Praxisratgeber: Von der SIS® zur Maßnahmenplanung - Stefanie Hellmann - E-Book

Praxisratgeber: Von der SIS® zur Maßnahmenplanung E-Book

Stefanie Hellmann

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Beschreibung

Viele ambulante und (teil-)stationäre Pflegedienste und -einrichtungen haben bereits auf die neue Pflegedokumentation umgestellt. Dabei wird der gesamte Pflegeprozess auf der Basis der Strukturierten Informationssammlung (SIS ®) geplant. Die SIS bestimmt auch die Maßnahmenplanung, das Wer, Was, Wie, Wo und Wann der pflegerischen Interaktionen. Das gesamte Pflegeteam ist darauf angewiesen, dass die Maßnahmen individuell, konkret und zielgerichtet formuliert werden. Dieses Buch zeigt, wie man von der SIS ® zur Maßnahmenplanung gelangt. Egal ob Sie (teil-)stationär, stationär oder ambulant gearbeitet wird: Hier findet man viele Praxisbeispiele und Formulierungstipps für die tägliche Arbeit. Auf den Punkt gebracht: Strikt praktisch: die Maßnahmenplanung mit Formulierungstipps. Konsequent teamorientiert: Schreiben für den Pflegeprozess. Immer individuell: Von der Aussage zur Formulierung.

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Stefanie Hellmann ist Diplom-Pflegewirtin (FH), Dozentin, Auditorin, Heimleiterin und staatlich examinierte Altenpflegerin.

Rosa Rößlein ist Gerontologin (M. Sc.), Diplom-Pflegewirtin (FH), Mitarbeiterin beim MD Bayern sowie Altenpflegerin und Gesundheitsund Krankenpflegerin.

» Der Gedanke, den ich formuliere, ist der Weg, auf dem ich mich bewegen werde.«

KARL-HEINZ KARIUS

pflegebrief

– die schnelle Information zwischendurch Anmeldung zum Newsletter unter www.pflegen-online.de

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8426-0862-7 (Print)ISBN 978-3-8426-9110-0 (PDF)ISBN 978-3-8426-9111-7 (EPUB)

© 2022 Schlütersche Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover, www.schluetersche.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Alle Angaben erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Autoren und des Verlages. Autorinnen und Verlag haben dieses Buch sorgfältig erstellt und geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus in diesem Buch vorgestellten Erfahrungen, Meinungen, Studien, Therapien, Medikamenten, Methoden und praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen. Insgesamt bieten alle vorgestellten Inhalte und Anregungen keinen Ersatz für eine medizinische Beratung, Betreuung und Behandlung. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in diesem Buch gelegentlich die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich Personenbezeichnungen gleichermaßen auf Angehörige des männlichen und weiblichen Geschlechts sowie auf Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.Etwaige geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Daraus kann nicht geschlossen werden, dass es sich um freie Warennamen handelt.

Lektorat: Claudia Flöer, Text & Konzept FlöerCovermotiv: PantherMedia – fantazistaCovergestaltung und Reihenlayout: Lichten, Hamburg

Inhalt

Vorwort

1Die Strukturierte Informationssammlung (SIS®)

1.1SIS®

1.2Aufbau der SIS® im Überblick

1.2.1Die Strukturierte Informationssammlung (SIS®) und das Begutachtungsinstrument (BI) – Element 1

1.2.2Die Maßnahmenplanung bzw. Tagesstruktur – Element 2

1.2.3Das Berichteblatt – Element 3

1.2.4Die Evaluation – Element 4

2Varianten zur Strukturierung der Maßnahmenplanung

2.1Maßnahmenplanung stationär, Tagespflege bzw. Kurzeitpflege – Varianten

2.1.1Variante 1: Stationär – Themenfelder kompakt

2.1.2Variante 2: Stationär, Kurzzeitpflege bzw. Tagespflege – Tagesstruktur kompakt

