrottung der nacheiszeitlichen Säugetiervielfalt mit Wisenten, Elchen und Auerochsen würde die Waldlandschaft heute vermutlich deutlich anders aussehen. Neben den Säugetieren können auch die zu Massenvermehrungen neigenden Insekten wie Borkenkäfer, Maikäfer und verschiedene Schmetterlingsarten Freiflächen schaffen. Vor allem wenn der Wald durch Naturereignisse wie Sturm, Trockenheit, Feuer oder Schneebruch angerissen und aufgelichtet wird, bieten sich für zahlreiche Tierarten günstige Bedingungen. Sie nutzen sie zur Vermehrung und tragen damit zum Erhalt und zur Vergrößerung der offenen Flächen bei (Gatter 2000). Dies ist auch heute noch regelmäßig nach Sturmschäden oder Trockenjahren in Wirtschaftswäldern zu sehen, wenn Borkenkäfer die Bestandsränder befallen und Rehe von der Vegetation auf den Freiflächen angelockt werden. Eine ganze Artengemeinschaft von der Blauflügeligen Ödlandschrecke bis zum Baumpieper ist an solche „Katastrophen“ angepasst und besiedelt spontan solche Flächen. Die Entstehung von Freiflächen durch die Fraßtätigkeit der Tiere ist zweifellos ein natürlicher Prozess. Das spricht nicht gegen den naturnahen Waldbau mit intensiver Schalenwildjagd, die für eine artenreiche Naturverjüngung unverzichtbar ist. Die Jagd ist der entscheidende Faktor bei der Begründung stabiler und auch ökonomisch wertvoller Mischwälder. Es spricht aber für die Vielfalt im Wald, bei der besonnte Kahlflächen und gepflegte Wildwiesen genauso wichtig sind. Lichte Waldstrukturen können auch durch die Bewirtschaftung geschaffen werden.

Mit Beginn der geregelten Forstwirtschaft vor ca. 250 Jahren wurden neue Wälder vor allem mit Fichten und Kiefern begründet, die im Laufe der Zeit dichter und vorratsreicher geworden sind. Fossile Energieträger begannen im 19. Jahrhundert den Wald vom Nutzungsdruck zu entlasten. Waldweide und Streunutzung wurden aufgegeben und mit dem Heizöl endete die intensive Nutzung des Totholzes als Brennmaterial. Nicht nur der Wald, auch der Waldboden konnte sich seither von der starken Austragsnutzung erholen (Gatter 2000, Küster 1998). Die letzten drei Jahrzehnte sind durch einen Anstieg der Laubwaldfläche, älter werdende Bestände und steigende Totholzmengen gekennzeichnet (BMEL 2018). Naturnaher Waldbau mit Naturverjüngung aus Schattbaumarten löste die Kahlschlagwirtschaft vielerorts endgültig ab. Parallelen zu den Veränderungen im Wald lassen sich in den Bestandsentwicklungen der Waldvögel erkennen. Altholzbewohner und Höhlenbrüter wie Schwarzspecht, Mittelspecht und Hohltaube haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen, während Lichtwaldarten wie Wendehals und Baumpieper seltener geworden sind (Gatter 2000, Gedeon et al. 2014). Sturmereignisse schufen allerdings auch immer wieder Freiflächen im Wald. Klimawandel, Borkenkäfer und Einschleppung von Schadorganismen durch den globalen Handel und Reiseverkehr führen aktuell zum großflächigen Absterben von Waldbeständen. Aufgrund des enormen Ausmaßes dieser Veränderungen dürften sie sich in der zukünftigen Entwicklung der Waldvogelbestände widerspiegeln.

Der Blick auf die Geschichte Mitteleuropas zeigt, dass die Lebensräume und Arten einem ständigen Wandel unterworfen waren und es weiterhin sind. Dadurch ist die Beurteilung, welche Arten heute schützenswert sind, immer auch ein Stück weit subjektiv.

Die Informationen zur Waldgeschichte wurden vor allem den Büchern „Geschichte des Waldes“ von H. J. Küster (1998) und „Vogelzug und Vogelbestände in Mitteleuropa“ von W. Gatter (2000) entnommen, die zur weitergehenden Beschäftigung mit dem Thema empfohlen werden und in der Literaturliste zu finden sind.

Vielfalt von Waldlebensräumen

Offenland und lichte Wälder zählen zweifellos zu den natürlichen Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie waren immer vorhanden – ob bei der Wiederbewaldung der Kältesteppen der Eiszeiten, in natürlichen Flusslandschaften, als lückige Vegetationsformen auf extremen Standorten, als Folge des Wirkens der großen und kleinen Pflanzenfresser oder des Menschen. Es hat immer lichte Wälder gegeben und somit ist auch das Vorkommen von Lichtwaldarten wie Ziegenmelker, Wendehals oder Heldbock natürlichen Ursprungs.

Auch Nadelwälder gab es immer in unterschiedlicher Flächenausdehnung und ihre Lebensgemeinschaften mit Tannenmeise und Fichtenkreuzschnabel sind mehr als nur eine Begleiterscheinung heute standortsfremder Vegetation. In Deutschlands Fichten-, Kiefern- und Tannenwäldern brüten ca. 30 % des Weltbestandes des Sommergoldhähnchens. Damit haben wir neben dem Rotmilan mit 50 % des Weltbestandes, der bezeichnenderweise eine Offenlandart ist, und Laubwaldbewohnern wie dem Mittelspecht auch große Verantwortung für eine Art der Nadelwälder (Gedeon et al. 2014). Wie die anderen genannten Arten ist aber auch das Sommergoldhähnchen nicht auf Nadelholzreinbestände angewiesen, sondern brütet ebenso in Mischwäldern mit hohem Laubwaldanteil.

Schattige Buchenwälder wären in der heutigen Warmzeit auch ohne menschlichen Einfluss wohl die vorherrschende Vegetationsform und hier liegt Deutschland im Zentrum des weltweiten Vorkommens. Es gibt aber fast keine wirklich alten Buchenwälder jenseits des forstlichen Nutzungszeitraumes mehr. Weil sich in den Buchenwäldern erst ab einem Alter von 120 bis 140 Jahren verstärkt Höhlenbäume, Totholzstrukturen und vielfältige Lebensgemeinschaften auszubilden beginnen, erscheinen jüngere Wirtschaftswälder oft artenarm (Flade et al. 2007). Die Erhaltung und Entwicklung alter Buchenwälder ist somit ein wichtiges Naturschutzziel im Wald, aber nicht das einzige. So wie es nicht nur eine natürliche Waldgesellschaft gibt, gibt es auch nicht nur einen „richtigen“ Waldnaturschutz. Es handelt sich um verschiedene Lebensräume mit charakteristischen Artengemeinschaften, die alle für sich erhaltenswert sind.

Die in den folgenden Kapiteln aufgeführten Arten und Waldstrukturen spiegeln vor allem den Kenntnisstand der Autoren wider und können nur einen Ausschnitt vom vielfältigen Leben im Wald zeigen. Alle Autoren wohnen in Baden-Württemberg, wodurch in erster Linie die dortigen Verhältnisse geschildert werden. Es wurde aber darauf geachtet, dass die vorgestellten Arten weit verbreitet sind und es sich nicht um lokale Besonderheiten handelt. Somit lassen sich auch die Schutzmaßnahmen auf andere Bundesländer übertragen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den nach europäischem Recht geschützten Arten, insbesondere auf jenen, die in Mitteleuropa ihren Verbreitungsschwerpunkt haben.

2Naturschutzrelevante Waldarten und Waldstrukturen

2.1Holzbewohnende Käferarten

C. WURST

In Mitteleuropa leben etwa 6 000 Käferarten, von denen knapp 1 400 zu den sogenannten Totholzbewohnern gerechnet werden. Es kann nicht oft genug betont werden, dass dieser Begriff irreführend ist, da er nahelegt, dass nur völlig abgestorbene Hölzer oder Strukturen besiedelt werden oder von Belang sind. Vielmehr sind es gerade die noch lebenden Bäume, die bereits Absterbeerscheinungen oder Vitalitätseinbußen zeigen, in denen die meisten spezialisierten Arten zu finden sind.