2.1.3Variante 3: Stationär bzw. Tagesstruktur rational

2.1.4Variante 4: Maßnahmenplanung ambulant

3Fallbeispiele zur Maßnahmenplanung bzw. Tagesplanung

3.1Fallbeispiele aus dem stationären Bereich

3.1.1Herr W. ist ruhelos und spricht nicht viel

3.1.2Herr S. war immer aktiv

3.1.3Frau R. kommt nach dem Krankenhausaufenthalt nicht mehr nach Hause

3.2Fallbeispiele Tagespflege

3.2.1Frau H. möchte ihre Kinder entlasten

3.2.2Frau S. ist am Ende ihrer Kräfte

3.3Fallbeispiele aus der ambulanten Pflege

3.3.1Frau G. möchte zu Hause wohnen bleiben

3.3.2Familie P. und der zweite Schlaganfall

3.4Fallbeispiele Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege

3.4.1Frau K. hat sich für einen Kurzzeitpflegeaufenthalt entschieden

3.4.2Herr M. kam nach einem Sturz in die Kurzzeitpflege

4Formulierungshilfen

4.1Formulierungshilfen – pflegefachliche Einschätzung der Themenfelder

4.1.1Themenfeld 1 – Kognition und Kommunikation/ Modul 2 und 3 BI

4.1.2Themenfeld 2 Mobilität und Beweglichkeit/ Modul 1 BI

4.1.3Themenfeld 3 Krankheitsbezogene Anforderungen & Belastungen/Modul 5 BI

4.1.4Themenfeld 4 Selbstversorgung/Modul 4 des BI

4.1.5Themenfeld 5 Leben in sozialen Beziehungen/ Modul 6 und 7 des BI

4.1.6Themenfeld 6 Haushaltsführung/Wohnen/ Häuslichkeit/Modul 8 des BI

4.2Formulierungshilfen Maßnahmenplanung

4.2.1Themenfeld 1 Kognition und Kommunikation/ Modul 2 und 3 des BI

4.2.2Themenfeld 2 Mobilität und Beweglichkeit/ Modul 1 des BI

4.2.3Themenfeld 3 Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen/Modul 5 des BI

4.2.4Themenfeld 4 Selbstversorgung/Modul 4 des BI

4.2.5Themenfeld 5 Leben in sozialen Beziehungen/ Modul 6 des BI

4.2.6Themenfeld 6 Haushaltsführung/Wohnen/ Häuslichkeit/Modul 8 des BI

Literatur

Register

Vorwort

Die Anforderungen an die Pflegedokumentation und die Anzahl an Formularen hat in der Vergangenheit kontinuierlich zugenommen. In den zurückliegenden Jahrzehnten beruhten viele Dokumentationssysteme auf dem ATL- oder AEDL-Modell. Nach jedem Expertenstandard kamen weitere Assessments oder Screenings hinzu, die ebenfalls ausgefüllt werden mussten. Vor dem Hintergrund von haftungsrechtlichen Ansprüchen im Schadensfall, unzufriedener Kunden und von Anforderungen externer Prüfinstitutionen entstand so ein schier unübersichtlicher Berg an Formularen, den die Mitarbeiter zu bearbeiten und zu aktualisieren hatten.

Deshalb mussten in jeder Schicht umfangreiche Pflegeplanungen mit vielen Leistungen und dementsprechenden Durchführungsnachweisen mehrmals täglich abgezeichnet werden. Bei den Mitarbeitern entwickelte sich das ungute Gefühl, mit ihrer Arbeit nicht mehr fertig zu werden und darüber hinaus auch noch den Kontakt zu den Bewohner*innen zu verlieren.

Die Zeit war also mehr als reif für eine Rückbesinnung auf eine Pflegedokumentation, die als Kommunikationsinstrument für die Pflege dient – genau diese Rückbesinnung liefert das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation.

Nach den Grundprinzipien des Strukturmodells soll

• die fachliche Kompetenz der Pflegefachkräfte sowie die Konzentration auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person gestärkt werden,

• das pflegewissenschaftliche Fundament eines personenzentrierten Ansatzes und die Erfassung pflege- und betreuungsrelevanter biografischer Aspekte im Rahmen der Themenfelder der SIS® zugrunde gelegt werden,

• die übersichtliche Darstellung zur Einschätzung pflegerischer Risiken und Phänomene in einem eigens hierfür entwickelten Instrument als Bestandteil der SIS® stattfinden,

• sich der Pflegebericht inhaltlich auf Abweichungen von regelmäßig wiederkehrenden Maßnahmen der Grundpflege und Betreuung beschränken.