2.1.1Habitatstrukturen an Bäumen

Das Tätigkeitsfeld des Waldbewirtschafters ist eng mit Habitatstrukturen an Bäumen verbunden, wenngleich dies aus einem anderen als dem hier dargestellten Beweggrund geschieht. Ganz ketzerisch gesprochen, ist all das eine potenzielle Habitatstruktur, was in der naturnahen Waldwirtschaft vom „schlechten Ende“ her zuerst geerntet wird. Ganz so einfach verhält es sich allerdings nicht, und somit sollen die folgenden Zeilen etwas vertiefend auf das Themenfeld eingehen.

Das Bewusstsein der Bedeutung von alten Bäumen als Lebensstätten einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren nimmt inzwischen erfreulicherweise zu, nicht zuletzt durch die Umsetzung des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und durch die Thematisierung einzelner Arten oder Artengruppen der FFH-Richtlinie. Kaum eindrucksvoller lässt sich vor diesem Hintergrund die Rolle einer Baumart demonstrieren als durch die Tatsache, dass an Stiel- und Traubeneiche allein über 700 holzbewohnende Käferarten an allen Stadien der Zersetzung des Holzes zu finden sind (Ammer 1991, Schawaller et al. 2005), von anderen Tiergruppen, Pilzen, Moosen und Flechten ganz zu schweigen. Wie viele Arthropoden gar auf einem einzigen Baum (punktuell an einem Junimorgen 2008) zu finden sind, darüber gibt eine Baumkronenbenebelung Aufschluss, die an der ältesten Tanne des Bayrischen Waldes, einem 600-jährigen Urwaldriesen im berühmten Watzlik-Hain mit 2,02 m Brusthöhendurchmesser, durchgeführt wurde: 263 Arten in 2 159 Exemplaren waren das Ergebnis, davon allein 52 Käferarten in 537 Exemplaren (Müller et al. 2009). Sie alle sind an eine unüberschaubare Vielzahl von Habitatstrukturen gebunden, die vom sogenannten „Frischtotholz“ (das können z. B. die Randzonen eines überwallenden Blitzschadens sein) bis hin zum humos zersetzten Stubben in einer ungeheuren Anzahl an Nischen und Teilnischen reichen, die teilweise von hoch spezialisierten Bewohnern unter den Käfern und anderen Insekten besiedelt werden. Extrem spezialisierte Ansprüche und Einnischungen, wie der denkbare Lebensraum „mit einem speziellen Schimmelpilz bewachsener Fruchtkörper des Holzpilzes Stereum hirsutum in südwestlicher Exposition in 12 m Höhe an einem seit 3 Jahren abgestorbenen, teilberindeten Ast einer großkronigen Eiche, die am besonnten Flussufer steht“, sind dabei nicht so weit hergeholt. Nimmt man jede denkbare Baumart und jeden denkbaren Zersetzungsgrad und kombiniert man diese mit Exposition und etwaigen Holzpilzen, so erhält man eine theoretische Anzahl von mehreren Millionen Teilnischen (Wurst 2011a).

Dass die Käfer unter den tierischen Bewohnern aller Absterbestadien von Bäumen so stark gewichtet werden, ist nicht nur ihrer schieren Anzahl zu verdanken. Vielmehr ist es diese Tiergruppe, die zum einen die engste Habitatbindung an die dargestellten Strukturen aufweist, und zum anderen sind gerade die bedrohten und durch verschiedene nationale und europarechtliche Schutzkategorien erfassten Arten wie Heldbock (Cerambyx cerdo), Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) oder Körnerbock (Aegosoma scabricorne) ausgesprochen ortsfest und halten an einem einmal besiedelten Brutbaum so lange fest, wie dieser noch besiedlungsgeeignetes Substrat bereithält. Ein maximaler Aktionsradius von nur 300 m um einen Brutbaum ist daher keine Seltenheit, für den Juchtenkäfer wurde sogar ermittelt, dass über 85 % einer Population ihren Brutbaum noch nicht einmal verlassen (Ranius 2000): Paarung, Eiablage und Larvalentwicklung finden über lange Jahrzehnte in ein und demselben Baum statt, Martin (1993) berichtet von einer Eiche in Bognaes auf Seeland, die seit 1939 ununterbrochen vom Juchtenkäfer besiedelt ist.