Dies alles stellt die Pflegekräfte vor neue Herausforderungen. Es geht nicht nur um die Einführung einer neuen Pflegedokumentation, sondern um ein grundsätzliches Umdenken im gesamten Pflegeprozess. Wir sind davon überzeugt, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit dieser schlanken Form der Dokumentation Ihre fachliche Kompetenz im Rahmen des Pflegeprozess künftig besser einbringen können.

Wichtig ist, dass Sie sich und Ihre Mitarbeiter auf die Einführung der SIS® gut vorbereiten und schulen. In diesem Buch vermitteln wir Ihnen die Grundstruktur des Strukturmodells. Anhand vieler Praxisbeispiele aus den Bereichen ambulante, stationäre und teilstationäre Pflege konkretisieren wir die Themenfelder und Maßnahmen/Tagesplanungen. Den Themenfeldern der SIS® stellen wir die entsprechenden Module des »Begutachtungsinstrument (BI)« gegenüber. All dies sind Anregungen und Impulse für Ihre praktische Arbeit.

Gestatten Sie uns einen wichtigen Hinweis: Selbstverständlich muss jede Formulierung an die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des Pflegebedürftigen angepasst werden!

Aktuelles Wissen – konkret aufbereitet

• Basiswissen zur Strukturierten Informationssammlung (SIS®)

• SIS® konkret: Fallbeispiele aus den Bereichen ambulante, stationäre und teilstationäre Pflege inklusive Themenfelder und Formulierungen für die Maßnahmenplanung/Tagesstruktur.

1 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS®)

Warum SIS®? Der Anlass für die Entwicklung der Strukturierten Informationssammlung (SIS®) war die unablässige Kritik der Pflegeeinrichtungen an der überhandnehmenden Pflegedokumentation im Pflegealltag. Auf Initiative der Bundesregierung erfolgte die Entwicklung einer schlanken Pflegedokumentation, die den vielfältigen Anforderungen der unterschiedlichen Leistungsbereiche (ambulant, stationär und teilstationär) endlich gerecht wird. Daraus entstand das »Strukturmodell zur Neuausrichtung der Pflegedokumentation«, das aus vier Elementen besteht:1

1. Strukturierte Informationssammlung

2. Maßnahmenplanung

3. Berichteblatt

4. Evaluation

1.1SIS®

Es ist das erklärte Ziel der entbürokratisierten Pflegedokumentation, den Dokumentationsaufwand in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie Tagespflegen deutlich zu reduzieren. Außerdem geht es darum, die pflegefachliche Kompetenz zu betonen und konsequent die Perspektive der pflegebedürftigen Person einzunehmen.2 Dieser Ansatz beruht auf dem vierphasigen Pflegeprozess analog der WHO.3

Abb. 1: Das Vier-Phasenmodell der WHO

Das Strukturmodell wurde wissenschaftsbasiert entwickelt. Es ist »sorgfältig fachlich wie juristisch abgewogen worden«.4 Die Pflegedokumentation kann auf ein spezielles Pflegemodell ausgerichtet werden – dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Im Mittelpunkt stehen der personenzentrierte Ansatz und das Vertrauen in die Fachkompetenz der Pflegenden. Konkret bedeutet dies:

• Teilhabe des Pflegebedürftigen durch aktive Ansprache und Einbeziehung.

• Anbahnung einer Beziehung mit dem Pflegebedürftigen durch Verständigung über die zukünftige Betreuung und Pflege.

• Berücksichtigung des individuellen Lebensumfeldes des Pflegebedürftigen.

Die Pflegedokumentation ist also auf die wesentlichen Aspekte reduziert worden, damit mehr Zeit für die eigentliche Pflege und Betreuung verbleibt. Basis ist die Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der Pflegebedürftigen.

Die vereinfachte Pflegedokumentation ermöglicht es den Pflegenden, sich schneller und zielgerichteter über die Gesamtsituation eines Pflegebedürftigen zu orientieren. Pflegerische Risiken und Phänomene sowie Veränderungen der Situation des Pflegebedürftigen können dadurch frühzeitiger erkannt werden. Im Pflegeprozess erfolgt insofern ein Paradigmenwechsel weg von den AEDL und ATL.