Im direkten Vergleich hierzu dürfen viele Fledermäuse und Vögel als mobile Substratopportunisten gelten, ganz im Gegensatz zu ihrer Thematisierung in vielen Diskussionen, sei es im Zusammenhang mit der Vorhabensplanung oder bei der Berücksichtigung der Schnittzeiten an Bäumen. Schnitte müssen daher oftmals zu einem Zeitpunkt erfolgen, der sich nachteilig auf die zukünftige Vitalität eines Baumveteranen auswirkt, indem sie vor der Belaubung und damit vor der optimalen Reaktion eines Baumes auf Verwundungen durchgeführt werden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass andere Artengruppen als die holzbewohnenden Käfer keine Rolle spielen sollen, aber umgekehrt sind es jene, die am wenigsten flexibel auf Veränderungen ihres spezifischen Substratmilieus reagieren können.

Wie empfindlich holzbewohnende Käferarten bereits auf den Verlust angestammter Habitatstrukturen und Substrate reagiert haben, zeigt ihre Thematisierung als Zeiger von Naturnähe. So sind die sogenannten Urwaldreliktarten (Müller et al. 2005, Eckelt et al. 2017), Arten mit einer Bindung an Strukturen, wie sie nur in einem Urwald häufiger vorkommen (Reichtum an Alters- und Zerfallsstadien, große Mengen stark dimensioniertes und besonntes Totholz, seltene und langsam entstehende Strukturen wie Mulmhöhlen), heute auf wenige verbliebene Reliktstandorte beschränkt. Zu diesen Arten zählen gerade auch die europarechtlichen „Flaggschiffe“ wie Juchtenkäfer oder Eremit (Osmoderma eremita), Heldbock (Cerambyx cerdo) und Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus), aber auch weitaus unbekanntere Arten ohne Schutzstatus wie der Rothalsige Blütenwalzenkäfer (Dermestoides sanguinicollis) und eine ganze Anzahl weiterer Arten.

Das Bezeichnende an diesen Reliktstandorten ist, dass sie zu einem ganz überwiegenden Teil heute in Schlossparks und -gärten, in Alleen und in Naturdenkmalen zu finden sind, also genau jenen Bereichen, in denen noch nie eine regelrechte Waldbewirtschaftung stattfand. Der Zusammenhang ist einfach herzustellen: Überall dort, wo nicht die möglichst ergiebige Holzproduktion im Vordergrund steht, entstehen über die Jahrzehnte an alten Bäumen die für Urwaldreliktarten und gefährdete Arten notwendigen Habitatstrukturen. Sie waren einst auch flächig im Wald vorhanden, als dessen Wert nicht nach dem Holz, sondern sprichwörtlich nach den Schinken bemessen wurde, die dort (durch Weidewaldwirtschaft mit Schweinen und Rindern) produziert wurden. Der Mensch mit seinen Nutztieren stand damit lange Jahrhunderte in der Tradition der großen Pflanzenfresser, die durch ihre Tätigkeit für ein lichtes Waldbild gesorgt haben (Gerken & Görner 2012), das es auch den ausbreitungsschwachen Arten nach der postglazialen Wiederbewaldung Mitteleuropas ermöglicht hat, sich von den nicht vereisten Refugialräumen südlich der Alpen, der Balkan- und Iberischen Halbinsel bis hinauf nach Südschweden zu verbreiten. Eine umso wichtigere Aufgabe kommt also, solange die Holzproduktion im Forst das erklärte Ziel unserer Gesellschaft bleibt, dem Erhalt alter Bäume und der Schaffung von Einzelstrukturen zu. Nur so sind langfristig und ansatzweise die lichten Bestände, linearen Ausbreitungswege und eine Vernetzung aktuell geeigneter Brutbäume herstellbar, wie sie für die anspruchsvollsten der Urwaldreliktarten wie gerade für den Juchtenkäfer oder Eremit (Osmoderma eremita) mit seiner außerordentlich hohen Standorttreue und seinem geringen Ausbreitungsradius grundlegend sind.