1.2Aufbau der SIS® im Überblick

Bereits bei der ersten Kontaktaufnahme mit der Pflegeeinrichtung bzw. im Rahmen des Erstgesprächs kommt die SIS® zum Einsatz. Sie ist der Einstieg in den Pflegeprozess. Im Fokus steht die Sichtweise der pflegebedürftigen Person.

Die pflegefachliche Einschätzung der Situation erfolgt – auf der Basis der fünf wissenschaftsbasierten Themenfelder – durch die Pflegefachkraft. Die Themenfelder werden mit den sich daraus ergebenden Risiken in Form der Risikoeinschätzungsmatrix verknüpft. Weitere Aspekte zur Haushaltsführung (ambulant) und Wohnen/Häuslichkeit (stationär) komplettieren als sechstes Feld die Situationseinschätzung.

Abb. 2: Der Prozess der Gesprächsführung.

Fazit

Durch die Integration der Perspektive der pflegebedürftigen Person und ggf. der Angehörigen mit der pflegefachlichen Einschätzung entsteht ein Verständigungsprozess, der die Basis für die pflegerische Maßnahmenplanung bildet.

Im Pflegeverlauf werden die Inhalte der SIS® in Pflegevisiten und Fallbesprechungen zur Aktualisierung aufgegriffen. Das Strukturmodell zur Steuerung des Pflegeprozesses gliedert sich in vier Elemente:

1. Einstieg in den Pflegeprozess mithilfe der SIS® (Sichtweise pflegebedürftige Person/6 Themenfelder zur fachlichen Einschätzung durch die Pflegefachkraft, Risikomatrix),

2. Maßnahmenplanung auf der Grundlage der Erkenntnisse aus der SIS® (individuelle Pflege- und Betreuungsmaßnahmen),

3. Berichteblatt mit dem Fokus auf Abweichungen von regelmäßig wiederkehrenden Pflege- und Betreuungsabläufen sowie aktuelle Ereignisse,

4. Evaluation (mit Fokus auf Erkenntnissen aus der SIS®, Maßnahmenplanung, Berichteblatt, Pflegevisite, Fallbesprechungen, ärztliche Anordnungen/ Verordnungen, Evaluationsdaten im Kontext der Risikoeinschätzung).

Abb. 3: Die vier Elemente des Strukturmodells.

1.2.1Die Strukturierte Informationssammlung (SIS®) und das Begutachtungsinstrument (BI) – Element 1

Die SIS® bildet die Basis für den Einstieg in den Pflegeprozess. Ausgangspunkt ist die Darstellung der Sichtweise der pflegebedürftigen Person (ggf. der Angehörigen) zur konkreten Lebens- und Pflegesituation und ihren Wünschen und Bedarfen an Hilfe und Unterstützung. Anschließend wird der Verständigungsprozess zwischen der pflegebedürftigen Person und der Pflegefachkraft mit ihrer fachlichen Einschätzung herausgearbeitet und aufgezeigt. Die gezielte Einbeziehung beider Sichtweisen bildet die Grundlage der pflegerischen und betreuenden Maßnahmen.

Die SIS® untergliedert sich in mehrere Themenfelder:

Feld A:

• Allgemeine Daten wie Name und Geburtsdatum des Pflegebedürftigen, Datum des Gesprächs.

Feld B:

• Einstiegsfragen:

– Was bewegt Sie im Augenblick?

– Was benötigen Sie?

– Was können wir für Sie tun?

– Tages- und Kurzzeitpflege:

– Warum kommen Sie zu uns?

Originalton des Pflegebedürftigen zu seiner Sichtweise der Situation oder falls erforderlich Einbeziehung von Angehörigen/Freunden zu seinen Vorstellungen zum Hilfebedarf, ggf. Ängsten, Befindlichkeiten, Bedürfnissen, Gewohnheiten, Wünschen, Unterstützungsbedarf, Selbstständigkeit bzw. Erhaltung und Förderung der Selbstständigkeit – also die »Perspektiven des Pflegebedürftigen«. Durch das Zitieren des Originaltons soll die Individualität und Wertschätzung gegenüber dem Pflegebedürftigen betont werden.

Feld C1:

• Fachliche Perspektive und Aushandlungsprozess mit dem Pflegebedürftigen. Dies erfolgt in einer Gliederung mit sechs pflegebezogenen Themenfeldern in Anlehnung an das BI.

• Hinweise zur praktischen Anwendung der Themenfelder:

– Nutzen Sie alle Felder zur pflegefachlichen Einschätzung. Für den Gesprächsverlauf können Sie sich an den Leitfragen orientieren. Wichtig: beachten Sie hierbei immer die individuelle Situation der pflegebedürftigen Person.

– Die Ergebnisse der Verständigung zwischen Ihnen und der pflegebedürftigen Person sind zu dokumentieren.

– Hier können sie ebenso pflegerelevante biografische Informationen und ebenso unterschiedliche Einschätzungen zwischen den Gesprächspartner zur Pflege- und Betreuungssituation dokumentieren.

Feld C2:

• Matrix zur Risikoeinschätzung5 → Initialassessment

• Erste fachliche Beurteilung der relevanten Risiken und Phänomenen der pflegebedürftigen Person durch die Pflegefachkraft im Abgleich mit den Ergebnissen in den sechs Themenfeldern.

• Bei der Risikomatrix erfolgt die Einschätzung mit ja oder nein. Bei Nein ist die Risikoeinschätzung abgeschlossen. Bei ja folgt ein vertieftes Assessment und die Planung von prophylaktischen Maßnahmen.

Abb. 4: Checkliste der Pflegefachkraft vor Abzeichnung der SIS®.

Aufbau und Inhalte der Themenfelder

In der SIS® wird die fachliche Perspektive in sechs pflegebezogenen Themenfeldern erfasst, deren Struktur den Themenfeldern des BI ähnelt.

Tab. 1: Themenfelder der SIS® im Überblick

Themenfeld

Ambulant/Tagespflege

Stationär

1

Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

2

Mobilität und Beweglichkeit

3

Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

4

Selbstversorgung

5

Leben in sozialen Beziehungen

6

Haushaltsführung

Wohnen/Häuslichkeit

Die Bezeichnungen der sechs Themenfelder der SIS® lehnen sich an die Bezeichnungen der BI-Module (Tab. 2) an. Mit dem Begutachtungsinstrument wird der Grad der Selbstständigkeit der antragstellenden Person im Rahmen der Feststellung der Pflegebedürftigkeit ermittelt. Wohingegen mit dem Konzept der SIS® geklärt wird, wie daraus ableitbare Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit überwunden, reduziert oder ausgeglichen werden können. Das Strukturmodell bezieht sich folglich auf den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff.

Tab. 2: Themenfelder der SIS® und Module des BI im Vergleich

Themenfelder der SIS®

Module des BI

2 Mobilität und Beweglichkeit

1 Mobilität

1 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Kein eigenes Themenfeld

3 Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

4 Selbstversorgung

4 Selbstversorgung

3 Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

5 Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen und Belastungen

5 Leben in sozialen Beziehungen

6 Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

6 Wohnen/Häuslichkeit (stationär); Haushaltsführung (ambulant)

7/8 Außerhäusliche Aktivitäten und Haushaltsführung

Nachfolgend sehen Sie eine Gegenüberstellung der sechs Themenfelder der SIS und den BI-Modulen sowie einen Hinweis zu dem dazugehörigen Expertenstandard.

SIS® Themenfeld 1 – Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Leitgedanken zum Themenfeld 1

Im Themenfeld 1 geht es um die Beschreibung von kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten und Beeinträchtigungen, herausfordernden Verhaltensweisen und psychischen Problemlagen. Dazu gehören auch die Handlungs- und Gestaltungsspielräume und die Interaktion der pflegebedürftigen Person. Nicht zu vergessen sind die Sichtweise, die Aussagen der pflegebedürftigen Person zu diesen Aspekten. Zu beachten ist, dass Beeinträchtigungen der kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten sich oft auf andere Lebensbereiche auswirken.6

Leitfrage

»Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich zeitlich, persönlich und örtlich orientieren und zu interagieren sowie Risiken und Gefahren, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu erkennen?«7

Tab. 3: Themenfeld 1 und BI-Module in Stichpunkten (Auszug der SIS® und den BRI – Begutachtungsrichtlinien)