Die ältesten Bäume im bewirtschafteten Wald und damit die herausragenden Biotope mit den seltensten Habitatstrukturen befinden sich heute oft an Wald- oder Wegrändern, sodass es umso wichtiger ist, sie gegenüber dem Verkehrssicherungsdruck zu erhalten und unvermeidliche Verkehrssicherungsmaßnahmen so konservativ wie möglich, und das im eigentlichen, „bewahrenden“ Wortsinne, zu gestalten.

Angesichts der hier angerissenen Zahlenbeispiele sieht sich der Waldbewirtschafter mit einer Fülle von Arten konfrontiert, die er weder kennt noch deren spezifische Ansprüche er unterscheiden kann. Wo verstärkt mit der Wahrscheinlichkeit geschützter oder gefährdeter Käferarten zu rechnen ist, stellt zum Beispiel Wurst (2011a) zusammen. Mit der Erhaltung von Habitatstrukturen gerade in Bereichen mit Altbäumen kann allgemein formuliert werden, dass auch die sie besiedelnden Arten erhalten bleiben, ja sogar gefördert werden können. Wenn über Jahrzehnte hinweg fortwährende Schnittarbeiten in einem Baumbestand durchgeführt worden sind, kommt es dort unweigerlich zu einer Anhäufung seltener Strukturen. Der Höhlenreichtum in Parkanlagen mit dieser Baumpflegepraxis ist daher buchstäblich übernatürlich und stellt so in der Tat ein echtes Ersatzbiotop vor allem für verlorengegangene flussbegleitende Wälder dar, wenn sie im (historischen) Aktionsradius der dort ursprünglich lebenden Arten liegen (Wurst 2011b). Daher ist es das erklärte Ziel dieser Arbeit, solche Habitatstrukturen aufzuzeigen und ihre Bedeutung für geschützte Arten zu würdigen. Die genannten Strukturen sind beispielhaft und keineswegs vollständig, sie werden ganz bewusst per se und nicht in Abhängigkeit von der Baumart dargestellt, da anders als bei phyllophagen Arten der Anteil der nicht wirtsartspezifischen Struktursiedler unter den holzbewohnenden Käferarten sehr hoch ist, worauf auch Köhler (2000) hinweist. Ein prominentes Beispiel für eine wirtsspezifische holzbewohnende Käferart ist dagegen der Heldbock (Cerambyx cerdo), der in Mitteleuropa lediglich an heimischen Eichenarten vorkommt, die er durch die Fraßtätigkeit seiner Larven für eine ganze Nachfolgergesellschaft aufschließt (Buse et al. 2007, 2008). Kombinationen mehrerer Strukturen an Bäumen sind selbstverständlich möglich.

Die folgende Aufzählung der Einzelstrukturen entlang des Zersetzungsgradienten, von oberflächlich bis hin zum zerfallenen Totholz, ist an die aktuelle Bestimmungsliteratur angelehnt (Wurst 2012):

Oberflächliche Läsionen und abgestorbene Bereiche/Hölzer

Rindenschäden, Sonnenbrand, Frostrisse

Überall dort, wo die schützende Barriere der Borke unterbrochen ist, bilden sich Eintrittspforten für holzbesiedelnde Arten, die sich zumeist auf die dann abgestorbenen Bereiche des Baumes beschränken. Nicht selten überwallt ein Baum die Läsionen und bildet vielleicht sogar im Laufe von Jahrzehnten eine größere Stammhöhle aus, je nach Anwesenheit und Art holzzersetzender Pilze. Überwiegende Bewohner sind die sogenannten Frischtotholzbesiedler (Schmidl & Bussler 2004) unter den Käfern, was für die meisten Pracht- und viele Bockkäfer zutrifft; stehen Borkenplatten über, können sich auch an jüngeren Bäumen bereits Quartiere von Fledermäusen befinden.

Abb. 1: Buche mit Rindenschäden.

Blitzrinnen

Im gesteigerten Maße gelten die genannten Feststellungen auch für Blitzrinnen, die für holzbesiedelnde Arten umso interessanter sind, je großflächiger eine Läsion auftritt und je weniger die Holzoberfläche durch Verwitterung zersetzt wird. Eine großflächige, sonnenexponierte Blitzrinne hat demzufolge die „besten“ Habitateigenschaften. Bilden sich Mulmtaschen an überlappenden Bereichen und an den Zuwachszonen überwallender Stellen, ist hier zusätzlich mit verschiedenen Mulmhöhlensiedlern zu rechnen (z. B. Rosenkäferarten).

Anfahr-, Mäh- oder Rückeschäden

Hier darf sich der Mensch, plakativ gesprochen, in der Tradition von Auerochse, Wisent und Rothirsch sehen, die einst durch ihre Schäl- und Fegetätigkeit vergleichbare Strukturen geschaffen haben. Ein schönes aktuelles Beispiel hierfür findet sich an alten Buchen im Schlosspark Waldleiningen im Odenwald. Sie stellen ideale Initiale für die seltensten aller besprochenen Strukturen, die Stammfußhöhlen als Lebensraum für einige Urwaldrelikte mit enger spezifischer Bindung an solche Strukturen, dar – sofern ein Baum mit stammbasisnahen Beschädigungen die Möglichkeit, d. h. ausreichend Zeit, erhält, sie zu entwickeln. Die FFH-Art Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus), der Bluthals-Schnellkäfer (Ischnodes sanguinicollis) oder der Pechbeinige Mehlwurmkäfer (Neatus picipes) sind solche Beispiele.

Abb. 2: Eiche mit großflächiger Blitzrinne.

Schnittstellen, Kappstellen, Kopfbäume

Sie sind die ökologisch gesprochen idealen Strukturen, um möglichst rasch große Ast- und Stammhöhlungen zu erzeugen. Nicht zuletzt deswegen sind beispielsweise auch Kopfweiden als herausragende Höhlenbildner lange Zeit die idealen Trittsteine für Arten mit geringen Aktionsradien entlang von Bachläufen gewesen, an denen sie gezielt gepflanzt und geschaffen worden sind (Braun & Konold 1998). Als Fällalternative ist die gezielte Schaffung von Kopfbäumen eine gut geeignete Möglichkeit, wertvolle Habitatstrukturen zu erhalten. Historische Grenzbäume waren oft solche Kopfbäume, und gerade auch Eichen scheinen hierfür gut geeignet, wenn der Kopfschnitt in der Vegetationsperiode erfolgt, ein schönes Beispiel bilden die alten Kopfeichen am Hetzleser Berg in Oberfranken (Schmidl 2000).

Abb. 3: Hainbuche als Kopfbaum.

Alte Pflegeschnitte

Auch die stammparallel ausgeführten Pflegeschnitte können, spätestens wenn der Baum beginnt sie von den Rändern zu überwallen, herausragende Habitatstrukturen darstellen; die „Halbhöhlensituation“ kommt einigen Arten zugute, und im harten Holzspiegel findet sich zum Beispiel regelmäßig der seltene Rosthaarbock (Anisarthron barbipes).