SIS® Themenfeld 1

Bl-Module

Kognition und Kommunikation

• Orientierung: zeitlich, örtlich, persönlich

• Risiken/Gefahren erkennen

• Herausforderndes Verhalten erkennen

• Mehrschrittige Alltagshandlungen ausführen

• Entscheidungen im Alltagsleben treffen

• Sachverhalte/Informationen verstehen

• Fähigkeit elementare Bedürfnisse mitteilen

• Bitten/Aufforderungen verstehen

• Sich an einem Gespräch beteiligen

Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

• Erkennen von Personen aus der näheren Umgebung

• Örtliche/zeitliche Orientierung

• Erinnern an wesentliche Ereignisse oder Beobachtungen

• Steuern von mehrschrittigen Alltags­handlungen

• Treffen von Entscheidungen im Alltag Verstehen von Sachverhalten und Informationen

• Erkennen von Risiken und Gefahren

• Mitteilen von elementaren Bedürfnissen

• Verstehen von Aufforderungen

• Beteiligen an einem Gespräch

 

Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

• Motorisch geprägte Verhaltens­auffälligkeiten

• Nächtliche Unruhe

• Selbstschädigendes und autoaggressives Verhalten

• Beschädigen von Gegenständen

• Physisch aggressives Verhalten gegen­über anderen Personen

• Verbale Aggression

• Andere pflegerelevante vokale Auffällig­keiten

• Abwehr pflegerischer oder anderer unterstützender Maßnahmen

• Wahnvorstellungen

• Ängste

• Antriebslosigkeit bei depressiver Stimmungslage

• Sozial inadäquate Verhaltensweisen

• Sonstige pflegerelevante inadäquate Handlungen

Wichtig

• Besteht ein relevantes Risiko, muss es in diesem Themenfeld beschrieben sein (wie z. B. nächtliche Unruhe, Hin- und Weglauftendenz).

• Ein Risiko gilt nur dann als kompensiert, wenn im Themenfeld ersichtlich wird, wodurch das Risiko ausgeglichen ist.

• Der Expertenstandard »Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz« ist miteinzubeziehen.

SIS® Themenfeld 2 – Mobilität und Beweglichkeit

Leitgedanken zum Themenfeld 2

Im Themenfeld 2 wird die Mobilität und Bewegung der pflegebedürftigen Person beurteilt. Welche Möglichkeiten hat die pflegebedürftige Person sich zu bewegen, um am Alltagsgeschehen teilzuhaben, um Anregung zu erfahren, den Tag so zu gestalten wie man möchte? Zu beachten ist, dass Verluste in der Mobilität oft mit einer Abnahme der Selbstständigkeit und einer zunehmenden Abhängigkeit von anderen einhergehen. Folglich ist es wichtig sich zu überlegen, wie kann Mobilität und Aktivität gefördert werden.8

Leitfrage

»Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich frei und selbstständig innerhalb und außerhalb der Wohnung bzw. des Wohnbereichs, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu bewegen?«9

Tab. 4: Themenfeld 2 und BI-Module in Stichpunkten (Auszug der SIS® und den BRI)

SIS® Themenfeld 2

Bl-Modul

Mobilität und Bewegung

• Fortbewegung über kurze Strecken

• Fähigkeit zur Fortbewegung

• Lageveränderung des Körpers (Positionswechsel, stabile Sitzposition, selbstständiges Aufstehen/Umsetzen, Transfers)

• Fortbewegung innerhalb des Wohn­bereichs

• Treppensteigen

• Nutzung von Hilfsmitteln

• Freiheitsentziehende Maßnahmen

Modul 1: Mobilität

• Positionswechsel im Bett

• Halten einer stabilen Sitzposition

• Umsetzen

• Fortbewegung innerhalb des Wohn­bereichs

• Treppensteigen

• Besondere Bedarfskonstellation: Gebrauchsunfähigkeit beider Arme und beider Beine

Wichtig

• Besteht ein relevantes Risiko, muss es in diesem Themenfeld beschrieben sein (z. B. Schmerzen, Sturzgefahr, Dekubitus).

• Ein Risiko gilt nur dann als kompensiert, wenn im Themenfeld ersichtlich wird, wodurch das Risiko ausgeglichen ist.

• Folgende Expertenstandards sind einzubeziehen:

– Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege,

– Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege,

– Expertenstandard Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege (freiwillige Einführung seit 02/2018 durch den erweiterten Qualitätsausschuss in der Pflege; geplant ist eine Aktualisierung mit Begleitforschung).

SIS® Themenfeld 3 – Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

Leitgedanken im Themenfeld 3