Lose Rindenplacken

Wenn durch Fraßtätigkeit von Großkäferarten wie dem Heldbock (Cerambyx cerdo), der als Strukturbereiter in Alteichen (Buse et al. 2008; Neumann & Kühnel 1985) durch seine daumenstarken Larvenfraßgänge gilt, sich größere Rindenplacken in vitalitätsgeschwächten Kronenbereichen lösen, bilden diese eine ideale Habitatstruktur für zahlreiche Fledermausarten. Es ist sogar belegt, dass Zwerg- und Mückenfledermäuse sowie Bartfledermäuse Unterschlupf in den Larvengängen selbst suchen. Andere Bockkäferarten erzeugen im Zusammenspiel mit der Witterung ebenfalls lose Rindenplacken (z. B. Pyrrhidium sanguineum oder die Plagionotus-Arten), oder sie werden durch Pilztätigkeit förmlich abgesprengt.

Vitalitätseinbußen

Kronenabbrüche, Ersatzkronen

Sie stellen das natürliche Gegenstück zum Kopfbaum dar und bieten gegenüber diesen künstlichen Gebilden eine wesentliche höhere Bandbreite an Klein- und Kleinststrukturen, die wiederum von einer größeren Anzahl holzbewohnender Insekten genutzt werden kann. Wenn etwa der Baum nach Sturmwipfelbruch eine Ersatzkrone bildet und der Rest des ehemaligen Stammes oberhalb des ehemaligen Kronenasts abstirbt, ist auf engstem Raum eine Fülle von Habitatstrukturen vorhanden. Es sind solche Kombinationen, an denen auch heute noch an einer einzelnen Eiche sieben Urwaldreliktarten vorkommen können (eigene Beobachtungen an 300-jähriger Eiche bei Karlsruhe) – es sind dies dort unter anderem Heldbock (Cerambyx cerdo), Eckschildiger Glanzprachtkäfer (Eurythyrea quercus), Pechbeiniger Mehlwurmkäfer (Neatus picipes), Lappenfuß-Schnellkäfer (Podeonius acuticornis) und Rothalsiger Blütenwalzenkäfer (Dermestoides sanguinicollis). Wie viele dieser Arten gleichzeitig auf Eichenriesen wie der sogenannten Kaisereiche (Carski Hrast) bei Travnik in Bosnien mit fast 18 m Stammumfang noch in den 1980er-Jahren (heute befindet sich im verbliebenen gewaltigen Stumpf eine Kapelle) vorgekommen sein mögen, bleibt nur zu erahnen.

Abb. 4: Eiche mit Ersatzkrone.

Wipfeldürre, Totäste

Sie stellen die buchstäblich „herausragenden“ Habitatstrukturen dar, die im Wipfelbereich der Bäume aufgrund ihrer Sonnenexposition vor allem für wärmeliebende Arten unter den Pracht- und Bockkäfern eine wichtige Lebensraumrequisite sind. Ihre Entfernung vernichtet daher gerade den Lebensraum der baumwipfellebenden (akrodendrischen) Holzkäferfauna, der nicht durch eine bodennahe Lagerung herabgenommener Äste vorübergehend erhalten werden kann.

Totbaum und Hochtorso

So sehr auch der Begriff „Totholz“ in aller Munde ist, so irreführend ist er zugleich. Denn die eigentlich wertvollen Habitatstrukturen weisen in der Regel Bäume auf, die zwar Absterbeerscheinungen haben, aber noch leben. Ist ein Baum völlig abgestorben, hat er bereits seinen Zenit als Lebensstätte, gemessen an der Artenzahl, überschritten. Das heißt aber nicht, dass nicht noch einige holzbewohnende Käferarten oder Fledermäuse hier Unterschlupf- oder Entwicklungsmöglichkeiten fänden, unter den Käfern sind dies dann die echten Totholzbewohner, wie z. B. der Körnerbock (Aegosoma scabricorne), der Hirschkäfer (Lucanus cervus) an unterirdischen Teilen oder Raritäten unter den Prachtkäfern wie Eurythyrea quercus. Eine frisch abgestorbene Heldbockeiche kann auch, aufgrund der langen Entwicklungszyklen holzbewohnender Käfer, noch über weitere fünf Jahre hinweg schlüpfende Heldböcke „liefern“, nur wird eine Neubelegung mit Eiern aus Mangel an lebendem Kambiumgewebe nicht mehr stattfinden. Ein Hochtorso, sei er geschaffen durch Sturmeinwirkung oder durch Menschenhand, ist demgegenüber eine noch weiter reduzierte Form einer Habitatstruktur, die dementsprechend noch weniger Arten als Lebensstätte dienen kann. Diesen ahmt als eine Schadensminimierungsmaßnahme bei unvermeidbaren Verkehrssicherungsmaßnahmen die Totholzpyramide nach (Wurst 2011a). Für mulmhöhlensiedelnde Arten ist diese Maßnahme nicht als Kompensation geeignet, kann aber unter naturschutzfachlicher Begleitung als zeitweilige Schadensminimierung diskutiert werden (Lorenz 2012).

Abb. 5: Hochtorso einer Pappel.

Stubben und Baumstümpfe

Ihr Anteil in Sekundärbiotopen wie Park- und Schlossgartenanlagen ist in der Regel (zu) gering, da noch immer Stubben ausgefräst werden, um in der Nähe Pflanzlöcher für Ersatzbäume anzulegen. Grundsätzlich sind sie als geeignete Habitatstrukturen zwar nur für einen geringen Teil an Arten interessant, die jedoch durchaus artenschutzrechtlich relevant sind, z. B. die Hirschkäferarten. Die Erhaltung und Belassung solcher Strukturen bis zur völligen Zersetzung ist gerade deshalb jedoch unbedingt sinnvoll.

Faulstellen

Höhlen: Stammfußhöhlen, Schlitzhöhlen, Stammhöhlen, Zwieselausbrüche, Astausbruchhöhlen, Spechthöhlen

So negativ auch der „kranke, hohle Baum“ beleumundet sein mag, feststeht: Er ist das Paradepferd unter den Habitatstrukturen und unter Wirtschaftswaldverhältnissen eine sehr seltene Struktur obendrein. Die Königskrone gebührt dabei der seltensten aller Strukturen überhaupt, der Stammfußhöhle (beispielhaft ermittelt, fanden sich nur etwa 0,0026 Stammfußhöhlen/ha in einem knapp 3000 ha großen regulär bewirtschafteten Waldgebiet in Nordbaden [Lußhart], nach eigenen Beobachtungen), dann folgen als „nächsthäufigere“ Strukturen die echten Mulmhöhlen (beispielhaft ermittelt konnten in einem 60 ha großen Waldgebiet im Spessart 0,07/ha und immerhin 0,82 Spechthöhlen/ha aufgefunden werden, nach Bussler, pers. Mitteilung (2009)). Inwieweit diese regionalen Daten den Anspruch vertreten dürfen, in irgendeiner Weise repräsentativ zu sein, bleibt ungeklärt, da bislang zusammenfassende Daten zu diesem Thema fehlen; sie spiegeln jedoch zumindest die für gewisse Gebiete ermittelten absoluten Häufigkeiten (oder besser Seltenheiten) aufgefundener Strukturen wider. Demgegenüber weisen alte Hudewaldreste, die in hohem Maße alten Parkanlagen ähneln, nach eigenen beispielhaften Beobachtungen aus Baden-Württemberg auf 178 ha 0,73 Mulmhöhlen/ha auf, wovon 80 % Großhöhlen aus Starkastausbrüchen oder Stammhöhlen darstellen (Rot- und Schwarzwildpark Stuttgart). Dies spiegelt ungefähr die wahre Dimension unter urwaldähnlichen Bedingungen wider, wie sie in Bezug auf künstlich induzierte Großhöhlen auch durchaus in Parkanlagen und Alleen zu finden sind. Diese Kumulation an anderwärts seltenen Habitatstrukturen unterstreicht noch einmal anschaulich die aktuelle Bedeutung solcher Sekundärbiotope. Was die Artenzahl anbelangt, werden hinsichtlich ihrer Gildenzuordnung 44 mulmhöhlenbesiedelnde Arten Mitteleuropas bei Schmidl & Bussler